One Shots / Short Storys

    • Spoiler

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Einsatz von Cookies
    Beachten Sie zudem unsere Datenschutzerklärung: Pirateboard.net - Datenschutzerklärung

    • One Shots / Short Storys



      Hallo liebe Userinnen und User,

      Ich eröffne an dieser Stelle einfach einmal einen Thread zu One Shots und kurzen Manga (zwei, maximal drei Bände), die aufgrund ihrer Länge keinen eigenen Thread bekommen haben. Ich hatte mir die Sache so überlegt, dass ihr sowohl vorstellen, als auch diskutieren könnt. Da es eine große Anzahl an kurzen Manga gibt, die es verdient hätten zumindest einmal vorgestellt oder erwähnt zu werden, sehe ich Bedarf an einem solchen Thread.

      Damit die Diskussionen nicht zu wild durcheinander laufen und am Ende keiner mehr eine Ahnung hat, welcher Post sich auf welchen Manga bezieht, habe ich mir ein paar Regeln überlegt.

      Regeln:
      • Wenn ein Manga neu vorgestellt wird, wird der Name in der Überschrift zitiert.
      • Es werden allgemeine Informationen zu dem Manga gegeben:
        • Inhalt
        • Die eigenen Eindrücke
        • Anzahl der Bände mit welchen der Manga abgeschlossen ist.
        • Name des Mangaka
      • Wenn sich ein Post auf einen schon vorgestellten Manga bezieht, kann man die Vorstellung übergehen (muss man aber nicht) und sofort mit der Diskussion beginnen.
      • Der Titel sollte trotzdem in der Überschrift stehen
      • Bezieht sich der Post auf einen vorhergegangenen, wird dieser Post verlinkt


      ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~


      Ich möchte es mir auch nicht nehmen lassen den ersten Titel vorzustellen und fange deshalb gleich mal an. Mhmm ... welchen nehm ich denn? Ah, ich weiß schon welchen ... werde aber nur kurz darauf eingehen.


      ABARA

      ABARA ist ein in zwei Bänden abgeschlossener Manga von Tsutomu Nihei und erschien in den Jahren 2005-2006 in dem Seinen Magazin Ultra Jump. Der Name Abara stammt aus dem japanischen und bedeutet so viel wie Rippe. Nihei wurde 1971 in der Präfektur Fukushima geboren und studierte in seinem späteren Werdegang Architektur. In vielen seiner Werke nimmt die Architektur auch eine zentrale Rolle ein und der Leser bekommt gigantische Bauten präsentiert. Sein Debüt hatte Nihei im Jahre 1994 mit dem Manga BLAME!

      Abara spielt, wie fast alle von Niheis Werken, in einer post apokalyptischen Welt. Die Erde ist trostlos, düster und alles auf ihr hat einen dunklen Touch. In dieser Welt tauchen auf einmal "weiße Gauna" auf. Meschen fressende Monster, die ihre Knochen wachsen und verformen lassen, um sie als Waffen oder Schilde benutzen zu können. Eines dieser Wesen wütet in der Stadt und tötet alles was ihm über den Weg läuft. Zeitgleich, mit diesem Auftauchen, verschwindet ein Arbeiter einer Zuchtfarm und wird 50 Km entfernt neben einem toten Gauna wiedergefunden. Die Polizei verdächtigt ihn der Mörder all dieser Zivilisten und Soldaten zu sein. Es taucht eine ominöse Geheimorganisation auf, die sich bisher im Verborgenen gehalten hat und von der Regierung Unterstützung wird. Es muss verhindert werden, dass die Gaunen zu den Mausoleen,riesige Gebilde, zu gelangen und sie zu zerstören, oder der "Forbitten Cage" wird geöffnet...

      Trotz der Kürze hat Nihei es hier geschafft uns ein gutes, kurzes Werk zu präsentieren. Das Artwort ist wiedereinmal düster und bedrückend. Es wird wenig gesprochen, zwar mehr als in Blame! aber dass ist nun wirklich nicht schwer. Ähnlich wie bei anderen seiner Werke, werden nicht alle Fragen beantwortet und vieles muss sich der Leser selbst erschließen. Vor allem das Ende wirft einige interessante Aspekte auf, die man noch gut diskutieren kann. Für alle, die schon mal was von Nihei gelesen haben oder Cyberpunk mögen bekommen von mir eine klare Lese Empfehlung. Für die, die mit diesem Thema weniger anfangen können, reißt euch am Riemen, es sind ja nur zwei Bände. ;)


      Dann bin ich mal gespannt was ihr den anderen so vorstellt.
    • Mehr Asano Inio braucht das Land... (3 Werke)

      Ich habe dir, Shogun, ja versprochen hier im Thread ein paar Werke vorzustellen, die ich über die Jahre so gelesen habe und beginnen will ich dieses Mal mit einem meiner - wie vielen bekannt sein dürfte - liebsten Mangaka und in meinen Augen talentiertesten Kurzgeschichten-Autoren, die es überhaupt gibt: Asano Inio! Ich habe daher drei seiner Werke rausgesucht und möchte diese kurz vorstellen:

      What a Wonderful World (Originaltitel: 素晴らしい世界, subarashii sekai)


      Titel: What a Wonderful World
      Demographie: Seinen
      Genre: Mature, Slice of Life, Drama, Comedy
      Laufzeit: 2002 – 2004
      Umfang: 2 Bände
      Scanlations: bis Kapitel 13 (40% von Band 2)

      Asanos Erstlingswerk und nach wie vor ein absolutes Schmankerl. Es gibt einen guten Einblick in die Welt und das Schaffen des Asano Inio. In 19 Episoden, die allesamt in ein und derselben Nachbarschaft spielen, erzählt Asano von einer Vielzahl von Einzelschicksalen verschiedenster Menschen: ob nun verträumte Schüler, von Job, Ehe und Midlife-Crisis geplagte Eheleute, hoffnungslose Studenten und erfolglose Oberschulabsolventen, die alles daran setzen, um die Aufnahmeprüfung der Elite-Uni zu bestehen…
      Asano hat sie alle, die Prototypen der japanischen Gesellschaft der Moderne. Aber es handelt sich nicht um Stereotype, mitnichten, dafür besitzt der Autor zuviel Feingespür. Die Figuren sind lebendig und sie haben alle ihre (Lebens-)Geschichten, ihr Päckchen zu tragen.

      In dieser Geschichte beweist Asano ferner seine unglaubliche Bandbreite, gelingt es ihm doch quasi mühelos die verschiedensten Genre zu bedienen. Die Stimmung schlägt dabei von lustig zu traurig, von dramatisch und melancholisch zu chaotisch. – Dabei jedoch immer nachdenklich und zum Nachdenken anregend. Der Autor kommentiert die (moderne) Gesellschaft, in der er selbst groß geworden ist, ihre Auflagen und die Normen, die vorherrschen und denen sich die Menschen unterordnen müssen, so sie denn in ihr bestehen möchten. – Oder doch nicht?

      Ein Manga über das Leben, eine Geschichte über den Menschen. Typisch Asano eben. Inwiefern der Titel ironisch gemeint ist, sei nicht vorweg genommen. Ich denke, es kommt beim Lesen der Episoden ohnehin gut genug raus.


      Nijigahara Holograph (虹ヶ原ホログラフ, nijigahara bedeutet "Regenbogenfeld", besitzt in der Geschichte jedoch noch eine zweite Bedeutung.)


      Titel: Nijigahara Holograph
      Demographie: Seinen
      Genre: Mature, Drama, Psychologie
      Laufzeit: 2003 – 2005
      Umfang: 1 Band
      Scanlations: komplett

      Eine Geschichte, die sich über einen Zeitrahmen von 10 Jahren erstreckt, und in deren Zentrum eine apokalyptische und dunkle Legende über ein Monster im Tunnel nahe dem Regenbogen-Feld steht. Zeitgleich kommt es zu einer gewaltigen Schmetterlings-Plage...
      Nijigahara Holograph erzählt nun die Geschichte einer Gruppe von Personen, die allesamt eine Verbindung zu einer bestimmten Schulklasse besitzen: sei es nun der Neue, der Klassentyrann, sein Mobbinopfer, die Klasslehrerin mit dem kaputten Auge, das unglücklich verliebte Mädchen, die Außenseiterin mit der Sportjacke und ihr großer Bruder oder das hübscheste Mädchen der Klasse, das über mehrere Jahre im Koma liegt… eine Erzählung von Niedertracht, Gewalt und Schmerz – jedoch auch von Offenbarung, Erlösung und Hoffnung.

      Die vielleicht beste, aber in jedem Fall eine der komplexesten Kurzgeschichten, die ich in über 10 Jahren Manga-Fantum gelesen habe. Wer anspruchsvolle und komplexe Geschichten liebt, der wird bei Nijigahara Holograph mehr als nur auf seine Kosten kommen. Der Manga mag nur einen Band umfassen, doch hat es dieser in sich und trumpft mit einer Vielschichtigkeit auf, wie man sie in dieser Fülle nur ganz selten findet. Asano spielt mit Symbolismus und Implikation sowie der Handlungszeit, die er in verschiedenen Zeitebenen auffädelt, die in unchronologischer Reihenfolge miteinander versetzt sind. Auch Philosophiefreunde werden hier nicht enttäuscht, finden sich Ideen und Ansätze des Taoismus und insbesondere Zhuangzi in diesem Meisterwerk.

      Die Herausforderungen an den Leser sind also mannigfaltig, hier kann man – nein, man MUSS – wirklich seinen Kopf einschalten beim Lesen. Wer sich nur berieseln lassen möchte, wird nicht belohnt, sondern eher enttäuscht. Wer jedoch mit wachem Auge und Geist durch die Geschichte schreitet, sich Zeit nimmt und reflektiert, der wird diesem Werk eine Menge abgewinnen können. Es handelt sich um einen Manga, den man definitiv mehr als nur einmal lesen kann, ja, vielleicht sollte man auch hier eher sagen "muss", um ihn vollständig zu begreifen. Um nur ein paar der Aspekte zu erwähnen, die ich hiermit meine: Chronologie des Erzählten und dadurch sinnvolle Verknüpfung der einzelnen Handlungsstränge; Erkennen und Entschlüsseln der unzähligen Symbole (angefangen beim offensichtlichsten: den Schmetterlingen und dem Monster im Tunnel, hin zu den kleineren, versteckteren).


