Menschenjagd (Bo)

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    • kapitel 164 die versprochene zerstörung

      mein letzter kommentar hat die 300 mio vollgemacht , perfekt das mein neuster die 600 kommentare knackt . dann auch noch nachtschicht wenn das nicht alles passt und damit alles angerichtet ist ein kapitel menschenjagt zulesen dann weiß ich es auch nicht ^^

      aber gut fangen wir mit dem kapitel mal an

      der titel des kapitels sagt ja schon ne menge aus , bevor ich das kapitel gelesen habe hab ich mir nur durch den kapitel namen gedanken gemacht worum es gehen könnte
      erst dachte ich dran es wird nahtlos weiter gehen bei carla und O'mara .
      da aber von versprochender zerstörung die rede war , dachte ich mir das wird ne bedeutung haben und hab mein kopf mal angestengt
      da gab es doch so ein ähnliches gespräch im thronsaal zwischen carla und uylsses
      und was bekommen wir da für ein kapitel , die puppenkönig trifft wieder auf ulysses nur diesmal ist keine carla da die sie retten kann

      aber gut fangen wir von vorne an

      wie zu erwarten haben die aufstände den palast erreicht bzw ist der palast nur noch ein schlachtfeld
      unser fletscher versucht unsere kleine Catherine an einen sicheren ort zu bringen
      die flucht beschreibst du echt sehr gut . mir ist da auch aufgefallen ob gewollt oder auch nicht , durch deine bescheibung das ich so richtig abgeholt wurde uns förmlich mittendrin war bei der flucht
      als wäre ich einer der armen schweine die versuchen noch irgendwas zu retten wo nix mehr zu retten ist .
      so kurz vorm thronsaal kam das was ich während der flucht erwartet habe ,unser fletscher opfert sich für die puppenkönigin
      das war am ende einfach zu viel für sie und da kann ich echt verstehen als sie den letzten soldaten die freiheit schenkt
      aber wie zu erwarten würde das deren ehre beschmutzen undlieber sterben sie ( was am ende ja auch so kommt)

      die soldaten machen sich bereit für das was kommt , aber eine chance für sie war nie da gewesen
      als du geschrieben hast ulysses nimmt den 20kg fletscher als schutzschild musste ich kurz überlegen wie viel von ihm noch übrig sein muss damit es nur noch 20kg dran sind
      mein kopf und ich sind nach langer debatte und vielen gesprächen zu dem schluss gekommen das er nur noch 1 kopf und teile seines oberkörper dran sind oder die einfachste lösung du hast dich verschrieben aber das wäre mir zu einfach ^^

      als ulysses die soldaten tötet hast du was von fäden geschrieben
      deswegen frag ich mich was für ne TF hat er überhaupt und falls es gesagt wurde wann war das , ich stehe da gerade voll auf dem schlauch
      vllt liegt es daran das ich mir zu viele gedanken wegen dem armen fletscher gemacht habe :whistling:
      oder wir wissen es doch noch nicht , zu not warte ich ab was die anderen dazu schreiben ^^

      also das gespräch zwischen Catherine und ulysses war aufjedenfall ziehmlich gut gewesen

      und wunderbar geschrieben , ich hab die gefühle in dem gespräch gespürt und denke das wolltest du uns auch so rüberbringen


      und zum abschluss kam unsere CP-0 agentin Cassiopeia Triagast in den thronsaal

      diese entwicklung könnte noch ganz spannend werden

      ob es jetzt ein kampf wird der durch fäuste entschieden wird wage ich mal zu bezeifeln , auch wenn es spanned wäre keine frage aber cassiopeia ist doch dafür bekannt den kopf zu ficken und wer wäre da nicht am besten geeignet als ulysses und die kleine puppenkönigin

      also ich bin ziehmlich gedspannt wie du das da so auflösen wirst und hoffe auf so ein kapitel wie damals uylsses gegen carla das war gänsehaut pur



      jut jetzt ist es mittlerweile 4 uhr ^^

      ich freue mich auf die fortsetztung ^^
    • Zerstörung wurde versprochen und Zerstörung wurde geliefert^^
      Das Kapitel ist diesmal nur mit zwei Schauplätzen recht übersichtlich, vieles passiert an einem Stück und das gefällt mir gut! Mir ist schon klar, dass es mit mehreren zeitlich parallel stattfindenden Handlungssträngen während eines solch chaotischen Ereignisses durchaus Sinn ergibt öfter mal zu wechseln, trotzdem freut man sich hin und wieder einfach über mehr Zeit an einem Ort.

      Gegenwart Teil 1:
      Ulysses hat sich auf den Weg gemacht und das ist nicht zu überhören. Catherine II. kann froh sein, dass sie solch fürsorgliche Wachen hat (oder auch nicht, einen Unterschied dürfte es wohl ohnehin nicht machen, abgesehen davon, dass sie dadurch in den Genuss eines ziemlich blutigen Gemetzels kommt).
      Ich schwanke auch immer wieder, inwiefern ich mit ihr Mitleid haben soll, oder denke, dass sie sich ihr Schicksal auch selbst mit bestimmt hat. Sie ist eben naiv und nicht auf eine Art und Weise aufgezogen, die sie wirklich vorbereitet hat oder ihr Verständnis geliefert hat. Da wird es schwierig einer Carla zu widerstehen, andererseits muss man schon selten dämlich sein (so wie Catherine es mindestens behauptet) überhaupt keine Vorstellung zu haben, was man eigentlich auslöst und/oder es ja so gar nicht gemeint/gewollt zu haben. Nun ja, wer Wind sät, wid Sturm ernten. Nicht, dass ich Ulysses hier gutheiße, aber irgendwie brauchte die Puppenkönigin mal einen Weckruf. Etwas ironisch ist, dass sie mit ihrem Gutwillen, die Wachen dann noch stärker an sich gebunden hat und sich diese dann auch noch direkt vor ihren Augen abschlachten lassen durften. Sogar wenn sie mal was Gutes will, geht es schief. Hart...
      Spannend wird es definitiv mit Ulysses' Teufelskraft, die hier das erste Mal präsentiert wird. Ich muss sagen, so recht verstanden habe ich es noch nicht. Er kann mit diesen fleischigen Fäden/Fasern Leute kontrollieren, Erinnerungen zeigen und Leute umbringen. Was ist das nur? agt es etwas, dass es aus dem Nacken hervorbricht? Irgendwie könnte man bestimmt auf mehr kommen als ich, bisher bin ich noch ziemlich planlos. Jedenfalls ziemlich beeindruckende Einführung!
      Catherine ist dann natürlich entsprechend geschockt und ich muss schon sagen, irgendwie finde ich ihre Versuche sich unbetroffen zu zeigen ziemlich lustig. Was sagt das über mich aus? Jedenfalls ist sie ziemlich fertig, nur eine Sache kann sie so richtig wieder auf 180 bringen: die Erwähnung ihrer Mutter. Muss schon sagen, nett, dass sie ihre Mutter verteidigen will, aber da stimme ich Ulysses zu: man muss wirklich in seiner eigenen Welt leben, damit man sie verehren kann. Ich frage mich ja: wissen wir etwas über ihre Beziehung zu ihrer Mutter, wie sie aufgewachsen ist und wann Catherine !. eigentlich zeitlich genau verstorben ist? Stehe da etwas auf dem Schlauch und bin unsicher ob unseres bisherigen potentiellen Wissensstandes.
      Wie dem auch sei, Ulysses will sie überzeugen oder mindestens klar machen, was seine Seite so von den Founts bzw. Catherine I. kennt und erlitten hat. Damit gibt es mal wieder seit längerem einen Flashback!

      Vergangenheit:
      Muss schon sagen, irgendwie habe ich mir Catherine I. nicht gerade gepierct vorgestellt xD Jedenfalls vermittelt Ulysses hier Catherine II. einen Einblick in die Schlacht des bösen Blutes. Lairen vs Founts, Catherine vs Ulysses. Passiert ist das alles nach der Schlacht von Og MacLarr, also wurden die Founts schon einmal besiegt. Wir lernen (oder eventuell lernen erneut?), dass der gesamte Krieg sich anscheinend nur darum dreht, dass Catherine Ulysses nicht anerkennen will. So weit kommt es noch: das ein Laire über die Lairen herrscht! Okay, eventuell gibt es auch noch andere Gründe, wie z.B. das Ulysses Ulysses ist, aber offensichtlich hat Catherine gewisse Probleme mit den Lairen. Ich mag sie nicht^^
      Hier zeigt sich dann auch Catherines Fähigkeit (Teufelsfrucht, aber was für eine?), die ihr zu ihrem Titel "Seuchenkönigin" verholfen hat. Diese schwarze ...Wolke ist offenbar eine Seuche, die sie aussenden kann und wenig überraschend fängt sie auch gleich damit an. Ulysses scheint sich nicht dran zu stören, da frage ich mich jetzt, inwiefern seine aktuelle Krankheit (die ihn ja wohl früher oder später umbringen wird) damit zusammenhängt. Bin ein bisschen unsicher, ob wir dazu schon mal was gehört hatten und ob es zeitlich überhaupt Sinn ergibt, aber so mein Gedanke. Unklar wäre hier dann aber wohl eher, wieso Bloom dann nicht die gleichen Probleme hat. Hmmm... Eventuell doch nicht oder aber es hängt vielleicht mit seiner Teufelskraft zusammen? Jetzt wird es echt richtig spekulativ^^
      Interessanterweise scheint Catherine selbst ziemlich stark zu sein, offenbar genug, dass sie im Angesichte von Ulysses und Bloom überleben kann. Gut, keine Ahnung was ihre Leibwache so kann und inwiefern die Seuche da mit reingespielt hat, aber trotzdem fällt mir jetzt so direkt nicht ein, wer mal soeben gegen die vermutlich stärksten(?) beiden Mitglieder der Truppe um bzw. mit Ulysses bestehen kann. Okay, mir fallen schon Leute ein^^
      An Catherine II. ist da offensichtlich nichts vererbt worden, außer eine eventuell minimal verbesserte Konsitution, die es ihr ermöglicht doch nicht die gesamte Nacht von carals Drogen außer Gefecht gesetzt zu werden. Jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass die Seuchenkönigin an diesem Tage den Lairen einen ziemlich heftigen Schlag versetzt hat. Erklärt, wieso Ulysses sie so besonders hasst, obwohl nach allem, was er auch anschließend erzählt, die Founts sowieso so ziemlich uneingeschränkt gehasst werden für ihre Art und Weise mit den Lairen umzuspringen (heftig!).

      Gegenwart Teil 2:
      Gut, man kann natürlich nicht wissen, ob dies der Wahrheit entspricht oder Ulysses lügt bzw. falsche Erinnerungen zeigt, allerdings sollte die Puppenkönigin doch eigentlich etwas über die Vergangenheit ihres Landes wissen. Geschicktes Brainwashing? Gut darin, die Founts zu verherrlichen und die Lairen als die Teufel darzustellen? Letztlich ist es immer leicht, ein Kind zu formen und mit dem geeigneten Wissen zu füllen, mindestens, wenn es sich um eine doch recht ...verdrängerische Person handelt. Zeigt auf, wie problematisch es ist, wenn sich manche Vorstellungen erstmal richtig verfestigt haben und es sich wie einen Angriff auf einen selbst anfühlt, wenn jemand etwas dagegen sagt. Das gefällt mir sehr, wie du hier Catherine II. einsetzt!
      Catherine I. hat also mal so richtig etwas gegen die Lairen gehabt, so eine Aktion muss man auch erstmal bringen, wie sie das getan hat. Bin doch noch gespannt, inwiefern es hier weitere Aufklärung gibt.
      Interessant ist auch, dass die Puppenkönigin an sich ja sogar einigermaßen gewillt ist, Ulysses zu glauben und an sich ja auch gar nicht böse oder sogar nur böswillig ist, ihm sogar ihr Mitleid schenkt. Letztlich klappt es aber doch nicht so richtig, denn offenbar kann sie es nicht ertragen, dass Ulysses sie ersetzen will. Oder vielleicht auch, dass sie gewissermaßen eingestehen müsste, wie falsch sie und insbesondere ihre Mutter lag. Bin doch überrascht, dass sie sich echt auf den Thron setzen kann und diese Ansprache hält, nachdem sie gesehen hat, was Ulysses anrichten kann. Es ist auch traurig, dass sie sich auch nicht einmal in Richtung eines Kompromiss- oder Dialogversuches begeben möchte. Nicht, dass ich überzeugt davon bin, dass es was werden würde, aber trotzdem: immer nur in Extremen...
      In dieser Situation scheint Ulysses echt kurz davor zu sein, Catherine II. umzubringen, etwas, was er ja immerhin zugunsten seines ...Diplomatieversuches erstmal aufgegeben hat. Zum Glück für die Puppenkönigin taucht sehr passend Cassiopeia auf und attackiert Ulysses. Die ist offenbar in der Lage, das But im Körper von Ulysses zu beeinflussen? Klingt sowohl übermächtig, als auch etwas enttäuschend in der WIrkung, denn zum einen überlebt Ulysses und zum anderen kann er sie offensichtlich wieder ...vertreiben? Irgendwie wäre ich da über eine nähere Erklärung ganz glücklich.
      Jedenfalls schient Triagast hier auch aus durchaus persönlichen Gründen zu sein. Was hat sie nur mit Ulysses zu schaffen, wenn dieser sie nicht einmal (wieder?-)erkennt? Jedenfalls ist sie einerseits als CP-0 Agentin vor Ort (gut, die herrschende Persönlichkeit zu schützen klingt logich), andererseits klingt das auch nach mehr, wenn sie auf diesen Moment hingearbeitet hat. Klingt nach etwas für das neue Kapitel^^ Bin schon sehr gespannt, wie sie sich jetzt vorstellt, gegen Ulysses zu bestehen. Der wirkt zwar irgendwie immer etwas krank und auch nachlässig wenn er kämpft, jedoch ebenfalls reichlich mächtig, während Cassiopeia mir jetzt weniger als Kämpferin vorkommt.


      Fazit: das Kapitel hat gehalten, was es versprochen hat und hat mir sehr gut gefallen! Ich freue mich auf das nächste Kapitel :)
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
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    • Kapitel 164 Die versprochene Zerstörung

      Was lange währt, wird endlich gut?
      Ob das Stimmt keine Ahnung, aber zumindest ich hatte gestern Abend, nachdem ich @Eldrails Kommentar gelesen hatte, endlich eine Idee worum es sich bei Ulysses Teufelskraft handeln könnte. Zwar kann ich nicht genau sagen, ob diese Idee schon mal an mir vorbeigeflogen ist, da sie mir dann doch irgendwie bekannt vorkam, aber ich weiß noch sicher, dass ich bei ersten Lesen des Kapitels gerätselt habe, welcher TK er denn jetzt hat. Denn eigentlich hatte ich die Wappen oder war es die Heroldsfrucht bei ihm Abspeichert, aber die ist dann wohl doch bei Bloom; also sie kann sich mit ihrer Frucht unter das Wappen/die Kraft eines anderen stellen und nicht der Nutzer der Wappenfrucht kann jemand unter sein Wappen/seine Kraft stellen.
      Dann ist mir die Erinnerungsfrucht eingefallen, weil er Catherine II, Catherine I gezeigt hat und er die Erinnerungen von O’Mara hat, aber diese Kraft müsste eigentlich bei Moria liegen und würde auch nicht seine… nennen wir es mal Nacken-Tentakel erklären, es sei den er kann, sich an Dinge Erinnern und diese sozusagen damit herbeirufen.
      Also was bleibt dann noch und hier hat mir sehr wahrscheinlich Eladrils gesammelte Aufzählung geholfen:
      »Er kann mit diesen fleischigen Fäden/Fasern Leute kontrollieren, Erinnerungen zeigen und Leute umbringen. Was ist das nur? Sagt es etwas, dass es aus dem Nacken hervorbricht? « Dazu kommen dann noch die elektrischen Entladungen welche am Palasttor genannt werden.
      Also etwas platt ausgedrückt, was kontrolliert/steuert uns, was speichert unsere Erinnerungen bzw. ruft diese ab, wovon haben wir ein dickes Bündel im Nacken, was hat mehr oder minder mit Elektrizität bzw Spannung zu tun und als Bonus womit hat Ulysses mehr als minder Probleme, (um in die ganze Sache noch etwas Ironie mit reinzubringen).
      Es sind die Nerven(-bahnen).
      Im Nacken ist der Ansatz aller Nervenbahnen zu Gehirn, weswegen es ein guter Startpunkt wäre sie dort austreten zu lassen. Wenn er sie an die Nervenbahnen von anderen Anschließt könnte er diese dann über (elektrische) Nervenimpulse steuern und beim (symbolischen) Anschluss an Gehirn über die Schläfe Erinnerungen übertragen. Da die Nervenbahnen als einzelnes sehr fein sind, könnten sie mit Haki überzogen wie sehr feine Drahtseile wirken und gebündelt stark genug sein, Leute durch die Gegend zu schlagen oder wie bei Catherine hochzuheben.
      Die Ironie ist dann natürlich, dass er durch seine Epilepsie, Migräne usw. Probleme mit den Nerven bzw der Signalübertragung hat oder sind das vielleicht sogar Probleme die er wegen (der Nutzung) seiner Teufelskräfte hat?
      Wie auch immer, ich bin mit meiner Idee ganz zufrieden, also mal schauen in wieweit ich richtig liege oder hast du das sogar schon einmal verraten und wir haben es nur kollektiv vergessen XD

      Die Flucht von Fletcher zusammen mit Catherine durch die Flure ihres Schlosses hast du wieder sehr gut dargestellt, wobei ich mich die ganze Zeit nicht erwehren konnte gedanklich >Fenster!< zu brüllen.^^
      Wenn alle Ausgänge bzw Fluchtwege wirklich blockiert sind, wie immer Ulysses das auch geschafft hat, und gerade die gesamte Garde abgemetzelt wird, würde ich nicht gerade zu dem einen übriggebliebenen Ausgang laufen, wo er sicher zu finden sein wird. Ich meine der Red Appel wird nicht gerade wie Neuschwanstein sein und ein Sprung aus dem ersten Stock dürfte weit weniger schaden als eine Begegnung mit Ulysses anrichten. Aber vielleicht denke ich bei Schloss auch einfach zu sehr an die etwas moderneren Schlösser mit zu großen Fensterfronten und in dem Stress, dem die Wachen gerade alle ausgesetzt sind, dürfte klares denken auch etwas schwieriger sein.

      Immerhin zeigt sich hier endlich was für eine gefährliche Gewalt Ulysses eigentlich ist, wenn er mal richtig loslegt und ihm die Elitegarde in keinster Weise gewachsten ist, da bringt auch >The last stand< im Thronsaal nichts, außer vielleicht eine ehrenvolle Erwähnung in den Geschichtsbüchern. Für Soldaten vermutlich besser als wenn sie sich einfach aus dem Staub machen, auch wenn es ein Befehl gewesen ist. Wobei eigentlich war es kein Befehl, sie sind nur entlassen worden, also konnten sie in diesem Moment frei entscheiden, was sie tun wollen. Über die Art… na ja sie Ende des Kommentars wo ich auf zwei deiner Antworten eingehe. ^^

      >The last stand< hast du dann aber auch wieder wunderbar beschrieben, wobei ich nicht umhin kam mich zu fragen ob 20 Kilo (Arnold Fletcher) nicht doch etwas wenig für einen kompletten Soldaten ist.^^

      Catherine verarbeitetet die Situation in diesem Moment erstaunlich gut oder sollte man sagen souverän, zumindest bricht sie nicht vollkommen zusammen, nachdem was sie jetzt alles zum ersten Mal erlebt hat. Über ihre Schuld an der Situation wurde ja schon einiges in den letzten Kommentaren geschrieben, aber wie Ulysses sagt, auch wenn sie es nicht wollte, sie ist für diese Situation verantwortlich, da nur sie diesen Befehl öffentlich geben konnte und sie wird immer damit verbunden sein, egal ob es jetzt durch schlechte Berater zustande gekommen ist oder nicht.

      Beim Rückblick auf Catherine I und die Schlacht bösen Blutes habe ich zuerst gedacht was für eine interessante Idee der Königin Piercings zu geben, aber nur bis sie sich als wandelnde Seuche herausgestellt hat. Bitte das nächste Mal entweder eine gepiercte Königin, die sehr gut kämpfen kann oder eine reine klassische Schönheit, welche sich dann als Seuchenengel herausstellt. Dieser Auftritt war dann doch wieder… wie soll ich sagen… Piercing gleich Böse… nein eher … Wie auch immer, beides zusammen ist mir halt einfach etwas negativ aufgefallen.
      Trotzdem ist die Seuchenfrucht eine sehr gute Idee, besonders in Verbindung mit der wirklichen irischen Geschichte, wo zwar nicht das Königshaus persönlich die Seuche bzw. Kartoffelfäule ins Land gebracht hat, sich aber trotzdem genauso um die Iren gekümmert hat wie die Foundus um die Lairien.

      Fast schon amüsiert hat es mich dann, als die gesamte Armee ihre Visiere zugeklappt hat, als Catherine I begann ihre TK einzusetzen. Zumindest um ihre Armee scheint sie sich etwas Sorgen zu machen und kann ihre TK anscheinend auch nicht so geziert einsetzten, dass sie keinen Kollateralschaden erzeugen würde. Aber ob einfach Visiere da wirklich helfen würde? Ich weiß nicht ;)

      Weiterhin finde ich es sehr interessant, dass beide Catherines aus dem Geschlecht der Namenlosen sind. Leider habe ich nicht ganz verstanden, ob dies nur für die Beiden gilt oder schon länger diese Linie an der Macht ist. Denn es könnte schon sehr interessant werden, warum sie so heißen bzw. besser gesagt, wieso sie diesen nicht vorhandenen Namen beibehalten haben.

      Das Cassiopeia jetzt plötzlich bei den beiden auftaucht habe ich wirklich nicht erwartet, aber derzeit gibt es wohl keinen besseren Ort für ihre TK bei all dem Blut, was Ulysses im Palast verteilt, hat gibt es einiges mit dem sie Arbeiten kann und anscheinend hat sie auch genau den richtigen Moment abgewartet, wo dieser durch einen Anfall zumindest etwas abgelenkt war. In wieweit das Blut welcher er erbrochen hat mir ihrer Teufelskraft oder mit seiner Krankheit zusammenhängt, ist für mich noch nicht so ganz klar. Zwar scheint sie eine gewisse Kontrolle auf seinen Körper zu haben, sonst würde er sie nicht auffordern diesen zu verlassen, aber ob sie jetzt auch noch eine Blutbändigerin ist oder nur das Blut, welches er von dem Kampf noch auf sich hat oder durch seine Krankheit… in den Körper geblutet hat, ist noch offen. Ist irgendwie etwas schwer auszudrücken, aber vielleicht trifft die Frage, ob sie Blut kontrollieren kann, welches sich noch in den Blutbahnen befindet oder nur das welches diese schon verlassen hat. Weiterhin besteht natürlich auch noch die Möglichkeit, dass sie ihm teile ihres Blutes und somit Körpers unbemerkt verabreicht hat. Immerhin flog genug durch die Gegend um dies Unbemerkt zu tun.

      Das Cassiopeia nur wegen Ulysses gekommen ist und nicht um Catherine zu retten wunder mich nicht. Zum einen konnten sie nicht wissen was gerade im Palast passiert und zum anderen wurde mehr als einmal betont, dass die CP-0 Leviathan schon lange hinter ihm her ist. Allein aus diesem Grund haben sie sich ja der KGJ angenommen, weil sie zum einen ein ähnliches Ziel haben und zum anderen Ulysses an ihnen oder besser O’Mara noch ein gewisses erhaltendes Interesse hat.

      Dann noch zwei Bemerkungen zu deiner antwort :)

      -Bo- schrieb:

      Definitiv, aber der Zug musste ja irgendwie gestoppt werden und Mercedes hatte nur ein kleines Zeitfenster für dieses Unterfangen. Immerhin konnte der Zug nur im Park sicher bruchlanden, ohne ganze Wohnblöcke niederzumähen. Du bist doch sonst immer derjenige, der sich über die zerdepperte Architektur beschwert. Sie haben es für dich getan! :DD
      Sagt er und lässt im neuen Kapitel Unmengen an unersetzlichen Kunstwerken als sinnlose Barrieren verwenden. Ganz abgesehen davon, dass er schon vorher das eine oder andere Stadtviertel zerstören lässt oder in genau dem gleichen Kapitel eine Kirche niederbrennt.^^
      Weiterhin meine ich mich zu erinnern, dass ich mich mehr über die Zerstörung von alter/künstlerischer Architektur beschwert habe und weniger Architektur allgemein ;)

      -Bo- schrieb:

      Naja. Fragen wir mal so: Welche Einheit ist denn vor Ort und mit welcher Einheit hatte er bislang Berührungspunkte? Keine Ahnung, wie du auf Behemoth kommst, ehrlich gesagt. xD
      Wie geschrieben nach seinen jetzigen Handlungen Leviathan, aber wenn du mich ohne diese nach seiner Zugehörigkeit gefragt hättest bzw. besser gesagt nach meinen Erinnerungen gehört er zu Behemoth und die mischen zumindest bei dem Zug bzw. in der Industriestadt mit die schon in die Luft Gefolgen ist und deren Name ich gerade vergessen habe XD
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Etwas schneller als sonst gibt es das neue Kapitel. Zeit, den Arc zum Abschluss zu bringen! Viel Spaß wünsche ich mit Kapitel 165. Es findet sich direkt unter diesem Beitrag und trägt den selbsterklärenden Titel: "Kopfgeldjäger vs. Penny Dreadful".

      Eldrail

      Eldrail schrieb:

      Das Kapitel ist diesmal nur mit zwei Schauplätzen recht übersichtlich, vieles passiert an einem Stück und das gefällt mir gut! Mir ist schon klar, dass es mit mehreren zeitlich parallel stattfindenden Handlungssträngen während eines solch chaotischen Ereignisses durchaus Sinn ergibt öfter mal zu wechseln, trotzdem freut man sich hin und wieder einfach über mehr Zeit an einem Ort.
      Ich will versuchen, einen möglichst angenehmen Mix aus raschen Wechseln und längeren Passagen an einem Ort hinzubekommen. Gerade in Kampfphasen ist das zwar schwierig, aber eine gewisse Balance strebe ich schon an. Das neue Kapitel bietet allerdings einen Rundumschlag, sodass du hier noch mit den schnellen Wechseln leben musst.^^

      Eldrail schrieb:

      Ulysses hat sich auf den Weg gemacht und das ist nicht zu überhören. Catherine II. kann froh sein, dass sie solch fürsorgliche Wachen hat (oder auch nicht, einen Unterschied dürfte es wohl ohnehin nicht machen, abgesehen davon, dass sie dadurch in den Genuss eines ziemlich blutigen Gemetzels kommt).
      Ich schwanke auch immer wieder, inwiefern ich mit ihr Mitleid haben soll, oder denke, dass sie sich ihr Schicksal auch selbst mit bestimmt hat. Sie ist eben naiv und nicht auf eine Art und Weise aufgezogen, die sie wirklich vorbereitet hat oder ihr Verständnis geliefert hat. Da wird es schwierig einer Carla zu widerstehen, andererseits muss man schon selten dämlich sein (so wie Catherine es mindestens behauptet) überhaupt keine Vorstellung zu haben, was man eigentlich auslöst und/oder es ja so gar nicht gemeint/gewollt zu haben. Nun ja, wer Wind sät, wid Sturm ernten. Nicht, dass ich Ulysses hier gutheiße, aber irgendwie brauchte die Puppenkönigin mal einen Weckruf. Etwas ironisch ist, dass sie mit ihrem Gutwillen, die Wachen dann noch stärker an sich gebunden hat und sich diese dann auch noch direkt vor ihren Augen abschlachten lassen durften. Sogar wenn sie mal was Gutes will, geht es schief. Hart...
      Meine Gefühle für Catherine II. sind vergleichbar ambivalent wie Ulysses'. Natürlich hat Catherine Scheiße gebaut, war naiv und ignorant. Allerdings befand sie sich nie in einer Situation, die kritisches Denken erfordert, war verstört von den Ereignissen um Ulysses (Bentleys Verrat, Sundermares Tod) und wurde dazu von einer erstklassigen Intrigantin manipuliert. Selbst eine erfahrenere Regentin hätte unter diesen Umständen Fehler machen können -- welche Chance hatte da schon eine weltfremde Fünfzehnjährige, die niemals politische oder gar staatstragende Verantwortung übernehmen musste?

      Eldrail schrieb:

      Spannend wird es definitiv mit Ulysses' Teufelskraft, die hier das erste Mal präsentiert wird. Ich muss sagen, so recht verstanden habe ich es noch nicht. Er kann mit diesen fleischigen Fäden/Fasern Leute kontrollieren, Erinnerungen zeigen und Leute umbringen. Was ist das nur? agt es etwas, dass es aus dem Nacken hervorbricht? Irgendwie könnte man bestimmt auf mehr kommen als ich, bisher bin ich noch ziemlich planlos. Jedenfalls ziemlich beeindruckende Einführung!
      Ich hoffe, die Einführung hat deinen Erwartungen standgehalten.^^
      Bezüglich der Teufelsfrucht hat qoii den richtigen Riecher bewiesen, es handelt sich tatsächlich um eine Art Nervenfrucht. Genaueres wird es in kommenden Kapiteln aber noch geben. Nur soviel: Er kann nicht direkt Erinnerungen projizieren. Das zeigt sich ja z.B. daran, dass er Catherine quasi in die Vergangenheit integriert hat. Bei Moiras Frucht ist es so, dass man die Erinnerungen tatsächlich aus der Sicht des "Erinnernden" erlebt. Ulysses hingegen konnte Catherine das Geschehene wie eine Art Multimedia-Erfahrung vorspielen.^^

      Eldrail schrieb:

      Catherine ist dann natürlich entsprechend geschockt und ich muss schon sagen, irgendwie finde ich ihre Versuche sich unbetroffen zu zeigen ziemlich lustig. Was sagt das über mich aus? Jedenfalls ist sie ziemlich fertig, nur eine Sache kann sie so richtig wieder auf 180 bringen: die Erwähnung ihrer Mutter. Muss schon sagen, nett, dass sie ihre Mutter verteidigen will, aber da stimme ich Ulysses zu: man muss wirklich in seiner eigenen Welt leben, damit man sie verehren kann. Ich frage mich ja: wissen wir etwas über ihre Beziehung zu ihrer Mutter, wie sie aufgewachsen ist und wann Catherine !. eigentlich zeitlich genau verstorben ist? Stehe da etwas auf dem Schlauch und bin unsicher ob unseres bisherigen potentiellen Wissensstandes.
      Nein, zu der Beziehung wurde noch nicht viel gesagt. Nur, dass Catherine ihre Mutter zwar in guter Erinnerung hat, sich deren Mankos als Monarchin jedoch durchaus bewusst ist. Aber das will sie vor einem Ulysses natürlich nicht zugeben, der ohnehin schon äußerst unschöne Sachen über die erste Catherine von sich gegeben hat.

      Die Zeiteinteilung wurde bislang nur vage angeschnitten. Der Flashback spielte vor 10 Jahren und von Bentley wissen wir, dass Catherine II. als Kind zu Königin gekrönt wurde. Was auch immer das heißt. Zudem starb ihre Mutter an Leukämie, also nicht in der Schlacht. Somit lässt sich zumindest sagen, dass die erste Catherine irgendwann nach dieser Schlacht gestorben ist, aber noch in Catherines II. (jüngerer) Kindheit.

      Eldrail schrieb:

      Muss schon sagen, irgendwie habe ich mir Catherine I. nicht gerade gepierct vorgestellt xD Jedenfalls vermittelt Ulysses hier Catherine II. einen Einblick in die Schlacht des bösen Blutes. Lairen vs Founts, Catherine vs Ulysses. Passiert ist das alles nach der Schlacht von Og MacLarr, also wurden die Founts schon einmal besiegt. Wir lernen (oder eventuell lernen erneut?), dass der gesamte Krieg sich anscheinend nur darum dreht, dass Catherine Ulysses nicht anerkennen will. So weit kommt es noch: das ein Laire über die Lairen herrscht! Okay, eventuell gibt es auch noch andere Gründe, wie z.B. das Ulysses Ulysses ist, aber offensichtlich hat Catherine gewisse Probleme mit den Lairen. Ich mag sie nicht^^
      Das mit Og MacLarr ist etwas fies von mir. Insofern: Ja und Nein. Aber die Geschichte wird noch ziemlich ausschweifend beleuchtet werden. Also ausschweifend für meine Verhältnisse, wo ich mich ja normalerweise eher um historische Angelegenheiten drücke.^^
      Richtig ist, dass sich der Konflikt um den Herrscheranspruch dreht. Dazu wird es aber auch noch mehr geben.

      Eldrail schrieb:

      Hier zeigt sich dann auch Catherines Fähigkeit (Teufelsfrucht, aber was für eine?), die ihr zu ihrem Titel "Seuchenkönigin" verholfen hat. Diese schwarze ...Wolke ist offenbar eine Seuche, die sie aussenden kann und wenig überraschend fängt sie auch gleich damit an. Ulysses scheint sich nicht dran zu stören, da frage ich mich jetzt, inwiefern seine aktuelle Krankheit (die ihn ja wohl früher oder später umbringen wird) damit zusammenhängt. Bin ein bisschen unsicher, ob wir dazu schon mal was gehört hatten und ob es zeitlich überhaupt Sinn ergibt, aber so mein Gedanke. Unklar wäre hier dann aber wohl eher, wieso Bloom dann nicht die gleichen Probleme hat. Hmmm... Eventuell doch nicht oder aber es hängt vielleicht mit seiner Teufelskraft zusammen? Jetzt wird es echt richtig spekulativ^^
      Ich enthalte mich mal noch. Ulysses' Krankheit ist aber tatsächlich schon bekannt und hat nichts mit der Seuche zu tun.^^

      Eldrail schrieb:

      Interessanterweise scheint Catherine selbst ziemlich stark zu sein, offenbar genug, dass sie im Angesichte von Ulysses und Bloom überleben kann. Gut, keine Ahnung was ihre Leibwache so kann und inwiefern die Seuche da mit reingespielt hat, aber trotzdem fällt mir jetzt so direkt nicht ein, wer mal soeben gegen die vermutlich stärksten(?) beiden Mitglieder der Truppe um bzw. mit Ulysses bestehen kann. Okay, mir fallen schon Leute ein^^
      Jo, ich habe Catherine I. hier bewusst als Kriegsherrin stilisiert. Sie war eine formidable Kämpferin und bildete mehr als zurecht die Spitze ihrer Armee. Hierbei muss natürlich beachtet werden, dass die Schlacht vor 10 Jahren stattfand und Ulysses & Bloom eventuell noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Stärke waren. Ansonsten ja, die beiden gehören schon zum besten, was die Lairen auftreiben können. Natürlich von Beatrix abgesehen. :D

      Eldrail schrieb:

      An Catherine II. ist da offensichtlich nichts vererbt worden, außer eine eventuell minimal verbesserte Konsitution, die es ihr ermöglicht doch nicht die gesamte Nacht von carals Drogen außer Gefecht gesetzt zu werden. Jedenfalls kann ich mir vorstellen, dass die Seuchenkönigin an diesem Tage den Lairen einen ziemlich heftigen Schlag versetzt hat. Erklärt, wieso Ulysses sie so besonders hasst, obwohl nach allem, was er auch anschließend erzählt, die Founts sowieso so ziemlich uneingeschränkt gehasst werden für ihre Art und Weise mit den Lairen umzuspringen (heftig!).
      Ja, die Lairen sind ein gebeuteltes Volk. Aber ob Ulysses Catherine II. hier wirklich die ganze Wahrheit sagt? Jede Geschichte hat zwei Seiten, wie du selbst festgestellt hast. Ob Ulysses vertrauenswürdig ist oder nicht vielmehr Catherine eine Version auftischt, die seiner Sache genehm ist, muss die Zukunft zeigen. Oder eher die Vergangenheit, die ich euch in der Zukunft präsentieren werde. xD

      Eldrail schrieb:

      Gut, man kann natürlich nicht wissen, ob dies der Wahrheit entspricht oder Ulysses lügt bzw. falsche Erinnerungen zeigt, allerdings sollte die Puppenkönigin doch eigentlich etwas über die Vergangenheit ihres Landes wissen. Geschicktes Brainwashing? Gut darin, die Founts zu verherrlichen und die Lairen als die Teufel darzustellen? Letztlich ist es immer leicht, ein Kind zu formen und mit dem geeigneten Wissen zu füllen, mindestens, wenn es sich um eine doch recht ...verdrängerische Person handelt. Zeigt auf, wie problematisch es ist, wenn sich manche Vorstellungen erstmal richtig verfestigt haben und es sich wie einen Angriff auf einen selbst anfühlt, wenn jemand etwas dagegen sagt. Das gefällt mir sehr, wie du hier Catherine II. einsetzt!
      Wie gesagt, Catherine II. ist weder völlig Täter noch Opfer. Die Frage ist, ob sie als Königin noch tragbar ist. Und wenn ja -- unter welchen Bedingungen?

      Eldrail schrieb:

      Catherine I. hat also mal so richtig etwas gegen die Lairen gehabt, so eine Aktion muss man auch erstmal bringen, wie sie das getan hat. Bin doch noch gespannt, inwiefern es hier weitere Aufklärung gibt.
      Die wird kommen, aber noch nicht heute oder morgen.^^

      Eldrail schrieb:

      Interessant ist auch, dass die Puppenkönigin an sich ja sogar einigermaßen gewillt ist, Ulysses zu glauben und an sich ja auch gar nicht böse oder sogar nur böswillig ist, ihm sogar ihr Mitleid schenkt. Letztlich klappt es aber doch nicht so richtig, denn offenbar kann sie es nicht ertragen, dass Ulysses sie ersetzen will. Oder vielleicht auch, dass sie gewissermaßen eingestehen müsste, wie falsch sie und insbesondere ihre Mutter lag. Bin doch überrascht, dass sie sich echt auf den Thron setzen kann und diese Ansprache hält, nachdem sie gesehen hat, was Ulysses anrichten kann. Es ist auch traurig, dass sie sich auch nicht einmal in Richtung eines Kompromiss- oder Dialogversuches begeben möchte. Nicht, dass ich überzeugt davon bin, dass es was werden würde, aber trotzdem: immer nur in Extremen...
      Ulysses ist zugegebenermaßen nicht wirklich besser. Entweder Catherine II. dankt freiwillig ab, oder es setzt...härtere Maßnahmen. Auch er will keinen Deal mit ihr als Königin, sondern sie vom Thron kriegen. Beide glauben, im Sinne ihres Volkes zu handeln und betrachten die Lage als Nullsummenspiel. Die eine Seite kann nur gewinnen, wenn die andere Seite verliert. Catherine stirbt lieber, als sich Ulysses zu beugen. Und Ulysses würde lieber das ganze Königreich niederbrennen und zum Usurpator werden, als sich mit Catherine zusammenzuraufen. Stolz und Vorurteil eben. :D

      Eldrail schrieb:

      In dieser Situation scheint Ulysses echt kurz davor zu sein, Catherine II. umzubringen, etwas, was er ja immerhin zugunsten seines ...Diplomatieversuches erstmal aufgegeben hat. Zum Glück für die Puppenkönigin taucht sehr passend Cassiopeia auf und attackiert Ulysses. Die ist offenbar in der Lage, das But im Körper von Ulysses zu beeinflussen? Klingt sowohl übermächtig, als auch etwas enttäuschend in der WIrkung, denn zum einen überlebt Ulysses und zum anderen kann er sie offensichtlich wieder ...vertreiben? Irgendwie wäre ich da über eine nähere Erklärung ganz glücklich.
      Cassiopeia hat diese Fähigkeit schon einmal kurz bei O'Mara gezeigt, mit dessen Blutdruck sie gewissermaßen Ball gespielt hat. Es ist ihr allerdings nicht möglich, andere Körper platzen zu lassen oder sowas, aber sie kann zumindest innerhalb gewisser Grenzen den Blutfluss manipulieren. Bei Ulysses fiel ihr das etwas leichter, weil er sie nicht kommen sah. Danach konnte er sie relativ gut abwehren. Wie, das sei dir überlassen. Haki, Willenskraft, Beckenbodenübungen. Insgesamt gehört diese Technik nicht zu Cassiopeias beeindruckendsten Talenten, da diese Anwendung ihrer TK doch stark limitiert ist und mehr Energie kostet, als es ihr letztlich bringt. Siehe Ulysses, dem sie wohl eher das Fürchten lehren als schaden wollte.

      Eldrail schrieb:

      Jedenfalls schient Triagast hier auch aus durchaus persönlichen Gründen zu sein. Was hat sie nur mit Ulysses zu schaffen, wenn dieser sie nicht einmal (wieder?-)erkennt? Jedenfalls ist sie einerseits als CP-0 Agentin vor Ort (gut, die herrschende Persönlichkeit zu schützen klingt logich), andererseits klingt das auch nach mehr, wenn sie auf diesen Moment hingearbeitet hat. Klingt nach etwas für das neue Kapitel^^ Bin schon sehr gespannt, wie sie sich jetzt vorstellt, gegen Ulysses zu bestehen. Der wirkt zwar irgendwie immer etwas krank und auch nachlässig wenn er kämpft, jedoch ebenfalls reichlich mächtig, während Cassiopeia mir jetzt weniger als Kämpferin vorkommt.
      Wie qoii anmerkt, ist die CP0-Leviathan schon lange an Ulysses interessiert und speziell Cassiopeia verbrachte einige Zeit undercover bei Harley, um an Information über Ulysses zu gelangen. Sie hat definitiv viel Zeit und Energie investiert und das größte Risiko auf sich genommen, um Ulysses endlich zu stellen. Ihr Interesse mit ihm ist daher durchaus sowohl privater als auch persönlicher Natur, würde ich sagen. Wie die Sache weitergeht, verrate ich noch nicht.^^
      qoii

      qoii schrieb:

      Ob das Stimmt keine Ahnung, aber zumindest ich hatte gestern Abend, nachdem ich @Eldrails Kommentar gelesen hatte, endlich eine Idee worum es sich bei Ulysses Teufelskraft handeln könnte. Zwar kann ich nicht genau sagen, ob diese Idee schon mal an mir vorbeigeflogen ist, da sie mir dann doch irgendwie bekannt vorkam, aber ich weiß noch sicher, dass ich bei ersten Lesen des Kapitels gerätselt habe, welcher TK er denn jetzt hat. Denn eigentlich hatte ich die Wappen oder war es die Heroldsfrucht bei ihm Abspeichert, aber die ist dann wohl doch bei Bloom; also sie kann sich mit ihrer Frucht unter das Wappen/die Kraft eines anderen stellen und nicht der Nutzer der Wappenfrucht kann jemand unter sein Wappen/seine Kraft stellen.
      Dann ist mir die Erinnerungsfrucht eingefallen, weil er Catherine II, Catherine I gezeigt hat und er die Erinnerungen von O’Mara hat, aber diese Kraft müsste eigentlich bei Moria liegen und würde auch nicht seine… nennen wir es mal Nacken-Tentakel erklären, es sei den er kann, sich an Dinge Erinnern und diese sozusagen damit herbeirufen.
      Also was bleibt dann noch und hier hat mir sehr wahrscheinlich Eladrils gesammelte Aufzählung geholfen:
      »Er kann mit diesen fleischigen Fäden/Fasern Leute kontrollieren, Erinnerungen zeigen und Leute umbringen. Was ist das nur? Sagt es etwas, dass es aus dem Nacken hervorbricht? « Dazu kommen dann noch die elektrischen Entladungen welche am Palasttor genannt werden.
      Also etwas platt ausgedrückt, was kontrolliert/steuert uns, was speichert unsere Erinnerungen bzw. ruft diese ab, wovon haben wir ein dickes Bündel im Nacken, was hat mehr oder minder mit Elektrizität bzw Spannung zu tun und als Bonus womit hat Ulysses mehr als minder Probleme, (um in die ganze Sache noch etwas Ironie mit reinzubringen).
      Es sind die Nerven(-bahnen).
      Im Nacken ist der Ansatz aller Nervenbahnen zu Gehirn, weswegen es ein guter Startpunkt wäre sie dort austreten zu lassen. Wenn er sie an die Nervenbahnen von anderen Anschließt könnte er diese dann über (elektrische) Nervenimpulse steuern und beim (symbolischen) Anschluss an Gehirn über die Schläfe Erinnerungen übertragen. Da die Nervenbahnen als einzelnes sehr fein sind, könnten sie mit Haki überzogen wie sehr feine Drahtseile wirken und gebündelt stark genug sein, Leute durch die Gegend zu schlagen oder wie bei Catherine hochzuheben.
      Die Ironie ist dann natürlich, dass er durch seine Epilepsie, Migräne usw. Probleme mit den Nerven bzw der Signalübertragung hat oder sind das vielleicht sogar Probleme die er wegen (der Nutzung) seiner Teufelskräfte hat?
      Wie auch immer, ich bin mit meiner Idee ganz zufrieden, also mal schauen in wieweit ich richtig liege oder hast du das sogar schon einmal verraten und wir haben es nur kollektiv vergessen XD
      Ding-Ding-Ding. Mehr gibt es für mich da gar nicht zu sagen, außer vielleicht folgendes: Auf gewisse Weise sind seine Krankheit und seine Teufelsfrucht verknüpft, allerdings hat das eine das andere nicht ausgelöst oder umgekehrt. Insgesamt aber sehr schön kombiniert. Bei dieser Frucht handelt es sich definitiv um eine meiner wilderen Kreationen. xD

      qoii schrieb:

      Die Flucht von Fletcher zusammen mit Catherine durch die Flure ihres Schlosses hast du wieder sehr gut dargestellt, wobei ich mich die ganze Zeit nicht erwehren konnte gedanklich >Fenster!< zu brüllen.^^
      Wenn alle Ausgänge bzw Fluchtwege wirklich blockiert sind, wie immer Ulysses das auch geschafft hat, und gerade die gesamte Garde abgemetzelt wird, würde ich nicht gerade zu dem einen übriggebliebenen Ausgang laufen, wo er sicher zu finden sein wird. Ich meine der Red Appel wird nicht gerade wie Neuschwanstein sein und ein Sprung aus dem ersten Stock dürfte weit weniger schaden als eine Begegnung mit Ulysses anrichten. Aber vielleicht denke ich bei Schloss auch einfach zu sehr an die etwas moderneren Schlösser mit zu großen Fensterfronten und in dem Stress, dem die Wachen gerade alle ausgesetzt sind, dürfte klares denken auch etwas schwieriger sein.
      Ja, der Gedanke kam mir dann auch. Vielleicht wollte Fletcher das Risiko in den höheren Stockwerken nicht eingehen. Und im ersten Stock trafen sie dann ja schon auf Ulysses bzw. hatte er sie da bereits entdeckt. Oder was auch immer. Übergehen wir dieses fiese realistische Detail also einfach mal. Drama, Baby, Drama. :D

      qoii schrieb:

      Immerhin zeigt sich hier endlich was für eine gefährliche Gewalt Ulysses eigentlich ist, wenn er mal richtig loslegt und ihm die Elitegarde in keinster Weise gewachsten ist, da bringt auch >The last stand< im Thronsaal nichts, außer vielleicht eine ehrenvolle Erwähnung in den Geschichtsbüchern. Für Soldaten vermutlich besser als wenn sie sich einfach aus dem Staub machen, auch wenn es ein Befehl gewesen ist. Wobei eigentlich war es kein Befehl, sie sind nur entlassen worden, also konnten sie in diesem Moment frei entscheiden, was sie tun wollen. Über die Art… na ja sie Ende des Kommentars wo ich auf zwei deiner Antworten eingehe. ^^
      Es war sicherlich eine noble Entscheidung der Garde, bis zum bitteren Ende für Catherine zu kämpfen. Im Grunde wussten sie ja, dass sie keine Chance haben würden. Aber ihr Opfer trug gewiss auch dazu bei, um Catherine am Ende derart standhaft auftreten zu lassen. Hätte sie einfach Kleinbei gegeben, so wäre der Tod ihrer Garde komplett sinnlos gewesen. Jetzt mal unabhängig davon, inwieweit Catherines Weigerung die Sache nicht eher noch schlimmer gemacht hat.

      qoii schrieb:

      >The last stand< hast du dann aber auch wieder wunderbar beschrieben, wobei ich nicht umhin kam mich zu fragen ob 20 Kilo (Arnold Fletcher) nicht doch etwas wenig für einen kompletten Soldaten ist.^^
      Deshalb steht da auch "20 Kilo schwereren...", also Fletcher wiegt 20 Kilo mehr als Ulysses. Das sollte nur verdeutlichen, mit welcher Leichtigkeit Ulysses selbst wesentlich kräftigere Gegner ausschaltet und herumschleppt.^^

      qoii schrieb:

      Catherine verarbeitetet die Situation in diesem Moment erstaunlich gut oder sollte man sagen souverän, zumindest bricht sie nicht vollkommen zusammen, nachdem was sie jetzt alles zum ersten Mal erlebt hat. Über ihre Schuld an der Situation wurde ja schon einiges in den letzten Kommentaren geschrieben, aber wie Ulysses sagt, auch wenn sie es nicht wollte, sie ist für diese Situation verantwortlich, da nur sie diesen Befehl öffentlich geben konnte und sie wird immer damit verbunden sein, egal ob es jetzt durch schlechte Berater zustande gekommen ist oder nicht.
      Ganz genau. Selbst wenn sie den Arc überleben sollte, die Wilde Jagd und das angerichtete Chaos blieben unabänderlich mit ihrer Person und Herrschaft verbunden. Ulysses mag von den Founts verhasst sein, aber Catherine dürfte sich in dieser Nacht nicht gerade zur geborenen Königin erhoben haben. So oder so wurde das Commonwealth nachhaltig erschüttert.

      qoii schrieb:

      Beim Rückblick auf Catherine I und die Schlacht bösen Blutes habe ich zuerst gedacht was für eine interessante Idee der Königin Piercings zu geben, aber nur bis sie sich als wandelnde Seuche herausgestellt hat. Bitte das nächste Mal entweder eine gepiercte Königin, die sehr gut kämpfen kann oder eine reine klassische Schönheit, welche sich dann als Seuchenengel herausstellt. Dieser Auftritt war dann doch wieder… wie soll ich sagen… Piercing gleich Böse… nein eher … Wie auch immer, beides zusammen ist mir halt einfach etwas negativ aufgefallen.
      1. Wer sagt denn, dass Catherine I. nicht gut kämpfen kann? Sie packt doch sogar ganz souverän ihr massives Schwert aus und eröffnet den Kampf gegen Ulysses. :D Die Seuche ist nur die Kirsche auf der Torte.
      2. Als (stark) tätowierter Mann habe ich die Verbindung zwischen "negativen Eigenschaften" und "Körperschmuck" gar nicht gezogen, muss ich sagen. Im Grunde war mein Gedankengang, hier eine düstere, "badass" Version von Catherine II. einzubauen. Die beiden Catherines gleichen sich ja in so ziemlich allen Belangen und ich wollte durch die Piercings ihre Mutter ein Stückweit abgrenzen. Das jedoch definitiv nicht in negativer Hinsicht. Einfach, weil ich Piercings und ähnliche Körpermodifikationen nicht als etwas "böses" wahrnehme. Deine Lesart ergibt natürlich Sinn, gerade in Hinblick auf gewisse Vorurteile, aber war keineswegs von mir beabsichtigt. Ich fand das Design schlichtweg cool für eine gefürchtete Kriegstreiberin, die ohne ihre Piercings engelsgleich wirken würde.

      qoii schrieb:

      Trotzdem ist die Seuchenfrucht eine sehr gute Idee, besonders in Verbindung mit der wirklichen irischen Geschichte, wo zwar nicht das Königshaus persönlich die Seuche bzw. Kartoffelfäule ins Land gebracht hat, sich aber trotzdem genauso um die Iren gekümmert hat wie die Foundus um die Lairien.
      Das war auch mein Gedanke. Fand es passend, die Epidemie in einer Welt voller Superkräfte quasi auf eine Person umzumünzen. Zumal Catherine I. stark an Victoria angelehnt ist, die nach der Großen Irischen Hungersnot als "Famine Queen" verschrien wurde.

      qoii schrieb:

      Fast schon amüsiert hat es mich dann, als die gesamte Armee ihre Visiere zugeklappt hat, als Catherine I begann ihre TK einzusetzen. Zumindest um ihre Armee scheint sie sich etwas Sorgen zu machen und kann ihre TK anscheinend auch nicht so geziert einsetzten, dass sie keinen Kollateralschaden erzeugen würde. Aber ob einfach Visiere da wirklich helfen würde? Ich weiß nicht
      Du kannst davon ausgehen, dass das spezielle Rüstungen/Visiere sind, die speziell für diesen Einsatz und Schutz gebaut wurden.^^

      qoii schrieb:

      Weiterhin finde ich es sehr interessant, dass beide Catherines aus dem Geschlecht der Namenlosen sind. Leider habe ich nicht ganz verstanden, ob dies nur für die Beiden gilt oder schon länger diese Linie an der Macht ist. Denn es könnte schon sehr interessant werden, warum sie so heißen bzw. besser gesagt, wieso sie diesen nicht vorhandenen Namen beibehalten haben.
      Sehr gut bemerkt. Das spielt tatsächlich noch eine wichtige Rolle, sobald ich die genaueren Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Catherine II. und Ulysses beleuchte -- und damit die Frage aufgreife, welchen Anspruch Ulysses auf den Thron hat; sowohl den lairischen, als auch den fountischen.

      qoii schrieb:

      Das Cassiopeia jetzt plötzlich bei den beiden auftaucht habe ich wirklich nicht erwartet, aber derzeit gibt es wohl keinen besseren Ort für ihre TK bei all dem Blut, was Ulysses im Palast verteilt, hat gibt es einiges mit dem sie Arbeiten kann und anscheinend hat sie auch genau den richtigen Moment abgewartet, wo dieser durch einen Anfall zumindest etwas abgelenkt war. In wieweit das Blut welcher er erbrochen hat mir ihrer Teufelskraft oder mit seiner Krankheit zusammenhängt, ist für mich noch nicht so ganz klar. Zwar scheint sie eine gewisse Kontrolle auf seinen Körper zu haben, sonst würde er sie nicht auffordern diesen zu verlassen, aber ob sie jetzt auch noch eine Blutbändigerin ist oder nur das Blut, welches er von dem Kampf noch auf sich hat oder durch seine Krankheit… in den Körper geblutet hat, ist noch offen. Ist irgendwie etwas schwer auszudrücken, aber vielleicht trifft die Frage, ob sie Blut kontrollieren kann, welches sich noch in den Blutbahnen befindet oder nur das welches diese schon verlassen hat. Weiterhin besteht natürlich auch noch die Möglichkeit, dass sie ihm teile ihres Blutes und somit Körpers unbemerkt verabreicht hat. Immerhin flog genug durch die Gegend um dies Unbemerkt zu tun.
      Nein, sie ist definitiv keine Blutbändigerin. Das wäre mir zu heftig gewesen. Sie kann ein bisschen auf den Blutdruck einwirken und, wenn unbemerkt, einen begrenzten Schaden anrichten wie bei Ulysses. Aber das war es "schon". Es ist auch nicht übermäßig schwer, sich aus ihrem Griff zu lösen (sei es durch Haki, Willenskraft etc.). Letztlich erfordert diese Technik viel Energie und Konzentration. Cassiopeia war hier eher an einem großen Auftritt gelegen als am Schaden, schließlich will sie Ulysses nicht töten.

      qoii schrieb:

      Das Cassiopeia nur wegen Ulysses gekommen ist und nicht um Catherine zu retten wunder mich nicht. Zum einen konnten sie nicht wissen was gerade im Palast passiert und zum anderen wurde mehr als einmal betont, dass die CP-0 Leviathan schon lange hinter ihm her ist. Allein aus diesem Grund haben sie sich ja der KGJ angenommen, weil sie zum einen ein ähnliches Ziel haben und zum anderen Ulysses an ihnen oder besser O’Mara noch ein gewisses erhaltendes Interesse hat.
      Richtig. Speziell Cassiopeia lebte einige Zeit undercover im Schloss Roßkosch, um über Harley an Ulysses zu kommen. Für sie muss es daher eine besondere Genugtuung sein, ihrem Zielobjekt nach all der Zeit endlich gegenüberzustehen.

      qoii schrieb:

      Sagt er und lässt im neuen Kapitel Unmengen an unersetzlichen Kunstwerken als sinnlose Barrieren verwenden. Ganz abgesehen davon, dass er schon vorher das eine oder andere Stadtviertel zerstören lässt oder in genau dem gleichen Kapitel eine Kirche niederbrennt.^^
      Weiterhin meine ich mich zu erinnern, dass ich mich mehr über die Zerstörung von alter/künstlerischer Architektur beschwert habe und weniger Architektur allgemein
      Man kann es dir aber auch nicht recht machen. :D

      qoii schrieb:

      Wie geschrieben nach seinen jetzigen Handlungen Leviathan, aber wenn du mich ohne diese nach seiner Zugehörigkeit gefragt hättest bzw. besser gesagt nach meinen Erinnerungen gehört er zu Behemoth und die mischen zumindest bei dem Zug bzw. in der Industriestadt mit die schon in die Luft Gefolgen ist und deren Name ich gerade vergessen habe XD
      Ja...nein. :D
      Behemoth ist gar nicht auf der Insel. Der Pestdoktor und Myzete Beelzebub gehören beide zur Ziz-Einheit, also Rexroth' Truppe. Ich verweise einfach mal auf den Charakter-Guide, den ich für solche Sachen angelegt habe. Der dürfte helfen.
      David

      Monkey D. David schrieb:

      der titel des kapitels sagt ja schon ne menge aus , bevor ich das kapitel gelesen habe hab ich mir nur durch den kapitel namen gedanken gemacht worum es gehen könnte
      erst dachte ich dran es wird nahtlos weiter gehen bei carla und O'mara .
      da aber von versprochender zerstörung die rede war , dachte ich mir das wird ne bedeutung haben und hab mein kopf mal angestengt
      da gab es doch so ein ähnliches gespräch im thronsaal zwischen carla und uylsses
      und was bekommen wir da für ein kapitel , die puppenkönig trifft wieder auf ulysses nur diesmal ist keine carla da die sie retten kann
      Da lagst du halb richtig. Der Titel bezieht sich auch auf Kapitel 125, wo Ulysses Catherine unverhohlen droht. Liegt also schon eine ganze Weile zurück. Dann gab es noch das Gespräch mit Carla im Thronsaal, wo Catherine Ulysses und die Lairen zu Staatsfeinden erklärt. Damit tritt genau das ein, wovor Ulysses Catherine in Kapitel 125 gewarnt hat: Versucht sie, ihn und sein Volk anzugreifen, wird er ihr Königreich niederbrennen. Im Grunde kulminiert nun also der gesamte Storystrang um Catherine und Ulysses.

      Monkey D. David schrieb:

      wie zu erwarten haben die aufstände den palast erreicht bzw ist der palast nur noch ein schlachtfeld
      unser fletscher versucht unsere kleine Catherine an einen sicheren ort zu bringen
      Nicht ganz. Tatsächlich ist es nur Ulysses, der das Schloss verwüstet und die Palastwachen ausgeschaltet hat. Derart mächtig ist er. :D

      Monkey D. David schrieb:

      die flucht beschreibst du echt sehr gut . mir ist da auch aufgefallen ob gewollt oder auch nicht , durch deine bescheibung das ich so richtig abgeholt wurde uns förmlich mittendrin war bei der flucht
      als wäre ich einer der armen schweine die versuchen noch irgendwas zu retten wo nix mehr zu retten ist .
      so kurz vorm thronsaal kam das was ich während der flucht erwartet habe ,unser fletscher opfert sich für die puppenkönigin
      das war am ende einfach zu viel für sie und da kann ich echt verstehen als sie den letzten soldaten die freiheit schenkt
      aber wie zu erwarten würde das deren ehre beschmutzen undlieber sterben sie ( was am ende ja auch so kommt)
      Die Verzweiflung und Ausweglosigkeit der Situation sollte genau so rüberkommen. Die Soldaten stehen einem schier unbesiegbaren Feind gegenüber, zumindest für ihre Verhältnisse. Catherine hat sich mit einem gefährlichen Mann angelegt und muss nun die Konsequenzen tragen. Doch wie so oft sind es zuerst die einfachen Soldaten, die für die Verfehlungen ihrer Herrscher bluten müssen.

      Monkey D. David schrieb:

      die soldaten machen sich bereit für das was kommt , aber eine chance für sie war nie da gewesen
      als du geschrieben hast ulysses nimmt den 20kg fletscher als schutzschild musste ich kurz überlegen wie viel von ihm noch übrig sein muss damit es nur noch 20kg dran sind
      Da hast du dich leider verlesen.^^
      Ich schrieb "den 20 Kilo schwereren...", also Fletcher ist noch in einem Stück, aber 20 Kilo schwerer als Ulysses. Damit sollte nur verdeutlicht werden, dass Ulysses über beachtliche Körperkraft verfügt und einen Hünen wie Fletcher mal eben mit sich herumschleppen kann.

      Monkey D. David schrieb:

      als ulysses die soldaten tötet hast du was von fäden geschrieben
      deswegen frag ich mich was für ne TF hat er überhaupt und falls es gesagt wurde wann war das , ich stehe da gerade voll auf dem schlauch
      vllt liegt es daran das ich mir zu viele gedanken wegen dem armen fletscher gemacht habe
      oder wir wissen es doch noch nicht , zu not warte ich ab was die anderen dazu schreiben ^^
      qoii hat hier den zündenden Gedanken gehabt. Es handelt sich tatsächlich um eine Nervenfrucht, die ich entsprechend für OP-Verhältnisse waffenfähig gemacht habe. Bei den Fäden handelt es sich um Nervenfasern, die sich verbinden und von Ulysses mittels Rüstungshaki als Waffen benutzt werden. Weiterhin kann er elektrische Impulse nutzen (durch die unsere Nerven ja kommunizieren) und andere Leute "Bilder" sehen lassen. Zu der TK wird es aber noch mehr und ausführlichere Erklärungen geben. Das war jetzt nur der erste Einblick in seine Kräfte.

      Monkey D. David schrieb:

      also das gespräch zwischen Catherine und ulysses war aufjedenfall ziehmlich gut gewesen

      und wunderbar geschrieben , ich hab die gefühle in dem gespräch gespürt und denke das wolltest du uns auch so rüberbringen
      Danke, das war auch mein Wunsch. Bei all der Gewalt und der staatstragenden Bedeutung des Gesprächs geht es im Grunde doch nur um die Entscheidung zweier Menschen. Ulysses und Catherine ringen hier mit sich selbst und ihrer Verantwortung als Repräsentanten ihres Volkes. Speziell Ulysses hat in den letzten Kapiteln schon mit einer Entscheidung gekämpft und versuchte nun, Catherine seinen Willen aufzuzwingen, ohne sie zu verletzen. Doch Catherine ließ sich nicht so leicht umstimmen, wie er es gehofft hatte.

      Monkey D. David schrieb:

      und zum abschluss kam unsere CP-0 agentin Cassiopeia Triagast in den thronsaal

      diese entwicklung könnte noch ganz spannend werden

      ob es jetzt ein kampf wird der durch fäuste entschieden wird wage ich mal zu bezeifeln , auch wenn es spanned wäre keine frage aber cassiopeia ist doch dafür bekannt den kopf zu ficken und wer wäre da nicht am besten geeignet als ulysses und die kleine puppenkönigin
      Cassiopeia ist definitiv geübt darin, in den Verstand anderer Menschen einzutauchen und ihnen auf den Zahn zu fühlen. Die Chance, dass sie dies auch bei Ulysses versuchen wird, ist also entsprechend hoch. Die Frage ist nur, ob das ausreicht?

      Monkey D. David schrieb:

      also ich bin ziehmlich gedspannt wie du das da so auflösen wirst und hoffe auf so ein kapitel wie damals uylsses gegen carla das war gänsehaut pur
      Schauen wir mal, ob ich deine Erwartungen erfüllen kann.^^


    • Kapitel 165 - ???

