"Die letzten Schritte des Piratenkönigs"
Aufgabe: Ruffy ist der Piratenkönig und hat mit seinen Freunden all ihre Träume verwirklicht. Es sind nur noch wenige Meter, die er in Kairōseki-Handschellen bewältigen muss, ehe er hingerichtet wird. Welche Gefühle, Emotionen, Rückblicke und auch Informationen durchströmen den Piraten? Wie sehen die äußeren Umstände aus? Wie reagieren die Menschen um ihn herum? All dies und mehr sollte die Geschichte beinhalten, die einen Schlussstrich unter das Leben des Titelhelden zu ziehen wagt.
Verbot: Ruffy darf nicht gerettet werden.
Wortgrenzen: 1000 [+5%]
Kriterien:
Abgabefrist: Mittwoch, 12. Oktober - 10:35 Uhr.
Verbot: Ruffy darf nicht gerettet werden.
Wortgrenzen: 1000 [+5%]
Kriterien:
- Schreibstil
- Darstellung - wie wirkten alle eingebrachten Eindrücke? Ergab sich eine rundum stimmige, würdige Szenerie?
Abgabefrist: Mittwoch, 12. Oktober - 10:35 Uhr.
Wow, einfach: WOW. Eine sehr starke Runde!!
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Knapp dreißig Jahre hatte er damit verbracht, Gewehrkugeln mit einem Lächeln auf den Lippen an seine Absender zurückzuschicken; hatte sich über die verdutzten Gesichter lustig gemacht, die manchmal nichts ahnend, nichts wissend, einem Geschenk des Teufels höchst persönlich gegenüberstanden.
Nüchtern betrachtet war es wie ein naives Spiel eines jungen Gottes. Unverwundbar. Unsterblich.
Doch wie es jede lehrende Geschichte am Ende tut, so brachte auch hier die Hybris das Kind in ihm zu Fall.
Es war als würde jede Faser seines Körpers brennen, als würde jeder Atemzug die Kraft eines ganzen Lebens benötigen. Bei jedem gestolperten Schritt spürte er den dumpfen, fernen Schmerz in seiner rechten Seite. Sie hatten ihm in die Brust geschossen; eine Bleikugel, die mit Seestein angereichert war.
Wie Gift pumpte es durch seine Adern und als würde das nicht reichen, hatten sie ihn in Kairoseki-Ketten gelegt, hatten Soldaten entlang des Weges bis zum Schafott gestellt; alle bewaffnet mit diesen Seestein-Gewehren. Seine Achilles-Ferse.
Vor ein paar Wochen hätte er noch jeden ausgelacht, der ihm erzählt hätte, dass es so enden würde. In einer Stadt, die er nicht kannte; weit weg von seiner Heimat. Überall Menschen, dessen Gesichter in einer farblosen Farbschliere verschwammen. Ein monotones Summen, das ihn immer wieder Schlucken ließ. Aufgeregtes Gemurmel? Naive Hoffnung?
Manche Enden waren ein zielgebender Anfang, doch manche waren wirklich die letzten Seiten einer Geschichte.
Selbst wenn er die Kraft gehabt hätte, durch seine letzten Worte eine Flut aus Euphorie, Mut und Leidenschaft auszulösen, wusste er nicht, ob er dies wirklich wollte.
Denn niemand hier rechnete am Anfang seiner abenteuerlichen Pläne und seiner jungfräulichen Gedanken an Schmerz, Trauer und Tod. Aber dies waren die Bilder und Erinnerungen, die einen am Ende seiner Reise verfolgten.
Die kleine Kugel in seiner Brust überschwemmte sein Denken mit Bildern, die ihn mehr quälten als die Erschöpfung, die Wunden oder sein nahendes Ende.
Sie waren auf einer Insel im West-Blue gewesen. Nami war dabei die letzten Teile ihrer Weltkarte zu zeichnen. Schon hier war die Stimmung innerhalb der Crew an einen Tiefpunkt angelangt, den sie auf ihrer Reise selten erreicht hatten.
Sanji hatte es geschafft, seine Lungen endgültig zu zerstören und mit jedem weiteren Tag schien der Vorbote des Todes die Sunny wie ein erdrückender Nebel zu umgeben. Doch war es nicht der Smutje, den er holen wollte.
Es war eine Falle gewesen. Jemand hatte sie verraten. Und bis heute wusste Ruffy nicht wer.
Die Marine hatte sie umzingelt, doch waren sie nicht umsonst die Strohhutpiratenbande. Aber Ruffy musste erkennen, dass er die Marine unterschätzt hatte, überheblich und unsterblich wie er war.
Er hatte die Kugel kommen hören, er hatte es gespürt. Doch interessierte ihn dies wie ein Staubkorn, welches seine Bewegungen streifte.
Die Kugel berührte seine Haut und verwandelte seine elastische Schutzschicht in eine sterbliche Hülle, bohrte sich durch Muskeln, Knochen und blieb irgendwo auf dem Weg durch seine Brust stecken. Sein rechter Lungenflügel schien zu explodieren und Blut füllte seinen Rachen. Er hörte, wie sein Namen gerufen wurde und blickte in die Augen seines grünhaarigen Freundes, der nicht weit entfernt von ihm ebenfalls erschrocken die Szenerie beobachtet hatte.
Im Bruchteil einer Sekunde wandelte sich das Entsetzen auf Zoros Gesicht in blanke Wut und mit einem einzigen Schliff seines Schwertes zerstörte er alles, was aus der Richtung der Kugel gekommen war.
War auch dies eine Falle gewesen? War dies alles von der Marine geplant? War der Schwerkämpfer so in seine Beschützerrolle vertieft gewesen, dass er nicht agieren konnte?
Beide hatten die Gefahr gespürt und während beide Bruchteile einer Sekunde dafür verschwendeten sich in die Richtung zu drehen, hatte Gott sein Urteil gefällt.
