White Collar

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    • White Collar


      Nachdem mich diese Serie die letzten Tage durchaus zu unterhalten wusste und ich die ersten paar Staffeln in einer Art wohldosiertem Marathon geguckt habe, dachte ich mir, dass sich ein zugehöriger Thread hier im Board doch ganz gut machen würde. Hier soll es nun also um die US-amerikanische Krimiserie White Collar von Jeff Eastin gehen. Die Serie startete im Herbst 2009 und umfasst – Stand jetzt (März 2012) – 46 Folgen, in drei Staffeln aufgeteilt. Eine deutschsprachige Adaption existiert und wurde bereits im österreichischen und schweizerischen Fernsehen ausgestrahlt, aber auch hierzulande auf RTL (Premiere: September 2011).

      White Collar soll im Herbst diesen Jahres für eine weitere, vierte Staffel aufgelegt werden.

      Die Handlung
      Protagonist der Serie ist Neal Caffrey (Matt Bomer), Trickbetrüger, Fälscher und berüchtigter Kunstdieb, der nach einer Jahre andauernden Flucht vor dem FBI schließlich von seinem Gegenspieler, Special Agent Peter Burke (Tim DeKay) gestellt wird und mit einer vierjährigen Freiheitsstrafe ins Gefängnis wandert. (Einzig die Fälschung von Anleihepapieren kann Caffrey nachgewiesen werden, aberdutzende seiner Verbrechen bleiben bis auf weiteres nicht weiter als Anschuldigungen.)

      Wenige Monate vor dem Ableisten seiner Strafe gelingt Caffrey jedoch die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis, mit dem Ziel seine Exfreundin Kate ausfindig zu machen. Erneut liegt es an Burke Caffrey zu fangen und ins Gefängnis zurückzubringen. – Zwar gelingt das Unterfangen abermals, doch kommt dieses Mal vieles anders. Diesmal schlägt Caffrey dem Agenten einen Tauschhandel vor: eine delikate Information zu einem anderen Fall, an dem Burke aktuell arbeitet, gegen einen Besuch von Peter in der Strafvollzugsanstalt.

      Eine Woche später kommt es zu dem Treffen der beiden und Neal unterbreitet Peter einen Vorschlag: er bietet an, ihm bei der Aufklärung von Verbrechen zur Seite zu stehen und mit seinem Insiderwissen unter die Arme zu greifen, wenn der FBI-Agent ihn im Gegenzug aus dem Gefängnis holt, in Form einer Vollzugslockerung.
      Peter sagt zwar zunächst ab, entscheidet sich aber drei Monate später (am Tag, an dem Neal ursprünglich freikommen sollte) doch anders.

      Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche nach einem als „The Dutchman“ bekannten Verbrecher. Dies markiert den Beginn eines äußerst ungewöhnlichen, aber zweifellos erfolgreichen Arbeitsverhältnisses.
      Unterstützung erhalten die beiden bei ihren zahlreichen Untersuchungen von Peters Team sowie dem ein oder anderen von Neals Komparsen. – Somit geht es bei der Aufklärung der Verbrechen nicht immer nach dem FBI-Regelbuch zu, ganz zum Leidwesen von Peter, aber gerade das macht den Charme dieser Serie aus.

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      Staffel 1 – Sendetermin (US): Oktober 2009 – März 2010; 14 Folgen
      Grundsätzlich ist White Collar in seiner Serienstruktur mit Krimis à la Detektiv Conan zu vergleichen: die einzelnen Folgen erzählen in der Regel in sich geschlossene Verbrechen und Fälle, die üblicherweise im Rahmen einer 40-minütigen Folge aufgelöst werden, daneben existiert aber auch ein Leitmotiv bzw. eine Hauptstory, die sich über die gesamte Staffel erstrecken und wie ein roter Faden durch die Handlung ziehen. (Leider oftmals nicht stringent genug, weshalb der Vergleich zu Conan gar nicht so abenteuerlich ist wie er zunächst wirken mag.)

      Die erste Staffel dient in den frühen Folgen dazu, uns die Charaktere in all ihren Facetten näherzubringen. Erst nach und nach wird die Hauptstory aufgegriffen und ausgearbeitet:
      Hierbei handelt es sich in Staffel 1 zunächst einmal um Neals Suche nach Kate, die Opfer einer groß aufgezogenen Entführung zu sein scheint, später aber auch um Intrigen und Verrat in Reihen des FBIs und schließlich den Raub einer legendären Spieluhr aus Bernstein.

      Persönliche Bewertung:
      Interessanterweise fand ich die erste Staffel rückblickend vielleicht am schwächsten. Man muss sich auf die Serie einlassen, weil es 3-4 Folgen dauern kann bis man mit der Geschichte und den zugehörigen Charakteren warm wird.
      Ich denke, das größte Manko der Staffel bleibt – zweifellos dem Umstand geschuldet, dass man dem Zuschauer erst die allgemeine Situation, das Setting und die Figuren vorstellen muss – die nur häppchenweise und hintergründige Ausarbeitung der Hauptstory. (Meist nur in den letzten paar Minuten einer Episode.)



