Jared schrieb:
Rekapituliere einfach mal was Dany in all den 8 Staffeln durchgemacht hat und vergleiche das mit den anderen Charakteren. Weder Sansa, noch Arya und nicht mal Jon Snow haben so viel mitgemacht wie sie.
Von daher fand ich es auch gut gemacht das Varys mit so einer blödsinnigen Geschichte mit der Münze daherkommt, weil genau das die Oberflächlichkeit dieses Charakters zeigt die er immer wieder gezeigt hat. Dany war nicht von Beginn an verrückt und ihr Weg zur Mad Queen nicht vorherbestimmt. Nein sie ist dazu geworden, weil Menschen wie Varys, Kleinfinger und co. mit den Leben anderer Spielen und Politik betreiben.
Sie steht nun vor dem Trümmern ihrer eigenen Existenz. Sie hat so viele Opfer gebracht und steht letztlich tatsächlich fast alleine da. Man muss da nur mal das große Ganze betrachten und sehen das sie in Essos glücklich war und nur deshalb nach Westeros kam, weil sie glaubte es wäre ihre Bestimmung Königin zu werden. Dann muss sie viel dafür opfern nur um zu erfahren das dieser Grund nie stimmte und ihre Opfer für umsonst waren. Da kann man natürlich Größe einfordern und meinen sie müsste einfach abdanken und co., aber das ist mMn einfach oberflächlich betrachtet man dass sie mittlerweile 3 Kindern, 2 Männer und Unzählige Vertraute verloren hat. Und sie hat auch Recht wenn sie sagt das Jon sie hintergangen hat.
Also da frage ich mich jetzt schon, ob ich all die Jahre eine andere Serie gesehen habe? Ich komme da wirklich nicht mehr mit. Dass sie leiden musste, steht außer Frage. Aber für nahezu jeden "Leidensweg" bekam sie als einziger Charakter eine Art Entlohnung.
Ihr Bruder quält sie -> Bruder wird mit Gold übergossen, was ihr zu gefallen schien (inwieweit war Viserys für Dany schlimmer als Joffrey für Sansa?)
Sie wird, wie so viele Frauen in dieser Zeit, in eine Zwangsehe geführt -> verliebt sich und ist glücklich, wäre da nicht noch der eiserne Thron, den ihr Liebster für sie und dem baldigen Sohnemann noch erobern muss
Drogo und ihr ungeborenes Kind sterben (durch ihr Verschulden) -> sie bekommt Drachen
Leute wollen ihre Drachen stehlen oder kaufen -> sie bekommt Schiffe und eine Armee
Sie wird von den Harpien angegriffen -> Drogon rettet sie und sie wird seitdem von ihm als Reiterin akzeptiert
Sie sperrt ihre beiden "unschuldigen" Drachen weg und wird von ihnen angegriffen -> folgen ihr einfach wieder, so als wäre nie etwas passiert und hören auf's Kommando ohne jemals eine Drachenschule besucht zu haben
Sie wird von Dothraki bedroht -> sie erhält ein Powerupgrade und ist nun nachweislich feuerresistent
Ja, sie musste leiden - aber wirklich mehr als alle anderen? Das bezweifle ich sehr stark. Der einzige Hauptcharakter, der es meiner Meinung nach besser traf, war Arya. Die durfte ihre Rache ausleben und hat kaum noch wirklich negatives erfahren.
Und dass sie verraten worden ist? Meine Güte, sie hat Drachen - natürlich würden Leute sie verraten, um an diese Machtquelle zu kommen. Dafür hatte sie aber auch wirklich treue Gefolgsleute. Daneben auch eine Armee, die sich von keinem anderen kaufen lassen würde. Auch hier hielt sich also die Waage.
Was war dagegen mit Sansa? Wann hatte sie seit Neds Tod bis zur Wiedervereinigung mit Jon einen Lichtblick? Dany hatte in dieser Zeit wohl wirklich mehrere.
Was ist mit Jon? Er musste stets zusehen, wie eine (vermeintlich) große Katastrophe auf Westeros zu kommt und keiner glaubte ihm. Als er sich dann für Menschen einsetzte wurde er nicht nur verraten, sondern auch noch tatsächlich getötet. Und seine Wiederbelebung war mit keinem "Powerupgrade" zusammengefallen. Vielmehr bekamen wir den stinknormalen Jon zurück.
Und wie bitte haben es nun Varys und Kleinfinger verschuldet, dass sie die Mad Queen wird? Dany wollte schon immer nach Westeros kommen und an all denjenigen Rache üben, die ihren ach so tollen Vater vom Thron stürzten. Auch nachdem ihr deutlich gesagt worden war, was ihr Vater verbrochen hatte und weshalb ihre Familie gestürzt worden ist (nicht Varys oder Kleinfinger haben diesen Krieg verursacht, nur mal als Info am Rande), wich sie davon nicht ab.