      Kapitel 165 — Kopfgeldjäger vs. Penny Dreadful

      Geschmeidig wie eine Tigerin, die auf gewaltigen Pranken lautlos durch das Dickicht des Urwaldes pirscht, umrundete Cassiopeia Triagast den Fäuste ballenden Bastardkönig und trat an die Ufer des fountischen Herrscherthrons, auf dessen Sitzfläche die nackten Füße der Monarchin noch immer in steifer Aufmüpfigkeit verharrten. »Das war eine mitreißende Ansprache, Majestät.«
      Unschlüssig, ob sie die ausgestreckten Hände der Rothaarigen ergreifen oder ausschlagen sollte, klammerte sich Catherine an die eigenen Haarspitzen. »Ich…kann sie ihm nicht überlassen. Ich kann nicht…«
      »Und das müsst Ihr auch nicht.« Mit einem aufmunternden Ruck hob Cassiopeia das Mädchen von ihrem überdimensionierten Podest und bettete es wohlbehalten auf die ramponierten Bernsteinfliesen. »Diese Krone gehört Euch. Ihr seid Eurer Mutter Erbin und werdet Großes für Euer Land vollbringen. Lasst Euch von niemandem etwas anderes einreden. Insbesondere nicht—« Gestisch erdolchte ihr rotlackierter Finger Ulysses. »—von ihm.«
      Der Bastardkönig knurrte. Catherine nickte. Cassiopeia observierte den Bastardkönig. Über seinem blondgelockten Haupt hatten sich die teuflischen Kreise aus dem Blut der toten Soldaten in die Form eines Stalaktiten gegossen, der unter dem eigenen triefenden Gewicht niederzuprasseln drohte. Ein Fingerzeig der Agentin hätte genügt, und doch verschwendete Ulysses keinen Gedanken an sie oder ihre tödlichen Kräfte.
      »Dein Land geht unter«, wandte er sich an die junge Königin. Gleich eines unheiligen Begleitchores hallte seine kratzige Stimme von den rubinroten Wänden wider. »In wenigen Minuten wirst du mir deine Krone hinterherwerfen und mich anflehen, sie dir abzunehmen.«
      »Nach meiner Uhr«, widersprach Cassiopeia gönnerhaft, »Sind Ihre Minuten bereits abgelaufen.«
      Wie einem Passanten im Großstadttrubel präsentierte die Rothaarige ihm ihre edelstählerne Armbanduhr, ein klobiges Herrenmodel mit schwarzen Zeigern und noch schwärzeren Ziffern. Ulysses gab sich alle Mühe, die Uhrzeit über die Distanz auszumachen, schließlich gar näher an ihr Handgelenk rückend und das Gesicht verziehend. Als hingen sie an zurrenden Fischhaken, zuckten seine spröden Lippen in unregelmäßigen Intervallen gegen die aufgeblähten Nasenflügel. Schließlich lagen die grässlichen Zähnen bloß, und pure Galle floss zwischen ihnen hervor:
      »O'Mara.«
      Cassiopeia bejahte — mit Nachdruck. »Sie sind umzingelt von Geistern, Ulysses. Jenen, denen Sie hinterher jagen und jenen, die Sie heimsuchen. Sie konnten die Toten nicht in Frieden ruhen lassen und wurden dafür von Ihrer Vergangenheit eingeholt. Die Kopfgeldjäger haben Ihren Anschlag vereitelt.«
      »Anschlag?«, schreckte Catherine auf, »Was für ein Anschlag?! Welche Kopfgeldjäger?! Ich verstehe das alles nicht…«
      »Seid unbesorgt«, tröstete Cassiopeia das Mädchen wenig tröstlich, »Euer Land befindet sich in den besten Händen, die sich auftreiben ließen.«

      Etwa eine Stunde zuvor

      Schränke wurden aufgerissenen, Schubläden ausgeräumt, Geschirr klimperte, Gläser klirrten. Rücksichtslos brandschatzte O'Mara die verramschte Einzimmerwohnung auf der Suche nach seinem Heißersehnten, noch ehe Lorelei die Tür hinter sich ins Schloss hatte fallen lassen. Ein hörbares Aufatmen erfüllte die Küchenzeile, nachdem er den archäologischen Fund seiner Karriere freigelegt hatte: einen angebrochenen Kognak von Anno Maris 14-xx.
      »Friss doch gleich das Glas«, maulte Luca angewidert, im Vorbeigehen absichtlich seinen mehrfach gebrochenen Arm anrempelnd. Während sich O'Mara an Schmerz und Schnaps verschluckte, warf sie sich auf die ergraute Couchgarnitur an der wasserfleckigen Wand und entfesselte eine hohe Staubwolke wie den Geist aus der Flasche. Hustend fächerte sich Shrimati einen Weg gen Fenster frei, effektiv jedoch mehr Schreie als Frischluft durch die aufgerissenen Läden hereinlassend.
      »Wo sind wir hier?«, fragte Kevin Quoll schüchtern. Der Gefangene, so er denn einer war, hatte seinen lädierten Körper vorsichtig auf einen der altbackenen Sessel gebettet und wirkte dabei in etwa so behaglich wie eine Konfirmandin auf dem Schoß ihres Pfarrers.
      »Ein stillgelegtes ›sicheres Haus‹ der CP5«, erklärte Lorelei knapp. Seit Shrimatis lebensmüdem Opfer unter den Tunneln von Doubletrouble Manor hing CP Greenaway abschweifenden Gedanken nach, die das Licht ihrer jadegrünen Augen unheilvoll dämmten. Längst hatte Lucas Spürsinn die Witterung dieses heraufziehenden menschlichen Dramas aufgenommen, von seiner Verfolgung jedoch abgesehen. Zu bleiern drückte die Erschöpfung auf ihre Lider, zu schwer wogen die Grauen der Nacht. Der Schlaf kam schnell, beladen mit wirren Träumen.
      »Cassie!«, riss Shrimatis jauchzendes Quieken Luca aus ihrem Halbschlummer. Der exotische Duft nach Pfeffer und Yasmin reiste im Windschatten der Agentin, als jene am Sofa vorbei gen Eingang hechtete. Überschwänglich fiel Shrimati der eintretenden Cassiopeia Triagast um den Hals. Nur aus dem verschlafenen Augenwinkel bemerkte Luca, wie sich die berührungsscheue Rothaarige aus diesem Klammergriff befreite und etwas Langes, Hageres, Unzufriedenes mit sich in die Wohnung zog.

      Chief Inspector Felicia Zhang erinnerte O'Mara unverhoffter Weise an den Mann, den er sich in dieser Sekunde mehr als jeden anderen an seiner Seite wünschte, und lauschte den Ausführungen der Agentinnen mit abwägender Zurückhaltung. Nach ihrem Scharmützel mit Lorca hatte sich Cassiopeia von den Flüchtlingsströmen des Mac Brónach bis an die Mündung des giftigen Pirrip spülen lassen, wo Zhang eine »Schutzhaft« der vogelfreien Lairen in Feldlager außerhalb der Stadt koordiniert hatte. Die Leiterin des hiesigen Polizeidepartments erwies sich in vielerlei Hinsicht leichter von Dame Penny Dreadfuls Komplott zu überzeugen, als Lorelei und O'Mara anfänglich befürchtet hatten. Seit ihrem ersten Treffen mit Shrimati, gebeugt über die Leiche des unglückseligen Thomas Waterloo, hatten sich Felicia Zhangs Unverständnis für die Puppenkönigin, ihr Argwohn gegenüber Penny Dreadful und die Schrecken der Wilden Jagd zu einem handfesten Magengeschwür verknotet und die Inspektorin fieberhaft über die Warnung der jungen Agentin aufstoßen lassen. Zhang schien gar umso verständiger, desto konfuser Loreleis Schilderung der jüngsten Ereignisse ausartete, als bestätigte die abenteuerliche Mär vom Größenwahn der Schwarzen Witwe lediglich ihre dunkelsten Befürchtungen und setzte in Perspektive, was zuvor noch ungeheuerlich erschienen war.
      »Zählen Sie auf meine Hilfe!«, versicherte Zhang beschließend, »Wann wird Ihre Verstärkung eintreffen?«
      Die Fragte meuchelte jeden Optimismus. Shrimati wandte sich betreten ab, die Bürde einer Antwort an ihre erfahreneren Kolleginnen abtretend. Cassiopeia kämpfte mit ihrem klemmenden Feuerzeug, offenkundig gleichgültig. Einzig Lorelei brachte den Mut oder die Integrität auf, Zhangs unnachgiebigen Blick zu erwidern und die Inspektorin zumindest mimisch mit jener unbehaglichen Wahrheit zu konfrontieren, welche O'Mara längst erkannt hatte:
      »Niemand wird kommen.«
      Diese simple Feststellung schreckte selbst Luca ertappt aus ihrem Scheintod auf, welche sich bislang nicht einmal aufgerichtet hatte. In lauten, durstlosen Schüben leerte O'Mara seine Flasche. Zähe Sekunden lang betrachtete Lorelei ihn mit einem Ausdruck, der Luca auf eigentümliche Weise an sich selbst erinnerte; beeindruckt und fuchsteufelswild zugleich.
      »Niemand weiß, dass Sie hier sind«, sagte er — eine Feststellung, keine Frage.
      Lorelei nickte, worüber er einen angesäuerten Laut durch die aufgeblähten Nasenlöcher paffte.
      »Wir haben für euch im Dreck gewühlt, weil wir keine Wahl hatten, und ihr musstet euch die Hände nicht schmutzig machen. Doch dann lief die ganze Sache aus dem Ruder. Ihr habt Carla genauso unterschätzt, wie ich sie unterschätzt habe, und jetzt sitzen wir im selben leckgeschlagenen Boot und rauschen geradewegs den Wasserfall hinab.«
      »Die Wahrheit ist komplizierter, sollte es Sie trösten.«
      »Ha! Und wie. Verfickte Scheiße. Carla hat mich die ganze Zeit manipuliert. Was ist eure Ausrede?«
      Während Lorelei nach einer Antwort kramte, warf Shrimati der entgeisterten Zhang ein unbeholfenes Lächeln zu, welches jene nicht einmal für Geld erwidert hätte. War Zhang zuvor von einem minutiös ausgearbeiteten Schlachtplan ausgegangen, der Carlas Coup d’État abwenden und das fountische Empire vor ihrem dunklen Komplott bewahren würde, so fand sie sich stattdessen den fragwürdigen Fähigkeiten dieser kargen Handvoll zerrütteter Abtrünniger ausgesetzt. Die gesamte Wohnung stank nach alten Mottenkugeln und frischer Verzweiflung, bis Loreleis Teleschnecke ein eingehendes Signal vermeldete — und O'Maras zermürbtes Gesicht feurig aufglühen ließ, erhitzt vom abgestandenen Schnaps und der funkenschlagenden Energie eines einschlagenden Geistesblitzes.

      Zurück in der Gegenwart

      Pupillenlos und leer glotzten die milchtrüben Augen des Meermannes durch O'Maras schnaufende Brust in sein reuiges Herz. Die bohrende Schärfe, welche für gewöhnlich hochintelligentes Leben hinter dem blinden Weiß erahnen ließ, allzeit unbehaglich fokussierend wie die Linse eines ausfahrbaren Objektivs, schien sich tief in Krills Schädel zurückgezogen zu haben.
      »Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte O'Mara kontrolliert. Ein unterschwelliges Zittern seines Flachmanns entblößte seine Sorge jedoch mit jedem zögerlichen Schluck. Süffisant nestelte Carlas schwarzer Fingernagel eine Luke in den Kokon, um O'Mara einen Blick auf die angeschwollenen Spinnenbisse am Hals des Kraken zu gewähren. Mit mahlenden Zähnen erinnerte sich der Blonde an den verhängnisvollen Moment in der Gasse, in dem Carlas giftige Fangzähne Feuer an seine Muskeln gelegt hatten. Er vermochte nicht einmal zu erahnen, wieviele Stiche sie Krill versetzt haben musste, doch das Endprodukt dieses andauernden, schmerzhaften Krampfes sah er vor sich: Krill im Larvenstadium. Begleitet von den einfallenden Sturmwinden humpelte O'Mara an den gähnenden, spinnwebenverhangenen Abgrund, über dem die dämonische Schwarze Witwe seinen Gefährten als Geisel hielt. Mit jedem wackligen Schritt knarzten die provisorischen Holzscheite bedrohlich, von kaum mehr gehalten als rostigen Nägeln und dem unerschütterlichen Optimismus der Gerüstbauer.
      »Nah genug«, mahnte Carla unmissverständlich. In einer tintenfließenden Bewegung barg ihr schwarzgepanzerter Arm aus dem Netzgeflecht hinter sich ein Katana wie aus einer Scheide. Bereits am surrenden Klang in der bewegten Luft erkannte O'Mara das Yubitsume. Fernes Meeresrauschen in einer stählernen Muschel flutete den sturmdurchpflügten Dachstuhl des Turms, als sich die Klinge an Krills zerbissene Kehle legte. Der Meermann reagierte nicht.
      »Schon gut, schon gut.« Gefügig hob O'Mara die linke Hand. Seine Rechte gehorchte ihm ohnehin nicht mehr, Ulysses sei Dank.
      »Die Teleschneckenkommunikation auszuknipsen, um leichter die Schnecken abhören zu können, die sich jenseits der üblichen Frequenzen vernetzen…war übrigens brillant. Du musstest nur noch nach den Regierungsschnecken suchen, die du vermutlich selbst benutzt, und so war es dir ein Leichtes, uns aufzuspüren und auszuhorchen. Ebensogut hätten wir Lorca direkt zum Tee einladen können.«
      »Du schindest Zeit«, durchschaute ihn Carla mühelos, »Worauf spekulierst du? Auf eine abermalige Rettung durch die Regierungshunde? Dass sich Mercedes Delacroix wie durch ein Wunder gegen Lorca durchsetzt und dir zu Hilfe eilt, bevor meine Zähne dein Fleisch mit Gift marinieren? Verrate es mir. Du läufst Gefahr, von der nächsten aufrauenden Bö aus dem Turm geweht zu werden, und stellst dich mir doch mit der Zuversicht eines Kaisers entgegen. Woraus schöpfst du dieses immense Vertrauen?«
      Schulterzuckend betrachtete O'Mara ihre arachnoide Gestalt, die langen Beine und den rotfleckigen Hinterleib, aus dem ihr menschlicher, schlanker Rumpf in schwarzer Panzerung ragte. Für einen Moment ruhten seine moosgrünen Augen auf dem Punkt, an dem ihr weißes Schlüsselbein das dunkle Chitin küsste, und sagte müde:
      »Ich vertraue auf dich, auf deine Schwächen, so wie du auf meine vertrauen konntest. Die bloße Tatsache, dass wir uns hier allein gegenüberstehen, zeugt von deinem Scheitern. In der Sekunde, in der ich deinen kleinen Trick durchschaut hatte, warst du mir hilflos ausgeliefert.«
      Hinter den seidigen Strähnen tiefschwarzen Haares schnitt die altbekannte Rabenklaue in die grübchenbestückten Wangen der Frau in Schwarz.
      »In welcher Welt«, fragte Carla belustigt, »Geht die Spinne der Fliege ins Netz?«
      Sprungartig sprang ihr fetter, rotgemusterter Hinterlieb unter ihren Beinen hervor und verschoss eine drahtscharfe Fadensalve, die sich wie eine Würgeschlange um O'Maras abwehrenden Unterarm wickelte und durch den weißen Hemdsärmel schnitt. Ächzend rang der Blonde mit der Schwarzen Witwe um seinen sicheren Stand — und um seinen Flachmann.
      »Ich stehe nicht auf Fesselspiele.«
      »Es geht nicht immer nur um dein Vergnügen«, schmunzelte Carla lasziv. Ekelhaft siegessicher. Selbst ihr Fliegengewicht ward durch die Macht der Zoan-Frucht in eine ernstzunehmende Bestie transformiert, die sich nach Stunden des Lauerns, Taktierens und Zersetzens auf ihre geschwächte Beute stürzte. Als O'Mara sich ihr zu widersetzen versuchte, quoll ein winziger Blutstropfen zwischen Krills Katana und dessen Kehle hervor, ohne dem Meermann eine Regung zu entlocken. Nicht einmal nüchtern hätte O'Mara zu bestimmen vermocht, ob in dieser unbewegten Hülle noch Leben hauste oder Krill nicht längst zur Hölle gefahren war. Vielsagend rieb eines von Carlas borstenbesetzten Beinpaaren über die erbleichte rote Wange ihres hilflosen Opfers. »Lass es zu, oder er stirbt.«
      Unentschlossen sichtete O'Mara den teilnahmslosen Krill, dann Carla und schließlich seinen eigenen abgeschnürten Arm. »Ich lasse mich nicht mehr von dir erpressen.«

      In Erwartung seines Widerstandes verankerte die Spinnenfrau ihre acht Beine in den Stützflanken ihres Netzes und drückte die Schneide des Yubitsume fester gegen Krills vibrierenden Adamsapfel. O'Mara hingegen trieb sich sämtliche Spannung aus. Wie ein Mann, der aller Tage Abendrot aufgehen sah, ließ er seinen Flachmann in den klaffenden Schlund des Turms fallen — und sich selbst hinterher. Perplex kappte Carla die gesponnene Verbindung zwischen sich und dem herabstürzenden Kopfgeldjäger, um ihr Gleichgewicht nicht zu gefährden, während O'Maras blonder Schopf in der gähnenden Dunkelheit des Turms verschwand. Ihren klebrigen Konstruktionen wie durch glückliche Fügung entgehend, zischte sein Körper durch die Stockwerke. Als die Spinne seinen Plan endlich durchschaute, ließ sich jener längst nicht mehr vereiteln.
      Mit Mühe, aber festentschlossen zog O'Mara die Beine an, vollführte eine Rolle im freien Fall und plumpste in eines der engmaschigen weißen Netze. Länger als Gummi dehnten und beugten sich die Weben unter seinem Gewicht, ohne zu brechen oder ihn festzusetzen. Dann, einem urkomischen Geräusch folgend, federten ihn die Fäden mit rasanter Wucht zurück gen Turmspitze, wo er als menschliche Kanonenkugel einschlug. Reaktionsschnell packte er Krill samt Kokon und versenkte seine Stirn in Carlas massivem Spinnenhinterteil. Ein ersticktes Stöhnen, wie es O'Mara bislang nur von Männern mit Hodentrauma gekannt hatte, entfleuchte ihren verzerrten Lippen, bevor die Schwarze Witwe aus ihrem Netz in die Untiefen der gesponnenen Wasserfälle geschleudert wurde. Ungebremst rasten O'Mara und der apathische Krill dem Dachwerk des Turms entgegen. Eine fittere, weniger verkrüppelte Version seiner Selbst hätte leichtsinnig die Faust erheben und das Gestein durchbrechen können — dieser minderfähige O'Mara allerdings vermochte eben so, Krills katatonischen Leib mit dem eigenen Rücken abzuschirmen und den Schmerz zu ertragen. Eine Kakophonie des Brechens zerschlug seine Ohren. Dem bombardierenden Knacken seiner Wirbel folgte das Bersten der Balken und die bröckelnden Schuttwälle in seinem Nacken. Längst fühlte sein übermenschlicher Körper jeden Stich, Schnitt, Hieb oder Stoß wie ein gewöhnlicher Mann. Dennoch kontrollierte er seinen Absturz, Krill und sich selbst über die konfusen Spinnweben und Trichter auf den hölzernen Plattformen des obersten Stockwerks bruchlandend.
      »Auf wen…ist jetzt kein Verlass…?«, hustete er Krill mit einem gutgemeinten Klaps auf die verpuppte Schulter ins Ohr, just bevor Carlas monströser Schatten wie ein Himmelshai aus den schwebenden weißen Fluten hervorbrach. Kleinmädchenhaft kreischend rollte O'Mara sich und Krill aus der Einflugschneise des tödlichen Katanas, um ein Haar vom Gerüst purzelnd. Als die geflochtenen Mandalas zu kreiseln aufhörten, war Carla bereits wieder in ihren labyrinthischen Alkoven verschwunden. Erneut ritten die krabbelnden, kratzenden Bewegungen der Spinne auf ihren verworrenen Netzen durch jeden Winkel des himmelhohen All Hallows' Tower. Überall und nirgends. Unwillkürlich schweiften die Gedanken des erschöpften Kopfgeldjägers zum Hafen von Gavroche und dem Tod, den er nicht hatte kommen sehen. Vielleicht starb er auch in dieser Sekunde, ohne es zu bemerken. Darüber grinste er galgenhumorig, Krill von seinem Brustkorb schubsend. So sehr wollte er sich aufrichten; so sehr scheiterte er. Hereingelegt von seinen eigenen verkorksten Nervenbahnen beanspruchte O'Mara den Arm, den Ulysses im Leichenkeller zertrümmert hatte, und klatschte mit dem Gesicht voran zurück in das Holzgerüst. Mit einem Lächeln, das ebensogut sein letztes sein mochte, bewunderte er das Morgenrot über Nickleby. Hinter dem zyklopischen Loch, welches in Erwartung eines riesigen Zifferblatts in der Mauer des Towers klaffte, entluden sich staubpaffende Explosionen über den Kraterbergen des Cluster Park und ganze Baumreihen krachten im Geschützfeuer unsichtbarer Kanonen wie gefallene Soldaten zu Boden. Das Spektakel war wunderschön anzusehen; auf eine apokalyptische, angsteinflößende Weise.

      Cluster Park: Mercedes vs. Lorca

      Bäume, Mauern, ein Geräteschuppen — weder die Natur noch die Bauwerke der Menschen vermochten den fliegenden Körper der Kopfgeljägerin zu stoppen. Ungebremst durchbrach Mercedes die Schallmauer und jedes Hindernis auf ihrem Weg, bevor ihr Maschinenrumpf wie ein flitschender Stein über den künstlichen See hüpfte und im gegenüberliegenden Ufer einschlug. Dreck, Schilf und Ungeziefer rieselten über ihre Schultern, das aufgewirbelte Wasser regnete auf sie herab. Benetzt vom Feuerschein der Morgensonne glitzerte der verspürte Nebel in einem heißblütigen Rot, das Liebe oder Leidenschaft verheißen mochte, bei Mercedes' Glück jedoch eher dem allzerstörerischen Zorn der Dionisia María Lorca gebührte. Binnen Momentaufnahmen verschlangen die schwarzbrodelnden Staubschwaden das Sonnenlicht zwischen den aufragenden Baumwipfeln und fielen wie Heuschrecken über die knarzende Mercedes her. Reaktionsschnell verschoss die Prothese der Kopfgeldjägerin eine scheppernde Salve — die die Staubfrau um mehrere Meter verfehlte. Zu spät realisierte Lorca, dass die Durchschlagskraft des Projektils das halbe Wasserreservoir in einer gewaltigen Fontäne gen Himmel peitschen und ihre trockene Formlosigkeit zu Boden werfen würde. Ein rostiges Rumpeln später hatte sich Mercedes bereits aufgerafft und empfing die herabsegelnde Logia-Nutzerin mit einem seesteinernen rechten Haken. Blutspuckend schrumpfte Lorca endgültig auf menschliche Ausmaße zusammen, konnte den verheerenden Tritt der Prothese nicht mehr verhindern. Wie zuvor ihre Kontrahentin brachte ihr davongeschleuderter Körper zahllose stolze Bäume zu Fall, bevor sich die Macht des Sees verflüchtigte. Einer lauten Verpuffung folgte eine Druckwelle wie ein Wüstensturm, vor dem Mercedes nur einen Ausweg sah: Hinab! Verfolgt von den Ausläufern des tödlichen Staubgewitters tauchte Mercedes durch die Wasseroberfläche, schneller sinkend als schwimmend. Die dunkle Gleichförmigkeit saugte ihren Maschinenkörper bis auf den Grund des Sees, schlammig und obskur und leer. Sie weigerte sich, die Augen zu öffnen. Blind ertastete ihr Fuß einen mächtigen Flussstein und stieß sich mit aller Kraft zurück an die Oberfläche. Schwärmende Luftblasen folgten ihr wie Putzerfische, bevor sie unter lautem Getöse an die Luft schnellte, die Kälte einsog und das Feuer entfachte. Aus ihrer linken Handfläche entluden sich die lodernden Flammen und verbrannten die staubigen Raubvögel, welche über dem Wasser ihre lauernden Kreise gezogen hatten. Der Schub katapultierte Mercedes zurück an Land, bescherte ihr allerdings keine glimpfliche Landung. Abermals pladderten Matsch und Gestrüpp auf sie herab, als sie sich in einem Krater ihrer eigenen Durchschlagskraft wiederfand.
      »Wie ein gestrandeter Pottwal«, spotteten die aufsteigenden Staubflocken, aus denen sich der schlanke Schatten Lorcas dämonisch materialisierte. Schlagartig sauste das braune Bein auf Mercedes herab, mehr Henkerbeil als Gliedmaß. Mercedes schluckte den stechenden Schmerz in ihrer Schulter und schlug den nackten Fuß aus seiner Bahn. Millimeter neben ihrem schmutzigen Gesicht punktierten die schwarzüberzogenen Zehen den Boden, eine urgewaltige Erschütterung durch den Cluster Park jagend. Mercedes nutzte die Gunst des Augenblicks, packte Lorca am Fußknöchel und wuchtete sie neben sich in den ruinierten fountischen Rasen. Im hemmenden Griff der Seesteinfinger strampelte Lorca um ihr Leben, bis ihr Hacken Mercedes am Kinn erwischte und gegen die nächstbeste Eiche schmetterte. Die voluminöse Baumkrone rauschte zu Boden, wo sich Lorca zurück auf die Beine ackerte. Ihr karmesinrotes Kleid hing in schlammigen Fetzen von ihrem knochigen Körper. Der Schmerz pochte unerträglich, doch das Bild der halbtoten Kopfgeldjägerin spritzte ihr pures Adrenalin.
      »Du hättest deine kleinen Freunde nicht wegschicken dürfen«, zischte sie heiser. Naserümpfend zerrte sich Mercedes am abgesprochenen Stumpf empor. Gegen deine Rinde gestützt, keuchend und hustend, schien die Braunhaarige kaum die Energie aufzubringen, um sich umzuwenden und Lorca in die Augen zu blicken. Als sie es dennoch tat, leuchteten der Staubfrau plötzlich blutfleckige Zähne entgegen.
      »Als ich mir das letzte Mal einen Gegner teilte…«, sagte Mercedes im Gedanken an Callaghan und das blutende Refugium des Grünen Königs, »…wurde ich beinahe umgebracht. Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal.«

      Wilbur Hill: Lorelei vs. Remington

      Der siedende Dampf verbrannte die weiße Haut und entblößte — mehr Weiß. Statt sich zu pellen und zu kochen, bröckelte Lorelei Greenaway das Gesicht wie eine zersprungene Tasse vom Knochen und schepperte in scharfkantigen Bruchstücken zu Boden, wo es abermals in unzählige Teilchen zersprang. Obschon im Würgegriff des Rothaarigen gefangen, verbrüht von seiner dampfspeienden Hand, schmückte sich die Agentin mit einem kampflustigen Augenaufschlag. In einer seidigen Bewegung, die an Stoffbahnen im Wind erinnerte, windete sie sich aus Remingtons Umklammerung, punktierte seine Kehle mit einer rasanten Fingerpistole und stieß sich mit beiden Beinen von seiner Brust ab. Noch im Flug rollten die abgeblätterten Scherben ihrer Haut über den Boden, hoben ab und setzten sich in ihrem Gesicht wieder zu einer makellosen Wange zusammen. Während sie anschließend kontrolliert auf dem Kopfsteinpflaster aufkam, krachte ihr Gegner in einen randvollen Schuttcontainer. Metallspäne und giftiger Staub vermischten sich mit den letzten diesigen Nebelschwaden zu einem erstickenden Pulverschnee. Gemächlich glitt Lorelei in ihrem fleckigen weißen Trenchcoat durch die diesigen Vorhänge. Wenig unterschied sie von den Geheimagenten der klassischen Spionagegeschichten, die verborgen im Dunst berüchtigter Agentenbrücken um Geiseln, Informationen oder das Ende der Welt schachern. Eine einsame Schweißperle tropfte aus ihrem teerschwarzen Haaransatz. Remington sprang aus dem Geröll, ehe die glitzernde Perle ihre Braue erreicht hatte. Mit erneuerter Entschlossenheit zog er seinen Blindenstock aus den Trümmern wie das Schwert aus dem Stein und lockerte sich die schwarze Krawatte. Zu Loreleis Überraschung hatte ihre Attacke keinerlei Spuren an seinem beeindruckenden Adamsapfel hinterlassen.
      »Eisenpanzer«, ahnte sie düster, »Wer hat Sie ausgebildet?«
      Zunächst tat Remington ihre Frage als rhetorische ab, doch die fordernde Strenge in ihrer Stimme belehrte ihn alsbald eines besseren. »War es Scarborough? Rexroth?«
      Die ausgefressenen Augenhöhlen des Revisors fokussierten unbehaglich an ihr vorbei; nichts preisgebend, was Lügen entblößen oder die Wahrheit offenbaren könnte. Scheinbar auf der Suche nach einer geistreichen Antwort durchkämmte er sein kurzes fuchsiarotes Haar.
      »Ihre Geheimtechniken sind nicht so geheim, wie Sie es gerne hätten«, sagte er schließlich. Mit seinem Blindenstock, den er mit beiden Händen in den Boden bohrte, gemahnte der breitschultrige Blinde an eine mittelalterliche Wächterstatue. »Almanag quillt über mit Leuten, die einmal wie Sie waren oder von Leuten wie Ihnen ausgebildet wurden. Es gibt viele wie mich.« Für einen Moment schien er sich berichtigen zu wollen, mit zurückgelegtem Scheitel verlegen grinsend. »Nun, vielleicht nicht genau wie mich. Aber Sie verstehen schon.«
      Aus seinem Rücken zischte plötzlich Dampf wie aus einem Teekessel und beförderte ihn direkt vor die überrumpelte Agentin. Reflexartig riss sie schützend die Arme vor das Gesicht, um einen Hieb abzublocken, der nicht einschlug. Stattdessen umgriff der Revisor ihre beiden Knöchel mit einer Hand, drückte sie hinunter und zwang Lorelei bis vor seine gewölbte Nasenspitze. Seine unbändige Muskelkraft erstickte jeden Befreiungsversuch im Keim.

      »Was glauben Sie denn, wem Almanag seine Macht verdankt? Deserteure und Verstoßene werden geschickt, um Vertriebene und Abgehängte niederzumetzeln. Gift beseitigt die Vergifteten.«
      Unter einem entfesselnden Schrei sprang Lorelei auf, sein gekerbtes Kinn mit dem Knie streifend. Aber noch bevor sie sich in die Lüfte zu retten vermochte, holte sie der entfaltete Blindenstock ein und schleuderte sie gegen eine nahe Häuserkante. Beim Aufprall zersplitterte ihr Kiefer in tausende keramikartige Scherben, auf deren weiße Spitzen ihr Körper niederstürzte.
      »Menschen wie Dragon oder De Barra kriechen nicht einfach aus irgendwelchen Erdlöchern«, sprach Remington nüchtern, »Sie werden kreiert. Geformt. Durch Ungerechtigkeit, Selbstsucht oder pure Gleichgültigkeit. Sie sehen eine Welt, die von Leuten wie Ihnen zerbrochen wird, und wollen sie reparieren.«
      »Sie sind kein Revolutionär«, fauchte Lorelei mit Blut auf den blassen Lippen, »Sie sind Attentäter. Sie töten nicht für Ideale, sondern für Profit.«
      »Das liegt hinter mir«, erwiderte Remington wie ein verknallter Schuljunge, »Carla hat mir die Augen geöffnet…naja. Sinnbildlich.«
      Lorelei lachte gedämpft auf. Ihre Mundpartie hatte sich abermals zusammengesetzt, nunmehr durchzogen von blutigen Rillen wie die Risse in zusammengeklebtem Porzellan. Innerhalb eines Wimpernschlags verschwand sie, doch die geschulten Ohren des Blinden vernahmen das blitzende Klicken ihrer Absätze an der Häuserwand. Ein konzentrierter Strahl brodelnden Dampfes lötete ein Loch in den Backstein, bevor die gesamte Fassade unter dem Druck der sich ausdehnenden Schwaden zerbarst. Nicht getroffen, aber erfasst rollte sich Lorelei über das harte Pflaster ab. Remington setzte ihr nach, sein frontaler Tritt zerschmetterte ihren Brustkorb und warf sie gegen eine Straßenlaterne. Sofort schoss eine reißende siedende Woge hinterher, die ganze Steinbrocken aus dem Straßenbelag sog und unaufhaltsam auf Lorelei zurollte. Die Agentin vermochte diese rasende Welle nicht aufzuhalten — der silbernen Lawine, die plötzlich um ihre Hüfte schwappte, gelang dies hingegen mühelos. Wie ein Maul, das auf Stahl biss, spaltete sich Remingtons Dampf unter der hereinbrechenden Metallflut entzwei und lieferte den verdutzten Revisor dem glänzenden Strom aus. Just ward der Rothaarige in die Ruine des Hauses spült, welches er wenige Sekunde zuvor zerstört hatte, und Lorelei sah sich den gebräunten Fingern einer helfend ausgestreckten Hand gegenüber.
      »Damit sind wir quitt«, grinste Luca Briatore breit und schief und stolzer als Gott, obschon der Schweißglanz auf der großen Nase keinen Zweifel an ihrer Erschöpfung ließ.
      »Der Zug?«, fragte Lorelei, nachdem sie sich mit ihrer Hilfe auf die Beine gezogen hatte.
      »Entgleist.«
      »Lorca?«
      »Mercedes.«
      Lorelei nickte zufrieden. »O'Mara ist im Turm. Ich gebe dir Rückendeckung.«
      »Der kommt klar.«
      »Ich…« Nur langsam schwebten die weißglänzenden Bruchstücke in Loreleis Körper zurück und setzten ihren zerbrochenen Busen mosaikartig zusammen. »…ebenso. Geh ruhig.«
      Lucas stahlblauer Blick verriet höhnische Skepsis, garniert mit einer Prise ernsthafter Sorge. »Ich dachte, Sie könnten nicht lügen?«
      Augenverengend legte sich Lorelei eben einen wortgewandten Konter zurecht, als sich Remington in einer hitzebrühenden Explosion aus dem Flussbett gehärteten Silbers befreite und quer durch die Luft vor die Füße der beiden Frauen katapultierte. Mit einer Souveränität, die der pumpenden Schlagader an seinem Hals widersprach, legte er das graue Jackett ab und krempelte sich die weißen Ärmel bis knapp unter die muskelgespannten Oberarme. Aus seinen augenlosen Augen emanierte der gespenstische Nebel von zuvor und hüllte das aufragende Fundament des All Hallows' Tower in weiße Leichentücher. Er kochte, innerlich wie äußerlich.
      »Miss Briatore.«
      »Rotbäckchen.«

      Cathedral City: Headshot vs. Bentley

      Ondines Füßchen verloren beinahe ihre Bodenhaftung, als sich der geflügelte schwarze Dämon in den blutroten Morgenhimmel schwang. Kläffend sprang der faltige Hund hinterher, sich mit den spitzen Zähnen in der Ferse seines Gegner festbeißend. Selten hatten Ondines smaragdene Äuglein größer, runder und wunderlicher dreingeschaut als beim Anblick dieser halbmenschlichen Monster, die in blutiger Eintracht der orangenen Wolkendecke entgegenstürmten. Sie beneidete sie.
      CP0 Headshot schöpfte schier unermessliche Kraft aus seinen angespannten Nackenmuskeln, um sich von Bentleys Klauenfüßen auf Augenhöhe zu hieven. Am ausschlagenden Flügel vorbei vollführte der Bluthund einen wild-wirbelnden Tritt gegen die fellüberwucherte schwarze Schnauze. Spritzendes Blut und ein einzelner Schneidezahn regneten in die verlassenen Gräberreihen des Kirchenschiffs. Der Dämon knurrte lauter als der stürmende Höhenwind, die winzigen Pupillen flimmerten vor Schmerz — und versanken beinahe gänzlich in den kreisrunden eisblauen Augen, als Headshot die flatternden Ohren anlegte und seine Pfotenballen gegen Bentleys Brust trieb. Zehn Krallen wie zehn Schusswunden zerrissen das schwarze Hemd des Uhrmachers und das empfindsame Fleisch darunter. Ein entsetzlicher Schrei, der zwischen menschlichem Flehen und animalischem Kreischen flackerte, zerschnitt die Böen und Ondines Starre. In seiner Verzweiflung vollendete Bentley die schaurige Metamorphose und entfleuchte in Gestalt eines riesigen Flughundes. Zwischen den Mausoleen des Daches folgte Ondine dem Segelflug des zerrissenen Hemdes, welches dem Tier vom Körper geglitten war. Headshot nahm indes die Verfolgung auf. Mit einem kontrollierten Moonwalk hechtete er im Zickzack an den großen Ostturm, dessen fratzenschneidende Wasserspeier ihm als Sprungbrett dienten. Noch bevor seine Pfoten die steinernen Visagen hinter sich ließen, zückte er das beachtliche Buschmesser aus dem Rückengurt seiner taktischen Weste und richtete es gegen den flatternden Feind. Erneut glich der Hundemensch eher einem abgefeuerten Pfeil als dem faltigen Bluthund, dessen lange Ohren und hängende Lefzen im Gegenwind zappelten. Vor der majestätischen Kulisse des brennenden fountischen Himmels prallten die Bestien aufeinander. Der Bluthund gegen den Kalong. Gleich einer unabwendbaren Lanze, die im Tjost auf einen unzerstörbaren Schild trifft, donnerte Headshots Buschmesser gegen die schützend gefalteten Schwingen des Flughundes. Der entspringende Lärm schepperte metallisch in den Ohren der kleinen Ondine, die dem mörderischen Schauspiel atemringend, und doch festentschlossen, hinterherrannte.

      All Hallows' Tower: O'Mara vs. Carla

      Hinter O'Maras verdrehtem Leib seilte sich die riesige Schwarze Witwe von der Decke ab. In ihren acht schlangengrünen Augen spiegelte sich das traurige Bildnis eines besiegten Mannes. Schwarze Stiefelspitzen benetzten schließlich das knirschende Holz. Carlas nietenbesetztes Lederensemble schepperte in den jaulenden Böen, die durch das klaffende Loch im Turm jagten und ihre federbesetzte Pelerine zu Rabenfittichen aufbauschten. Auf menschlichen Sohlen pirschte sich die Frau in Schwarz an, das Yubitsume zur Guillotine erhoben. Selbst jetzt noch fürchtete sie den Zorn des Kopfgeldjägers. Zurecht, wie sich zeigen sollte. Die Schneide sauste nieder, prallte jedoch mit einer solchen Wucht an O'Maras Nacken ab, dass der Rückstoß Carla das Katana beinahe aus der Hand schlug. Überrumpelt taumelte sie rücklings, während sich O'Mara — abgestützt auf dem armen, verpuppten Krill — auf die Knie quälte. Die Schultern vorgewölbt, die Arme schlaff baumelnd, das Kinn schief gehängt. Unstete Flecken schwarzglänzenden Rüstungshakis sprenkelten seinen zerschundenen Körper wie heidnische Kriegsbemalungen.
      »Selbstzerstörung«, rotzte er mit einem Klumpen Blutschleim auf die Dielen. Hatte er während seiner unrühmlichen Niederlage in der Gasse noch geplärrt wie ein bockiges Kind, so sinnierte er nun mit der trügerischen Ruhe eines aufziehenden Sturms:
      »Callaghan sagt, das wäre meine Schwäche. Selbstzerstörung. Aber da liegt er wohl falsch, hm? Zerstörung ist meine Schwäche…
      Um ein Haar hätte ich alles vernichtet, was mir wichtig ist, nur um dich zur Strecke zu bringen.« Er schnaufte schnell und flach, als atmete er gegen einen tiefen Schmerz an. »Du hast Effie ermordet. Du hast Luca entführt. Seit dem Morgen an der Mole hast du dich in meine Gedanken eingenistet und sie zerfressen. Schon lange vor unserem Treffen am Bordell floss dein Gift durch meine Adern. Du hast dir meine Sorge, meine Angst und meinen Zorn zunutze gemacht und auf die Fehler spekuliert, die du in mir erkannt hast. Dein ganzer Plan basierte auf meiner Schwäche…und ich habe genau das getan, was du wolltest.«
      Wie ein Untoter aus seinem Grab zog er sich auf die Beine und schlurfte auf die zurückschreckende Carla zu. Ein flüchtiger Blick über seine herabhängende Schulter bedachte den reglosen Krill und die verwirbelten Staubwolken über dem Cluster Park. »Du hast versucht, uns zu entzweien und gegeneinander auszuspielen…hast mir meine Vergangenheit auf den Hals gehetzt und mich selbst auf meine Freunde. Du hast alles getan, damit dich das Rudel nicht einkreist.« Mit einem tollwütigen Knurren scheuchte er Carla bis an den Rand der Gerüstplattform, wo sie, verschanzt hinter ihrem Lippenstift und Mascara, ebenso verängstigt schlotterte wie all die anderen hilflosen Beutetiere vor ihr. »Nur ein Mensch, der sein ganzes Leben allein an dunklen Orten verbracht hat, würde glauben, Jahre des Vertrauens binnen weniger Tage zerbrechen zu können. Alles, was du bist und jemals erreicht hast, sind Lügen. Nichts als Täuschung und Feigheit und Verrat im Schatten deiner arglosen Opfer. Wir aber…Sie sind die einzige Familie, die ich kenne. Du hättest dich niemals mit ihr anlegen sollen!«
      Kapitel 166 - Was zerbrochen werden will


      Menschenfarbenes Porzellan splitterte durch die Luft, um Luca, gegen Remington, scheppernd zu Boden schießend. Remingtons fokussierter Tritt war wie eine Kanonenkugel in Lorelei eingeschlagen. Die Hitze des ausströmenden Dampfdrucks übermannte Luca, noch ehe die Sturzflut siedenden Dampfes über sie hinweg gerollt war. Obschon er seinen Blindenstock wie einen Totschläger mit beiden Händen fest umklammerte, näherte sich ihr der Revisor nahezu lautlos mit dem einflutenden Nebel.
      »Sie hätten in Ihrer Zelle bleiben sollen«, sagte er leise. Ein schüchternes Lächeln schmückte seine Worte wie ein Lorbeerkranz.
      »Alle Welt will mich einkerkern, seit ich Titten habe«, erwiderte Luca giftig. »Dabei sind die nicht einmal sonderlich groß geraten. Ich habe es satt!«
      Orangene Farbtupfer sprenkelten ihr sonnenblondes Haar, als sie sich aus dem Dreck der Stadt und den Scherben der zerborstenen Agentin stieß. In Remingtons morgenlichten Nebelhorten amalgamierten der Revisor, die aufgehende Sonne und der monströse Turm, dessen Pforten er verteidigte, zu einem monströsen brennenden Giganten. Winzig im Vergleich durchforstete Luca ihr Innerstes nach der mysteriösen Macht ihres hauseigenen Teufels. Remington zeigte sich neugierig, wenn auch unbeeindruckt. Seine dampfenden Schwaden, gefeilt und trainiert nach Jahren des Herumstocherns im Finstern, hatten Form, Beschaffenheit und gar den Schärfegrad von Lucas neuen Waffen längst entschlüsselt. Ihre Linke betreute Luca mit dem Schutz ihres Lebens, verklumpt zu einem unförmigen Klumpen Silbererz, während sie der zitternden Rechten die Bürde des Tötens auferlegte. Zusammengeschmolzene Finger dehnten sich wie glänzende Schatten zur Spitze eines langen, polierten Rapiers. Eben wollte es zum Stoß ansetzen, da stach Remington sie aus. Sein Blindenstock sauste derart rasant durch die Luft, dass der reine Schall die Nebelfluten spaltete. Obschon sie die seesteinerne Spitze antizipierte, haperte es Luca an Geschwindigkeit — und so waren es die Scherben unter ihren Füßen, die ihr das Leben retteten. Wie rollende Asseln setzten sich die Schrapnelle namens Lorelei Greenaway in Bewegung und schwebten neben der hinpurzelnden Luca empor. Luca fiel, die Splitter flogen und puzzelten sich selbst fixer zusammen, als tausende Hände es je vermocht hätten. Wiederauferstanden aus zerdeppertem Porzellan glänzte Lorelei Greenaway erhaben, glatt und kerzenweiß, wohingegen der rotanlaufende Remington vergeblich um seinen Blindenstock rang. Denn die lange Eisenwinde, die die Seesteinspitze mit dem restlichen Gehäuse verband, steckte in Loreleis gekittetem Herzen.

      Red Apple Palace, Rosary Hill

      Gleich aufplatzender Eiterblasen klatschten die blutigen Runen am schwarzen Deckengewölbe zu Boden, um sich schlängelnd unter Cassiopeia Triagasts rotlackierte Fingernägel zurückzuziehen. In ihrem Rücken stieß die verängstigte Catherine einen spitzen Schrei aus, nicht unähnlich dem schrillen Alarm, den ihr die schwarze Spinne im Garten entlockt hatte. Nun jedoch eilten ihr weder Wachen noch Penny Dreadfuls schwarze Klauen zu Hilfe, und die rote Retterin kümmerte sich nicht um ihren Schreck. Alle Aufmerksamkeit der unheilvollen Agentin galt dem Mann aus Hoolahara und dessen geballter Faust.
      »Was für ein Gefühl war es, ihm gegenüberzutreten?«, fragte Cassiopeia verstiegen, »Der stechende Schmerz des Verrats? Die Bürde Ihres größten Versagens? Die Scham des Jungen im Main Drag?« Eine suggestive Geste schwenkte über die deformierten Leichen im Thronsaal. »Würde dieser Junge Ihre Taten gutheißen? Würde er verstehen, was Sie tun?«
      »Der Junge im Main Drag«, erwiderte Ulysses schal wie abgestandenes Bier, »schulterte nicht die Zukunft seines Landes. Er musste nur die Augen schließen und den Schmerz schlucken.«
      »Und heute?«
      »Bin ich der Sache verpflichtet.«
      »Warum also zögern?«
      Die blutverschmierten Züge des Blonden verzogen sich zu einer schiefen, angespannten Fratze. Tiefe Lachfalten ohne jedes Lachen spalteten sein einstürzendes Gesicht. Cassiopeia blinzelte erwartungsvoll. Mit der bibbernden Königin in ihrem Windschatten tastete sie sich an den gefährlichsten Mann der Unterwelt heran. Ein sanfter Klaps gegen Catherines Schulter bedeutete der jungen Regentin, sich langsam am kopfschüttelnden Ulysses vorbei gen Ausgang zu manövrieren, während Cassiopeia den Bastardkönig weiter in ihren Bann lullte:
      »Catherine ist am Leben, weil Sie immer der Junge im Main Drag sein werden, Ulysses. Sein Ekel und seine Scham sitzen in den verspannten Schultern und dem gesenkten Blick, dem schluckenden Adamsapfel und der Angst in Ihren Augen, wenn sich meine Hand verführerisch der Ihren nähert.«
      Verstört kuschte Ulysses zurück, was Catherine aufscheuchte. Doch Cassiopeias bernsteinfarbener Blick glühte unmissverständlich — Vorwärts, immer vorwärts! Blickt nicht zurück! Mit größter Mühe wich die Monarchin ihren verstümmelten Beschützern und deren herausquellenden Hinterlassenschaften aus. Hinter ihr setzte Cassiopeia unbeirrt nach:
      »Begehen Sie nicht den Fehler zu glauben, der tränengetränkten Matratze im Hinterhof entkommen zu sein, Ulysses. Der Junge von damals steht noch immer vor mir. Verwirrt und mutterlos lässt er seine Wut an jenen aus, denen er die Schuld für seine Qualen gibt. Denen er nicht vergeben kann. Dabei ist er selbst es, dessen Vergebung er so bitter nötig hat.«
      Das brennende Grün in Ulysses' Augen loderte heißer und vernichtender als hunderte sterbende Sonnen; seine Faust aber löste sich zusehends. Tröstend legte Cassiopeia ihm die Hand auf die aufzuckende Schulter, nachdem Catherine über die ersten zerborstenen Steinplatten ins Vestibül gekraxelt war.
      »Hassen Sie diesen Jungen nicht, nur weil er Sie nicht retten konnte. Er konnte nichts dafür. Die Schuld der Welt liegt niemals bei den Kindern. Auf ihnen lastet sie nur am schwersten.«
      Geschlagen wandte sich der Bastardkönig ab, seine dunkelblonden Locken wippten wie die Schlappohren eines traurigen Welpen gen Boden. Nur wenige verständnisvolle Worte waren nötig gewesen, um den scheuen Hund von Hoolahara aus dem rostigen Zwinger zu befreien, in den Ulysses sein Alter Ego einst gesperrt hatte. Zumindest wähnte sich Cassiopeia in diesem Irrglauben, bis ein wildgewordener Schwinger ihren Kiefer in die rubinroten Schmuckwände bretterte. Sofort stoben die langen, schwarzlegierten Fasern aus dem Nacken des Lairen hervor, packten die fortschleichende Königin an den Fußknöcheln packten und schleiften sie durch Blut und Gedärme zurück in ihren ramponierten Thronsaal. Wie selbstverständlich pflanzten die skurrilen Schnüre das Mädchen wieder auf ihren Thron.
      »Du Monster!«, schrie sie ihm entgegen, und das Monster schrie zurück, mehr bockiges Kind als wütender Mann:
      »Und wer hat mich dazu getrieben, du selbstgerechte—?!«
      Eine Woge aus Blut riss Ulysses von den Beinen und beinahe aus dem Leben. Heiß und zäh wie brennender Teer füllten ihm die schwarzroten Fluten Nase und Lungen. Mit letzter Mühe gelang es ihm, seine zusammengebundenen Fäden in den marmornen Boden zu rammen und das blutrote Meer zu spalten. Zu beiden Seiten walzten die Massen Menschensaft um seinen hustenden, röchelnden Leib. Plötzlich schlug sein Haki Alarm. In seinem Rücken fanden die entzweiten Flüsse wieder zueinander, peitschten an der Wand empor und brachen in einer Sturzwelle über Ulysses hernieder. Das Lärmen des endlosen Blutes und die Schreie der Puppenkönigin dröhnten in seinen empfindsamen Ohren. Stille! Er verlangte Stille! …und seine Faust forderte sie ein. Ein Schlag wie ein Götterblitz, umwickelt mit den funkenschlagenden Nervenfasern, entlud sich gegen den einprasselnden Tsunami und entließ grellgrüne Kettenblitze, die über das rote Wasser tanzten. Ein gedämpftes Ächzen hallte von den Wänden wider, die Woge zerfiel und Blut regnete von der schwarzen Deckenkuppel. Obschon Cassiopeia auf beiden Absätzen aufkam, zeugte das Zittern ihrer Glieder vom Gewittersturm des Bastardkönigs. Elektrische Entladungen hatten ihr rostrotes Haar aufgeraut und winzige blauverästelte Äderchen unter ihrem rechten Augapfel hervortreten lassen. Schnappatmend belauerten sich die Agentin und ihr Zielobjekt; die letzte Beschützerin des fountischen Throns und sein mischblütiger Usurpator.
      »Sie enttäuschen mich, Ulysses.«
      »Nah. Sie enttäuschen sich selbst«, gab er der ertappt schnaubenden Cassiopeia zurück. Naserümpfend schüttelte sie sich die letzten elektrospastischen Episoden aus den Händen und ließ den Nacken kreiselnd knacken. Obschon sie ihrer Redetherapie größere Chancen ausgerechnet hatte, erfasste sie plötzlich ein düsteres Verlangen der Genugtuung bei dem Gedanken, Ulysses McKenna für ihre monatelange Undercover-Arbeit im Schloss Roßkosch bezahlen zu lassen. So ließ sie alle professionelle Distanz fahren und lächelte verwegen — denn anders noch als beim Zusammenstoß mit Dionisia María Lorca, müsste sie sich nun nicht länger zurückhalten.

      Wilbur Hill, Jaggers: Luca & Lorelei vs. Remington

      Aneinander geschmiedet durch den eisernen Draht des Blindenstocks lieferten sich Lorelei Greenaway und Douglas Remington eine schwindelerregende Hetzjagd mit gänzlich unterschiedlicher Beute. Sie wollte ihn ausschalten, er nur seine Sehhilfe zurück. Doch die Metallwinde verharrte fest in der Brust der Schwarzhaarigen und ließ sich inmitten des wilden Schlagabtausches weder durch seine Hände noch die fokussierten Attacken der Agentin selbst lösen. Landete er einen Treffer, zerstachen ihm die hervorspringenden Scherben das Gesicht oder rissen sein weißes Hemd in Fetzen. Ebensogut hätte er eine Landmine im Ringkampf herausfordern können. Als ihr hochschnellendes Knie sein Kinn derart knapp verfehlte, dass eine schneidende Brise durch die markante Kerbe zischte, gab er seine Waffe schließlich auf. Verstimmt über den Verlust packte er die austretende Lorelei an der Wade und wuchtete sie zurück in das harte, kalte Erdreich, in dessen aufgerissenen Steinbrocken ihre Hände jedoch raschen Halt fanden. Wie eine Akrobatin auf dem Hochseil hielt sie sich auf den langen Armen, ließ die Beine kreiseln und rotierte so um die eigene Achse. Die enorme Geschwindigkeit, die sie dabei aufbrauchte, funktionierte den ausgefahrenen Blindenstock in ihrem Körper zur schneidenden Klinge um, die in einem weiten Radius Straßenlaternen und Gerüststreben kahl rasierte. Sichtlich überfordert von der Geschwindigkeit seiner Gegnerin ließ sich Remington flach auf dein Bauch klatschen, von wo er sich mittels einer dampfenden Verpuffung ebenso flach wieder abstieß. Noch im Flug ergriff er seine Prothese und riss sie in einer schraubenden Bewegung um die eigene Achse aus Lorelei Brust. Das Schlüsselbein der Agentin gab nach wie ein rohes Ei, scharfkantige Bruchstücke versprengend. Einige spalteten Remingtons rote Brauen, dass ihm dickes Blut in die leeren Augenhöhlen triefte. Dennoch landete er galant wie ein Bodenturner. Weniger galant hingegen gestaltete sich sein Überlebenskampf gegen die heranstürmende Luca Briatore. Mit bloßen Händen fing der Augenlose die silberne Klinge ab, zu der Lucas Hand deformiert worden war, jedoch ohne sie rechtzeitig in schützendes Haki hatte tauchen zu können. Der Schmerz kam schnell und gemein — Loreleis Porzellan nicht unähnlich. So wie Zugvögel unaufhaltsam gen Süden pilgern, sehnten sich Loreleis geborstene Bruchstücke nach Vervollkommnung und ließen sich weder durch Stein noch Stahl noch Fleisch von ihrem Flug abbringen. Remingtons muskulöse Schulter geriet eher zufällig in ihre Bahn und ward zerschmettert, noch ehe er Luca hatte fortstoßen können. Nicht länger imstande, das silberne Rapier fernzuhalten, fiel der Revisor ihrer Attacke zum Opfer. Die silberne Spitze durchstach seine Achsel seitlich unter der zertrümmerten Schulter. Wiehernd wie ein sterbender Hengst entließ Remington einen siedenden Dampfschwall aus seiner Brust, der ihn mit zischendem Schub gegen den Sockel des All Hallows' Tower donnerte, Luca mitsamt Nebelschwaden hinwegfegte und die komplettierte Lorelei gegen einen der zerteilten Stahlpfeiler stieß. Das hervorstehende Metall bohrte sich mühelos durch ihren Schwanenhals bis in die aufklaffende Kehle. Kurzzeitig lauschte der augenlose Remington dieser gurgelnden Arie über das Trommeln seines bebenden Herzens hinweg; über das Prasseln des Blutes, das durch seine Adern gewitterte. Doch sein verzagtes Hoffen wich jäher Resignation, als neuerlich das Scheppern zerspringenden Geschirrs ertönte. Er seufzte. Irgendwie verständig, doch zischend und gallig vor Erschöpfung und Schmerz. Seine Schulter schwelte gleich einer offenen Fettflamme. Zum ersten Mal dankte er Gott — oder wem auch immer — für seine Blindheit, die ihm seine eigenen Wunden vorenthielt. War der Anblick auch nur halb so abscheulich wie die Qualen, die er befeuerte — Remington hätte wohl den Verstand verloren. Schweißperlen rannen über seine hohe Stirn. Inmitten der Baustelle des Turmplatzes tasteten seine Dampfschwaden zwischen Maschinen und Seilwinden nach seiner Gehilfe. Er fand sie nicht, dafür hingegen Luca auf leisen Sohlen. Mit dem schwertgewordenen Schlagarm voran zog die Blondine eine beachtliche Schneise durch das Turmfundament, den dunkelgemörtelten Stein hinter ihm vernarbend. Remington entging der wüsten Attacke aufschreiend, halb auf die Knie gesunken, wo er sich sogleich eine berstende Frontschelle der silberklumpigen Linken einhandelte. Etwas Knorpliges in seiner Nase gab knirschend nach. Stein bröselte in seinen Nacken. Lucas knochiges Knie erwischte seinen Kiefer und ließ die weißen Zähne klirren. Zuletzt versuchte sie, ihren silbernen Schwertarm in Remingtons verätzte Augenhöhle zu rammen — ein ungestümer Fehler, denn wie ein mechanischer Drachen spie der Revisor plötzlich einen kochenden Odem aus, der Luca das Blut aufkochte und die Beine ansengte. Der Zurückschreckenden nachsetzend bekam Remington die dampfgewaschenen Nähte ihrer schwarzen Hose zu fassen. Wutschäumend schleuderte er die kreischende Luca einhändig über sein fuchsiarotes Haupt gegen den Sockel des schwarzen Turms.
      Ein paralysierender Erdrutsch brach durch Lucas Rückenmark in jede Zelle ihres gekrümmten Leibes. Das Silber zerrann ihr zwischen den Fingern und nichts als Schürfwunden blieben zurück.

      Einige Stunden zuvor

      Ein winziger roter Klecks hatte sich wie eine Zecke im weichen weißen Flausch ihres Bademantels festgebissen und wies Luca auf die aufgerissene Wundnaht hin, noch ehe der warnende Schmerz ihren Handballen infizierte. Glasigen Blickes hob sie ihr aufgeschlitztes Fleisch gegen das Licht der Nachttischlampe. Zwischen ihren schlanken Fingern rann das zähe Blut, und hinter diesem roten Vorhang schwitzte der reglose O'Mara seine Seele aus. Fernab ihrer malträtierten Hand begann Lucas Körper plötzlich aufzumucken. Ein dumpfer, bleierner Druck rumorte wie ein überfressender Darm in ihrer Bauchkuhle, trieb ihr das Herz gegen die Brust und die Lungen in die hervortretenden Rippenbögen. Obschon ihr anderer Leute Gefühle stets interessanter und nützlicher erschienen waren als die eigenen, fühlte sie sich dieser unwillkommenen Anwallung einer Emotion vollkommen ausgeliefert. Dieser unverdienten Schuld. Dieser Sorge, die nicht ihren Wunden galt, sondern dem armen Tropf, der jene zu verhindern versucht und sich dabei fast umgebracht hatte. Mit einer angesäuerten Miene, die zu gleichen Teilen über O'Mara und sich selbst den blonden Schopf schüttelte, schubste sich Luca von der Bettkante und schlurfte zur Tür hinaus. Wie die letzte Überlebende eines teuflischen Kurresorts huschte sie in ihrem plüschigen Bademantel durch die Flure des Anwesens Doubletrouble. Verschlossene Türen und ausgeblichene Gemälde bewachten die altbackenen Gänge in eintöniger Komplizenschaft. Stillleben und Landschaftsaufnahmen neben eingerosteten Schlüssellöchern, hinter denen selbst der hormongeplagteste Bursche keine anregenden Einblicke zu erhaschen erwarten würde. Eben, als Lucas großer Zeh die erste der über- und ineinander verdrehten Treppenstufen antippte, blieb ihr stahlblauer Blick an einem unauffälligen Machwerk am Ende des Korridors hängen. Das Warum? blieb sie sich schuldig. Im Bann des seltsamen Gemäldes schlurfte Luca gen Leinwand. Ein angebissener roter Apfels hing auf schwarzem Grund in der Schwebe. Oder fiel er? Losgelassen von der Hand, die ihn den Zähnen jenseits des Rahmens zum Fraß vorgeworfen hatte? Verhieß der freie Fall die Freiheit — aller angeknabberten Bäckchen zum Trotz? — oder lag seine Bestimmung in einer Mahlzeit, der er nun nicht länger angehörte? Vermutlich hätten ihre freien Assoziationen selbst die wohlmeinendste Kunstlehrerin nicht gütig gestimmt, und doch hing Luca ihnen mit derartiger Beharrlichkeit nach, dass sie den herannahenden Schatten erst bemerkte, als jedes Entkommen längst zwecklos war.
      »Mein Bruder hat mich einmal gefragt, ob der Maler den Apfel solange fallenließ, aufhob und wieder fallenließ, bis er mit dem Abmalen fertig war.«
      Die akzentfreie Stimme der schönen Shrimati Dhanvantara Gamisha überraschte Luca hinterrücks, ohne sie zu verschrecken.
      »Wie alt?«, fragte Luca desinteressiert.
      »Zu alt für eine derart dumme Frage, fürchte ich.«
      Fachmännisch und doch voll Wärme nahm die Agentin Luca bei der verletzten Hand und führte sie in eines der angestaubten Zimmer. Im Flur fiel der rote Apfel weiter.

      Zurück in der Gegenwart

      Der feuchte, heiße Nebel des Revisors liebkoste ihre Haut wie eine unerwünschte Liebesgeste. Ihre Verletzlichkeit, ihre Scham, ihre Angst — bloßgelegt von den sadistischen Schwaden, die den augenlosen Remington in die tiefsten Abgründe ihrer Seele vordringen ließen. Sie war ihm ausgeliefert. Ein übergriffiges Monster jagte das nächste. Selbst sein schmerzverzerrtes Keuchen erinnerte Luca in ihrem Delirium an das schmatzende Schnaufen des fetten Ebers. Sie wähnte sich bereits wieder im dunklen Raum unter Gavroche, in dem sie seit Wochen einschlief, erwachte und träumte, bis Lorelei Greenaway weiß und irrlichtern in die Finsternis sprang und Douglas Remington bei den fuchsiaroten Haaren griff. Seine Stirn traf das Mauerfundament über Luca derart heftig, dass fremdes Nasenblut auf die charakteristische Nase der Blondine spritzte. Kaum ein Ächzen brachte der Revisor hervor, da hatte die Agentin ihn von ihr weggezerrt und mittels eines doppelten Orkan-Kicks geradewegs durch einen aufragenden Gerüstträger gepfeffert. Das Metall brach, der Dampf erhob sich und Lorelei verquoll in ihrem ramponierten weißen Mantel mit dem weißen Niemandsland am Fuße des Turms.
      Luca benötigte beide Hände, um sich an den dunklen Backsteinen emporzuziehen. Wie ein Gecko klebte ihr Oberkörper am Sockel, während ihre langen Beinen noch schlapp über den Boden schliffen. Ihrer Natur gemäß fragte sie sich, wer in dieser Sekunde wohl den härteren Kampf ausfocht — Lorelei im Duell mit dem augenlosen Auftragsmörder oder sie selbst im Clinch mit ihren eigenen nutzlosen Stelzen. Die Frage erwies sich als hinfällig, nachdem ein gewaltiger Lastkran jaulend in die dichte Nebelsuppe abstürzte. Mit Mühe stemmte sich Luca auf beide Stiefelsohlen. Nicht ohne Trotz gedachte sie ihrem Gespräch mit Shrimati. Die Agentin schien recht zu behalten. Alles, was Luca anzubieten hatte, war ein Versuch. Möge er scheitern oder die Welt retten.