Wahrscheinlich hat Zoro die Kugel noch selbst gesehen. Sich gedacht, wie unglaublich rücksichtslos und dumm er gewesen war, bevor das Blei sich zwischen seine Augen bohrte. Ruffy wird bis zu seinem letzten Atemzug das Bild nie vergessen. Nie vergessen, wie der Griff um die Schwerter lose wurde, wie seine Knie nachgaben und er nahezu geräuschlos zu Boden fiel.
Was genau danach passierte, ging in einem Schleier aus Schmerz unter. Er hatte die Hälfte der Insel mit einem Haki-Ausbruch außer Gefecht gesetzt und seine restliche Crew war unter seinem Befehl aufgebrochen. Durch die verdammte Kugel hatte die Marine es dann auch geschafft, ihn festzuhalten. Sie hatten ihm flüssigen Seestein injiziert. Danach hatte er ein paar Wochen in Impel Down verbracht um an diesem Tage seinen letzten Gang als berühmtester Pirat anzutreten.
Und der Bote zog weiter seine Kreise um ihn.
Die letzten Schritte trennten ihn von seinem letzten Platz auf Erden und er fragte sich, ob seine Nakama so dumm waren, hierher zu kommen. Das Schicksal schien gegen sie zu stehen. Sie hätten keine Chance.
Man zog ihn die Stufen hinauf, weil er es alleine nicht mehr schaffte, stieß ihn auf die Plattform, um ihn dort ein letztes Mal zu Atem kommen zu lassen und Ruffy riskierte einen finalen Blick in die Menge.
Fast brachte ihn der Schmerz um, als er das sah, was er nicht sehen wollte.
Lysop...
War seine restliche Crew auch hier? Wollten sie ihn alle zusammen in den Tod begleiten?
Der Scharfschütze warf ihm einen flehenden Blick zu, fast wie eine Bitte handeln zu dürfen.
Warum konnte Ruffy ihn so gut sehen? Warum konnte er jeden einzelnen Gedankengang in seinen Augen erkennen?
Er schüttelte kaum merklich den Kopf und doch war es der endgültigste und strengste Befehl, den er je gegeben hatte… geben musste. Und Lysop schien zu verstehen.
Und der Kanonier schloss seine Augen um die Tränen zu unterdrücken, holte tief Luft um Ruffy seine Stimme zu schenken.
„WIR HABEN DAS ONE PIECE GEFUNDEN!!!“ Lysops Stimme erfüllte die Stadt und wahrscheinlich auch die ganze Welt. Marinesoldaten waren in Alarmbereitschaft, suchten in der Menge nach dem Übeltäter.
„WIR HABEN UNZÄHLIGE ABENTEUER BESTANDEN, UM DEN SCHATZ ZU FINDEN, UND WIR HABEN ES GESCHAFFT!“
Ruffy schloss seine Augen und biss sich auf die Unterlippe. Befehle wurden um ihn herum gegeben und langsam schien er seinen Tod auf der Zunge zu schmecken.
„MONKEY D. RUFFY IST PIRATENKÖNIG!!! UND WENN IHR SEINEN SCHATZ WOLLT, DANN MÜSST IHR STARK GENUG SEIN, UM ES MIT DER SEE AUFZUNEHMEN!!!“ Ruffy musste ein Wimmern unterdrücken, als er Lysops Geschichte lauschte. Wenn die Menschen nur wüssten…
„Tut es!“ Er spürte den Lauf eines Gewehres an seiner Schläfe. Hätte er gekonnt, hätte er gelacht.
Und die letzten Worte Lysops begleiteten Ruffy in die Dunkelheit.
„DIE PIRATEN-ÄRA IST NOCH LANGE NICHT ZU ENDE. SUCHT AUF DEN WELTMEEREN!! WIR HABEN ES DA DRAUßEN VERSTECKT.
Nüchtern betrachtet war es wie ein naives Spiel eines jungen Gottes. Unverwundbar. Unsterblich.
Doch wie es jede lehrende Geschichte am Ende tut, so brachte auch hier die Hybris das Kind in ihm zu Fall.
Es war als würde jede Faser seines Körpers brennen, als würde jeder Atemzug die Kraft eines ganzen Lebens benötigen. Bei jedem gestolperten Schritt spürte er den dumpfen, fernen Schmerz in seiner rechten Seite. Sie hatten ihm in die Brust geschossen; eine Bleikugel, die mit Seestein angereichert war.
Wie Gift pumpte es durch seine Adern und als würde das nicht reichen, hatten sie ihn in Kairoseki-Ketten gelegt, hatten Soldaten entlang des Weges bis zum Schafott gestellt; alle bewaffnet mit diesen Seestein-Gewehren. Seine Achilles-Ferse.
Vor ein paar Wochen hätte er noch jeden ausgelacht, der ihm erzählt hätte, dass es so enden würde. In einer Stadt, die er nicht kannte; weit weg von seiner Heimat. Überall Menschen, dessen Gesichter in einer farblosen Farbschliere verschwammen. Ein monotones Summen, das ihn immer wieder Schlucken ließ. Aufgeregtes Gemurmel? Naive Hoffnung?
Manche Enden waren ein zielgebender Anfang, doch manche waren wirklich die letzten Seiten einer Geschichte.
Selbst wenn er die Kraft gehabt hätte, durch seine letzten Worte eine Flut aus Euphorie, Mut und Leidenschaft auszulösen, wusste er nicht, ob er dies wirklich wollte.
Denn niemand hier rechnete am Anfang seiner abenteuerlichen Pläne und seiner jungfräulichen Gedanken an Schmerz, Trauer und Tod. Aber dies waren die Bilder und Erinnerungen, die einen am Ende seiner Reise verfolgten.
Die kleine Kugel in seiner Brust überschwemmte sein Denken mit Bildern, die ihn mehr quälten als die Erschöpfung, die Wunden oder sein nahendes Ende.