      Before Dawn and the End of the World (Originaltitel: 世界の終わりと夜明け前, sekai no owari to yoake-mae)


      Titel: Before Dawn and the End of the World
      Demographie: Seinen
      Genre: Mature, Slice of Life, Drama, (Supernatural)
      Erscheinungsdatum: 2008 (beinhaltet Kurzgeschichten von 2005 bis 2008)
      Umfang: 1 Band
      Scanlations: komplett

      Und das dritte Werk im Bunde. Asanos hochgelobte Kurzgeschichtensammlung aus dem Jahr 2008 wartet mit insgesamt 10 Oneshots auf, die zwischen den Jahren 2005 und 2008 erschienen sind. Die Geschichten sind abwechslungsreich, aber allesamt auf ihre Weise bezaubernd und schön. Besonders haben es mir drei Geschichten angetan, zu denen ich kurz ein paar Sätze schreiben werde, damit ihr ungefähr wisst, was euch bei Sekai no owari to yoake-mae erwartet.
      • Nichiyō, gogo, roku-ji han. (Originaltitel: 日曜、午後、六時半。, übersetzt: Sonntag, 6:30 Uhr nachmittags)
        Eine Erzählung von ein und derselben Szene, jedoch von drei verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Melancholisch, herzerwärmend, hoffnungsvoll und schön. Man kann eigentlich kaum etwas zum Inhalt sagen, ohne dabei zu spoilern… es geht um einen allein erziehenden Vater, der mit seinen beiden Kindern (der Sohn dürfte Anfang 20 sein, die Tochter steckt im Prüfungs- und Vorbereitungsstress für die Aufnahmeprüfungen der Oberschule) zusammenwohnt und – nachdem er seinen Arbeitsplatz verloren hat – eines Nachmittags spurlos verschwindet. Es folgen gewaltige Bilder, die tiefe Eindrücke hinterlassen und ein schönes Ende.
      • What a Wonderful World (Originaltitel: 素晴らしい世界, subarashii sekai)
        Fünf Jahre sind eine Menge Zeit, eine Menge Zeit, in der sich eine Menge verändert. Auch – oder vor allem – man selbst. Ein ganz normales Mädchen findet beim Umzug in die neue Wohnung, die sie mit ihrem Freund beziehen möchte, einen Brief. Der Absender? – sie selbst, vor fünf Jahren.
        Eine melancholisch-nostalgische Erzählung mit einer schönen Erkenntnis des Mädchens zum Finale.
      • Tokyo (Originaltitel: 東京)
        Das Leben eines jungen Mannes vom Lande, der inzwischen als Mangaka in Tokyo arbeitet (und dabei verblüffende optische Ähnlichkeit zu Asano besitzt und für die "Young Monday" zeichnet…) und für ein Klassentreffen seiner ehemaligen Grundschule in die Provinz rausfährt und seine Freunde und Klassenkameraden von vor 15 Jahren wiedersieht. Alte Wunden werden aufgerissen und es beginnt eine Reise in die Vergangenheit, die den Hauptcharakter in der Gegenwart bestärkt und mit neuem Antrieb der Zukunft entgegentreten lässt.
      Abschließen möchte ich dann noch mit einem meiner Lieblingszitate aus der Sammlung, das mal wieder schön zeigt, was Asano für greifbare Menschen in seinen Werken schafft. Lustig und doch irgendwie traurig zugleich…
      "From her shop in the station Eiko wishes for happiness for everyone on earth… and for herself… just a little more happiness than everyone else."
    • Present



      Demographie: Seinen
      Genre: Drama
      Mangaka: Boichi (u.A Sun-Ken Rock, Hotel )
      Magazin: Weekly Morning
      Veröffentlichung: 2007
      Kapitel: One Shot, 39 Seiten
      Scanslation: Kotonoha (Englisch)


      Story:
      Present beginnt sehr kitschig und klischeehaft, so dass man den Eindruck gewinnen könnte, dass es sich um eine nervige schon oft dargewesene, Shojo-Liebesgeschichte handeln könnte. Wer allerdings zu dieser Vermutung kommt, sollte diese gleich wieder verwerfen und bedenken, dass der Autor von Present der geniale Boichi himself ist. Present beginnt damit, dass die minderjährige Schülerin Hanako ihrem Lehrer Mr. Makao gesteht, dass diese ihn liebt und mit ihm zusammen sein möchte. Pflichtbewusst wie Mr Makao nun mal ist, weist dieser seine Schülerin selbstverständlich zurück. Nun beginnt der Teil, der Present so intressant macht. Nach einem augescheinlich kurzen Zeitsprung, sehe wir Hanako in einem Krankenhausbett liegen mit einem sichtlich erfreuten "Mr. Hanako" an ihrer Seite. Von diesem Moment an hat Boichi angefangen seine Leser aufs Glatteis zu führen und ich möchte an dieser Stelle nocheinmal darauf hinweisen, dass der folgende Absatz nur so vor Spoilern strotzt und ich jedem davon abraten möchte ihn zu lesen, der sich vorstellen könnte sich Present zukünftigzu Gemüte zu führen.
      Zwei Sätze zuvor habe ich Mr. Makao nicht ohne Grund in Anführungsstriche gesetzt. Denn wie sich im späteren Verlauf der Geschichte herrausstellt handelt es sich bei dem Mann der neben Hanako am Bett stand und sich als Mr. Makao ausgibt gar nicht um Mr. Makao sondern um Mr. Makaos und Hanakos Sohn. Tatsächlich war der Zeitsprung nämlich nicht nur wenige Monate oder Jahre lang sondern sage und schreibe 40 Jahre lang. Vor dem Zeitsprung sind unsere beiden Protagonisten ein Paar geworden und haben einen Sohn bekommen. Allerdings erkrankte Hanako an einer schweren Herzkrankheit, an deren Folgen sie innerhalb kürzester Zeit sterben würde. Dank der modernen Medizin konnte sie aber in ein künstliches Koma versetzt werden, in dem ihr Körper nicht weiter von Alterung betroffen ist. Sie sollte so lange "konserviert" werden bis man in der Lage ist ihre Krankeheit zu heilen. 40 Jahre lang hat der inzwischen 80 jährige Mr. Makao an dem Bett seiner kranken Frau gewartet und auf Heilung gehofft. Nun ist allerdings ein Punkt erreicht worden, in dem Hanako nicht länger im Koma liegen kann. Sie muss also aufgewckt werde und wird nur noch drei Tage zu Leben haben. Um Hanako ein letztes "Present" zu machen, gibt Mr. Makao seinem Sohn, der glücklichweise dem Mr. Makao von vor 40 Jahren zum verwechseln ähnlich sieht, den Auftrag sich als Mr. Makao auszugeben. So sollte Hannako die restlichen drei Tage ihres Lebens in vollen zügen und ohne Sorgen genießen können.
      Das interssante hieran ist, dass der Leser diese ganze Vorgeschichte nicht kennt und sich daher auch häufig über das Verhalten von "Mr.Makao" wundert und sich außerdem fragt wer der komisch alte Mann (der echte Mr. Makao) ist. Reizvoll ist auch, dass der aufmerksame Leser schon vor Beginn der Auflösung Verdacht geschöpft haben könnte. Denn Boichi hat immer wieder den ein oder anderen Hinweis eingestreut, der auf dieses Szenario hindeuten könnte. Beispielsweise wollte Hanako nach dem Aufwachen aus dem Koma, wie wir es von Boichi gewohnt sind, Sex mit Mr. Makao haben und hat diesen nackt erwartet. "Mr. Makao" hat dies selbstverständlich energisch zurückgewiesen, schließlich handelte es sich bei der reizvoll in sein Ohr flüsternden Frau um seine Mutter. Auch die Idee dem Leser zu ermöglichen sich ein Bild aufzubauen und dieses anschließend wieder komplett über den Haufen zu werden, habe ich in der Form so noch nicht gesehen. Daraus resultiert, dass einzelne Schlüsselstellen nun in einem völlig anderen Licht dastehen. Der Leser ist also gezwungen den gesamten One Shot nocheinmal revue passieren zu lassen und diesen nocheinmal mit den neu gewonnen Erkentnissen zu bewerten. Im Prinzip kann man Present zweimal lesen und doch hat man das Gefühl, trotz gleich bleibender Bilder, zwei verschiedene Geschichten gelsen zu haben.

      Artwork
      Das Artwork ist, wie von Boichi nicht anders zu erwarten, mal wieder ganz große Klasse. Er lässt keine Wünsche offen: Detailreichtum, Spiel mit Licht und Schatten, Darstellung der Augenpartien, Mimik und Gestik, Reflexionen und Spiegelungen gehören unter Anderem zu seinem Repertoir. Anzumerken ist allerdings, dass Boichi auf sein sonst obiligatorisches Slapstick-Panel verzeichtet hat. Im folgenden habe ich das ein oder andere sehenswerte Panel aus Present beigefügt.



      Fazit:
      Present ist ein ganz besonderer One Shot, denn der Leser wird komplett an der Nase herumgeführt und nur wer sehr aufmerksam gelsen hat, wird in der Lage gewesen sein Boichis Spiel bereits im vorraus zu durchschauen. Present vereint alles was ein guter One Shot braucht: Tolle Charaktere, eine geniale Story und ein spitzenmäßiges Artwork.Umso überragender wird seine Leistung, wenn man bedenkt, dass er dies in nur 39 Seiten verpackt hat. Mit Persent ist mal wieder ein Meisterwerk aus Boichis Feder entsprungen und mir bleibt nichts anderes übrig als meinen (imaginären) Hut vor seiner Leistung zu ziehen.