      Zum wirbelnden Korkenzieher gewunden bohrte sich die halbflüssige Silberlanze durch den siedenden Dampf, kaum fester mit Luca verbunden als ein riesiger Berghund an der Leine eines kleinen Mädchens. Ihre eigene Kreation zog die Blonde tiefer hinein in die undurchdringlichen Schwaden, in deren blendenden Schatten das augenlose Monster hauste. Jenes bugsierte seinen trainierten Körper mit Leichtigkeit am wilden Silberwuchs vorbei. Diese weiße Hölle war sein Jagdrevier — und Luca nichts als Beute. Er begrüßte die heranstolpernde Blonde mit einer dampfspeienden Faust. Ihre römische Nase spürte bereits die erstickende, feuchte, fleischkochende Hitze auf der gebräunten Haut, als Lorelei Greenaway rettend durch die Schwaden tauchte und die verstümmelte Schulter des Rothaarigen hinterrücks mit dem vorgestreckten Zeigefinger durchbohrte. Erbost vor Schmerz ruderte Remington herum, Luca mit einem blitzenden Fußtritt von den Beinen fegend und Lorelei mittels des erschlafften Schlagarms eine schallende Backpfeife versetzend, die sie zu Boden warf. Tausende Flüche verhallten ungebrüllt in den einander kreuzenden Blicken der niedergeschlagenen Frauen, just bevor alles Murren dem Japsen wich. Aus Remingtons blutbefleckten Augenhöhlen schossen zischende Strahlen puren Dampfes wie Laser und durchsiebten — das zerspringende Straßenpflaster. Schneller als Lucas Blinzeln hatte Lorelei sie untergehoben und per Moonwalk der Formel 6 in die Lüfte gehoben. Zu allen Seiten sausten die brennenden Nebelsalven um ihre windverwüsteten Schöpfe. Die rote Morgensonne verbrannte das Nebelmeer und die Häuser, die aus ihm emporragten, in einem höllischen Inferno. Geistesgegenwärtig suchte Lorelei nach einer erhöhten Position, fand jedoch nur das herabsausende Bein ihres blinden Gegners, der mithilfe einer wasserstoffspeienden Explosion an ihnen vorbeigeschossen war. Luca handelte instinktiv. Zwischen ihren Fingern sprossen silberne Membranen wie Schwimmhäute, traten über die Ränder und vereinten sich zu riesigen glänzenden Fächern über die abgebrochenen Nägel hinaus. Remingtons Schienbein traf die verkeilten Schilde mit voller Wucht. Der scheppernde Aufprall blies den wabernden Dunst hinfort — und entblößte einen flammenden Meteor im Landeanflug. Gemeißelt aus edlem Gestein und verziert mit den sündhaften Fassaden gotischer Gotteshäuser brach das herabstürzende Monument durch den sonnendurchdrungenen Nebel, die zinneiserne Wetterspitze vorangestellt wie eine Lanze im Tjost. Remingtons Tritt schmetterte das Frauenknäuel gegen die fallende Kathedrale. Leichtfüßig tänzelte Lorelei über Wasserspeier und spitze Erker bis auf das Dach der herrenlosen Turmspitze, auf der sie und Luca wie auf einem Hexenbesen gen Boden ritten. Remingtons Dämpfe vermochten nicht einmal im Ansatz zu begreifen, was sie da befühlten. Selbst in der stehenden Luft erfasste ihn noch die urgewaltige Druckwelle der Erschütterung, als der architektonische Komet auf dem Vorplatz des All Hallows' Towers einschlug. Das phallische Prestigeprojekt des Uhrmachers wankte zwar, hielt dem massiven Erdbeben und der hervorpeitschenden Woge malmenden Unrats aber stand. Benedict Hearst wäre stolz gewesen, so er denn jemals existiert hätte.
      Stein brach und Staub wirbelte, verklebt in der diesigen orangenen Herbstluft. Luca kam auf Scherben zu sich. Als hätte sie selbst einen Sprung erlitten, pulte sie sich die gebrochenen Überreste der Agentin geistesfern aus Haut und Haaren. Vor allgemeiner Betäubung realisierte sie erst spät, dass ihr die linke Hand wie ein rudimentäres Organ abknickte. Der Schmerz kam schleichend und in Begleitung einer lähmenden Erkenntnis: Anders als die unverwüstliche Lorelei Greenaway würden sich die Knochenfragmente in ihrer zertrümmerten Hand nicht rechtzeitig zusammensetzen, um dem Ansturm des wütenden Douglas Remington standzuhalten. Unheilschwanger trat eben jener aus dem nassen, feurigen Schleier; augenlos und schweißglänzend wie ein entthronter Olympier. In der Hand seinen wiedergefundenen Blindenstock. Er entdeckte die Blonde kniend in dem zersprungenen Mosaik, das einst einen Menschen gebildet hatte, im Schatten des herabgestürzten Kirchturms. Vermutlich lag ihm angesichts des dubiosen Himmelskörpers dieselbe Frage auf den blutbefleckten Lippen wie Luca, stattdessen aber schnaufte er über die Blonde hinweg:
      »Ich warte.«
      Über ihnen knarzte und bröckelte der rissige Dachreiter in den flachen Winden des Loch Llyr, welche Remingtons Teufelsnebel nicht länger abzuschirmen vermochten. Seine Kraft schwand zusehends, Loreleis jedoch ebenso. Wie ein Vogelschwarm erstürmten die spitzen Scherben den Himmel, Luca verschonend und Remington mit fiesen Schnitten und Stichen piesackend, bis auch die letzten kläglichen Reste seines weißen Maßhemdes zu roten Flicken aufgeschwemmt waren. Knurrend riss er sich die nassen Fetzen vom Leibe, ein beachtliches Unikat ansehnlicher Muskeln und unansehnlicher Wunden freilegend. Lorelei, brüchig und zusammengesucht aus unzähligen weißen Splittern, sauste in einer windbeugenden Schraube gen Boden. Ihre gespitzten Zehen trafen Remingtons schützend erhobenen Blindenstock wie eine Klinge die andere. Das Rasseln ließ Lucas Ohren bluten. Unter einem schroffen Knacken gab der Blindenstock nach, erbrach sich selbst in winzigen Schrapnellen über Remington, Lorelei und Luca. Instinktiv wandte sich die Blonde ab. Kaum ein Wimpernschlag, der den Kampf entscheiden sollte. Remingtons Faust durchdrang die landende Lorelei, ehe sie hätte reagieren können. Geschmiedet in glänzende Totenschwärze durchbohrte sein Arm das schneeweiße Porzellan. Dunkler Dampf drang aus seinen Poren wie der Smog aus den Kohlenschlöten der Stadt und zerfetzte abermals Loreleis flachen Bauch — dieses Mal jedoch pladderte dickes Blut statt pudernden Keramikstaubs quer über Lucas entsetztes Gesicht.
      Eingekeilt zwischen der herabgestürzten Spitze der Kathedrale, dem alltestamentarischen All Hallows' Tower und Remingtons zermürbter und doch derart überlegener Statur, fühlte sich Luca auf ihren wankenden Beinen kaum größer, stärker oder entschlossener als auf ihren wunden Knien. Fremdes Blut pflasterte ihren Weg und ihren Körper.
      »Keine Wiederauferstehung mehr. Keine miesen Tricks«, fistelte der blinde Remington flach und hart, beinahe erstickend vor Anspannung. Hätte Luca es nicht besser gewusst, so hätte sie schwören können, lodernde Feuer in den leeren, verätzten Augenhöhlen ausmachen zu können. Selbst seine Stimme klang nach Rauch und Kohle und Feuer. »Nur Sie und ich…und die Wahrheit.«
      »Ich bin ganz Ohr«, gab sich Luca kämpferisch. Erbärmlich. Während ihr geprügeltes Gesicht den stolzen Schein zu wahren versuchte, fuchtelte ihre heile Hand nach einem Hauch, einer Spore, einem winzigen Tropfen rettenden Silbers.
      »Sie wissen, ich sehe alles…«, kommentierte Remington das fruchtlose Unterfangen kopfschüttelnd, »Also Schluss mit den Lügen, runter mit den Masken. Wollen Sie nicht wenigstens dem Tod aufrecht entgegentreten?«
      Die Muskeln in Remingtons unversehrter Schulter spannten sich an wie der Rücken einer Raubkatze vor dem Hechtsprung. Der Wind raute auf, schwarze Wolken schoben sich vor die brennende Sonne, ein winziges fuchsiarotes Nackenhaar regte sich unter Remingtons zuckendem Ohr. All dies nahm Luca wahr — Oder nahm sie es nur vorweg? — noch ehe der letzte feurige Sonnenstrahl von den dunklen Himmelsgewölben verschlungen worden war. So vermochte Remingtons Geschwindigkeit sie nicht zu überraschen, seine Faust nicht zu erhaschen, der ausströmende Dampf nicht zu verbrühen. Wieder und wieder schlug, trat und spuckte Remington aus, wieder und wieder entging die trainierte Fechterin seinen Salven mit formvollendeter Beinarbeit — bis sie es nicht mehr tat. Aus Verzweiflung hatte er den Arm an seiner zerflederten Schulter bemüht, um Luca an den blonden Haaren zu packen, sie irgendwie zu ergreifen und seiner Faust ein leichtes Ziel zu verschaffen. Ihr Schrei durchlöcherte seine Ohren wie eine Nadel und stimmte ihn doch wohliger als die schönste Sonate. Zu spät realisierte er über seinen vermeintlichen Triumph, dass seine haki-schwarzen Finger nach nichts griffen. Remingtons Arm passierte Lucas Brust ohne Widerstand. Wie ein Finger, der sich in einen silbernen Ring schiebt.

      Einige Stunden zuvor

      Auf einer quiekenden Matratze, die vermutlich niemals den süßen Saft eines weiblichen Höhepunktes in sich aufgesogen hatte, verarztete Shrimati Lucas aufgegangene Wunde. Ihre hellbraunen Augen leuchteten grell wie ein guter Sherry in dem behaglichen elektrischen Licht, das sich in den Kristallkettchen des Kronleuchters bernsteinfarben auffächerte.
      »Du weißt aber, dass du meine Hilfe nicht brauchst?« Shrimati sprach in einem allwissenden, aber seltsamerweise keinesfalls besserwisserischen Tonfall. Wie in allem, was die exotische Schwarzhaarige betraf, lag sogar in der Überlegenheit ihrer Ratschläge eine konfliktscheue, beinahe unterwürfige Verzagtheit. »In meiner Heimat gibt es ein Sprichwort«, sagte sie ruhig, »Ein durstiger Elefant braucht keinen Strohhalm.«
      Luca verstand nicht. Sie hasste es. Shrimati, diesen Hass spürend, schmunzelte diplomatisch:
      »Warum nähe ich eine Wunde, die du jederzeit selbst verschließen könntest?«
      »Ich kann mir die Nadel auch selbst in die Hand rammen, danke für nichts.«
      »Das habe ich nicht gemeint«, entschärfte Shrimati das Gespräch mit einem bloßen Aufschlag ihrer langen, beinahe unbehaglich tiefschwarzen Wimpern. »Diese Schnitte…Weder sind sie sonderlich tief, noch scheinen sie mit Haki geschlagen worden zu sein. Du hättest dich längst wieder vervollständigen können.«
      »Ich kann mich nicht heilen«, protestierte Luca getroffen — von der Wahrheit und allen Zweifeln, die auf sie niederhagelten. Doch Shrimati ließ keine Widerrede gelten, Lucas Hand mit der eigenen fest umschließend und ihr tief in die stahlblauen, unzufriedenen Augen schauend.
      »Natürlich nicht. Du kannst nicht kitten, was zerbrochen werden will. Schau.« Ein sekundenartiger Druck auf Lucas zerschnittenen Handballen jagte sengende Blitze über ihre Lebenslinien bis in ihre zitternden Fingerspitzen. Der marode Geruch nach Erde und Schlamm und Feuchtigkeit in Lucas Nase kündete den flüssigen Lehm an, der aus Shrimatis Poren quoll und alsbald ihre gesamte Hand ersetzte. »Wir sind keine bloßen Geschöpfe aus Fleisch und Blut. Muskeln und Sehnen verbinden unsere Knochen, doch unsere Zellen werden durch mehr zusammengehalten als sterbliches Gewebe.«
      Schmatzend verschlang die klebrige Suppe Lucas Finger und ihre offene Wunde. Zwar versuchte die Blonde noch im Reflex, sich aus diesem unliebsamen, triefenden Griff zu befreien, doch die schlackende Masse stockte bereits und packte die verletzte Hand wie Treibsand. Zähnebeißend spürte Luca, wie das schmutzige Gemisch in ihre aufgerissene Naht eindrang und ihr Blut vergiftete. Knirschend, ziehend, unerträglich. Der Schatten ihres Schmerzes verdunkelte gar das ermunternde Lächeln der Agentin mit unheilvoller Ironie.
      »Du begreifst deine Kräfte als Waffe. Als eine Klinge, die du ziehst, sobald der Feind naht. Das ist der Trugschluss, der dich zurückhält«, bohrte Shrimati ohne Unterlass. Mittlerweile hielt ihre amorphe Masse die verkrampfende Luca bis über den Ellenbogen in Gefangenschaft, das empfindsame Fleisch quetschend.
      »Unsere Macht ist keine Waffe; kein Ding an unserem Gürtel. Sie wurde nicht aus Erde und Feuer und Wasser geschmiedet — Wir sind die Erde, das Feuer und das Wasser; und genau wie sie sind auch wir unbeständig, formlos und unberechenbar. Spürst du nicht, was in dir brodelt? Was endlich heraustreten will? Mit dem Biss in die Frucht wurdest du transformiert, doch du verweigerst dich deiner wahren Natur. Du bist wie ein Zoan-Nutzer, der seine innere Bestie verhungern lässt. Jede Zelle deines Körpers sehnt sich nach ihrer neuen Bestimmung, nach Vervollkommnung. Akzeptiere, was du bist. Deine Haut ist nicht länger die Grenze deines Körpers, Luca. Sie ist ein Gefäß, das zerbrochen werden will.«

      Zurück in der Gegenwart

      Und so zerbrach Luca. Alles, was sie fühlte, waren Wärme und Macht, als das flüssige Silber ihre Arme vom Körper, ihre Füße von den Beinen fetzte und Douglas Remington über den halben Vorplatz gegen die Überreste des zusammengesunkenen Hebekrans spülte. Das rauschende Metall perlte in einer gewaltigen Fontäne gen Himmelszelt. Bevor der Strahl brach, fand sich selbst der wolkenstürmende All Hallows' Tower im Schatten dieses naturgewaltigen Schauspiels wider. Orientierungslos durchkämmte Remington die Finsternis vor sich, ohne Formen, Konturen oder Riefen von dem lichtlosen Unheil abzugliedern, das ihn plötzlich umgab. Lucas Ausbruch prasselte als gleißender Regen nieder und wusch seine sichtspendenden Nebel hinfort.
      »Wie viele Leben…?«, entwich es Remingtons zitternden Lippen, nachdem er sich mit zähnefletschender Anstrengung aus den rostigen Stahlträgern geschält hatte. Sein trainierter, blutdurchpflügter Oberkörper glänzte matt wie Bronze im tumben Morgenschimmer des sturmgrauen Himmels. Es lag Schnee in der Luft. Ohne Rücksicht auf sich selbst oder den Turm zu nehmen, in dem Carla gegen Brian O'Mara kämpfte, entfesselte Remington zahllose explosive Dampfgeschosse aus seinen vorschießenden Fäusten. Luca entging dem Dauerfeuer mühelos. Halbdurchsichtig waberte sie im Sturmwind, ein silbriger Netzschleier fernab der zerstörerischen Wucht des Revisors. Erst, als das fuchsiarote Haar inmitten der aufsteigenden Schwaden hervorleuchtete, füllte sie ihre Glieder wieder mit Silber und stürzte sich wie ein Falke auf ihr blindes Opfer. Zumindest in ihrem Geist, denn Remington hob plötzlich das augenlose Haupt und starrte ihr aus den schwarzen Löchern direkt in die Seele. Er sprang, ummantelte gesamtes Bein mit Haki und rammte Luca das Knie in die Seite. Sie hatte noch versucht, sich in ihr Element zu verflüchtigen, damit jedoch nur seine Zielfläche erweitert und ihre Verteidigung geschwächt. Wie die mysteriöse herrenlose Dachspitze zuvor krachte Luca ungebremst in den Pflasterstein.
      »Das war…beeindruckend«, keuchte Remington. Er musste direkt vor ihrer Nasenspitze gelandet sein. Luca roch den klebrigen Gestank von Straßendreck an falschem Leder. »Leben Sie wohl…Luca.«
      Die Fußsohle des Revisors stieß nieder auf ihren Hals, doch nichts als Blut benetzte ihre zuckende Kehle. Brüllend vor Schmerz und Schock stürzte Remington hintenüber, sich wahrhaftig blind über die fein säuberlich abgetrennte Schuhsohle fahrend. Anstelle wippender Zehen ertasteten seine tattrigen Finger nichts als offenes Fleisch. Die Leere brannte unerträglich. Wie ein Kriegsinvalide suchte er nach der Hitze in einem erloschenen Feuer. Was war geschehen? In einem Akt blanker Verzweiflung erschuf Remington eine urgewaltige, wirbelnde Wolke aus Nebel um sein verwundetes Selbst, die Luca zurück gegen die Turmwand presste und seine Sicht transzendierte. Endlich sah er es. Sie. In der stehenden Luft schwebten Gebilde, wie sie Remingtons Teufelskraft niemals zuvor ertastet hatte. Weich wie Seide und doch stählern zugleich, geisterhafte Schleier mit rasiermesserscharfem Saum. Luca hatte die Zeit in der Luft zu nutzen gewusst. Ihre wabernden Silberstreife bevölkerten den bedrohlichen Turm wie Seeschwalben eine regengepeitschte Küste.
      Zu hauchdünn, um vom allsehenden Revisor rechtzeitig bemerkt zu werden — gleichermaßen gefährlich wie wunderschön. Schnaubend wie ein abgestochener Stier humpelte Douglas Remington durch die herabsegelnden Silberschlieren, einige umgehend, die meisten mit haki-schwarzen Fäusten zerschmetternd. Silberpuder rieselte um sein zornrotes Haupt. Rot. Auf der inneren Leinwand seines Geistes erschuf er einen bestialischen Tod aus ebendieser fleischlichen Farbe. Luca sah seine Mordlust — und noch mehr. Just als er ihren zusammengezogenen Körper erreicht hatte, warf sie sich ihm plötzlich flehend vor die Füße. Mit gefalteten Händen und bebender Stimme bettelte sie:
      »Nein, bitte! Du musst das nicht tun! Sie benutzt dich nur!«
      Bitter lachend, eher keifend, trat Remington Luca in den Bauch und zurück gegen die Wand des Turms. Seine abgerissene Fußkuppe pochte vor Schmerz, doch das rasende Adrenalin tilgte jede Vernunft.
      »Du…kennst keine Scham, oder? Keine Ehre, keine…« Sekundenlang hielt Remington inne, rieb sich mit der flachen Hand Schweiß und Blut aus dem aufgeschnittenen Gesicht und den verätzten Augenhöhlen. »…keine Liebe.«
      »Vielleicht nicht…«, hustete Luca halbtot, »Aber Carla auch nicht. Ganz egal, was sie dir versprochen hat…ganz egal, was du dir von ihr erhoffst…Du wirst es nicht bekommen.«
      »Und wenn schon«, erwiderte Remington ebenso düster und kalt wie die wintergraue Sturmfront, die sich jenseits der Turmzinnen über ihnen zusammenbraute. »Nichts, was du sagst, könnte mich umstimmen. Almanag zog mich aus der Gosse, gab mir meine neuen Augen…Doch alles, was sie mich sehen ließen, waren ihre Feinde. Sie gaben mir diese Kräfte, damit ich töten konnte, worauf sie zeigten.«
      Seine letzten Worte verglühten im flammenden Lärm eines titanischen Tornados, der in dieser Sekunde in weiter Ferne aus den niedergemähten Baumalleen des Cluster Parks bis in die schwarzen Wolkenhorte emporschoss. Seine wüstenheißen Ausläufer prickelten selbst Remington und Luca auf den Lippen.
      »Mercedes…«, hauchte Luca wie in Trance, niedergestreckt gegen den Sockel des Turms gelehnt. Remington horchte nach der Katastrophe mit untröstlich geschürzten Lippen.
      »Sehen Sie, Miss Briatore? Sie verlieren. Die Kopfgeldjäger verlieren und ich kann Sie nicht gehen lassen.«
      »Weil du Carla imponieren willst?«, blaffte Luca verzweifelt. Der Tod stand ihr schlecht.
      »Ich bin ein Mörder, Miss Briatore. Mein halbes Leben lang habe ich im Namen von Zahlen und Akten Leben ausgelöscht und nichts dabei gefühlt. Carla hingegen hat mich fühlen lassen, was es bedeutet, gebraucht zu werden. Und mir gezeigt, was es heißt, jemanden zu brauchen. Nicht um zu sehen, nicht um zu essen. Sondern zum Leben und Leben-wollen…« Ein verklärtes Schmunzeln versüßte ihm den Augenblick. »Wenn ich also die Wahl habe, ob ich aus Profit oder aus Liebe töte…ist es so falsch, die Liebe zu wählen?«
      Luca seufzte beinahe mitleidig. »Aber Carla liebt dich nicht. Ihre Gefühle sind nicht echt.«
      »Mag sein«, lächelte Remington traurig, »Aber meine sind es.«
      In seinen Augenhöhlen sammelten sich bereits die tödlichen Siededämpfe, als Luca plötzlich die geschlossenen Hände wie zum Gebet erhob. Remington glaubte bereits an ein weiteres verfehltes Flehen, bis ihre Finger erblühten und einen amputierten Daumen freilegten. Remingtons tastende Nebelperlen brauchten eine Sekunde zu lang, um dessen Puls zu erfühlen. Er begriff erst, als es bereits zu spät war. Die herbei rasenden Scherbenhaufen durchsiebten seinen schönen Körper wie Schrotkugeln und verteilten seine Innereien über Luca und die ersten Stockwerke der Turmfassade.

      Bruchstück um Bruchstück, Splitter um Splitter setzte sich Lorelei Greenaway wieder zusammen, behangen mit Fleischfetzen und Gedärmen wie eine Art makabres heidnisches Totem. Das Weiß ihres Mantels — kaum mehr als eine verjährte Ahnung unter den Strömen aus Menschensaft und Schleim. Ein endloses Gefühl der Erleichterung brach sich bei diesem Anblick in der ausatmenden Luca bahn. Es erstarb jäh, als sich die hagere Agentin plötzlich an die Seite griff und zusammenbrach.
      »Greenaway?!«, rief Luca eher überrascht denn schockiert. Die Freude, noch am Leben zu sein, überschwemmte jede Angst.
      »Sein Haki…war stärker als meines«, presste Lorelei hervor, eine tiefe Wunde seitlich ihres Nabels lüftend.
      »Aber du lebst«, sagte Luca.
      »Aber ich lebe«, nickte Lorelei ernst, »Treppen steige ich heute aber keine mehr.«
      Luca verstand umgehend. Mit letzten Kräften erhob sie sich aus dem roten Farbfleck, der einmal Douglas Remington gewesen war, und hinkte in Richtung des Eingangsportals — just bevor etwas in dem aufragenden Turm zu rumoren begann, das schwarze Mauerwerk einen langgezogenen Seufzer ausstieß und mit der Wucht einer kontrollierten Sprengung Stockwerk für Stockwerk in sich zusammenkrachte.
      Kapitel 167 - Keine Gnade; keine Vergebung

      Nichts als Fetzen waren geblieben, fortgeworfen in das uferlose Gräbermeer über den verknoteten Dächerkuppeln der Cathedral City. Hier, wo sich spitze Türme auftürmten und Engel aus Stein steinharte Tränen weinten, wo Himmel und Erde zwischen verwinkelten gotischen Rippenbögen ins Schleudern gerieten und die Lumpen eines zerrissenen Hemdes über den Totenstätten schwebten wie der Schnitter auf der Suche nach einer Seele. Über unzählige namenlose Grabsteine war sie gekraxelt, ohne die dunklen Leinen hatte erhaschen zu können. Kaum waren ihre winzigen Finger lang genug, um sich das Schwarz zu schnappen, hob eine launische Böe den Stoff unter und schickte Ondine auf eine weitere nervenraubende Verfolgungsjagd. Doch schließlich harpunierte der spitze Dreizack eines unterweltlichen Wassermannes das vorbeifliegende Hemd aus der Luft und ließ es nicht wieder fahren. Ächzend wie das kleines Mädchen, zu dem sie der gemeine Fußreif verfluchte, kletterte Ondine über die efeuüberwucherte Schwanzflosse auf die breiten Schultern der Statue, sich an den eingemeißelten Schuppen emporziehend. Der Halbfisch bewachte eine beeindruckende, wenn auch verwahrloste Krypta voll fremdländischer Gravuren an den Ufern eines verwilderten Zierteichs. Leider reckte er seine imposante Waffe höher, als es Ondines possierlicher Statur angenehm war, und so musste sie die nackten Zehenspitzen zwischen den Zacken seiner Krone verankern und die kurzen Ärmchen lang machen. Wenigstens wusste sie ihr Aufwand zu entlohnen. Der schwarze Stoff schlug weiche Wellen in den Lebenslinien ihrer Händchen. Ein erquickender Moment der Zuversicht überschwemmte Ondines Herz — bis sie das Gleichgewicht verlor und der Naselang in den dreckigen Tümpel hinter der Gruft platschte.

      Die Tropfen peitschten wie der Sabber, der aus Headshots flatternden Faltenlefzen in Bentleys Gesicht pladderte. Menschlich wie am Tag seiner Geburt fiel der geschasste Uhrmacher dem Dachfriedhof entgegen, über ihm schnappte der zähnefletschende Bluthund nach seiner Kehle. Kein Wimpernschlag trennte den ergrauenden Lockenschopf noch von den spitzen Zacken eines verrosteten Eisenzaunes, als er sich schwindelerregend schnell in seine dämonischen Flügel hüllte und einen wendigen Haken gen Himmel schlug. Innerlich stieß Headshot einen ungläubigen Schrei aus, äußerlich aber entfleuchte der wackelnden Faltenschnauze keinerlei Laut. Reflexhaft fuchtelten die halbhündischen Klauenhände nach einem rettende Halt — einem Flügel, einem Bein, einem einzigen verfluchten Haarbüschel — und vergruben die langen Krallen tatsächlich in der fellüberzogenen Wade des Kalong. Jaulend versuchte Bentley, den unliebsamen Passagier abermals abzuschütteln, flog Schleifen und Pirouetten, stürzte adlerscharf zu Erden oder raste pfeilschnell durch winzigste Klüfte zwischen den paranormal verbogenen Kathedralen. Der Schmerz in seinem Bein aber ließ nicht nach und das Gewicht des Hundemannes zerrte zunehmend an seinen Flugkünsten. Diese Erlahmung wahrnehmend, bündelte Headshot seine Muskelkraft und verlagerte sein Gewicht linksseitig — den geschwächten Bentley wie einen löchrigen Gleiter durch eine verblasste Buntglasrosette bruchlandend. Engel, Hirten und sämtliche Schafe der Herde schepperten empört, als die Teufel durch ihr kreisrundes Fenster brachen und nichts als enthauptete Lämmer im Rahmen zurückließen. Rangelnd und fauchend zogen die kämpfenden Monstren eine Schneise der Zerstörung durch das langgezogene Kirchenschiff, in dem sich zusammengeschmissene Schemel und Bänke vor einem abmontierten Altargerippe zu wartenden Scheiterhaufen aufbahrten. Bentley und Headshot zerschmetterten sie allesamt, unsichtbare Projektile aus Klauen verschießend und mit einem einzigen Flügelschlag schneidende Sturmwinde entfesselnd. Im Eilschritt übersprangen die vier Pfoten des Bluthundes das alte Kirchengestühl. Mit jedem aufsetzenden Ballen durchbrach er den Schall, bis sein rasender Körper das Hecheln seines Maules überholte und den geflügelten Bentley von allen Seiten mit Wurfmesser traktierte. Nur wenige der Klingen durchdrangen die ledernen Flügel oder das schwarze Fell des Flughundes; jene, die es taten, hinterließen kaum mehr als den unverhofften Schnitt eines Papierschnipsels. Mit einem düsterem Lächeln bemerkte der Kalong allerdings, dass seine Wunden ungewöhnlich stark bluteten — ungewöhnlich nicht nur für einen erfahrenen Zoan-Nutzer, sondern für jedes Lebewesen aus Fleisch und Blut.
      »Vergiftete Messer?«, rief er durch den schützenden Vorhang seiner nunmehr haki-schwarz glänzenden Schwingen, »In welchem Busch hat die Cipherpol dich denn aufgegabelt?«
      »Marine«, kläffte es plötzlich direkt in sein gespitztes Ohr, »Langstreckenaufklärung.«
      Der Lauf der abgesägten Flinte bohrte sich so tief in Bentleys Rücken, dass nicht einmal das dichte schwarze Vlies die Kälte des Metalls von seiner Haut abzuschirmen vermochte. Ertappt hob der Kalong die fingergliedrigen Pranken, sämtliche Zähne der langen Schnauze über dem markant gekerbten Menschenkinn bleckend.
      »Du warst ein Lurper? Ihr Jungs sollt am Ende ziemlich verwildert sein«, erinnerte sich Bentley missgünstig, »Der Preis der Befehlstreue, nehme ich an.«
      »Schnauze«, blaffte Headshot, »Hände hinter den Rücken.«

      Feuchte Fingerabdrücke auf verwitterten Gravuren zeichneten Spuren des Lebens auf die Stätten der Toten. Manche klar und makellos, andere verwischte Schlieren über vergessenen Namen und vergangenen Jahren. Wo Zersetzung oder unsauberes Handwerk klaffende Lücken inmitten der dichten Gräberreihen verschuldet hatten, perlte modriges Wasser wie Morgentau auf dem überwuchernden Efeu oder sickerte in die schaurigen Ruinen einstmals stolzer Familienkrypten. Auf der Stirn einer einsamen Märtyrerin, die ihr abgeschlagenes Haupt unter dem Arm trug, ließ sich der dunkle Umriss eines nassen Händchens erahnen. Unzählige der grotesken Statuen, Heilige wie Dämonen gleichermaßen, waren derart gezeichnet — bis hinauf zu den grimassenschneidenden Wasserspeiern, die hoch droben in den Fassaden der gotischen Türme nisteten.

      »Du willst mich nicht festnehmen.«
      »Aber meine Chefin«, entgegnete Headshot trocken, Bentleys nunmehr menschliche Rechte in einem routinierten Knebelgriff fixierend. »Also leiste keinen Widerstand, alter Mann.«
      Lauthals lachend ergab sich Heathcliff Bentley der Festnahme, die schwarzledernen Flügel zusammenklappend, die flughündische Schnute einfahrend und das eine gute Auge, das Ondines Buchattacke ihm gelassen hatte, in Frieden schließend. In seinem Rücken klickten bereits die seesteinernen Handschellen, die Headshot aus den unerschöpflichen Schatzkammern seiner taktischen Weste geborgen hatte. Das Gefühl dieser maritimen Gemme auf der Haut eines Teufels zu beschreiben, käme dem Versuch nahe, das menschliche Gehirn auf die Gleichgültigkeit des Kosmos oder die Eruptionen der Sonne vorbereiten zu wollen. Unfassbare Macht, die gegeben und wieder entrissen wird, der Tod des Neugeborenen im Kindbett, endloses Nichts, wo zuvor Alles war. Bentley fühlte die Angst, die Leere, die Erniedrigung. In erster Linie aber, fühlte er Scham.
      »Sie kennen meine Akte?«, fragte er den wieder menschlichen Headshot. Das blondierte Haupt des schwarzen Mannes neigte sich unmerklich vor, wenig interessiert an einer Konversation mit dem Festgenommenen.
      »Ich versuche bereits, sie zu vergessen.«
      Bentley grinste wie ein Kannibale. »Viel Glück.«
      Kein Knacken, kein Knirschen, kein Bruch ertönte. Von einer Sekunde auf die nächste war Bentley frei. Mit seinen 63 Jahren noch immer schneller als jeder noch so patriotische Rekrut auf seinem ersten Einsatz, wirbelte er herum. Headshot hörte den haki-schwarzen, vorgereckten Finger seine Brust durchschlagen; der Schmerz selbst ergriff ihn später, schleichender, bösartiger.
      »Nichts für ungut, LRRP«, perlte Bentleys Atem gegen Headshots pochende Kehle, »Aber ich war ein Seraphim. Euch Weicheier hätten wir damals mit Haut und Haaren zum Frühstück gefressen.«
      Als wollte er seine These via Selbstversuch belegen, deformierte sich das markante Kinn des Uhrmachers in die schwarze Schnauze des riesigen Flughundes. Der weit aufgesperrte Kiefer nahm Headshots Nacken mit den Fangzähnen maß und schloss sich an den gespannten Sehnensträngen. Schmerzgepeinigt fuhrwerkte der Soldat an seinem Waffengurt herum, den ihm Bentley aber sogleich mit dem Knie hart gegen die Hüfte rammte. Headshot jaulte schrill auf, halb Hund, halb Mensch. Mit letzter Kraft ummantelte er seinen empfindsamen Hals mit Rüstungshaki, das sich teerschwarz über seine schwarze Haut spannte. Doch das Gebiss des Kalong hatte sich ebenso verdunkelt und nagte an der bröckelnden Barrikade. Headshot spürte seine Muskeln erschlaffen, sein Haki schwinden. In einem letzten Versuch, den Uhrmacher von sich zu stoßen, gab er sich gänzlich seinem inneren Tier hin. Sogleich verlor sich seine gefährdete Schlagader hinter den schlappen Falten des Bloodhounds. Auf allen Vieren stob der Hund vorwärts und riss seinen Gegner von den Beinen. Noch in der Rolle transformierte sich auch Bentley in seine tierische Gestalt, sodass der Bloodhound und der Kalong wie die unwahrscheinlichen Kontrahenten eines exotischen Hahnenkampfes über die Dielen des Kirchenschiffs rollten. Rasch landete Headshot mehrere Pfotenballen gegen die Brust des Flughundes, bevor jener einen seiner haki-gestärkten Flügel wie einen Eispickel in das Holz rammte und sich so ruckartig abbremste. Headshot hingegen krachte ungehindert gegen den geplünderten Altar, einen wüsten Flickenteppich verspritzten Blutes hinter sich herziehend. Seine Sinne erloschen, nur Kopfschmerzen aus der Hölle und eine zerspringende Brust hielten ihn bei Bewusstsein. Über seinem blondierten Schopf strahlte das aschfahle Licht des Herbstmorgens auf den Altar und den dämonischen Heathcliff Bentley, der mit bluttriefenden Zähnen und gespreizten Teufelsflügeln auf ihn zuschritt.
      »Ich sollte dir danken«, keuchte der Kalong. Das Rot unzähliger Wunden malte grausige Mandalas in das schwarze Fell seines freien Oberkörpers. Er schien den Schmerz beinahe zu genießen, gemessen an dem wahrhaft vampirischen Lächeln auf seinen Lefzen. »Du hast die Kleine gerettet…und mich.«
      »Fick dich«, knurrte der Bloodhound atemlos, worüber Bentley kopfschüttelnd die lange Schnauze verzog.
      »Ich wünschte, ich hätte ihr helfen können. Aber der große böse Wolf wird immer der große böse Wolf sein, nicht wahr? Das Mädchen im Wald wird ihm nie entrinn—?!«
      Plötzlich richtete sich das einblaue Auge des Uhrmachers erstarrt gegen das einfallende Licht, ungläubig, beinahe ehrfürchtig. Als Headshot seinem Blick folgte, überwältigte ihn der mächtige Drang, sich zu bekreuzigen. Zwischen den zerborstenen Scherben der Kirchenrosette, umkränzt von den geköpften Lämmern, schwebte ein kleines Mädchens inmitten der weißen Strahlen. Funkelnde Wassertropfen entstiegen ihrem zerfetzten weißen Kleidchen und dem langen Haar, das zu allen Seiten ausfächerte wie prächtige Blütenblätter. Engelsgleich stieg sie durch das Turmfenster hinab. Pure Unschuld lag in den sacht wiegenden Bewegungen, die die nackten Beinchen in den Strömen des Windes vollführten, und ihre Ärmchen öffneten sich in scheinbarer Erwartung einer herzlichen Umarmung. Headshot kläffte hilflos vor Wut und Schmerz, als sich Bentley magnetisiert in ihre Richtung aufschwang. Dem zarten Wesen bereits so nahe, dass er die Nähte ihres Höschens hinter dem wallenden Kleidersaum ausmachen konnte, erschrak er plötzlich bis in die tiefsten Tiefen seiner verdrehten Seele.
      Die entzückende Fee seiner wachen Träume entpuppte sich als grässlichste Sumpfhexe, getränkt in stinkende Kloake und behangen mit glitschigen Schlingpflanzen. Zehen und Finger des schmutzigen Mädchens glänzten frostig blau vor Kälte, und in das einstmals zuckersüße Puppengesicht fraßen sich tiefe Zornesfalten wie Risse in Porzellan. Ein Blinzeln ihrer smaragdenen Äuglein genügte, um Bentleys Wollust abzutöten — und mit ihr jede pervertierte Illusion, der er sich in der Dachkammer noch hingegeben hatte. Dieses Mädchen hasste ihn; hasste ihn, wie die Frauen die Männer hassen, sobald erst einmal das schändliche Blut aus ihren Schößen fließt. Fort war der Duft der Reinheit und der Unbeschwertheit, verdorben war die saubere Schönheit des Unberührten. Nun stank auch Ondine nach Morast und Sünde und Korruption, nach den dreckigen Fotzen der Huren in Cattle's Corridor, nach ihren wunden Ärschen und entzündeten Rachen.
      In seiner Bestürzung vermochte Bentley kaum, das schwebende Mädchen mit dem Verlust seines Hemdes in Verbindung zu setzen; oder des Schlüssels, den er in eben jenem verwahrt hatte. Sein Hirn, gefolgt von seinem Herzen, erschlaffte gleichsam blutleer wie sein Gemächt. Allein die rhythmisch schlagenden Flügel hielten ihn in der Luft und am Leben.
      »Was…ist geschehen…?«, fragte er verzweifelt. Für einen Augenblick ließ sich an den gespaltenen Kiefern des Flughundes das schwache Bibbern menschlicher Lippen ablesen. Doch dann fauchte er laut auf, wutentfacht:
      »Was hast du angestellt?! Was hast du getan?!«
      Ondine antwortete nicht. Ebenso entrückt, wie sie durch das zerborstene Buntglas hinabgesunken war, entschwebte sie der hohen Kathedrale wieder, den gefallenen Uhrmacher mit hypnotisierenden Mädchenfingern zu sich rufend. Welche Wahl hatte er, als ihrem Sirenengesang zu verfallen? Mächtigen Schwunges schraubten ihn seine schwarzen Schwingen hinaus in die verwinkelten Turmwälder der Cathedral City. Doch kaum hatte die Spitze seiner Schnauze den Fensterrahmen passiert, schoss ein massiver Schemen haarscharf an seinem eisblauen Auge vorbei. Als er sich erschrocken nach dessen Quelle umschaute, brach ihm ein herabsausendes Objekt beinahe das Genick. Der Geflügelte fiel unzählige Stockwerke, bevor er schließlich in einem geschändeten Grab einschlug. Knochensplitter und irdischer Tand schwappten über die Ränder des ausgehobenen Erdlochs, aus dem sich Bentley wie ein Untoter freischaufeln musste.
      »Was zur Hölle…?«, fluchte er — verfrüht, wie ein antwortsuchender Blick gen Himmelsgewölbe offenbaren sollte. Vor einem Massiv aus marmorgrauen Winterwolken befehligte Ondine LeMaire eine himmlische Heerschar steinerner Engel, Teufel und sonstiger sakraler Subjekte, die zwischen losen Grabsteinen, ausgegrabenen Grüften und herausgerissenen Eisenzäunen den Sturm bevölkerten. Selbst die gehässigen Wasserspeier, die Ondine zuvor noch mit fiesen Fratzen gepiesackt hatten, rotierten nun wie treue Monde um das königsblaue Haupt des kleinen Mädchens. Fassungslos hastete Bentleys verengte Pupille über die umliegende Nekropolis, welche sich zunehmend aus ihrer irdenen Verankerung löste, um ihrer neuen Herrin im Himmel zu dienen.

      Cluster Park: Mercedes vs. Lorca

      Mercedes griff nach dem Staub und der Staub wurde zu Feuer, das heiß und schroff ihr Fleisch zerrieb. Dutzende bauchtanzende Schleier flirrten im psychedelischen Reigen um ihr haselnussbraunes Haupt. Sie fühlte sich ihnen ausgeliefert wie die Opfergabe eines höllischen, okkulten Ritual. Plötzlich erhoben sich die Wüstengeister zu wabernden Kobras und schnellten mit flammenheißen Mäulern gegen die Kopfgeldjägerin. Das erste Reptil begrüßte Mercedes mit ihrer blanken Faust, doch sein staubiges Schlangenblut verpuffte in einer erstickenden Explosion und schleuderte die Braunhaarige in das nahegelegene Buschwerk. Ehe sie zwischen Ästen und Dornen den Himmel von der Erde hätte trennen können, peitschten Lorcas verlängerte Arme sie bereits nieder. Hilflos verbarrikadierte sich Mercedes hinter ihren mechanischen Händen und zog die eherne Prothese schützend vor ihren Bauch. Von allen Seiten prasselten die staubigen Fäuste auf sie ein, traktierten unablässig ihre Hüfte, Rippen und Schultern. Die Deckung der Kopfgeldjägerin aber brachen sie nicht. Unverrichteter Dinge zogen die Staubteufel schließlich ab, Mercedes eine trügerische Atempause gewährend. Schnappatmend streckte sie den Rücken durch und tastete inmitten der zahlreichen Prellungen, Quetschungen und Schürfwunden nach schweren Verletzungen. Für den Moment attestierte sich die Ärztin ausreichende Gesundheit; ihre Prognose andererseits hielt sie vor ihrer Patientin geheim. Denn hoch droben vor den heraufgezogenen dunklen Wolkenhorten verdichteten sich Lorcas schwirrende Schwärme zu einem monumentalen Massiv aus Hitze und Durst und rotem Staub, das wie ein flammender Meteor herabstürzen und halb Jaggers vernichten würde. Aus seiner Spitze schälte sich Dionisia María Lorca wie die Galionsfigur der antiken Pluton höchstselbst. Sekundenlang starrten die herabsausende Furie und der gefallene Cyborg einander nieder, just bevor Mercedes die metallene Linke hochriss — und schoss. Aus zehn aufklaffenden Fingerkuppen sausten zehn rauchpaffende Feuerwerkskörper und sprengten der geblendeten Lorca Augen, Nase und Kehlkopf weg. Das Momentum war gebrochen, und ihre fulminante Götterdämmerung verendete in einer flachen Staubwolke, die wie morgendlicher Nebeldunst über die akkurat getrimmten Zierrasen hinwegzog. Ein aufrauender Westwind trieb die Staubflocken durch die Blätterdächer des Parks hinaus in die weiten eines wintergrauen Himmels. Die behagliche Szenerie ward jedoch jäh zerstört, als sich die Myriaden winziger Partikel zu wehren begannen. Gegen den Lauf des Sturms rauschten sie nieder, um Adern, Muskeln, Sehnen und das Gallert eines Augapfels zu binden. Aus dem Nichts kreierten sie das Braun in Lorcas zornigen Augen und das perlende Schwarz ihrer Pupille…in der sich plötzlich Mercedes' Stirn spiegelte. Wie einen Rammbock wuchtete die Kopfgeldjägerin ihren Schädel gegen Lorcas halbentblößtes Gebiss. Blut und ein abgebrochener Zahn verfingen sich in Mercedes' nassen haselnussbraunen Haaren, während die benommene Lorca auf eine Parkbank plumpste. Als Mercedes sich hinterher warf, gab das Gestell berstend nach und bohrte einen langen, verbogenen Nagel Lorcas verwundete Hüfte. Ein unbegreiflicher Schrei, der sich mit der ganzen Gewalt ihrer Logia-Kraft in ihren Lungen zusammenbraute und als endloser Malstrom glühender Dürre aus ihren Lippen entwich, zerschmetterte den Himmel und beinahe Mercedes' Brust. Trotz ihres gewaltigen Gewichts wirbelte die Maschinenfrau hunderte Meter durch die Luft, bevor die Schwerkraft sich gegen die wutspeiende Staubbrunst durchzusetzen vermochte. Mercedes fiel wie ein kranker Vogel. Hilflos flatternd, um sich schlagend, dem Absturz geweiht. Der Boden kam näher und näher und mit ihm jene angstbange Verzweiflung, die über jeden Zweifel triumphiert und alle Vernunft zur Hölle schickt. Mit einem schraubenden Ausfallschritt ihrer Prothese lenkte sich Mercedes in die ungefähre Richtung einer majestätisch wuchernden Eiche und tötete in einem einzigen Augenblick, was die Natur über Jahrzehnte mühevoll herangezogen hatte. Die erbebende Erde ließ sogar Dionisia Lorca taumeln, deren nackte Fußsohlen sich wankenden Schrittes über das weiche Gras tasteten. Fluchend wie eine primulanische Mätresse zog sie sich den schiefen Nagel aus der Seite, während sie über spitze Zweige und gerupfte Rinde in das Epizentrum der Erschütterung hinkte. Die ehrfürchtige Eiche schien von einem rasselnden Blitz gespalten. Ganze Astgabeln samt Bewuchs klafften wie die Flügel eines entbeinten Hühnchens aus dem entzwei geschlagenen Stamm. Zwischen dem halbierten Stumpen, bedeckt von Splittern und Blättern und Blut, fand Lorca ihr Opfer. Lebendig, aber reglos. Hätte die Staubdämonin noch genug Speichel in ihrer Kehle sammeln können, so hätte sie die Kopfgeldjägerin angespuckt. Stattdessen hob sie sie mit porösen, geisterhaften Händen aus ihrem hölzernen Bett und schlug ihr derart heftig in den Magen, dass Mercedes einen Schwall Öl erbrach…direkt in Lorcas angewidertes Gesicht. Die schwarze Suppe rann in dickzähen Rinnsalen entlang der puterroten Stresspusteln, die Lorcas gebräunte Züge zu einer außerirdischen Kraterlandschaft verunstalteten.
      »Schlampe!«, loderte sie. Mit aller Wucht zogen ihre Staubschwaden die leblose Mercedes heran, wo das spitze Knie bereits die Brust der Kopfgeldjägerin erwartete. Mindestens eine Rippe brach. Lautstark. Mercedes ächzte erstickt, Lorca lachte — oder versuchte es zumindest, heiser wie eine löchrige Trillerpfeife. »Wollen wir doch mal sehen…«, giftete sie, »…wie unzerstörbar du wirklich bist!«
      Mit bloßen Händen prügelte sie Mercedes gegen den Baumstumpf, jeder hämmernde Schlag wütender als der vorherige, bis ihr manisches Geschrei das Echo ihrer Fäuste übertönte.

      Cathedral City: Ondine vs. Bentley

      Ganze Mausoleen brachen sich aus ihren Fundamenten frei und feuerten ihre zerklüftete Mauern auf den herumhetzenden Flughund ab, der inmitten der herabstürzenden Brocken von einem Grab zum nächsten hechtete. Versuchte er sich in die Lüfte zu erheben, bildeten die schwebenden Steine undurchdringliche Phalangen, die ihn unnachgiebig zurück auf den Boden pressten. Zertrümmerte er niederschießende Pflastersteine oder die abgerissenen Glieder kaputter Statuen, entwickelten die pulverisierten Bruchstücke ein Eigenleben und schlugen mit der Wucht von Schrotkugeln in seine bloße Brust ein. In den sechs langen Jahrzehnten seines Lebens — zwei davon im Dienste der Weltregierung und fast ebensoviele auf der Flucht vor ihr — hatte Bentley Urwälder und Vulkane gesehen, Städte aus Korallen und Dörfer aus Knochen, Gletscher aus schwarzem Eis, Ozeane aus weißen Wolken, sämtliche Blaumeere sowie den großen Kontinent, der jene voneinander trennte. Menschen mit fantastischen Kräften und furchteinflößenden Mächten waren in sein Leben getreten, um vergessen oder vernichtet zu werden; Menschen mit Schlangenhälsen und dritten Augen, Menschen, die auf hohen Klippen vom Ende der Welt sangen oder Feuer beschworen, um es in Gang zu setzen. Menschen, die Blitze warfen und mit Tieren sprachen, Menschen, die zu Bestien wurden und Bestien, denen der Teufel die Bürde des Menschseins zum Abendessen serviert hatte. Er kannte Männer, die Kometen herabzuregnen vermochten und hatte die Hand einer Frau geküsst, deren bloße Berührung ganze Generationen zu Waisen verdammte. In den über sechzig Jahren seines Lebens hatte Heathcliff Bentley unzählige Unfassbarkeiten und doppelt so viel Wahnsinn miterlebt, Gutes wie Böses, im Himmel wie auf Erden; und er hatte geglaubt, keine Posse der Natur könnte ihn noch zu überraschen wissen. Er hatte geglaubt, unerschütterlich zu sein. Der Dünkel des Alters.
      Aus ihrem Nukleus des Chaos entsandte die kleine Ondine ihre steinernen Vasallen auf einen verheerenden Kamikaze-Flug. Engel und Dämonen, Gargoyles und Dolmen opferten sich im Namen der kleinen Alraune. Wie fallende Sterne krachten sie in die hohe, bewachsene Kathedrale und zerschmetterten den vergessenen Friedhof über den Dächern der Cathedral City. Unter einem erdbebenhaften Lärmen gab das Prachthaus Gottes nach und entzog dem entsetzten Bentley den Boden unter den Füßen. Inmitten von Knochen und Särgen und mumifizierten Leichen fiel der Uhrmacher in den lichtlosen Wanst der urgewaltigen Basilika.

      Mit gespitzten Lippen schaute Ondine diesem schwarzen Schlund beim Verschlingen zu. Parzelle um Parzelle der verwahrlosten Ruhestätten verschüttete in der Finsternis des Abgrunds, bis sich die Überreste des Daches und die Vielzahl zerschlagener Grüfte zu einer massiven Sinkhöhle aufgeschüttet hatten. Menschliche Gebeine sprenkelten den Krater wie Bergveilchen einen immergrünen Hang. Ein Maler auf der Suche nach schauriger Schönheit hätte kein nihilistischeres Motiv ersinnen können. Nur langsam, als misstraute sie der Stille, ließ Ondine ihre Waffen aus Schutt und Bildhauerkunst auf die lose Friedhofserde sinken. Einige der Engel reckten die Hand in Erwartung einer göttlicher Rettung, doch kein Gott erhörte ihr Flehen. Der Erdrutsch vertilgte sie wie Treibsand. Ondine selbst ließ sich auf der Spitze des hohen Turmes nieder, aus dessen zerborstener Fensterrosette in dieser Sekunde der verletzte Headshot gen Licht kraxelte. Beide überblickten sie die überwältigenden Konsequenzen einer Macht, die sie nicht verstanden; sie mit teilnahmsloser Apathie, er mit weit aufgerissenen Augen. Plötzlich splitterte Glas. Nicht nah, aber nah genug — unter ihnen. Aus einem der Seitenfenster des eingestürzten Kirchenschiffs platzte der dämonische schwarze Schatten des Uhrmachers und schwang sich auf seinen ledernen Flügeln zum Dachreiter empor. Ondine, die ihn mit wippenden Beinen unbeeindruckt erwartete, schenkte dem grässlich zugerichteten Kalong einen langen, herabsetzenden Augenaufschlag. Jede Quetschung und jede Flocke Knochenstaub auf seinem schwarzen Fell schien ihre Missgunst zu erregen. Bentley schäumte vor Schmerz und Zorn und gekränktem Stolz.
      »Du kleines Miststück…«, würgte er aus trockener Kehle, »Ich war fürwahr zu nachsichtig mit dir! Meine Catherine hätte niemals—!«
      Zwei lange, stachelbesetzte Eisenzäune schnappten wie Muränen aus den Untiefen des versunkenen Friedhofs und rissen eine bluttreibende Wunde in Bentleys Seite. Ohne sein wachsames Haki hätte ihn die heimtückische Attacke vermutlich beide Flügel gekostet.
      »Das hast du davon«, motzte Ondine kindisch wie das Kind, das sie noch immer war. Zeitgleich zogen die Zäune eine rasante Schleife, Bentley abermals anvisierend. Dieses Mal jedoch fing der Uhrmacher die wildgewordenen Eisengatter mit haki-schwarzen Klauen ab und peitschte sie um die eigene Achsen gegen Ondines Turm. Geschwind sauste das Mädchen davon, in ihrer Gnade sogar den emporkletternden Headshot mit einer beiläufigen Berührung ihrer zarten Fingerchen rettend. Nur Millimeter schrammten die geschleuderten Zäune an ihnen vorbei, bevor sie den hohen Turm der Länge nach in vier Hälfte spalteten. Schwerelos eierte Headshot durch die Luft, sein Blut tropfte in dicken Blasen aus seiner Brust um sein erblassendes Haupt. Die über ihm schwebende Ondine betrachtete ihn wie einen Käfer, der hilflos auf dem Rücken strampelte. Für einen Moment fürchtete er, sie würde ihn zerquetschen. Stattdessen jedoch vollführte sie eine berauschende Pirouette, mitten hinein in die herabfallenden Turmziegel. Bentley, ihre Tricks allmählich durchschauend, folgte ihr festentschlossen. Den abgefeuerten Mauersteinen entging er galant, ehe er Ondine mit einem sturmentfachenden Flügelschlag aus der Luft pustete. Schreiend wirbelte das Kind abwärts, der Kalong stürmte hinterher. Nur flüchtig kreuzten sich ihre Blicke, und doch schreckte Bentley abermals auf. Ondine fiel nicht; sie flog. Ruckartig endete ihr vermeintlicher Absturz, sodass Bentley unkontrolliert an ihr vorbeirauschte. Mit einem einzigen, perfekt abgepassten Stupser gegen seine vorbeiziehende Wade riss sie ihn aus der Balance, geradewegs durch das strahlenförmige Strebewerk einer uralten dreischiffigen Kathedrale. Erst an der spitz gewundenen Fiale fand Bentley zeitweisen Halt und verkeilte sich mit gespreizten Flügeln in den alten Stein wie einer der unzähligen gackernden Wasserspeier, die den Kampf zwischen Mann und Mädchen höhnisch beäugten.
      »Genug!«, brummte er durch die gefletschten Vampirzähne, als die kleine Hexe herannahte. Die langen Streben, die er zuvor widerwillig demontiert hatte, schwebten wie die unzähligen Arme einer fernländischen Dschungelgottheit hinter Ondines Rücken.
      »Die Mönche haben gelogen. Le triste monsieur hat es mir gesagt«, raunte sie mit schiefgelegtem Haupt.
      »Was hat er dir gesagt?«
      »Böse Menschen tun böse Dinge und der Dame ist es egal«, flüsterte sie unheilvoll und fügte ominös hinzu:
      »Pas de pitié, pas de pardon.«

      Einen friedvollen Augenblick lang teilten Bentley und Ondine ein unwahrscheinliches, aber vollkommenes Verständnis. Doch der Wolf bleibt der Wolf und das Mädchen im Wald muss ihm entfliehen…oder kämpfen. Mit der Kraft eines Riesen wuchtete Ondine die massiven Streben gegen den halbmenschlichen Flughund, welcher seine schwarzen Schwingen zu Schilden aufstemmte. Die haki-glänzenden Klauen zermalmten Ondines erste Waffe, ihre zweite, dritte und vierte jedoch erwischten ihn rücklings. Blutspuckend trudelte der Zoan-Nutzer abwärts, wo er sich jedoch fing und mit speerschneller Energie durch drei der herabkrachenden Pfeiler donnerte. Ondine, außer sich vor Wut und Angst, ließ die Streben einen grazilen Scherenschneider ausführen, der Bentley einkesselte. Doch das Mädchen überschätzte ihre eigene Macht gewaltig. Meisterhaft wirbelte der Flughund um die eigene Achse, seine Flügelspitzen zu Klingen verhärtend. Binnen eines Wimpernschlags spaltete er das Gestein und pulverisierte die Teilstücke mit bloßen Fäusten. Ein spitzer Schrei entfuhr Ondine, als er nach dieser Machtdemonstration sie selbst anvisierte. Aller Teufelskraft zum Trotz war Ondine noch immer ein Kind, das weder diesen Kampf noch sich selbst zu kontrollieren wusste. Verzweifelt schleuderte sie ihre letzten verbliebenden Strebepfeiler gegen den Flughund, ohne ihn zu erwischen. Zwar versuchte sie noch, ihn hinterrücks mit einem Immelmann zu überraschen, doch Bentleys Haki enttarnte den Trick und zertrümmerte das massive Gestein mit einem einzigen Flügelzucken, ohne sich auch nur umzuwenden.
      »Komm her!«, brüllte er im manischen Hechtflug. Mit ausgestreckten Klauen schoss er gegen Ondine, die in ihrem Schreck seine Bewegung spiegelte. Als die spitze seiner Kralle den Fingernagel der verängstigten Ondine traf, explodierte eine wolkenzerfetzende Druckwelle zwischen ihren Händen und schleuderte sie in entgegengesetzte Richtungen davon. Während Ondine durch glückliche Fügungen haarscharf an Querbögen und Balustraden vorbeischrammte, rasierte Bentleys geflügelter Leib den majestätischen Turm der Kathedrale, deren Seitenwerk er zuvor zerstört hatte. Er wähnte sich bereits im unbegrenzten Fall an der Seite der gewaltigen verzierten Fassade, ehe er das Schlagen seiner Flügel vernahm. Argwöhnisch betrachtete er die Turmspitze, die ebenso kopfüber wie er in der Luft verharrte. Sein Blick glich dem Starren Headshots, welcher mittlerweile wohlbehalten auf dem Friedhof gelandet war und in zittriger Eile unzählige mechanische Einzelteile aus den zahlreichen Taschen seiner Weste und Hose zusammenschraubte. Beide Männer wehrten sich gegen das Bildnis dieses kleinen Mädchens, das Kraft eines simplen Fingerzeigs das tonnenschwere Gewicht eines ganzen Kathedralenturms negierte. Die Wetterspitze, eine Art knospende Rose aus verwittertem Kupfer, balancierte auf Ondines Mittelfinger und hielt den gesamten abgesägten Turm in der Schwebe. Ondines Finger krümmte sich bedrohlich, Bentley spannte die finsteren Schwingen. Plötzlich ertönte ein Schuss, dessen Schall die Ohren des Kalong durchlöcherte, noch ehe die Kugel seinen rechten Lungenflügel zerfetzte. Blutspuckend verkrampfte der Uhrmacher mitten im Flug, weit unter sich Headshots blondierten Schädel hinter dem Zielfernrohr eines selbstgebauten Scharfschützengewehrs erahnend. Die Turmspitze beugte sich indes Ondines Willen und schwamm wie ein Narwal mit vorangestellter Wetterspitze gegen den manövrierunfähigen Flughund. Verschreckt riss er die Hände empor…doch der Tod ließ auf sich warten. In seinem Krähennest am Boden beobachtete Headshot nachladend, wie der riesige Turm an Höhe verlor, abdriftete und den Kalong knapp verfehlte — um stattdessen ihn zu zerquetschen.
      »Scheiße!«, stieß er hervor, schnappte sein Gewehr und hechtete davon. Nur Sekunden später zog die Turmspitze eine apokalyptische Schneise durch den entkernten Friedhof, brach durch die Dachbalustrade und donnerte in Richtung des Jaggers davon.

      Ondine fiel wie ein Stein. Sofort setzten sich Bentley und Headshot in Bewegung, beide blutend und doch festentschlossen. Während der Kalong in ungelenken Spiralen um das bewusstlose Mädchen kreiste, stolperte der Bluthund auf allen wackligen Vieren in ihre Richtung. Es fehlte Headshot kaum ein Augenblick, um Ondine springend aus der Luft zu fischen — doch Bentley stach ihn in letzter Sekunde aus und glitt im Sinkflug über den Soldaten hinweg. Allein seine schwere Wunde vereitelte seine neuerliche Flucht. Röchelnd, geschlagen verharrte er am Rande der Kathedrale und blickte mit dem Kind im Arm hinab auf das Häusermeer, das er erbaut hatte. Die geozentrischen Dächer des Jaggers lagen halbverborgen unter einer dichten Nebelschicht, aus der sich lediglich die Spitze seines geliebten All Hallows' Tower monumental hervorbrach.
      »Lass sie gehen!«, rief Headshot in seinem Rücken. Das Klicken eines gespannten Hahns legte ihm seine Optionen parat. Bentley schluckte. Eine einsame Träne rollte über seine pelzige Wange, um kurz darauf auf einer nackten Brust aufzuschlagen. Fort waren die dämonischen schwarzen Flügel, die vampirischen Reißzähne und die langen, gebogenen Krallen. Heathcliff Bentley zeigte sich der Metropole, die er so sehr liebte, in menschlichen Farben. Sein lockiges Haar, im Nacken bereits ergraut, spielte Klavier im Takt des Windes und das markant gekerbte Kinn zerkaute unaussprechliche Gedanken.

      49 Jahre zuvor

      Noch bevor das Mädchen im Märchen aus dem verzauberten Wald entkommen und heil zu Hause angekommen war, hatte sich das Mädchen im Bett bereits in ihr ganz eigenes Zauberreich jenseits der wachen Welt verdrückt. Ihr Schlummer wirkte derart sanft und wohlig, dass Heathcliff ihren schweren Schlaf an seinen eigenen Lidern ziehen spürte. Ein Gähnen unterdrückend, klappte er das alte Buch zu und verstaute es gewissenhaft unter dem Bettchen, wo seine Schwester all die belanglosen Dinge hortete, die kleinen Mädchen so unermesslich kostbar sind. Wie er seine Hand zurückzog, streiften die Knöchel etwas Weiches, Seidiges und erregten seine Neugier. Behutsam barg er die kleine Puppe aus ihrem Versteck und betrachtete sie im mattgoldenen Schimmer der Nachttischlampe. Wie alles im Zimmer und Leben seiner kleinen Schwester zeugte auch ihr Spielzeug von einer Vorliebe für alles, was Tradition und Gesellschaft ohnehin von ihr erwarteten: Ihr Teeservice reservierte sie exklusiv für die rosarotesten ihrer Stofftiere, waffenfähige Mengen Glitter bedeckten ihre Basteleien und kein Morgen verging ohne eine exzessive Kosmetikroutine, die bunte Schleifchen und ein wahres One Piece aus Strass in ihrem zinnoberrotem Haar involvierte. Heathcliff selbst fehlte dieses Gespür für Schönheit und Dekor. Die Puppe war eine Puppe und das wusste er. Weder die Stoffblumen in ihrem falschen Haar noch die roten Rosen, die in das kleine weiße Kleidchen gestickt waren, erregten seine Aufmerksamkeit. Und dennoch übte dieses dumme Ding in seiner Hand eine unausgesprochene Anziehungskraft auf ihn aus. Vollkommen unterbewusst strich sein Daumen über das lange, dunkle Kunsthaar und liebkoste den porzellanweißen Nacken, der sich darunter steif und kalt hervortat. Nachdem er endlich bemerkte, was seine Finger dort ohne sein Zutun trieben, zuckte er wie ein ertappter Dieb zusammen und drapierte das Püppchen hektisch in die Arme seiner schlafenden Schwester. Eben wollte er vom Tatort fliehen, als ihn eine weitere flüchtige Berührung zurückhielt. Die warme Haut des Mädchens bot eine vollkommen andere Sensation als der blutleere Hals der Puppe. Weich und heiß übertraf sie jede Erfahrung, die der Knabe zuvor erlebt hatte. Mägde badeten ihn soweit seine Erinnerungen reichten, und die Fürsorge seiner Mutter geizte nicht an Küssen und Umarmungen. So manche Schulkameradin hatte ihm sogar bereits die schönen, marmornen Wangen geknutscht. Eindruck hinterlassen hatten jedoch einzig und allein die winzigen Händchen seiner Schwester, ganz gleich, wie unschuldig und beiläufig ihre Gesten auch gewesen sein mochten. Tief in seinem Inneren spürte Bentley, wie ihn diese Erregung beschämte; und er wusste, dass er gut an dieser Scham tat. Sich loszureißen vermochte er allerdings nicht. Ebenso unbewusst, wie er zuvor der Puppe Haar gestreichelt hatte, glitt seine große Hand nun über die Wange seiner träumenden Schwester. Sein Atem röhrte bleiern, als die tastenden Finger von ihrem Kiefer auf ihren Hals abrutschten. Quengelnd, aber ohne zu erwachen, rotierte das Mädchen in ihrem Bett. Nun lag sie aufgedeckt danieder, den Hals offengelegt und eine Schulter halb entblößt. Bei diesem Anblick spannte die Hose des Jungen merklich an. Noch immer befühlte er ihre dünne Kehle. Verletzlich und willenlos lieferte sich das Kind seinen Berührungen aus. Ihre Hilflosigkeit befriedigte ihn beinahe so sehr wie ihre flache, unentwickelte Brust. Gerade als seine Hand drohte, noch tiefer zu wandern, hörte er die Dielen im Flur knarzten und folgte dem Geräusch bis an die nackten Fußspitzen seiner Mutter. Ihre füllige Silhouette zeichnete sich schattenhaft im unbeleuchteten Türrahmen ab, still wie ein Stein. Kurzschlussartig stürmte Bentley hinaus, an seiner Mutter vorbei in sein Zimmer.