Sie waren auf einer Insel im West-Blue gewesen. Nami war dabei die letzten Teile ihrer Weltkarte zu zeichnen. Schon hier war die Stimmung innerhalb der Crew an einen Tiefpunkt angelangt, den sie auf ihrer Reise selten erreicht hatten.
Sanji hatte es geschafft, seine Lungen endgültig zu zerstören und mit jedem weiteren Tag schien der Vorbote des Todes die Sunny wie ein erdrückender Nebel zu umgeben. Doch war es nicht der Smutje, den er holen wollte.
Es war eine Falle gewesen. Jemand hatte sie verraten. Und bis heute wusste Ruffy nicht wer.
Die Marine hatte sie umzingelt, doch waren sie nicht umsonst die Strohhutpiratenbande. Aber Ruffy musste erkennen, dass er die Marine unterschätzt hatte, überheblich und unsterblich wie er war.
Er hatte die Kugel kommen hören, er hatte es gespürt. Doch interessierte ihn dies wie ein Staubkorn, welches seine Bewegungen streifte.
Die Kugel berührte seine Haut und verwandelte seine elastische Schutzschicht in eine sterbliche Hülle, bohrte sich durch Muskeln, Knochen und blieb irgendwo auf dem Weg durch seine Brust stecken. Sein rechter Lungenflügel schien zu explodieren und Blut füllte seinen Rachen. Er hörte, wie sein Namen gerufen wurde und blickte in die Augen seines grünhaarigen Freundes, der nicht weit entfernt von ihm ebenfalls erschrocken die Szenerie beobachtet hatte.
Im Bruchteil einer Sekunde wandelte sich das Entsetzen auf Zoros Gesicht in blanke Wut und mit einem einzigen Schliff seines Schwertes zerstörte er alles, was aus der Richtung der Kugel gekommen war.
War auch dies eine Falle gewesen? War dies alles von der Marine geplant? War der Schwerkämpfer so in seine Beschützerrolle vertieft gewesen, dass er nicht agieren konnte?
Beide hatten die Gefahr gespürt und während beide Bruchteile einer Sekunde dafür verschwendeten sich in die Richtung zu drehen, hatte Gott sein Urteil gefällt.
Wahrscheinlich hat Zoro die Kugel noch selbst gesehen. Sich gedacht, wie unglaublich rücksichtslos und dumm er gewesen war, bevor das Blei sich zwischen seine Augen bohrte. Ruffy wird bis zu seinem letzten Atemzug das Bild nie vergessen. Nie vergessen, wie der Griff um die Schwerter lose wurde, wie seine Knie nachgaben und er nahezu geräuschlos zu Boden fiel.
Was genau danach passierte, ging in einem Schleier aus Schmerz unter. Er hatte die Hälfte der Insel mit einem Haki-Ausbruch außer Gefecht gesetzt und seine restliche Crew war unter seinem Befehl aufgebrochen. Durch die verdammte Kugel hatte die Marine es dann auch geschafft, ihn festzuhalten. Sie hatten ihm flüssigen Seestein injiziert. Danach hatte er ein paar Wochen in Impel Down verbracht um an diesem Tage seinen letzten Gang als berühmtester Pirat anzutreten.
Und der Bote zog weiter seine Kreise um ihn.
Die letzten Schritte trennten ihn von seinem letzten Platz auf Erden und er fragte sich, ob seine Nakama so dumm waren, hierher zu kommen. Das Schicksal schien gegen sie zu stehen. Sie hätten keine Chance.
Man zog ihn die Stufen hinauf, weil er es alleine nicht mehr schaffte, stieß ihn auf die Plattform, um ihn dort ein letztes Mal zu Atem kommen zu lassen und Ruffy riskierte einen finalen Blick in die Menge.
Fast brachte ihn der Schmerz um, als er das sah, was er nicht sehen wollte.
Lysop...
War seine restliche Crew auch hier? Wollten sie ihn alle zusammen in den Tod begleiten?
Der Scharfschütze warf ihm einen flehenden Blick zu, fast wie eine Bitte handeln zu dürfen.
Warum konnte Ruffy ihn so gut sehen? Warum konnte er jeden einzelnen Gedankengang in seinen Augen erkennen?
Er schüttelte kaum merklich den Kopf und doch war es der endgültigste und strengste Befehl, den er je gegeben hatte… geben musste. Und Lysop schien zu verstehen.
Und der Kanonier schloss seine Augen um die Tränen zu unterdrücken, holte tief Luft um Ruffy seine Stimme zu schenken.
„WIR HABEN DAS ONE PIECE GEFUNDEN!!!“ Lysops Stimme erfüllte die Stadt und wahrscheinlich auch die ganze Welt. Marinesoldaten waren in Alarmbereitschaft, suchten in der Menge nach dem Übeltäter.
„WIR HABEN UNZÄHLIGE ABENTEUER BESTANDEN, UM DEN SCHATZ ZU FINDEN, UND WIR HABEN ES GESCHAFFT!“
Ruffy schloss seine Augen und biss sich auf die Unterlippe. Befehle wurden um ihn herum gegeben und langsam schien er seinen Tod auf der Zunge zu schmecken.
„MONKEY D. RUFFY IST PIRATENKÖNIG!!! UND WENN IHR SEINEN SCHATZ WOLLT, DANN MÜSST IHR STARK GENUG SEIN, UM ES MIT DER SEE AUFZUNEHMEN!!!“ Ruffy musste ein Wimmern unterdrücken, als er Lysops Geschichte lauschte. Wenn die Menschen nur wüssten…
„Tut es!“ Er spürte den Lauf eines Gewehres an seiner Schläfe. Hätte er gekonnt, hätte er gelacht.
Und die letzten Worte Lysops begleiteten Ruffy in die Dunkelheit.