      Blue Heaven



      Demographie: Seinen
      Genre: Action, Psychologie
      Mangaka: Tsutomu Takahashi (u.A Alive , Ice Blade)
      Magazin: Young Jump
      Veröffentlichung: 2002 - 2003
      Kapitel: 24, zusammengefasst in 3 Bänden
      Scanlation: Crazy Scanlation (Englisch)

      Story:
      Vorweg möchte ich schonmal sagen, dass Blue Heaven kein herrausragender Manga ist, der das Potential hätte sein Genre zu revolutionieren. Blue Heaven würde ich jedoch als anständigen Manga bezeichnen, der zwar auf einen altbewährten Plot zurückgreift, diesen aber dafür recht ordentlich umsetzt. Die Grundhandlung ist im wesentlichen schnell zusammengefasst. Bei der Blue Heaven handelt es sich um einen riesigen Luxus-Liner, der mit über 1000 Passagieren über die Ozeane schippert. Als jedoch ein Fischerboot Schiffbruch erlitten hat, entschied der Kapitän der Blue Heaven die beiden schwer gezeichneten, noch lebenden Personen mit an Bort zu nehmen. Einer von ihnen flüchtete jedoch von der Krankenstation. Unmittelbar Danach ereigenten sich die ersten Morde auf der Blue Heaven und die Jagd nach dem Mörder beginnt.
      Klingt erstmal nicht sonderlich innovativ, ist es auch nicht. Allerdings ist es Takahasi gelungen, für die kürze des Mangas, einen recht gut ausgearbeiteten Killer zu präsentieren. Stück für Stück erfahren wir mehr aus dem Leben von "Demon Child". Je weiter die Story vorranschreitet, desto mehr verstehen wir die Eigenarten des Mörders und wie er zu dem wurde was er jetzt ist. Demon Child nahm bereits als elf jähriger Junge einen Auftragsmord für die Bezahlung von 12$ an. Allerdings scheiterte sein Mordversuch und er wurde von einer Bande krimineller gefangen genommen. Sie benutzen ihn als ein Spielzeug und wollten ihn nicht eher töten bis er anfing zu lachen. Nach vielen Jahren Gefangenschaft bekam er einen Fernseher in sein Verlies. Dann kam der Tag an dem er lacht. Er lachte jedes mal dann, wenn er eine Leiche oder einen besonders brutalen Tod sah. Der Anführer der Organisation fand dies höchst Amüsant und beschloss "Demon Child", nach zehn Jahren Gefangenschaft, auf die Menschheit los zu lassen, so dass Demon Child seine Mordfantasien ausleben konnte. Auf der Blue Heaven stellt sich allerdings nicht die Board-Security in den Weg des Mörders, sondern eine schwer reich Familie, die überwiegend sehr skurille und menschenunwürdige Gedankengänge zu haben scheint. Dies ist meiner Meinung nach auch ein der größten Schwächen von Blue Heaven, denn der Einfluss und das Handeln der Familie ist in keinster Weise realistisch oder auch nur ansatzweise glaubhaft. Das Familienoberhaupt kauft kurzerhand das gesamte Schiff und schmiedet den Plan einfach alle Asiaten umzubringen. So wäre sichergestellt, dass der Mörder sterben würde, da dieser Asiate ist. Die Tatsache, dass es tatsächlich zur Umsetzung dieses Plans kommen sollte, hat einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Meiner Meinung nach ging hier ein großteil der Authentizität der Geschichte verloren. Auch im weiteren Verlauf erscheint das Handeln der Familie nicht unbedingt sinnvoll. Wenn man aber trotzdem über den ein oder anderen Patzer Takashis hinwegsehen kann, bekommt man trotzdem einen durchaus unterhaltsamen Manga vorgesetzt.

      Artwork:
      Das Artwork von Blue Heaven würde ich alles in allem eher als durchschnittlich, maximal als leicht überdurchschnittlich, bezeichnen. Takashis minimalistischer Zeichenstil gefällt mir recht gut. Er konzentriert sich stark auf den Vordergrund und deutet den Hintergrund häufig nur mit einem skizzenhaften Zeichenstil an. So ist der Leser eher auf das wesentliche fokussiert. Was mir extrem gut gefallen hat, sind die Zeichnungen der Blue Heaven, die wirklich unheimlich realistisch und detailreich ausfallen. Aber Takashis Zeichenstil hat auch viele Schwächen. Denn er hat eine ganze eigene Art Menschen zu zeichnen, so dass diese nicht immer realitätsgetreu aussehen. Dies ströt hin und wieder den Lesefluss ungemein. Teilweise übertreibt es Takashi meiner Meinung nach mit seinem skizzenhaften und strichreichen Artwork, so dass ich mich als Leser hin und wieder gestört gefühlt habe. Trotzdem hat Takashi durchaus das ein oder andere absolut sehenswerte Panel aus der Feder gezaubert, wie man im folgenden erkennen kann.



      Fazit:

      Blue Heaven ist eine Kurzgeschichte mit viel Licht und Schatten. Wir haben zwar einen gut ausgearbeiteten Killer, aber viele blass bleibende Nebencharaktere. Ähnlich sieht es mit der Story aus, die mir während der ersten Hälfte noch ziemlich gut gefiel, in der zweiten Hälfte allerdings merklich abfiel. Auch der Zeichenstil hat, genau wie die Story und Charaktere, seine Stäken und Schwächen. Sehr gut gefielen mir die tollen Zeichnungen der Blue Heaven, weniger gut allerdings die teilweise verschroben aussehndenden Nebencharatere. Alles in allem kann man Blue Heaven nicht mit Present, Hotel, PP's vorgestellten Werken oder anderen sehr guten One Shots/Short Storys vergleichen, da Blue Heaven einfach zu viele Schwächen aufweist. Aber trotzdem tut es mir in keinster Weise leid Blue Heaven gelesen zu haben, denn Takashi hat uns dennoch eine spannenden Manga mit einem soliden Protagonisten vorgesetzt.
    • Sehr coole Sache, das. Werde wohl als nächstes What a Wonderful World anfangen, schon viel gutes davon gehört!

      Kokuhaku - Confession




      Demographie: Seinen
      Genre: Drama, Psychological
      Autor: Nobuyuki Fukumoto (u. a. Legend of the Strongest Man Kurosawa)
      Artist: Kaiji Kawaguchi
      Magazin: Uppers (Kodansha)
      Veröffentlichung: 1999
      Kapitel: ein Band, ca. 300 Seiten
      Scanslation: Mangascreener (Englisch)

      Dann tue ich es euch mal nach ;). Diesen Manga und einen anderen desselben Teams würde ich gerne in einem anderen Zusammenhang vorstellen, aber da es eben eine Collaboration ist, eignet sich das nicht... egal.

      Asai und Ishikawa, Freunde, Bergsteiger. Zusammen waren sie schon auf vielen Bergtouren und haben den Mt. Owari schon unzählige Male erklommen. Diesmal aber macht ihnen das Unglück einen Strich durch die Rechnung: Erst vertritt sich Ishikawa und verletzt sich schwer, dann zieht auch noch ein Blizzard auf und hält Asai mit seinem Freund, der die Nacht im Freien nicht überstehen wird, mitten im Nirgendwo fest. Dem Tode nahe, vertraut Ishikawa seinem Freund eine Schuld an, die sein ganzes Leben auf ihm lastete.
      Da klärt sich die Sicht und Asai bemerkt, dass sie praktisch direkt neben der rettenden Hütte sitzen. Ishikawas Leben schwebt damit nicht mehr in Gefahr - seine Laune hebt das aber gar nicht, hat er doch eben noch einen Mord gestanden. Asai, dessen Gedankengänge wir "mithören", gelangt durch den Stress und die körperliche Belastung an die Grenzen seines Verstandes. Bald weiß er nicht mehr, ob sein Frend Ishikawa im ans Leben will oder ob er "einfach nur" verrückt wird.



      Das Artwork ist okay. Es ist nicht schlecht und hat auch seine wirklich schönen Momente, aber im großen und ganzen habt ihr verwöhnten kleinen Mangajunkies schon besseres gesehen.^^ Was den Manga empfehlenswert macht ist eher das Storywork. Obwohl nur einen Band lang, lässt sich die Geschichte Zeit, geht scheinbar ruhig auf ihr großes Finale zu, gibt hier und da Andeutungen, falsche Fährten, die dann vielleicht doch nicht so falsch sind, lässt die Mimik spielen und vor allem die beiden Charaktere aufeinanderprallen, die sich in der Berghütte ganz ungestört austoben können.
      Ein Klavier, ein Klavier!
    • Ten no Takak - Sky Hawk

      So, dann versuche ich es auch mal ob ichs hinbekomme^^

      Ten no Takak - Sky Hawk




      Demographie: Seinen
      Genre: Western
      Autor: Jiro Taniguchi
      Veröffentlichung: 2002 (2010 dt bei Schreiber & Leser)
      Kapitel: ein Band, ca. 290Seiten
      Scanslation: leider keine Ahnung, beisitze nur den Band

      Story:

      Der Manga handelt von 2 japanischen Samurai die nach Amerika Auswanderern mussten. Dort schlagen sie sich eine kurze Zeit alleine durch bevor sie eine Indianerin vor weißen Verfolgern retteten und dann später bei einem Indianerstamm, den Oglala zuflucht und ein Heim finden. Dort leben sie sich schnell ein und die Indianer von diesem einem Stamm sind interessiert daran die Japanischen Kampftechniken zu erlernen. Sie freunden sich mit dem legendären Häuptling Crazy Horse an und werden sogar noch zu Blutsbrüdern der Indianer und so bekommen die 2 Samurai auch Indianische Namen. Der eine mit Namen Hikisaburo wird Sky Hawk genannt und der andere Manzo wird zu Winds Wolf. Die beiden kämpfen dann gemeinsam mit den Oglala um deren geheiligtes Land, die Black Hills zu verteidigen, da immer mehr weiße dahin strömen da dort Gold entdeckt wurde. Sie kämpfen dann gegen Siedler und gegen die Kavallerie der Vereinigten Staaten unter George Armstrong Custer. Die Indianer werden immer weiter verdrängt und gezielt auch angegriffen um sie aus diesem Gebiet zu verdrängen. Die verfeindeten Indianerstämme schließen Frieden und sammeln sich am Fluss Little Big Horn. Dort treffen sie auf Sitting Bull. Die Kavallerie denkt das sie die Indianer einfach alle auf einmal auslöschen kann und greift daraufhin an. Alles gipfelt in die Schlacht am Little Big Horn.

      Artwork:

      Das Artwork ist sehr realistisch und sehr schön Dargestellt. die weite Prärie ebenso wie die Berge, Flüsse oder Schneelandschaften. Auch die Personen wurden sehr schön dargestellt. Auch die verschiedenen Waffen hat er ehr schön dargestellt, von einem einfachen Bogen bis hin zur Gatling. Auch die Mimik wurde schön getroffen, diese Mischung aus Verzweiflung, Wut und überrascht sein ist ihm sehr gut gelungen.

      Fazit:

      Ein sehr empfehlenswerter Manga, der sich von der Masse heraushebt, da er das Westerngenre bedient was ja nicht so populär in Mangas ist. Ausserdem wird sehr schön auf die Problematik der Indianer eingegangen, die eigentlich nur friedlich Leben möchten, aber von den weißen immer mehr dazu gedrängt werden gegen sie zu kämpfen, da die weißen die Verträge die ausgemacht wurden nicht einhalten. Oftmals sind die Indianer die einzigen die sich noch daran errinern das Verträge existieren und die weißen sie absichtlich brechen, da sie alle Indianer in Reservate stecken möchten. Auch sind hier sehr vielle reelle Personen dabei was mir auch gefällt und sicher sehr schwer umzusetzen war, da man dies ja mit der Geschichte vergleichen kann, aber ihm ist das sehr gut gelungen alles in Einklang zu bringen. Alles in allem ist das ein hervorragender Manga und auf jedenfall weiter zu empfehlen.