      Sie fand ihn auf der Kante seines Bettes vor, bitterlich weinend. Das eherne Kinn seines Großvaters glänzte feucht im hereinfallenden Mondlicht.
      »Oh, Cliffy«, sagte seine Mutter, da sie nichts zu sagen wusste, und ließ sich neben ihren Sohn auf die Matratze sinken. Ihr Versuch, den Arm um ihn zu lagen, scheiterte an seiner rohen Kraft. Barsch stieß er sie von sich, sprang nahezu aus dem Bett an die gegenüberliegende Wand wie eine nasse Katze.
      »Fass mich nicht an!«, schniefte er aufgelöst, »Vater hatte recht! Mit mir stimmt etwas nicht!«
      »Oh, Cliffy. Dein Vater ist ein Hornochse und ein Narr«, erwiderte seine Mutter mitleidig und wies den Jungen mit einem sachten Klaps zurück an ihre Seite. Nur widerwillig folgte er ihrer Bitte, sich verkrampft auf den entlegensten Zipfel des Bettes hockend. Seine Mutter aber, plump und energisch wie jeher, rutschte einfach näher heran und schlang den Arm um seine widerstrebenden Schultern. Obwohl sie ihn nicht ansah, spürte er die Liebe in ihren blauen Augen…und die Tränen.
      »Dein Vater fürchtet sich vor den falschen Dingen«, murmelte sie, »Es missfällt ihm, das du lieber mit deiner kleinen Schwester und ihren Freundinnen spielst, als dich mit den idiotischen Nachbarsjungen zu raufen. Er hält dich für…Er fürchtet, du könntest…nun.« Schließlich versiegte auch seiner Mutter die Stimme. Salzige Tränen rollten über ihre runden Wangen. »Aber das bist du nicht, stimmt's?«
      Heathcliff schluchzte laut auf. »Oh, Mama! Ich wünschte, ich wäre es!«
      »Ich weiß, mein Junge. Ich weiß.«
      Endlich legte er seinen Kopf an ihren Busen, empfing die tröstliche Nähe ihrer Hand auf der Stirn. So saßen sie da und weinten, während der Mond über den Himmel zog und die Sterne verblassten. Es sollte das letzte Mal sein, dass Mutter und Sohn einander hielten. Denn mit den ersten roten Sprenkeln am Nachthimmel beschloss der Junge:
      »Ich gehe.«
      »Was?«
      »Die Militärschule. Auf die mich Vater schicken will. Ich gehe.«
      »Nein!«, protestierte seine Mutter, sein Gesicht in beide Hände schließend. »Das ist kein Ort für dich! Du brauchst Hilfe! Du brauchst…«
      »Ich kann nicht bleiben«, beharrte Heathcliff eisern, »Ich muss hier weg! Weg von Katy, weg von allem! Es gibt keine Hilfe für Menschen wie mich. Die Leute werden reden…und das würde die Familie zerstören.«
      »Ach, Cliffy«, wimmerte seine Mutter, »Ohne dich wäre die Familie doch bereits zerstört. Du kannst uns nicht verlassen. Was soll ich Katy sagen? Was, wenn sie fragt? Sie liebt ihren großen Bruder, sie braucht ihren großen Bruder!«
      »Wenn ich bleibe«, brach es aus ihm heraus, »dann wird ihr großer Bruder sie umbringen!«
      »Oh, Gott! Oh, Gott!«
      Der Anblick seiner verstörten Mutter, die sich selbst wiegte, wie sie es einst mit ihm getan hatte, würde ihn für alle Zeit verfolgen. Verzweifelt kniete sich der Junge vor das Bett, mit festen Händen ihre wippenden Schultern und den manischen Zusammenbruch stoppend.
      »Mama…es tut mir leid, ich…ich weiß, ich bin falsch…Ich gehöre nicht hierher. Ich bin ein Monster. Deshalb muss ich fort…«
      Entsetzt schaute seine Mutter auf, das Blau in ihren Augen traf das seinige und glänzte wie ein Gletscher im Schein der weißen Wintersonne.
      »Nein…nicht doch.« Obwohl sich ein Teil ihres Herzens dagegen sperrte, presste sie ihren Sohn fest an sich und flüsterte voll Liebe und Zuversicht:
      »Du bist kein Monster, Heathcliff. Du bist verflucht. Helden werden verflucht. Wie in den Geschichten, die du Katy vorgelesen hast. Hörst du? Verflucht. Aber du wirst diesen Fluch brechen…und dann werden wir uns wiedersehen. Wir alle!«

      Zurück in der Gegenwart

      »Manche Flüche«, dachte Bentley resigniert, »lassen sich nur auf eine Weise brechen.«
      »Setz das Mädchen ab«, beschwor ihn Headshot mit angelegter Waffe, »Sie ist nur ein Kind und hat nichts mit alledem zu tun.«
      Über diese Worte entglitt dem Uhrmacher ein bitterböses Grinsen, obschon ihm kaum nach einem Schmunzeln zumute war. »Ach, nein? Bist du also nicht im Auftrag der Weltregierung hier, sondern als besorgter Bürger? Unterhält die Cipherpol mittlerweile schon Sozialarbeiter?«
      Verlegen kniff Headshot die breiten, dunklen Lippen zusammen. Die aufgetane Stille entmutigte Bentley. Seufzend fuhr er fort:
      »Dieses kleine Mädchen ist diplomatisches Kapital für euch. Nicht mehr als ein perverses Friedensangebot an Callaghans Köter.« Mit der ruhigen Hand eines alten Vaters wischte er Ondine Schlamm und Haare aus der hohen Stirn. Unter der Schicht aus Dreck und Schweiß schlummerte noch immer die entzückende Puppe aus der Dachkammer. »Glaubt ihr wirklich, ihnen die Kleine als Opfergabe darzubieten, könnte den Zorn dieser Bestien lindern, sobald sie die Wahrheit erfahren? Seid nicht naiv. Ihr werft sie der Meute zum Fraß vor.«
      »Das dachte ich auch…«, erwiderte Headshot ehrlich, »Aber du hast gesehen, wozu sie imstande ist. Sie ist keine Beute. Sie ist ein Teil des Rudels. Also lass sie gehen, bevor die Kopfgeldjäger kommen und uns alle zerreißen.«
      »Das hoffe ich«, seufzte Bentley traurig und bettete die reglose Ondine nach kurzer Bedenkzeit auf ein verwelktes Blumenbeet, das am Rande des Daches im Wind bauschte. Über sie gebeugt, nahm er ihre kleinen Hände in die seinen und küsste die blassen Fingerchen zum Abschied. Headshot knurrte vor Ekel, sagte jedoch nichts, bis Bentley plötzlich fragte:
      »Ihr wollt Theodore, nicht wahr?«
      »Ja.«
      »Dann seid ihr bereits tot«, mutmaßte er nüchtern, bevor er sich geschmeidig erhob und an die zerstörte Balustrade stolzierte. Auf seinem letzten Gang kanalisierte Bentley noch einmal die erhabene Selbstsicherheit seines Alter Egos Benedict Hearst, des verehrten Uhrmachers des Commonwealth und formvollendeten fountischen Gentlemans.
      »Ich weiß, Catherine wird mir niemals vergeben…«
      »Tue es nicht!«
      »…aber bitte sag Teddy, dass es mir leid tut.«
      »Nicht!«
      Offenen Auges stürzte sich Heathcliff Bentley in die Tiefen der unteren Cathedral City. Jeder Versuch, ihm nachzusetzen, war vergebens. Headshot blieb nur, den Fall zu verfolgen. Nach Sekunden des Absturzes zerschellte Bentleys Körper am Seitenschiff einer kleinen Basilika, über deren Ziegel er verrenkt und schlaff in die Häuserschluchten des Jaggers rollte wie eine ungeliebte, fortgeworfene Puppe.
      Kapitel 168 - Mercedes vs. Lorca

      »Schlampe!«, loderte Lorca. Mit aller Wucht zogen ihre Staubschwaden die leblose Mercedes heran, wo ihr spitzes Knie bereits die Brust der Kopfgeldjägerin erwartete. Mindestens eine Rippe brach. Lautstark. Mercedes knurrte erstickt, Lorca lachte — oder versuchte es zumindest, heiser wie eine löchrige Trillerpfeife.
      »Wollen wir doch mal sehen…«, fauchte sie, »…wie unzerstörbar du wirklich bist!«
      Mit bloßen Händen prügelte sie Mercedes gegen den Baumstumpf, jeder hämmernde Schlag wütender als der vorherige, bis ihr manisches Geschrei das Echo ihrer Fäuste übertönte.

      9 Jahre zuvor

      Das wurmstichige Holz zerbarst und erbrach spitze Splitter über den ausgetretenen Dielenboden, auf dem Wentworth LaGras halbtot aufschlug. Über seinen blutunterlaufenen Augen verzerrte sich das labyrinthische Kreuzgewölbe der alten Kirche zu einem endlosen Geäst in der Dunkelheit, pulsierend wie die Adern eines schwarzen Herzens. Pochende, lähmende Schmerzen befielen seine Lungen, die sich mit den schlagenden Geflechten im Dunkeln ausdehnten und zusammenfielen. Aus der Finsternis brachen unmenschliche Hände und packten seine Kehle. Mit letzter Kraft wuchtete LaGras seine kraftvollen Unterarme gegen den würgenden Griff, nur um kurz darauf von den metallenen Fäusten niedergeprügelt zu werden.
      Seine braunen Augen sprangen aus ihren zertrümmerten Höhlen, das vernarbte Kinn platzte auseinander und die klotzige Nase des Kopfgeldjägers beugte sich den hämmernden Schlägen wie ein alter Baum dem herabschießenden Blitz. Donnerrollend echote der entfesselte Lärm von Metall auf Knochen durch die Gewölbe der Kirche, übertönte die Laute des Sumpfes und untersetzte die Schreie der entfesselten Mercedes Delacroix mit einem treibenden Takt. Während der Rest ihres ratternden Körpers gleich einer alten Dampflokomotive zu erlahmen begann, rannen salzige Tränen über ihre Wangen und bildeten krustige Steinabriebe mit dem dunklen Qualm, der aus ihren Nüstern strömte. Heiser vor Schmerz und Erschöpfung schlug sie und schrie, schrie und weinte — und als sie bereits glaubte, nie wieder verstummen zu können, spürte sie die Berührung eines vertrauten Fremden auf ihrer Schulter.
      »Mercedes…«, hielt Callaghans tiefer, ruhiger Bass sie zurück, »Es ist vorbei. Er ist tot.«
      Glasig starrten die tränenverhangenen, aufgequollenen Augen der Braunhaarigen auf den unkenntlichen Schlick, der blutschwarz durch ihre Finger rann.
      »Ich…habe ihn getötet.«
      »Ja.«
      Verstört kroch Mercedes über die entstellte Leiche an die Wand der kleinen Kapelle, ihre Prothese wie ein lahmes Bein hinter sich herziehend. Callaghan folgte ihr wortlos.
      »Jetzt hast du, was du wolltest«, spuckte sie bitter, den Rücken gegen die Kirche und die Stirn gegen ihr Knie gestützt. »Ich bin ein Monster. Genau wie ihr.«
      »Sag das nicht.«
      Ihrem feindseligen Blick trotzend, ließ sich der Schwarzhaarige neben sie auf die Dielen sinken und starrte unbeholfen auf seine Stiefel. Wie ein naseweiser Schuljunge auf seinem ersten Rendezvous wägte er ab, ihre Hand zu ergreifen oder den Arm um sie zu legen; sie zu trösten inmitten der Finsternis und des Leids, das ihr widerfahren war.
      »Du bist kein Monster«, sagte er schließlich und fuhr sich dabei mit der rastlosen Hand nervös über die kurzgeschorenen pechschwarzen Haare. »LaGras war eine Hyäne. Du hast uns einen Gefallen getan.«
      »Soll mir das etwa helfen?!«, fuhr Mercedes ihn an, »Ich bin nicht wie ihr! Ich wollte das nicht! Nichts von alledem! Diese Männer in Nickleby…! Und diese Männer da draußen…! Einige sind geflohen,
      als—«
      Ein schmerzerfüllter Schrei in der nächtlichen Ferne schreckte Mercedes und unzählige Raben auf, die lautstark krakeelend aus den sumpfigen Brachen gen Himmel stoben und die Sterne verdunkelten.
      »Die Jungs scheinen sie gefunden zu haben«, versuchte sich Callaghan an einem schwachen Trost, »Du bist jetzt sicher.«
      »Sicher…?« Mercedes’ Stimme triefte vor Verachtung — ob für ihn oder sich selbst oder die ganze Welt, vermochte Callaghan nicht zu sagen. Unschlüssig legte er den Kopf gegen die Wand neben den ihren und blickte hinauf in die Kreuzgewölbe der Kapelle wie in die Gedärme Gottes.
      »Es tut mir leid«, murmelte er nach einigen stillen Sekunden, in denen er dem Trocknen der salzigen Tränen auf ihren Wangen gelauscht hatte, »Vielleicht…vielleicht hätte ich dich springen lassen sollen.«
      »Ja, vielleicht.«
      »Aber ich sah deine Verlorenheit und deine Traurigkeit und…«
      »Und was?«
      Schwelende Glutschimmer sammelten sich in seinen Augen und brannten das Schwarze in ihnen nieder, bis nur Scheiterhaufen aus Erinnerungen blieben.
      »Ich wollte dich retten«, gestand er mutlos, »Oder mich selbst vor dem, was aus mir werden würde, täte ich es nicht.«
      »Selbst dein Gewissen ist selbstsüchtig.«
      »Mag sein.«
      »Falls es dir und deinem Gewissen schmeichelt…«, bemerkte Mercedes nicht gänzlich unberührt von diesem ehrlichen, selbstzerstörerischen Geständnis, »Viele würden dich wahrscheinlich als Helden feiern, der die Maid in Nöten vor dem Tode bewahrt hat.«
      »Oh…Ganz gewiss. Callaghan, strahlender Ritter, zu Euren Diensten«, grunzte er selbstironisch.
      »Sir Callaghan, der Selbstsüchtige…«
      »Ebender.« Gespielt bedeutungsschwanger umrahmte seine schwielige Hand einen malerischen Ausblick in der Dunkelheit. »Der egoistische Held in seinem Königreich voll Scheiße.«
      Einen friedvollen Moment lang lächelten beide, bis Mercedes’ strahlende Augen erneut auf die entstellten Überreste des räuberischen Wentworth LaGras sanken und wie fallende Sterne verglühten.
      »Voll Scheiße…und voll Blut«, fügte sie beinahe lautlos hinzu, worüber Callaghan, der ihren Pupillen hypnotisiert gefolgt war, wütend das bärtige Kinn vorschob.
      »LaGras hat Krill und mir unseren ersten Fang abgeknöpft. Damals, als wir noch grün hinter den Ohren waren und er ein erfahrener Bandit mit Seestein und einem Händchen für Hinterhalte. Die Frau, die wir der Marine übergeben wollten, wurde wegen Gattenmordes und Taschendiebstahls gesucht. Nichts Aufregendes. Sie war nett — für eine Mörderin. Wir hatten ihr kein Haar gekrümmt, aber als LaGras und seine Bande sie ablieferten…Sie hat sich zwei Tage später in ihrer Zelle erhängt.«
      »Hör auf.«
      Die Härte in ihrer Stimme, die Männer nur allzu leichtfertig mit Verletzlichkeit verwechseln, versiegelte Callaghans Lippen und seine Brust. Er wagte keinen Atemzug zu tun, während Mercedes vorwurfsvoll sprach:
      »Du magst vor dir selbst und der Welt rechtfertigen können, was ihr tut, aber versuche niemals wieder, meine eigenen Taten vor mir selbst rechtfertigen zu wollen! Dazu hast du kein Recht!«
      »Ich rechtfertige gar nichts«, hielt er nun stoischer dagegen, »Aber wenn du dich weiterhin bemitleiden und geißeln willst, weil du einem abscheulichen Menschen abscheuliche Dinge antun musstest, um dich selbst zu retten—«
      »So einfach ist das nicht!«
      »Doch. Ist es.«
      Kurzentschlossen nahmen seine Hände ihr widerstrebendes Kinn zwischen die Finger und führten ihre verweinten Augen zu den seinen, die voll Feuertau waren und Mercedes ansahen, wie sie sich selbst seit Monaten nicht angesehen hatte — wie einen Menschen. Nicht wie das rachsüchtige Etwas, das sie aus dem Spiegel anstarrte, der Cyborg, das Ungetüm aus Stahl und Schuld. Callaghan sah Mercedes mit all ihren Makeln und ihren Sünden und ihrem Zorn, ohne sie zu verurteilen, ohne sie zu verdammen. In dieser Sekunde begriff sie, dass er sie liebte.
      »Du bist kein Monster«, raunte er brüchig, »Du bist eine Kämpferin, eine Überlebende. Und weder die Lebenden noch die Toten können dir vorwerfen, dass du atmest.«

      Zurück in der Gegenwart

      Abgelenkt von dem erbitterten Wettstreit, den sich ihre Lungen mit ihren Fäusten lieferten, entging der tobenden Lorca das absonderliche Schauspiel im Körper ihrer wehrlosen Gegnerin. Obwohl der rechte Arm der Kopfgeldjägerin schlaff herabhing, zeichneten sich Sehnen und Adern wie in einem Moment deutlichster Anspannung unter der blassen Haut ab, zuckend, als flösse Starkstrom durch jeden einzelnen Muskelstrang. Die synthetischen Hautfetzen schlugen riffelnde Wellen im Takt eines fließendes Gurgelns, das unaufhörlich gegen ihren Handknöchel rollte. Wie Wassermassen, die durch unterirdische Rohrleitungen schießen, rumorte das eigentümliche Rauschen durch Mercedes' Körper, vom Magen himmelwärts durch ihre Brust, die Schulter entlang, hinab in ihren klick-klackenden mechanischen Arm. Als Lorcas rasende Gier nach gespaltenen Schädeln endlich einem Funken argwöhnischer Vernunft wich, ließ sich Mercedes' Gegenschlag längst nicht mehr vereiteln. Die letzten Reste der falschen Haut hatten sich aufgebläht wie ein entzündeter Darm und pulsierten gleichsam spastisch. Ein Wimpernschlag des Cyborgs genügte für den Durchbruch. Aus allen Poren ihres Fleisches und den Nieten der hydraulischen Maschinerie platzte ein kochender Nebeldunst, der die entsetzte Lorca und sämtliches Astwerk der enthaupteten Eiche fortwusch. Hitze und Dampf und Überdruck entluden sich in einer ohrenbetäubenden Sprengung, wie sie Nickleby bisher nur in den tödlichen Fabrikunfällen des Union Black zu kennen und fürchten gelernt hatte.

      Klatschnass und wasserwürgend wie ein gestrandeter Pottwal kam Dionisia Lorca in einer Lache aus Matsch und Gestrüpp zur Besinnung. Blätter und Kiesel verklebten ihr schwarzes Haar, und schwarzes Haar verklebte ihre Augen und Lippen. Die zersetzten Fetzen ihres sündhaften roten Kleides schuppten ihren verbrühten Körper wie ein infektiöser Ausschlag. Kaum bewusster als ein Fisch, der auf dysmorphen Flossen den ersten evolutionären Schritt gen Land antrat, ackerte sich Lorca mit patschenden Händen und rutschigen Knien auf alle Viere. Aus dem wässerigen Nebeldunst pirschten sich langsame, schwere Schritte an ihr Ohr. Ein großes Gewicht zog eine tiefe Furche durch die aufgewühlte Erde. Ein Henker, der seine Axt hinter sich herzog — oder Mercedes Delacroix, Prothese im Schlepptau. Schwarzer Auswurf spritzte mit jedem bebenden Atemzug aus den schönen Lippen auf ihren bronzebraunen Mantel. Ächzend versuchte sich Lorca zu erheben, doch die Wunde in ihrer Brust und die Bürde des Wassers zerrten die Logia-Nutzerin wieder und abermals in den Schlamm. Jeder Versuch, zu Staub zu zerfallen, scheiterte an der feuchten Luft und ihrem eingeweichten Fleisch. Dennoch wahrte Mercedes vorsichtigen Abstand, mit den Fingern die eigenen Handknöchel umgreifend.
      »Ich bin Ärztin. Ich suche keine Gewalt…und ich verachte Grausamkeit, aber…« Sie zögerte. »Aber ich will leben. Nur eine von uns wird diesen Ort lebend verlassen. Und ich habe Übung darin.«
      Mit einem knackenden Ruck kugelte sich Mercedes beide Handgelenke aus. Augenblicklich setzte eine furchteinflößende Kettenreaktion ein, die ihren müden Körper rattern und rasseln und scheppern und ruckeln ließ. Unter den Rissen und Löchern in ihrer Kleidung zeichneten sich die schlanken Muskeln atemberaubender und markanter ab als zuvor, das starke Kreuz schien die Nähte des bronzebraunen Mantels zu strapazieren und ihr Brustkorb stemmte sich dermaßen hervor, dass ihre lederne Weste entzweiriss. Die gesprengten Knöpfe schossen wie Projektile um Lorcas angstgeweitete Fratze. Ausrutschend und stolpernd windete sich die durchnässte Staubfrau durch den Matsch, fliehend vor der monströsen Mercedes Delacroix, aus deren Nüstern nun tiefschwarzer Qualm die Luft verpestete. Nicht länger von dem Gewicht der Prothese oder den Leiden ihrer menschlichen Hälfte ausgebremst, stapfte Mercedes mit selbstverständlicher Standfestigkeit durch das glitschige Schlammbett. Obschon ihr Gesicht von unaussprechlicher Misshandlung zeugte — geschlagen, getreten, zerschrammt und aufgezerrt, besudelt von Erde, Öl, Ruß und Blut — lächelte sie das mildeste Lächeln der Welt, während Lorca wie ein wildes Tier auf allen Vieren im Dreck knurrte. Der Blick der Kopfgeldjägerin, auf der einen Seite ebenso strahlend grün wie gleißend blau auf der anderen, schien Lorca zu verhöhnen. Zu provozieren. Es machte sie rasend. Der Juckreiz auf Lorcas Gesicht sprang auf ihre Hirnhaut über wie ein Fieber der Seele. Ihr Verstand zwickte und juckte und sie konnte nicht kratzen.
      »Wer ist jetzt der räudige Köter?«, fragte Mercedes schnippisch; woraufhin sich Lorca mit wildem Geheul auf sie stürzte wie ein ganzes Rudel mondtrunkener Bestien.

      Ihrer Teufelskräfte noch immer beraubt, vergrub die keifende Lorca ihre Widersacherin unter einer Schuttlawine aus aufgeplatzten Fäusten und aufgerissenen Fußsohlen. Wo ihre martialische Raserei zuvor jedoch noch Brüche und Quetschungen in Mercedes' Körper gedroschen hatte, liefen ihre wilden Attacken nun wie Bojen am Rumpf einer gewaltigen Fregatte auf. Selbst ihr entfachtester Fausthieb spaltete nichts als flüchtigen Schall. Der bloße Körperkontakt mit der stählernen Frau aber genügte, um dröhnende Vibrationen durch Lorcas taubwerdende Knöchel direkt in ihr Rückenmark zu hämmern. Welch widernatürliche Maschinerie Mercedes auch in Gang gesetzt haben mochte, ihre entfesselte Aura rüttelte an Lorcas Nerven und brachte den eisigen Wind des Loch Llyr aus der Balance. Resigniert ließ sich die Schwarzhaarige zurückfallen, doch Mercedes verwehrte ihr jegliche Bedenkzeit. Die massive Eisenprothese gehorchte der Kopfgeldjägerin nunmehr wie der Taktstock seinem virtuosen Dirigenten und spie feuerfangende Salven aus, die die atemlose Lorca durch das hohe geometrische Graugrün des Cluster Park scheuchten. Binnen weniger gehetzter Meter hatten die Flammen ihr Opfer bereits umzingelt. Zwei majestätische Eichen und eine winddurchfurchte Kastanie brannten bis auf die Wurzeln nieder, sich vor scheinbarer Verzweiflung in die ausufernden Feuersbrünste stürzend — direkt vor Lorcas bloße Zehenspitzen. Mercedes folgte ihrer Beute in den brütenden Hitzekessel. Meterhohe Flammen hatten den Frauen ein kathedralisches Kolosseum errichtet. In unsteten Schüben würgte die ausweglose Lorca wütende Monologe hoch, die sich in ihren schweißig herabhängenden Haarsträhnen verfingen oder vom lärmenden Buschbrand niedergebrüllt wurden. Auf ihrem entblößten Rücken tat sich jeder Wirbel wie ein Fossil am Grunde eines ausgedörrten Flussbetts hervor. Eine Hand zerkratzte sich den ascheberieselten Schopf, die andere durchpflügte die aufgelockerte Erde nach einem Ausweg. Kaum tänzelten erste zögerliche Staubflocken um ihre rußbedeckten Finger, überstürzte Lorca ihre Rache und schleuderte die Macht ihrer Logia in einem wüstenflirrenden Malstrom auf Mercedes. Jene, noch immer in ihrem perfekten Zustand, zerschlug die Staubschwaden mit ihrer Seesteinfaust und ohrfeigte Lorca brachial zu Boden. Für einen Moment empfand Mercedes Mitleid mit dieser kauernden, zusammenzuckenden Kreatur. Dann jedoch entsann sie sich Callaghans Worten und trat die schutzlose Lorca mit der Prothese gegen einen der umgestürzten, schwelenden Baumstümpfe.
      »Du bist kein Monster«, flüsterte ihr Callaghan ins Ohr, »Du bist eine Kämpferin, eine Überlebende.«
      Seine dunkle Stimme rumorte aus dem Maschinenlärm in ihrem Bauch, den toxischen Dämpfen aus ihren Nüstern und der Feuerhölle des Parks. Befreit von jedweder Hemmung packte Mercedes die zusammengekrümmte Lorca im Nacken und zwang sie brutal auf die schlaffen Beine. Aus nächster Nähe erinnerte Lorcas hochrote, pustelübersäte Visage an eine vulkanische Kraterlandschaft, aus der Blut wie Lava eiterte. Die wüstenbraunen Augen schillerten ölig im spastischen Schimmer der auflodernden Feuerwälle. Zu Mercedes' Verwunderung gänzlich ohne Schmerz, und ohne Zorn. Obwohl sich ihre mechanischen Finger tief in Lorcas Haut bohrten, schien sich jene auf perverse Weise an der Kälte zu erfreuen, die das seesteinerne Exoskeletts um ihre Kehle legte. Erst, als Mercedes die Hand zum tödlichen Schlag erhob, begehrte Lorca auf — schrie und tobte und strampelte und kratzte wie ein Kind in den Klauen eines gemeinen Entführers. Denn in ihrem zermürbten Verstand war Mercedes' Faust überlebensgroß zusammengeschmolzen, ein zähfließendes rotes Unheil aus Feuer und Lava und Hass.

      16 Jahre zuvor

      Eine gläserne Scheibe trennte sie von jeder menschlichen Berührung. Ein gläserne Scheibe und doppelt-verstärkte, schalldichte Stahlplatten mit Seesteinlegierung. Höschenlos und breitbeinig saß sie vor diesem riesigen Spiegel, der kein Spiegel war, und zählte die roten Pusteln in ihrem ungewaschenen, verwahrlosten Gesicht. Obwohl ihr ungekämmte Haarbüschel zuweilen die Sicht versperrten, verzählte sie sich nie. Mit den brennenden Mitessern auf ihrer Haut verhielt es sich nämlich wie mit den neugierigen Augenpaaren auf der anderen Seite der Scheibe: Lorca musste sie nicht sehen, um zu wissen, dass sie da waren.

      »Jahrgangsbeste in der Akademie, Vizeadmirälin mit 28, hochdekoriert, bla-bla-bla, Belobigungen, Heldentaten und so weiter…«
      Bewaffnet mit seiner Lesebrille und einem Arbeitseifer auf Sparflamme überflog Godzilla Brakes die ihm gereichte Akte, als schreinerte er im Geiste bereits den Sarg für einen wandelnden Leichnam.
      »Bei der Vita stünde sie problemlos mit einem Bein im Admiralsamt«, urteilte der Hüne über die dicken Brillenränder hinweg, bevor er die Akte abtrat. »Lassen Sie mich raten. 1502?«
      »Eine von Vielen«, nickte der Mann in Weiß düster. Sein langer geflochtener Bart schlackerte rhythmisch gegen die machtgeschwellte Brust wie ein nasses Tau gegen den Rumpf eines alten Seelenverkäufers. Eindrücklich betrachtete er die Frau hinter dem Spiegelglas und die angeschmiedeten Ketten, mit denen sie sich den entzündlichen Ausschlag auf Armen und Beinen blutig scheuerte. Godzilla Brakes hingegen gähnte müde, sich halbsinnierend, halbdösend die krausen Rastazöpfe kratzend.
      »Apokalypsen gehören nicht in die Hände von Normalsterblichen, Sengoku.«
      »Da stimme ich Ihnen zu. Unsere Soldaten sollten nicht Ihren Job machen müssen.«
      Godzilla gluckste, zu schläfrig für echte Betroffenheit. Seufzend lüftete der Großadmiral seine Marinekappe, als wolle er seinem buschigen Afro jene Freiheit schenken, die er Dionisia Lorca verwehrte. »Aber ich muss Sie enttäuschen, Brakes. Vizeadmiral Lorca befehligte an diesem Tag kein Schlachtschiff.«
      »Sondern?«
      »Sie leitete die Evakuierung der Zivilisten.«
      Godzilla lachte laut auf — vor Unbehagen. »Scheiße.«
      »Ja.«
      »Sie war auf dem Schiff, als Sakazuki…?«
      Großadmiral Sengoku nickte flüchtig. »Sie überlebte dank ihrer Teufelskräfte…inmitten hunderter verbrennender Leiber.«
      Über dieses Bild prustete selbst der hartgesottene Godzilla Brakes einen desillusionierten Schwung Lungenluft durch seine wulstigen, dunklen Karpfenlippen.
      »Also klärt mich auf«, forderte er mit einem Anflug moralischer Überlegenheit, während er seine Lesebrille im bewussten Ritus zusammenklappte und wohlbehalten in der Innentasche seines zu engen Jacketts verstaute. »Euer abgerichteter Kampfhund verbeißt sich in der falschen Wade…und sein Opfer landet in der Zelle?«
      »Nicht die Marine hat sie hierher verfrachtet, Brakes.«
      Endlich trat auch der dritte Mann, der Dionisia María Lorca an diesem Tage begaffen sollte, aus einer halbangelehnten Tür in den Beobachtungsraum. Nahezu zwergenhaft im Vergleich, uniformiert mit einem lässigen Jeanshemd über einer noch lässigeren Bluejeans, schlurfte er in den Schatten seiner hünenhaften Kollegen. Über den leicht abstehenden Ohren wellte sich sein unfrisiertes braunes Haar im erbitterten Zweikampf gegen das Grau des Alterns — einen Krieg, den sein markanter Drei-Tage-Bart schon vor Jahren verloren zu haben schien. Godzilla erkannte in dem sonnengegerbten Gesicht den frisch vereidigten Führungsoffizier der CP0-Ziz, tat sich allerdings schwer mit Namen; insbesondere mit jenen, die die Weisen seit Jahrhunderten aus Paranoia und Missgunst durch den Reißwolf jagten.
      »Agent…Rey…nein, Rexroth. Richtig?«
      Ostentativ unbeeindruckt reichten sich die Männer die Hand, wobei Godzillas massive schwarze Pranke sämtliche Finger mitsamt Handrücken des neuesten CP0-Offiziers vereinnahmte.
      »Teddy reicht völlig zu«, sagte Teddy. Ein schiefes Grinsen glänzte rauflustig, hungrig gar im dunkelgrauen Schimmer seiner undurchdringlichen Augen.
      »Wussten Sie, dass die Marine ein Militärgericht unterhält?«, fragte Rexroth in den kleinen düsteren Raum, ohne eine Antwort zu verlangen oder abzuwarten. Sofort identifizierte Godzilla die falsche Fassade und rotzige Impertinenz des tiefen South Blue, wie er sie in seiner Kindheit zu kennen, fürchten und hassen gelernt hatte.
      »Ein ziemlich kranker Witz bei der verfilzten Kumpelmentalität, die jeden internen Ermittler zu Gold Rogers’ Erstgeborenen verdammt. Finden Sie nicht?«
      »Rexroth«, brummelte der Großadmiral mit leidender Miene, was dem Agenten zu entgehen schien. Tatsächlich entging ihm nichts. Mit der unverhohlenen Respektlosigkeit eines Knaben in der Stimme fuhr Theodore Rexroth fort:
      »Oharas Asche trieb noch auf den Wellen, als sich Sakazuki vom Anklagesitz erhob, um sich nicht nur Absolution von all seinen Sünden abzuholen, sondern einen polierten Orden gleich mit dazu.« Angewidert zermalmte Godzilla das Gehörte zwischen den Backenzähnen, dem abgewandten Sengoku einen strafenden Blick zuwerfend.
      »Bellen Sie nicht den falschen Baum an«, mahnte Rexroth lax, »Sakazukis Begnadigung war schon abgewischt, gepudert und gewickelt, noch bevor sie auf dem Schreibtisch des Großadmirals landete. Dionisia Lorca hier…«
      Mit einer windigen Handbewegung, als beschreibe er die Vorzüge einer gebrauchten Schaluppe, deutete er auf die manische Schwarzhaarige in der Zelle. »Lorca hier erwartete den neuernannten Marinehelden vor dem Gerichtssaal. Kennen Sie Sakazuki?«
      Die unverhoffte Frage überrumpelte Godzilla. »Nein. Aber sein Ruf eilt ihm voraus.«
      »Wie die Reiter ihrer Apokalypse«, lächelte Rexroth schurkenhaft, bevor er bierernst nachlegte: »Nach einem kurzen Wortgefecht sprengten die beiden Vizeadmiräle das Dach des Gerichtsgebäudes entzwei und drohten Marine Fort mit einer kleinen Kernschmelze. Glücklicherweise konnten Vizeadmiral Kranich und unser geschätzter Großadmiral hier das schlimmste abwenden.«
      »Wieso weiß ich davon nichts?«, fragte Brakes.
      Sengoku intervenierte, ehe Rexroth seine eigene poltrige Interpretation zum Besten geben konnte:
      »Weil ein künftiger Admiral nicht mit dem Tod von zweidutzend Marines und einer Obersten Richterin in Verbindung gebracht werden darf.«
      »Und warum bin ich hier?«
      Die anschwellende Irritation und Ungeduld in Godzillas zunehmend lakonischen Fragen gab Sengoku Grund zur Sorge genug, wohingegen Rexroth noch immer grinste und nuschelte und die Hände in den Hosentaschen trug wie ein maulfauler Schulrüpel vor dem Rektorenpult.
      »Sie sind hier, Agent Brakes, weil Dionisia Lorca Eindruck auf Ihre — öh, unsere — Vorgesetzten gemacht hat. Weil sie glaubten, eine traumatisierte Admiralsanwärterin kontrollieren zu können, würde man ihr nur die schlechten Gedanken austreiben.«
      Godzilla schluckte. »Machiavelli…«
      »Ebenjener Werk.« Dieses Mal bedachte die große Geste des Agenten Lorca in ganzer Pracht, ein unbezahlbares Kunstwerk inmitten wertlosen Tands. »Wiedergeboren im Becken der Erkenntnis. Gereinigt von allen Erinnerungen an Ohara, das Feuer und Sakazuki. Labil, launisch, unberechenbar, postapokalyptisch. Soll ich sie Ihnen gleich einpacken?.«
      Unwirsch wich Godzilla von der Scheibe und seinen verschwörerisch dreinblickenden Kollegen zurück. Endlich verstand er, zu welchem Zweck ihn die Weisen höchstselbst in dieses erbärmliche Kellerverlies in den Gedärmen des Marinehauptquartiers beordert hatten. Nicht als Berater, nicht als Befreier, sondern als Schlüsselmeister einer schlosslosen Zelle.
      »Fickt. Euch.«
      »Komm’ Sie«, insistierte Rexroth nun mit deutlichem South Blue-Einschlag in der Stimme, »Ich leg sogar noch 'ne Grillzange oben drauf.«
      »Agent Brakes, bitte…«, versuchte Sengoku zu schmeicheln, »Sie allein können sie kontrollieren!«
      Godzilla schnaufte. Unter dem billigen Schultersaum seines Anzuges warfen die schwarzen Nackenmuskeln des Hünen bedrohliche Wogen. »Ersparen Sie’s mir, Sengoku. Das ist keine Frage der Kompetenz, sondern des Vertrauens. Meine Einheit bietet zweite Chancen für reuige Sünder, kein Sanatorium für gewalttätige Geistesgestörte! Meine Leute müssen im Exzess die Nerven bewahren! Allzeit! Wie soll ich einer Frau vernünftige Entscheidungen zutrauen, wenn Dahlia ihr die Vernunft aus dem Schädel gerissen hat? Vergessen Sie’s. Ich bin raus!«
      Mit wütenden Schritten, deren Nachbeben selbst Dionisia Lorca in ihrer Zelle spürte, stampfte Godzilla Brakes zur Tür hinaus. Sengoku versuchte ihm nachzusetzen, verstummte jedoch mit einer letzten Bemerkung des brummenden Agenten:
      »Diese Frau war eine von Ihnen, Sengoku.«
      Der Großadmiral nickte, untröstlich vor Scham.
      »Dann lassen Sie sich endlich ein paar Eier wachsen und geben Sie sie frei. Dionisia Lorca hat für Sie gekämpft…und gelitten für den Glauben an eine Gerechtigkeit, die die Unschuldigen beschützt und das Böse aufhält. Bisher haben Sie ihr das Gegenteil bewiesen. Machen Sie’s wieder gut, Sie Feigling.«

      Zurück blieben ein Großadmiral, dem jede Größe ausgewrungen schien, Dionisia Lorca, in ihrer Zelle Mitesser zählend, und der undurchschaubare Theodore Rexroth. Gegen die halbverspiegelte Scheibe gelehnt, Fingernägel mit Fingernägeln säubernd, grübelte der Agent kurz nach und murmelte schließlich:
      »Unrecht hat er nicht.«
      Sengokus leerer Blick schien dankbar für jeden hoffnungsstiftenden Gedanken. »Ich bin ganz Ohr.
      »Ihr saht in ihr ein schwaches Glied. Wir eine potenzielle Waffe. Ich frage mich…« Eine wölfische Weisheit huschte über die grauen Augen. »Was sieht sie, wenn sie in diesen Spiegel blickt?«

      Zurück in der Gegenwart

      Die blubbernden Magmafinger bleckten auf Lorcas Haut, bis sie prickelte und spritzte und fettige Blasen warf. Vor ihren aufgerissenen Augen machte Mercedes gemeinsame Sache mit dem Feuer. Längst hatte der Ozean im Seestein zu schäumen und kochen begonnen und brühte glühende Striemen in Lorcas Hals. Alles juckte und brannte und zischte wie heißes Öl, rann über ihre Stirn, ihre Nase, ihre Brüste, war im Blut und im Schweiß, brannte auf der Haut, brannte sich unter die Haut, bis hinein in die aufgeplatzten Äderchen auf ihren Augenäpfeln. Am liebsten hätte sie sich beide aus dem Schädel gerissen.
      Mit aller Gewalt musste sich Mercedes gegen die manische Episode ihrer Gegnerin stemmen, warf ihr gesamtes Gewicht auf Lorcas zerschundenen Körper und würgte sie zum krachenden Applaus der abfackelnden Baumkronen. Heiße, schwarze, teerartige Klumpen lösten sich zwischen den Zähnen der feuerumkränzten Kopfgeldjägerin und pladderten auf die fuchtelnde Lorca.
      »Siehst du…«, gurgelte jene in schizophrener Trance, »Siehst du…deine Seele…ist schwarz!«
      Just bevor Mercedes den dunkelglänzenden Ring um Lorcas Kehle zwischen den seesteinernen Fingern ausmachte, schnellten Lorcas hakilegierte Handflächen empor und donnerten wie Schellen gegen ihre Ohren. Mercedes fühlte sich zwischen zwei zusammenkrachenden Morrígans zerquetscht. Fontänen aus blutigem Öl und öligem Blut sprudelten aus ihren Ohren, ganze Sekunden verbrachte sie in tauber, blinder, tumber Einsamkeit. Weder spürte sie die Hitze des Feuers, durch das sie taumelte, noch die reißenden Staubschwaden, die sich wie schwärmende Heuschrecken um Dionisia María Lorcas aufraffenden Leib zusammenrotteten. Erst, als sie den Schatten ihrer Widersacherin im Augenwinkel zu erkennen glaubte, wagte Mercedes einen orientierungslosen rechten Schwinger. Doch die staubverhangene Lorca manifestierte sich auf der anderen Seite, packte ihren Ellbogen — und riss ihr den Arm aus dem Körper. Wie ein Hammerschlag fiel das Seesteinskelett in das glutbesprenkelte Gras. Wie ein Hammerschlag drang der Schmerz in Mercedes ein. Das aufpeitschende Feuer blendete ihre Augen und ihr eigener entfesselter Schrei zerfetzte ihr das Trommelfell. Aus dem klaffenden Loch an ihrer Schulter baumelten hydraulische Schläuche wie gehäutete Schlangen und sabberten dunkles Blut.
      Lorcas Lippen rührten sich, raunten stumme Befehle an ihre staubspeiende Brut. Eine schwarze Phalanx aus Asche und Dreck überrannte die einarmige Kopfgeldjägerin. Atemberaubende, tiefböse Finsternis tilgte das Feuer. Mercedes massiver Maschinenkörper wurde durch die schier überwältigende Macht des Ausbruchs umhergewirbelt. Hakischwarze Staubkörner sausten durch ihr flatterndes haselnussbraunes Haar, zwischen dessen wuselnden Strähnen die enthemmte Lorca in konfusen Schemen vor ihr erschien. Längst handelte Mercedes ohne zu denken. Blitzschnell raffte sie ihre Prothese auf, schoss eine mächtige Salve direkt in Lorcas Bauchraum ab. Die schwarzen Schwärme aber schluckten das Projektil und reduzierten die donnernde Explosion zu einem armseligen Puffen. Unter einem heiseren Lachen packte Lorca die Kopfgeldjägerin daraufhin an den Haaren und schleuderte sie durch eine ganze Baumallee. Ihre dunklen Staubschwaden tauchten den grauen Himmel in abgründige Finsternis, auf dass die Feuer ihrer imaginierten Sonne endlich erstickten. Mit vorgereckten Fäusten sauste Lorca auf ihre niedergeworfene Widersacherin zu, schreiend wie eine Banshee auf der Jagd nach Seelen. Ein letztes Mal ließ Mercedes die ratternden Energien aus ihrer Brust entweichen, raffte sich in Schieflage auf. Nur eine Hand war ihr geblieben. Einatmend, ausatmend erwartete sie Lorca. Einatmend, ausatmend. Kotzend. Eine stechend-stinkende Jauche aus Wasser, Kohlenstaub, Öl und Blut platzte aus ihr heraus, als Mercedes ihren Schlag gegen die herabfliegende Lorca kanalisierte. Cyborg und Staubdämonin trafen in einer solchen Urgewalt aufeinander, dass ein massives Beben über den gesamten Cluster Park hereinbrach. Jenseits seiner Grenzen, durch die uniformen Häuserquader des Jaggers hindurch, warf die Druckwelle noch Briefkästen um, zerdepperte Schaufenster und zerknickte eiserne Laternen wie Reisig.

      »Was zum Teufel?!«, fluchte Felicia Zhang, im Arm ein Kind von etwa zwei Jahren. Auf Geheiß der besorgten Agentin Gamisha hatten sie und ihr Scharfschützentrupp eine weitläufige Evakuierung des umliegenden Gebietes veranlasst — bis zu diesem Moment äußerst zähneknirschend. Protestiert hatte sie. Bereits zwei ganze Häuserblocks hatten sie in persönlicher Bestzeit leergeräumt, hunderte Menschen in eine Entfernung gescheucht, die ihr persönlich hanebüchen erschien. Bis jetzt.
      »Wir müssen uns beeilen!«, rief Shrimati angstbange. Auf den nassen Lehmströmen, die durch die Straßen spülten, trieben unzählige Menschen in Sicherheit. Ungläubig trat Zhang den kleinen Jungen an einen ihrer Sergeants ab, um sich von der Agentin auf das erhöhte Dachwerk einer nagelneuen Nagel-Raffinerie schwämmen zu lassen. Noch ehe sich Shrimati neben ihr aus dem fließenden Lehm materialisiert hatte, war der heiße Schweiß auf Zhangs Stirn zu Eis erstarrt. Über dem gesamten Cluster Park schwirrte die vermeintliche Herbstluft heiß wie im Hochsommer und kratzte selbst aus der Entfernung in der Nase, als wartete Fountleroy Island seit Monaten vergebens auf Regen. Aus den vormals graugrünen Grasflächen brachen Geysire aus Staub, die sich in der dürrebeladenen Luft mit toxischen Kohledämpfen zu reißenden Würgeschlangen verwirbelten. In unregelmäßigen Abständen stürzten himmelsragende Bäume zu Boden, grimme Vorboten eines weiteren gefährlichen Bebens.
      »Welchen Wahnsinn haben Sie in meine Stadt gebracht…«, forderte Zhang im Angesicht all dieser blasphemischen Zerstörung zu wissen.
      Shrimati beobachtete das infernalische Schauspiel bis auf ihre geballten Fäuste scheinbar seelenruhig.
      »Ratten«, sagte sie plötzlich. Zhang verstand nicht.
      »Als die fountischen Kolonialherren vor 200 Jahren in mein Land kamen, schleppten sie Ratten ein. Ratten, die fraßen und sich vermehrten. Weder Ernten noch die heimischen Tiere konnten sich vor den hungrigen Horden retten.«
      »Agent Gamisha, was…?«
      »Als eine Hungersnot drohte, führten die Founts eine Handvoll Mungos ein. Eine Handvoll Mungos gegen abertausende hungrige Ratten.«
      »Und die Mungos konnten die Ratten stoppen?«
      »Die Mungos töteten die Ratten«, flüsterte Shrimati entrückt, »doch es war nie genug. Die Mungos fraßen. Ratte für Ratte. Bis es keine Ratten mehr gab…und sie selbst zu Ratten wurden.« In den butterbraunen Augen der Agentin spiegelte sich das Chaos des Cluster Parks im Panorama einer gefallenen, brennenden Stadt. »Das ist es, was die Regierung tut. So fühlt es sich an. Wir entsenden Plagen, um Plagen auszumerzen. Schaffen Monster, um Monster zu töten. Damit rechtfertigen wir unsere Existenz. Wir—«
      Cluster Park war nicht länger.

      Erdbrocken, die Baumkronen und sogar die vernarbten Ränder auf Mercedes' Rücken zerschliss der grässliche Staub zu feinstem Pulver. Nur die Kopfgeldjägerin selbst blieb zurück, ohnmächtig im Maul des allverschlingenden Sandwurms, den Dionisia María Lorca aus den tiefsten Tiefen der Erde heraufbeschwor. Mit ausgebreiteten Gliedern, halbverwaschen im fiebernden roten Puder, schwebte die Staubdämonin im zyklopischen Auge des Dürresturms. Ganz Nickleby erstarrte in diesen Momenten vor dem apokalyptischen Trichter, der Heathcliff Bentleys grüne Oase aus dem Erdboden saugte. Die Hitze drang in jede Nische, Ritze und jeden Riss und schien gar den Mörtel aus den Fugen alter Backsteinbauten zu kratzen. Ein aufgetanes Loch im schwarzen Winterhimmel sandte güldenes Morgenrot, das den gewaltigen Tornado in Brand steckte. Die verzweifelten Schreie der Kopfgeldjägerin, die sich mit einem Arm gegen den Sturm stemmte, wehten auf den flammenden Winden hinauf zu Dionisia Lorca. In ihrer geistesverlorenen Rage stimmte die Staubfrau in das Lärmen mit ein. Wie im Kanon brüllten die Frauen einander nieder. Jede Faser in Lorcas Körper juckte und kratzte und tobte und begehrte auf, als sie all ihre übrige Macht in einem himmelssprengenden Endschlag fokussierte. Sie war der Sturm und das Brüllen und das Morgenrot und mit einem Kometenschweif aus brennendem Staub schlug sie in Nickleby ein.

      Shrimatis Gedanken galten Lorelei, als sie sich vom Dach stürzte. Fassungslos verfolgte Zhang, wie sie sich in einer wogenden Lehmlawine durch die Gassen wühlte, um ganz Cluster Park schnürte und schließlich in einem sintflutartigen Tsunami gegen die ohrenbetäubende Druckwelle aufbäumte. Beinahe glaubte Zhang, die Schmerzensschreie der Agentin inmitten der wellenschlagenden Lehmfluten zu vernehmen. Heißer Siededampf vernebelte ihr die Sicht. Immer wieder schien der kühle Lehm der berstenden Hitze nachzugeben, nur um doch standzuhalten. Zhang wähnte das Jaggers bereits in Sicherheit, da durchbrach Lorcas letztes, großes Inferno Shrimatis schützenden Schild. Wie Ratten fiel die Zerstörung über das südliche Jaggers her und hinterließ nur Staub im Wind.

      Der junge Agent grüßte Sengoku, wie der Großadmiral von jedem Mann begrüßt werden wollte. Mit dem festen, respektvollen Blick eines unerschütterlichen Bewusstseins um die Bedeutung der blauen Möwe auf weißem Grund. Sengoku spürte eine Verbindung, die weit über die Berührung ihrer Hände hinausreichte und bereits in den Äonen vor dem Rauschen der Gezeiten und dem Formen der Landmassen vorherbestimmt war. Diesen Junge, spürte er, könnte er Sohn nennen. Ein Wort hätte genügt.
      »Valentine Harley. Zu Diensten, Großadmiral.«
      Seine aufgeweckten Augen schillerten wie silberne Münzen am Grunde eines Wunschbrunnens, während sie sich die arme Lorca hinter dem Spiegel besahen, und verhießen ebenso viel Zauber. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, streifte er sich plötzlich das perfekte Jackett ab, lockerte die perfekte blaue Krawatte und zupfte so lange an seinem perfekten weißen Hemd herum, bis es ihm zerknittert halb aus der Hose hing. Sengoku betrachtete sich diesen Ritus mit unerklärlicher Neugier. Selbst das Hochkrempeln der Hemdsärmel beging Valentine Harley mit der schweren zeremoniellen Gravität eines Prälaten beim Anlegen des Ornats. Zuletzt zerzauste er sich den perfekten strohblonden Scheitel und klemmte sich die Imbisskartons, die er angeschleppt hatte, unter die gebräunten Arme. Was auch immer sie beherbergten, stank nach altem Fett und Cholesterin.
      »Wenn Sie mir öffnen könnten«, bat der beladene Harley mit einem Lächeln, das entweder dem Großadmiral oder dem besten Freund galt, den ein Mann im Leben zu finden hoffte. Da Theodore Rexroth keine Anstalten machte, seinem herbeigerufenen Protegé behilflich zu sein, trat Sengoku tatsächlich höchstselbst vor und sperrte dem jungen Agenten die Tür zum Löwenkäfig auf.
      »Seien Sie vorsichtig. Sie ist…ihr Kopf ist nicht ganz…«
      »Vielen Dank«, sagte Valentine Harley mit ansteckender Zuversicht und verschwand in der Zelle. Drei lange Stunden verbrachte er an Dionisia Lorcas Seite. Was er ihr in dieser Zeit sagte, sollte ein spontaner Kurzschluss für immer zu ihrem Geheimnis machen.

      Lorca glich einem Gerippe, das sich nach Jahrhunderten aus einem vergessenen Schlachtfeld freigeschaufelt hatte und auf der Suche nach dem alten Feind das Land durchstreifte. Der Krater aus Erde und Asche quoll schwarz und tot durch ihre blasigen Zehen. Kein Leben regte sich. Am Horizont hinter den weiten, öden Steppen zeichneten sich skelettierte Häuserruinen gegen den beißenden Dunst ab. An einem untergewühlten Stein schrammte sie sich den Fuß auf. Längst zu schwach, um selbst die kleinste Erschütterung abzufedern, stolperte sie in den Dreck. Ihr Fluchen drang kaum lauter aus ihrer Kehle als die Schreie aus den fernen Straßen. Stöhnend zwang sie sich auf die Knie. Vor ihrem unkenntlichen Gesicht rankten die schwarzen Haare wie Schlingpflanzen, sodass die Vibration ihr Gehirn noch vor dem bewegten Bild erreichte. Der Stein, über den sie gestürzt war, grub sich ächzend durch den Dreck und die Asche. Robbte davon. Lorca hätte aufgelacht, wäre ihr nicht jeder Laut im Halse stecken geblieben. Mercedes Delacroix lebte. An dem einen Arm, den Lorca ihr gelassen hatte, quälte sie sich über den Boden. Wo der Staub ihre Haut wie mit einem Reibeisen bearbeitet hatte, klebten Schmutz und dickes Blut an offenem Fleisch. Aus anderen, tieferen Wunden blitzte bronzebrauner Schrott.
      »Nein…«, kläffte Lorca fiebrig. »Nein…komm…« Sie versuchte Mercedes zu packen, versagte jedoch jämmerlich. »Her!«
      Zweimal landete ihr Gesicht im Schutt, bevor sie sich endlich auf die einsturzgefährdeten Beine ackerte. Aus dieser Perspektive glich die krauchende Mercedes einer hilflosen Nacktschnecke. Doch Lorca vermochte sich an diesem Anblick nicht zu weiden. Das Jucken war zurück. Ihr Gesicht, ihre Kopfhaut. Rot, rot, rot. Die entzündeten Pusteln glühten wie Brandeisen. Obwohl es ihr vor Schmerz den Magen aushöhlte, kratzte sich Lorca um den Verstand. Zerflederte Wunden, schlug ihre Nägel in weiches Gewebe und schabte bis auf den Knochen. Nur eines versprach Linderung. Es musste einfach. Festentschlossen humpelte sie hinter Mercedes her. Der alles erdrückende Staub gehorchte ihr längst nicht mehr. Nach kurzer Jagd gab ihr Opfer die Flucht auf. Zitternd vor Schmerz und der Kälte des Todes krümmte sich Mercedes wie eine Larve im Schatten des kreisenden Vogels.
      »Stirb…stirb…!«, keuchte Lorca, als sie der verhassten Kopfgeldjägerin ganz nah war. »Stirb…!«
      »Nein…«, schluchzte Mercedes in ihrer Verzweiflung, griff an sich herab und betätigte einen Riegel an ihrer Prothese.

      Der Schuss echote wie die Kanone eines Geisterschiffes über das tote Land. Lorca bemerkte nicht einmal mehr, wie ihr Bein zersplitterte und ihr Knie zersprang. Plötzlich fand sie sich auf dem Boden wieder, gepeinigt von den unvorstellbaren Schmerzen eines blutsprudelnden Beinstumpen. Dann kreuzten sich ihre Blicke. Reduziert auf die niedersten Triebe des Lebens warfen sich beide Frauen übereinander. Die Einarmige schlug der Einbeinigen ein Auge blutig, bevor ein spitzer Ellbogen ihren Kieferknochen zerschmetterte. Kaum mehr als armselige Sterbenslaute drängten aus diesem rangelnden Knäuel. Mit letzter Kraft umgriff Mercedes Lorcas Nacken und rotierte sie herum wie ein Alligator seine Beute. Sie mit seinem eisernen Gewicht zu Boden pinnend, betätigte der Cyborg einen winzigen Druckpunkt an seinem Oberschenkel. Falsches Fleisch klappte auseinander, um die körpereigene Apotheke freizugeben. Aufs Geratewohl tastete Mercedes nach einer der aufgezogenen Spritzen und trieb sie der strampelnden Lorca tief ins Gesäß. Die Schwarzhaarige tobte laut auf, Mercedes mit einem rückseitigen Kopfstoß erwischend. Halbbewusstlos kam die Kopfgeldjägerin auf. Lorca benötigte ihren gesamten Schwung, um sich auf sie zu hieven. Hätte sie ihre Widersacherin zu Beginn jedoch noch mit unerbittlichen Schlägen zu Mus verarbeiten können, schien sie nun jeder schwerfällige Hieb ein Jahr ihres Lebens zu kosten. Zwei, drei halbherzige Schwinger entlud sie gegen Mercedes’ aufbrechende Nase, ehe sie ermattet zusammensackte. Die Kopfgeldjägerin, kaum noch erkennbar hinter dem Blut und den Brüchen, schob Lorcas Leib von sich. Doch jene erlangte das Bewusstsein zu schnell wieder zurück und verbiss sich in Mercedes’ Hals. Die Kopfgeldjägerin schrie markerschütternd, was Lorca zu ermutigen schien. Zugleich aber spürte sie die Wirkung der Droge, die Mercedes ihr in den Leib gepumpt hatte. Ihr Körper entglitt ihr. Nur das Jucken und Kratzen peinigte sie ungestört. Schlussendlich triumphierte das Nervengift über Lorcas unbändigen Willen und erlaubte Mercedes, ihre Prothese zu erreichen und eine weitere Salve abzufeuern. Das Projektil erfasste zwar lediglich eine unschuldige Häuserfront am anderen Ende des Ödlandes, sein Rückstoß aber stieß das Kanonenbein in Lorcas Unterleib und trennte die beiden Frauen so voneinander. Erst als Mercedes wieder über ihr kniete, bemerkte sie die Brocken ihrer eigenen Kehle zwischen Lorcas Zähnen. Drähte und Schläuche ragten aus blutigem Fleisch. Mit glasigem Blick befühlte sie das eiternde Loch an ihrem Hals. Doch es war nicht ihr eigener Schmerz, den Mercedes spürte. Gegen das helle Braun in Lorcas flehenden Augen trommelten endlose, unhörbare Schreie. Gefangen in ihrem eigenen Körper war Lorca den roten Pusteln hilflos ausgeliefert. Entzündete Synapsen feuerten unablässig auf jede Zelle ihres Seins. Ihr zerbrochener Verstand war das Feuer, in dem sie brannte. Mercedes konnte den Anblick nicht länger ertragen. Und von einer Sekunde auf die andere hörte das Jucken. Einfach. Auf.


    • kapitel 165 köpfgeldjäger gegen die schwarze witwe^^

      kleiner nachtrag vom letzten kapitel
      gut das du das aufgeklärt hast mit den 20kg haben wir uns anscheind sehr verlesen ^^

      aber gut weiter gehts mit dem kapitel

      der anfang macht ulysses gegen Cassiopeia und der puppenkönigin
      also wie erwartet wird hier erst mal nur geredet im großen und ganzen aber wie du das dargestellt hast war das ziehmlich gut
      man merkt wie überfordert die kleine königin ist , kein wunder da sie hier gerade in einer richtigen ausnahmesituation
      ich bin weiter sehr gespannt wie das hier weiter geht , denke mal es wird erst mal mit einen schlag abtausch der worte sein .
      das wird sehr spannend und vllt fliegen dann noch die fäuste

      ich frag mich auch ob ulysses seine leute noch einen schritt unternehmen


      dann bekommen wir den FB , und wie der anschlag vereitelt wurden konnte und wie das alles geplant wurde
      wie erwartet konnten sie zhang sehr schnell von sich überzeugen
      hat mir gefallen


      kommen wir zum kampf lorca gegen mercedes

      puh die beiden frauen schenken sich echt nix und es gut zusache
      aber die frage ist wer hält länger durch , mercedes oder lorca
      ich würde momentan sagen lorca da sie weniger schaden abbekommen hat als mercedes sie ist ja schon seit sie mit dem spion abhauen wollte am kämpfen
      und ob debarra hier auch noch auftauchen wird weis man nicht , ich könnte es mir vorstellen das sie noch dazu kommt


      ab gehts zum kampf remigton gegen lorelei

      wie erwartet ist remigton ein sehr guter kämpfer der weiß wie man sich dominat verhält
      lorelei hat aufjedenfall ordentlich zu tun und wenn ich das richtig verstanden habe hat sie ne porzelan frucht , dachte erst sie war die mit der lehm frucht oder bringen ich hier jetzt was durcheinander .^^ jut kann passieren falls ich hier mal was verwechsel .

      gut das hier luca noch vorbei scheint um zuhelfen sie hat auch noch ne rechnung mit ihm offen ^^ gefällt mir gut


      headshot gegen bentley

      tja die kleine odine kann echt nur zusehen was da vorsich geht
      der kampf ist in vollen gange und sie kann nix machen und fliegen bzw ihre kräfte kann sie auch nicht einsetzten


      o´mara gegen carla

      hier hast du einen perfekten mittelweg gefunden zwischen ein kampf der auf den körper zielt und ein kampf der auf den kopf und geist zielt

      dir liegt es aufjedenfall , vorallem wenn es um carla geht hab ich das gefühl das es dir richtig spaß macht und das bringt uns auch sehr viel lese spaß

      freue mich auf das nächste kapitel
    • Kapitel 165 Kopfgeldjäger vs. Penny Dreadful

      Gestehen wir es uns ein, solange du mir nicht mit einem neuen Kapitel in Nacken sitzt, wird es wohl nichts mit dem Kommentar.
      Wobei... wenn ich jetzt nochmal darüber nachdenke, war es je groß anders….?
      Nun ja, ich habe die Kommentare früher schon früher geschrieben, aber damals kamen die neuen Kapitel auch noch wöchentlich, also keine große Zeit sich mit dem Kommentar groß Zeit zu lassen. XD
      Also gebe ich mich jetzt einfach der Illusion hin, dass ich meine Kommentar-Tätigkeit deinem Veröffentlichungsrhythmus angepasst habe ^^

      -Bo- schrieb:

      »Seid unbesorgt«, tröstete Cassiopeia das Mädchen wenig tröstlich, »Euer Land befindet sich in den besten Händen, die sich auftreiben ließen.«
      OK was sagt das jetzt über die WR bzw CP-0 (Leviathan) aus, wenn die KGJ die sichersten Hände waren, die sich auftreiben ließen oder sollten wir sagen es waren die besten Kämpfer, die sich in diese Situation reintreiben ließen. XD

      Ansonsten gefällt es mir für Catherine auch nicht gerade wie Cassiopeia mit ihr umgeht… Ich habe hier mehr das Gefühl eines… nennen wir es mal Anti/Gegen-Ulysses. Zumindest was ihre Art mit ihr zu Reden angeht. Beiden würde ich kein wirkliches Interesse an ihr und ihrer Situation unterstellen, OK bei Ulysses vielleicht ein wenig. Aber beide haben ihre Interessen und versuchen jetzt Catherine in ihre Richtung zu beeinflussen.
      Was sich in meinen Augen auch darin zeigt, dass Cassiopeia den Anschlag, der immerhin Catherines Hauptstadt betrifft, mehr am Rande erwähnt, während Cassiopeia Ulysses mehr oder minder verkündet, dass er geschlagen ist. Wobei ich kaum glaube, dass er deswegen aufgibt und ich Wette, dass wir uns mindestens noch ein Arc mit ihm beschäftigen werden, denn er wird sicher nicht lange ihr Gefangener bleiben.
      Ich sehe eine große Chance das Cassiopeia bald mit Ulyisses abziehen wird während Catherine alleine in ihrem leergemetzelten Schloss zurückbleibt und sehen muss, wie sie mit dem ganzen Chaos klarkommt. Immerhin dürfte ihr keiner ihrer früheren Berater mehr zur Verfügung stehen, da sie sich entweder als Verräter herausgestellt haben oder tot sind. Wohingegen Cassiopeia mit Ulysses eventuell auf Beatrix treffen könnte, sofern sich diese nicht zuerst nochmal mit Mercedes beschäftigen möchte.