„DIE PIRATEN-ÄRA IST NOCH LANGE NICHT ZU ENDE. SUCHT AUF DEN WELTMEEREN!! WIR HABEN ES DA DRAUßEN VERSTECKT.
DAS ONE PIECE!!!“
Der anbrechende Sonnenuntergang tauchte die Dächer Loguetowns in ein sanftes Rot. Das schallende, unbeschwerte Läuten eines Glockenturms kündigte die Abendzeit an. Die Straßen und Gassen der Stadt waren vollgedrängt von unzähligen Menschen, die an diesem Tag in die Stadt geeilt waren. Piraten, Reisende, Marineoffiziere, Schaulustige - sogar Fischmenschen und eine Handvoll Himmelsbewohner – sie alle waren von nah und fern angereist. Die einen, um zu feiern, die anderen, um zu weinen. Es war der 37. Jahrestag der Hinrichtung Gol D. Rogers. Doch sie waren nicht gekommen, um dem Tod des ersten Piratenkönig zu gedenken. Sie waren gekommen, um der Hinrichtung seines Nachfolgers, Monkey D. Ruffy, beizuwohnen.
Ein Lied verstummte.
Das letzte Mal war er vor fünfzehn Jahren durch diese Gassen gezogen. Zu der Zeit, als sie noch zu fünft gewesen waren. „Die Stadt, in der Alles anfing und endete“ – damals war es für ihn die Stadt gewesen, in der alles angefangen hatte. Langsam sah es allerdings auch so aus, als würde hier alles sein Ende finden. Sein Lachen erschallte. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Schließlich hatte er ein schönes Leben gehabt. Er hatte geliebt und gehasst, gefeiert und gekämpft, neue Länder entdeckt und vergessene Königreiche wiedergefunden. Viele Freunde hatte er gewonnen – allen voran seine treue Crew – aber es hatten sich ihm auch einige Feinde in den Weg gestellt.
Der Tod würde für ihn kein schmerzvolles Ableben bedeuten, sondern das Ende einer langen, unvergesslichen Reise.
Ein Schiff kenterte.
Seinen großen Traum, Piratenkönig zu werden und das One Piece zu finden, hatte er verwirklicht. Nicht vielen Menschen war es vergönnt, ihren Traum wahr werden zu lassen, doch er hatte niemals aufgegeben. Er war zwar schon einige Male kurz davor gewesen, zum Beispiel als er von seiner Crew getrennt worden wurde oder als sein großer Bruder in seinen eigenen Armen gestorben war. Doch letztendlich hatte er es geschafft. Er war Piratenkönig!
Eine Blume verwelkte.
Die beiden Marinesoldaten führten ihn an Handschellen und eisernen Ketten durch die Gassen, bis hin zu dem großen Platz mit dem prunkvollen Brunnen und dem unübersehbaren Schafott. Die Seesteinhandschellen verbaten es ihm, seine Teufelskräfte einzusetzen. Doch er hätte sie gar nicht benötigt, um sich zu befreien. Innerhalb eines Wimpernschlags hätte er sie alle ausschalten können, doch er wehrte sich nicht. Die Weltregierung hatte ihn viele Male tief verletzt, doch mittlerweile verstand er seine Gegenpartei besser. Das lag auch nicht zuletzt daran, dass er viele Freunde in der Marine gewonnen hatte und er überzeugt davon war, dass die Welt bei ihr in guten Händen war.
Ein Herz versagte.
Manche Leute warfen ihm Blumensträuße vor die Füße, andere zielten ihm mit Tomaten ins Gesicht. Mit der Abmachung, seinen Freunden kein Haar zu krümmen, hatte sich aus freien Stücken der Marine gestellt. Vermutlich hätten sie ihn niemals gefasst, hätte er es nicht getan. Dies war der Tod, den er sich immer vorgestellt hatte. Natürlich wäre es auch schön gewesen, alt und im Kreis seiner Familie und Freunde zu sterben, aber das passte einfach nicht zu einem außergewöhnlichen Mann wie ihm. Außerdem ermöglichte er so seinen Freunden, ihr Leben friedlich und fernab von Kummer und Schmerz zu Ende zu leben.
Ein Feuer verglühte.
Die Menge tobte und konnte sich scheinbar einfach nicht darauf einigen, ob sie ihm nun zujubeln oder ihn verpönen sollte. Langsam erklomm er die ersten Stufen, die hinauf zum Schafott führten. Er war schon einmal dort oben gestanden und es hätte auch schon einmal dort enden können, bevor es überhaupt erst richtig angefangen hatte. Doch als hätte es sein Schicksal nicht gewollt, hatte ihn ein Blitzschlag aus heiterem Himmel befreit. Würde es ihm dieses Mal genauso ergehen? Er hoffte es nicht. Seine Zeit war gekommen. Er spürte es.
Ein Geschoss verfehlte.
Die letzten, goldenen Sonnenstrahlen des Tages schienen ihm mitten ins Gesicht, als er oben angekommen war. Er hatte eine fantastische letzte Aussicht. Bald würde die Sonne untergehen.
Eine Seekarte verwischte.
Hinter den Dächern der Stadt sah er das Schimmern des weiten, azurblauen Ozeans, der nur darauf wartete, ihn auf seiner letzten Reise auf sich zu tragen.
Ein Schwert rostete.
Die beiden Klingen wurden von den Henkern aus den Scheiden gezogen. Man forderte ihn auf, seine letzten Worte zum Besten zu geben. Die Menschenmenge verstummte augenblicklich, bis man nur noch das entfernte Kreischen der Möwen im Hafen hören konnte. „Ihr wollt meinen Schatz?“, sprach er. „Den könnt ihr haben! Sucht ihn doch! Irgendwo hab ich den größten Schatz der Welt versteckt!“ Mit diesen Worten zog er seinen Strohhut vom Kopf und warf ihn in die Menge. Wo er vor den Füßen eines Kindes landete. Einem Kind, gefüllt mit Hoffnungen, Wünschen und Träumen.