      04.01.2011
      So da hier seit meinem Post nix passiert ist muss ich mal was hinzufügen^^ Schade das hier so wenig passiert, aber vielleicht liegts auch nur daran das ich zur Zeit zuviel Zeit zum lesen habe.

      Sousaku Sha - Die Stadt und das Mädchen




      Demographie: Seinen
      Genre: Drama
      Autor: Jiro Taniguchi
      Veröffentlichung: 1999 (2007 dt bei Schreiber & Leser)
      Kapitel: ein Band, ca. 340Seiten
      Scanslation: leider keine Ahnung, beisitze nur den Band

      Story:

      Die Story dreht sich um die 14jährige Megumi die eines Tages nicht nach Hause kommt. Daraufhin wendet sich die Alleinerziehende Mutter an Shiga, den besten Freund und Bergkameraden ihres verstorbenen Mannes. Dieser lebt ziemlich abgeschieden und fast wie ein Einsiedler auf einem Berg, trotzdem kommt er darauf nach Tokio um Megumi zu suchen. Für ihn, der doch sehr Naturverbunden ist ist die moderne Großstadt ein Dschungel besonderer Art. Er tut sich schwer an Informationen zu kommen und überdies plagen ihn dann noch Erinnerungen an seinen toten Freund, Gefühle an Megumi und ihre Mutter, welche ihn verunsichern. Er taucht in eine andere Welt ein und enthüllt dabei Geheimnisse von Megumi über die nichtmal ihre Mutter bescheid wußte . Aber dank seiner Geradlinigkeit und Beharrlichkeit gelingt es ihm, immer mehr von dem skandalösen und kriminellen Zusammenhang von Megumis verschwinden aufzudecken, welches ihn dann vor neue Probleme stellt, er aber bereit ist zu meistern. Mehr möchte ich von der Story nicht erzählen, da diese Geschichte ja in nur einem Band ist, da sonst die Spannung verloren geht.

      Artwork:
      Tja was soll man noch zum Artwork sagen, es ist wieder sehr realistisch und gut gezeichnet. Der Mix zwischen am Anfang Natur und später dann Großstadt ist sehr schön. Auch teilweise Menschenmassen sind sehr schön dargestellt worden. Auch die Gebäude sind sehr schön gezeichnet, auch vorallem teilweise die Details an den Gebäuden oder der Innenraum der Gebäude, genauso wie die Skyline von Tokio. Auch die Charakter sind ihm sehr schön gelungen.

      Fazit:

      Auch dieser Manga ist wieder sehr empfehlenswert von ihm. Der Manga lebt selbst von seiner Eigendynamik, also das die Hauptfigur immer tiefer in eine Welt eintaucht und Geheimnisse entdeckt, die ihn nur vor neuen Herausforderungen stellen denen er sich stellen muss und auch Rückschläge überwinden muss. Genauso wie er seine eigenen Probleme die ihn plagen überwinden muss. Dieser Manga zeigt, dass es einfacher wäre wenn man nichts tut, aber wenn man sich einmal für den beschwerlichen Weg entschieden hat, dieser dann auch von Erfolg gekrönt wird. Ich kann diesen Manga wirklich nur jedem empfehlen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von haegr () aus folgendem Grund: Bild erneuert, war weg

    • Ungewöhnlich - Merkwürdig: Anders...

      Dann will ich diesen Thread auch mal wieder aus den Tiefen des PBs ziehen, wurden doch schon einige tolle Titel hier vorgestellt. Ich selbst werde dann mal dort anknüpfen wo haegr aufgehört hat und drei neue Short Story Manga vorstellen. Zwei der Titel sind von Usamaru Furuya, der zumindest schon einmal hier im PB mit Music of Marie vorgestellt wurde. Der dritte ist von Nishioka Kyoudai, einem Geschwisterpaar, deren erster Manga im Jahr 1989 veröffentlicht, und soweit ich es überblicke noch nichts von ihnen vorgestellt wurde. Alle drei Titel sind dermaßen außergewöhnlich, dass ist mir in diesem Maße noch nicht häufig untergekommen.


      God's Child


      Titel: God's Child
      Mangaka: Nishioka Kyoudai
      Demographie: Josei
      Genre: Horror, Psychological
      Erscheinungsdatum: 2009
      Umfang: 1 Band
      Scanlations: Komplett (Kotonoha)

      And then I stood up and began my life. To get revenge on the world.


      Mit diesen Worten beginnt der namenlose Protagonist dieser Geschichte sein eigenes Leben. Der Leser begleitet ihn von seiner Geburt an, durch die verschiedensten Phasen seines Lebens, bis hin zu seinem Tod. Dabei übernimmt er auch die Rolle des Erzählers, spricht aber nie selbst, sondern lässt uns an seinen Gedanken teil haben, was mich stark an eine Art Nacherzählung erinnert hat. Ein Erzählstil, der mir in Zügen schon aus Oyasumi Punpun bekannt war.

      Sein Leben, geprägt durch eine schwere Kindheit, durchläuft die verschiedenen Stadien des Erwachsenwerdens. Dabei entwickelt er frühzeitig einen Hang zum Makaberen, zur Gewalt. Mit der Zeit schart er Menschen um sich und lebt mit ihnen in sektenähnlichen Verhältnissen, vollbringt mit ihnen die verschiedensten Gewalttaten.

      Ein Manga, den man beim ersten Reinschauen, vielleicht beim Überfliegen der einzelnen Seiten, irritiert aus der Hand legen könnte – verständlicherweise. Das Thema, die Geschichte und nicht zuletzt das Artwork sind außergewöhnlich, möglicherweise noch mehr. Nicht jeder wird etwas damit anfangen können, einige angewidert den Kopf abwenden. Alles wird gezeigt, nichts vor dem Leser verborgen, es wird vor nichts geschont. Trotzdem. Nachdem man den ersten Schreck überstanden hat, erkennt man was alles hinter diesem Werk steckt. Eine verdammt fesselnde Kurzgeschichte. Der Titel ist ebenfalls nicht wahllos gewählt worden, es existieren viele Zitate aus der Bibel in diesem besonderen Manga.

      Auch wenn nicht jeder etwas damit anfangen können wird, lege ich ihn doch all jenen ans Herz, die Ungewöhnlichem, Besonderem nicht völlig entgegen stehen. Allen anderen empfehle ich zumindest rein zu gucken, mit 182 Seiten ist man schnell fertig.



      Palepoli


      Titel: Palepoli
      Mangaka: Usamaru Furuya
      Demographie: Seinen
      Genre: Comedy, Psychological
      Erscheinungsdatum: 1996
      Umfang: 1 Band
      Scanlations: Komplett (Hox)

      Wie beschreibt man den Manga nun am besten? Er besitzt weder eine zusammenhängende Geschichte, noch einen Protagonisten. Dafür viele unabhängige Teile, die sich aber in der Regel nicht über eine Seite hinaus strecken. Es gibt viel abwechslungsreichen Humor und viele Querverweise auf Religion, Film und Fernsehen, so gibt es eine schöne Anspielung auf Alfred Hitchcocks Filmklassiker Psycho, anderen Manga und diverse Blödelei. Viele der Geschichten sind abgedreht, zum Teil sogar schlicht verrückt, aber niemals eins: blöd. Entweder verstecken sich verborgene Anspielungen, oder er besticht den Leser mit einzigartigem Humor. Dabei spielt Furuya mit dem üblichen Vier-Bild Aufbau eines Panels und nutzt diesen für seine Tricks aus. Geister, die das Bild beschmieren, oder es zerknittern, Bodenfallen die in das Bild darunter führen, das Spiel mit der Perspektive nur mal um ein paar Beispiele zu nennen. Manche Figuren kommen häufiger vor, agieren wie zuvor und entwickeln sich dabei zu Runing-Gags.

      Das Artwork ist abwechslungsreich, so ändert Furuya alle paar Seiten seinen Stil und versucht sich an etwas neuem. Dabei beweist eine unglaubliche Vielfalt an Ideenreichtum und nutzt dies aus, um seine Bilder an die verschiedensten Mangaka anzupassen. Die Panel schwanken von großer Detailverliebtheit zum absoluten Minimalismus und wieder zurück, aber niemals verliert er seine eigene Note dabei.

      Wenn ich das Werk mit einem Wort beschreiben müsste, würde ich wohl „anders“ wählen. Dieser recht undeutliche Begriff passt aber wie die Faust aufs Auge. Furuya sträubt sich gegen alles was auch nur im Entferntesten nach Kommerz, oder Einheitsbrei riecht und fabrizierte mit diesem Werk ein Individuum, das vor Einfallsreichtum und Kreativität nur so übersprüht.




      Garden



      Titel: Garden
      Mangaka: Usamaru Furuya
      Demographie: Seinen
      Genre: Comedy, Psychological, Horror, Fantasy
      Erscheinungsdatum: 2000
      Umfang: 1 Band
      Scanlations: Kapitel 6 (Kotonoha)


      Der dritte und letzte Manga - vielleicht sogar der Beste - den ich heute vorstellen werde, wurde zum jetzigen Stand noch nicht komplett gescant, ist dafür aber in Japan mit einen Band schon abgeschlossen und beinhalten nebenbei eine meiner absoluten Lieblings-One-Shots. Insgesamt beinhaltet der Manga 7 Titel (The Origin of Nudity, Angelic Fellatio, Yume kana, The machine that came from the sea, The book of the moon, Say goodbye with a smile und Emi), kurz der letzte fehlt noch.

      Jeder Teil ist anders und behandelt ein anderes Thema. So spielt der erste in einem alternativen Eden, der Sechste handelt von einem Mann mit einem Messer in seinem Rücken. Auf den Inhalt möchte ich aber nicht weiter eingehen, da es bei der Länge der einzelnen Teile auch keinen allzu großen Sinn hat. Einzig möchte ich auf den fünften Titel „the book of the moon“ aufmerksam machen, in dem Furuya eindrucksvoll zeigt, was er auf ein paar Seiten Papier alles zustande bringen kann. Ein wundervoller Titel, der nicht grundlos, soviel gelobt wird.
    • Das Grauen... das Grauen...

      There lurks an edit at ze bottom...

      Die Stimmung passt gerade gut, sodass ich mich mit meinem Anschlusspost ohne weitere Einleitung in dieselben Niederungen der menschlichen Fantasie begeben kann. ;)

      Junji Itou wurde stark von Horrormanga-Vater Kazuo Umezu beeinflusst. Wie ich schon einmal sagte, hat Itou oftmals eine Idee, die für sich genommen ganz normal ist, die er dann für seinen Manga in immer absurdere Dimensionen schraubt. Man kann sich vorstellen, dass das Überleben der Protagonisten und ihr orientierungsloses Tasten nach einem Ausweg da schon als Happy End gewertet werden kann.^^
      Jetzt aber frisch ans Werk. Ich dachte mir, da seine Werke "Uzumaki" und "Hellstar Remina" schon bekannt sind (wobei ersteres eine bessere Vorstellung verdient hätte als meine :/ ), stelle ich drei Geschichten von ihm vor, die ein bisschen seine verschiedenen Richtungen abdecken.