      Danach, in der Timeleine eigentlich davor, bekommen wir die Erklärung wie Zhang auf die Truppe gestoßen ist und warum sie sich mit ihren Männern am Hinterhalt beteiligt hat. Besonders amüsiert hat mich dabei, wie die ganze beschriebene Situation in der sicheren Wohnung die Aussage von Cassiopeia an Catherine nochmal besonders kontrastiert bzw ab absurdum führt. Zumindest bis zu dem Moment wo Mercedes bei ihnen Anruft und sofort wieder so etwas wie Hoffnung und Tatkraft aufkommt. Wobei die Aussicht mit der Stadt in die Luft zu fliegen sicher sehr motivierend sein kann XD.
      Weiterhin meine ich herausgelassen zu haben, dass Zhang O’Mara irgendwie an Cal erinnert. Mal schauen, ob dies irgendwann nochmal eine tiefere Bedeutung bekommt.

      Aber zurück zu dem aktuellen Kämpfen
      Mercedes vs. Lorca zerlegen weiterhin begeistert den Cluster Park, während sie sich gegenseitig versuchen genug Schaden zuzufügen, damit der andere endlich erledigt ist. Allerdings sind beide mehr als nur stark im Nehmen, was uns einen sehr interessanten und dynamischen Kampf beschert. Besonders gefällt mir gerade, wie der See und damit die Schwäche der Teufelskräfte in Kampf mit eingebaut wird. Derzeit scheinen beide ziemlich gleich vor ihrem Ende zu stehen, wobei Lorca einen kleinen Verteil zu haben könnte, allerdings ist dies ihr erster richtiger Kampf oder besser gesagt, der erste Kampf in dem sie wirklich einstecken muss, während Mercedes schon den Pest-Doktor, den Terrorvogel und Beatrix hinter sich hat, ganz zu schweigen von der Explosion in…. wie auch immer die Stadt hier.^^ Anders gesagt, Mercedes ist schon mehr als angeschlagen und ich frage mich wie der Kampf gelaufen wäre, wenn Lorca auf eine ausgeruhte Mercedes getroffen wäre.

      Auch bei Lorelei vs. Remington wird die Umgebung im Mitleidenschaft gezogen, wenn auch nicht so gründlich wie im vorherigen Kampf. Remington scheint kaum Probleme zu haben dem Kampf zu dominieren, zumindest würde ich ihm derzeit als klar überlegen ansehen, sowohl im Kampf als auch in der Diskussion, welche die beiden nebenher führen.
      Lustig finde ich auch den Kampf (heißer) Dampf gegen Porzellan, bei dem ich schon vor dem Vergleicht von Reminton mit einem Teekessel an so etwas denken musste, besonders da sie im Land der Teetrinker sind.
      Jedenfalls muss ich Luce jetzt wohl ebenfalls am Kampf gegen Remington beteiligen. Zum einen, weil die beiden Frauen jeweils alleine wohl kaum eine Chance haben werden, zumindest nach derzeitigem Stand und zu anderen wird Remionton Luca sicher nicht so einfach vorbeilassen, immerhin hat sie noch eine gebrochene Nase bei ihm gut.

      Zu Headshot vs. Bentley fällt mir nicht wirklich etwas ein, außer nochmal zu betonen, wie interessant ich es finde das… die beiden Bestien hier auf der Kathedrale gegeneinander antreten. Wobei das Bild immer weniger Flughund gegen Bluthund, sondern Vampir gegen Werwolf wird. Ist das Buschmesser eigentlich aus Silber? ;)

      Bei Carla und O’Mara bekommen wir zunächst die Information, dass nicht alle Teleschnecken geblockt wurden, sondern nur die öffentlichen Frequenzen, um die restlichen besser abhören zu könne. Das erklärt nicht nur, warum Carla von allen Plänen wusste, sondern auch warum die Commonwealths weite Übertragung trotzdem funktioniert hat, da die Regierung hier wohl kaum das öffentliche Netz benutzen dürfte.

      Dass Carla zu den giftigen Spinnen (Schwarze Witwe?) gehört hatte ich schon wieder vergessen, stellt aber glaubhaft sicher, dass Krill für längere Zeit aus dem Spiel genommen wird. Auch das ein Teil ihrer Netze nicht klebrig ist, sonders sehr gut als Trampolin benutzt werden kann, hat mich zunächst irritiert. Aber wenn ich mich recht entsinne, können die Spinnen wirklich entscheiden, ob die Fäden klebrig sein sollen oder nicht, also auch hier ist mal wieder alles sehr Stimmig.

      Die Idee von O’Mara wie er aus den Fängen der Spinne entkommt und gleichzeitig Krill befreien kann, gefällt mir ebenfalls sehr gut, aber er scheint mal wieder nicht ganz bis zum Ende bzw bis zum Flug durch das Turmdach gedacht zu haben. Zwar sind jetzt beide nicht mehr in den direkten Fängen, aber er ist um einiges mehr Lädiert als vorher. Könntest du mal bitte die Knochen aufzählen die bei O’Mara noch heil sind, dürfte schneller gehen als die gebrochenen Knochen zu benennen^^
      Trotzdem scheint er am Ende noch genug Energie übrigzuhaben, um Carla zumindest so weit einzuschüchtern, dass er fürs Erste die Oberhand zu haben scheint. Allerdings kann ich mir gerade nicht wirklich vorstellen, wie er sie in diesem Zustand noch besiegen bzw. richtig angreifen soll, außer mit einem Haki-Bodycheck durch eine Wand des Turms, sofern sie sich an diese drängen lässt.

      -Bo- schrieb:

      2. Als (stark) tätowierter Mann habe ich die Verbindung zwischen "negativen Eigenschaften" und "Körperschmuck" gar nicht gezogen, muss ich sagen. Im Grunde war mein Gedankengang, hier eine düstere, "badass" Version von Catherine II. einzubauen. Die beiden Catherines gleichen sich ja in so ziemlich allen Belangen und ich wollte durch die Piercings ihre Mutter ein Stückweit abgrenzen. Das jedoch definitiv nicht in negativer Hinsicht. Einfach, weil ich Piercings und ähnliche Körpermodifikationen nicht als etwas "böses" wahrnehme. Deine Lesart ergibt natürlich Sinn, gerade in Hinblick auf gewisse Vorurteile, aber war keineswegs von mir beabsichtigt. Ich fand das Design schlichtweg cool für eine gefürchtete Kriegstreiberin, die ohne ihre Piercings engelsgleich wirken würde.
      Erstmal ja und ich will betonen, dass ich Piercings und Tattoos im Alltag nicht mit negativen Eigenschaften verbinde, auch wenn ich weder das eine noch das andere habe.^^ Meine Aussage war mehr drauf bezogen bzw. besser gesagt beeinflusst, dass in Filmen und Bücher oft solche Verbindungen/Trops gezogen werden. Davon habe ich mich wohl, in Verbindung mit ihrem Titel Seuchen-Königin, etwas zu viel beeinflussen lassen. Zumindest kam mir nicht der Gedanke, dass dies dazu dienen könnte hier nochmal einen Kontrast/Gegensatz zu ihrer Puppenköniginennen Tochter aufzumachen, was aber nach dem Lesen deiner Erklärung genauso viel Sinn ergibt. XD

      Insgesamt wieder ein sehr schönes und interessantes Kapitel mal schauen wie es an den einzelnen Orten weitergeht. Immerhin müsste der Schadensbalken bei den meisten mittlerweile im roten Bereich liegen XD
      :thumbsup: Nicht nur in One Piece die reine Wahrheit: :thumbsup:
      Pirates are evil?!!... ...The Marines are Justice?!!
      These labels have been passed around Heaven knows how many times...!!!
      Kids who have never known peace... ...and kids who have never known war... ...Their values are too different!!!
      Whoever stands at the top can define right and wrong as they see fit!!!
      Right now, we stand in neutral territory!!!
      "Justice will prevail"?!... ...Well, sure it will!
      Whoever prevails... ...is Justice!!!! (Doflamingo)

      So kann man es aber auch sehen
      "THERE IS NO JUSTICE, THERE IS ONLY ME!"
      Death, Discworld, Terry Pratchett

    • Okay, das letzte Mal ist zu lange her. Belassen wir es dabei und konzentrieren uns stattdessen gänzlich auf das neue Kapitel, welches unter dem Titel "Was zerbrochen werden will" an alter Stelle zu finden ist. Viel Spaß wünsche ich. :D

      David

      Monkey D. David schrieb:

      der anfang macht ulysses gegen Cassiopeia und der puppenkönigin
      also wie erwartet wird hier erst mal nur geredet im großen und ganzen aber wie du das dargestellt hast war das ziehmlich gut
      man merkt wie überfordert die kleine königin ist , kein wunder da sie hier gerade in einer richtigen ausnahmesituation
      ich bin weiter sehr gespannt wie das hier weiter geht , denke mal es wird erst mal mit einen schlag abtausch der worte sein .
      das wird sehr spannend und vllt fliegen dann noch die fäuste
      Cassiopeia würde es natürlich vorziehen, die Situation gewaltlos zu klären und Catherine weitere Gefahrensituationen zu ersparen. Bleibt die Frage, ob das mit einem Ulysses McKenna in der Gleichung möglich ist. Über den Punkt einer gewaltlosen Lösung ist der Gute mittlerweile längst hinaus. Also mal sehen, ob Cassiopeia das gedeichselt kriegt. ^^

      Monkey D. David schrieb:

      dann bekommen wir den FB , und wie der anschlag vereitelt wurden konnte und wie das alles geplant wurde
      wie erwartet konnten sie zhang sehr schnell von sich überzeugen
      hat mir gefallen
      Die Erklärung war ich euch ja schuldig und hoffe, dass sie zufriedenstellend ist. Viel mehr Zeit oder Energie wollte ich dafür auch nicht aufwenden. Die Szene erfüllt ihren Zweck, denke ich.

      Monkey D. David schrieb:

      puh die beiden frauen schenken sich echt nix und es gut zusache
      aber die frage ist wer hält länger durch , mercedes oder lorca
      ich würde momentan sagen lorca da sie weniger schaden abbekommen hat als mercedes sie ist ja schon seit sie mit dem spion abhauen wollte am kämpfen
      Das stimmt, Mercedes hatte in den letzten Tagen definitiv mehr Action als Lorelei. Andererseits sind Loreleis Wunden sehr frisch und sie bekam quasi auf einen Schlag ab, was Mercedes über mehrere Stunden erdulden musste. Die beiden Frauen befinden sich definitiv jeweils in ihrer eigenen Notlage und werden aufs Ganze gehen müssen, um zu überleben.

      Monkey D. David schrieb:

      und ob debarra hier auch noch auftauchen wird weis man nicht , ich könnte es mir vorstellen das sie noch dazu kommt
      Das wäre auf jeden Fall ein interessanter Gedanke, also wer weiß? :D

      Monkey D. David schrieb:

      wie erwartet ist remigton ein sehr guter kämpfer der weiß wie man sich dominat verhält
      lorelei hat aufjedenfall ordentlich zu tun und wenn ich das richtig verstanden habe hat sie ne porzelan frucht , dachte erst sie war die mit der lehm frucht oder bringen ich hier jetzt was durcheinander .^^ jut kann passieren falls ich hier mal was verwechsel .
      Das mit der Lehm-Frucht ist Shrimati, Loreleis rechte Hand. Lorelei hat die Porzellan-Frucht, ja. (Für dich ich mir noch einen besseren Namen überlegen muss. :D)
      Mehr von ihr und ihrer Kraft gibt es bereits im neuen Kapitel.

      Monkey D. David schrieb:

      gut das hier luca noch vorbei scheint um zuhelfen sie hat auch noch ne rechnung mit ihm offen ^^ gefällt mir gut
      Genau. Luca hatte in diesem Arc emotional so viel zu knabbern, dass ihr dieser eher nüchterne Kampf gegen Remington ganz gut tuen wird. Die beiden verbindet jetzt nicht unfassbar viel außer einer Szene im Kesselhaus, wodurch ich den Fokus viel stärker auf den Kampf und die Action legen kann und werde. Aber mehr dazu, wie gesagt, schon im neuen Kapitel.

      Monkey D. David schrieb:

      tja die kleine odine kann echt nur zusehen was da vorsich geht
      der kampf ist in vollen gange und sie kann nix machen und fliegen bzw ihre kräfte kann sie auch nicht einsetzten
      Im Moment kann Ondine nur auf Headshot als ihren Retter vertrauen, ja. Wird sich zeigen müssen, ob die Kleine noch etwas an ihrer Situation wird ändern können.

      Monkey D. David schrieb:

      hier hast du einen perfekten mittelweg gefunden zwischen ein kampf der auf den körper zielt und ein kampf der auf den kopf und geist zielt
      Danke, das freut mich. Für mich ist O'Mara vs. Carla die mit Abstand schwierigste Kampfkonstellation in diesem Arc und ich hoffe sehr, dass ich die Erwartungen erfüllen kann. Hier muss, wie du sagst, ein Mittelweg zwischen Kampf und Dialog, Gewalt und Köpfchen gefunden werden. Davor gruselt es mich zwar schon, aber gespannt bin ich dennoch.^^

      Monkey D. David schrieb:

      dir liegt es aufjedenfall , vorallem wenn es um carla geht hab ich das gefühl das es dir richtig spaß macht und das bringt uns auch sehr viel lese spaß
      Ja, absolut. Carla ist zwar eine sehr komplizierte, aber dadurch auch sehr lohnende Figur und bislang ist sie auch der Arc-Boss, mit dem ich am meisten Spaß habe. Sie ist ein komplett neuer Typus Gegner und das macht mir ungemein Freude. Abgesehen davon, dass sie wunderbar meine dramatische Ader bedient. :D
      qoii


      qoii schrieb:

      OK was sagt das jetzt über die WR bzw CP-0 (Leviathan) aus, wenn die KGJ die sichersten Hände waren, die sich auftreiben ließen oder sollten wir sagen es waren die besten Kämpfer, die sich in diese Situation reintreiben ließen. XD
      Dazu wird es am Ende des Arcs noch eine saftige Info-Bombe geben, also unbedingt dran bleiben und nicht umschalten. :D

      qoii schrieb:

      Ansonsten gefällt es mir für Catherine auch nicht gerade wie Cassiopeia mit ihr umgeht… Ich habe hier mehr das Gefühl eines… nennen wir es mal Anti/Gegen-Ulysses. Zumindest was ihre Art mit ihr zu Reden angeht. Beiden würde ich kein wirkliches Interesse an ihr und ihrer Situation unterstellen, OK bei Ulysses vielleicht ein wenig. Aber beide haben ihre Interessen und versuchen jetzt Catherine in ihre Richtung zu beeinflussen.
      Was sich in meinen Augen auch darin zeigt, dass Cassiopeia den Anschlag, der immerhin Catherines Hauptstadt betrifft, mehr am Rande erwähnt, während Cassiopeia Ulysses mehr oder minder verkündet, dass er geschlagen ist.
      Ja, Cassiopeia ist nicht gerade der mütterliche oder vertrauensselige Typ. Catherine gerät hier vom Regen in die Traufe, aber immerhin ist der Agentin an ihrem Weiterleben gelegen, während Ulysses mittlerweile keine andere Option mehr sieht, als die Puppenkönigin zu töten. Cassiopeia kümmert sich nicht um den Anschlag, die Toten oder Catherine -- allein die Mission zählt, und für Cassiopeia bedeutet das: Ulysses dingfest machen.

      qoii schrieb:

      Wobei ich kaum glaube, dass er deswegen aufgibt und ich Wette, dass wir uns mindestens noch ein Arc mit ihm beschäftigen werden, denn er wird sicher nicht lange ihr Gefangener bleiben.
      Ich sehe eine große Chance das Cassiopeia bald mit Ulyisses abziehen wird während Catherine alleine in ihrem leergemetzelten Schloss zurückbleibt und sehen muss, wie sie mit dem ganzen Chaos klarkommt. Immerhin dürfte ihr keiner ihrer früheren Berater mehr zur Verfügung stehen, da sie sich entweder als Verräter herausgestellt haben oder tot sind. Wohingegen Cassiopeia mit Ulysses eventuell auf Beatrix treffen könnte, sofern sich diese nicht zuerst nochmal mit Mercedes beschäftigen möchte.
      Interessant, interessant. Ich frage mich, wen du hier mehr unterschätzt -- Ulysses oder Cassiopeia? :D

      qoii schrieb:

      Danach, in der Timeleine eigentlich davor, bekommen wir die Erklärung wie Zhang auf die Truppe gestoßen ist und warum sie sich mit ihren Männern am Hinterhalt beteiligt hat. Besonders amüsiert hat mich dabei, wie die ganze beschriebene Situation in der sicheren Wohnung die Aussage von Cassiopeia an Catherine nochmal besonders kontrastiert bzw ab absurdum führt. Zumindest bis zu dem Moment wo Mercedes bei ihnen Anruft und sofort wieder so etwas wie Hoffnung und Tatkraft aufkommt. Wobei die Aussicht mit der Stadt in die Luft zu fliegen sicher sehr motivierend sein kann XD.
      Jo, das war auch meine Intention.^^
      Die Kopfgeldjäger sind alles, aber keine Helden, und gerade dieser Arc hat ihre persönlichen wie beziehungstechnischen Schwächen überdeutlich zum Vorschein gebracht. Ohne Callaghan hat sich die Kerncrew (Mercedes, Krill, O'Mara) binnen weniger Tage selbst zerlegt, wie O'Mara korrekt gegenüber Carla anmerkt. Die bedrückte Stimmung spiegelt dies mMn sehr treffend wieder.

      qoii schrieb:

      Weiterhin meine ich herausgelassen zu haben, dass Zhang O’Mara irgendwie an Cal erinnert. Mal schauen, ob dies irgendwann nochmal eine tiefere Bedeutung bekommt.
      Ja, O'Mara erwähnt Cal am Ende ja auch. Letztlich wünscht sich O'Mara vermutlich nichts sehnlicher, als die alte Dynamik zurückzubekommen. Der ganze Arc ging für ihn ja in die Hose, als er sich gegen Mercedes (und damit gegen Callaghans Hackordnung) gestellt hat. O'Mara ist intelligent, aber er ist kein Anführer. Zu impulsiv, zu fahrlässig. Zhang erinnert ihn in ihrer resoluten, kontrollierten Art an Callaghan, weil er sich diesen an seiner Seite wünscht. Kurzum: O'Mara ist die Verantwortung leid. Wie ein Junge, der Mist gebaut hat und nach Papa schreit. :D

      qoii schrieb:

      Mercedes vs. Lorca zerlegen weiterhin begeistert den Cluster Park, während sie sich gegenseitig versuchen genug Schaden zuzufügen, damit der andere endlich erledigt ist. Allerdings sind beide mehr als nur stark im Nehmen, was uns einen sehr interessanten und dynamischen Kampf beschert. Besonders gefällt mir gerade, wie der See und damit die Schwäche der Teufelskräfte in Kampf mit eingebaut wird. Derzeit scheinen beide ziemlich gleich vor ihrem Ende zu stehen, wobei Lorca einen kleinen Verteil zu haben könnte, allerdings ist dies ihr erster richtiger Kampf oder besser gesagt, der erste Kampf in dem sie wirklich einstecken muss, während Mercedes schon den Pest-Doktor, den Terrorvogel und Beatrix hinter sich hat, ganz zu schweigen von der Explosion in…. wie auch immer die Stadt hier.^^ Anders gesagt, Mercedes ist schon mehr als angeschlagen und ich frage mich wie der Kampf gelaufen wäre, wenn Lorca auf eine ausgeruhte Mercedes getroffen wäre.
      Fairerweise muss man sagen, dass Lorca eine schwere Schusswunde überlebt hat und von einem Zu überrollt wurde. Wirklich fit sind beide Frauen nicht, obschon Mercedes natürlich schon länger lädiert und auf Achse ist. Ein Kampf zwischen den topfitten Frauen hätte vermutlich noch mehr Zerstörungspotenzial als ohnehin schon -- aber das Duell ist ja noch jung und es kann/wird noch so einiges passieren.^^

      qoii schrieb:

      Auch bei Lorelei vs. Remington wird die Umgebung im Mitleidenschaft gezogen, wenn auch nicht so gründlich wie im vorherigen Kampf. Remington scheint kaum Probleme zu haben dem Kampf zu dominieren, zumindest würde ich ihm derzeit als klar überlegen ansehen, sowohl im Kampf als auch in der Diskussion, welche die beiden nebenher führen.
      Richtig. Remington ist eine Nummer zu groß für Lorelei, die eine bessere Teamleiterin als Kämpferin ist. Sie weiß sich zwar zu behaupten, aber gegen Kaliber wie einen Remington kommt sie dann doch nicht an.

      qoii schrieb:

      Lustig finde ich auch den Kampf (heißer) Dampf gegen Porzellan, bei dem ich schon vor dem Vergleicht von Reminton mit einem Teekessel an so etwas denken musste, besonders da sie im Land der Teetrinker sind.
      Schön, dass dir das aufgefallen ist. Kleine obskure Metapherspielerei meinerseits. :D

      qoii schrieb:

      Jedenfalls muss ich Luce jetzt wohl ebenfalls am Kampf gegen Remington beteiligen. Zum einen, weil die beiden Frauen jeweils alleine wohl kaum eine Chance haben werden, zumindest nach derzeitigem Stand und zu anderen wird Remionton Luca sicher nicht so einfach vorbeilassen, immerhin hat sie noch eine gebrochene Nase bei ihm gut.
      Absolut. Luca und Remington passen mMn sehr gut zusammen. Einerseits kennen sie einander schon und hatten Interaktionen, andererseits besteht keine superemotionale Verbindung, die einem stringenten Kampf abträglich wäre. Das neue Kapitel dürfte Beweis genug sein.

      qoii schrieb:

      Zu Headshot vs. Bentley fällt mir nicht wirklich etwas ein, außer nochmal zu betonen, wie interessant ich es finde das… die beiden Bestien hier auf der Kathedrale gegeneinander antreten. Wobei das Bild immer weniger Flughund gegen Bluthund, sondern Vampir gegen Werwolf wird. Ist das Buschmesser eigentlich aus Silber?
      Ja, Werwolf vs. Vampir trifft es sehr gut, natürlich herrlich theatralisch auf den Dächern einer endlosen Kathedralenstadt. Mehr Gothic geht nicht, glaube ich. :D

      qoii schrieb:

      Bei Carla und O’Mara bekommen wir zunächst die Information, dass nicht alle Teleschnecken geblockt wurden, sondern nur die öffentlichen Frequenzen, um die restlichen besser abhören zu könne. Das erklärt nicht nur, warum Carla von allen Plänen wusste, sondern auch warum die Commonwealths weite Übertragung trotzdem funktioniert hat, da die Regierung hier wohl kaum das öffentliche Netz benutzen dürfte.
      Jap, die kleine Exposition war ich auch ja noch schuldig. Ich denke, so müsste alles Sinn machen.

      qoii schrieb:

      Dass Carla zu den giftigen Spinnen (Schwarze Witwe?) gehört hatte ich schon wieder vergessen, stellt aber glaubhaft sicher, dass Krill für längere Zeit aus dem Spiel genommen wird. Auch das ein Teil ihrer Netze nicht klebrig ist, sonders sehr gut als Trampolin benutzt werden kann, hat mich zunächst irritiert. Aber wenn ich mich recht entsinne, können die Spinnen wirklich entscheiden, ob die Fäden klebrig sein sollen oder nicht, also auch hier ist mal wieder alles sehr Stimmig.
      Schwarze Witwe, genau. Stand das nicht sogar im Kapitel? xD
      Carlas Gift und die Fäden sind mir jedenfalls sehr willkommen, um diesen Kampf etwas auszubremsen. Das mit den Spinnfäden habe ich vor Ewigkeiten mal gelesen, wobei ich aber nicht weiß, ob das auch auf Schwarze Witwen zutrifft. Fand es aber logisch. Und nachdem bei Oda sogar Triceratopse aus Prinzip fliegen können, wird mir dieser zoologische Kniff wohl gestattet sein. :D

      qoii schrieb:

      Die Idee von O’Mara wie er aus den Fängen der Spinne entkommt und gleichzeitig Krill befreien kann, gefällt mir ebenfalls sehr gut, aber er scheint mal wieder nicht ganz bis zum Ende bzw bis zum Flug durch das Turmdach gedacht zu haben. Zwar sind jetzt beide nicht mehr in den direkten Fängen, aber er ist um einiges mehr Lädiert als vorher. Könntest du mal bitte die Knochen aufzählen die bei O’Mara noch heil sind, dürfte schneller gehen als die gebrochenen Knochen zu benennen^^
      Puh, also gebrochen hat sich O'Mara bestimmt ein paar Rippen. Dazu Prellungen und Quetschungen, ausgerenkte Wirbel und einen gehörigen Brummschädel. All diese Verletzungen sind aber nötig, um den Kampf gegen Carla einigermaßen in der Balance zu halten, denn...

      qoii schrieb:

      Trotzdem scheint er am Ende noch genug Energie übrigzuhaben, um Carla zumindest so weit einzuschüchtern, dass er fürs Erste die Oberhand zu haben scheint. Allerdings kann ich mir gerade nicht wirklich vorstellen, wie er sie in diesem Zustand noch besiegen bzw. richtig angreifen soll, außer mit einem Haki-Bodycheck durch eine Wand des Turms, sofern sie sich an diese drängen lässt.
      ...O'Mara kann Carla nicht durch seine überlegene Physis bezwingen. Dazu ist er zu lädiert. Er muss also Köpfchen beweisen und sie psychologisch wie intellektuell schlagen. Was auch wesentlich poetischer sein dürfte, nachdem ihn Carla den ganzen Arc über vorgeführt und manipuliert hat.

      qoii schrieb:

      Erstmal ja und ich will betonen, dass ich Piercings und Tattoos im Alltag nicht mit negativen Eigenschaften verbinde, auch wenn ich weder das eine noch das andere habe.^^ Meine Aussage war mehr drauf bezogen bzw. besser gesagt beeinflusst, dass in Filmen und Bücher oft solche Verbindungen/Trops gezogen werden. Davon habe ich mich wohl, in Verbindung mit ihrem Titel Seuchen-Königin, etwas zu viel beeinflussen lassen. Zumindest kam mir nicht der Gedanke, dass dies dazu dienen könnte hier nochmal einen Kontrast/Gegensatz zu ihrer Puppenköniginennen Tochter aufzumachen, was aber nach dem Lesen deiner Erklärung genauso viel Sinn ergibt. XD
      Habe ich auch nicht so aufgefasst, keine Sorge. Letztlich ist es mir sogar egal, ob man die Körperkunst nun als Verstärkung der negativen Attribute auffasst oder nicht. Catherine I. ist eine streitbare Frau, da passt die Frage mMn sehr gut rein.^^


    • so ich hatte mir ja vorgenommen vor dem FT noch deine FF zu kommentieren ^^
      lieber spät als nie würde ich mal sagen haha

      puh wo fange ich am besten an den das kapitel war wieder mega gut
      deswegen unterteile ich es in 2 abschnitte

      uylsses gegen Cassiopeia

      wir sehen wieder einmal wie gut du mit Cassiopeias psycho spielchen umgehen kannst
      das hast du echt super rübergebracht und für einen moment dachte ich echt ulysses würde einbrechen aber gut die reaktion von ihm hat mich auch hart getroffen würde ich sagen ^^
      also hier bleibt es sehr spannend und vorallem da die kleine königin echt nicht entkommen kann und alles mit ansehen muss

      wie dieser kampf ausgeht wird sehr spannend sein , vorallem da jetzt Cassiopeia ernst machen will
      da frage ich mich wieso sie das bei lorca nicht konnte . möglich ist das sonst ihr plan in gefahr gewesen wäre
      dazu wirst du uns bestimmt noch mehr erzählen , wenn die zeit reif ist .


      so kommen wir zum eigtlichten hauptkampf des kapitels

      luca, lorelei gegen beinhart remigton ^^


      tja und was soll man sagen , außer der hammer .
      ich fand das kapitel von one piece heute schon mega mit robin aber du hast es mit dem kampf einfach mal getoppt

      der kampf hatte so eine gute dynamik drin das man echt mit gefiebert hat und da es bei dir nicht wie one piece ist wusste ich echt nicht ob einer hier vllt sterben könnte so spannend war der kampf gestaltet

      zwischen den kampfszenen hast du auch die dialoge super rübergebracht . die auch super in die situation gepasst hat
      die kurzen Fbs waren auch sehr stimming eingesetzt gewesen so das man gleich ne super erklärung hatte für lucas verwandlung.

      ich geb zu ich habe aber zwischen durch kurz den überblick verloren also abgesehen vom turm dürfte da ja so gut wie nix mehr stehen obwohl der turm scheint ja am ende auch zusammenzubrechen was aber glaub er am kmapf von o´mara liegt

      mercedes scheint auch einen harten kampf zu haben aber dazu werden wir später mehr erfahren


      ich finde es gut das du in der finalen phase die kämpfe einzeln erzählst das ist sehr gut gewählt weil man dan gleich im lesefluss drin ist
      das jetzt remigton tot ist , finde ich zwar schade irgenwie mochte ich den alten mann ^^ aber gut der verlierer musste halt sterben wir sind ja schließlich nicht auf einer kaffeefahrt wo sich ein renter und die angestellten streiten weil der tee kalt ist oder er die falsche bingo karte bekommen hat nur weil er blind ist ^^


      aufjendfall mega gutes kapitel und freue mich wie es weiter geht .
    • So, Freunde. Kapitel 167 ist draußen und kann an alter Stelle gelesen werden. Sorry für die erneute Durstrecke, aber das nächste Kapitel steht schon zur Hälfte und dürfte nicht allzu lange auf sich warten lassen. Wir kriegen diesen Arc noch dieses Jahr rum, und wenn ich dabei draufgehe!

      David

      Monkey D. David schrieb:

      wir sehen wieder einmal wie gut du mit Cassiopeias psycho spielchen umgehen kannst
      das hast du echt super rübergebracht und für einen moment dachte ich echt ulysses würde einbrechen aber gut die reaktion von ihm hat mich auch hart getroffen würde ich sagen ^^
      also hier bleibt es sehr spannend und vorallem da die kleine königin echt nicht entkommen kann und alles mit ansehen muss

      wie dieser kampf ausgeht wird sehr spannend sein , vorallem da jetzt Cassiopeia ernst machen will
      da frage ich mich wieso sie das bei lorca nicht konnte . möglich ist das sonst ihr plan in gefahr gewesen wäre
      dazu wirst du uns bestimmt noch mehr erzählen , wenn die zeit reif ist .
      Sagen wir es so: Cassiopeia hat auf dieses Treffen mit Ulysses lange hingearbeitet und ein echter Kampf gegen Lorca...hätte die Chancen auf so ein Treffen minimal geschmälert. Außerdem musste Cassiopeia ja auch ihre Mission erfüllen und Zhang rekrutieren. Also Zeit und Vorsicht spielten eine gewisse Rolle. Alles weitere klärt sich dann nach und nach.^^

      Der Kampf zwischen Cassiopeia und Ulysses wird auf jeden Fall sehenswert, das kann ich versprechen -- und sehr verstörend für die arme Catherine.

      Monkey D. David schrieb:

      tja und was soll man sagen , außer der hammer .
      ich fand das kapitel von one piece heute schon mega mit robin aber du hast es mit dem kampf einfach mal getoppt

      der kampf hatte so eine gute dynamik drin das man echt mit gefiebert hat und da es bei dir nicht wie one piece ist wusste ich echt nicht ob einer hier vllt sterben könnte so spannend war der kampf gestaltet
      Das freut mich sehr. So lange Kampfpassagen sind mMn eine der schwierigsten Aspekte zu schreiben und gerade hier hatte ich das Gefühl, besonders dynamisch inszenieren zu müssen. Ich wollte einen Kampf schreiben, der sich extrem gehetzt und schnellläufig anfühlt, bei dem jede falsche Bewegung den Tod bedeuten kann. Freut mich auf jeden Fall, dass dir das Ergebnis so gut gefallen hat. Das bestärkt mich darin, mehr solcher Kämpfe einzubinden.^^

      Monkey D. David schrieb:

      zwischen den kampfszenen hast du auch die dialoge super rübergebracht . die auch super in die situation gepasst hat
      die kurzen Fbs waren auch sehr stimming eingesetzt gewesen so das man gleich ne super erklärung hatte für lucas verwandlung.
      Ja, eine Pause vom Kampfgeschehen durch Dialoge und/oder Flashbacks finde ich immer ganz angenehm und sorgen für mehr Tiefe inmitten der ganzen Action. Gerade für Lucas Charakter war es mir wichtig, ihre kämpferische Entwicklung logisch zu begründen. Lucas Psyche und ihre Teufelskräfte sind ja auf recht ungesunde Weise verzahnt.

      Monkey D. David schrieb:

      ich geb zu ich habe aber zwischen durch kurz den überblick verloren also abgesehen vom turm dürfte da ja so gut wie nix mehr stehen obwohl der turm scheint ja am ende auch zusammenzubrechen was aber glaub er am kmapf von o´mara liegt
      Also viel stand im Umfeld ohnehin nicht, da der Platz um den Turm ja eine riesige Baustelle ist. Außer ein paar unglücklicher Häuser in der Peripherie haben also nur Gerätschaften und Schutthalden Schaden genommen.^^

      Monkey D. David schrieb:

      mercedes scheint auch einen harten kampf zu haben aber dazu werden wir später mehr erfahren
      Jo, dazu gibt es in Kürze mehr.

      Monkey D. David schrieb:

      ich finde es gut das du in der finalen phase die kämpfe einzeln erzählst das ist sehr gut gewählt weil man dan gleich im lesefluss drin ist
      Denke ich auch. Wie sich im neuen Kapitel zeigen wird, lassen sich aber immer Aspekte der anderen Kämpfe wiederfinden. Am Ende sollte sich ein großes Ganze ergeben, dass die Kampfhandlungen auch zeitlich in Perspektive setzt. Mal schauen, wie gut mir das gelingt. :D

      Monkey D. David schrieb:

      das jetzt remigton tot ist , finde ich zwar schade irgenwie mochte ich den alten mann ^^ aber gut der verlierer musste halt sterben wir sind ja schließlich nicht auf einer kaffeefahrt wo sich ein renter und die angestellten streiten weil der tee kalt ist oder er die falsche bingo karte bekommen hat nur weil er blind ist ^^
      Wir hatten uns ja schon verständigt, dass Remington der jungen Almanag-Agent war und nicht der 60-jährige Bentley. Behalte das für das neue Kapitel also am besten schon einmal im Hinterkopf. Bentley ist der alte Herr. xD


    • so ich hab es dir ja am samstag gesagt das ich es dieses woche noch schaffe ein kommentar dazu lassen

      so in diesem kapitel hast du uns hauptsächlich den kampf zwischen headshot,odine und bentley gezeigt
      bevor ich zu diesen kampf komme schreibe ich kurz was zum kampf lorca und mercedes

      also der kampf der beiden powerfrauen ist wirklich eine hausnummer für sich und mercedes hat wirklich nicht mehr viel zu lachen und pfeifft aus dem letzten loch , was normal ist sie hat ja auch schon extrem viel eintecken müssen bis jetzt und war nicht gerade fit als sie auf lorca getroffen ist
      dagegen ist lorca ja noch gut in form.
      der sieg für lorca scheint zum greifen nahe zu sein aber genau hier wird dann was passieren was den kampfverlauf sehr beeinflussen wird
      entweder passiert hier was von auserhalb oder mercedes hat noch was in der hinterhand falls ja muss sie jetzt ihren trumpf ziehen sonst ist es aus mit ihr .
      ich würde ja sagen flint kommt aus dem himmel geschossen und landet auf lorca ^^ wieso diese lösung ganz einfach callaghan hat die schnauze voll gehabt und dann dürfte flint flugsstunden nehmen und landet dann zufällig genau da wo er gebraucht wird ^^. spaß beiseite denk mal ne lösung wirst du schon parat haben und bin sehr gespannt drauf die zu lesen .

      gehen wir zum hauptkampf des kapitels

      der anfang geht da weiter wo sich bentley und headshot die köpfe einhauen
      ich finde dieses dynamik die du in diesen kampf rein gebracht hast ziehmlich gut , da ihre beiden TFs ja sehr unterschiedlich sind , hast du einen super weg gefunden einen intressanten kampf zu gestalten . hat richtig spass gemacht zu lesen
      dazu dann der kleine einblick zu odine die versucht den schlüssel zu bekommen .

      der kampf headhot gegen bentley schien zu ende zu sein und die sache mit den lupin war gut hinzugefügt so konnte ich gleich nachlesen was das ist .
      das bentley sich befreit und dann heatshot mit einen guten spruch kontert war super gemacht .
      headshot hat glück das odine im richtig augenblick auftaucht und so bentely an sich bindet

      deine beschreibung war mal wieder erste sahne das kannst du einfach verdammt gut .
      auch den kampf dann zwischen odine und bentley hast super geschrieben , eine gute dynamik war vorhanden , gute beschreibung der genazen szenerie und auch hast du gezeigt das odine ihre tf nicht so gut unterkontrolle hat wie sie es gerne hätte .
      aber wenn sie es später mal kann na dann gute nacht ^^ .

      der Fb von bentley wurde von dir auch nochmal super reingesetzt und zeigte nochmal auf das er früh in seinen leben gemerkt hat das was nicht stimmt und er was tun muss um seine schwester zu schützen .

      dann die todes szene von bentley war auch gut umgesetzt er nimmt den frei tod in kauf beovr er gefangen wird .
      obwohl bei seinen verletztungen hätte er glaub eh nicht mehr lange gehabt ohne hilfe .

      dann hast du den namen theodore rein geworfen , sagt mir jetzt erst mal nix
      hab ich wohl vergessen oder aber das ist ne figur die noch bedeutung haben wird . aber das wirst du mir bestimmt noch sagen können ^^

      gut dann wäre ich am ende meines kommentar und freue mich mal wieder wenn es weiter geht .
    • Okay, es ist an sich noch heute, richtig? Denn es immer heute und ich habe am Sonntag angefangen^^
      Ich merke auch, dass ich durchaus etwas raus bin und mich wieder reinfinden muss. Laut letztem Kommentar habe ich bisher drei Kapitel nicht kommentiert. Alleine um wieder aufzufrischen werde ich die alle lesen. Eventuell werde ich mein mangeldnes Gedächtnis und daraus resultierendes Unwissen fröhlich präsentieren, man möge mich dann bitte aufklären^^ Jedenfalls werde ich nicht unbedingt immer die anderen Kommentare und deine Rückmeldung im Kopf haben, eventuelle WIederholungen möge man mir bitte verzeihen.

      Kapitel 165
      Ich mag diese Erkenntnis von Ulysses, dass O'Mara dabei ist, seine Pläne zu ruinieren. Alles in allem erscheint mir das wie ein verdientes Ergebnis gescheiterter (oder unversuchter) Kommunikation.
      Luca ist schon gemein, oder?

      -Bo- schrieb:

      und wirkte dabei in etwa so behaglich wie eine Konfirmandin auf dem Schoß ihres Pfarrers.
      Da fragt man sich, ob das einfach nur ein Shot gegen die Kirche ist oder auch in Menschenjagd selbst ein passender Vergleich wäre.
      Jedenfalls mag ich diesen Rückblick und kann mit Zhang mitfühlen. Wüsste man nicht mehr über die Versammlung, dann wäre es schon eine ganz schöne Enttäuschung. Aber O'Mara ist ja schlau, sollte es mal ein Gedanke am Alkohol vorbeischaffen^^ Ich bemerke dabei (mal wieder), dass du in meinen Augen ziemlich gut darin bist diese Gruppendynamiken zu schreiben und zu erfassen, etwas was ich ziemlich schwierig finde und wo du im Moment dem Erikson Vergleich standhalten musst, was nicht leicht ist.

      Ich muss zugeben, dass sich mir etwas entzieht, wieso ausgerechnet Spinnenweben als Trampolin herhalten können, obwohl es sicherlich überraschend genug ist, damit Carla damit nicht klar kommt (und ja, dein Kommentar zu qoii klärt auf, damit kann ich leben). Zudem beweist alleine schon die Tatsache, dass sie Krill als Geisel nutzt, dass sie sich nicht zutraut gegen O'Mara zu bestehen. Das ist ein Problem, denn wenn Krill erstmal getötet wurde, kann sie nicht mehr damit rechnen einem Kampf zu entgehen. Allerdings ist O'Mara dermaßen erledigt, dass es schwierig werden dürfte noch viel aus ihm herauszubekommen (erinnert mich wieder an frühere Diskussionen: O'Mara war bereits erldeigt, jetzt ist er noch erledigterer, also eigentlich dürfte gar nichts mehr gehen).

      Ich mag diesen OP-artigen Kampf mit Körpern, die zerstörerisch die Umgebung durchfliegen. Arme Natur. Ich frage mich gerade, wie ein Vergleich zwischen dem grünen König und Lorca aussehen würde. Die Logik von Mercedes ist einerseits unloigisch, aber andererseits auch verständlich. Keine Ablenkung, dafür aber auch keine Hilfe. Ich würde ja grundsätzlich Mercedes mehr Durchhaltevermögen zutrauen als Lorca, die es wohl weniger gewohnt sein sollte dermaßen verletzt zu werden.

      Lorelei gegen Remington sieht einseitig aus, an Selbstvertrauen mangelt es Lorelei aber nicht. Mir ist noch nicht so klar, wie hilfreich Porzellan ist, jedoch wirkt es so als hätte sie da mehr so Katakuri-Qualitäten? Luca wäre sicherlich eine Hilfe, aber O'Mara wird sie auch brauchen, von daher ist es auch nicht so dumm. Was sie sich erhofft? Keine Ahnung.

      Bei Headshot gegen Bentley passiert noch nicht so viel, aber die Idee eines Luftkampfes unter Einsatz einer Flugzoan und des Moonwalks gefällt mir. Ondine ist aber auch so ein Persönchen. ich hätte ja wohl die Fliege gemacht... (Später ist mir ins Gedächtnis gerufen worden, dass noch nichts mit Levitation ist)

      Das Ende mit O'Mara ist so schön voller Pathos und ein tolles Eingeständnis von O'Mara. Auch wenn die Familie zu Zeiten eher dysfunktional wirkt, es ist wirklich eine verschworene Gruppe. Carla hat es gut angestellt, doch am Ende scheint es darauf hinaus zu laufen, dass die Entwzeiung und der Streit nicht bestehen bleiben. Einzig die Tatsache, dass O'Mara immer noch weiter macht ist mir aus bekannten Gründen suspekt. Ich erhoffe mir, dass er bald wirklich umkippt und Luca auftaucht. Allerdings wird Remington sich da erstmal noch querstellen...

      Ein wirklich schönes und dynamisches Kampfkapitel, welches mal wieder beweist, dass du den Dreh da raus hast!

      Kapitel 166
      Fragt man sich noch, was Lorelei so ausrichten kann, da klaut sie auf unerwartete Weise Remington den Stock. Damit hätte ich jetzt nicht unbedingt gerechnet, es wirkt auf mich so wie ein Kuzan vs Whitebeard mit Upgrade. So mehr oder minder feste Logia (oder Spezial-Paramecia) haben echt schon was für sich.

      Ulysses gegen Cassiopeia verspricht auch Spannung. Ich fand es interessant, wie Cassiopeia den Versuch startet Ulysses zu belabern will ich fast schon sagen. Allerdings können auch oder insbesondere Worte tief schneiden und Ulysses an vergangene Fehler zu erinnern würde ich als psychologische Kriegsführung sehen. Ich tue mich im Moment schwer, diese Hinweise von Cassiopeia einzuordnen, aber eventuell wird das ja noch klarer. Das Ulysses sie nur lockt habe ich kommen sehen, was es noch lustiger macht, dass Cassiopeia es anscheinend nicht erwartet oder trotzdem nicht richtig gut antizipieren kann. Geschieht ihr recht^^ Ob mir Catherine leid tut oder nicht fällt mir immer noch schwer zu entscheiden, aber Ulysses ist auch nicht eben sympathisch. Schön viel grau^^ Ich mag die Teufelsfrucht von Ulysses, selbst wenn ich immer noch nicht so genau verstehe, was da passiert (oder bisherige Erklärungen wieder vergessen habe). Es spricht aber auch für Cassiopeia, dass sie bislang alles wegstecken kann. Spoannend ist da die Aussage, dass sie sich diesmal nicht zurückhalten muss. Was heißt das?

      Okay, also bei Lorelei und Luca gegen Remington geht es ziemlich brutal zu. Jeder Angriff schlägt brutale Wunden und es fühlt sich so an, als ob am Ende alle gleichermaßen am Boden liegen sollte. Lorelei mit zerfetzter Kehle scheint aber immer noch nicht erledigt zu sein. Da frage ich mich ja, was man anstellen muss, um sie endgültig zu vernichten. Remington ist ziemlich zerstört, andererseits noch nicht endgültig am Boden. Luca am Ende hingegen muss anscheinend den Preis bezahlen ein bisschen über ihrer Gewichtsklasse angetreten zu sein. Jedenfalls gefällt mir das Resultat und der Weg: auf kreative Weise, dank Überzahl und am Ende auch mit einigen Folgen scheinen die beiden Remington überlegen zu sein. Oda sollte dich mal engagieren für seine Kämpfe^^
      Den Flashback habe ich nicht so ganz verstanden (Apfel), abgesehen davon, dass Luca sich bewusst macht, was mit ihr und O'Mara ist. Ich fand es auch traurig, wie sehr sie sich selbst zu ignorieren scheint. Zwar ist sie in vielerlei Hinsicht nicht sonderlich sympathisch, aber irgendwo wünsche ich mir für sie doch mal ein bisschen Glück. Ob ihr das bei dir vergönnt sein wird?

      Okay, es war nur Bait. Ich sollte echt nicht zu viel nachdenken, sondern einfach die Show genießen^^ Remington schafft es entweder mehr Schaden anzurichten als Lorelei absorbieren kann oder er hat sie erstmalig richtig gut getroffen. Ob das was zu bedeuten hat? Man kann es noch anzweifeln. Am Ende braucht es ein Erwachen von ziemlich ausgeprägtem Vorahnungshaki gepaart mit unerwartete hoher Geschwindigkeit von Luca, um Remington Paroli zu bieten. Eine Hand hat Luca schon aufgeben müssen, aber wenn man den Kuzan machen kann und Silber zur Verfügung hat, sollte das nicht unbedingt eine Rolle spielen. Das ist für Luca schon ein gewaltiger Sprung und dürfte sie in die Richtung des Niveaus der Kopfgeldjäger bringen (außer bald kommt Remington wieder zurück^^). Es passt jedenfalls zur OP Logik, dass man insbesondere in solchen Situationen den größten Sprung macht.
      Endlich ihre Logiakräfte nutzen zu können ist auch ein psychologischer Sieg für Luca. Allerdings beweist Remington direkt, dass Logiakräfte mit Haki nicht direkt etwas bedeuten, wenn man sich zu sehr darauf verlässt. Dafür beweist Luca Köpfchen, zuerst mit den Silberfäden, die Remingtons "Sicht" aushebeln und dann dem Betteln und Flehen, was mir mehr wie eine Vorbereitung für Loreleis Schlussangriff vorkommt. Damit sollte Remington wirklich tot sein und ich muss sagen: in seiner Sichtweise erregt nicht unbedingt Mitleid, doch ist er auch ein bisschen tragisch gewesen.
      Zu dem Kampf kann ich sagen, dass es dir gut gelungen ist einerseits Remington als den stärkeren Kämpfer darzustellen und andererseits durch Teamwork und schlaues Kampfverhalten gepaart mit einem folgerichtigen Upgrade die Underdogs gewinnen zu lassen.
      Schöner Payoff nach dem längeren Aufbau! Mit den Logiakräften, die jetzt wirklich nutzbar sind, sollte Luca auch noch zu mehr in der Lage sein, also mal schauen was kommt, denn der kollabierende Turm sorgt für weiteres Chaos!

      Es geht voran, es macht Spaß und die Entscheidung das Kapitel weitestgehend auf die Abhandlung eines Schauplatzes auszurichten sagt mir zu. Vielleicht überflüssig für kleinere Kämpfe, aber dafür hat es sich definitiv ausgezahlt.

      Kapitel 167
      Da bin ich endlich wieder aktuell, mal schauen was da noch kommt.
      Ah ja, da bekomme ich direkt eine Erinnerung, dass Ondine immer noch per Seestein ausgehebelt ist. Was genau sie da vorhat? Keine Ahnung.
      Die Kampfumgebung mit den Kirchen passt zum Dämon Bentley hervorragend, wie du direkt mal beweist. Irgendwie fällt es mir noch schwer die gleiche Begeisterung für den Kampf aufzubringen, aber andererseits habe ich auch gerade einen ziemlich beeindruckenden anderen Kampf hinter mir. Die Prämisse weiß aber immer noch zu gefallen. Headshot dominiert und gewinnt, doch dann leidet er unter dem Problem der "Guten": er soll Bentley festnehmen. Nun ja, wer erwartet, dass da etwas schief geht...
      Was genau Bentley jetzt gemacht hat weiß ich nicht, genauso wenig wie die Bedeutung von Seraphim, aber ein bisschen überrascht es schon, dass er noch so arrogant ist, nachdem er vorher Diverses einstecken musste. Headshot wird zwar überumpelt, aber Zoans können sich durch eine Verwandlung immer noch befreien, was ich für eine gute Lösung finde - einfach öfter diese Größen- und Gestaltänderungen nutzen. Das gab es vielleicht mal mit Chopper, aber natürlich viel zu selten. Ich hätte jetzt denoch eher schwarz für headshot gesehen, da ist Ondine wieder frei und ich verstehe, was der Anfang sollte. Ja, das mit dem (Mit)Denken haut gerade noch nicht so hin. Wie gut, dass es primär Kämpfe sind^^
      Bentley hat aber auch hohe Ansprüche. Mit ihm habe ich definitiv kein mitleid und wie Ondine anfängt mit Steinen zu bewerfen wärmt mein Herz. Zeigs ihm!

      Lorca und Mercedes geben es sich und es kommt mir vor, als ob sie sogar hier bald neue Maßstäbe für Vernichtung und Macht setzen. Vielleicht noch unser guter Machiavelli? Klar, rein von der Kampfstärke sind Callaghan, O'Mara und der grüne König sicherlich auch da oben oder noch höher, aber rein von den Auswirkungen ist es ein neuer Gipfel. Beweist nur wieder, was für ein Maschinenmonster Mercedes eigentlich ist und wie es nur innerhalb von noch größeren Monstern nicht so auffällt. Mit meinem Faible für wirklich starke Personen hast du mich jedenfalls^^
      Zwar schlägt sich Mercedes gut, aber die Logiafähigkeiten bzw. die daraus resultierende Beweglichkeit und Möglichkeit von überall anzugreifen (und auch in der Luft immer perfekt mobil zu bleiben) erweisen sich als überlegen. An sich nicht so überraschend, andererseits hätte ich gedacht, dass Lorca nicht mehr so viel aushalten kann. Nun ja, fürs Erste hat sie Mercedes im Griff, aber das Öl lässt mich schon vermuten, dass da etwas passieren kann.

      Bentleys Gedanken laden dazu ein, alle Hinweise zu erkennen, aber das werde ich nicht tun, obwohl ich den Verweis auf die OP Welt da draußen zu schätzen weiß. Ondine ist jedenfalls ziemlich mächtig auf ihre Art, wobei ich eigentlich nicht erwarten würde, dass bloßer Stein in der Lage sein sollten einem Bentley wirklich zuzusetzen, jedenfalls nicht wenn er vorbereitet ist. Ah ja, da beweist er auch gleich mehr Fähigkeiten. Es wäre schon überraschend, wenn Ondine ihn alleine bezwingen könnte. Was genau sie da bei dem Aufeinandertreffen tut habe ich nicht so ganz verstanden (die Berührung hat ihn ihren Kräften ausgeliefert?), aber offenbar hat sie sich übernommen. Alleridngs zeigt sich auch hier: wer im Team arbeitet, der ist stärker und so kann Bentley zwar Ondine erwischen, muss dank Headshot aber auch wieder aufgeben. Also ein Gewehr ist schon geeigneter als Waffe für einen Charakter namens Headshot^^

      Der Flashback zeigt auch auf, dass es aus Sicht von bentley auch nie leicht ist. Sein Laster ist etwas, was er sich nicht gewünscht hat und anfangs schient er ja auch dagegen angekämpft zu haben. Letztlich hilft es aber alles nichts, denn am Ende hat er sich doch geändert und das ruft nach Strafe. Anscheinend gibt es doch noch so etwas wie ein Gewissen in Bentley und er richtet sich am Ende selbst. Ein schwieriger Charakter und am Ende bin ich noch etwas ratlos. Erzähl mal was zu deinen Gedanken über Bentley^^
      Abschließend: Theodore? Der CP0-Ziz Theodore? That escalated quickly. Konflikte bzw. Abneigung erinnere ich mich noch dran, aber das hier? Was genau erwarten sie denn ihm wie anhängen zu können? Irgendwie habe ich das Gefühl man könnte mehr dazu wissen, aber im Moment kommt da nichts.

      Erkenntnis: ich sollte früher lesen^^ Die heiße Phase des Arcs ist echt beeindruckend und macht viel Freude. Ein richtig guter Payoff für das Buildup!
      Ich fiebere dem neuen Kapitel mit Spannung entgegen, um es dann gekonnt zu ignorieren direkt zu lesen und hoffentlich zeitnaher zu kommentieren.
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
      Langeweile? Lust auf etwas Neues? Komm nach Düsterwald in unsere Gemeinschaft! Wir freuen uns immer über neue Mitspieler!
    • Es wird was. Noch gebe ich nicht auf. 31.12.2021 ist Stichtag für den Arc, solange ich mich fokussieren kann. :D
      Kapitel 168 kann an alter Stelle gelesen werden. Der Titel dürfte selbsterklärend sein: "Mercedes vs. Lorca".

      David


      Monkey D. David schrieb:

      also der kampf der beiden powerfrauen ist wirklich eine hausnummer für sich und mercedes hat wirklich nicht mehr viel zu lachen und pfeifft aus dem letzten loch , was normal ist sie hat ja auch schon extrem viel eintecken müssen bis jetzt und war nicht gerade fit als sie auf lorca getroffen ist
      dagegen ist lorca ja noch gut in form.
      Geht so. Lorca wurde ja bei der koordinaten Attacke auf sie durchaus schwer verletzt. Anschließend wurde sie sogar vom Seesteinzug erfasst. Also richtig fit war Lorca nicht. Bei ihr komprimierten sich die Strapazen, die Mercedes über Tage anhäufte, an einem verhängnisvollen Morgen binnen weniger Minuten.^^

      Monkey D. David schrieb:

      der sieg für lorca scheint zum greifen nahe zu sein aber genau hier wird dann was passieren was den kampfverlauf sehr beeinflussen wird
      entweder passiert hier was von auserhalb oder mercedes hat noch was in der hinterhand falls ja muss sie jetzt ihren trumpf ziehen sonst ist es aus mit ihr .
      ich würde ja sagen flint kommt aus dem himmel geschossen und landet auf lorca ^^ wieso diese lösung ganz einfach callaghan hat die schnauze voll gehabt und dann dürfte flint flugsstunden nehmen und landet dann zufällig genau da wo er gebraucht wird ^^. spaß beiseite denk mal ne lösung wirst du schon parat haben und bin sehr gespannt drauf die zu lesen .
      Die Lösung habe ich parat, das neue Kapitel gibt Aufschluss. Aber soviel: Eine Rettung von außen wird es in diesem Kampf nicht geben, für keine der beiden.

      Monkey D. David schrieb:

      der anfang geht da weiter wo sich bentley und headshot die köpfe einhauen
      ich finde dieses dynamik die du in diesen kampf rein gebracht hast ziehmlich gut , da ihre beiden TFs ja sehr unterschiedlich sind , hast du einen super weg gefunden einen intressanten kampf zu gestalten . hat richtig spass gemacht zu lesen
      Das freut mich. Bei Headshot war ich mir etwas unsicher, da der Charakter bisher recht blass geblieben ist, aber zumindest kämpferisch konnte ich ihn so in Szene setzen. Zoan-Kräfte beschreibe ich ja generell ganz gerne.

      Monkey D. David schrieb:

      der kampf headhot gegen bentley schien zu ende zu sein und die sache mit den lupin war gut hinzugefügt so konnte ich gleich nachlesen was das ist .
      das bentley sich befreit und dann heatshot mit einen guten spruch kontert war super gemacht .
      headshot hat glück das odine im richtig augenblick auftaucht und so bentely an sich bindet
      Ja, Bentley ist schon eine Nummer für sich. Headshot ist im Grunde "nur Soldat", Bentley hingegen...etas mehr. Bzw. er war es.

      Monkey D. David schrieb:

      deine beschreibung war mal wieder erste sahne das kannst du einfach verdammt gut .
      auch den kampf dann zwischen odine und bentley hast super geschrieben , eine gute dynamik war vorhanden , gute beschreibung der genazen szenerie und auch hast du gezeigt das odine ihre tf nicht so gut unterkontrolle hat wie sie es gerne hätte .
      Das freut mich, viele Dank!

      Monkey D. David schrieb:

      aber wenn sie es später mal kann na dann gute nacht ^^ .
      Ja, behalte das im Hinterkopf. Der Gedanke wird noch sehr bedeutsam.^^

      Monkey D. David schrieb:

      der Fb von bentley wurde von dir auch nochmal super reingesetzt und zeigte nochmal auf das er früh in seinen leben gemerkt hat das was nicht stimmt und er was tun muss um seine schwester zu schützen .
      Richtig. Mir war es wichtig, Bentley nicht nur als diesen bösen Pädophilen darzustellen. Letztlich ist er ein zutiefst zerrütteter und komplexer Mensch mit einer bewegten Vergangenheit und vielen Fehlern, aber ebensovielen Opfern. Dass sein letztes Opfers zum Schluss sein Leben selbst ist, erschien mir in diesem Kontext nur folgerichtig.

      Monkey D. David schrieb:

      dann die todes szene von bentley war auch gut umgesetzt er nimmt den frei tod in kauf beovr er gefangen wird .
      obwohl bei seinen verletztungen hätte er glaub eh nicht mehr lange gehabt ohne hilfe .
      Wer weiß. Die Zoannutzer verfügen bekanntlich über immense regenerative Fähigkeiten. Aber einer Gefangennahme hätte er sich nicht entziehen können, das stimmt. Allerdings bleibt die Frage, ob er sich deshalb umgebracht hat oder um seinem...Leiden ein Ende zu bereiten.

      Monkey D. David schrieb:

      dann hast du den namen theodore rein geworfen , sagt mir jetzt erst mal nix
      hab ich wohl vergessen oder aber das ist ne figur die noch bedeutung haben wird . aber das wirst du mir bestimmt noch sagen können ^^
      Das dachte ich mir, darum habe ich den Guten im neuen Kapitel mal spontan nochmal eingebaut. Ihr kennt ihn nämlich schon, wie sich Eldrail auch richtig erinnert hat. :D
      Eldrail


      Eldrail schrieb:

      Jedenfalls mag ich diesen Rückblick und kann mit Zhang mitfühlen. Wüsste man nicht mehr über die Versammlung, dann wäre es schon eine ganz schöne Enttäuschung. Aber O'Mara ist ja schlau, sollte es mal ein Gedanke am Alkohol vorbeischaffen^^ Ich bemerke dabei (mal wieder), dass du in meinen Augen ziemlich gut darin bist diese Gruppendynamiken zu schreiben und zu erfassen, etwas was ich ziemlich schwierig finde und wo du im Moment dem Erikson Vergleich standhalten musst, was nicht leicht ist.
      Ich betrachte das mal als das größte Kompliment, was du machen kannst? Gemessen an deiner vieldokumentierten Leidenschaft für Erikson? :D

      Eldrail schrieb:

      Ich muss zugeben, dass sich mir etwas entzieht, wieso ausgerechnet Spinnenweben als Trampolin herhalten können, obwohl es sicherlich überraschend genug ist, damit Carla damit nicht klar kommt (und ja, dein Kommentar zu qoii klärt auf, damit kann ich leben). Zudem beweist alleine schon die Tatsache, dass sie Krill als Geisel nutzt, dass sie sich nicht zutraut gegen O'Mara zu bestehen. Das ist ein Problem, denn wenn Krill erstmal getötet wurde, kann sie nicht mehr damit rechnen einem Kampf zu entgehen. Allerdings ist O'Mara dermaßen erledigt, dass es schwierig werden dürfte noch viel aus ihm herauszubekommen (erinnert mich wieder an frühere Diskussionen: O'Mara war bereits erldeigt, jetzt ist er noch erledigterer, also eigentlich dürfte gar nichts mehr gehen).
      Wir haben ja schon einmal darüber gesprochen, dass O'Mara a) anders funktioniert als jede andere Figur in meiner Geschichte und b) in diesem Kampf nur hintergründig als Kämpfer auftreten wird. Carla könnte mit ihm auf körperlicher Ebene niemals mithalten, weshalb ich O'Mara gewissermaßen mit halbem Fuß ins Grab stellen musste, um Carla als eine kämpferisch adäquate Gegnerin inszenieren zu können. In erster Linie wird dies ein Kampf des Intellekts sein, mit gewissen physischen Einlagen für die Action. Aber dazu mehr, wenn es soweit ist.^^

      Eldrail schrieb:

      Ich mag diesen OP-artigen Kampf mit Körpern, die zerstörerisch die Umgebung durchfliegen. Arme Natur. Ich frage mich gerade, wie ein Vergleich zwischen dem grünen König und Lorca aussehen würde. Die Logik von Mercedes ist einerseits unloigisch, aber andererseits auch verständlich. Keine Ablenkung, dafür aber auch keine Hilfe. Ich würde ja grundsätzlich Mercedes mehr Durchhaltevermögen zutrauen als Lorca, die es wohl weniger gewohnt sein sollte dermaßen verletzt zu werden.
      Grüner König oder Lorca? Schwierig. Mercedes hält definitiv mehr aus als Lorca, ihr maschineller Körper allein bietet schon mehr Resilienz. Allerdings ist Lorca unberechenbarer und rücksichtsloser, wenn sie erst einmal gereizt wird, und hört für nichts und niemanden auf.


      Eldrail schrieb:

      Das Ende mit O'Mara ist so schön voller Pathos und ein tolles Eingeständnis von O'Mara. Auch wenn die Familie zu Zeiten eher dysfunktional wirkt, es ist wirklich eine verschworene Gruppe. Carla hat es gut angestellt, doch am Ende scheint es darauf hinaus zu laufen, dass die Entwzeiung und der Streit nicht bestehen bleiben. Einzig die Tatsache, dass O'Mara immer noch weiter macht ist mir aus bekannten Gründen suspekt. Ich erhoffe mir, dass er bald wirklich umkippt und Luca auftaucht. Allerdings wird Remington sich da erstmal noch querstellen...
      O'Mara hatte ja 12h Zeit, um zumindest soweit auf die Beine zu kommen, dass er nicht sofort umkippt. Er wird keine Bäume ausreißen, aber das muss er gegen Carla ja auch nicht. Hatten wir dieses Gespräch nicht schon einmal geführt? Kommt mir so vor. xD

      Eldrail schrieb:

      Fragt man sich noch, was Lorelei so ausrichten kann, da klaut sie auf unerwartete Weise Remington den Stock. Damit hätte ich jetzt nicht unbedingt gerechnet, es wirkt auf mich so wie ein Kuzan vs Whitebeard mit Upgrade. So mehr oder minder feste Logia (oder Spezial-Paramecia) haben echt schon was für sich.
      Ja, so in etw a ließe sich das beschreiben. Sie kann sich halt zerbrechen und unbeschadet wieder zusammensetzen. Ich klassifiziere es mal als Paramecia wie bei Buggy oder diesem Beeren-Marineoffizier. Nur eben mit Porzellanmotiv.