      Staffel 2 – Sendetermin (US): Halbstaffel I: Juli 2010 – September 2010, Halbstaffel II: Januar 2011 – März 2011; 16 Folgen
      Nach dem fulminanten Finale der ersten Staffel – ich möchte zumindest den Eingangspost dieses Serienthreads zunächst noch spoilerfrei halten – kommt es zu einem Zeitsprung. Neal wandert abermals in den Knast, Peters Zukunft als FBI-Agent hängt am seidenen Faden. Letztgenannter kann eine weitere Vollzugslockerung für seinen Partner erwirken und die beiden bekommen sogleich eine Bewährungsprobe in Gestalt des „Architekten“, einem berühmt berüchtigten Bankräubers, den es zu schnappen gilt.

      Mainplot der Staffel ist das Lösen eines Rätsels, das die sagenumwobene Spieluhr mit sich bringt sowie die Aufklärung der gesamten Umstände von Kates Entführung. – Das Staffelfinale setzt die Weichen für den Verlauf der dritten Staffel und wartet mit einem sehr coolen Cliffhanger auf.

      Persönliche Bewertung:
      Nach dem etwas zähen Einstieg in die Staffel kommt die Maschine hier langsam aber sicher ins Rollen. Die Staffellänge wurde um 2 Episoden auf insgesamt 16 Folgen erhöht (eine Tatsache, die ich angesichts der ohnehin schon beachtlichen Episodenlänge von ~42 Minuten nicht unbedingt gutheißen möchte… hier sind gelegentliche Längen einfach unvermeidbar und ich persönlich hätte auf so manchen „Filler“, der keinerlei Mehrwert hinsichtlich der Hauptstory brachte, verzichten können.) und somit blieb den Autoren mehr Zeit für die Ausarbeitung des Staffelhandlungsbogens.
      Ferner wurde die Cast mit Dianas (Marsha Thomason) Rückkehr sowie dem Auftritt von Sara Ellis (Hilarie Burton) fabelhaft ergänzt.
      Staffel-Highlight bleibt ganz eindeutig 2.11, in der die Vergangenheit von Neal und Mozzie aufgearbeitet wird. Und spätestens mit dem Wiederauftritt von Neals Gegenspieler und Erzrivalen Matthew Keller (Ross McCall) gewinnt diese Staffel ordentlich an Fahrt.



      Staffel 3 – Sendetermin (US): Halbstaffel I: Juni 2011 – August 2011, Halbstaffel II: Januar 2012 – Februar 2012; 16 Folgen
      Die bisher letzte Staffel stand vor allem unter dem Stern von Neals und Mozzies letztem, großem Coup. – Werden die zwei mit ihrem Geniestreich durchkommen? Welche Komplikationen könnten sich ergeben? Wird Neal sein Leben, das er sich in den vergangenen zwei Jahren aufgebaut hat, aufgeben?

      Nachdem zunächst bereits Sara von Neals und Mozzies Geheimnis erfährt, wird das Tempo der Staffel durch Matthew Kellers abermalige Rückkehr erheblich angezogen. Dies gipfelt in einem wahnsinnig spannenden Halbstaffelfinale, das mich entfernt an das Finale der vierten Dexter-Staffel erinnerte.
      Leider verlieren sich diese Dramatik und die Dynamik quasi komplett nach der Auflösung des Keller-Handlungsbogens und die Halbstaffel plätschert in trivialen Mini-Episoden vor sich hin… (Ich sag’s ja, verflucht sei die Staffellänge… diese könnte ohne Probleme auf Dimension von Game of Thrones oder zumindest Dexter runtergeschraubt werden.)

      Mit dem erneuten Auftritt von Agent Kramer (Beau Bridges) kurz vor Staffelfinale wird dann jedoch nochmal die Kurve gekratzt und dem Zuschauer wurde das bisher wahrscheinlich spannendste Ende einer White-Collar-Staffel geboten. – Cliffhanger wie man sie mag!

      Persönliche Bewertung:
      Die bisher beste Staffel von White Collar in meinen Augen. Sei es nun Neals und Mozzies großer Coup, der sich als ungemein wichtig für die Katharsis des Neal Caffrey, aber auch großer Keil für die Beziehung der beiden Trickbetrüger-Freunde herausstellen soll. Sei es die Rückkehr von Neals Nemesis Keller, der schrecklicher denn je zurückschlägt. (Chapeau in diesem Zusammenhang an die Leistung von Tim DeKay, der in diesem Arc wahnsinnig gut gespielt hat, noch besser als er das ohnehin schon tut!) Seien es die famosen Mini-Episoden um Mozzies Kindheit [3.04] oder den legendären Gordon Taylor [3.15]. Oder sei es Agent Kramer, der das Kartenhaus, auf dem Neals neues Friede-Freude-Eierkuchen-Leben sich in den vergangenen zwei Jahren aufgebaut hat, von einem Moment zum nächsten zum Einstürzen bringt. – Ich zähle die Tage bist August bereits jetzt…



      Allgemeines zur Serie/Rezension
      In diesem Punkt möchte ich kurz umreißen, was für mich den Charme der Serie ausmacht, was den Zuschauer erwartet. Oder anders ausgedrückt: Wer sollte mal in die Serie reinschnuppern und warum?