Diese Geschichte würde niemals enden! Solange die Menschen Träume besaßen, würden neue Lieder gesungen und neue Schiffe gebaut werden. Es würden neue Blumen gepflanzt und neue Herzen geboren werden. Es würden neue Feuer entzündet und neue Ziele getroffen werden. Es würden neue Seekarten gezeichnet und neue Schwerter geschmiedet werden.
Die Sonne ging unter.
Und die Sonne würde wieder am Horizont aufsteigen und ein neuer Tag würde anbrechen.
Ende
Ein Lied verstummte.
Das letzte Mal war er vor fünfzehn Jahren durch diese Gassen gezogen. Zu der Zeit, als sie noch zu fünft gewesen waren. „Die Stadt, in der Alles anfing und endete“ – damals war es für ihn die Stadt gewesen, in der alles angefangen hatte. Langsam sah es allerdings auch so aus, als würde hier alles sein Ende finden. Sein Lachen erschallte. Er hatte keine Angst vor dem Tod. Schließlich hatte er ein schönes Leben gehabt. Er hatte geliebt und gehasst, gefeiert und gekämpft, neue Länder entdeckt und vergessene Königreiche wiedergefunden. Viele Freunde hatte er gewonnen – allen voran seine treue Crew – aber es hatten sich ihm auch einige Feinde in den Weg gestellt.
Der Tod würde für ihn kein schmerzvolles Ableben bedeuten, sondern das Ende einer langen, unvergesslichen Reise.
Ein Schiff kenterte.
Seinen großen Traum, Piratenkönig zu werden und das One Piece zu finden, hatte er verwirklicht. Nicht vielen Menschen war es vergönnt, ihren Traum wahr werden zu lassen, doch er hatte niemals aufgegeben. Er war zwar schon einige Male kurz davor gewesen, zum Beispiel als er von seiner Crew getrennt worden wurde oder als sein großer Bruder in seinen eigenen Armen gestorben war. Doch letztendlich hatte er es geschafft. Er war Piratenkönig!
Eine Blume verwelkte.
Die beiden Marinesoldaten führten ihn an Handschellen und eisernen Ketten durch die Gassen, bis hin zu dem großen Platz mit dem prunkvollen Brunnen und dem unübersehbaren Schafott. Die Seesteinhandschellen verbaten es ihm, seine Teufelskräfte einzusetzen. Doch er hätte sie gar nicht benötigt, um sich zu befreien. Innerhalb eines Wimpernschlags hätte er sie alle ausschalten können, doch er wehrte sich nicht. Die Weltregierung hatte ihn viele Male tief verletzt, doch mittlerweile verstand er seine Gegenpartei besser. Das lag auch nicht zuletzt daran, dass er viele Freunde in der Marine gewonnen hatte und er überzeugt davon war, dass die Welt bei ihr in guten Händen war.
Ein Herz versagte.
Manche Leute warfen ihm Blumensträuße vor die Füße, andere zielten ihm mit Tomaten ins Gesicht. Mit der Abmachung, seinen Freunden kein Haar zu krümmen, hatte sich aus freien Stücken der Marine gestellt. Vermutlich hätten sie ihn niemals gefasst, hätte er es nicht getan. Dies war der Tod, den er sich immer vorgestellt hatte. Natürlich wäre es auch schön gewesen, alt und im Kreis seiner Familie und Freunde zu sterben, aber das passte einfach nicht zu einem außergewöhnlichen Mann wie ihm. Außerdem ermöglichte er so seinen Freunden, ihr Leben friedlich und fernab von Kummer und Schmerz zu Ende zu leben.
Ein Feuer verglühte.
Die Menge tobte und konnte sich scheinbar einfach nicht darauf einigen, ob sie ihm nun zujubeln oder ihn verpönen sollte. Langsam erklomm er die ersten Stufen, die hinauf zum Schafott führten. Er war schon einmal dort oben gestanden und es hätte auch schon einmal dort enden können, bevor es überhaupt erst richtig angefangen hatte. Doch als hätte es sein Schicksal nicht gewollt, hatte ihn ein Blitzschlag aus heiterem Himmel befreit. Würde es ihm dieses Mal genauso ergehen? Er hoffte es nicht. Seine Zeit war gekommen. Er spürte es.
Ein Geschoss verfehlte.
Die letzten, goldenen Sonnenstrahlen des Tages schienen ihm mitten ins Gesicht, als er oben angekommen war. Er hatte eine fantastische letzte Aussicht. Bald würde die Sonne untergehen.
Eine Seekarte verwischte.
Hinter den Dächern der Stadt sah er das Schimmern des weiten, azurblauen Ozeans, der nur darauf wartete, ihn auf seiner letzten Reise auf sich zu tragen.
Ein Schwert rostete.
Die beiden Klingen wurden von den Henkern aus den Scheiden gezogen. Man forderte ihn auf, seine letzten Worte zum Besten zu geben. Die Menschenmenge verstummte augenblicklich, bis man nur noch das entfernte Kreischen der Möwen im Hafen hören konnte. „Ihr wollt meinen Schatz?“, sprach er. „Den könnt ihr haben! Sucht ihn doch! Irgendwo hab ich den größten Schatz der Welt versteckt!“ Mit diesen Worten zog er seinen Strohhut vom Kopf und warf ihn in die Menge. Wo er vor den Füßen eines Kindes landete. Einem Kind, gefüllt mit Hoffnungen, Wünschen und Träumen.
Diese Geschichte würde niemals enden! Solange die Menschen Träume besaßen, würden neue Lieder gesungen und neue Schiffe gebaut werden. Es würden neue Blumen gepflanzt und neue Herzen geboren werden. Es würden neue Feuer entzündet und neue Ziele getroffen werden. Es würden neue Seekarten gezeichnet und neue Schwerter geschmiedet werden.