      Gyo



      Titel: Gyo
      Mangaka: Junji Itou
      Demographie: Seinen
      Genre: Horror, SciFi
      Erscheinungsdatum: 2001
      Umfang: 2 Bände
      Scanlations: abgeschlossen (Manga-Scetchbook)
      Publiziert: VIZ (abgeschlossen)

      Kaori ist äußerst empfindlich was Gerüche angeht. Insofern ist es Pech für sie, dass sie ihren Freund Tadashi zu einem Ausflug ans Meer begleitet. Schon bald aber scheint ihre Geruchsempfindlichkeit verrückt zu spielen, denn von überall her scheint ein unglaublicher Gestank in die Wohnung zu dringen. Bald entdecken zuerst die beiden und bald auch die ganze Stadt, dass sich aus irgendeinem Grund an allen Fischen mechanische Füße befestigt haben, mit denen sie nun an Land kriechen. Kaori und Tadashi flüchten zu dessen Onkel, der als Wissenschaftler eine erste Erklärung parat hat. Die Gase der Verrottung treiben die Füße an, ausgelöst durch ein neuartiges Bakterium, das einen eigenen Willen zu besitzen scheint. Aber gleichzeitig ist seine wissenschaftliche Neugierde geweckt und die Dinge werden nur schlimmer: Nach der Obduktion eines der Fische klammern sich die mechanischen Beine an den Unterarm des Onkels und er wird gezwungen, sich diesen abzutrennen.
      Ein paar Worte zusätzlich: Erstens, Gyo ist einer der expliziteren Horrormangas von Itou und hat entsprechend ein paar ... "Gruselszenen" dabei. Mag sein, dass einige so abgebrüht sind, dass sie sowas zum Frühstück lesen, aber es ist schon eine andere Art von Horror als "Alucard zerstückelt ein Monster"-Horror. Zweitens ist Gyo IMO nicht Itous bestes Werk, denn einige Kapitel in der Mitte des zweiten Bandes hätte man sich sparen können. Aber es spielt trotzdem in der oberen Liga mit.
      Drittens ist zu Gyo ein Anime angekündigt worden. Ein gutes Dutzend von Itous Werken wurde schon als Live-Action verfilmt, aber Gyo wäre damit die erste Anime-Adaption, ich bin auf jeden Fall gespannt.


      The Enigma of Amigara Fault
      (Kurzgeschichte)


      Diese Geschichte ist als zweite Bonus-Kurzgeschichte in Band 2 von "Gyo" zu finden. Diesmal geht es nicht um wissenschaftlichen Horror, sondern eher um Mystery und Phantastik.
      Nach einem Erdbeben ist eine merkwürdige Formation in einem Gebirgszug aufgetaucht. Owaki macht sich auf den Weg, um sich das Phänomen genauer anzuschauen und bemerkt bei seiner Ankunft, dass es den verschiedensten Menschen genauso ging. Am neugebildeten Hang sind Löcher zu sehen, die wie die Silhouette eines Menschen geformt sind - und bald wird klar, dass alle "Schaulustigen" ein eigenes Loch haben, von dem sie magisch hierher gezogen wurden. Die ersten betreten wie fasziniert ihr Loch, doch Owaki will sich der sicher tödlichen Verlockung widersetzen.


      Long Dream
      (Kurzgeschichte)


      Genre: Horror, SciFi
      Erscheinungsdatum: ?
      Umfang: 32 Seiten
      Scanlations: abgeschlossen (Daniel-Lau)

      "Long Dream" ist Teil einer Kurzgeschichtensammlung, die bisher nicht als Ganzes scanlated wurde. Während es in "Gyo" schon recht explizit zuging und in "Amigara Fault" das Grauen eher im Kopf erzeugt wurde, ist "Long Dream" eine Mischung aus beidem. Und am Ende wird man derart zurückgelassen, dass die Geschichte gerne auch länger gedauert haben könnte.
      Tetsuro Mukoda wird in eine Klinik eingeliefert, weil seine Träume für ihn unglaublich lange dauern. Wenn er morgens aufwacht, hat er den Stoff von Tagen, Monaten geträumt und kann sich kaum noch an das "Gestern" in der Realität erinnern. Zunächst glaubt ihm sein behandelnder Arzt nicht, aber nach einigen Experimenten nimmt er die Sache ernst. Tetsuros Träume werden indes immer länger, dauern für ihn bald ein Jahr, und die Krankheit beginnt, sich auch in seiner körperlichen Verfassung niederzuschlagen.
      Diese ist eine meiner Lieblingsgeschichten Itous, weil sie mal wieder einen einzelnen Gedanken vollkommen auf die Spitze treibt. Sie ist sehr kurz und relativ wortreich, und kommt sogar mit wenigen "Schockern" aus, aber man hat das Gefühl, da nur die Spitze eines Eisbergs zu lesen, die noch viel weiter ausgebaut werden könnte - und dann ist es auch wieder gut, dass der harte Schnitt gemacht wird, bevor es sich hinzieht und der Rest der eigenen Phantasie überlassen wird.

      Hier kommt ein Edit, und dann muss sich jemand erbarmen irgendwas zu schreiben, da ich egoistischerweise einen schon fertig geschriebenen Artikel gerne als eigenständigen Post haben will.^^

      Zuerst habe ich mir Sky Hawk zugelegt, da ich ja ein heimlicher Western-Fan bin, wenn sie gut gemacht sind. Der Manga hat mir gut gefallen.
      Sky Hawk wird ja angekündigt als "erster Manga-Western"... dabei ist es weder der erste Manga-Western (man denke an X-Western Flash, dass nur leider nicht scanlated ist, der nun vielleicht wirklich erste(?) Spaghettiwestern-Manga). Noch ist es wirklich ein Western, denn in Western erobern die tapferen weißen Siedler das unbewohnte, gottgegebene Land und setzetn sich ab und zu gegen unzivilisierte rothäutige Urmenschen zur Wehr. Und entsprechend gefiel mir auch das Vorwort von Moebius nicht, der meinte, dass sich Manga nie für den Wilden Westen interessierte, ganz im Gegensatz zu den Europäern (z.B. Lucky Luke). Gerade Lucky Luke ist nun aber (was ich aus meiner Kindheit in Erinnerung habe) mindestens so voll von dämlichen und falschen Vorurteilen gegenüber "den Rothäuten" ist wie Karl May, dass dieser Comic wirklich nicht am Anfang von Sky Hawk erwähnt werden sollte.
      Denn Sky Hawk beschreibt ja viel eher, wie schon von haegr gesagt, die indianische Kultur so realistisch wie möglich. Ich kam zwar nicht umhin, immer mal wieder den Film Little Big Man durchscheinen zu sehen (wie im Nachwort auch erwähnt), aber es bleibt mehr als genug eigene Geschichte übrig. Ein wenig hat mich gestört, dass der Manga versucht, sehr viel Zeit hineinzunehmen, um einerseits die beiden Hauptcharaktere anfangs noch als Glück-suchende Auswanderer einzuführen und sie später live die Schlacht am Little Bighorn mitzuerleben zu lassen, bei der General Custer getötet wurde, eine der wenigen großen Erfolge der Indianer in den Indianderkriegen.
      Andererseits muss man denke ich auch bedenken, dass das japanische Originalpublikum wirklich nicht sehr viel über den wahren Wilden Westen weiß. Immerhin sind die ersten pro-indianischen Forschungen und die ersten nicht-us-amerikanischen Geschichtsschreibungen auch bei uns erst in den 70ern, 80ern des 20. Jahrhunderts entstanden. Insofern steckt in diesem Manga ein ganzes Ende Weltgeschichte, im Großen (die gebrochenen Verträge und die verschiedenen Kriege) wie im Kleinen (die bewusste Ausrottung der Büffel) - selbst bis in die kleinen Details (von Crazy Horse gibt es ja keine Fotografien, aber seine Darstellung gefiel mir persönlich gut, Sitting Bull hingegen sieht aus wie auf dem bekannten Foto).

      Dann habe ich God's Child gelesen, der mir überhaupt nicht zugesagt hat (sorry^^). Ich frage mich bei sowas auch, wieso sowas überhaupt gescanlated wird. Wäre ich in einer Scangroup, würde ich mich an so einem Projekt ausdrücklich nicht beteiligen. :P Ich meine, ich fand die dargestellte Gewalt einfach irgendwie unmotiviert. Wenn ich mir schon das Leben eines Psychopathen durchlese, dann möchte ich ja was über seine Hintergründe wissen, aber er war einfach nur hohl, keine Gesellschaftskritik oder ähnlches. Das machte auch die grausamen Morde noch sinnloser (ich meine, nicht mal er selbst hat ihnen irgendeinen absurden, kranken Sinn gegeben).
      Überhaupt fand ich die dargestellte Gewalt ganz schön krass. Ich meine, klar, erst rede ich über Horror-Manga und dann sowas, aber ich fand, dass hier diese abstrakte Ebene gefehlt hat. Der bringt halt auf brutale Weise Kinder um, der wird nicht von einem Hai auf mysteriösen Beinen zerfleischt... (ja, vielleicht ein nicht so überzeugendes Argument...) Und sein entgültiges Ende war genauso sinnlos, nicht etwa von der Gerechtigkeit erwischt oder aus einer menschlichen Regung heraus innerich zerfressen, sondern von den eigenen Schülern um die Ecke gebracht. Fragt sich, wie es mit denen weitergeht...

      Palepoli war da schon beeindruckender. Nach dem fast schon romantisch-kitschigen oder meditativen Music of Marie war ich ja sehr erstaunt, dass Furuya mal sowas gemacht hat, eine ganz andere Facette. Diese Vier-Panel-Geschichten hatten es wirklich in sich, was Abwechslung und Ideenreichtum angeht. Kann ich jetzt gar nicht alle beschreiben, aber mir gefiel unter anderem, dass es immer wiederkehrende Themen gab wie die Szene vor dem Türspion oder der Zeichner und der Geist (das Durchbrechen der "vierten Wand" war zB sehr nett). Oder die Personen und Landschaften, die Gesichter darstellten, wie lange ich manchmal für diese Wackelbilder gebraucht habe. Da sage nochmal jemand, Manga sei nicht vielfältig und nur Kinderkram.
      So bekam man richtig ein Gefühl für Furuya, wie er irgendwann mit diesen Geschichten beginnt, immer mal wieder eine Episode zeichnet, und dann nach und nach die schon bekannten Situationen wieder aufgreift und fortführt. Wie viel Arbeit in so ein paar "lumpigen" Panels manchmal steckt, möchte man gar nicht wissen.^^

      Ein Klavier, ein Klavier!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Cailon ()

    • Damit Cailon einen eigenständigen Post für seinen Beitrag hat, erbarme ich mich mal.