      Eldrail schrieb:

      Ulysses gegen Cassiopeia verspricht auch Spannung. Ich fand es interessant, wie Cassiopeia den Versuch startet Ulysses zu belabern will ich fast schon sagen. Allerdings können auch oder insbesondere Worte tief schneiden und Ulysses an vergangene Fehler zu erinnern würde ich als psychologische Kriegsführung sehen. Ich tue mich im Moment schwer, diese Hinweise von Cassiopeia einzuordnen, aber eventuell wird das ja noch klarer. Das Ulysses sie nur lockt habe ich kommen sehen, was es noch lustiger macht, dass Cassiopeia es anscheinend nicht erwartet oder trotzdem nicht richtig gut antizipieren kann. Geschieht ihr recht^^ Ob mir Catherine leid tut oder nicht fällt mir immer noch schwer zu entscheiden, aber Ulysses ist auch nicht eben sympathisch. Schön viel grau^^ Ich mag die Teufelsfrucht von Ulysses, selbst wenn ich immer noch nicht so genau verstehe, was da passiert (oder bisherige Erklärungen wieder vergessen habe). Es spricht aber auch für Cassiopeia, dass sie bislang alles wegstecken kann. Spoannend ist da die Aussage, dass sie sich diesmal nicht zurückhalten muss. Was heißt das?
      Ulysses hat eine Art Nervenfrucht gegessen. Die Elektrizität habe ich aus der Leitfähigkeit von Nervenfasern und den elektrischen Impulsen hergeleitet. Natürlich OP-typisch auf die Spitze getrieben, sodass Ulysses die neuronale Energie als waffenfähige Blitze nutzen kann.

      Cassiopeia bezog sich da auf ihr Aufeinandertreffen mit Lorca, wo sie gerade genug Energie aufwendete, um den anderen die Flucht zu ermöglichen. Warum sie gegen Lorca nicht vollen Einsatz gezeigt hat? Vielleicht ahnte sie, dass ihre Kräfte später dringender gebraucht werden? Wer weiß.

      Eldrail schrieb:

      Okay, also bei Lorelei und Luca gegen Remington geht es ziemlich brutal zu. Jeder Angriff schlägt brutale Wunden und es fühlt sich so an, als ob am Ende alle gleichermaßen am Boden liegen sollte. Lorelei mit zerfetzter Kehle scheint aber immer noch nicht erledigt zu sein. Da frage ich mich ja, was man anstellen muss, um sie endgültig zu vernichten. Remington ist ziemlich zerstört, andererseits noch nicht endgültig am Boden. Luca am Ende hingegen muss anscheinend den Preis bezahlen ein bisschen über ihrer Gewichtsklasse angetreten zu sein. Jedenfalls gefällt mir das Resultat und der Weg: auf kreative Weise, dank Überzahl und am Ende auch mit einigen Folgen scheinen die beiden Remington überlegen zu sein. Oda sollte dich mal engagieren für seine Kämpfe^^
      Das war auch mein intendierter Eindruck. Die beiden Frauen ringen mit Mühe und Not und geschicktem Teamwork einen (weit) überlegenen Gegner nieder. Der Kampf selbst hat länger gedauert, als ich eigentlich geplant hatte, aber das war mir diese Darstellung allemal wert. Immerhin sollten drei Leute glänzen, was nicht leicht ist. Es freut mich auf jeden Fall, dass es dir gefallen hat.

      Loreleis Frucht ermöglicht es ihr halt, sich wiederzusammenzusetzen. Aber ihr Körper bleibt physisch präsent, wenn auch verwandelt. Man sah ja schon zuvor, dass ich Haut nach dem Zusammensetzen blutige Risse beibehielt, es gibt also durchaus Grenzen ihrer Kraft. Und mit Haki umgeht man diese sowieso. Ähnlich wie Kuzan konnte Lorelei immerhin ihr eigenes Haki dagegenhalten, um zumindest einen Teil des Schadens zu blocken und eine tödliche Wunde so zu einer nur noch sehr schweren Wunde abzumildern.

      Eldrail schrieb:

      Den Flashback habe ich nicht so ganz verstanden (Apfel), abgesehen davon, dass Luca sich bewusst macht, was mit ihr und O'Mara ist. Ich fand es auch traurig, wie sehr sie sich selbst zu ignorieren scheint. Zwar ist sie in vielerlei Hinsicht nicht sonderlich sympathisch, aber irgendwo wünsche ich mir für sie doch mal ein bisschen Glück. Ob ihr das bei dir vergönnt sein wird?
      Luca wird auf jeden Fall weiterhin eine Entwicklung durchmachen und reifen müssen. Ob zum Guten oder zum Schlechten, ob mit Happy End oder nicht? Das kann ich natürlich nicht sagen, aber die Reise wird spannend.

      Eldrail schrieb:

      Okay, es war nur Bait. Ich sollte echt nicht zu viel nachdenken, sondern einfach die Show genießen^^ Remington schafft es entweder mehr Schaden anzurichten als Lorelei absorbieren kann oder er hat sie erstmalig richtig gut getroffen. Ob das was zu bedeuten hat? Man kann es noch anzweifeln. Am Ende braucht es ein Erwachen von ziemlich ausgeprägtem Vorahnungshaki gepaart mit unerwartete hoher Geschwindigkeit von Luca, um Remington Paroli zu bieten. Eine Hand hat Luca schon aufgeben müssen, aber wenn man den Kuzan machen kann und Silber zur Verfügung hat, sollte das nicht unbedingt eine Rolle spielen. Das ist für Luca schon ein gewaltiger Sprung und dürfte sie in die Richtung des Niveaus der Kopfgeldjäger bringen (außer bald kommt Remington wieder zurück^^). Es passt jedenfalls zur OP Logik, dass man insbesondere in solchen Situationen den größten Sprung macht.
      Puh, Niveau der Kopfgeldjäger ist eine gewagte These gemessen an dem, was im neuen Kapitel alles passiert. :D Aber sagen wir, Luca ist auf dem besten Wege, endlich in die Neue Welt zu gehören. Mit Haki und allem drum und dran. Ihr O-Haki ist allerdings nicht erst mit diesem Kampf erwacht, sondern wurde von mir tatsächlich schon seit längerem vorbereitet. Bereits im Schloss Roßkosch konnte sie Effie plötzlich durch die Wand hindurch wahrnehmen. Kurz bevor Krill im Kampf mit Remington die Fabrik zerstörte, bemerkte Luca schon dessen Aura bzw. die Aura der Kämpfenden und konnte sich so für ihre Flucht wappnen. Und zuletzt bemerkte sie vor allen anderen, inklusive O'Mara und Cassiopeia, die herannahende Lorca. Lorca hat es jetzt im Kampf also lediglich geschafft, dieses unbewusste Potential aktiv einzusetzen. Also ja, der Sprung ist da, aber das Fundament habe ich schon seit längerem sorgsam aufgeschichtet.^^

      Eldrail schrieb:

      Endlich ihre Logiakräfte nutzen zu können ist auch ein psychologischer Sieg für Luca. Allerdings beweist Remington direkt, dass Logiakräfte mit Haki nicht direkt etwas bedeuten, wenn man sich zu sehr darauf verlässt. Dafür beweist Luca Köpfchen, zuerst mit den Silberfäden, die Remingtons "Sicht" aushebeln und dann dem Betteln und Flehen, was mir mehr wie eine Vorbereitung für Loreleis Schlussangriff vorkommt. Damit sollte Remington wirklich tot sein und ich muss sagen: in seiner Sichtweise erregt nicht unbedingt Mitleid, doch ist er auch ein bisschen tragisch gewesen.
      Jo, Luca hat sich ihm nur flehend vor die Füße geworfen, um Loreleis Daumen an sich nehmen zu können. Das ist ja ihre Masche. Wenn es um ihre Schauspielerei und Lügen geht, ist ihr keine Erniedigung zu viel. Schließlich wird sie es sein, die zuletzt lacht.^^

      Eldrail schrieb:

      Zu dem Kampf kann ich sagen, dass es dir gut gelungen ist einerseits Remington als den stärkeren Kämpfer darzustellen und andererseits durch Teamwork und schlaues Kampfverhalten gepaart mit einem folgerichtigen Upgrade die Underdogs gewinnen zu lassen.
      Schöner Payoff nach dem längeren Aufbau! Mit den Logiakräften, die jetzt wirklich nutzbar sind, sollte Luca auch noch zu mehr in der Lage sein, also mal schauen was kommt, denn der kollabierende Turm sorgt für weiteres Chaos!
      Vielen Dank, genau das war auch meine Intention. Das Match-Up kam vielleicht im ersten Moment etwas überraschend, hat mMn aber den besseren Effekt hervorgebracht als z.B. ein Rematch mit Krill. Zumal ich Luca, wie mir mitten im Arc auffiel, noch nie gegen einen Mann habe kämpfen lassen. Das wollte ich dann doch ändern, bevor mich die Heuchelei bei Nacht holt. :D

      Eldrail schrieb:

      Die Kampfumgebung mit den Kirchen passt zum Dämon Bentley hervorragend, wie du direkt mal beweist. Irgendwie fällt es mir noch schwer die gleiche Begeisterung für den Kampf aufzubringen, aber andererseits habe ich auch gerade einen ziemlich beeindruckenden anderen Kampf hinter mir. Die Prämisse weiß aber immer noch zu gefallen. Headshot dominiert und gewinnt, doch dann leidet er unter dem Problem der "Guten": er soll Bentley festnehmen. Nun ja, wer erwartet, dass da etwas schief geht...
      Ja, also in Sachen Theatralik und Symbolismen gewinnt der Kampf zwischen Vampir, Werwolf und Fee/Hexe auf dem Friedhof inmitten der Kathedralen definitiv den Hauptpreis. Mehr Gothic geht nicht. xD

      Eldrail schrieb:

      Was genau Bentley jetzt gemacht hat weiß ich nicht, genauso wenig wie die Bedeutung von Seraphim, aber ein bisschen überrascht es schon, dass er noch so arrogant ist, nachdem er vorher Diverses einstecken musste. Headshot wird zwar überumpelt, aber Zoans können sich durch eine Verwandlung immer noch befreien, was ich für eine gute Lösung finde - einfach öfter diese Größen- und Gestaltänderungen nutzen. Das gab es vielleicht mal mit Chopper, aber natürlich viel zu selten. Ich hätte jetzt denoch eher schwarz für headshot gesehen, da ist Ondine wieder frei und ich verstehe, was der Anfang sollte. Ja, das mit dem (Mit)Denken haut gerade noch nicht so hin. Wie gut, dass es primär Kämpfe sind^^
      Ruffy hat doch die Seesteinhandschellen von Yamato mit diesem Ryo-Haki-Dings gesprengt. Bentley hat das halt auch gemacht, nur leiser. Wie Rayleigh im Auktionshaus. Finde die Erklärung, die Oda da gegeben hat, vollkommen ausreichend.

      Deswegen mochte bzw. mag ich Zoan-Früchte auch so sehr. Leider widerspricht es Odas heutigem Stil, solche dynamischen Verwandlungen in die Kämpfe einzuflechten. Deswegen baue ich gerne alle Formen der Zoans ein, einfach, um die Coolness dieser Früchte herauszustellen. Darum geht's ja auch in FanFics, würde ich sagen.^^

      Eldrail schrieb:

      Lorca und Mercedes geben es sich und es kommt mir vor, als ob sie sogar hier bald neue Maßstäbe für Vernichtung und Macht setzen. Vielleicht noch unser guter Machiavelli? Klar, rein von der Kampfstärke sind Callaghan, O'Mara und der grüne König sicherlich auch da oben oder noch höher, aber rein von den Auswirkungen ist es ein neuer Gipfel. Beweist nur wieder, was für ein Maschinenmonster Mercedes eigentlich ist und wie es nur innerhalb von noch größeren Monstern nicht so auffällt. Mit meinem Faible für wirklich starke Personen hast du mich jedenfalls^^
      Ich verweise auf das neue Kapitel. Bei dem Titel dürftest du wissen, was kommt. :D
      Wir hatten das Thema ja oben bereits, als du die Brutalität der Kämpfe ansprachst und die Frage, wieviel eine Person aushalten kann. Für mich ist die logische Konsequenz eines Kampfes zwischen übermenschlichen Individuen auch eine übermenschliche Qualität der Brutalität. Was mich an Odas Kämpfen seit der Neuen Welt stört, ist diese Verlagerung auf ominöse und schwer fassbare Abstrakta. Haki funktioniert nach dem Additionsprinzip oder komplett arbiträr, mittlerweile muss man den Gegner nicht einmal mehr berühren. Big Mum ist quasi unzerstörbar, ebenso Kaido. Andere Kämpfer haben ein einziges Gimmick und sonst nichts. Das nervt mich. Zudem hat nichts Konsequenzen. Die Samurai werden geschlachtet, stehen wieder auf. Apoo wird zerschlitzt, steht wieder auf. Usw.

      Ich möchte einfach selbst in diesen absolut luftigen Höhen der Kräfte eine gewisse Bodenhaftung beibehalten. Etwa wenn Remington der Arm/die Schulter aufgeschlitzt wird, sodass er nur noch halbseitig agieren kann oder unter massiven Schmerzen leidet. Oder Luca, die sich die Hand bricht. Das sind alles Faktoren, die mir in One Piece fehlen und die ich versuche, in der Geschichte besser umzusetzen. Natürlich arbeite ich dennoch mit Shonenmotiven, wenn Figuren durch Steine krachen oder einen Sturz aus 100m Höhe überleben. Aber das ist der Punkt. Dafür, dass die Figuren mehr aushalten, leiden sie auch viel mehr. (Vielleicht hilft dir mein Gedankengang auch etwas besser zu verstehen, warum O'Mara noch immer steht.)

      Eldrail schrieb:

      Zwar schlägt sich Mercedes gut, aber die Logiafähigkeiten bzw. die daraus resultierende Beweglichkeit und Möglichkeit von überall anzugreifen (und auch in der Luft immer perfekt mobil zu bleiben) erweisen sich als überlegen. An sich nicht so überraschend, andererseits hätte ich gedacht, dass Lorca nicht mehr so viel aushalten kann. Nun ja, fürs Erste hat sie Mercedes im Griff, aber das Öl lässt mich schon vermuten, dass da etwas passieren kann.
      Bei Lorca geht es weniger um aushalten, als um aufhalten. Lorca agiert nicht rational oder auf Basis von Signalen wie Schmerz oder Verletzungen. Sie ist wie ein Pfeil, der, einmal abgefeuert, nicht wieder zurückrudern kann. Lorca ist pure Eskalation und kann nur auf eine Art und Weise zum Stoppen gebracht werden. Und zwar die endgültige.

      Eldrail schrieb:

      Bentleys Gedanken laden dazu ein, alle Hinweise zu erkennen, aber das werde ich nicht tun, obwohl ich den Verweis auf die OP Welt da draußen zu schätzen weiß. Ondine ist jedenfalls ziemlich mächtig auf ihre Art, wobei ich eigentlich nicht erwarten würde, dass bloßer Stein in der Lage sein sollten einem Bentley wirklich zuzusetzen, jedenfalls nicht wenn er vorbereitet ist. Ah ja, da beweist er auch gleich mehr Fähigkeiten. Es wäre schon überraschend, wenn Ondine ihn alleine bezwingen könnte. Was genau sie da bei dem Aufeinandertreffen tut habe ich nicht so ganz verstanden (die Berührung hat ihn ihren Kräften ausgeliefert?), aber offenbar hat sie sich übernommen. Alleridngs zeigt sich auch hier: wer im Team arbeitet, der ist stärker und so kann Bentley zwar Ondine erwischen, muss dank Headshot aber auch wieder aufgeben. Also ein Gewehr ist schon geeigneter als Waffe für einen Charakter namens Headshot^^
      Ondine hat ja keine telekinetischen Fähigkeiten. Durch ihre Teufelskraft ist sie in der Lage, kinetische Energie per Berührung zu übertragen und zu manipulieren. Durch die Berührung mit Bentley übertrug sie also eine Bewegungsenergie, die diesen fortschleuderte. So wie sie die Gräber berührte, um sie später mittels der "eingespeicherten" Energie schweben zu lassen. Die Frucht ist also sehr simpel und komplex zugleich, was Ondines hochklassige Kontrolle nur noch beeindruckender macht. Sie besitzt nur noch nicht das körperliche Durchhaltevermögen, um dauerhaft auf diesem Niveau zu agieren. Allerdings wäre das von einem 6-jährigen Kind auch reichlich viel verlangt.

      Eldrail schrieb:

      Der Flashback zeigt auch auf, dass es aus Sicht von bentley auch nie leicht ist. Sein Laster ist etwas, was er sich nicht gewünscht hat und anfangs schient er ja auch dagegen angekämpft zu haben. Letztlich hilft es aber alles nichts, denn am Ende hat er sich doch geändert und das ruft nach Strafe. Anscheinend gibt es doch noch so etwas wie ein Gewissen in Bentley und er richtet sich am Ende selbst. Ein schwieriger Charakter und am Ende bin ich noch etwas ratlos. Erzähl mal was zu deinen Gedanken über Bentley^^
      Kennst du die Werbung zu "Kein Täter werden", dieser Präventionshilfe für Menschen mit pädophilen Neigungen? Das war meine erste Inspiration für den Charakter. Zu oft wird Pädophilie in Filmen und Serien als bestialischer Trieb eines bösen Menschen dargestellt. Es ist ein gefälliges Mittel, um den Zuschauer gegen den Schurken aufzubringen. Niemand mag Pädophile. Aber der Punkt ist, dass Pädophilie eine sexuelle Neigung ist, für die ein Mensch per se nichts kann. Die Frage ist, ob er sich entscheidet, diese Neigung auszuleben, eine Grenze zu überschreiten, oder nicht. Bentley entstand aus diesem Konflikt. Er beschrieb im Gespräch mit O'Mara diese ewige Zerrissenheit, die ihn quält. Diesen Hunger, den er nicht stillen kann. Der Durst, den er nicht löschen darf. Es juckt und er darf nicht kratzen. Seit 50 Jahren. In Bentleys Fall mischen sich pädophile Gelüste zudem mit sadomasochistischen Tendenzen, Gewalt und Schmerz erregen ihn zusätzlich. Deshalb konnte er sich auch nicht mehr beherrschen, nachdem Ondine ihn mit dem Buch attackierte. Unbewusst hat sie ihn erregt. Bentley ist also gleich zwei Paraphilien unterworfen, die beide massive Konsequenzen nach sich ziehen. Sowohl für ihn, als auch seine Opfer. Er weiß das und versucht seit seiner Jugend, gegen diese Fantasien und Triebe anzukämpfen. Für mich kommt das einem Fluch gleich, siehe daher das Gespräch mit seiner Mutter.

      Natürlich erwarte ich nicht, dass ihr Mitleid mit Bentley habt. Letztendlich ist es so gut wie unmöglich, zudem er sich Ventile gesucht hat, um seine Lust innerhalb der legalen Grenzen seiner Umwelt auszuleben. Für ihn war der überwachte Kontakt mit den minderjährigen Huren besser, als irgendwann seinen Neigungen zu erliegen und einem Mädchen Dinge anzutun, die sie vermutlich nicht überleben würde. Macht ihn das zu einem guten Mann? Ganz sicher nicht. Ich habe Bentley trotz allem als Antagonisten angelegt. Aber er ist auch nicht das eindimensionale Sexmonster, zu dem Menschen mit diesen Neigungen oft degradiert werden. Er ist ein Mann, der mit unvorstellbaren Gedanken geboren wurde und sein Leben lang versucht hat, diesen irgendwie Herr zu werden. Er hat seine Familie verloren und jede Chance auf ein normales Leben, weil er nicht so fühlen und lieben kann wie andere.

      Wie gesagt, ich biete diesem Charakter weder Absolution noch verlange ich vom Leser Gnade oder Mitleid. Ich wollte lediglich ein wenig für die Komplexität des Themas sensibilisieren. Da du selbst unschlüssig zu sein scheinst, wie du Bentley bewerten sollst, scheine ich das zumindest ein wenig erreicht zu haben. Was mich freut. :)

      Eldrail schrieb:

      Abschließend: Theodore? Der CP0-Ziz Theodore? That escalated quickly. Konflikte bzw. Abneigung erinnere ich mich noch dran, aber das hier? Was genau erwarten sie denn ihm wie anhängen zu können? Irgendwie habe ich das Gefühl man könnte mehr dazu wissen, aber im Moment kommt da nichts.
      Dass Lorlelei hinter Theodore her ist, wissen wir ja. Warum genau, könnte man sich bereits herleiten. Aber ich kläre es zu gegebener Zeit noch auf. Von daher: ZUrücklehnen und die Show genießen.^^

      Eldrail schrieb:

      Erkenntnis: ich sollte früher lesen^^ Die heiße Phase des Arcs ist echt beeindruckend und macht viel Freude. Ein richtig guter Payoff für das Buildup!
      Sehr schön, dann freue dich auf die kommenden Kapitel. Die Schlacht um Nickleby ist schließlich noch nicht vorbei. :D


    • so kapitel 168 gelesen und für gut befunden , sollte reichen oder haha nein spaß kommt bisschen mehr dazu ^^

      das kapitel startet sehr gut ,der kampf mercedes gegen lorca nimmt ausmaße an die ich mir nicht mal vorstellen kann aber das ich genau so wollte und in one piece bisschen vermisse ^^ .
      der anfang des kapitels ist dir echt gut gelungen als einstieg in ein richtig gutes kapitel .

      man merkt das beide schon sehr verwundet sind aber lorca noch die führung hat .
      der FB von mercedes war dann genau richtig gesetzt und ich fand ihn sehr schön geschrieben und konnte das gut mitfühlen . hast die atmosphäre gute getroffen .

      zurück zum kampf kommt der wechsel nun ist mercdes wieder am zug was mir sehr gefällt sie muss wirklich alles auffahren was sie zu bieten hat um hier den sieg zu holen . gute dynamik die du hier reinbringst in diesem kapitel muss ich sagen .
      den jetzt kam ein FB zu lorca und der ist dir auch super gelungen und ich musste schon bisschen lachen das lag aber an den beiden agenten , ich mag brakes und teddy ^^ dazu noch unser lieblings großadmiral ^^ . garp noch dazu setzten und wir hätten ne super poker runde ^^ .

      ich find es schön wie du lorca eine backstory gibst und wie sie so wurde wie sie nun ist . sie war auf dem schiff was akainu versenkt hat und ab da ging es berg ab . dazu hast du uns nochmal harley und machevilli mit rein gebracht das hat es sehr vollendet für mich .

      der szenen wechsel zu shrimati und zhang fand ich sehr gelungen
      so sieht man nochmal das die beiden nicht däumchen drehen sondern versuchen leben zu retten den die zerstörung in dem kampf ist beachtlich .
      gut die insel sollte eh mal renoviert werden sparen sie schonmal an den abrisskosten muss man ja auch mal positiv sehen .


      der kampf geht in die letzten züge und eine mercdes die nur noch ein arm hat und sonst auch eher kaputt als ganz ist will das jetzt beenden .
      lorca die genauso fertig ist und nur noch ein bein hat , wird da nicht mehr viel gegenwehr aufbringen vermute ich . zumindest bin ich mir noch unsicher ob der kampf jetzt vorbei ist oder vllt noch was kommt . man weis ja nie todgeglaubten können immer noch ne überraschung zeigen


      ich fands auf jedenfall mega gut und hat spaß gemacht , frag mich echt wie ich das übersehen konnte man , war wohl zu viele FFt beiträge das ich das übersehen habe .
    • Kapitel 168
      Okay, so ganz gerade noch geschafft^^

      Man sollte meinen, dass ein Kapitel mit dem Titel "Mercedes vs Lorca" ein reines Kampfkapitel ist und nicht so viel anbietet, aber nicht bei Bo und den Flashbacks. Auch wenn die Kämpfe schon ein episches Ereignis sind, helfen diese Rückblicke, um es noch eindrucksvoller zu machen und uns den Charakteren näher zu bringen. Gefällt mir!

      Im ersten Flashback sehen wir Mercedes, die einen gewissen Wandel vollzieht. Früher als Ärztin ist es ja so eine Sache mit Leuten umbringen, aber auf dem Weg zur Kopfgeldjägerin ist da die Unschuld verloren gegangen (sofern man nicht allgemein festhalten kann, dass Mercedes jetzt nicht unbedingt ein durchgängig behütes und friedliches Leben hatte xD). Jedenfalls ist aller Anfang schwierig und ich finde es gut eingefangen. Natürlich hilft da ein Callaghan als Kontrast. Ich merke: ich würde mich gerne erinnern, ob wir einen Hinweis hatten, dass Mercedes Nickleby bereits kannte. Im übrigen bin ich doch etwas überrascht, dass hier offenbar Callaghan Mercedes vor dem Selbstmord (versuchten Selbstmord? Wäre sie nicht ein bisschen wie Kaido mit ihrem Maschinenkörper?) bewahrt hat. Irgendwie hatte ich Mercedes immer als Kämpferin vor Augen. Andererseits ist diese Zeit ein bislang noch nicht beleuchteter Abschnitt, so wie im Allgemeinen nichts über die Art und Weise bekannt ist, wie sich die Kopfgeldjäger gefunden haben. Wo Backstory?
      Ich merke bei so etwas immer, was eine Badass Persönlichkeit auch bedeutet und wie viel normaler eigentlich Mercedes in dem Flashback ist bzw. wie traurig es ist, so zu enden.

      Der Kampf ist genauso intensiv, wie man sich das wünscht und vorstellt. Mir sagt es auch zu, dass Mercedes hier ihre Cyborgfähigkeiten zu ihrem Vorteil zu nutzen weiß abseits von den offensichtlicheren Vorteilen Metalls gegenüber Fleisch (obwohl die üblichen One Piece Demonstrationen eher den Verdacht aufkommen lassen, dass vor Muskeln strotzende Körper viel unverwüstlicher sind^^). Auch wenn ich schon wieder anfange zu hinterfragen: was genau nutzt Mercedes, um da eine solche Leistungsfähigkeit zu entwickeln, vor allem nach der ganzen Zerstörung? Einen Iron-Man Minireaktor? Ist auch nicht so wichtig, aber ich dachte nur darüber nach^^

      Am Anfang war Mercedes fast am Ende und bekam ihren Flashback, wonach sie wieder Oberwasser bekam (und mit einem passenden Rückverweis auch kein Mitleid entwickelte [Mitleid für Lorca? Wo kommen wir denn da hin? Jedenfalls jetzt...], wodurch sie diese in eine bald aussichtslose Lage brachte). Jetzt kriegt Lorca einen Rückblick, wonach sie wieder zurück in den Kampf kommt. Aber ich greife vor.
      Die Rückblende zeigt auf, dass Lorca auch mal anders war. Eine Marine-Vizeadmirälin hätte ich jetzt nicht erwartet, ist aber ziemlich interessant. Ein Blick auf die Folgen von Marineaktionen und was dies für einzelne Mitglieder bedeuten mag. 1502 sagt mir Ohara und Sakazuki der ein Schiff versenkt passt dazu. Tja, oder man liest ein bisschen weiter und kann sich über eine Bestätigung von einem unerwarteten Maß an Gehirnschmalz erfreuen. Nun, nach solche einer Aktion würde ich zugegebenermaßen wohl auch nicht mehr wie vorher sein und gewisse psychische Probleme entwickeln. Sakazuki kann man in mancherlei Hinsicht respektieren, aber er ist halt auch schon ein ziemlicher Fanatiker mit zu radikalen Methoden, die eigentlich überhaupt nicht geduldet werden dürften. Anstatt als Massenmörder verurteilt zu werden wird er Admiral, da finde ich es nett, wenn du quasi im Vorbeigehen mal die benötigten Hintergründe und Parteien hinter den Kulissen einsetzt um das zu erklären.
      Anschließend werde ich eines Besseren belehrt: eine Machiavelli hat noch einmal einen Auftritt und hat Lorca reduziert auf ihre Psychosen ohne Wissen. Nun ja, dass man da vorsichtig wird kann ich verstehen (und das Endresultat spricht auch Bände). Allerdings vermag ich auch Brakes zu verstehen, denn erst Leute umbringen bzw. ruinieren und dann hinterher keine Verantwrotung übernehemn ist auch nicht cool.
      Im Allgemeinen gefallen diese Dynamiken zwischen den CP-0 Agenten und Sengoku sehr. Irgendwie habe ich das Gefühl hier wird am Ende Sengoku weich werden und Rexroth der Schleimer holte sie da raus. Tja, was dann passiert ist? Gute Frage. Kontrolle war nicht, aber irgendwie ist Harley ja an sie herangekommen.

      Dann sehen wir auch in typischer OP-Form (und was immer mal nett ist), welchen Eindruck so ein Kampf auf normalere Menschen hat. Ja, da wird man doch gleich ganz anders, wenn Leute einfach mal so eben die gesamte Umgebung zerstören. Wenn man den Teufel mit dem Beelzebub austreibt...

      Zum Kampf selbst gibt es nicht so viel zu schreiben, außer, dass ich ihn wie eigentlich immer sprachlich sehr gelungen fand und ihn jetzt gerne auch im Anime sehen würde (solange es nicht TOEI macht^^). Vielleicht oder sicherlich nochmal zum Ende etwas. Stattdessen gibt es einen weiteren Rückblick und wer ist da? Tada, Harley! Was ein Glücksgriff Teddy xD Nun ja, Charisma hat der werte Herr, sogar Sengoku hat er alleine durch seine Ausstrahlung schon herum gekriegt. Die gute Nachricht ist: Harley kann Lorca erreichen. Die schlechte Nachricht ist: Harley kann Lorca erreichen. Man könnte meinen: da lernt nie jemand^^

      Zum Abschluss versinkt Lorca in ihrer Psychose, was nicht schön ist. Außerdem kann man Mercedes nur gratulieren für die Erkenntnis, dass ein Kampf auch aus mehr als sich gegenseitig verprügeln besteht. Beide sind am Ende, allerdings scheint Mercedes wegen ihrer Maschinenhaftigkeit doch recht schwierig zu erledigen zu sein (ich meine sie hat damals auch eine wirklich brutale Verletzung vom grünen König überstanden) und verkraftet auch eine herausgebissene Kehle. Das wird lustig sie wieder zusammenzuflicken. Jedenfalls gewinnt sie am Ende auch wegen der doch etwas größeren Zähigkeit und einer variableren Kampfweise, während Lorca am Ende einfach nicht mehr konnte und den weniger brachialen Angriffen von Seiten Mercedes nichts entgegen zu setzen hatte. Am Ende fragt man sich: ist das doch wieder Mitleid, als Mercedes Lorca tötet, weil diese dermaßen leidet? Nun ja, ist ja nicht so, als hättet ihr nicht lange versucht euch gegenseitig umzubringen. Es war ein harter Kampf und am Ende bin ich auch froh, dass es endgültig vorbei ist. Bei einem Oda wäre das nichts geworden^^

      Da ist doch ganz schön viel zusammen gekommen! Das Kapitel war wirklich hervorragend und hat einen runden Abschluss für diesen Kampf gebracht. Eine gewisse Neugier hast du dadurch aber auch geweckt, mal sehen wann bzw. ob da Antworten kommen. Ich bleibe gespannt auf den Rest des Arcs!
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
      Langeweile? Lust auf etwas Neues? Komm nach Düsterwald in unsere Gemeinschaft! Wir freuen uns immer über neue Mitspieler!
    • Wie angekündigt geht es nun etwas schneller zu in diesem Thread. Auch wenn ich angesichts meiner derzeitigen Prüfungsplanung etwas ins Rudern gerate, möchte ich dennoch noch so viele Kapitel wie möglich im alten Jahr herausbringen. Mal sehen, wie das läuft. Aber stellt euch darauf ein, dass es nächste Woche bereits weitergehen könnte. Zumindest gebe ich mein Bestes. :D

      Anyway, das Kapitel trägt den Titel "Der Zorn der Anderen Insel" und kann direkt unter diesem Beitrag gelesen werden. Es ist etwas lang geraten, aber dafür konnte ich einiges hineinpacken. Irgendwie brauchen die Showdown-Kapitel generell mehr Platz als gedacht...aber in diesem Fall ist mehr sicherlich besser als zu wenig, immerhin geht es ums Arc-Finale. Dafür dürften dann die Kapitel "nach dem Sturm" etwas kürzer werden. Vielleicht.

      David


      Monkey D. David schrieb:

      das kapitel startet sehr gut ,der kampf mercedes gegen lorca nimmt ausmaße an die ich mir nicht mal vorstellen kann aber das ich genau so wollte und in one piece bisschen vermisse ^^ .
      der anfang des kapitels ist dir echt gut gelungen als einstieg in ein richtig gutes kapitel .
      Der Kampf bot vermutlich auch die größten Schauwerte bisher. Lorcas Frucht allein sorgt schon für eine imposante Optik. Wenn da dann eine ebenbürtige Widersacherin wie Mercedes dagegenhält, kulminiert das unweigerlich in einem bombastischen Feuerwerk. Nur mit Tod und Zerstörung statt bunter Lichter. :D

      Monkey D. David schrieb:

      man merkt das beide schon sehr verwundet sind aber lorca noch die führung hat .
      der FB von mercedes war dann genau richtig gesetzt und ich fand ihn sehr schön geschrieben und konnte das gut mitfühlen . hast die atmosphäre gute getroffen .
      Den Flashback hatte ich lustiger Weise schon ewig in der Hinterhand. Keine Ahnung, wann der ursprünglich gepant gewesen war, aber der lagerte schon eine ganze Weile in meinem digitalen Aktenordner. Jetzt hat er gut gepasst und bot einen angenehm emotionalen, gar romantischen Ausgleich zum brutalen Kampf auf Leben und Tod. Also manchmal ist es gut, Passagen zu speichern, anstatt sie zu löschen.^^

      Monkey D. David schrieb:

      zurück zum kampf kommt der wechsel nun ist mercdes wieder am zug was mir sehr gefällt sie muss wirklich alles auffahren was sie zu bieten hat um hier den sieg zu holen . gute dynamik die du hier reinbringst in diesem kapitel muss ich sagen .
      Danke, danke. Kämpfe finde ich zwar nach wie vor schwierig, aber irgendwie auch unterhaltsam. Herausfordernd finde ich eher, nach zwei Kampfkapiteln noch genügend Abwechslung in die Konfrontationen zu bringen. Hoffentlich kann ich das Niveau halten.

      Monkey D. David schrieb:

      den jetzt kam ein FB zu lorca und der ist dir auch super gelungen und ich musste schon bisschen lachen das lag aber an den beiden agenten , ich mag brakes und teddy ^^ dazu noch unser lieblings großadmiral ^^ . garp noch dazu setzten und wir hätten ne super poker runde ^^ .
      Die Dynamiken zwischen den drei CP0-Einheiten meiner FF ist mir auch sehr wichtig. Sengoku diente hier eher als kleiner Cameo, der eine Verbindung zum Hauptwerk schlägt. Aber insgesamt wollte ich mit der Szene nicht nur Lorcas Vergangenheit etwas beleuchten, sondern auch bereits Brakes und Theodore wieder ins Gespräch bringen und natürlich auch an die Verbindung zu Harley erinnern. Schön, wenn du dbei sogar noch deinen Spaß hattest. Rexroth hat schon seinen ganze eigenen Charme.^^

      Monkey D. David schrieb:

      ich find es schön wie du lorca eine backstory gibst und wie sie so wurde wie sie nun ist . sie war auf dem schiff was akainu versenkt hat und ab da ging es berg ab . dazu hast du uns nochmal harley und machevilli mit rein gebracht das hat es sehr vollendet für mich .
      Jo, eigentlich beherbergt der Flashback wirklich viele Facetten und Storylines, die bisher entweder nur angeschnitten oder auch nur angedeutet wurden. Wie heißt es so schön: Mehrere Fliegen mit einer Klappe.

      Monkey D. David schrieb:

      der szenen wechsel zu shrimati und zhang fand ich sehr gelungen
      so sieht man nochmal das die beiden nicht däumchen drehen sondern versuchen leben zu retten den die zerstörung in dem kampf ist beachtlich .
      gut die insel sollte eh mal renoviert werden sparen sie schonmal an den abrisskosten muss man ja auch mal positiv sehen
      Mercedes sagte ja zu Beginn des Kampfes, dass sie es nicht als ihre Aufgabe ansieht, irgendwen oder irgendetwas zu beschützen. Wie sich nun zeigte, kann sie das auch gar nicht. In diesem Kampf musste sie sich ausschließlich auf Lorca fokussieren. Jede Ablenkung oder jedes sekundäre Ziel hätte ihr vemutlich den Tod gebracht.

      Monkey D. David schrieb:

      der kampf geht in die letzten züge und eine mercdes die nur noch ein arm hat und sonst auch eher kaputt als ganz ist will das jetzt beenden .
      lorca die genauso fertig ist und nur noch ein bein hat , wird da nicht mehr viel gegenwehr aufbringen vermute ich . zumindest bin ich mir noch unsicher ob der kampf jetzt vorbei ist oder vllt noch was kommt . man weis ja nie todgeglaubten können immer noch ne überraschung zeigen
      Also ich nehme mal vorweg: Der Kampf ist vorbei. Das Jucken hörte auf, weil Mercedes Lorca aus ihrem Wahn erlöste. AKA sie tötete.^^

      Monkey D. David schrieb:

      ich fands auf jedenfall mega gut und hat spaß gemacht , frag mich echt wie ich das übersehen konnte man , war wohl zu viele FFt beiträge das ich das übersehen habe
      Passiert. War ja zur Abwechlung mal einiges los im FF-Bereich. :D
      Eldrail

      Eldrail schrieb:

      Man sollte meinen, dass ein Kapitel mit dem Titel "Mercedes vs Lorca" ein reines Kampfkapitel ist und nicht so viel anbietet, aber nicht bei Bo und den Flashbacks. Auch wenn die Kämpfe schon ein episches Ereignis sind, helfen diese Rückblicke, um es noch eindrucksvoller zu machen und uns den Charakteren näher zu bringen. Gefällt mir!
      Ja, was soll ich sagen? Ein Kampf ist eben niemals nur ein Kampf, sondern gehört bis zum Platzen gefüllt mit Hintergründen, Symbolismus und weiterführender Storyrelevanz. :D

      Eldrail schrieb:

      Im ersten Flashback sehen wir Mercedes, die einen gewissen Wandel vollzieht. Früher als Ärztin ist es ja so eine Sache mit Leuten umbringen, aber auf dem Weg zur Kopfgeldjägerin ist da die Unschuld verloren gegangen (sofern man nicht allgemein festhalten kann, dass Mercedes jetzt nicht unbedingt ein durchgängig behütes und friedliches Leben hatte xD). Jedenfalls ist aller Anfang schwierig und ich finde es gut eingefangen. Natürlich hilft da ein Callaghan als Kontrast.
      Die Szene stellt gewissermaßen die Weichen für Mercedes' Leben mit den Kopfgeldjägern. Zu Beginn hasste sie Callaghan, wie in vorherigen Flashbacks gezeigt. Nun scheinen sich beide anzunähern und Mercedes arrangiert sich, mit Callaghans Hilfe, mit ihrem "neuen" Leben. Natürlich steckt dahinter noch viel mehr, aber das ist eine Geschichte für einen anderen Arc. Vermutlich direkt den nächsten.

      Eldrail schrieb:

      Ich merke: ich würde mich gerne erinnern, ob wir einen Hinweis hatten, dass Mercedes Nickleby bereits kannte. Im übrigen bin ich doch etwas überrascht, dass hier offenbar Callaghan Mercedes vor dem Selbstmord (versuchten Selbstmord? Wäre sie nicht ein bisschen wie Kaido mit ihrem Maschinenkörper?) bewahrt hat. Irgendwie hatte ich Mercedes immer als Kämpferin vor Augen. Andererseits ist diese Zeit ein bislang noch nicht beleuchteter Abschnitt, so wie im Allgemeinen nichts über die Art und Weise bekannt ist, wie sich die Kopfgeldjäger gefunden haben. Wo Backstory?
      So halb. Mercedes wurde in Nickleby "umgebaut", das haben wir während des Kampfes gegen den Pestdoktor Church erfahren. Darüber hinaus ist aber nicht bekannt, was sie zuvor oder danach erlebt hat oder wie sie an Callaghan geriet. Da besteht also noch Nachholbedarf, den ich definitiv einzuhalten gedenke. Aber der Arc ist jetzt schon so lang. xD

      Eldrail schrieb:

      Ich merke bei so etwas immer, was eine Badass Persönlichkeit auch bedeutet und wie viel normaler eigentlich Mercedes in dem Flashback ist bzw. wie traurig es ist, so zu enden.
      Ja, das trifft auf viele Figuren meiner Geschichte zu, glaube ich. Speziell Mercedes hat ein ziemliches Wechselbad der Gefühle durchgemacht, vom verwaisten Straßenkind mit schwerkrankem Bruder zur angehenden Ärztin, bevor ihr Bruder ermordet und sie zur Waffe umgebaut wurde. Alles ziemlich harter Tobak, mit dem Mercedes ja bis heute kämpft.

      Eldrail schrieb:

      Der Kampf ist genauso intensiv, wie man sich das wünscht und vorstellt. Mir sagt es auch zu, dass Mercedes hier ihre Cyborgfähigkeiten zu ihrem Vorteil zu nutzen weiß abseits von den offensichtlicheren Vorteilen Metalls gegenüber Fleisch (obwohl die üblichen One Piece Demonstrationen eher den Verdacht aufkommen lassen, dass vor Muskeln strotzende Körper viel unverwüstlicher sind^^). Auch wenn ich schon wieder anfange zu hinterfragen: was genau nutzt Mercedes, um da eine solche Leistungsfähigkeit zu entwickeln, vor allem nach der ganzen Zerstörung? Einen Iron-Man Minireaktor? Ist auch nicht so wichtig, aber ich dachte nur darüber nach^^
      Die Urquelle von Mercedes technischer Energie ist eine Art Dynamokern, der ihr Herz ersetzt und mehrere Jahre Energie generiert. Wenn sie sich sehr verausgabt, dann hält er nicht so lange. Allerdings ist Mercedes auch immer noch zum Teil menschlich und zieht ihre Stärke auch aus sich selbst. Die Attacke mit dem Wasserdampf z.B. benutzte sie schon im zweiten Arc, dort aber noch als Finisher. Das gehört also gewissermaßen zu ihrem Repertoire.

      Eldrail schrieb:

      Am Anfang war Mercedes fast am Ende und bekam ihren Flashback, wonach sie wieder Oberwasser bekam (und mit einem passenden Rückverweis auch kein Mitleid entwickelte [Mitleid für Lorca? Wo kommen wir denn da hin? Jedenfalls jetzt...], wodurch sie diese in eine bald aussichtslose Lage brachte). Jetzt kriegt Lorca einen Rückblick, wonach sie wieder zurück in den Kampf kommt. Aber ich greife vor.
      Man möge mir diese Parallelität verzeihen. Der ganze Kampf ist ja quasi voll davon. Aber bewusst.^^

      Eldrail schrieb:

      Die Rückblende zeigt auf, dass Lorca auch mal anders war. Eine Marine-Vizeadmirälin hätte ich jetzt nicht erwartet, ist aber ziemlich interessant. Ein Blick auf die Folgen von Marineaktionen und was dies für einzelne Mitglieder bedeuten mag. 1502 sagt mir Ohara und Sakazuki der ein Schiff versenkt passt dazu. Tja, oder man liest ein bisschen weiter und kann sich über eine Bestätigung von einem unerwarteten Maß an Gehirnschmalz erfreuen. Nun, nach solche einer Aktion würde ich zugegebenermaßen wohl auch nicht mehr wie vorher sein und gewisse psychische Probleme entwickeln. Sakazuki kann man in mancherlei Hinsicht respektieren, aber er ist halt auch schon ein ziemlicher Fanatiker mit zu radikalen Methoden, die eigentlich überhaupt nicht geduldet werden dürften. Anstatt als Massenmörder verurteilt zu werden wird er Admiral, da finde ich es nett, wenn du quasi im Vorbeigehen mal die benötigten Hintergründe und Parteien hinter den Kulissen einsetzt um das zu erklären.
      Ich bin ja ein großer Fan davon, wenn solche Storys aus dem Manga in einem neuen Licht dargestellt werden. Daher habe ich mich hier dafür entschieden und konnte gleich noch einen Cameo für Sengoku unterbringen. Zugegebenermaßen hatte ich Lorcas Backstory nie so ausgiebig geplant und konnte entsprechend flexibel einkalkulieren, was ich neben ihr selbst noch in den Flashback packen will. Siehe die Anwesenheit von Rexroth und Godzilla.

      Eldrail schrieb:

      Anschließend werde ich eines Besseren belehrt: eine Machiavelli hat noch einmal einen Auftritt und hat Lorca reduziert auf ihre Psychosen ohne Wissen. Nun ja, dass man da vorsichtig wird kann ich verstehen (und das Endresultat spricht auch Bände). Allerdings vermag ich auch Brakes zu verstehen, denn erst Leute umbringen bzw. ruinieren und dann hinterher keine Verantwrotung übernehemn ist auch nicht cool.
      Brakes tritt hier tatsächlich als Stimme der Vernunft auf, zumindest in diesem doch sehr zynischen Rahmen. Allerdings hat er sie durch seine Ablehnung auch Harley vorgeworfen. Und wo das hingeführt hat, sehen wir ja aktuell. Demnach erweist sich auch hier jede Entscheidung als die falsche.^^

      Eldrail schrieb:

      Dann sehen wir auch in typischer OP-Form (und was immer mal nett ist), welchen Eindruck so ein Kampf auf normalere Menschen hat. Ja, da wird man doch gleich ganz anders, wenn Leute einfach mal so eben die gesamte Umgebung zerstören. Wenn man den Teufel mit dem Beelzebub austreibt...
      Das konnte ich mir nicht verkneifen. Ich liebe solche Szenen im Manga auch immer. Nur leider werden die Strohhüte nur noch selten so episch dargestellt. xD

      Eldrail schrieb:

      Zum Kampf selbst gibt es nicht so viel zu schreiben, außer, dass ich ihn wie eigentlich immer sprachlich sehr gelungen fand und ihn jetzt gerne auch im Anime sehen würde (solange es nicht TOEI macht^^). Vielleicht oder sicherlich nochmal zum Ende etwas. Stattdessen gibt es einen weiteren Rückblick und wer ist da? Tada, Harley! Was ein Glücksgriff Teddy xD Nun ja, Charisma hat der werte Herr, sogar Sengoku hat er alleine durch seine Ausstrahlung schon herum gekriegt. Die gute Nachricht ist: Harley kann Lorca erreichen. Die schlechte Nachricht ist: Harley kann Lorca erreichen. Man könnte meinen: da lernt nie jemand^^
      Exakt. Ein wirkliches Happy End gibt es nicht. Weder für Lorca noch für Harley.

      Eldrail schrieb:

      Zum Abschluss versinkt Lorca in ihrer Psychose, was nicht schön ist. Außerdem kann man Mercedes nur gratulieren für die Erkenntnis, dass ein Kampf auch aus mehr als sich gegenseitig verprügeln besteht. Beide sind am Ende, allerdings scheint Mercedes wegen ihrer Maschinenhaftigkeit doch recht schwierig zu erledigen zu sein (ich meine sie hat damals auch eine wirklich brutale Verletzung vom grünen König überstanden) und verkraftet auch eine herausgebissene Kehle. Das wird lustig sie wieder zusammenzuflicken. Jedenfalls gewinnt sie am Ende auch wegen der doch etwas größeren Zähigkeit und einer variableren Kampfweise, während Lorca am Ende einfach nicht mehr konnte und den weniger brachialen Angriffen von Seiten Mercedes nichts entgegen zu setzen hatte.
      Richtig, Mercedes verkraftet dank ihres biomechanischen Körpers Verletzungen weit jenseits der regulären Grenze und war somit in der Lage, die wirkich brutalen Attacken von Lorca zu überleben. Spätestens jetzt dürfte auch klar sein, warum Mercedes Luca & Co. fortgeschickt hat. Lorcas Staubinferno hätte wohl niemand sonst aus nächster Nähe überlebt.

      Eldrail schrieb:

      Am Ende fragt man sich: ist das doch wieder Mitleid, als Mercedes Lorca tötet, weil diese dermaßen leidet? Nun ja, ist ja nicht so, als hättet ihr nicht lange versucht euch gegenseitig umzubringen. Es war ein harter Kampf und am Ende bin ich auch froh, dass es endgültig vorbei ist. Bei einem Oda wäre das nichts geworden^^
      Vielleicht ist es Mitleid? Vielleicht nicht. Mercedes ist ihr eigener Mensch. Zwar ist sie mittlerweile eine vollwertige Kopfgeldjägerin, aber eben auch Ärztin etc. Mercedes hat sich ja bereits in vielerlei Hinsicht mit ihren widerstrebenden Eigenschaften versöhnt. Warum nicht auch eine schwergestörte Frau wie Lorca aus Mitleid aus ihrem Elend erlösen?

      Eldrail schrieb:

      Da ist doch ganz schön viel zusammen gekommen! Das Kapitel war wirklich hervorragend und hat einen runden Abschluss für diesen Kampf gebracht. Eine gewisse Neugier hast du dadurch aber auch geweckt, mal sehen wann bzw. ob da Antworten kommen. Ich bleibe gespannt auf den Rest des Arcs!
      Gute Frage.


    • Kapitel 169 - ???

      Kapitel 169 - Der Zorn der anderen Insel

      Er kam auf einem großen Schiff an der Seite einer verschleierten Frau. In der Sonne glänzte sein lockiges Haar golden, die Haut schimmerte rosig in der flirrenden Sommerhitze.
      »Hallo«, flüsterte er durch die Zuckerrohrstangen, die schattige Gitter auf das Gesicht des kleinen Mädchens malten. Durch die hohen Halme befühlte seine weiche Hand ihre langen, braunen Locken. Neugierig ließ sie ihn gewähren. In der Ferne schnalzten die Peitschen der Aufpasser.
      »Keine Angst«, mauzte er zahm, »Wie lautet dein Name?«
      Noch ehe das Kind antworten konnte, tauchte ihre Mutter durch das Feld und zog es fort. Der blonde Mann folgte ihnen in die dichten Wälder, wo die Löwen lauern.

      Blutige Fußabdrücke führten die sonnenverbrannten Hänge gen Sund hinab, wo das Zuckerrohr in den Himmel wuchs und die Peitschen niemals verstummten. Die Fischmenschensklaven mit ihren angeketteten Bastkörben bemerkten das rote Mädchen zuerst. Ein Meermann schlug Alarm, wofür die Aufpasser ihn mit Flegeln niederschlugen. An dem Tumult vorbei rannten die schwarzen Frauen. Sie scherten sich nicht um die wütenden Worte der Aufpasser, sondern allein um das kleine nackte Kind. Die armen Sklavinnen wussten nicht, wo das Blut endete und das Mädchen begann. Nicht einmal, wessen Blut sie ihr vom Leibe wischten. Das panische Geschnatter übertönte die knallenden Peitschen, die Schreie der Aufpasser und das Weinen des Mädchens. Die Luft stank nach Hitze und Schweiß und Verwesung. Die Aufpasser eilten herbei, Gewehre und Flegel im Anschlag. Das Mädchen schrie und plötzlich war alles still. Dutzende Körper krampften schaumspuckend auf dem Boden oder rollten zuckend die abschüssigen Felder hinab. Am Strand kippten Kisten ins Meer, dutzende Boote liefen auf Grund oder kenterten. Aus dem Himmel stürzten zahllose Möwen und ertranken in der Gischt. An diesem Tag verlor die fountische Four Blue Trading Company Vierzehnmillionen Berry in Zucker.

      Zurück in der Gegenwart

      Ein Blinzeln ihres Auges mähte die fountischen Männer nieder wie Ähren auf dem Feld. Ohne Hadern marschierten ihre nackten Füße an den lairischen Frauen und Kindern vorbei, deren Leben die Gehörnte soeben gerettet hatte. Manche stammelten heiseren Dank, andere beteten mit wundgepressten Händen oder warfen sich gar auf die matschigen Pflastersteine, die die Frau im Pelzgewand beschritten hatte.
      Unbehelligt von den verzweifelten Massen, den brennenden Häusern und kollabierenden Horden setzte sie ihren Weg fort. Die lange Straße tat sich ihr auf wie der Schoß einer schönen Frau und mündete in einen Hain aus Rosen, zwischen denen schwarze Perlenschnüre im Sturmwind klimperten.

      All Hallows' Tower: O'Mara vs. Carla

      Mit bloßer Faust und einem gebrochenen Arm, der ihm als Gegengewicht diente, stolperte O’Mara in die Fänge des Monsters. Über seinem blonden Schopf dehnte sich die transformierte Carla in einem Geflecht aus Spinnweben gen Dachstuhl, den voluminösen rotgezeichneten Hinterleib vorwölbend. Im Taumelschritt wich der Kopfgeldjäger den herausschießenden Klumpen aus, geradewegs unter das herabsausende Katana. Mit beiden menschlichen Händen sägte Carla die legendäre Klinge in O’Maras linke Schulter. Wenige Sekunden hielt er stand, geschützt durch eine bröckelnde Schicht dünnes Rüstungshaki. Doch als Carla das Gewicht ihres riesenhaften Körpers auf den acht grässlichen Beinen umlagerte, brach die schützende Membran wie kaltes Karamell und lieferte O'Maras Nacken der Schneide aus. Zähnefletschend versuchte seine heile Hand, die Klinge zurückzudrängen, doch mit jedem gleitenden Zentimeter zerstückelte Carla seinen Bewegungsradius und seine Kraft. In seiner Verzweiflung blieb dem Kopfgeldjäger nur sein gebrochener Arm, um sich gegen die Schwarze Witwe zu behaupten. Unter einem marternden Schrei, der Haie aus blutigen Wassern verscheuchen konnte, peitschte O'Mara die zertrümmerte Rechte gegen Carlas menschliche Hälfte. Anscheinend erwischte er eine empfindsame Schnittstelle zwischen Frauenhüfte und Spinnenrumpf, denn ihr schwarzgepanzerter Bauch konvulsierte gussartig und musste von den krabbelnden Beinen fortgetragen werden. Instinktiv wollte O'Mara der fliehenden Beute nachsetzen, nur um eindringlichst an seine blutspeiende Schulter erinnert zu werden. Längst schützten ihn die Folgeschäden der unaussprechlichen Experimente nicht mehr vor den mannigfachen Schmerzen, die jede Faser seines Körper okkupiert hatten. Ihm blieb nichts, als Carla in die Fadenwälder entschwinden zu lassen. Hinter den Vorhängen aus weißen Weben zeichneten sich ihre arachnoiden Konturen opak und halbseiden ab. Ihr Brustkorb hob und senkte sich unter dem schwarzen Plattenpanzer ihres Außenskeletts. Wäre ihr schmerzgeschütteltes Schnaufen nicht deutlich hörbar gewesen, O'Mara hätte geschworen, einer albtraumhaften burlesken Bühnenshow beizuwohnen. Plötzlich streckte sie den langen, schlanken Rücken durch. Der fette Hinterleib schrumpfte beachtlich und sechs der acht harten Beine zogen sich in den evolvierenden Körper zurück — just bevor sie aus Carlas Schultern und Seiten brachen wie parasitäre Larven. Als die Frau in Schwarz hinter dem gesponnenen Schleier hervortrat, belächelte sie den entsetzten Kopfgeldjäger mit schwarzlackierten Mundwerkzeugen unter acht schlangengrün glänzenden Spinnenaugen. Auf zwei Beinen, aber ausgestattet mit sechs schwarzen langen Armen, stürmte die Zoan-Nutzerin O'Mara entgegen. Das Yubitsume zum Töten gehoben wie ein todbringender Samurai. Obschon sein Verstand die Attacke auf mindestens zweidutzend Weisen abzuwehren, kontern oder zu vereiteln wusste, vermochte O'Maras geschundener Körper keine dieser rettenden Ideen in die Tat umzusetzen. Mit unaussprechlicher Mühe griff er seinerseits nach dem Schwertgriff, bevor ihn das Ungetüm mit der Wucht einer Stromschnelle gegen die steinerne Wand des Turms presste. Krills Schwert näherte sich stetig. Obwohl Carla in dieser humanoideren Form nicht über die Masse verfügte, O'Maras Widerstand schnell zu brechen, drohte seine verletzte Schulter das Kräftemessen zu verlieren. Millimeter vor seinem verrenktem Gesicht sabberten die klackenden Kieferklauen der Schwarzen Witwe ihr lähmendes Gift. Würde ihn das Schwert nicht spalten, so endete er wie der arme Krill paralysiert in einem Kokon.
      »Lass es geschehen!«, rasselten die widerlichen Beißzangen dasselbe Mantra wie bereits in der Gasse vor den Ruinen des Bordells. Rasch lösten sich Carlas übrige Hände vom Griff der Klinge und bombardierten O'Maras Rippen mit Schlägen. In einem gewöhnlicheren Kampf hätte der Kopfgeldjäger diese armseligen, unkoordinierten Versuche eines Angriffs kaum registriert, doch in seinem derangierten Zustand versenkte jede Faust Kanonenkugeln in seinem Fleisch. Was konnte er tun? Den Schmerz schlucken, die Klinge abhalten, den schnappenden Giftzähnen entgehen — auf ewig? O'Maras Hand schien tauber als sein gebrochener Arm, ehe er endlich den rettenden Tritt gegen Carlas Schienbein tat, der sie aus der Balance brachte und es ihm ermöglichte, sie in die massiven Mauersteine in seinem Rücken zu donnern. Sprudelndes Nasenblut benetzte seine Lippen. Er kostete es aus wie Champagner zur Feier eines glorreichen Sieges. Carla ächzte und tobte. Fünf ihrer sechs Arme tasteten nach der armen Nase, die erst wenige Tage zuvor vom ungnädigen Waterloo zertrümmert und naiven Remington gerichtet worden war.
      »Bastard!«, schluchzte sie.
      »Heulsuse«, spuckte O'Mara. Seine Lungen schepperten. Sich eine Verschnaufpause erschleichend, japste er:
      »Ich…dachte immer…ihr Tiermenschen müsstet Drogen schlucken für mehrere Verwandlungen…«
      Einen Moment lang schien Carla zu benebelt von Schmerz und Zorn, um zu antworten. Doch dann stahl sich ein Schatten des altbekannten Rabenlächelns auf die schwarzen Lippen zurück, die sich hinter den einsinkenden Kieferklauen manifestierten.
      »Drogen?«, keuchte sie nicht ohne Stolz, »Nein. Alles, was es braucht, sind Zeit und Geduld. Doch die meisten Menschen verlieren ihre Vernunft, sobald das wilde Blut durch ihre Adern fließt. Gieren zu schnell nach zu viel Macht. So sehr wir uns auch das Gegenteil einreden wollen, der Biss in die Frucht verändert unser Denken. Überkochende Hirnchemie. Aber…« Ihre schlangengrünen Augen verengten sich boshaft. »Das muss ich dir gewiss nicht erklären, der du Jahre an der Seite einer launischen Bestie überlebt hast.«
      O'Mara knurrte, als strömte das wilde Blut durch seine Adern. »Du weißt gar nichts!«
      »Du irrst dich«, zischte Carla, »Ich weiß alles!«

      Ein leises Rascheln später war sie in den Spinnweben verschwunden, nichts als das Echo ihrer patschenden weißen Füße zurücklassend. O'Mara seufzte, bis es ihm dämmerte.
      »Krill!«
      Wie zwei Kavaliere, die um die Gunst derselben Debütantin wetteiferten, eilten Carla und O'Mara durch die aufgespannten Netze und Trichter zum verpuppten Meermann. Während O'Mara jedoch eher auf der Flucht vor Wölfen durch fremdes Dickicht irrte, schwang sich Carla formvollendet durch ihre gesponnenen Kunstwerke. Meisterhaft zwischen ihren tierischen Formen wechselnd, krabbelte und hangelte sie über den humpelnd-schlurfenden O'Mara hinweg. Wäre dies ein Rennen gewesen, O'Mara hätte sich eine blamable Klatsche eingehandelt. Mit beachtlichem Vorsprung landete Carla vor dem reglosen Krill, nunmehr wieder auf ihren acht gewaltigen Spinnenbeinen. Ihr Oberkörper ragte schön und bewaffnet aus dem schwarzen Leib. Durch das klaffende Loch im Mauerwerk, das noch auf die Einlassung der Turmuhr wartete, projizierte der graue Morgen silbrige Nordlichter auf ihren schimmernden Panzer und das wehende Haar. Eben wollte sie ihre Geisel wieder an sich nehmen, da schoss O'Mara aus dem toten Winkel, sich selbst und die überrumpelte Spinne durch das Loch in die Tiefe stürzend. Im freien Fall wirbelten Carla und der Kopfgeldjäger durch die Luft in einen dicken, unnatürlichen Nebel. Mit Todesangst im Herzen und dem verborgenen Erdboden im Nacken, verschoss die Schwarze Witwe einen langen Fadenstrahl vage in Richtung Turmspitze. Eher zufällig denn tatsächlich zielgenau verhedderte sich der klebrige Greifhaken an einer der Zinnen. Wie an einer Liane schwang sich Carla in einem parabolischen Flug an der Außenfassade entlang, zu spät den blinden Passagier bemerkend, der sich an das rote Muster auf ihrem Hinterleib geheftet hatte. Ungelenk versuchte sie ihn abzuschütteln, noch immer am berüchtigten seidenen Faden hängend, bis ihr Schwung den höchsten Punkt erreichte und sie sich selbst samt Kopfgeldjäger unverhofft auf den halbverbauten Dachverschlägen des Tiburio bruchlanden musste. Stöhnend und wund wie nach einer liebestollen Nacht lagen die Feinde aufeinander. Aus dem Augenwinkel bemerkte Carla das silbrige Etwas an O'Mara endlich losgelöster Handfläche. Der Blonde hatte sich mit einem ihrer eigenen Klebenetze an ihre Seite gebunden. Beinahe wollte sie ihm gratulieren. Stattdessen schob sie ihn von sich und hob das Katana, welches sich zu ihrer eigenen Überraschung noch immer in ihrem Griff befand. Bevor sie den reglosen O'Mara zu filetieren vermochte, schlug er die moosgrünen Augen auf und versetzte ihr einen donnernden Faustschlag direkt in den Spinnenmagen. Obwohl seine lädierte Führhand kaum einen Bruchteil jener Stärke zusammenzukratzen vermochte, die seine brachiale Rechte für gewöhnlich entfesselte, knackte der Hieb Carlas Außenskelett und wuchtete sie derart heftig gegen die Brustwehr des Turmes, dass das Gestein bedrohlich bröckelte und ihr Genick beinahe entzweibrach. Minutenlang krümmte sich die schwarze Witwe in einer Lache ihres eigenen ausgespienen Blutes, spastisch zwischen Mensch und Tier, Frau und Spinne mäandernd. Doch so sehr sich O'Mara auch bemühte, er konnte den Kampf nicht beenden. Er verzerrte sich nach dieser Waffenruhe ebenso sehr wie die Frau in Schwarz, atemlos und ausgelaugt.