Die beiden Herren - wobei das eigentlich auch eher nur Kleinfinger gewesen sein dürfte - haben das Chaos in Westeros seit Roberts Tod losgetreten. Betraf das Dany? Nein. Auf absurde Weise hat ihr das auch noch geholfen, da sie so nicht gegen verbündete 7 Königreiche antreten musste. Sie hätte auch niemals einfach so auf Dragonstone landen können.
Vielmehr kam durch die Drachen Danys wahre Natur zum Vorschein. Je größer sie wurden, desto zerstörerischer wurde sie. Einfach weil sie konnte. Möchtest du den wahren Charakter einer Person kennen lernen? Gut, dann gib dieser Person Macht und da hast du ihn. Genau das taten Martin/D&D und wir bekamen ihren wahren Charakter. Daran hat keiner Schuld.
Sie war schon immer der Meinung, dass auch noch so schreckliche Gräueltaten die Absetzung des Königs (ihren Vater) nicht legitimieren könnten, denn schließlich wurde ihrer Familie ein Treueeid geschworen. Es kommt ihr keine Sekunde in den Sinn, dass Rechte immer auch Pflichten mit sich bringen. Und bei einem System, das auf Geburtenrecht abstellt, sollte einem klarwerden, dass dieses Recht auch wieder entzogen werden kann.
Was man in der Serie halt leider auch oft vergisst ist, dass Dany noch ein sehr junges Mädchen ist und daher undurchdachtes, impulsives Handeln nicht abwegig sein dürfte.
Und Varys Spruch mit der Münze ist blödsinnig? Dieser Spruch wird in den Büchern oder in der Serie also völlig umsonst nicht selten erwähnt? Dieser Spruch ist eine prägnante Einschätzung, was für Herrscher die Targaryens bisher abgaben. Denn bei ihnen gab es nur diese Seiten und kein Dazwischen, wie man es eigentlich eher erwarten würde. Varys hat jedes Recht dazu, Danys wahre Natur zu hinterfragen. Wenn er also mit diesem Spruch andeutet, dass Dany eine gestörte Persönlichkeit haben könnte, ist dies nicht oberflächlich. Er war eigentlich auch der einzige Charakter, der neben Kleinfinger, sämtliche Informationen einer Person hat sammeln lassen, um gerade ein umfassendes Bild von dieser zu erhalten. Inwiefern macht ihn das nun zu einem oberflächlichen Charakter?
Bezüglich ihrer drei Drachenkinder. Wer setzte diese für den Krieg ein, statt die mit ihnen einhergehende Freiheit zu genießen? Sie hätte auch die Welt umreisen können und sonstige Dinge machen. Aber nein, es musste ja der eiserne Thron sein. Sie hat doch selbst einmal zugestanden, dass nur ihr Bruder dumm genug war zu glauben, dass die Leute in Westeros auf die Rückkehr der Targaryens warten würden. Jetzt ist sie also geschockt davon, dass es tatsächlich so ist, wie sie selbst gesagt hat?
Dass Drachen im Krieg sterben konnten, dürfte ihr aufgrund Rhaenys' Geschichte bekannt sein. Wenn man jetzt auch noch auf Seriendany abstellt, dann muss man leider auch sagen, dass die Bindung zwischen ihr und Rhaegal und Viserion nie so richtig ankam. Klar, sie war vermutlich da, aber man hat es halt nie so richtig gesehen. Es ging ständig nur um sie und Drogon.
Jon hat sie hintergangen? Ja, er hat seine Abstammung weitererzählt. Aber wer zur Hölle verlangt auch von seinem Liebsten, dass er sich verleugnet? Und das bei der eigenen Familie?! Hier konnte man doch klar sehen, dass Dany sich selbst und den verfluchten Stuhl mehr liebt als Jon. Jon hingegen erzählte es nur denjenigen, die ein Recht haben sollten, es zu wissen - seiner Familie.
Man kann also einen Spieß daraus drehen und sagen, dass Dany Jon verraten hat. Dass sie für ihn in den Krieg gezogen ist, stimmt auch nicht so wirklich, da die White Walker so oder so auf sie zugekommen wären.
Dass letztendlich nur durch Viserion die Mauer gesprengt worden ist, lasse ich an dieser Stelle übrigens nicht so gelten, denn das dürfte zu 99% nur der Einfallslosigkeit von D&D geschuldet sein.
Unterm Strich war Dany schon immer so. Die Umstände sind natürlich nicht ganz unschuldig. Eine Person muss aber bereits gewisse Charakterzüge besitzen, damit diese Umstände sich derart auswirken können. Bei ihr kann man auch wirklich nicht sagen, dass sich dieser negative Charakter nicht schon von Anfang an abgezeichnet hätte. Es war nur zeitweise schwer zu entscheiden, da sie ja oftmals moralische Aspekte aufgriff, um ihr handeln zu rechtfertigen. Der Zweck dürfte aber auch hier die Mittel nicht geheilt haben.