      Zunächst einmal finde ich das Milieu, die gesellschaftlichen Schichten und Zirkel, in denen die Geschichten überwiegend handeln, sehr ansprechend. Hier muss ich einräumen, dass ich anfangs nicht so recht wusste, was ich bei der Sendung zu erwarten hätte, was einem Irrtum in meinem Verständnis des Einsatzbereiches der White Collar-Abteilung geschuldet war. Ich weiß ja nicht, wie es den meisten Usern hier ergeht, aber wenn ich an „White-collar crime“ – also Wirtschaftsverbrechen – denke, dann assoziiere ich damit in erster Linie eigentlich langweilige oder staubtrockene Straftaten wie Steuer- und Bilanzgeschichten, Korruption, Unterschlagung und Betrug, allenfalls vielleicht noch Geldwäsche.
      In der Serie geht es in erster Linie jedoch um Kunstdiebstahl und –schmuggel sowie die Fälschung von Kunstgegenständen, Dokumenten und Wertpapieren, aber auch um Themen wie Insiderhandel, Industriespionage und Betrug im weitesten Sinne.

      Da ich ein durchaus gesteigertes Kunstinteresse besitze, war das also schon mal ein gern gesehenes Setting, abseits von der altbekannten Mordkommission. – Hand aufs Herz: nicht wenige der in der Show gezeigten Verbrechen haben einfach mal gehörig Stil. Gerade unserem charismatischen Trickbetrüger Neal bei der „Arbeit“ zuzusehen macht immer wieder Spaß. Der hat es einfach drauf!
      Dadurch dass nicht wenige der Verbrechen in der Serie mit großen Geldmengen zu tun haben, sind die meisten der auftretenden Charaktere auch etwas betuchter und man kriegt einen Blick in die Welt der Reichen und Schönen. Ein weiterer Garant für Unterhaltung in meinen Augen: geile, ausschweifende Partys, hübsche Frauen und teils protzige, teils absolut unmögliche Typen.

      In diesem Zusammenhang kommt auch das Genre der Sendung besonders gut zum Tragen. Hierbei handelt es sich nämlich um Dramedy, also ein Format mit einer sehr ausgewogenen Mischung aus Seriosität und Humor. Das Verhältnis der beiden Genres kann je nach Folge und Storyline zugunsten einer Richtung umschwenken und ist vielleicht gerade deswegen so überzeugend und gut.

      Hier schließt dann auch ein zusätzliches Plus der Serie an, nämlich die Maincast! Gute Dramedy braucht meines Erachtens einfach gute Charaktere und die gibt es bei White Collar, wie ich finde.
      Das fängt bereits mit dem Duo um die beiden Titelhelden an, die unterschiedlicher kaum sein könnten, für sich genommen überzeugen und zusammen eine unglaublich tolle Dynamik besitzen. (Was der schauspielerischen Leistung von Bomer und DeKay zu verdanken ist, die ihre Figuren authentisch rüberbringen!)
      Neals exzentrischer, von Paranoia und Abneigung gegen jedwede Form von Staatsmacht geleitete Sidekick Mozzie (Willie Garson) ist ein weiteres Goldstück. Nerdy, schrullig, eigenartig und verschroben, daneben aber auch wahnsinnig belesen, informiert und brillant.
      Auch Figuren wie Clinton Jones, Alex Hunter oder Sara Ellis wissen zu gefallen.

      Mir gefällt, dass die meisten Charaktere sehr dynamisch sind und im Verlaufe der Serie die eine oder andere Veränderung bzw. Entwicklung durchleben. Ich hasse nichts mehr als eine Geschichte mit statischen Figuren, gerade wenn sie wie White Collar tendenziell von den Charakteren getrieben wird. – Das kann übel ins Auge gehen, wenn die auftretenden Figuren größtenteils langweilig, doof oder schlichtweg schlecht sind.


      Vielleicht findet sich ja der ein oder andere User, der die Serie ebenfalls guckt oder ich kann ein paar Leuten eine unterhaltsame Show ans Herz legen. Müsste ich White Collar mit einem Manga vergleichen, so wäre es wohl am ehesten eine Mischung aus Kurosagi und Lupin III, Usogui und Liar Game sowie einer klitzekleinen Prise Detektiv Conan und Yūkan Club.