cloud88 schrieb:
Wahrscheinlich wird so eine Diskussion nur in Deutschland geführt, überall anders freut man sich über den Manga.
[...]
Ich weiß nicht einmal wie man überhaupt zu so einer Debatte kommen kann. Man muss schon fixiert darauf sein etwas negatives zu suchen um sich über so einen Blödsinn Gedanken zu machen. 99% der Leser werden nie auf den Gedanken kommen das OP sexistisch ist.
Für mich ist es ein berechtigter Kritikpunkt, auch wenn ich ihn nicht so schwer sehe und so scharf verurteilen würde, wie manch anderer User. Trotzdem kann ich diesen Ärger nachvollziehen. Viel wichtiger wäre es, wenn man sich nicht immer tiefer in die eigenen Meinungsgräben verbuddeln und sich nicht immer gleich schnell persönlich angegriffen fühlen würde (das ist nämlich auch eine deutsche Eigenart), sondern man sich eingestehen würde, dass beide Seiten gute Argumente haben und dass sowohl der Sexismus-Vorwurf, auch wenn ich persönlich ihn nicht so massiv erheben wollen würde (Stichwort: Frauenhasser), als auch das Frauenbild von One Piece legitim und ausgewogen zu empfinden, jeweils völlig berechtigte und nachvollziehbare Standpunkte sind. Ich liebe zum Beispiel viel altmodisches Zeug und kann das Frauenbild in alten Büchern, Filmen, Comics und Serien problemlos akzeptieren, akzeptiere es aber auch, wenn andere dieses alte Rollenbild missbilligen. Die Frage ist folglich, ob ein Autor/Werk des 21. Jahrhunderts dahingehend mit anderen Maßstäben gemessen werden muss. Ich würde sagen ja, weil die Gesellschaft sich weiterentwickelt hat (guter Einwand einiger Vorschreiber: Japan tickt anders). Gleichzeitig respektiere ich aber auch die Freiheit des Künstlers.
Weiter oben wurde angemerkt, dass Oda eventuell ein Problem damit hat, zu sehen, dass Frauen kämpfen, geschlagen und verletzt werden und er deshalb diese Situationen storybedingt zu vermeiden versucht. Das würde ich prinzipiell ähnlich sehen. Gleichzeitig hat er aber kein Problem damit, die Frauen die grausamsten Schicksale erleiden zu lassen, wenn es der Story und dem Helden - in seinem Drang den Arc-Boss niederzuringen - pusht. Gleichzeitig dürfen sie aber nicht mal in einem Kampf, den sie selbst führen, sich wehren oder verletzt werden, nachdem sie in der Vergangenheit jahrelang gedemütigt und gequält wurden? Ich kann verstehen, wenn das mancher Leser als Doppelmoral geißelt. Man kann nun einwenden, dass auch die Männer in der Vergangenheit leiden mussten. Ein vollkommen berechtigter Einwand. Aber noch mal das vorherige Beispiel: Wieso darf Law - trotz Kindheitstrauma - ständig badass-Momente zeigen, Doflamingo in die Ecke treiben, provozieren, verletzen und schwächen, während Vivi gegen Crocodile - trotz vorhandener Fähigkeiten und Kenntnisse - so gar kein Land sieht? Es geht gar nicht darum, das eine Beispiel gegen das andere aufzuwiegen oder bis aufs Letzte auszudiskutieren, ob dass eine Standardverfahren des Autors mit den weiblichen Charakteren ist; aber eine mögliche Antwort ist eben: Das geschieht, weil Vivi nunmal die "damsel in distress" ist. Und dass kann und darf man kritisieren.
"Tja, ich bin eine Berümtheit, mein Junge!"