      An sich kann man Abara mittlerweile auch im neu eröffneten Knights of Sidonia Thread besprechen, ist es doch die Vorgeschichte zur Reise der Sidonia.
      Das Artwork gefällt mir nicht ganz so gut wie in Biomega, es ist solides Nihei-Niveau, doch man merkt schon seine Experimente, die zu KoS führen.
      Mit den Erklärungen konnte ich gut leben, ich denke mehr kann man von Nihei nicht erwarten. Im zweiten Band von Abara ist noch die Kurzgeschichte 'Digimortal' enthalten, da sie nur zwei kapitel umfasst, lohnt sich keine Zusammenfassung. Wem Niheis Zeichenstil zusagt, dem wird die Geschichte gefallen.

      Dann noch eine Alibivorstellung um mehr als Bla zu schreiben:

      Because Goodbyes Are Coming Soon (Oneshot)

      Mangaka: Makoto Yukimura
      Genre: Seinen, Historical
      Erscheinungsdatum: 2004

      Der Oneshot erschien nach PlanetES, aber noch vor Vinland Saga. Yukimura beschreibt den fiktiven Tod von Okita Soji einem Kommandanten der Shinsengumi, der während des Boshin-Krieges an Tuberkulose erkrankt und den letzten Kampf der Shinsengumi nicht mehr miterlebt. Zwar schafft es Yukimura die Atmosphäre der Situation gut einzufangen, das Problem liegt aber an Werken wie Vagabond oder Blade of the Immortal. Vom Design her kommt Soji in Jahrzehnten nicht an Musashi oder Anotsu heran, gerade in Oneshots ist das Artwork aber für mich sehr wichtig. Für Fans von Vinland Saga und der Meji-Restauration ist der OS empfehlenswert, für andere dürfte er eher uninteressant sein.
      who kills a man kills a reasonable creature, God's image; but he who destroys a good book kills reason itself, kills the image of God, as it were, in the eye
      [Areopagitica, John Milton]
    • Schön das vOerni noch was dazwischen geschoben hat, ich hatte in letzter Zeit zu viel um die Ohren, meine Internetverbindung war mal wieder klasse (Achtung Ironie vorhanden) und bei dem schönen Wetter war auch nicht besonders viel Lust da, in der Bude zu sitzen und mich wegen der Verbindung aufzuregen. Da hatte ich das glatt vergessen und vOernis Post übersehen. Naja, genug der faulen Ausreden und zurück zum Thema.

      Omoide Emanon




      Titel: Omoide Emanon
      Mangaka: Kajio Shinji (mit Tsuruta Kenji)
      Demographie: Seinen
      Genre: Drama, Historical, Mystery, Psychological
      Erscheinungsdatum: 2008
      Umfang: 1 Band
      Scanlations: Komplett (Kotonoha)

      Ein wunderschöner, kurzer Manga, der leicht von der Hand geht und sich eigentlich nur um ein Gespräch zweier Menschen dreht. Einem jungen ScFi Fanatiker und einem außergewöhnlichem Mädchen, welches ein Geheimnis, mit sich rumträgt. Die Geschichte kommt ohne Gewalt und jegliche Formen von Plot aus. Im Nachhinein kam es mir ein wenig so vor als würde ich mich wage an einen lang vergangen Traum erinnern. Seltsames Gefühl. Der Manga basiert auf einem Roman von Kajio Shinji.

      Das Artwork ist, wie oben schon angedeutet, wirklich eine Hausnummer und gefällt mir durch seine tolle Atmosphäre. Es gibt viele wunderschöne Doppelseiten und an manchen Stellen wird der Manga detailreich. Das letzte Kapitel – eine Art Anhang – ist sogar komplett koloriert.

      Das Werk ist wie gewöhnlich nichts für Jedermann. Es kommt völlig ohne Gewalt, oder Action aus wird aber nie langweilig. Ich hoffe dem einen, oder anderen gefällt es.


      @God’s Child (Cailon)

      Es war klar, dass der Titel auf Missstimmung treffen würde, so ein Titel kann auch einfach nur polarisieren, was anderes geht da gar nicht. Zur Verteidigung und zu dem genannten Argument „hohl“ und zu deinem letzten Satz möchte ich trotzdem ein paar Worte sagen (Ich kann meine Titel ja nicht einfach so unbeschützt lassen^^).

      Ich habe den ganzen Manga als eine Art alternative Geschichte Jesu (wie der Titel vermuten lässt) verstanden, der wieder auf die Welt gekommen ist um sich an der Welt und der Menschheit, die ihn so schlecht behandelt hat wieder zu rächen, wie man passend in den ersten Kapiteln seiner Kindheit erkennen kann. Dabei lassen sich immer wieder schön Querverweise zur Bibel und dem Leidensweg Jesu finden. Das fängt bei der Anzahl seiner Begleiter ab, die genauso wie der biblische Jesus 12 beträgt an, geht über das letzte Abendmahl, welches hier nur aus echten Menschenfleisch besteht, gipfelt in dem einen Verräter (Judas) und endet mit seinem Tod. Obwohl mich der Tod eher an die Geschichte des Joseph der nach Ägypten geht und den Pharao vor einer Hungersnot warnt erinnerte, als an die Kreuzigung.

      Alles in allem habe ich den Titel eher als eine Kritik an dem Christentum verstanden, als an eine „hohle“ Geschichte und dein letzter Satz, die Frage danach wie es weiter geht mit den Folgern, den Jüngern, übertragen den Gläubigen, passt da wunderbar rein. Das ist nämlich genau die Frage die der Mangaka uns stellt. Wurde das Christentum wie eine Herde Schafe alleine gelassen, oder finden sie ihren Weg aus der Problematik heraus?
      [Natürlich kann diese Interpretation auch der gefürchtete Griff ins Klo sein, aber ich bin eigentlich recht zuversichtlich. Auf andere Interpretationen wäre ich gespannt.]


      @Because Goodbyes Are Coming Soon (vOerni)
      Ich hatte mir lange überlegt den Titel selber mal vorzustellen, aber am Ende habe ich es aus dem Grund gelassen, dass mir der Titel nicht ganz so wirklich gefallen mochte (aber gut, dass du es übernimmst). Ich hat der Titel recht enttäuscht, mich konnte der OS nicht wirklich fesseln und wie du schon sagtest, das Artwork war auch nicht sein Bestes. Vermutlich hängt es aber auch damit zusammen, dass ich von Yukimura viel mehr erwartet habe, die Messlatte befindet sich unglaublich hoch und bei fast jedem anderen Mangaka hätte ich die Sache vermutlich anders bewertet.
    • Dann möchte ich auch noch gerne einen 'One Shot Manga' vorstellen ;)

      Sun Village


      Titel: Sun Village
      Mangka: Inio Asano
      Demographie: Seinen
      Genre:Drama,Psychological
      Erscheinungsdatum:2010
      Umfang:1 Band (209 Seiten)

      'n paar Bilder:



      Story:

      Der neu erbaute Stadtteil Sun Village mit den komfortablen Wohnblogs ist kein Ort, an dem man sich auf Anhieb emotional einnistet.
      Aber auch hier träumen Kinder und Verliebte, planen Gescheiterte ihren Selbstmord und Ganoven den großen Coup.
      Auch hier dreht sich das Rad des Lebens in all seiner Banalität und Majestät.

      In Sun Village bilden die handelnden Figuren ein Panoptikum: da gibt es den frustrierten Mangaka, den Sterbehelfer im Schüleralter,
      zwei Kleinkriminelle, die ein Baby großziehen, dessen Vater sie beide sein könnten, eine Schülerin, die mit Außerirdischen Jugendliche in Sun Village verkehrt.
      Dies alles spielt sich in einer modernen Wohnsiedlung, die nach westlichem Muster an einen Hang gebaut wurde, damit alle viel Sonne bekommen, ab.
      Es ist eine begehrenswerte Adresse, aber irgendwie scheint das Dorf an der Sonne sich zu einem Paradies für Selbstmörder zu entwickeln.
      Wie so oft im Leben trügt der Schein oder es ist eben nicht alles Gold was glänzt – das ist die Essenz, der Sun Village-Metapher.

      Fazit:

      Mit diesem Manga ist Inio Asano ein kleines Meisterwerk gelungen, das Artwork stimmt, die Characktere und deren Handlungen sind einfach spitze!
    • Das fühlt sich gut an, die Mühe ist vergessen und ein kompletter Beitrag wird praktisch in 2 Sekunden rausgehauen.^^ Weiteres folgt am Ende.



      Witches

      Titel: Witches (魔女- Majo)
      Mangaka: Daisuke Igarashi
      Demographie: Seinen
      Genre: Drama, Phantastik, Öko
      Erscheinungsdatum: 2004
      Umfang: 6 Kapitel in 2 Bänden
      Scanlations: abgeschlossen
      Hierzulande publiziert: -





      Der Mensch hat unglaubliche technologische Fortschritte erzielt, er ist in der Lage ins All zu reisen und beherrscht die Natur im Großen wie im Kleinen. Aber in unserem Allmachtsgefühl haben wir die Verbindung mit der Natur verloren, können keine Wetterzeichen mehr deuten, keine Fährten mehr lesen. Der Erhalt eines Regenwaldes wiegt weniger als der erhoffte Profit nach seiner Abholzung. Das sind einige der Themen, die in Witches vorkommen.

      Auf dem Japan Media Arts Festival 2004 hat Igarashi für dieses Werk den Excellence Prize im Bereich Manga gewonnen.

      Story:
      Igarashi Daisuke erzählt in seinem Manga insgesamt sechs Geschichten über Hexen, gleichmäßig auf die zwei Bände verteilt. Die Eingangserzählung des jeweiligen Bandes ist dabei immer die längste, abgeschlossen wird jeweils mit einer sehr kurzen, nur wenige Seiten dauernden Geschichte. Sie alle spielen in der Gegenwart, aber in ganz verschiedenen Kulturen, so zum Beispiel im Orient, im Regenwald, in Osteuropa oder in Japan. Auf die Inhalte der einzelnen Geschichten einzugehen, ist recht schwer, denn man würde entweder zu viel verraten oder über einige schwammige Andeutungen am Ende gar nichts wirklich ausgesagt haben. Immerhin kann ich sagen, dass mir persönlich die Geschichten Kuarupu und Petra Genitalix am besten gefallen haben.