      Red Apple Palace, Rosary Hill: Ulysses vs. Cassiopeia

      Das lange blutrote Haar schlug medusenhaft gegen die Hälse der Hydra, zwischen deren schwarzen Schuppen grüngelbe Entladungen die Luft mit Blitzen maserten. Ein einzelner Funke auf einem verirrten Tropfen Blut genügte, um das Knistern zum Löwenbrüllen aufzupeitschen und Cassiopeia in einem gleißenden Gewittermeer zu ertränken. In letzter Sekunde kappte sie das fließende Band zwischen sich selbst und dem Lebenssaft, den sie erschaffen hatte, und duckte sich unter der elektrischen Woge davon. Nicht zum Schutz, nicht aus Furcht, sondern zum Angriff geneigt. Mit der spitzen Schuhsohle voran schlitterte sie unter den blendenden Blitzen hindurch. Ein kaleidoskopisches Feuerwerk grüner, goldener, spektraler Farben rauschte über sie hinweg. Plötzlich bäumten sich die Nervenfasern auf, verknoteten sich zu wulstigen Tentakeln, die wie Riesenfäuste hinter ihr in den Marmor einschlugen und das Gestein zertrümmerten. Aus dem hintersten Winkel des Thronsaals prallte Catherines spitzer Schrei gegen die roten Stuckwände, der dunkle Boden gab nach und regnete ins Vestibül. Cassiopeia entging den Attacken und dem Abgrund um Haaresbreite. Noch immer auf einer dünnen Blutschicht rutschend, wirbelte sie auf ihren Fingerknöcheln herum. Winzige rote Spritzer blendeten Ulysses’ giftgrüne Augen, just bevor die Agentin einen verheerenden Tritt gegen seine reflexhaft aufgestemmten Hände landete. Ihre Schuhsohle vermochte der Bastardkönig abzufangen, doch die hervorschießenden Salven schwarzen Blutes rissen ihm die Finger auf und seinen Körper von den Beinen. Die zähen Fluten entluden sich aus Cassiopeias Zehenspitzen wie Wasser aus einer undichten Pumpe. Mit der schneidenden Präzision eines Sandstrahlers bohrte sich das Blut durch die Mauern des Palastes. Ulysses, auf dem Boden robbend und sich die zerschlissenen Hände befühlend, rollte panisch vor diesem formlos herabsausenden Beil davon. Zugleich schossen zwei lange Fasern aus den offenen Wunden in seiner Handfläche, wickelten sich um Cassiopeias stehendes Bein und zerrten sie zu sich. Während sie über den Boden gezogen wurde, kanalisierte die Agentin einen rotschwarzen Strudel in ihrer Faust. Ulysses, noch immer liegend, tauchte sein Bein in Haki und konterte den Schlag mit dem austretenden Fuß. Just als sich ihre Glieder trafen, das Blut schwappte und der Schweiß übersprang, loderten abermals die grüngelben Blitze über Ulysses' Nervenfasern und verbrannten Cassiopeias Arm. Doch auch der Bastardkönig knurrte schmerzgeplagt auf, denn die Faust der Agentin hatte eine gewaltige Erschütterung durch seine Fußsohle hinauf in sein Kniegelenk gejagt. Fauchend schleuderten Ulysses' Tentakeln die qualmende Cassiopeia gen Hauptportal, vor dessen aufgebrochenen goldenen Scharnieren die Agentin wie ein verletzter Vogel abstürzte.
      »Es ist alles gut«, keuchte die Agentin — an Catherine gerichtet. Verängstigt hatte sich Königin an den Rand des aufgetanen Spalts gewagt. Obwohl die Tiefe unter Catherines Füßen kaum ein Stockwerk weit reichte, schien sie ein unüberbrückbarer Abgrund von der brutalen Schlacht um das Schicksal ihres Reiches zu trennen. Ihre Mutter, mutmaßte die junge Regentin bitter, hätte schwerlich Land und Leben in fremde Hände gegeben — weder die Hände der Regierung, noch die Hände Gottes. Sie aber, ihre Tochter, betete in dieser Sekunde zu beiden, getrieben von Angst, Hoffnung und Scham. Weinend beobachtete sie, wie sich ihr verhasster Cousin am anderen Ende des Loches aufraffte. Er schnaubte und hinkte. Hinkte wie der Teufel auf seinem Pferdefuß.
      »Es liegt nicht bei mir…«, hörte sie seine grässliche Stimme plötzlich maulen, »Dieser Kampf ist sinnlos. Sie spannen einen Regenschirm gegen einen ganzen Orkans.«
      Gleichmütig ließ Cassiopeia Schultern und Brauen aufzucken. Ein sublimes Kopfwippen bedachte die betende Catherine. Reflexhaft wandte er sich um, verspannt, als bereitete ihm der bloße Anblick ihres Mädchenkörpers unter dem blutgetränkten Nachthemdchen stechende Übelkeit. Wie ein nasser Hund schüttelte er den Kopf, wobei Blut und Menschenfleisch aus seinen nassen Locken spritzten.
      »Selbst wenn ich wollte«, nuschelte er belegt, »Sie wird nicht vergeben. Niemals.«
      Mit einem hörbaren Knacken schüttelte er das angeknackste Bein aus. Bei dem zurückspringenden Laut, den seine Kniescheibe dabei hervorbrachte, graute es selbst der Chirurgin in Cassiopeia.
      Seufzend reckte sie ihrerseits ein Bein, löste die Schlaufe ihres zerflederten Absatzschuhes und streifte sich das rote Leder gleich einer alten Schlangenhaut von den Zehen. Während sie die Übung am anderen Fuß wiederholte, sondierten ihre bernsteingoldenen Augen den Bastardkönig und den Thronsaal, den er verwüstet hatte. Dann war sie fort.

      Weder Ulysses' Augen noch sein Observationshaki bekamen die Agentin zu fassen, bevor sie direkt vor seiner Nasenspitze aus einem blutigen Springbrunnen auftauchte und ihm den nackten Fuß unter den Kiefer jagte. Der massige Körper des Bastardkönigs verlor jede Bodenhaftung. Cassiopeia verschwand erneut. Noch ehe die Erdanziehung ihren Gegner wiederhatte, materialisierte sie sich an der Dachkuppel und vollführte einen arabesken Fallrückzieher, der eine rasiermesserscharfe Blutsichel auf einer jaulenden Fuge Sturmwind gegen Ulysses wehte. Die raffinierte Mischung aus Logia-Macht, Rüstungshaki und Orkankick erfasste den Fallenden mit unvergleichlicher Wucht und zerschnitt ihm das karierte Hemd. Den tatterten Schafbock darunter schützte eine saubere Schicht Rüstungshaki. Ulysses wähnte sich bereits außer Gefahr, bis plötzlich eine urgewaltige Menge Blut seinen Rachen emporstieg; nicht auf der Flucht vor Schmerz oder inneren Verwundungen, sondern auf Geheiß der roten Agentin. Weiterhin in der Luft bändigte Cassiopeia diese schwebende Suppe und hetzte sie auf den krampfenden Ulysses. Ein wütender Schwarm seines eigenen Lebenssaftes hagelte auf ihn nieder. Schützend kugelte er sich ein, noch immer roten Auswurf sabbernd, und stellte dem prasselten Dauerfeuer seinen breiten Rücken entgegen. Erst nachdem von seinem erlesenen braukarierten Mantel kaum mehr als Löcher zwischen Fransen geblieben waren, schossen aus ebenjenen die schwarzen Fasern wie Muränen aus Höhlen und bohrten sich zu allen Seiten neben Cassiopeia in die schwarze Deckenkuppel. Sie glaubte an eine glückliche Fügung, bis die elektrischen Potenziale der Nerven in unheiliger Resonanz harmonierten und ein knisterndes Gitternetz zwischen den Strängen entluden. Niemals zuvor hatte die Logia-Nutzerin ihren Körper derart harsch verlieren müssen, ohne dabei ihre Kontrolle einzubüßen. Ulysses McKenna hingegen hatte niemals zuvor einen Logia-Nutzer mit derartiger Kontrolle erlebt. Jeder rote Tropfen flirrte und strampelte wie eine Möwe, die inmitten eines Orkans zu landen versuchte. In filigranen Schleifen, Spulen und Spiralen manövrierte sich Cassiopeia durch die krachenden Blitze gen Boden, wo der Bastardkönig ihren zusammenfließenden Körper allerdings bereits erwartet. Mit der muskulösen Schulter voran rauschte er in Cassiopeia hinein. Überrumpelt und doch geistesklar ließ sich die Rothaarige von der rohen Gewalt des Bodychecks unterheben, um sich in einer Rückwärtsrolle aus der Reichweite des Bastardkönigs zu retten. Jener brauchte mit seinem kaputten Knie tatsächlich einen Augenblick zu lang, um ihr nachzujagen. Als seine tobende Faust ihr Gesicht traf, war es bereits zu Blut geworden; glänzte jedoch schwärzer als Teer, widerstand härter als Stahl und wogte zähflüssig unter seinen festklebenden Knöcheln. Ulysses, der die Lektionen der Formel 6 niemals verinnerlicht, geschweige denn anzuwenden gelernt hatte, identifizierte diese weitere Verquickung grundverschiedener Kräfte zu spät. Haki, Blut…Eisenpanzer? Wer zum Teufel war diese Frau?! Wie Treibsand sog Cassiopeias halbflüssiges Gesicht seine wulstigen Finger ein. Zeitgleich formten ihre Handflächen eine tödliche Blume, pressten sich gegen seine Brust — und explodierten. Die geheimste Form der Fingerpistole, die Rokuougan, kulminierte mit Cassiopeias blutiger Macht in einem unaussprechlichen Erweckungsmoment grenzenloser körperlicher Energie. Der Hitze kochenden Wassers folgten tausende Messerstiche, die, jeder für sich, Bomben in Ulysses' Herz zündeten und seine Rippenbögen sprengten. Sekundenlang schien sein abgestoßener Leib in der Luft zu schweben, entrückt von der Bürde seines Gewichts — bevor er platt auf die Steinfliesen klatschte. Der Länge nach ausgestreckt lag Ulysses' kurzer Körper auf den schwarzen Marmorplatten, deren finsterer Maserung das fließende Blut die Illusion einer rumorenden Gewitterfront einhauchte. Sein verklebtes blondes Haar umrahmte die geprügelte, hässliche Visage wie ein befleckter Heiligenschein. Er atmete langsam, schwer. Die hartnäckige Hingabe eines Sterbenden, der jeden unerträglichen Atemzug auskostet, bestimmte seine Regungen.
      »Ist er tot? Haben Sie ihn getötet?!«, plärrte Catherine vor ihrem Thron, was die Agentin argwöhnen ließ, ob die Königin den Tod ihres Erbfeindes feiern oder beweinen würde. Kopfschüttelnd besah sich Cassiopeia ihrer Arbeit Werk. Seine Lippen öffneten sich leicht, doch nur schiefe rotfleckige Zähne kamen zum Vorschein.
      »Nein«, rief sie Catherine zu, »Er—?!«
      Die schwarzlegierten Stränge schossen blitzartig unter Ulysses' Körper hervor, saugten sich an Cassiopeias Schläfen fest und flambierten ihren Verstand mit grellgrünem Starkstrom. Sogleich bemächtigte sich eine entsetzliche Lähmung ihrer Glieder. Alles, was sie noch spürte, war das Kribbeln der knisternden Schlingen, die sich um ihren Körper schnürten. Mit beiden Händen umgriff Ulysses daraufhin die fleischigen Schnüre, die bis in sein Rückenmark hineinreichten, und schleuderte die wehrlose Cassiopeia über sein Haupt gegen Wände, Fenster und die goldenen Tore, schmetterte sie in den Marmorboden und gegen die hohe Deckenkuppel. Putz bröckelte, Fenster zerbarsten, Funken sprühten, Blut spritzte. Cassiopeia fiel in Tropfen, die sich gegen ihren Willen in die Form einer Frau gossen. Einer Frau, die an der Kehle gepackt über dem Boden baumelte wie abgehangenes Schlachtfleisch.
      »Ulysses…!«, flehte Catherine aus voller Kehle. Ihr tränenverhangenes Antlitz verglühte in seinen brennenden grünen Augen. Ein klaffender Spalt und die Unvereinbarkeit zweier vollkommen unterschiedlich verlebter Leben trennten die ungleichen Königskinder. Sie, die sie ihren letzten Atem für ein wenig Gnade gegeben hätte; und er, der er nach all den Jahren des Kämpfens und Grollens keine Gnade mehr zu geben hatte. Catherine kannte seinen Preis, und die Schuld nagte an ihr. Dennoch hauchten ihre Mädchenlippen unhörbar, verständlich für ihn allein:
      »Ich kann nicht…«
      Er lächelte, oder legte vielmehr sein grässliches Gebiss schief bloß. Kein Mitleid, kein gefletschter Zorn. Der Bastardkönig schien müde und verständnisvoll und brach Cassiopeia mit einem enthemmten Schlag den Kiefer.
      »Nein! Ulysses! Bitte!«
      Unter den echoenden Bittgesuchen der Königin prügelte er mit barbarischer Brutalität auf Cassiopeia ein. Ein, zwei, drei, vier massive Faustschläge. Die betäubte Agentin versuchte ihn irgendwie von sich zu treten, doch er blockte ihr halblahmes Bein mit Leichtigkeit und rammte ihr sein Knie in die Genitalien. Atemringend krümmte sich Cassiopeia vornüber, woraufhin Ulysses ihr mit dem Ellbogen die Augenhöhle zerschmetterte. Für seine Rage sollte er einen hohen Preis zahlen: Ihr zerplatzendes bernsteinbraunes Auge spickte die Luft und sein Gesicht mit harten rotschwarzen Schrapnellen. Eines erwischte seinen Hals. Gurgelnd griff sich der Bastardkönig an die ausblutende Wunde, die reglose Cassiopeia fortwerfend wie ein Knabe die Puppe eines Mädchens. Noch sich bevor die Agentin aber hätte verflüssigen können, trat er ihr derart erbarmungslos in den Unterleib, dass ihr zuckender Körper meterweit über den blutbesudelten Boden schlitterte und gegen die hohen goldenen Tore donnerte. Dort blieb sie. Kaum mehr als eine verschüttete Pfütze triefte noch durch ihre zuschwellenden Lider. Ihr Kiefer hing wie eine herausgebrochene Tür in den Gelenken. Eine tiefe Platzwunde überzog ihren Scheitel bis in den Nasenrücken. Irgendwo weinte Catherine. Sie mochte neben der Agentin knien oder am anderen Ende des Ozeans ihren Namen gegen die Brandung brüllen. Cassiopeia verstand nichts. Doch sie sah. Sah durch den fallenden roten Schleier die Silhouette des Bastardkönigs. Zunächst überlebensgroß, fiel sein stämmiger Körper mit jedem schweren Schritt weiter in sich zusammen. Beinahe roch sie den stechenden metallischen Hauch des Todes, der aus seiner Schlagader eiterte. Die Genugtuung schenkte ihr die Kraft für ein schadenfrohes Lächeln.
      »Fotze…« Wenige Schritte vor seinem Opfer sackte der Bastardkönig auf die Knie. Dort blieb er.

      All Hallows' Tower: O'Mara vs. Carla

      Auf eigentümliche Weise gemahnte der dachlose Tiburio an eine korrodierte Krone, umkränzt von bogenlosen Arkaden und spitzen Zinnen, zwischen denen schlotternde Holzscheite wenig hoffnungserweckende Brücken spannten. Wasserspeier mit Hundeaugen und Elefantenzähnen wachten über ein verzwacktes Wirrwarr aus Seilwinden und Kettenzügen, die das bedrohlich knirschende Außengerippe gegen den aufbrausenden Sturm verankern sollten. Doch mit jedem zögerlichen Schritt, den O'Mara und Carla auf die wackligen Ziegel oder das bloße Gebälk setzten, knarzte die wagemutige Konstruktion wie ein böses Omen auf. Obwohl keiner von beiden das Risiko einzugehen bereit war, stachelten sie sich gegenseitig zum Äußersten an. Zeitgleich stoben sie los, über das knirschende Gestühl balancierend. Carla schwang das Katana, O'Mara schlug es aus der Bahn, der Holzscheit trug ihrer beider Gewicht nicht und splitterte in die endlose Rotunde. In letzter Sekunde retteten sich Carla und O'Mara, indem sie sich vom jeweils anderen abstießen. Während der Kopfgeldjäger rücklings gegen einen der ghulischen Gargoyles stürzte, stolperte Carla kreiselnd gegen die steinerne Außenbefestigung. Sie fühlte, wie ihre angeknacksten Rippen ihr die Luft aus den Lungen ließen. Auch ihre Füßen gaben merklich nach. Benommen beobachtete O'Mara, wie sich ihr in schwarzes Leder geschneiderter Körper an der Brüstung festklammerte. Die Böen, die am Turm entlang gen Himmel schliffen, bauschten ihre gefiederte Pelerine zu Rabenschwingen auf. Ganz Nickleby lag ihr zu Füßen. Hinter dem Nebel ergoss sich eine endlose See aus verdrehten Kapellen, dunstigen Gassen und stahldurchwucherten Arbeitervierteln. In weiter Ferne, wo das dunkle Zwielicht des Morgens die weißen Schwaden verderbte, taten sich dunkle Kolosse mit verrenkten Gliedern und gebrochenen Gebeinen schemenhaft hervor. Die Cathedral City, grauenhaft in all ihrer numinosen Verdrehtheit und unmöglichen Geometrie, überragte die Kuppe des Jaggers ebenso wie die Randgebiete im Tal. All das, dachte Carla nüchtern, würde ihr gehören. All das und mehr.
      Für O'Mara hingegen bot die Aussicht eine Stadt in Flammen, in der der Tod umging.

      Red Apple Palace, Rosary Hill

      Wie der Tsunami den Stränden das Meer entreißt und ein Gewitter des Himmels Blau in Schwärze erstickt, beugt sich jedes Element der eigenen Macht — und so sind es die Menschen selbst, die im Angesicht eines naturgegebenen Zerstörers den Verstand verlieren, noch bevor die Luft zu zittern und der Stein zu bersten beginnt. Schnappatmend klammerte sich Ulysses an die Wunde an seinem Hals, wie sich Cassiopeia zusammengekrümmt an ihr Leben klammerte und Catherine an ihren zerflederten karamellblonden Zopf. Zunächst noch verwundert über die plötzliche Unruhe ihres verhassten Cousins und der verprügelten Agentin Triagast, reagierte letztlich auch die junge Regentin auf…etwas. Ulysses und Cassiopeia fehlte die Kraft, sich gegen die hereinbrechende Aura zu wehren, die den dunklen Marmorboden mit Rissen überzog, die übrigen Fenster zerklirren und den Mörtel an der Stuckdecke herausplatzen ließ. Die Wunden ihres Kampfes schienen Kratzer verglichen mit den marternden Kopfschmerzen, die die bloße Präsenz des Eroberers wie einen Tumor in ihre Schädel pflanzte. Beide wären sie in die Bewusstlosigkeit abgedriftet — und dankbar dafür gewesen — hätte sie nicht Catherines manisches Klagen in die wache Welt zurückgeschleudert. Inmitten der zerspringenden Fenster und herabregnenden Deckgewölbe betete Catherine auf wunden Knien gegen die einfallende Gewalt an, die sie weder sehen noch hören konnte und die doch derart allumfassend auf sie einwirkte, dass ihr ihre Sinne zu entgleiten drohten. Mit Unglauben und Ehrfurcht bezeugten der Bastardkönig und die Agentin, wie die junge Catherine nicht nur ertrug, sondern sich widersetzte. Ihr, der sich nur so wenige zu widersetzen vermögen.

      Sobald Catherine von ihren geflochtenen Händen aufsah, wähnte sie sich in einem Albtraum und plärrte wie ein Kind nach ihrer Mutter. Nicht einmal die schaurigen Geschichten in den billigen Magazinen, die Catherine zu lesen verboten worden war, hätten das Ausmaß ihrer Bestürzung beim Anblick der Kreatur auszudrücken vermocht, welche aus den Trümmerfeldern des Vestibüls in den Thronsaal gekraxelt war. Schlamm und Matsch trieften aus dem dicken, formlosen Pelz des Monstrums. Blätter und Schlingpflanzen hingen von den spitzen Ästen seines imposanten Geweihs. Dennoch waren es nicht diese Züge animalischer Rohheit, die Catherine ängstigten. Es waren die dreckigen menschlichen Zehen, auf denen das Scheusal in ihre Richtung marschierte. Die Intelligenz seiner Bewegungen. Die vertrauten Rundungen der nackten Taille über einer langen, zerschlissenen Hose. Catherine schrie nicht, weil sie sich einem Monster ausgeliefert sah. Sie schrie, weil die wohlgeformten Brüste einer Frau hinter dem nassen Fell hervorlugten.
      Als vollzöge die Fremde ein heidnisches Ritual, lüftete sie ihre Pelzkapuze mit dem eingenähten Hirschgeweih. Sogleich rauschte ein wilder Wasserfall feuchter brauner Locken ihren langen Hals und die muskulösen, fellbehangenen Schultern hinab. Zwei menschliche Augen leuchteten der jungen Regentin entgegen. Eines zimtrot lodernd wie der Zorn der Götter, das andere weißtrüb gebrochen in einem Geäst aus Narben. Angstschluckend erduldete Catherine den maßnehmenden Blick dieser barbarischen Unbekannten, bevor jene sich von ihr ab- und dem knienden Ulysses zuwandte. Voll Mitleid fuhr ihr heiles Auge über seine blutbesudelte Kleidung, die aufgerissenen Hände und das klaffende Loch an seinem Hals. Dann legte sie ihm ihre narbenüberwucherte Hand auf den blonden Schopf und streichelte sein schmutziges Haar, wie ein alter Hund gestreichelt werden mag. Der Bastardkönig versuchte zu sprechen, aber kein Wort vermochte an der offenen Wunde vorbei zu gelangen. Nahezu flehend brannten sich seine grünen Augen in Cassiopeias kümmerliche Gestalt, welche ihrerseits keine Würdigung der Fremden wert schien. Lächelnd beugte sich die Braunhaarige nieder und küsste Ulysses auf die Stirn, bevor sie an den dunklen Abgrund herantrat, der sie von Catherine und dem fountischen Thron trennte. Gewisperte Worte einer Sprache, die die Puppenkönigin nicht beherrschte, entstiegen den rauen Lippen — begleitet von einer flirrenden Schar bunter Irrlichter. Wie die buschigen Samen, die Catherine in ihrer Kindheit von den ollen Pusteblumen gepustet hatte, rieselten die flackernden Flocken in den dunklen Spalt. Binnen Momenten gebar die Schwärze ein pulsierendes Leuchten, aus dem riesige lumineszente Pilze im hypnotischen Reigen emporwucherten. Grazil wie eine Fee tippelte die schmutzige Frau über die fleischigen Schirme auf die andere Seite. Erst, da ihr letzter Fuß den Abgrund überwunden hatte, schien Catherine der unmittelbaren Gefahr gewahr und strampelte rücklings an die goldenen Ufer ihres kolossalen Herrschersitzes.
      »Wer…«, rang sie hörbar um Mut, »Wer seid Ihr?!«
      »Die Frau, die Ihr zur Jagd freigegeben habt«, sagte die Fremde mit der Leichtigkeit einer alten Freundin, mit der man über freundschaftliche Dinge sprach.
      »Die Heldenschlächterin…«, entfuhr es Catherine entsetzt. Aus der Nähe betrachtet übertraf die legendäre lairische Kriegerin gar ihren martialischen Ruf. Halbbekleidet mit einem Pelzumhang aus allen Tieren des Waldes, leuchtete ihr nackter Oberkörper durch eine trockene Kruste Marschdreck. Schöne, subtile Bauchmuskeln säumten den langen Pfad, der von den Leisten hinauf in den Ansatz der voluminösen Brüste entglitt. Catherine ertappte sich dabei, wie ihr Blick an den steifen Brustwarzen hängen blieb, und errötete.
      »Heldenschlächterin?«, riss die Lilie von OcMaclarr sie aus ihrer Verlegenheit, »Beleidigt mich nicht, Catherine. Ihr kennt nicht einmal das Gesicht der Frau, deren Tod ihr befahlt. Habt zumindest die Größe, ihren Namen auszusprechen.«
      Warum verweigerte sich Catherines Kehle dieser simplen Bitte? So sehr sich die Puppenkönigin auch bemühte, nicht der verkümmertste Laut entfleuchte ihrem Mädchenmund. Beatrix De Barra. Beatrix De… Sichtlich unzufrieden verengte Beatrix De Barra das zimtrote Auge zu einer wütenden Linse. Der weiße, lidlose Augapfel hingegen schwebte reglos in seinem Nest aus Narben. Beiläufig, als vertreibe sie eine aufdringliche Straßenkatze, wischte die Lilie Catherine vom Thronsockel und befühlte den Herrschersitz mit geschlossenem Auge. Beinahe meinte Beatrix, die angestaute Wärme dutzender royaler Hintern im Metall wahrzunehmen.
      »Wisst Ihr, wie Euer Volk meine Heimat vor der Unterzeichnung des Almanag-Kontrakts nannte?«, fragte sie geistesverloren, »Nicht nur auf den Märkten oder an den Stammtischen, sondern verzeichnet in offiziellen Dokumenten?«
      Catherine, hilflos auf dem Boden hockend, schüttelte den Kopf. Der Anblick dieser verhassten Frau, die mit schlammigen Händen ihr Erbe besudelte, nagte an ihr. Doch was mochte sie schon gegen eine Drachentöterin ausrichten?
      »Die andere Insel«, erklärte Beatrix trocken. »Sie sprachen nicht einmal den Namen des Landes aus, das sie ausbeuteten. Das sie ausbluteten für ihren Wohlstand und ihre sadistische Sucht nach Geltung und Vorherrschaft. Ihr, von allen Menschen, solltet die Bedeutung dieser Schande ermessen können.«
      »Beatrix«, fispelte die Puppenkönigin entschuldigend, »Beatrix De Barra…«
      Die Lilie lächelte. Ihr trübes Auge jedoch zeigte keinerlei Sympathie. »Habt Ihr euch nie gefragt, warum Ihr Catherine II. aus dem Hause der Namenlosen seid?«
      Erneut verneinte Catherine, diesmal aber log sie. Oft hatte sie Sundermare, Sir Benedict und sogar die alte Doubtdoodle nach der Herkunft dieses sonderbaren Familienstammes gefragt und nie eine zufriedenstellende Antwort erhalten. Und da die bloße Frage ihre alte Hauslehrerin stets in panischste Erregung zu versetzen wusste, hatte die junge Monarchin eines Tages schlicht aufgegeben.
      »Namen sind mehr als ihre Funktion«, erklärte De Barra, »Sie dienen nicht bloß der Identifikation, sondern stiften Identitäten und Verbindungen mit uns und der Welt. Sobald wir einem Ding einen Namen geben, gewähren wir ihm die Macht, sich in unserem Bewusstsein festzusetzen und unwiederbringliche Eindrücke zu hinterlassen. Assoziationen zu schaffen. Erinnerungen zu kreieren. Ein festes Ding ist ein festes Ding, doch ein Stein ist ein Kind der Erde, ein Fels in der Brandung, das Fundament deines Palastes und ein heiliges Totem für meine Ahnen.«
      Mit Schrecken bemerkte Catherine, wie sich das massive Goldfundament des Thrones den Fingern der Lilie beugte. Aus Dellen wurden Beulen, während Beatrix fortfuhr:
      »Als die erste Königsfamilie dieses Land verriet, um mit ihren goldenen Götzen auf dem Horizont zu speisen, und Eure Familie zu ihren Nachfolgern ernannten, nahmen sie euch Euren Namen — da sie fürchteten, eines Tages könnte das fountische Volk Eure Familie lauter bejubeln als die ihre.«
      Ein flüchtiges metallisches Knacken durchzuckte den Thronsaal und Catherine, just bevor der riesige goldene Sturzbach, Monument der fountischen Königsfamilie, der Thron der Namenlosen, von Beatrix De Barra entzweigebrochen wurde. Bis in die demolierte schwarze Deckenkuppel klaffte die wogende Rückenlehne auseinander, die Armschoner splitterten wie trockenes Holz und der monolithische Sitzschemel zersprang unter der Hand der Lilie in zahlreiche Schollen. Güldener Puder tünchte die Luft, De Barra und die kreischende Puppenkönigin, welche in den Trümmern ihres Thronsaals nunmehr vor den Trümmern ihres Throns kauerte. Nickleby war gefallen.

      »Bist du zufrieden?«, rief O'Mara am anderen Ende der Hauptstadt, auf der Krone des letzten Monuments der fountischen Macht, anklagend. Seine Stimme klang schlimmer, als er aussah — und vermutlich besser, als er sich fühlte. »Dieses beschissende wütend-wirbelnde Chaos ist dein Werk. Eine ganze Nation einander abstechender Nachbarn, die es nicht erwarten kann, auf Schiffe zu steigen und auf einer anderen Insel noch mehr Nachbarn abzustechen. Wie fühlt es sich an, ganz allein einen verfickten Völkermord losgetreten zu haben?«
      Ohne die schwarzlackierten Nägel vom Gestein zu lösen, das sie stützte, wandte sich Carla um. Obschon sie nicht lächelte, triefte ihre dunkle Stimme vor Selbstgerechtigkeit.
      »Habe ich das?« Vorsichtig tasteten sich ihre Füße entlang der Zinntürmchen rings um den Turm. Mit jedem sachten Schritt spann sie feine Fädchen zwischen den losen Planken. »Sieh dich um. Sieh hinab in die brennenden Straßen und sage mir: Habe ich die Feuer gelegt?«
      Er zögerte.
      »Nein, O'Mara. ›Nein‹ ist das Wort, um das du verlegen bist. Alles, was ich tat, war in der Asche zu stochern und die Glut freizulegen, die niemals erloschen war.«

      »Ich habe lange auf diesen Moment gewartet«, hallte die sonore Stimme der Lilie von OcMaclarr bedeutungsschwanger durch den zerstörten Palast, »Eure Mutter mag ihrer gerechten Strafe entgangen sein, doch Euch wird der Krebs nicht retten. Wie einst die Cromwells werdet auch Ihr durch meine Hand sterben.«
      »Das ist unfair…!«, fiepte Catherine.
      »Schwachsinn!«, schnaubte O'Mara, »Du hast die Königin manipuliert! Hast sie in eine unmögliche Situation gedrängt, in der sie gar keine andere Wahl mehr sah, als deine kranken Spiele zu spielen.«
      Beatrix glaubte, sich verhört sie haben.
      »Sprecht lauter, Hoheit
      »Ich sagte«, wiederholte sich Catherine mit bebenden Fäustchen, ehe sie sich auf die nackten Beine hievte, »Das ist unfair! Ihr redet von Namen und Erinnerungen, schimpft über meine Onkel und meine Mutter. Genau wie Ulysses! Aber vor Euch stehe ich! Und ich bin nicht wie sie, hört Ihr!«
      Wütend trat O'Mara auf der Stelle. »Deine Lügen haben dieses Land zerrissen! Nicht das Volk, nicht die Königin!«
      Schluchzend warf sich Königin Catherine II. vor Beatrix De Barras verdreckte Füße. »Es tut mir leid, dass ich die Wilde Jagd ausgerufen habe! Es tut mir leid, was ich unseren Völkern damit zugemutet habe… Aber…bitte…all dieser Hass und dieser Zorn…es tut so weh…! Womit habe ich das verdient? Ich bin nicht Corvus Cromwell. Nicht einmal Catherine, die Seuchenkönigin! Vielleicht verdient ihr Lairen eure Rache…aber doch nicht an mir…!«
      Über diesen tragischen Monolog rann eine einzelne Träne über Ulysses' Wange. Sogar Beatrix De Barras kaputtes Auge glitzerte tauüberzogen, als sie sich vor die Königin hockte. Mit einer mütterlichen Liebe, die Catherine längst vergessen glaubte, nahm die Lilie das Puppengesicht der Monarchin in die großen, schmutzigen Hände und führte es zu sich.
      »Ihr seid wahrlich nicht Eure Mutter«, flüsterte Beatrix ihr mit einem vertrauensseligen Grinsen zu, »Ihr seid weich. Weich und schwach…und dumm!«
      »Du bist klüger als das«, schalt Carla den grummelnden O'Mara, während die Lilie Catherine an der Kehle packte, »Du weißt um die wahre Natur der Menschen. Anstatt unsere Wunden verheilen zu lassen, pulen wir am Schorf und lecken das austretende Blut. Weil der Schmerz uns verbindet. Weil er uns daran erinnert, dass wir besser sind als die Anderen und dass sie verdienen, was wir ihnen antun.«
      Wie ein wilder Bär wirbelte Beatrix die kreischende Catherine herum, ohrfeigte sie und warf sie schließlich in die güldenen Überreste ihres einstmals machtgebietenden Throns.
      »Mach dir nichts vor, O'Mara. Dieses Land hat nur darauf gewartet, zur Klinge zu greifen und sie ihren ›Nachbarn‹ ins Fleisch zu treiben. Seit der Schande von OgMacLarr sehnt sich das fountische Volk nach Vergeltung. Woran es Ihnen mangelte — was die beiden Catherines ihm vorenthielten und ich ihm bot — war eine einfache Gelegenheit.«
      Besessen von unerträglicher Wut presste Beatrix De Barra die weinende Catherine in die spitzen Trümmer. Das Narbengewebe um den toten Augapfel schien zu pochen und zu pumpen wie ein zerspringendes Herz. Die Stimme des Eroberers erhob sich mit der Urgewalt eines Erdbebens über den gesamten Rosary Hill:
      »Niemand von uns wird unschuldig in diese Welt geboren, Catherine! Wir alle erwachen schreiend, gebadet im Blut der Überlebenden! Wir tragen ihre Schmerzen auf unserer Haut und in unseren Herzen und es ist unsere Bestimmung, sie zu sühnen! Drum sage nicht, mein Zorn bedeute nichts! Sage nicht, meine Rache gebühre nicht dir! Diese Rache, Hoheit, ist mein Geburtsrecht! Und ich bin gekommen, um es einzufordern!«
      Die vernarbte Faust der Lilie von Og Maclarr richtete sich zum Henkerbeil über der schluchzenden Catherine auf. Obwohl das Mädchen Todesangst verspürte, hielt sie dem manischen Zorn des zimtroten Auges stand.
      »Gnade meinem Volk…«, lauteten ihre letzten Worte, bevor die strafende Faust herabsauste — und Millimeter vor ihrer Nasenspitze zitternd innehielt. Sollte Gottes Gnade fürwahr in Beatrix De Barra gefahren sein? Hatte er ihren Zorn gelindert, ihren Wahn geklärt? Wohl kaum, schien die Lilie doch ebenso verwundert über das Überleben der Königin wie jene selbst. Nahezu zeitgleich wurden die Frauen der schwarzen Fasern gewahr, die sich um Beatrix' Knöchel geschlungen hatten und über den Abgrund spannten.

      Mit dem letzten Rest an Kraft, der ihm noch zur Verfügung stand, stemmte sich Ulysses McKenna gegen die überwältigende Macht der Lilie. Die klaffende Wunde an seinem Hals zuckte unaufhörlich, ohne zu bluten. Cassiopeia kanalisierte ihre letzten Reserven, um den Bastardkönig am Leben zu erhalten.
      »Was zum Teufel!?«, blaffte Beatrix, »Ulysses! Wieso?!«
      Weitere Stränge schossen aus seinem Kragen und Mantelärmeln, saugten sich an Beatrix' Schläfen, Hals und Füße. In den gewundenen Hörnern des Schafbocks auf seiner entblößten Brust sammelte sich knisternde, grellgrüne Energie. Der smaragdene Strom raste aus seinen Muskeln über die Nervenbahnen hinab in Beatrix' Glieder. Markerschütternd schrie sie auf — vor Zorn, nicht vor Schmerz. Wie auf ihr Geheiß rumorte plötzlich der Marmor unter ihren Füßen und der Wind jaulte schneidend durch die offenen Fenster. Catherine, noch immer ausweglos der drohenden Faust ausgesetzt, vernahm Ulysses' rattenzerfressene Stimme dumpf und blutig mang De Barras Toben und dem ohrenerschütternden Lärm. Sie meinte, den Verstand zu verlieren.
      »Nein!«, brüllte Beatrix schnaubend und gepeinigt von grünen Blitzschlägen. Doch er wiederholte seine Worte. Wieder und wieder bellte er seine verzweifelte Frage, bis Catherine ihm endlich eine Antwort gab:
      »Ja!«
      Kapitel 170 - Carla I

      Carla tanzte auf einem Flor aus gefrorenen Scherben. Über dem endlosen Loch gen Rotunde spannten sich ihre feinen Fädchen silbrig und glatt wie der Stahl, den sie O'Mara in chaotischen Streichen an die Kehle setzte. Ihr letzter Hieb stand der Rasierklinge eines Barbiers in nichts nach, derart haarscharf schabte er an seinem gluckernden Adamsapfel vorbei. Wie ein ungelenker Knabe, der die Führung längst an seine Tanzpartnerin abgegeben hatte, stolperte der Kopfgeldjäger im Kreis an der unvollendeten Brüstung des Daches entlang. Obschon Carla keinerlei Erfahrung im Umgang mit einem Katana besaß, erwies sich ihre Mordlust als kompetenter Lehrmeister. Mit einem enthemmten Schnitt köpfte sie einen gackernden Gargoyle. Aus dem Augenwinkel verfolgte O'Mara den tiefen Fall des grinsenden Schädels in die undurchschaubaren Nebelschwaden jenseits der Turmspitze. Carla hingegen fuchtelte unaufhörlich, die Klinge zur Guillotine hebend.
      Kurzentschlossen spurtete O'Mara unter das herabsausende Schwert. Nur Millimeter trennten seinen Nacken vom Stahl, bevor sein blonder Brummschädel Carlas Magen rammte und die Schwarzhaarige gegen eine der lädierten Zinnen wuchtete. Sich die blutende Schulter rotierend, stampfte O'Mara hinterher. Carla aber, zäher als gedacht, krabbelte auf allen Vieren in das Auge des Spinnennetzes. Er ahnte, dass sie ihn auf ihre gewobene Plattform über dem Abgrund zu locken versuchte, und hielt vor dem weißen Mandala inne. Als stünde er an den Ufern eines zugefrorenen Sees, betrachtete er sich die arabesken Muster mit lähmender Ungewissheit. Weiße Risse über schwarzem Wasser.
      »Scheiß drauf.«
      Eben setzte sein Fuß zum Schritt an, als ein monumentaler Komet mit gewundener Spitze am All Hallows' Tower vorbeischrammte und die orangebelichteten Nebelfelder harpunierte. Sein Einschlag in die Bauhalde am Fuße des Turms durchrüttelte die gesamte Hügelfläche — und den überraschten O'Mara, der mit weichen Knien zurücktaumelte.
      »Was zum Teufel?«, hustete er, »Hast du noch einen armen Superhelden verführt?«
      In Carlas schockgeweiteten Augen fand der Kopfgeldjäger seine Antwort.
      »Sagen Sie mir, Brian…«, schossen ihm bei diesem Anblick die Worte der maliziösen Cassiopeia Triagast in den Sinn, »Was treibt Carla Ihrer Meinung nach an?«
      »Rattengift und Krähenblut«, hatte seine Antwort gelautet. Mittlerweile wusste er es besser. Die Seelenklempnerin hatte es ihm gesagt. Angst.

      »Erklärst du es mir?«, fragte er daher herausfordernd, »Was ist dein Endspiel? Wieso die Stadt zerbomben, deren Mauern dich vor deinen Feinden schützen sollen? Wieso die Fundamente des Imperiums erodieren, das du beherrschen willst? Warum musste Catherine ihre eigene Heimat für dich niederbrennen?«
      Carla, nicht dumm genug, um keinerlei Hintergedanken in seinen naseweisen Fragen zu mutmaßen, lächelte ihr legendäres schwarzes Lächeln mit der Verheißung einer Sirene.
      »Diesem Land musste das Fürchten gelehrt werden. Zu lange schon ist Fountleroy Island seines grandiosen Potenzials beraubt worden, weil sich seine falschen Führer lieber in politischen Schwanzmessungen ergingen, anstatt die großen Ambitionen der ersten Catherine am Schopfe zu packen.« Stolz ließ Carla ihre schwarzlackierten Finger an der lagunenblauen Maserung des Yubitsume entlangfahren. »Was dieses Land brauchte, was seine Königin brauchte, war ein Weckruf. An meiner Seite wird Catherine zu einer Frau heranreifen, die diese überholten Relikte in der Asche ihrer Eroberungen zurücklassen wird.«
      »Sie wird zu einer Marionette heranreifen«, korrigierte O'Mara bissig. Was konnte Carla dieser Wahrheit entgegnen, außer ein nonchalantes Schulterzucken?
      »Und wenn schon«, gurrte sie, »Catherine lebte in einem goldenen Gefängnis. Was tat ich anderes, als ihr die Tür zur Welt aufzusperren und ihr die Hand zu halten?«
      »Du hast sie manipuliert«, widersprach O'Mara, »und ihr eine Welt voller Feinde aufgetischt, in der sie nur dir und dir allein vertrauen kann.«
      Abschätzig flackerte Carlas stechender Blick durch die rabenschwarzen Strähnen. »Aufgetischt? Begehe nicht den Fehler zu glauben, unsere Welten seien gleich, O'Mara. Sei nicht so naiv zu glauben, unsere Ängste entsprächen den deinen. Nein. Ich sehe dich. Wie die meisten Männer fürchtest auch du dich vor Momenten der Unzulänglichkeit. Wann immer du einen Menschen nicht retten oder besiegen oder zum Höhepunkt verhelfen konntest, überkommt dich diese kastrierende Unsicherheit, nicht genug gewesen zu sein. Nicht schlau genug, nicht stark genug, nicht groß genug.«
      Gegen seinen Willen wandte O'Mara das zerzauste blonde Haupt ab, worüber sich Carla zunächst köstlich zu amüsieren schien. Dann jedoch fiel ihre Stimme gemeinsam mit ihren schwarzen Brauen. In dunkelster, elegischer Anmut raunte sie:
      »Ob es dir behagt oder nicht, O'Mara, so bist du doch ein Teil des großen Agens dieser Welt. Dir ist die Macht zur Herrschaft über dein Schicksal in den Schoß gelegt worden und wartet lediglich auf den Moment, in dem du dir endlich zwischen die Beine greifst und dir deines Potenzials gewahr wirst. Catherine hingegen wurde ihr Geburtsgeschenk vorenthalten. Nach dem Tod der Seuchenkönigin begann das alte Blut plötzlich wieder prall durch den schlaffen Muskel dieses Landes zu pumpen. All diese ›starken Männer‹, die in meinem Salon die Arme um bezahlte Mädchen schlangen und ihnen süßeste Geheimnisse zuflüsterten, um die eigene Entourage von einer längst erloschenen Mannesglut zu überzeugen — alle labten sie sich an den Errungenschaften der toten Königin, deren Reich sie ausnahmen und deren Tochter sie einsperrten. Anstatt ihrer neuen Herrin zu dienen, pressten sie das Kind in das Korsett derselben großen Lüge, aus der sich seine Mutter einst freigebrochen hatte. Diese armseligen Gockel fürchteten sich vor einer weiteren Catherine; einer weiteren Frau, die lieber nach einem Speer greift und zustößt, statt sich stoßen zu lassen. Indem sie die Paradiastole der tugendvollen Unschuld als Unrechtswerkzeug ihrer Unterdrücker enttarnte, zerschmetterte die erste Catherine einst ihre Ketten und…«
      Effekthaschend vollführte Carlas milchweiße Hand einen Seiltanz über das schreidurchtränkte Dächerlabyrinth der Hauptstadt. »…und begründete eine neue Ära fountischen Machtanspruches. Ihre Tochter hingegen hängt gefangen in denselben Fallstricken, die unsereins seit Jahrhunderten an Herde und Bettpfosten fesseln. Was weißt du schon von Catherines Welt, O'Mara? Du, der du gemessen wirst am Wert deiner Taten. Unser Wert hingegen bemisst sich an den Taten, die wir ertragen können. Stoßen oder gestoßen werden. Dein Schlag ist die Faust, die wir einstecken. Deine Saat die Seuche, die uns infiziert. Lächeln und schlucken«, endete Carlas viszeraler Monolog, »Mehr gesteht diese Welt Mädchen wie Catherine nicht zu. Es sei denn, sie suchen sich ihren Speer.«
      Sekundenlang ertönte allein der jaulende Höhenwind zwischen Carla und dem Kopfgeldjäger. In Rauch und Feuer stiegen und fielen die Frauen seines Lebens in O'Maras fieberndem Geiste. Effi am Grunde des Ozeans; Mercedes, die mit geschlagener Miene zur Tür hinausstürmte; das tote Mädchen in Krills Armen. Luca im Kerker. Mit ertappter Miene schwieg er Carla ins Gesicht, welche wiederum jedes zuckende Fältchen seiner blutigen Oberlippe auskostete. Ihr rabenschwarzes Grinsen erstarb jedoch jäh, als O'Mara plötzlich mit der Gehässigkeit eines Dämons grunzte:
      »Dein Daddy hat dir wirklich übel mitgespielt, was?«
      Unwillkürlich glitt Carla über die wankenden Spinnfäden näher. »Wie war das?«
      »Also echt? Soll ich mich von dir aufspießen lassen, nur damit du irgendeine verdrehte, pseudofeministische Rachefantasie an deinem Vater ausleben kannst?«
      Die Finger, die sich um den Griff des Katanas wanden, krampften wie würgende Schlangen. So sehr sich Carla um Contenance bemühte, ihre antrainierte Maske zerbröckelte hinter den sturmdurchfurchten Haarsträhnen zusehends. Gallig bohrte O'Mara tiefer in der Wunde, die er ihr zweifellos zugefügt hatte:
      »Glotz nicht so bockig. Ich bin auch nicht begeistert, dass die vielleicht ebenbürtigste Widersacherin meiner Laufbahn von nichts weiter angetrieben wird als einem strunzbanalen Vaterkomplex.«
      »Du weißt nicht, wovon du redest!«, insistierte Carla, weiter vorrückend. Schulterzucken aufseiten des Blonden.
      »Aber Triagast. Oder Waldmannstraut oder was auch immer.«
      »Dass ich nicht lache. Ich habe dieser durchtriebenen Schlampe rein gar nichts erzählt!«
      »Rein gar nichts über deinen Vater«, präzisierte O'Mara mit herablassendster Raffinesse, »Sehr verdächtig. Was hat er mit dir angestellt? Dich nicht genug geliebt?«
      O'Mara und Carla standen einander nun direkt gegenüber. Gewissenhaft wog er das Gewicht des Armes ab, der von seiner aufgeschlitzten Schulter herabbaumelte, und blickte durch die Spinnweben in das endlose Loch der Rotunde. Schmunzelnd.
      »Oder«, setzte er zum finalen Schlag an, »…hat er dich zu sehr geliebt? Ist es das? Hat er dir das Unaussprechliche angetan?«
      Carlas schlangengrünen Augen schuppten sich in rotaufplatzenden Äderchen. Aus ihrem Rücken und Rippen kündeten knackende Laute vom entfesselten Zorn der Spinnenarme. Ehe O'Mara ein weiteres Wort sagen konnte, packten zwei der hervorbrechenden Gliedmaßen seine zerzausten Haare und zerrten ihn auf das gespannte Netz. Die Klinge durchstieß seinen abgehungerten Leib ohne Mühe. Mit dem Katana im Bauch und Blut auf den Zähnen sackte er vor Carla zusammen. Der Schmerz raste durch seinen Bauch wie ein Blitz durch Wasser; doch unerträglicher noch brannten die salzigen Tränen, die die schreiende Carla heiß und wutbrandig auf seiner Stirn vergoss.
      »Mein Vater…«, brüllte sie ihm mit dem aufrauenden Sturm ins Gesicht, »Mein Vater…«

      …war ein großer Mann, größer noch als die fremden Gestalten in den gestreiften Anzügen, die sich im Dunkel dieser lauen Sommernacht mit den hingeklecksten Oleanderbüschen vermengten. Aus allen Menschen der Welt hätte sie ihn herauspicken können, seine starken Schultern und die schneidige Taille unter dem zugeknöpften Jackett. Sein Haar glänzte unbegreiflich schwarz, so wie das ihre, und war kaum von den wuchernden Nachtgewächsen im Garten abzugrenzen. Das Grün seiner Augen hingegen bannte jede Finsternis. Aus ihrem üblichen Versteck in der Hecke heraus beobachtete das Mädchen, wie sich die Männer händeschüttelnd verabschiedeten. Eine unterkühlte Anspannung, die ihren freundlichen Stimmen widersprach, dominierte jede Bewegung. Mechanisch, getrieben, freudlos. Ähnlich der kleinen Ballerina, die solange auf ihrer Spieldose zu tanzen gezwungen ist, bis das kleine Zahnrädchen müde wird. Endlich lösten sich die langen Schatten voneinander. In unterschiedliche Richtung marschierten sie davon, als wollten sie einander niemals wiedersehen.
      Allein in seinem Garten beobachtete Carlas Vater die Sterne am wolkenlosen Firmament, seine Krawatte lockernd. Sie liebte den Anblick seiner Nase, die sich hart und gerade mit der Mondsichel maß. Woran er wohl dachte? Hoffentlich an sie. Tatsächlich fragte er die Gestirne plötzlich:
      »Will das neugierige kleine Kätzchen ein Schälchen Milch?«

      Ein wenig verlegen nippte Carla an ihrem Glas, indes ihr Vater einen kräftigen Schluck des braunen Papasaftes nahm, von dessen beißendem Geruch ihr immer ganz diesig wurde. Wie zwei Raben auf der Stange hockten sie so am Rande des Bettchens, ein großer Rabe und sein kleiner Rabe.
      »Papa?«, mauzte Carla schüchtern.
      »Mhm?«
      »Was arbeitest du eigentlich?«
      Weise schmeckte er seine Worte mit dem Whiskey ab, wobei sich sein markant gekerbtes Kinn unmerklich vorschob. Obschon Carla dies noch nicht mit Gewissheit einzuordnen wusste, so galt ihr Vater doch als sündhaft gutgeratenes Mannsbild mit unnatürlich symmetrischen Gesichtszügen und einem grandios gemeißelten Kiefer, der einen stetig halblächelnden Kussmund umrahmte. Viele, viele Frauen hatten um seine Gunst geworben; und beinahe so viele Jahre später noch würde sich Carla fragen, wie ausgerechnet ihre Dreckschlampe von Mutter ihn hatte erobern können.
      »Was arbeite ich…«, druckste er verschmitzt, »Nun. Ich helfe Menschen. Wenn Menschen in Schwierigkeiten geraten, dann helfe ich ihnen.«
      »Bösen Menschen?«, piepste Carla mäuseklein. Ihr Vater ahnte, wem er dieses Gespräch verdankte.
      »Nein«, antwortete er mutmachend. Wen kümmerte schon, ob er das Schwarze vom Nachthimmel log? Seine Tochter mit Sicherheit nicht. »Nein, bei Gott nicht. Weißt du, mein kleiner Rabe…« Verschwörerisch lehnte sich sein wohlgebauter Oberkörper seitwärts, als wankte eine himmelhohe Eiche im Sturmwind. Kichernd fand sich Carla zwischen seiner massigen Flanke und den weichen Daunen ihres Bettes eingezwängt.
      »Ich verrate dir jetzt ein Betriebsgeheimnis. Bereit?«
      Sie nickte hochoffiziell.
      »So etwas wie ›böse Menschen‹ gibt es gar nicht. Wir alle versuchen, aus der Welt das Beste herauszuholen. Doch dabei handeln wir nicht immer einwandfrei.«
      Aus dem Augenwinkel bemerkte er einen schwarzblauen Flicken auf Carlas zarter Brust, den er im ersten Moment für den Schatten ihres Nachthemdchens hielt. Seufzend schob er den Saum beiseite, ein faustgroßes Ödem freilegend.
      »Mein Gott«, murmelte er beinahe unhörbar, ehe er sich besann und fortfuhr:
      »Alle Menschen machen mal Fehler, Carla. Besonders schlimme Fehler will ein Richter bestrafen. Und ich helfe dabei, dass alles gerecht abläuft. Verstehst du, ich helfe Menschen dabei, nicht unfair vom Richter behandelt zu werden.«
      »Und wenn diese Menschen etwas ganz, ganz, ganz schlimmes gemacht haben?«, wollte Carla nun wissen. Dabei schleckte sie sich ihren Milchbart ab, als kümmere sie die Unterhaltung gar nicht sonderlich.
      »Was sie getan haben«, erwiderte ihr Vater pragmatisch, »ist gar nicht wichtig. Entscheidend ist, was der Richter…oder seine Helfer…beweisen können. Der Fleck auf deiner Brust…ist so ein Beweis, übrigens. Fragst du deshalb nach bösen Menschen? Weil Mama…?«
      Verschämt vergrub das Mädchen ihren schwarzen Schopf zwischen den blassen Ärmchen, als sollte ihr Vater die Wahrheit nicht von ihren flimmernden Äuglein oder den zitternden Lippen ablesen. Doch seine starken Finger tauchten furchtlos mit ihr in die Dunkelheit und bargen ihr Gesicht ohne Zaudern.
      »Na, ist schon gut. Weißt du, deine Mama versucht jeden Tag ihr bestes. Nicht immer…gut. Auch sie macht Fehler. Aber ist sie deshalb ein böser Mensch?«
      Carla überlegte lange, fasziniert beobachtend, wie sich ihr Papa seinen Papasaft in den Rachen kippte. An diesem Abend sollte sie keine Antwort auf seine Frage finden. Mit einem Lächeln, das jeden trüben Gedanken reinigte, packte ihr Vater sie ins Bettchen, drapierte ihr Fridolin den Stoffelefanten als Traumfänger an die Seite und summte die altbekannte Melodie.

      ~Der Rabe auf See…singt sein einsames Lied…weit…weg von…Zu…haus~

      Ein kräftiger Schluck Whiskey verlieh der Darbietung einen Schuss des gewissen Etwas. Nachdem der letzte Tropfen geleert und die letzte Strophe gelallt war, stellte er die leere Flasche auf dem Nachttischchen ab, küsste seine Tochter sanft auf die Wange und wankte mit mordlustiger Miene aus dem Zimmer. Carla bemerkte die vergessene Flasche, behielt es jedoch für sich.
      »Gute Nacht, Papa.«
      »Gute Nacht, mein kleiner Rabe.«
      Erst viele Jahre später sollte Carla begreifen, was ihr Vater ihrer Mutter in dieser Nacht und den vielen anderen Nächten antat, in denen sie wach lag und nach dem lärmenden Treiben aus dem elterlichen Schlafzimmer horchte. Ihr erstickendes Flehen, sein animalisches Grunzen. Beides erfüllte das Mädchen mit einem unbeschreiblichen Kribbeln. Nacht für Nacht lag Carla so da, lächelnd und lauschend, während ihr Vater ihre Mutter vergewaltigte.

      Im blauen Glanze eines verschwitzten Januarmondes wurde Carla aus ihrem Schlaf gerissen. Das Gekreische ihrer Mutter rüttelte wie ein Poltergeist an den freien Balken und verzierten Gipswänden der mediterranen Villa und entfleuchte durch die aufgerissenen Fenster in den labyrinthischen Garten des Anwesens. Wie sich Neugeborene in die Liebkosungen ihrer Mutter schmiegen, schmiegte sich Carla in diese Wehklagen — bis ein unvertrauter, ekelerregender Laut das kleine Mädchen aus dem Bettchen zog. Einem enthemmten Gebrüll ihrer Mutter folgte das Gurgeln eines großen Tieres. Etwas weiches und zugleich hartes, schwer und klobig, prallte mit einem dumpfen Rumpeln auf den Terrakottafliesen auf. Vorsichtig tapste Carla auf nackten Zehenspitzen gen Türspalt, hinter dem sich tumbes elektrisches Licht mit den eisigen Mondschwaden wie Kerzenrauch mischte. Ohne zu begreifen, ohne zu verstehen, ohne die Tragweite erfassen zu können, schob Carla die Tür beiseite und latschte durch die zerfließende Blutlache zu ihrer Mutter, die geistesverloren auf dem Schuhschemel hockte und mit zittrigen Händen an einer Zigarette nuckelte.
      »Mama?«, wimmerte Carla. Die großen grünen Augen des Kindes glitzerten in der Dunkelheit wie Tautropfen über einem Frühlingsblatt.
      »Ist er tot?«, fragte ihre Mutter. Emotionslos wandte sich Carla um, besah sich den Körper ihres Vaters, der regungslos auf dem Bauch lag. In seinem Nacken steckte das große Tranchiermesser, mit dem er die Truthähne zu zerlegen pflegte. Plötzlich spürte Carla die Hände ihre Mutter an ihren nackten Schultern. Mit der Zigarette noch immer zwischen den schlotternden Zähnen forderte sie:
      »Ist er tot?«
      Carla nickte, obwohl sie die Antwort nicht kannte. Sie nickte, weil sie ihrer Mutter gefallen wollte. Weil sie glaubte, ihr eine Freude damit zu machen. Stattdessen raufte sich jene aber das wilde braune Haare und qualmte ihre Zigarette in einem einzigen, tödlichen Zug.
      »Mein Gott«, japste sie wieder und wieder, wobei sie solange zwischen ihrem geschlachteten Ehemann und der kleinen Carla umherschwenkte, bis sich ihr verzerrtes Gesicht plötzlich madonnenhaft aufklärte. Mit dem heitersten Grinsen, das Carla jemals im Gesicht ihrer Mutter hatte aufleuchten sehen, rief sie:
      »Carla! Es war alles wegen dir!«
      »Was…?« Endlich schien das Mädchen aus ihrer Starre aufzuwachen. Ihr toter Vater, sein warmes Blut an ihren Fußsohlen, die auskühlende Glut auf den Lippen ihrer manischen Mutter. Alles flutete in sie ein. Ein ohrenzerfetzender Weinkrampf bemächtigte sich das armen Kindes — wofür es sich sogleich eine rabiate Ohrfeige einhandelte.
      »Schluss damit!«, blaffte ihre Mutter, »Das ist deine Schuld, verstehst du? Wegen dir ist dieser Mann tot!«
      »Nein, ich…«
      Mit geballter Faust schlug ihre Mutter zu. Schnappatmend plumpste die kleine Carla zu Boden vor ihre Füße.
      »Du hast mich an ihn gefesselt. Ohne dich wäre das nie passiert. Hörst du mich! Hörst du mich!?«
      Carla verstand. Trotz der Schmerzen und Angst und Trostlosigkeit. Auf traurige Weise hatten sie und ihre Mutter einander immer verstanden. Als bestünde zwischen den beiden die unausgesprochene Abmachung, irgendwann für die Schmerzen der jeweils anderen aufzukommen. Seit ihrer Geburt hatte ihre Mutter gelitten — und nun war Carla an der Reihe.
      »Dein Vater hat dich angegriffen, hörst du? Dein Vater ist ein böser Mann. Dein Vater hat mich geschlagen. Dann ist er plötzlich auf dich los, verstehst du? Ich hatte keine Wahl!«
      »Ja, Mama…«
      »Ich musste das Messer holen. Ich musste meine Tochter beschützen. Ich musste ihm das Messer in den Rücken rammen. Nicht wahr?«
      »Ja…Mama…« Das Mädchen weinte wieder. Ihre Mutter trat ihr in die Rippen. Etwas knackte und plötzlich fehlte Carla der Atem zum Weinen.
      »Du beweinst ihn nicht! Er ist das Monster. Er wollte dich töten. Wenn du weinst, dann muss ich ins Gefängnis! Willst du das? Soll ich ins Gefängnis, obwohl ich nur für dich gelitten habe?«
      »Nein…Mama«, fiepte Carla gegen den Schmerz an. Jeder Atemzug stach ihr ein Messer in die Brust. Wie das Messer in ihrem Vater. So sehr wollte sie weinen.
      »Wenn die Polizei kommt«, redete ihre Mutter sie nieder, »Dann sagst du ihnen, dass ich dich gerettet habe. Du schuldest mir das! Das weißt du, oder? Du hast meinen Körper ruiniert. Meine Jugend, meine großen Erwartungen. Aber du wirst nicht den Rest meines Lebens ruinieren! Das schuldest du mir, Carla!«
      »Ja, Mama…«

      Johnson Griswold

      1455 - 1489

      Vater — Ehemann — Anwalt

      Das Polizeidepartment von Port Swank behandelte den Vorfall in der Villa Griswold mit empfindlichster Diskretion, und Carlas Mutter beging die Beisetzung ihres Gatten mit äußerster Eskalation. Während Carla noch im schwarzen Sommerkleidchen vor dem Grabstein ihres Vaters kniete und betete, Gott möge ihn ihr zurückbringen, bespielte ihre verschleierte Mutter längst die Manege für eine Rotte bereitwilliger Junggesellen, die der Tod des szenenbekannten Strafverteidigers aus ihren Ställen gelockt hatte. Die Rolle der trauernden Witwe schmeichelte Mrs. Griswolds delikaten Zügen und verlorenen Augen ungemein.
      Die schluchzende Carla indes blinzelte verdutzt durch den bestickten Saum eines gereichten Taschentuches in der Hand eines freundlichen Fremden. Schniefend wischte sie sich Schnodder und Tränen vom weißen Näschen, bevor er ihr auf die Beine half. Es handelte sich um einen der schattenhaften Gentlemen, den ihr Vater damals im Garten verabschiedet hatte.
      »Er war ein großer Mann«, sagte er bedeutungsgeladen. Nun, im Licht des Tages, war nichts an diesem sonnengegerbten Herren düster oder schaurig. Sein Haar glänzte weiß wie eine Lilie und seine kleinen Augen blauer als Wüstenoasen. »Ich habe meinen Vater auch verloren, da war ich kaum älter als du.«
      Mit einem großelterlichen Lächeln fischte er eine winzige Teleschnecke aus der Westentasche seines Nadelstreifenanzuges und setzte sie dem verweinten Mädchen in die Ohrmuschel. »Wenn du jemals etwas brauchst. Oder du jemals Probleme haben solltest. Zögere nicht.«
      Plötzlich hochoffiziell schüttelte er ihre Hand, als hätten sie soeben denselben ominösen Vertrag abgeschlossen wie einst ihr Vater im Garten.
      »Ein großer Mann«, wiederholte er noch einmal, davonschlendernd. Dann verlor er sich hinter einer Baumreihe in den Wirren der Blätter und der Sonne.

      »Bitte kommen Sie doch raus!«
      »Nein!«
      »Kleine Carla, ich bitte Sie!«
      Weder Stoßgebete noch Morddrohungen vermochten das Mädchen umzustimmen. Zahllose Haushälterinnen und sogar der palasteigene Küchenchef, der seine Herrin in Spe mit dem süßen Duft frischer Vanilleschnitten zu locken versucht hatte, scheiterten an den zugesperrten Toren des Ankleidezimmers. Die Belagerung dauerte bereits eine halbe Stunde an, ehe ihre Mutter an die Festungslinie trat.
      »Wenn ich diese verdammte Tür aufbrechen muss, isst du bis an dein Lebensende rohen Fisch«, schnauzte sie die verbarrikadierte Tür an.
      »Ich LIEBE rohen Fisch!«, schnauzte die Tür zurück. Fauchend scheuchte Carlas Mutter die diversen Diener hinaus.
      »Du wirst dieses Kleid anziehen«, befahl sie hart, »Und du wirst aussehen wie die perfekteste kleine Tochter, die eine perfekte Mutter jemals aus ihrem Schoß gepresst hat!«
      »Ich ziehe das Kleid nicht an! Ich ziehe mein Kleid an!«
      »Wohl kaum«, zischte ihre Mutter. Mit giftiger, verachtungsvolle Stimme raunte sie durch das Schlüsselloch:
      »Es ist eine Sache, um diesen widerlichen Drecksack zu trauern. Aber diese Trauer ausschlachten zu wollen, indem du auf meiner Hochzeit schwarz trägst? Das lasse ich dir nicht durchgehen. Da kannst du warten, bis du genauso verrottet bist wie dieser Hurensohn in seinem Sarg. Also lass den Blödsinn! Du wirst das blaue Kleid tragen und du wirst zuckersüß sein und mich anlächeln, weil du mich liebst und weil du weißt, dass ich ein Anrecht auf mein Glück habe. Haben wir uns verstanden?!«
      »Niemals!«, plärrte Carla, »Ich werde schwarz tragen! Schwarz! Schwarz! Schwarz!«
      Doch alles Plärren war vergebens. Nachdem der Hausmeister das Zimmer gestürmt hatte, wurde Carla gegen ihren lautstarken Protest gewaschen und gebürstet und in das herausgelegte Kleid gezwängt. Die lauen Winterstürme hatten kaum das erste lose Palmblatt auf das Grab ihres Vaters geweht, bevor ihre Mutter den stinkreichen Zuckerbaron Marcello Madrigal mit mehr Protz und Pomp heiratete, als es ganz Port Swank für menschenmöglich gehalten hätte. Die Braut beging ihren großen Tag in einem Traum von Weiß, als könnte die Farbe der Unschuld gleich Schnee über ihren Körper hinwegfegen und ihre Sünden und Fehler in der Hitze der Hochzeitsnacht fortspülen. Selbst ihre Tochter, fleischgewordenes Zeugnis ihres gerissenen Jungfernhäutchens, wurde in dem blauen Kleidchen vor blaue Vorhänge positioniert und zum Schweigen angehalten. Zeremonie und Feier verliefen ohne Zwischenfälle und, nicht ganz zufällig, ohne ein einziges Wort aus Carlas blassem Munde. Eine Dynamik, welche sich bis zum Umzug in den großen dynastischen Palast der Madrigals und der reibungslosen Geburt der kleinen Everleigh Madrigal eingespielt haben sollte. Carlas Schwester glich einem Engel aus Bronze und Schokolade: Fragil und braunhaarig wie ihre Mutter, sonnengeküsst und exotisch-veredelt wie der stolze Hausherr. 13 Jahre vergingen, in denen Carla zur Frau und Everleigh zu einer ausgewachsenen frühreifen Naturgewalt heranwuchs, die jedwede Handarbeit außerhalb praller Unterhosen ablehnte. Ihre große Schwester hingegen kultivierte einen urbanen Mythos unberührter Blässe, die es unter schwarzen Hüten und finsteren Roben zu bewahren galt. Nicht wenige Klassenkameraden der jungen Everleigh munkelten daher über diese außerweltliche große Schwester, und die meisten hielten sie für einen Vampir.