Die Sonne ging unter.
Und die Sonne würde wieder am Horizont aufsteigen und ein neuer Tag würde anbrechen.
Ende
Die Konturen einer bedrohlich heranziehenden Gewitterfront zeichneten sich markant auf der Himmelsleinwand ab und drohten Loguetown in einen düsteren Schatten zu werfen.
Ein geladenes Knistern unnatürlicher Präsenz lag in der energetisch angereicherten Luft. Und auch die sonst so belebten Straßen der florierenden Stadt verweilten in gespenstischer Stille, angesichts des bevorstehenden Geschehnisses, welches die gesamte Insel in einen tranceartigen Zustand zu versetzen schien.
Hunderte Schiffe lagen im Hafen Loguetowns vor Anker, hatten tausende Schaulustige herbeigebracht, die sich wie ein Heuschreckenschwarm durch die Gassen ziehend ihren Weg zur Hinrichtungsstätte bahnten, um Zeugen des epochalen Ereignisses zu werden, welches zweifelsohne in die Geschichte eingehen wird.
Bald würde es geschehen...
Ungeduldig, in angespannter Starre verharrend, warteten die versammelten Menschenmassen auf den einen Mann, der vor wenigen Jahren einen Krieg nie dagewesenen Ausmaßes gegen die Weltregierung geführt hatte. Zusammen mit all jenen getreuen Verbündeten kämpfte er für die Freiheit und zertrümmerte die Diktatur derer, die ihre Herrschaft auf Jahrhunderte alte Lügen und Intrigen begründet hatten. An jenem schicksalhaften Tage sollte das Gefüge und die Grundfesten der Welt so sehr ins Wanken geraten, dass allen Menschen und alle anderen Lebewesen nur ein Ausweg aus diesem anarchischen Chaos blieb: Ein Neuanfang, von Säulen gestützt, die von da an Freiheit, Gleichheit und Einigkeit der nun vereinten Völker symbolisieren sollten. Unfassbar, dass gerade ein Pirat, ein von der alten Regierung klassifizierter Gesetzloser, diese Ära des geistigen und materiellen Wohlstands einläuten sollte. Doch Monkey D. Ruffys Leben würde ein unerwartetes Ende finden.
Klirrendes Kettenrasseln ertönte bei jedem seiner Schritte, als der Piratenkönig, flankiert von zwei unbewaffneten Milizionären, auf den Hinrichtungsplatz geführt wurde. Abrupt veränderte sich die Szenerie. Während das Grummeln des Himmels ein nahendes Gewitter ankündigte und das Schafott wie ein gnadenloser Todesengel vor den Anwesenden aufragte, brachen die Menschen ihr Schweigen. Ein Sturm aus mannigfaltigen Zurufen brandete gegen das Gehör des Piratenkönigs. Beinahe unmerklich seine wachsamen Augen auf den gemeinen Pöbel richtend, schien er kaum Notiz von dem Stimmengewirr zu nehmen. Seine Gedanken kreisten ganz woanders.
Sie stoppten. Er warf einen zaghaften Blick nach vorne. Vor ihm die lange Treppe, die direkt auf das Schafott führen würde. Innerhalb weniger Jahre hatte er die gesamte Grandline durchquert, doch trotz allem sollte dies der längste Abschnitt der Reise seines Lebens sein, die in wenigen Minuten jäh beendet werden würde. Ein zufriedenes Schmunzeln breitete sich auf seinen Zügen aus, als er den Fuß auf die erste Treppenstufe aufsetzte. Der letzte Lichtstrahl wurde vom Unwetter verschlungen. Düsternis umhüllte die Stadt und der Tumult flammte immer weiter auf.
Doch all dies ausblendend, als hätte sich ein milchiger Schleier um seine Sinne geschmiegt, schritt er zielstrebig voran. Instinktiv begannen zahllose Gedanken und Eindrücke in seinem Verstand aufzublitzen. Endlose Bilder längst vergangener Zeiten schossen an seinem inneren Auge vorbei und versetzten ihn in einen Zustand nostalgischer Sehnsucht. Er bemerkte, dass er mit jeder weiteren zurückgelegten Stufe eine Insel, eine Station seines Lebens Revue passieren ließ. All die Erlebnisse, all die Erinnerungen, die ihn ungeordnet durchströmten, hatten dazu beigetragen, dass Ruffy zu diesem Menschen geworden war, der nun nur noch wenige Meter von seinem Tod entfernt war. Doch er empfand keine Reue. Er blickte zurück auf ein Leben, welches nicht schöner und zufriedenstellender hätte sein können.
Plötzlich erschrak er, als der beidseitige Druck auf seine Oberarme sich verstärkte. Er musterte die Gesichtszüge seiner Wächter. Voller Zweifel. Schweißtropfen blanker Ratlosigkeit sammelten sich auf ihrer Stirn. Sie erreichten die Spitze. Vor ihm offenbarte sich ein Meer bohrender Blicke, protestierend und ihren Unmut freien Lauf lassend. Ein greller Lichtblitz untermalte die gereizte Stimmung noch weiter.
Alle hatten sie sich hier versammelt, bekannte Persönlichkeiten der alten sowie der neuen Ära, denen er nun direkt ins Antlitz sah. Doch auch sie würden seine Entscheidung, die von unglaublich gefestigtem Geiste zeugte, nicht ändern können.
Er besah die Seesteinhandschellen, die seine Gelenke beschwerten. Sie waren zwar unnötig, verhinderten jedoch, dass er in einem eventuellen Moment der Schwäche einen Rückzieher zu wagen versuchte. Am höchsten Punkt stand er nun, die letzte Stätte seines irdischen Lebens.
„Ruffy, willst du das wirklich?“ Der pinkhaarige Admiral konnte seine Tränen kaum unterdrücken, Schuldgefühle zerfraßen sein Innerstes. Hätte er es nicht verhindern können?