      Themen und Motive:
      Mal geht es um einen Konflikt zwischen Hexen und mal ist der Mensch im Spiel, aber immer taucht das Thema der Hybris auf, der Selbstüberschätzung mit bösen Folgen. Im Zusammenhang mit der Handlung hat das mal örtliche, mal globale Folgen. Das eine Mal spielen "nur" phantastische Elemente eine Rolle, ein anderes Mal geht die Geschichte gänzlich in die Bereiche der Science Fiction.
      Ein zweites Thema, dass hier latent und dort offen zum Vorschein kommt, ist die Beziehung zwischen Tradition und Moderne. Inwieweit muss die Tradition sich an die heutige Zeit anpassen, um nicht für immer überholt und abgehängt zu werden und kann andererseits die moderne Gesellschaft nicht doch noch einiges von den alten Weisheiten lernen? Wie viel vom Jeweiligen ist möglich – und wie viel ist wirklich nötig.
      Ein drittes Thema, auf das ich eigentlich kaum noch eingehen muss, da es immerhin sehr offensichtlich ist, ist natürlich der starke ökologische Bezug. Igarashi zeigt die Natur und ihre Schönheit. Er fordert keine Hippiekommunen, aber ein neues Bewusstsein für unsere Umwelt und unsere (einzige, schützenswerte) Erde. In den Storys fallen zwischendrin immer wieder Sätze, die einen erst einmal ausatmen und zurücklehnen lassen, denn in ihnen steckt viel Wahrheit. Da er das alles in eine Geschichte packt, die meistens eher beobachtet als wertet, kommen die Botschaften auch nicht zu sehr mit der Moralkeule daher. Aber wenn ich diese indirekten Botschaften jetzt herauspicke, hat das natürtlich den Effekt des "Denke auf keinen Fall an einen blauen Elefanten!" - weswegen damit jetzt Schluss ist.^^

      Artwork:
      Das Artwork hat einen sehr eigenen Stil, die Linien scheinen generell ohne Lineal gezeichnet und wirken zum Teil regelrecht zittrig. An einzelnen "normalen" Linien sieht man allerdings, dass Igarashi sehr wohl anders kann, sich aber einfach dagegen entscheidet. Wenn er bäuerliche oder bewaldete Gegenden zeichnet, passt dieser Stil auch sehr gut dazu. Auf kleineren Panels verlieren die Figuren manchmal ihr Detail, aber dafür entschädigen wieder andere sehr schöne Panels.

      Fazit:
      Während des Lesens von Witches musste ich oft an den beeindruckenden Film Koyaanisqatsi und seinen unverwechselbaren Soundtrack denken (der passt hervorragend dazu;)). Mit hat der Manga sehr gefallen. Das Artwork und die Geschichten verlangen, dass man sich ein wenig Ruhe nimmt und ihn nicht durchskippt, aber genau das passt zum Thema der Entschleunigung.



      Ich sagte erbarmen, nicht neue coole Sachen vorstellen! Bin ich denn nur von-- Hab ich nicht eindeutig-- Das war so nicht-- also sowas.^^

      Ja, zu God's Child nochmal (hüstel), God's... Child.. . könnte was mit diesem Jesus zu tun haben, das ist mir entgangen, inklusive aller Anspielungen wie seine 12 Gefolgsmänner und der Verräter. Peinlich ;) Besser finde ich es deswegen nicht, aber ich gebe zu, dass mehr doch dahintersteckt als ich dachte. Ziehe mich geschlagen zurück. ;)

      Because Goodbye's are Coming Soon fand ich auch solala. Einerseits ist das Artwork schon detaillierter als bei Planetes, andererseits hat Inoue bei realistischen Samurai-Themen einfach mal den Hut auf. Vielleicht tut man ihm unrecht, ihn Vagabond gegenüberzustellen, immerhin hat Inoue fast 40 Bände Vorsprung. Das Thema Meiji Restauration und Shinsengumi ist mir noch ein bisschen aus Kenshin bekannt, und wie der Alte schließlich zuerst bei den Katzenbabys zögert und dann eben "einfach so" stirbt, ist schon gut gemacht. Für mehr als ein One Shot reicht das vielleicht auch kaum.

      Sun Village und Omoide Emanon kommen auf die must-read Liste.^^
    • Soooo, dann stelle ich euch einmal wieder einen, meiner Meinung nach sehr gelungenen Manga vor mit dem Titel:

      Can you hear me?



      Titel: Can you hear me?
      Mangaka: Otsuichi
      Demographie: Seinen
      Genre: Mystery, Drama
      Erscheinungsdatum: 2010
      Umfang: 1 Band (208 Seiten)

      Story:

      Die Schülerin Ryou Aihara fühlt sich einsam und von der Klassengemeinschaft ausgeschlossen.
      Einer der Gründe ist, dass sie ihre Stimme nicht leiden kann und so gut wie gar nicht spricht.
      Außerdem besitzt sie als Einzige kein Handy und ist damit nicht erreichbar, wenn die anderen kurzfristig etwas planen.
      Um dem Kummer zu entgehen, flüchtet sich Ryou in eine Phantasiewelt, in der sie ein Handy hat.

      "Hallo? Kannst du meine Stimme hören?" Eines Tages klingelte das "Telefon im Kopf" der einsamen Schülerin Ryou.
      Ihr Gesprächspartner ist Shinya, der genauso wie sie ein imaginäres Handy besitzt.
      Seit diesem Tag kommunizieren die beiden mit dem Handy, das nur in ihren Köpfen existiert.
      Doch dann, als Ryou Shinya endlich auch einmal persönlich kennen lernen will und auf ein Treffen drängt,
      erfährt sie die grausame Wahrheit ...

      Artwork:






      Das Artwork ist realistisch, schnörkellos und unaufdringlich, dennoch ist die Strichführung sehr ellegant und sie gefällt mir
      äußerst gut.Die Augen und Mimik drücken gut die Gefühle der Protagonisten aus.

      Fazit:

      Nach "Goth" und "Holiday" gefällt mir auch dieser Manga von Otsuichi sehr gut.
      Die Story ist genial, die Charaktere sind liebenswert und sympathisch
      und das Artwork vermittelt sehr gut die Emotionen, man sollte aufjedenfall
      mal einen Blick hineinwerfen! ;)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Spike ()

    • Waters[Suiiki]


      Mangaka: URUSHIBARA Yuki
      Demographie: Seinen
      Genre: Slice of Life, Drama, Tragödie
      Erscheinungsdatum: 2009
      Umfang: 2 Bände - Scanlations komplett

      Bei der Zusammentragung der Daten habe ich erst erfahren, dass Urushibara der Autor von Mushishi ist. Ich bin zu Waters aufgrund einer Empfehlung von Hox(Scangruppe) gelangt, ich kann die Gruppe nur jedem empfehlen, sie bearbeiten viele gute Serien und manchmal sind dann auch Perlen wie Waters dabei.
      Das Artwork will ich nur kurz anschneiden, es ist wie bei Mushishi skizzenhaft, als Kontrast sind die Personen mit klaren Strichen gezeichnet. Mir hat das weniger gefallen und hätte es besser gefunden, wenn das gesamte Werk im Stil der Hintergründe gehalten worden wäre. Das Artwork sticht nicht heraus, es fügt sich in die Geschichte ein und bleibt immer leicht verschwommen im Hintergrund.

      In einer beliebigen großen Stadt in Japan herrscht eine Dürreperiode, die den Fluss zu einem Rinnsal werden ließ und für Wasserknappheit in allen Lebensbereichen sorgt. Die Schülerin Chinami kollabiert unter der Hitze beim Sportunterricht und halluziniert über ein Bergdorf in dem es regnet und durch das ein Bergbach fließt. Sie trifft auf den etwa gleichaltrigen Sumio, der alleine mit seinem Vater in diesem Dorf wohnt. Er führt sie zu einem Wasserfall in dem laut einer Legende ein Drache wohnen soll, der das Dorf beschützt. Für diesen Schutz steht eine Drachenkugel, die der Legende nach von einem jungen mann aus dem Teich unter dem Wasserfall geholt wurde. Sumio taucht nach der Kugel und findet sie schließlich nicht ohne Chinami einen gehörigen Schrecken einzujagen.
      Waters skizziert das Leben dreier Generationen und eines Dorfes, die mit den Folgen eines hochentwickelten Landes zu kämpfen haben.
      So weit die Zusammenfassung, es sind zwei ruhig dahinfließende Bände, die sich leicht an einem Abend durchlesen lassen.

      Die Geschichte beginnt ruhig und entspannend, dachte ich zuerst es würde eine Fabel über die Umweltzerstörung, den Klimawandel und all das Böse in der Welt werden, hat sich Waters bedächtig in eine andere Richtung entwickelt. Im Zentrum von Waters steht nicht wie zu Anfang vermutet Chinami, die die Rolle einer Beobachterin einnimmt, sondern ihre Großeltern und das Dorf. Im Zentrum steht der Verlust. Sumios Ertränken sorgt erst für die sture Haltung Tatsumis sein Heimatdorf nicht verlassen zu wollen.
      Und so stehen Sumio und das Dorf für nicht wiedergutzumachende Wunden bei den Protagonisten. Dabei ist Chinami für die Aufarbeitung verantwortlich, weil ihr Blick auf die Vergangenheit nicht durch Erfahrungen getrübt ist. Die Melancholie über den Verlust der Idylle ist die ganze zeit über zu spüren, gerade zum Ende hin. Denn obwohl die Familie wieder vereinigt ist, die Moral der Geschichte erzählt wurde, das Herz ist das Zuhause, bleibt der Kloß im Hals über die zerstörte Verwurzelung der Familie.

      Soweit mein Resumee. Mir ist das Verfassen dieser wenigen Zeilen unheimlich schwer gefallen. Waters ist mir durch die Finger geglitten und ich konnte die ausgelösten Gedanken und Assoziationen nicht greifen bzw niederschreiben. Teilweise bewege ich mich mit meiner Meinung auch auf dem Terrain des gefährlichen Halbwissens und erspare es mir euch damit zu belästigen. Auf der anderen Seite besticht der Manga mehr durch Gefühle, die noch schwerer zu vermitteln sind und bei jedem anders ausfallen können. Hatte den Beitrag nun schon einige Zeit auf meinem Rechner rumliegen und habe jetzt keine Lust ihn noch zu verbessern.
      who kills a man kills a reasonable creature, God's image; but he who destroys a good book kills reason itself, kills the image of God, as it were, in the eye
      [Areopagitica, John Milton]
    • Forget-me-not +++ Seizon: LifE (weitere Titel folgen!)