Die Lippen zu einem selbstsicheren Grinsen verzogen, antwortete der Angesprochene: „All die gemeisterten Gefahren, all die Selbstverwirklichung, nur für diesen einen Moment.“
Stille.
Regen prasselte wie ein Meteoritenschauer winziger Tropfen auf die Erde hinab. Seine Stimme hallte laut und kräftig über die Ebene.
„Hört mir zu, ihr, die ihr gekommen seid um ein für euch schreckliches Schauspiel zu verhindern. Lasst euch gewiss sein: Ich habe meine sehnlichsten Wünsche, meinen Traum gelebt. An der Seite von meiner Crew, meinen Freunden, habe ich allen Herausforderungen, die diese Welt bereit hält, getrotzt, alle Geheimnisse gelüftet, waren sie noch so verborgen und die wundersamsten Orte, deren Existenz man nicht für möglich halten würde, besucht. Und nun, den Gipfel des gigantisch hohen Berges erklommen, den ich mein Leben nenne, habe ich meinen Zenit erreicht.“
„Tu es nicht, Piratenkönig!“
„Wir brauchen dich!“
Er ließ ihr wirkungsloses Flehen an sich abprallen, schloss ein letztes Mal die Augen.
„Meine Träume wurden Realität. Meine Realität soll zur Erinnerung werden.“
Rasende Schritte näherten sich. Ein kleiner, schwarzhaariger Junge hastete eilig die Treppen hoch, das Gesicht gerötet vor Verzweiflung. Ohne dass die Wächter rechtzeitig reagieren konnten krallte der Neuankömmling seine Finger in den Kapitänsumhang des Piratenkönigs.
„Bitte nicht, Piratenkönig! Nur wegen dir hat meine Familie einen Ort zum Leben gefunden! Du darfst nicht sterben!“
Interessiert beugte sich Ruffy herunter und begutachtete die Halbe Portion. Er war kaum größer als er in seinen Kindertagen. „Hast du einen Traum, Junge?“, fragte er, sodass ein von Ehrfurcht verursachtes Schaudern den Körper des Kleinen durchfuhr. Schweigend nickte er. Ohne zu zögern hob Ruffy die Arme und drückte ihm den Strohhut auf den Kopf. Die Menge stöhnte auf.
Der Admiral überreichte den Henkern ihre Waffen, und während der Piratenkönig sich hinkniete, warf er einen letzten Blick gen Himmel.
'Diesmal wirst auch du es nicht verhindern!'
Die Wolkendecke lichtete sich und fadenscheinige Lichtsäulen fluteten den Hinrichtungsplatz.
Die Gesichter seiner Freunde erschienen vor seinem Auge.
'So will ich euch in Erinnerung behalten. Zu großartigen Persönlichkeiten herangewachsen, eure Träume verwirklicht. Danke für alles, denn ihr wart der Wind unter meinen Segeln.'
Der Mann mittleren Alters grinste in dieser morbiden Situation zum Publikum gewandt.
„Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben...“
Er hatte seinen Himmel erreicht.
Ein geladenes Knistern unnatürlicher Präsenz lag in der energetisch angereicherten Luft. Und auch die sonst so belebten Straßen der florierenden Stadt verweilten in gespenstischer Stille, angesichts des bevorstehenden Geschehnisses, welches die gesamte Insel in einen tranceartigen Zustand zu versetzen schien.
Hunderte Schiffe lagen im Hafen Loguetowns vor Anker, hatten tausende Schaulustige herbeigebracht, die sich wie ein Heuschreckenschwarm durch die Gassen ziehend ihren Weg zur Hinrichtungsstätte bahnten, um Zeugen des epochalen Ereignisses zu werden, welches zweifelsohne in die Geschichte eingehen wird.
Bald würde es geschehen...
Ungeduldig, in angespannter Starre verharrend, warteten die versammelten Menschenmassen auf den einen Mann, der vor wenigen Jahren einen Krieg nie dagewesenen Ausmaßes gegen die Weltregierung geführt hatte. Zusammen mit all jenen getreuen Verbündeten kämpfte er für die Freiheit und zertrümmerte die Diktatur derer, die ihre Herrschaft auf Jahrhunderte alte Lügen und Intrigen begründet hatten. An jenem schicksalhaften Tage sollte das Gefüge und die Grundfesten der Welt so sehr ins Wanken geraten, dass allen Menschen und alle anderen Lebewesen nur ein Ausweg aus diesem anarchischen Chaos blieb: Ein Neuanfang, von Säulen gestützt, die von da an Freiheit, Gleichheit und Einigkeit der nun vereinten Völker symbolisieren sollten. Unfassbar, dass gerade ein Pirat, ein von der alten Regierung klassifizierter Gesetzloser, diese Ära des geistigen und materiellen Wohlstands einläuten sollte. Doch Monkey D. Ruffys Leben würde ein unerwartetes Ende finden.
Klirrendes Kettenrasseln ertönte bei jedem seiner Schritte, als der Piratenkönig, flankiert von zwei unbewaffneten Milizionären, auf den Hinrichtungsplatz geführt wurde. Abrupt veränderte sich die Szenerie. Während das Grummeln des Himmels ein nahendes Gewitter ankündigte und das Schafott wie ein gnadenloser Todesengel vor den Anwesenden aufragte, brachen die Menschen ihr Schweigen. Ein Sturm aus mannigfaltigen Zurufen brandete gegen das Gehör des Piratenkönigs. Beinahe unmerklich seine wachsamen Augen auf den gemeinen Pöbel richtend, schien er kaum Notiz von dem Stimmengewirr zu nehmen. Seine Gedanken kreisten ganz woanders.
Sie stoppten. Er warf einen zaghaften Blick nach vorne. Vor ihm die lange Treppe, die direkt auf das Schafott führen würde. Innerhalb weniger Jahre hatte er die gesamte Grandline durchquert, doch trotz allem sollte dies der längste Abschnitt der Reise seines Lebens sein, die in wenigen Minuten jäh beendet werden würde. Ein zufriedenes Schmunzeln breitete sich auf seinen Zügen aus, als er den Fuß auf die erste Treppenstufe aufsetzte. Der letzte Lichtstrahl wurde vom Unwetter verschlungen. Düsternis umhüllte die Stadt und der Tumult flammte immer weiter auf.
Doch all dies ausblendend, als hätte sich ein milchiger Schleier um seine Sinne geschmiegt, schritt er zielstrebig voran. Instinktiv begannen zahllose Gedanken und Eindrücke in seinem Verstand aufzublitzen. Endlose Bilder längst vergangener Zeiten schossen an seinem inneren Auge vorbei und versetzten ihn in einen Zustand nostalgischer Sehnsucht. Er bemerkte, dass er mit jeder weiteren zurückgelegten Stufe eine Insel, eine Station seines Lebens Revue passieren ließ. All die Erlebnisse, all die Erinnerungen, die ihn ungeordnet durchströmten, hatten dazu beigetragen, dass Ruffy zu diesem Menschen geworden war, der nun nur noch wenige Meter von seinem Tod entfernt war. Doch er empfand keine Reue. Er blickte zurück auf ein Leben, welches nicht schöner und zufriedenstellender hätte sein können.
Plötzlich erschrak er, als der beidseitige Druck auf seine Oberarme sich verstärkte. Er musterte die Gesichtszüge seiner Wächter. Voller Zweifel. Schweißtropfen blanker Ratlosigkeit sammelten sich auf ihrer Stirn. Sie erreichten die Spitze. Vor ihm offenbarte sich ein Meer bohrender Blicke, protestierend und ihren Unmut freien Lauf lassend. Ein greller Lichtblitz untermalte die gereizte Stimmung noch weiter.
Alle hatten sie sich hier versammelt, bekannte Persönlichkeiten der alten sowie der neuen Ära, denen er nun direkt ins Antlitz sah. Doch auch sie würden seine Entscheidung, die von unglaublich gefestigtem Geiste zeugte, nicht ändern können.
Er besah die Seesteinhandschellen, die seine Gelenke beschwerten. Sie waren zwar unnötig, verhinderten jedoch, dass er in einem eventuellen Moment der Schwäche einen Rückzieher zu wagen versuchte. Am höchsten Punkt stand er nun, die letzte Stätte seines irdischen Lebens.
„Ruffy, willst du das wirklich?“ Der pinkhaarige Admiral konnte seine Tränen kaum unterdrücken, Schuldgefühle zerfraßen sein Innerstes. Hätte er es nicht verhindern können?
Die Lippen zu einem selbstsicheren Grinsen verzogen, antwortete der Angesprochene: „All die gemeisterten Gefahren, all die Selbstverwirklichung, nur für diesen einen Moment.“
Stille.
Regen prasselte wie ein Meteoritenschauer winziger Tropfen auf die Erde hinab. Seine Stimme hallte laut und kräftig über die Ebene.
„Hört mir zu, ihr, die ihr gekommen seid um ein für euch schreckliches Schauspiel zu verhindern. Lasst euch gewiss sein: Ich habe meine sehnlichsten Wünsche, meinen Traum gelebt. An der Seite von meiner Crew, meinen Freunden, habe ich allen Herausforderungen, die diese Welt bereit hält, getrotzt, alle Geheimnisse gelüftet, waren sie noch so verborgen und die wundersamsten Orte, deren Existenz man nicht für möglich halten würde, besucht. Und nun, den Gipfel des gigantisch hohen Berges erklommen, den ich mein Leben nenne, habe ich meinen Zenit erreicht.“
„Tu es nicht, Piratenkönig!“
„Wir brauchen dich!“
Er ließ ihr wirkungsloses Flehen an sich abprallen, schloss ein letztes Mal die Augen.
„Meine Träume wurden Realität. Meine Realität soll zur Erinnerung werden.“
Rasende Schritte näherten sich. Ein kleiner, schwarzhaariger Junge hastete eilig die Treppen hoch, das Gesicht gerötet vor Verzweiflung. Ohne dass die Wächter rechtzeitig reagieren konnten krallte der Neuankömmling seine Finger in den Kapitänsumhang des Piratenkönigs.
„Bitte nicht, Piratenkönig! Nur wegen dir hat meine Familie einen Ort zum Leben gefunden! Du darfst nicht sterben!“
Interessiert beugte sich Ruffy herunter und begutachtete die Halbe Portion. Er war kaum größer als er in seinen Kindertagen. „Hast du einen Traum, Junge?“, fragte er, sodass ein von Ehrfurcht verursachtes Schaudern den Körper des Kleinen durchfuhr. Schweigend nickte er. Ohne zu zögern hob Ruffy die Arme und drückte ihm den Strohhut auf den Kopf. Die Menge stöhnte auf.
Der Admiral überreichte den Henkern ihre Waffen, und während der Piratenkönig sich hinkniete, warf er einen letzten Blick gen Himmel.
'Diesmal wirst auch du es nicht verhindern!'
Die Wolkendecke lichtete sich und fadenscheinige Lichtsäulen fluteten den Hinrichtungsplatz.
Die Gesichter seiner Freunde erschienen vor seinem Auge.
'So will ich euch in Erinnerung behalten. Zu großartigen Persönlichkeiten herangewachsen, eure Träume verwirklicht. Danke für alles, denn ihr wart der Wind unter meinen Segeln.'
Der Mann mittleren Alters grinste in dieser morbiden Situation zum Publikum gewandt.
„Ihr wollt meinen Schatz? Den könnt ihr haben...“
Er hatte seinen Himmel erreicht.
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