      Forget-me-not




      Titel: Forget-me-not
      Mangaka: Kenji Tsuruta
      Demographie: Seinen
      Genre: Slice of Life, Mystery
      Laufzeit: 1997-2000
      Umfang: 1 Band
      Veröffentlichung: Auf Deutsch beim Egmont Ehapa Verlag (2006)
      Scanlation: Vollständig

      Diese Geschichte, die hauptsächlich im wunderschönen Venedig spielt, dreht sich um die junge Privatdetektiven Mariel. Als Spross der jüngsten Generation einer Detektivsfamilie hat sie ein besonderes Schicksal: Ihr verstorbener Großvater, der bis dato größte Detektiv der Familiengeschichte, hat zwar in seinem Testament Mariel als Erbin von Vermögen und Villa eingetragen, doch er hat eine harte Bedingung: Um das Erbe antreten zu können, muss sie das Gemälde „Forget me not“, welches der Familie vor langer Zeit von dem Dieb Veccio gestohlen wurde, der noch immer sein Unwesen zu treiben scheint und weiterhin Diebstähle begeht, zurückbringen.
      Mariel freilich ist kaum danach, dieser Aufgabe nachzugehen. Viel lieber schläft sie, trinkt, flirtet oder nimmt sich ab und an eines Falles an - eine klasssische Müßiggängerin. Der Butler der Familie, der gewissermaßen für die Einhaltung der im Testament des Großvaters niedergeschriebenen Regeln sorgt (so darf Mariel eigentlich nicht mal in die Villa), ermahnt sie des öfteren, sie solle doch mal mit der Aufgabe voran kommen und anständig leben, hilft ihr andererseits auch beim Recherchieren für ihre Fälle. Wenn Mariel verdeckt ermittelt - sie ist eine Meisterin der Verkleidung -, schaut sie oft bei einem Ramschladen vorbei, in dem ein junger Mann und guter Freund von ihr, Veppo, arbeitet.
      Im Laufe der Geschichte untersucht Mariel einige Fälle, wobei alle anscheinend etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun haben. Auch der Meisterdieb Vecchio lässt sich in Venedig licken, kündigt arrogant sogar seine eigenen Verbrechen an. Während sie privat noch anderes erlebt und durchaus Spaß hat, versucht Mariel, den Übeltäter dingfest zu machen. Doch schon bald beginnen die Dinge, kompliziert und nicht begreifbar zu werden. Der Dieb scheint ihr immer einen Schritt voraus zu sein - so jedenfalls sieht es bis zum Schluss aus. Doch war es am Ende sie, Mariel, die trotz ihrer Ohnmacht allen (auch dem Leser) noch ein Schnippchen schlagen konnte...?

      Nachdem ich zur Story - ich wollte nicht zu viel spoilern - alles gesagt habe, möchte ich unbedingt noch ein paar Worte zum Artwork verlieren. Tsuruta stellt hier eindrucksvoll unter Beweis, dass er sehr viel kann! Der überwiegende Teil des Artworks ist teilweise in der Qualität schwankend, aber insgesamt auf jeden Fall gut. Die Ausblicke Venedigs, die uns manchmal gegeben werden, sind sehr schön anzuschauen und auch die Charaktere sind größtenteils sorgfältig gezeichnet. Ganz klar die Highlights sind aber die Aquarelle, von denen es in dem Band mehrere gibt. Hier wird erst deutlich, welch zeicherisches Talent Tsuruta besitzt. Die sehr gute Farbgebung zusammen mit der unglaublichen Ruhe und Sänfte, die seine Zeichnungen allesamt ausstrahlen, machen diese Aquarelle zu wahren Gemälden.
      ________________________

      Ich habe den Band gekauft und kann es jedem, der ihn lesen will, nur empfehlen. Zwar sind leider nicht alle Aquarelle farbig abgedruckt (tatsächlich nur die des 9-seitigen ersten Kapitels und jene am Ende des Bandes), dennoch sind es - wie die gesamte Geschichte - Bilder, die man lieber selbst in der Hand hält. Die Geschichte liest sich im Übrigen sehr geschmeidig und, wie gesagt, mit viel Ruhe. Durch das tolle Artwork kann man sehr schön in die Stadt Venedig versinken. - Etwas, das ich mir bei Scans nicht so sehr vorstellen kann. Die Geschichte hat ein relativ offenes Ende, ein weiterer Band (oder auch nur irgendetwas anderes zur Geschichte) ist bisher jedoch nicht erschienen.

      Sollte ich mit dem Titel jemanden angesprochen haben, viel Spaß mit dem Titel! Zwar hatte ich eigentlich nicht geplant, so früh hier zu posten; aber der Thread hat es wirklich verdient, mal wieder aufgelebt werden zu lassen. - Und vielleicht tut sich hier ja mal wieder was; wobei ich auch bei ausbleibenden Posts weiter Serienvorstellungen hinzufügen werde.

      P.S.: Für die, die ich noch nicht überzeugt habe: Die Empfehlung kommt von PP. ^^


      *hust*

      Dingdingdingdingding! Mit minimaler Verzögerung geht es in Runde 2. Ich entschuldige mich schon mal bei allen, die sehnsüchtig auf eine weitere Vorstellung gewartet haben (zumindest existieren solche Personen in meiner Vorstellung). Gründe dafür sind einerseits, dass ich das Projekt, jeden Tag im Februar 'nen Shorty zu lesen, aus privaten Problemen heraus abgebrochen habe, andererseits mein fehlendes Interesse, mich aktiv im Pirateboard zu bewegen.
      Nichtsdestotrotz möchte ich heute weitermachen, und zwar mit einem Werk, das ich just heute erst beendet habe. Es ist sicher nicht die beste Geschichte, die ich vorstellen könnte (tatsächlich habe ich, trotz des Abbruchs des Projektes, sehr viele kurze Manga gelesen), aber ich war sehr mitgerissen von der Geschichte, weshalb ich kurzerhand beschloss, mit ihr den Faden hier wieder aufzunehmen. Hiermit präsentiere ich euch nun also...


      Seizon: LifE



      Titel: Seizon: LifE
      Mangaka:
      Nobuyuki Fukumoto (Autor), Kaiji Kawaguchi (Zeichner)
      Demographie:
      Seinen
      Genre:
      Drama, Crime fiction, Psychological
      Laufzeit:
      1999
      Umfang:
      3 Bände
      Scanlation:
      Vollständig

      Takeda, ein erfolgreicher Geschäftsmann, erfährt, dass er tödlich an Krebs erkrannkt ist; ihm bleiben nur noch wenige Monate. Da bereits seine Frau an krebs gestorben und seine Tochter seit vielen Jahren vermisst wird, ist er psychisch am Rande eines Kollaps. Doch kurz bevor es dazu kommen kann, wird ihm das Unglaubliche mitgeteilt: Die leiche seiner Tochter wurde gefunden. Nach kurzer Zeit fasst Takeda einen Entschluss: er will den Mörder seiner Töchter finden und hinter Gitter bringen, noch bevor der Krebs ihn für immer daran hindern kann. - Oder stellen sich ihm noch ganz andere Hindernisse in den Weg, die ebenso endgültig alle seine Hoffnungen zerstören könnten?
      Wir begleiten Takeda drei Bände lang auf seiner Suche nach Indizien und Täter. Dabei wird, insbesondere anfangs, Takeda erst klar, was er früher versäumt hat...

      Meine Meinung:
      Die Geschichte ist mitnichten überaus originell; fast jeder hat wohl schon mal einen Krimi gelesen oder einen Spielfilm gesehen, der einen solchen oder einen ähnlichen Plot hat. Was diesen Manga in erster Linie ausmacht, ist, wie also zu erwarten, die Spannung. Dieser Manga ist wirklich sehr(!) spannend; der Leser wird durchgehend mit neuen Informationen versorgt, er erlebt Takeda dabei permanent als sehr authentische Reflexionsfigur der neuen Erkenntnisse. Erst das Mitfiebern mit ihm lässt das Lesen zu einem Vergnügen werden. Mit der Zeit schlägt man sich per se auf seine Seite und will den Täter selbst sehen - nicht zuletzt auch ob der Darstellung der Ermordeten in kurzen Rückblenden. Über dies bleibt es tatsächlich bis zur vorletzten Minute sehr packend, bevor die Geschichte wunderbar in einem ruhigen Ton abgeschlossen wird.
      Neben der eigentlichen Story gibt es noch weitere Aspekte, die man berücksichtigen kann. Ein sehr wichtiger ist natürlich der der (Kriminal-)Psychologie, die später im Manga wichtig sein wird, aber auch andere Dinge wie das Vater-Tochter-Verhältnis von Takeda und seiner Tochter oder ihr Verhalten an sich. Auch diese Punkte sind wichtig, je nach dem, aus welchem Standpunkt heraus man die Geschichte betrachtet. Negatives kann ich nicht viel sagen, außer: Takeda will mit der Verhaftung des Mörders seiner Tochter helfen. - Egal, wie sich das im Manga erklären mag, aus vernünftiger Sicht ist es letztlich so, dass niemandem wirklich geholfen ist, wenn um jeden Preis der Täter inhaftiert wird. Es ist in diesem Fall zwar kein wirklicher Rachegedanke, dennoch könnte man die Sache moralisch anzweifeln, immerhin ist Moral eines der Motive dieses Manga. Aber es ist ja nur eine erfundene Geschichte - so, who the fuck cares?, wie der geneigte Amerikaner sagen würde.

      Das Artwork ist nett anzusehen. Wir haben es hier mit keiner Glanzleistung zu tun, aber K. K. beweist, dass er nicht untalentiert ist. Er arbeitet in einem realistischen Stil, der für eine solche Geschichte gut geeignet ist. Teilweise meine ich, Ähnlichkeiten zu Urasawa zu erkennen, wenn auch die Qualität nicht an jenen heranreicht (könnten aber auch nur die mitunter knollenförmigen Nasen sein, für die Urasawa ja berühmt-berüchtigt ist). Hervorzuheben sind vor allem die sehr gelungene Darstellung der Spannung und Dramatik, die sehr zur letztendlichen Spannung beiträgt, und auch die metaphorischen Bilder, die dann und wann anzutreffen sind (leider, soweit ich mich erinnere, nur am Anfang der Story), welche in kritischen Momenten versinnbildlichen, wie Takeda sich fühlt.

      ________________________

      So, damit möchte ich dann zu einem Ende kommen. Das kam jetzt alles sehr spontan (habe jetzt ca. eine Dreiviertelstunde an allem gesessen), aber ich hoffe, ich kann hier den ein oder anderen dazu bewegen, sich mal hieran zu versuchen. Es ist ein Manga für jederman, also kann man ihm unbesorgt eine Chance geben. Und immer dran denken: der nächste Manga kommt bestimmt~

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von ()