      Die Sonne stand hoch und brütend über dem Palmenwald aus schwarzen Sonnenschirmen, den Carla am Beckenrand hatte errichten lassen. Plötzlich unterband ein heiserer Laut das kindische Treiben im Pool. Genervt sah das Mädchen in Schwarz von ihrer Lektüre auf. Inmitten johlender Halbstarker grapschten Everleighs sonnengeküsste Finger nach dem Hosenbein eines jungen Mannes. Ihre nasse Haut glitzerte golden in der Sonne und verwandelte ihren glatten Körper in ein expressionistisches Aktgemälde. Sichtlich hilflos versuchte sich der ungeladene Gast aus dem Klammergriff dieser verheißenden Nixe zu befreien, untröstlich seinen schweren Aktenkoffer vor den schlanken Rumpf geklemmt. Etwas an seinen hohen Zügen und klaren Kanten gefiel Carla, weshalb sie ihrer Schwester zurief:
      »Evie, lass den armen Teufel in Frieden. Du musst die Zweihundert nicht unbedingt vor deinem ersten Debütantinnenball vollmachen.«
      Gackernd ließ das braunhaarige Ding von ihm ab, ihrer Schwester die rote Zunge heraussteckend. Bevor sich Carla fragen konnte, woran diese Zunge schon geleckt haben mochte, verirrte sich der verschwitzte Fremde in das Dickicht der aufgespannten Schirme. Im Inneren des dunklen Haines fand er sie gleich einer Nymphe vor.
      »Ich fürchte, ich bin irgendwo falsch abgebogen.« Seine schüchterne Stimme klang nach einer Entschuldigung. Und tatsächlich schob er ungelenk hinterher: »Verzeihen Sie, Miss…«
      »Carla«, lächelten ihre schwarzlackierten Lippen mit dem Glanz einer Rabenklaue, »Und Sie sind?«
      »Ja, ebenso…Äh, nein. Ich meinte…Bailey. John Bailey.«
      Noch nie war der junge Mann einer solchen Kreatur begegnet, und auch Carla schien den Blick nicht von diesem unbeholfenen John Bailey abwenden zu wollen. Sein schwarzes Haar, seine dunkelgrünen Augen und das verschwitzte weiße Hemd erweckten ein Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit in ihr, wie es der verfluchte Palast niemals beherbergt hatte. Die Ungeduld, mit der seine zu großen Hände am Verschluss seines Koffers nestelten, erregte sie. Das verlegene Holpern seines Adamsapfels lud sie zum Tanz. Er lachte stumpf, da er sonst nichts zu sagen oder tun wusste, und sie tat es ihm gleich. Selbst Everleigh schien verblüfft, denn mit dem lauernden Fokus eines Krokodils schielte sie über den Rand des Beckens und beobachtete ihre für gewöhnlich so abweisende, eiskalte Schwester beim Auftauen. Vor ihren ungläubigen Augen erblühte Carla wie eine schwarze Rose — inmitten rankender Dornen.

      Der Wind und der Strand und das Meer frohlockten über die unverhofften Besuche der düsteren Schönheit, und selbst der brütenden Südseesonne gewährte Carla schließlich, nach Jahren des Rar-Machens und gewieften Versteckspiels, ein Anrecht auf ihre makellose milchweiße Haut. Unter den missgünstigen Blicken ihrer Mutter hatte sie eine Beziehung mit dem jungen Buchhalter der Madrigals begonnen und erlebte jede Sekunde mit jener elektrisierenden Intensität, die der Jugend beim Lieben und dem Alter beim Sterben vorbehalten ist. Schon bald munkelte ganz Port Swank über die Motive dieses schlaksigen John Bailey. Weder in seiner Schulzeit noch Ausbildung hatte er je einen einzigen Berry auf die runden Verlockungen des anderen Geschlechts gegeben; und nun schickte er sich an, als erste große Eroberung seines Lebens die Stieftochter des Inselpatrons ins Licht des Tages zu entführen? Die Insel hielt den Atem an. Tatsächlich aber war es Carla gewesen, die den unsicheren Schreiberling aus dem Schatten gezogen hatte. Dem Schatten großer Rüpel, reicher Männer und eifersüchtiger Stiefväter.
      »Ich gönne dir deine kleine Romanze«, hatte ihr Marcello Madrigal mit dem braunen Lächeln eines Löwen zu verstehen gegeben, »Doch fürchte ich um das Gerede, das meine Stieftochter in den mickrigen Armen eines Bleistiftschubsers auslösen könnte.«
      Carla schnaufte höhnisch. »Die Leiche meines Vaters war kaum kalt, als du meiner Mutter unter den Witwenrock gegriffen hast. Seit wann bist du ein Mann, der sich um das Geschnatter im Ententeich schert?«
      Marcello lachte und glotzte mit derselben schlecht verschleierten Raubgier, mit der er sie seit ihrer Pubertät bedachte. Er begehrte sie, wie ein Mann jede verbotene Frucht in den Händen eines Anderen begehrt. Mit malmendem Kiefer beobachtete er das Pärchen schlendern und den Sommer vorbeiziehen. Er nahm seine Frau und liebte seine Tochter, während Carla den Buchhalter nahm und auch noch liebte. Sogar die goldene Everleigh schien unschlüssig, ob sie der Vampirin ihre Eroberung neiden sollte.
      »Ich mag nicht, wie er dich ansieht.«
      »Du magst nicht, wie er dich nicht ansieht«, bemerkte Carla schlagfertig, worüber Everleigh die schönen Backen aufplusterte. Mit scharfgespitzten Rabenlippen legte Carla nach:
      »Du solltest aufpassen, kleine Schwester. Auf Inseln wie dieser verbreiten sich Gerüchte wie Lauffeuer und jede zerbrechende Schwärmerei gleicht einem Buch, das ein zürnender Bursche in der öffentlichen Bücherei ausstellt.«
      »Was soll das denn heißen?«, fauchte Everleigh wütend. Für einen Moment gedachte Carla das unbedarfte Mädchen zu verletzten, opferte ihren Triumph letztlich jedoch für einen liebevollen, schwesterlichen Rat:
      »Du wirst einen Jungen finden, der dich so glücklich macht wie John mich — und du wirst ihn daran erkennen, dass er nicht nach dem verlangen wird, was du ihm geben kannst. Er wird warten, bis du es ihm geben willst
      Mit eingeschnappter Schnute stapfte Everleigh von dannen, ihr wallendes braunes Haar aufgestemmt wie der Kamm eines Kakadus. Plötzlich hielt sie inne, druckste sich in das Lesezimmer ihrer großen Schwester zurück.
      »Danke«, flüsterte sie widerwillig.
      »Immer«, erwiderte Carla wie neugeboren.

      »Miss Carla! Oh, Miss Carla! Ich möchte nicht aufdringlich sein, beileibe nicht! Aber…darf ich ihn sehen?«
      Das Mädchen in Schwarz blinzelte verdutzt in das faltendurchschüttelte Antlitz der alten Hebamme, die vor knapp 13 Jahren Everleigh aus dem giftigen Schoß ihrer Mutter befreit hatte.
      »Sehen? Wen denn?«
      Ungeniert packte sich die Dame die schwarzbehandschuhte Hand der jungen Frau, tastete den verhüllten Ringfinger ab und — erstarrte vor Scham. Einzig der eingewanderte Herbstwind ließ die hängenden Wangenfalten rhythmisch schlackern wie die Lefzen einer Bulldogge.
      »Oh, Miss Carla! Oh! Da habe ich einen Bock geschossen, oh!«

      Carla fand ihren John, wo er laut der alten Amme die letzten drei Abende verbracht hatte: auf den Knien vor dem Grab ihres Vaters.

      Johnson Griswold

      1455 - 1489

      Vater — Ehemann — Anwalt

      »Der Steinmetz wurde pro Buchstabe bezahlt«, weckte ihn seine Angebetete aus seiner Grübelei, »und meine Mutter brauchte jeden Berry für Mode und Botox.«
      Er schmunzelte, tollpatschig aufstehend. Perlender Schweiß stand trotz der kühlenden Herbstbrise auf seiner Stirn. Seine Hand zitterte, als hätten ihm die blutroten Judasbäume eine düstere Zukunft geweissagt.
      »John…« Sanft ergriff und beruhigte sie seine zuckenden Fingerkuppen, »Was ist los? Was tust du denn hier?«
      Mit verlegenem Lächeln nestelte er am Saum ihres schwarzen Handschuhs. Seine dunkelgrünen Augen glänzten undurchsichtig im diffusen rötlichen Schimmer der Herbstbäume und der untergehenden Sonne des Südens. Wie sehr sie die Wärme seiner Hände genoss, die die ihren so problemlos zu umschließen vermochten. Sie liebte sein schwarzes Haar und die gelöste Krawatte an seinem sehnigen Hals.
      »Ich bin kein sehr mutiger Mann«, stammelte er schließlich, knarzend wie ein Knabe im Stimmbruch. Dann löste er seinen Griff, kramte in seiner Hosentasche und barg das schönste kleine Ding, das Carla je erblickt hatte. Selbst im goldenen Glanz des Abendrotes glitzerte der dunkelmattierte Ring kaum, sondern hielt den rabenschwarzen Edelstein mit bescheidener Würde in seiner gezackten, martialischen Fassung. Finster und glatt geschliffen, besaß die unheilige Gemme frappierende Ähnlichkeit mit den lackierten Lippen, die sich beim Anblick dieses Verlobungsringes tief in Carlas weiße Grübchen bohrten. Wortlos fiel sie ihm um die Arme, küsste seine Wangen, sein Ohr, sein verschwitztes schwarzes Haar.
      »War das ein Ja?«, wollte er wissen.
      »Natürlich!«, schrie sie, »Ja, ja, ja!«
      Dass sie in ihrer Überwältigung die Empörung einer vorbeiziehenden Trauerprozession auf sich zog, machte ihr nichts. Die schüttelnden Köpfe gemahnten sie jedoch an das Grab zu ihren Füßen und an den Mann, der diesen besonderen Moment mit dem Liebespaar teilte.
      »Du…du warst hier, um…?«
      »Ich weiß nicht«, murmelte er peinlich berührt, »Es erschien mir richtig…ihn zu…fragen? Ich meine…Irgendwie wollte ich nur herkommen, den Ring präsentieren und gehen, aber…Dann entwickelte sich das ganze zu einer Reihe ziemlich einseitiger Mann-zu-Mann-Gespräche.«
      Hingerissen drückte sie seiner geraden Nase einen Kuss auf. Wie sehr sie diesen Mann liebte.
      »Hast du auch meine Mutter gefragt? Marcello?«
      Er grunzte. »Warum zum Teufel sollte ich?«
      Wieder küsste sie ihn, dieses Mal mit Zunge, und dachte an das Lächeln ihres Vaters aus dem Grab.
      Kapitel 171 - Carla II

      »Bist du schwanger?«
      »Nein.«
      »Aber ihr habt miteinander geschlafen?«
      »Ja.«
      »Gut.« Zum ersten Mal in ihrem Leben schien ihre Mutter…stolz? »Dann bist du klüger, als ich es war.«
      Mit derselben geistesabwesenden Unzufriedenheit, mit der Haushälterinnen schmutzige Unterwäsche trennen, zupfte ihre Mutter an Carlas rabenschwarzen Haarsträhnen. Unwillkürlich fuhr die werdende Braut zusammen. Wieder schien ihre Mutter stolz, dieses Mal jedoch auf sich selbst.
      »Du wirst in Creme heiraten. Ein schmuckloser Schleier und ein üppiges Kleid.«
      Verunsichert, ob das Engagement ihrer Mutter sie rühren oder verstören sollte, ließ sich Carla in den großen Ohrensessel sinken. Über die Schulter ihrer Mutter hinweg bemerkte sie den lauernden Blick des Patriarchen wie Tigeraugen im Buschwerk des Dschungels. Marcello Madrigal, an die Hausbar gelehnt, schien sie für das ausersehene Kleid Maß zu nehmen oder für die Dessous seiner Geliebten. Sein langes, geöltes Haar wellte sich zur Mähne und bebte unmerklich, wann immer einer seiner schweren Atemzüge die Knöpfe seiner Weste überstrapazierte.
      »Kein Schleier«, sagte Carla kämpferisch, »John weiß, wie ich aussehe.«
      »Unsinn«, pflichtete Marcello seiner Frau bei, die Herausforderung annehmend. »Wenn meine Stieftochter heiratet, dürfen Prunk und Protz und eine gehörige Portion Drama nicht fernbleiben. Niemand soll Marcello Madrigal vorhalten, das Kind eines toten Mannes minder zu beschenken als sein eigenes.«
      »Das bin ich also für dich«, erwiderte Carla unverhohlen, »Das Kind eines toten Mannes?«
      Marcello grinste. »Willst du es denn anders haben?«
      »Ein schlichter Schleier…«, säuselte ihre Mutter manisch, »Und ein üppiges Kleid. Mit Spitze und Tüll und…«
      Angewidert entzog sich Carla ihren übergriffigen Händen und sprach bestimmt:
      »Mutter! Ich will weder einen Schleier noch ein Kleid, in dem ich zu ertrinken drohe. Ich bitte dich.«
      »Oh!«, stieß ihre Mutter seltsam mütterlich hervor, zu gleichen Teilen amüsiert und entrüstet über die plötzliche Standfestigkeit ihrer Tochter. Als ginge sie vor einem Kleinkind auf die Knie, hockte sie sich vor ihre sitzenden Erstgeborene, betatschte ihre weiße Wange und gurrte:
      »Mein Kind. Glaube mir, wenn ich dir sage, dass ein imposantes Kleid deine beste Wahl ist. Wie sonst willst du von deinem Gesicht ablenken?«
      Die Wunden dieser Worte klafften tiefer, als Carlas harterarbeitetes Selbstbewusstsein hätte flicken können. Sekundenlang versank die Schwarzhaarige reglos in den Polstern des Sessels wie in Treibsand. Betäubt glotzte sie in das boshafte Nonnengesicht ihrer Mutter und lauschte den Schreien in ihrer eigenen brennenden Brust. Würde sie den Mund öffnen, das Gebiss lösen — so wusste Carla — würde ihre Stimme zum Sturm aufrauen und das gesamte Anwesen Madrigal in Trümmer legen.
      Eben spalteten sich ihre Lippen, da schneite John Bailey zur Tür hinein wie der erste Frost im Norden und kühlte ihr loderndes Herz.
      »Mrs. Madrigal, wir wissen Ihr Engagement wirklich zu schätzen. Aber Carla sollte ihr Gesicht nicht verstecken müssen. Weder vor mir, der ich ihm sehr angetan bin, noch vor der versammelten Inselschaft, der ich meine Braut in all ihrer Schönheit präsentieren möchte. Das verstehen Sie doch sicherlich, oder?«
      Auf diese unverhofft eloquente Klatsche löste sich Mrs. Madrigal tatsächlich von ihrer zitternden Tochter und torkelte rücklings durch den Salon. An der Hausbar erwartete sie ihr erheiterter Ehemann bereits mit einem eiskalten Tequila, den sie sich wie ein Antidot in den Rachen kippte. Bis zu diesem Moment hatte sie John Bailey als vergessenswerten Burschen von spindeldürrer Erscheinung und jämmerlicher Natur betrachtet, der kaum das bisschen Blut für seine mickrige Erektion zusammengekratzt bekäme. Nun aber, da er hinter dem Sessel seiner Verlobten aufragte wie ein stolzer Kapitän am Bug seiner Fregatte, glitzerte das verschwitzte Gesicht des Buchhalters glatt und prächtig in der einfallenden Morgensonne. Zum ersten Mal, so schien es, wurde Carlas Mutter des schwarzen Haars gewahr, der durchdringenden grünen Augen und großen Händen auf den Schultern ihrer Tochter. Nun war sie es, die unwillkürlich zusammenfuhr; und Rachsucht zu keimen spürte, wo zuvor nur Gleichgültigkeit brachgelegen hatte.

      Der weite blaue Ozean rauschte und glitzerte vor Leben gegen den Strand und den Himmel und die felsigen Ränder der verborgenen Grotte, in der Carla und John ihren letzten Abend als Verlobte verlebten. Wohlgebettet ruhte ihr schwarzer Schopf auf seinen langen Fingern, der seine auf ihrem weichen Busen. Wie Zwillinge im Mutterleib umschlangen sie einander unter den argwöhnischen Augen der Möwen und des Mädchens, das ihnen gefolgt war.
      »Eine Frage«, raunte er derart tief und bedeutungsschwer, dass sich die Vibration seiner Stimmbänder in kitzelnden Kreisen über ihre Haut ausbreitete. Selten nahm sein helles Timbre diese dunkle Maserung an, die Carla so erregte.
      »Warum lässt du dich so von ihnen behandeln?«
      »Fragt der Richtige.«
      Sie spürte die Furchen seines breiten Mundes auf ihrem winterschwarzen Sommerkleid. Er lächelte traurig.
      »Schau mich an, Carla. Ich bin ein verarmter Zahlenschieber ohne erwähnenswerte Kraft in den Oberarmen. Der einzige Akt der Stärke, den ich je fertiggebracht habe, war, bei unserem ersten Treffen nicht zu kollabieren. Aber du? Du bist alles, was ich nicht bin. Alles, was mir fehlt und was ich mir herbeigesehnt habe, während ich mich aus Angst vor den großen Jungs im Gebüsch verkrochen habe. Du hast diese Herablassung nicht verdient…und wir beide wissen, dass du sie auch nicht nötig hast.«
      Für einen Augenblick wägte Carla seine Worte ab wie ihr Vater einst seinen Whiskey. Als sie schließlich den Mund auftat, übertönten die kreischenden Möwen beinahe ihr Flüstern:
      »In meiner Familie kriegt niemand, was er verdient. Oder nicht verdient. Sonst hätte mein Vater diese Hure umgebracht, anstatt…«
      Zu spät flüchtete sich Carla in ein verlegenes Schweigen. Längst hatte sich John von ihrem Busen gelöst und suchte ihre schlangengrünen Augen, die im Licht des Sommers wie taubeflecktes Blattwerk schillerten.
      »Tut mir leid«, hauchte er untröstlich, »Ich wollte nicht…«
      »Vielleicht siehst du mehr in mir, als ich bin«, unterbrach sie ihn gebrochen, »Vielleicht bin ich nur ein Mädchen, das sich mit dir im Gebüsch versteckt hätte…zitternd aus Angst vor ihrer eigenen Mutter.«
      »Nah.«
      Plötzlich energisch schob er sich an ihr empor, seine knochigen Ellenbogen neben ihrem schneeweißen Antlitz in den Sand gestemmt. Mit dem unerschütterlichen Mut eines Mannes, der das Ziel seines Weges und die Erfüllung all seiner Träume im Dunkel seiner Pupillen gespiegelt fand, küsste er sie auf die schwarzen Lippen und lächelte verwegen. Sie war sein Sieg — und er würde alles tun, um ihr zu ihrem zu verhelfen.
      »Willst du wissen, was ich sehe?«, sprach er sanft, »Ich sehe einen Raben, der sich von Spatzen piesacken lässt. Du müsstest nur deine Flügel ausbreiten und ihnen davonfliegen. Solange du mich mit dir fortträgst, versteht sich.«
      Ihr gequältes Lächeln beruhigte ihn kaum, wohl aber ihre Hand, die spielerisch seinen Adamsapfel umtänzelte. So hilflos wie schon in ihrer ersten gemeinsamen Nacht lieferte er sich ihren Berührungen aus. Die Sonne und das Meer rannen durch die Finger seiner verheißungsvollen Sirene und ließen ihn jedes Unbehagen vergessen, das er jemals verspürt hatte.
      »Ist das erlaubt?«, fragte er schüchtern, »In der Nacht vor der Hochzeit?«
      Sie lachte. Getaucht in Nagellack und Sünde vergruben sich ihre spitzen Fingernägel in seinen Strähnen und lotsten sein Gesicht an ihren nackten, feilgebotenen Hals.
      »Eher nicht.«
      Als kostete er aus dem Kelch der Götter, schleckte John den salzigen Wind von der weißen Haut seiner Braut in Schwarz und kräuselte ihr feuchtes Haar zwischen seinen forschenden Fingern. Wie eine Nixe räkelte sich Carla unter seinen sachten Berührungen und leidenschaftlichen Küssen. Ihr gespitzter Mund erblühte zur schwarzen Rose, während seine Zunge ihren feuchten Süden auskundschaftete. Atemlos gab sich Carla der Ekstase hin. Die Arme von sich streckend, die Hüfte vorwölbend, seinen Kopf mit ihren Schenkeln umschließend wie eine Muschel ihre Perle.
      »Lasst euch von mir nicht stören.«
      Ertappt schreckte Carla auf, dem armen John ihr Knie gegen das schutzlose Kinn zwiebelnd.
      »Everleigh!«, fauchte die halbnackte große Schwester ihrer herangeschlichenen kleinen Schwester entgegen. Mit unverhohlener Faszination beobachtete das braune Geschöpf die wüsten Verrenkungen der Liebenden, die in möglichst wenigen Handgriffen sich selbst und ihren Partner zu bedecken versuchten. Insbesondere John, von Natur aus tollpatschig und anfällig für Missgeschicke, zappelte wie ein Fisch in der Pfanne. Mit heruntergelassener Hose stolperte er vorwärts, bis er schließlich mit halberigiertem Gemächt voran in einem stacheligen Gestrüpp am Rande der Grotte bruchlandete. Everleighs gehässiges Kichern gab ihm den Rest.
      »Was treibst du hier?«, fragte Carla schnell, um ihre Schwester abzulenken. Ohne Erfolg, das schamlose Ding genoss die Aussicht ohne Reue. »Hm? Oh, richtig.«
      Mit der selbstgefälligen Raffinesse eines Pfaus auf Brautschau scharwenzelte Everleigh durch den Sand, kleine Schneckenhäuser und spitze Steine mit den Zehen fortschnipsend. »Papa möchte Johnny entführen.«
      »W-wieso?«, fiepte Johnny aus dem Gebüsch.
      »Ja«, forderte auch Carla zu erfahren, »Wieso
      »Oh, ihr seid so~ langweilig«, stöhnte Everleigh theatralisch, »Für den Junggesellenabschied, natürlich! Papa hat extra sündhaft teuren Vodka aus Moskva importieren lassen.
      »John trinkt nicht.«
      »Entspann dich. Gab's sicher im Sonderangebot mit den Nutten.«

      Die Sonne war kaum untergegangen, da erwartete Carla die Rückkehr ihres Verlobten bereits mit scharrenden Hacken und sehnsüchtiger Anspannung. Wie eine eingesperrte Wildkatze stromerte sie um das antike Mobiliar der kaminbeleuchteten Familienbibliothek, vorbei an Tischen und Podesten und dem schweren Globus, der die Verheißung der sieben Meere in eine einzige goldene Kugel fasste. Stundenlang stromerte Carla durch dieses Reich aus Zwielicht, gedankenlos Bücher aus dem Regal rupfend, durchblätternd und unverrichteter Dinge wieder zurückstellend. Zuweilen saß sie nieder wie eine Kriegswitwe vor dem Grab ihrer gefallenen Liebe oder stocherte mit dem eisernen Schürhaken in der lodernden Asche.
      »Jetzt wird aber geschlafen!«, sagte ihr Vater. »Fridolin!«
      Carlas Plüschelefant sah sich dem drohenden väterlichen Zeigefinger ausgesetzt. »Du passt auf.«
      Toderschrocken schreckte Carla aus ihrem wachen Traum auf, den sengend heißen Schürhaken von sich stoßend. Fluchend befühlte sie sich die fleischrote Strieme auf ihrer Hand, bevor sie das angeschmorte Eisen zurück an die Wand hing. Da der Mond sich noch immer kaum gerührt hatte, druckste sich die Wartende erneut rastlos an den Bücherwänden entlang, gähnte und maulte, schlug Zeit und Gedanken tot. Ganze Stunden krochen auf diese Weise dahin, bis sich die eichenbeschlagene Tür endlich auftat und den Blick freigab auf die werdende Braut in Flammen. Vor dem rotblühenden Orb des Kaminfeuers verschmolz die schwarze Seide des Morgenmantels auf ihren Schultern zu den Schwingen eines gefallenen Engels. Todmüde, aber unendlich erleichtert wandte sich Carla um. Ihr Lächeln jedoch schenkte sie dem Falschen.
      »Marcello?«
      Instinktiv schrak Carla vor dieser torkelnden, sabbernden Karikatur des stolzen Inselpatrons zurück. Über die alten Dielen breiteten sich seine schweren, wankenden Schritte in jeden Winkel der Villa aus.
      »Da ist sie ja…«, gluckste Marcello mit räuberischer Vorfreude, »Meine…Stieftochter.«
      Mehr schlecht als recht entledigte er sich im Gehen seiner schmutzigen Mokassins, wobei er zwei Vasen und den goldenen Globus umstieß. Niemand in der Villa horchte nach dem Lärmen.
      »Wo ist John?«, fragte Carla mit Schauer in der Stimme. Marcello grinste dreckig, ihren schweren Atem als Erregung missdeutend.
      »Du weißt es. Du kleines versautes Stück. Du weißt es. Soll ich es wirklich sagen?«
      Lüstern holte seine verschwitzte Hand nach ihr aus. Entsetzt presste sich Carla gegen den Sims des Kamins. Die Hitze des Feuer spürte sie kaum. Hinter den herabhängenden schwarzen Strähnen des betrunkenen Marcello flirrte sein Augenweiß glasig wie der Schnaps, der aus seinen Poren dünstete. Was er zu berühren suchte, schien ihm selbst nicht ganz klar. Carla gedachte auch nicht, seine Entscheidung abzuwarten. Reflexhaft fuhr sie ihre schwarzen Nägel zu Katzenkrallen aus und schrammte sie querfeldein über seine wollüstige Fratze.
      »Fass mich nicht an!«, schrie sie — zu ihrer Fassungslosigkeit in das noch immer feiste, noch immer grinsende Gesicht ihres verdorbenen Stiefvaters. Als diente ihm sein eigenes Blut als Aphrodisiakum, strich sich Marcello über die blutigen Striemen und leckte sich die benetzten Fingerkuppen.
      »Nicht…anfassen?«, lallte er kehlig wie ein Krokodil, »Aber das ist die Abmachung, Süße. Das ist die Abmachung. Also komm gefälligst her!«
      Mit der Selbstverständlichkeit eines Mannes, der sich noch von jedem Nein freigekauft hatte, stürzte sich Marcello auf seine Stieftochter. Zu seiner Überraschung aber reagierte jene mit derselben Geistesklarheit wie einst ihre Mutter: Ohne zu zögern griff sie sich dem warmen Schürhaken neben dem Kamin und streckte Marcello mit einem enthemmten Hieb gegen den Schädel nieder. Sie erwartete das dumpfe Poltern, noch bevor sein wuchtiger Körper auf den Dielen aufschlug. Blitze aus Bildern und Blut zuckten durch den Raum. Die Leiche ihres Vater lag vor ihr, das Messer im Nacken. Dickes Blut rann über die nackten Muskeln. Ein Blinzeln später hielt sie die Klinge in der Hand und rammte sie Marcello in den Hals. Er schrie mit ihrer Stimme, und ihr eigener Schrei riss sie aus ihrem Wahn. Wie durch Magie fiel der blutige Schürhaken zu Boden. Panisch stolperte Carla über ihre Waffe und den niedergeschlagenen Patriarchen hinweg, kämpfte sich aus der Bibliothek hinein in den labyrinthischen Albtraum des nächtlichen Anwesens. Das war die Abmachung. Eine Dunkelheit, die drohender pochte als jedes furchtsame Herz, führte sie durch die marmornen Flure zum Schlafgemach ihrer Mutter. Carla wusste nicht, welch Grauen sie erwarten würde, doch sie spürte die größte Angst ihres Lebens. Schon einmal hatte sie eine angelehnte Tür aufgestoßen, nur um ihren Vater ermordet vorzufinden. Mit dem Fuß trat Carla das Holz beiseite. Nicht einmal Johnson Griswolds nackter Leichnam hatte Carla auf diesen Anblick vorbereiten können. Da ritt sie, die Frau, von der sie geboren und gewickelt und geschlagen und gehasst worden war, entblößt auf dem Körper ihres Verlobten. Johns große Hände, die vor wenigen Stunden noch Carlas Körper liebkost hatten, hingen in festen Schlaufen am Bettpfosten. Die grünen Augen, seine grünen Augen, glotzten besoffen vor Suff und Sünde auf die wippenden Brüste ihrer Mutter.
      »Nein…« Mehr vermochte Carla nicht hervorzubringen. »Nein.«
      John schien längst keinerlei Reiz mehr wahrzunehmen, der sich jenseits seiner Schwanzspitze abspielte. Ihre Mutter jedoch drehte das gehässige Haupt wie ein Geier beim Geruch von Aas.

      Einen Kometenschweif aus Tränen hinter sich herziehend, stürmte Carla auf bloßen Füßen durch die nächtlichen Straßen von Port Swank. Als sie zu sich kam, noch immer heimgesucht vom Auf und Ab ihrer stöhnenden Mutter, erwarteten sie große grüne Augen. Papa, wähnte sie in ihrem Martyrium, bis sich die Dunkelheit lichtete und ihre eigene kümmerliche Gestalt im großen Spiegel des alten Hauses der Griswolds enthüllte. Auf blutigen Zehen war sie an den einzigen Ort geflüchtet, an dem sie seine Präsenz noch immer spüren konnte. Wo sonst sollte sie zusammenbrechen und nach ihrem Vater schreien, außer in der Lache seines getrockneten Blutes? Wäre ein verirrter Wanderer auf der verzweifelten Suche nach einem Unterschlupf an dem verwaisten Haus der Griswolds vorbeigekommen, er hätte das weinende Gemäuer für verflucht erklärt und angstbange Reißaus genommen. Schrill wie eine Banshee und herzzerreißender als ein zum Sterben zurückgelassenes Neugeborenes schrie sich Carla die Luft aus den Lungen. Allein das Rauschen des Meeres und die Höhe des Hügels, auf dem ihr Geburtshaus sich den Sternen entgegenstreckte, dämpften ihr Klagen für die Ohren der Stadt.
      »Das ist die Abmachung«, winselte Carla zwischen dem Schluchzen und dem Schreien und dem Sternenlicht. »Wir hatten eine Abmachung!«
      Eben wollte sie erneut den Sturm aus ihrer brennenden Brust entfesseln, da vernahm sie zaghafte Schritte im angestauten Staub des Flures.
      »Lass dich von mir nicht stören…«
      Mit nie da gewesener Zurückhaltung tastete sich Everleigh Madrigal durch die finstere Ruine, in der sie ihre große Schwester im morbiden Leichenumriss des toten Anwalts vorfand.
      »Verschwinde…«, wimmerte die Schwarzhaarige ohne Scham und ohne Kraft, was Everleigh zutiefst verstörte. Selbst aus ihren erbittertsten Streitereien hatte das Mädchen noch die verquere Gewissheit gezogen, ihrer großen Schwester mehr zu bedeuten als der Rest ihrer zusammengeschusterten Familie. Obschon sie es niemals zugegeben hätte, so liebte und brauchte sie Carla und zeigte ihre Zuneigung für sie mit jedem genervten Seufzer.
      »Das ist alles ganz schöne scheiße…«, seufzte Everleigh daher nach einiger Bedenkzeit. Für einen Moment überlegte sie, sich neben ihre zusammengekrümmte Schwester auf den schmutzigen Boden zu setzen. Doch der geronnene Blutfleck hielt sie davon ab.
      »Ja«, zischte Carla zähneknirschend, »Das ist scheiße. Es war alles geplant. Sie haben sich gegen mich verschworen. Mutter, Marcello. John.« Den Namen ihres Verlobten spuckte sie aus wie ein sehniges Stück Fleisch. Sofort schüttelte Everleigh das bronzegoldene Haupt.
      »Er war betrunken.«
      »Betrunken…«, wiederholte Carla schal, »Ihr Sinn für Humor ist genauso verrottet wie sie…«
      »Was?«
      »Mutter«, erklärte Carla nüchtern, in die endlose Dunkelheit starrend. Everleigh folgte ihrem Blick, fand jedoch kein Objekt von Wert in dem verlassenen Kinderzimmer am anderen Ende des Flures. Mutlos setzte sie an:
      »Mama ist…ich weiß nicht. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es wirklich durchzieht, weißt du?«
      Auf diese Worte öffneten sich Carlas vom Weinen zerknautschte Züge. Gleich einer drohenden Kobra entfaltete sich ihr kauernder Körper vor der zurückweichenden Everleigh.
      »Wie…war das? Du wusstest, was sie vorhat?«
      Jäh wurde sich Everleigh ihres herben Fehlers gewahr. »Ich…nein, also…ich. Ich meine. Sie hat sowas angedeutet, aber…komm schon. Du weißt, wie Mama ist.«
      »Ich!«, fauchte Carla wutbrandig, »ICH weiß, wie Mutter ist! Du nicht!«
      Mit rasender Hand skalpierte Carla die schwere Sommernacht zwischen den Schwestern und trieb das zitternde Mädchen bis an den Fuß des großen Standspiegels. Die Kühle des Glases spürte Everleigh kaum.
      »Carla, ich…«
      »Wie konntest du das zulassen!?«, fuhr Carla sie an, »Du hast mitgemacht! Du hast ihnen geholfen! Du kleines Miststück. Du intrigantes Flittchen!«
      »Nein, ich…Es tut mir leid!«, schluchzte Everleigh untröstlich, »Du musst mir glauben, ich dachte nicht—«
      »Du bist genau wie SIE!«, brüllte Carla das Kind nieder, »Du nimmst und nimmst und dir ist egal, wen du damit verletzt. Weil du neidisch bist. Neidisch auf das, was ich habe. Du erträgst es nicht, mich lächeln zu sehen. Genau wie Mutter!«
      »Das ist nicht wahr!«, versuchte sich Everleigh zu verteidigen, doch Carla hatte sich längst in ihrer Rage verloren. Wie ein rachsüchtiger Geist brannte sich ihr weißer Körper durch die Finsternis und schüttelte Everleigh an der Schulter.
      »Wieso darf ich nicht glücklich sein?!«, schrie Carla tränenbrandig, »Wieso hasst ihr mich? WIESO! WIESO! WIESO! WIESO! WIE—?!«
      Das Scheppern schweren Glases zerfetzte den spitzen Schrei der jungen Everleigh Madrigal. Gemeinsam mit dem Wasserfall aus Scherben rauschte ihrer brauner Körper in den Abgrund unter Carlas zurückschreckenden Fingerspitzen. In Sekunden, die sich wie Stunden anfühlten, blutete Everleigh zu Füßen ihrer fassungslosen Schwester aus. Vollkommen überwältigt von Schuld und Angst knickten Carla die Knie weg. Wie ein Kind, das ein Malheur in der Küche zu beseitigen versuchte, wollte Carla das auslaufende Blut in die klaffende Wunde an Everleighs Hinterkopf zurückschieben. Mit bloßen Hände manschte sie in der warmen Lache. Verstört bis in die Tiefen ihres Herzens rasselte Carla den Namen ihrer Schwester und unzählbare Versprechungen herunter, als betete sie zu einem nachtragenden Gott. Dennoch tränkte keine Träne ihre Lider. Kein Schluchzen untersetzte das Echo ihrer manischen Messe. Plötzlich, inmitten der Scherben ihres Lebens, erfasste Carla eine transzendentale Klarheit — und sie fragte sich, ob ihre Mutter dieselbe Freiheit verspürte haben mochte, als sie das Messer im Hals ihres Ehemannes versenkt hatte. Mit neugefasstem Mut ließ Carla den blutbesudelten Körper ihrer Schwester hinter sich und schwebte tranceartig in ihr altes Zimmer. Festentschlossen schob sie das muffige Himmelbett beiseite und lockerte die lose Diele unter dem Kopfende. Der modrige Geruch einer besseren Zeit verlieh ihren dunklen Ambitionen Auftrieb. Mit einem vagen Lächeln legte Carla die Whiskeyflasche frei, die ihr Vater einst auf ihrem Nachttisch vergessen hatte. Im Bauch des Glases schlummerte eine winzige Teleschnecke in einem Biotop aus feuchtem Moos. Seit 13 Jahren hütete und fütterte Carla dieses kleine Geschöpf, welches ihr der graue Herr auf dem Friedhof ausgehändigt hatte. Ein Geheimnis für sie allein, zumindest bis zu dieser Nacht.
      »Wir hatten eine Abmachung…Mutter.«

      Die schnellen Schatten rissen den Sicherheitsdienst der Villa Madrigal wie Wölfe eine Herde argloser Schafe. Messer schlitzten Kehlen auf, starke Arme schlangen sich um splitternde Adamsäpfel. Binnen weniger Minuten sahen sich die schlaftrunkenen Madrigals den vermummten Gestalten hilflos ausgeliefert. An den Haaren zogen die Einbrecher Marcello und seine Frau aus dem Bett, scheuchten sie die Treppen hinab und warfen sie auf das schwarze Kruzifix, das das Fensterkreuz der Galerie mit den Farben des Morgenlichts auf die Marmorfliesen malte.
      »Was geht hier vor?!«, verlangte der zerkratzte Marcello zu erfahren. Selbst im Angesicht vollkommener Verzweiflung und Kopfschmerzen aus der Hölle gewährten ihm sein Reichtum und seine Erziehung die Illusion naturgegebener Überlegenheit. Ein schwerer Stiefel in seinem Magen schulte ihn rasch. Seine kreischende Ehefrau wurde gleichsam mit einer barschen Ohrfeige niedergeprügelt. Derart zu Boden geworfen, das nackte Gesicht gegen den kalten Stein gezwungen, spürten die Eheleute die Ankunft ihrer wahren Peiniger mit der Intensität eines Erdbebens. Durch die aufgebrochenen Frontportale der Villa schob eine schlanke Silhouette den Rollstuhl eines Mannes von eingefallener Statur. Seine weisen alten Augen glühten greis und blind aus einem dunklen Dickicht gefurchter Lebenslinien. Auf seinem Schoß ruhte der leblose Leib eines Mädchens.
      »Everleigh!«, japste Mrs. Madrigal. Ob so Mutterliebe klang? Auf ein Lippenzucken des Greises packte einer der vermummten Schläger das Mädchen am Nacken und schleuderte ihren schlaffen Leib gegen eine der hohen Schmucksäulen der Eingangshalle. Ein grässliches fleischiges Echo hing ihm nach.
      »Mein Gott!«, fluchte Marcello über das Weinen seiner Frau hinweg. »Was ist das hier?! Wer seid…!?«
      Nahezu zeitgleich erkannten Mr. und Mrs. Madrigal in der hageren Gestalt hinter dem Rollstuhl daraufhin Carla Griswold, geschmiedet in eine Rüstung aus schwarzem Kashmir.
      »Guten Morgen, Mutter. Marcello.«
      Genüsslich sog Carla den Ausdruck des blanken Horrors und der Verwirrung auf den Gesichtern dieser beiden abscheulichen Menschen in sich auf. Bewaffnet mit einer alten Pistole und der nunmehr leeren Whiskeyflasche trat sie hinter dem Rollstuhl des Alten hervor und drehte eine Siegesrunde um die zermürbten Reste ihrer sogenannten Familie. Mit ihren Rollen nunmehr vertauscht, ging Carla vor ihrer Mutter auf die Knie.
      »Wo ist John?«
      Kleinlaut deutete Mrs. Madrigal mimisch gen Salon, aus dem die Schergen des Seniors sogleich den selig schlummernden Buchhalter bargen. Ihre Mutter hatte ihn nicht einmal ankleiden lassen.
      »Wieso?«, wollte Carla wissen. Ihr Mutter schwieg. Augenrollend ließ Carla von ihr ab, sich ihrem Stiefvater zuwendend. Ihr mattes Lächeln über seine zerschlissene Visage wuchs zur schwarzen Sichel an, als sie ihm die Pistole an den Schritt setzte.
      »Wieso?«, fragte sie erneut — und drückte ab, ohne eine Antwort abzuwarten. Ein lauter Knall und der ihm nachfolgende markerschütternde Schrei zerfetzten ihr Ohr. Für den Bruchteil eines Augenblicks schien Carla vor sich selbst erschrocken, doch dieser Moment der Schwäche verschwand mit dem Echo des Schusses und sollte niemals wiederkehren.
      »Wieso!?«, fragte sie abermals.
      Zunächst aufgelöst, doch schließlich kühl wie Eis blaffte ihre Mutter über das Jaulen ihres entmannten Mannes hinweg:
      »Wieso?! WIESO?! Du widerliches Scheusal! Du bist genau wie er! Ich hätte dich in der Wanne ertränken sollen, als ich noch die Chance hatte!«
      Ungläubig schüttelte Carla das schwarze Haupt.
      »Du wärst mich losgeworden. Warum konntest du mich nicht mit ihm gehen lassen?«
      »Diesem…Buchhalter?«, zischte ihre Mutter bitter, »Der aussieht wie er und der dich liebt wie er? Er hätte dein Leben ruiniert, genau wie er meines ruiniert hat. Ich musste dir zeigen, was er wirklich ist!«
      »Du hast ihn verführt!«
      »Er hat mich gelassen.«
      »Er war betrunken!«
      »Männer sind immer betrunken.«
      Angesichts dieses Wortwechsels tauschten die umstehenden Schläger peinlich berührte Blicke aus, wagten jedoch keinen Laut. Genau wie ihr Pate lauschten sie andächtig, während Marcello Madrigal wiehernd wie ein abgeschossener Gaul verendete.
      »Ich wäre glücklich geworden…«, murmelte Carla vorwurfsvoll.
      »Nein«, widersprach ihre Mutter, »Wärst du nicht. Sieh dich an. Sieh, was du getan hast. Du gehörst nicht in diese Welt. Du bist ein Krebsgeschwür. Du kannst nur zerstören. Genau wie dein Vater.«
      Dies war ein Satz zu viel. Carlas weiße Maske zerbröckelte zur dämonischen Fratze, und mit einem entfesselten Schwinger zertrümmerte sie die Whiskeyflasche ihres Vaters über dem braunen Schopf ihrer Mutter. Blut und Splitter spickten die Luft und Carlas Wangen. Das Blut ihrer Mutter mischte sich mit ihrem eigenen und schmeckte nach Sieg. Auf einen Fingerzeig des Greises hievten zwei starke Männer die benommene Mrs. Madrigal in die Horizontale. Wenn Traurigkeit im Gesicht ihrer Tochter lag, nahm sie dies nicht mehr wahr.
      »Du sagtest mir einmal…«, flüsterte Carla ihr durch die dicken, dunkelbraunen Haarsträhnen ins Ohr. »Du sagtest…Wann immer du mich ansiehst, siehst du ihn. Und du spürst, was er dir angetan hat. Mutter…?«
      Behutsam, als dringe ein Knabe in seine erste Frau ein, rammte Carla ihrer Mutter die zerbrochene Flasche in den Unterleib. Wie schon als Kind horchte sie nach ihrem Stöhnen und ihren Qualen.
      »Sieh mich an…Spürst du ihn? Sieh mich an und spüre ihn…tief in dir drin…«
      Ein letztes schmerzverzerrtes Quieken entfleuchte ihrer geschändeten Mutter, bevor das Licht aus ihren hasserfüllten Augen erlosch und ihr sterbender Körper mit dem Katana im Bauch durch die gespannten Spinnfäden fiel.

      O'Mara klammerte sich an den Griff des Yubitsume wie an sein Leben. Wachen Verstandes stürzte er durch das Loch in der Rotunde die Etagen des All Hallows' Tower hinab. In vager Ferne verglühten die acht vergifteten Augen der schwarzen Witwe zu grünen Sternen. Ihr zangenbesetztes Maul deutete ein Lächeln an, bis es erstarb. In dieser Sekunde wusste O'Mara, dass er leben würde. Zwei glitschige Fangarme schlangen sich ungelenk um seine Schulter und die Hüfte. Schlagartig bremste er ab, kurz nachrutschend, aber schließlich doch haltend. Begleitet von einigem Prusten und Ächzen wurde sein Körper wie in einer Seilwinde hinaufgezurrt. Leider währte das Gefühl der Geborgenheit nur bis zu dem Augenblick, da Krill seinen Kumpan mit gewaltiger Mühe auf die knarzende Plattform hievte. Unsanft schlug O'Maras gebrochener Arm auf dem Holz auf. Ob der gesplitterte Knochen mehr schmerzte als die Klinge in seinen Gedärmen, vermochte der Blonde nicht zu entscheiden.
      »Auch endlich wach?«, japste er dennoch erleichtert. Dankbar.
      Krill war zu ausgelaugt zum Nörgeln. Obschon das Gift der schwarzen Witwe noch immer seine Adern verätzte, hatte er nach seinem ungemütlichen Erwachen in Carlas einschürendem Kokon zwei seiner Tentakel durch die eisenharten Fäden quetschen können. Die blutigen Saugnäpfe dienten als Mahnmale seiner Entschlossenheit. Gerade klar genug, um O'Mara davon abhalten zu wollen, das Katana aus seinem Bauch zu ziehen, tasteten die Fangarme nach dem Griff seines Schwertes. Doch O'Mara ließ sich nicht beirren und riss sich die lange, blaue Klinge aus dem Leib.
      »Keine Sorge«, spuckte er mit einem Schwall tiefschwarzen Leberblutes aus, »Es läuft alles nach Plan.«
      Wenig überzeugt kippte Krills violettes Haupt auf die Holzscheite zurück, mit blinden Augen den Wald aus Spinnweben betastend. In den sich weitenden roten Lidern las O'Mara die baldige Ankunft der Frau in Schwarz. Luftanhaltend riss er einen faustgroßen Klump aus Krills Kokon und stopfte sich die klebrige Masse in seine blutspritzende Bauchwunde. Sogleich verebbte der Sturzbach zum Tröpfeln, was O'Mara die ausreichenden Minuten für seinen Triumph verschaffen würde. Zumindest in der Theorie. Das legendäre Katana seines Freundes als Krückstock zweckentfremdend, kämpfte sich der Kopfgeldjäger auf die Beine. Wie ein Knabe, der mit einem aufgelesenen Ast hantiert — oder ein Säufer, der seine Schnapsflasche zur Balance herumschwenkt — taumelte O'Mara durch die weißen Labyrinthe der schwarzen Spinne. In arrhythmischen, unkoordinierten Streichen durchtrennte er gespannte Schnüre, zerschlitzte filigrane Weben und filetierte die gewundenen Trichternetze. Lauernd und lautlos, und ein wenig neugierig, folgte ihm Carla auf seiner konfusen Odyssee.
      »CARLAAAA!«, hörte sie ihn rufen, »Zeig dich…Zeig dich…!«
      Nur zu gern erfüllte sie ihm seinen Wunsch. Auf ihren acht Spinnenbeinen flitzte sie kopfüber über ihn hinweg, einen blitzschnellen Faden aus dem rotgemusterten Hinterleib verschießend. Zu ihrem Entsetzen entging der blonde Schopf dem Projektil mit schunkelnder Gelassenheit. Ob aber durch Geschick oder Glück stand in den Sternen, stolperte er doch mit der Stirn voran gegen die Turmmauer. Sie erschrak, als der dumpfe Zusammenstoß einen unsichtbaren Mechanismus in Gang setzte. Ein metallenes Scheppern dröhnte dumpf am Fuße des All Hallows' Tower und ließ Carlas Spinnfäden wie gezupfte Harfensaiten erklingen. Einige von ihnen durchtrennte O'Mara beim Versuch, mit seinen abknickenden Füßen Halt zu finden. Carla nutzte die Gelegenheit für einen raschen Blick hinab in die unendliche Tiefe der Wendeltreppe, die sich jenseits des Baugerüsts an der Mauer hinabschlängelte. Ihr Unbehagen wuchs.
      »Fallen oder springen?«, fragte O'Mara lax. Ertappt manövrierte die Frau in Schwarz ihren monströsen Spinnenleib herum, um ein Haar selbst in den Abgrund abrutschend. Als hätte er sie in eine brillante Falle getrieben, posierte O'Mara mit Krills geschultertem Yubitsume. Obwohl seine Knie weich wie Pudding bibberten, sein ganzer Körper kurz vor dem Kollaps stand und der improvisierte Druckverband aus Spinnweben in schwarzen Klumpen aus seinem geöffneten Bauch tropfte, hielt er sich aufrecht. Mehr oder minder. Sogar als wandelnder Leichnam, der im Vollrausch seinem eigenen Tod davongetorkelt war, beschwor der Kopfgeldjäger noch eine unliebsame Furcht in Carla herauf. Aus seinem moosgrünen Blick glühte Blutlust der Meute, die von Callaghan zur Jagd gerufen wird. So wappnete sich Carla für die letzten Zuckungen dieses kataklysmischen Kampfes. Gleichsam herausfordernd reckte ihr O'Mara das rotfleckige Yubitsume entgegen…just bevor er plumpsend zusammenbrach. Sein erratisches Flattern und Schlagen in der Lache seines eigenen Blutes erinnerte Carla an einen kleinen Vogel, der in Öl ertrank. Mit greifbarer Erleichterung krabbelte sie auf ihren grässlichen schwarzen Stelzen näher, stolzer und schwarzer als jemals zuvor aus ihrem widerwärtigen Spinnenleib wuchernd. Zu ihrem Entsetzen sollte ein scheinbar wüster Schwerthieb des Blonden ihren Triumph vereiteln. Ein urtümliches Grollen jagte durch den gesamten Turm, nachdem er einen weiteren Faden gekappt hatte. Auf ein fernes Knirschen des Mauerwerks folgte ein gellendes Schnalzen und das Surren metallener Schnüre. Mehrere ihrer Fäden erschlafften, wofür sich andere sich derart bedrohlich spannten, dass ganze Brocken aus den Wänden brachen. Der gesamte All Hallows' Tower schien zu wanken, zu kippen. Millimeter neben Carla schnappte plötzlich eine lange, hinabführende Eisenkette auseinander. Ehe sie sich versah, sauste ein massiver Stahlträger in die Tiefe und erfasste ihren über die Kante ragenden Spinnenrumpf. Ein überwältigend dunkler, und doch sengend brennender Schmerz lähmte ihre Leisten, ihren Stütz und ihre Beine. Noch ehe Carla auf den Holzscheiten aufschlug, hatte ihre animalische Macht sie verlassen. Als Menschen am Rande des Untergangs fanden sich O'Mara und die Frau in Schwarz auf derselben hölzernen Plattform wieder, nur wenige Schritte entfernt und doch durch einen ganzen Ozean voneinander getrennt.
      »Das ist unmöglich!«, fauchte Carla zerschlissen vor Schmerz. Der bloße Gedanke, Brian O'Mara könnte die Komplexität ihrer babylonischen Netzkonstruktionen nicht nur entschlüsselt, sondern gar zu seinen Zwecken manipuliert haben, erschütterte sie bis ins Mark.
      »Schon scheiße, wenn man plötzlich nicht mehr die Schlauste im Raum ist, was?«
      Ächzend hatte sich O'Mara an die Mauer des bröckelnden Turmes geschleppt, um der Wunde an seinem Bauch beim Bluten zuzusehen.
      »Aber vielleicht hast du recht mit dem, was du sagtest«, sinnierte er halblaut, »Du weißt schon. Über Frauen und Männer…und die Welt.«
      Schluchzend robbte sich Carla voran, ihre zertrümmerte Hüfte mit sich schleppend. Doch so sehr sie O'Mara auch hasste, sie würde ihn niemals erreichen. Auf halber Strecke kapitulierte sie, seinen erstickenden Worten hilflos ausgeliefert.
      »Vielleicht sind wir wirklich dazu verdammt…uns solange in einem Kreislauf aus Unterdrückung und Revolutionen gegenseitig leiden zu lassen, bis jemand mit deiner…deiner Entschlossenheit und deinem Hunger aus dem Schatten tritt, ein Streichholz anzündet und…einfach loslässt.«
      Leidenschaftslos hob O'Mara seinen schlaffen linken Arm, nur um ihn direkt wieder auf die Holzscheite klatschen zu lassen.
      »Aber dieser jemand kannst nicht du sein. Denn siehst du, Carla…
      Deine Entschlossenheit entspringt verletzter Eitelkeit, dein Hunger ist ein Hunger nach Rache. Du zerstörst Menschen und Leben und Orte…weil du meinst…weil du meinst, dass sie dir etwas schulden würden. Dass sie deine Vergeltung verdienten. Dass du ein Anrecht auf Gewalt über andere hättest, weil sie Gewalt über dich hatten…oder…oder weil sie tatenlos zusahen, wie dir diese Gewalt angetan wurde.«
      »Halt den Mund«, zischte sie gallig. Lange betrachtete O'Mara seinen eigenen Arm. Schließlich bemerkte auch Carla die grotesken Regungen, die sich unter der bleichen Haut abzeichneten. Muskeln und Sehnen und Adern, die sich wie häutende Schlangen verkrampften. Toderschrocken erinnerte sie sich an seine gottlose Verwandlung in der Gasse.
      »Deine Welt ist voller Feinde, weil du es so willst«, fuhr O'Mara mit zusammengekniffenen Zähnen fort, den Schmerz des mutierenden Armes schluckend. »Selbst Menschen wie Catherine oder diesen blinden Idioten da unten, die dir nichts als Vertrauen und Respekt entgegengebracht haben, behandelst du wie Fußsoldaten in deinem Krieg der Kränkungen…Es ging dir nie um die Königin oder Gerechtigkeit…sondern allein um dich. Deshalb musst du scheitern. Nichts Gutes entsteht aus Selbstsucht.«
      Ein letzter Blick galt dem Spinngewebe, hinter dem O'Mara den verpuppten Krill zurückgelassen hatte, bevor er mit seinem nunmehr muskelgespannten, unnatürlich aufgepumpten Arm ausholte.
      »Wenn man diese Welt schon in Brand steckt…dann nicht für sich selbst…«
      Carlas verzweifelter Schrei verhallte ungehört beim Einschlag der übermenschlichen Faust in die Außenwand des Turmes.

      Mit letzten Kräften erhob sich Luca aus dem roten Farbfleck, der einmal Douglas Remington gewesen war, und hinkte in Richtung des Eingangsportals des All Hallows' Tower — just bevor etwas in dem aufragenden Bollwerk zu rumoren begann, das schwarze Gemäuer einen langgezogenen Seufzer ausstieß und mit der Wucht einer kontrollierten Sprengung Stockwerk für Stockwerk in sich zusammenkrachte.

      »…Wasser zu Wasser, Sand zu Sand, Staub zu Staub. Der Tod vermag Leben zu nehmen und Leben zu geben. Unser Sterben ist, was diese Welt gedeihen lässt. Unser Ende ebnet einen Anfang. Übergeben wir Johnson Griswold also der Erde, auf dass sein Leib zurückgeführt werde in den großen Kreislauf des Seins. Möge er zu dem Gras unter unseren Füßen werden und in den wackeren Winden unsere Segel in sichere Häfen lenken.«
      Getränkt in zeremonielle Andacht erhob der alte Kaplan von Port Swank die feiste Hand, auf dass die Ministranten den schweren Sarg des inselbekannten Anwalts in sein letztes Ruhebett hinabließen.

      Johnson Griswold


      1455 - 1489


      Vater — Ehemann — Anwalt


      Tränen flossen, Nasen schnäuzten. Doch obwohl kaum ein Bewohner der Sommerinsel den Verlust dieses schönen, erfolgreichen Mannes nicht betrauerte, galt die Aufmerksamkeit der schwarzen Menschenmenge in diesem Moment nicht ihm, der er zu Grabe gelassen wurde, sondern der Tochter, die er zurückließ. Männer wie Frauen tuschelten und weinten — sehr zum Neid und Ärger ihrer Mutter — um das Schicksal der kleinen Carla Griswold. Verloren wie ein verstoßenes Lamm kniete sie an dem offenen Grab ihres Vaters, schniefend und klagend und ihren weichen Stoffelefanten fest an sich gepresst.
      »Nein, Papa! Nein! Nein! Komm raus! PAPA! Mach das nicht!«
      Bis zu dieser Sekunde mussten die letzten Reste Kindheit, die der Missbrauch ihrer Mutter ihr gelassen hatte, die unauslöschliche Wahrheit verhütet haben. Erst in dem Moment, da das Antlitz ihres Vaters für alle Ewigkeit vom dunklen Schlund der Erde verschluckt zu werden drohte, verstand Carla das Konzept des Todes…und seine Konsequenzen.
      »Komm da weg!«, befahl ihre Mutter und nahm das Mädchen am Arm. Carla entzog sich ihr, barsch und quengelnd. Trotzig wischte sich Carla Tränen und Schnodder an Fridolin dem Stoffelefanten trocken.
      »Das arme Kind«, raunte es aus der Traube an Trauergästen, »Es bricht einem das Herz! Was macht sie da? Oh, ich kann nicht hinsehen!«
      Mit tränennassen Lippen drückte sie Fridolin einen letzten Kuss auf den plüschigen Rüssel.
      »Fridolin«, schluchzte sie mit einer Stimme, die der ihres Vaters ähneln sollte, »Du passt auf!«
      Schweren Herzens legte sie ihren besten Freund auf den herabsinkenden Sarg ihres Vaters und winkte beiden zum Abschied, während sich das flache Grab mit Erde füllte.

      »Hallo, Fridolin.«
      Das Wiedersehen nach 13 langen Jahren währte nur kurz. Die Schläger des alten Paten vergeudeten keine Zeit, den schlaksigen Körper des Buchhalters an den Rand des geschändeten Grabes zu hieven. Im violetten Schein des sterbenden Morgenmondes schimmerte das Gesicht ihres Verlobten wie ein silbernes Schmuckstück.
      »Wartet«, hielt Carla die Mafiosi zurück. Mit einer einzelnen Träne im Auge zog sie sich ihren Verlobungsring vom Finger. Der schwarze Edelstein in der Fassung glänzte so tiefschwarz wie das Loch in Johns Stirn. Mit aller Liebe, die Carla noch aufzubringen imstande war, küsste sie den toten John auf die Lippen und steckte ihm ihren Ring an, direkt über den seinen. Ein schweres Nicken der Schwarzhaarigen später landete sein Körper auf dem Sarg ihres Vaters und dem dreckigen Stoffelefanten. Murrend machten sich die Schergen daran, das just freigelegte Grab wieder zu zu schaufeln. Carla indes lehnte sich verträumt an den überwucherten Grabstein und summte ihr leises Lied, während am anderen Ende der Insel, weit hinter den grünen Tropenhainen, das Anwesen Madrigal bis auf die Grundmauern niederbrannte.

      ~Und der Rabe auf See singt sein einsames Lied…

      weit weg von Zuhaus…~
      Carla erwachte überladen von Staub und zerfaserten Spinnennetzen auf dem reglosen Brian O'Mara. Irgendwie musste er ihren Sturz mit seinem Körper abgefedert haben. Er brauchte sie lebend. Wäre der unerträgliche Schmerz in ihrer zerborstenen Hüfte nicht gewesen, hätte sich Carla darüber königlich zu amüsieren gewusst. Jede Bewegung legte Feuer an ihren Unterleib bis in ihre Beine. Gleich des pulsierenden Flammenherds erfasste sie auch die Erkenntnis in pochenden Schüben. O'Maras verformte Faust mochte kaum einen Restsatz seiner üblichen Stärke kanalisiert, wohl aber die Integrität des Turmes überlastet haben. Hieb um Hieb hatte er mit dem Yubitsume die Festigkeit der Konstruktion abgetragen, jeden zerschnittenen Faden mit dem Ziel gewählt, schlussendlich die gesamte Fassade mit wenigen, pointierten Schlägen zum Einsturz bringen zu können. Das schwindelerregende Zusammenspiel von überspannenden, zerreißenden und erschlaffenden Spinnennetzen musste die Statik des epochalen Bauwerks zerstört haben. Inmitten all des Chaos war es ihm möglich gewesen, das intelligente Durcheinander ihrer Netze zu analysieren und mit der trügerischen Festigkeit des unfertigen Turmes zu vereinen. Nie war es sein Ziel gewesen, sie physisch zu überwältigen. Er hatte nur Krills Katana benötigt…und eine Gelegenheit.
      Unter zornentbrannten Sterbelauten fingerte Carla in all dem Schutt und dem Unrat der Ruine, die sich wie ein Krater zu allen Seiten auftat, nach einer Waffe. Ihre alles verzehrende Wut über Brian O'Maras Brillanz wurde nur von dem marternden Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit überschattet. Endlich fand und barg sie einen abgebrochenen Metallstift. O'Mara riss gerade rechtzeitig die Augen auf, um das herabsausende Schrapnell kommen zu sehen. Doch sein Körper streikte. Kein Finger folgte seinem Ruf. Nicht einmal sein kleiner Zeh sah sich noch genötigt, ihm das Leben zu retten. Im letzten Moment gelang es ihm zumindest, den Kopf abzuwenden, sodass der improvisierte Dolch nur seine Wange durchstieß. Carla fluchte, O'Mara gurgelte und krampfte vor Schmerz. Sofort versuchte die Schwarze Witwe, das spitze Eisen für einen neuerlichen Versuch herauszuziehen. O'Mara aber hatte sich festgebissen und fixierte das scharfkantige Stück Metall mit den Zähnen. Während ihm Carla die Zunge, Wangen und das Zahnfleisch aufschlitzte und er seinen Biss dennoch nicht lockerte, hielten der Kopfgeldjäger und die Frau in Schwarz sturen, trotzigen Blickkontakt. Wer blinzelte, verlor.
      O'Mara spürte, wie ihn die Kraft verließ. Der Metallstift löste sich, sein Zahnschmelz bröckelte. Eben als er fürchtete, nicht länger standhalten zu können, wickelte sich plötzlich ein roter Fangarm um Carlas Nacken und zog sie von ihm runter wie einen Seemann in sein nasses Grab. O'Mara fehlte die Kraft aufzusehen. Mit zerfledertem Gesicht lauschte er Carlas erstickendem Würgen, dem vergeblichen Klatschen ihrer Hände auf den feuchten Tentakeln. Ihr verzweifelter Überlebenskampf spielte wie die finale Suite eines grandiosen Orchesters in seinen Ohren auf. Dann war alles still. Sein eigener schmerzgeschüttelter Atem war alles, was O'Mara noch wahrnahm.
      »K…Kwyll?«, brachte er schließlich hervor. Seine zerschlitzte Zunge formte kaum verständliche Worte durch das wilde Fleisch.
      »Mhm?« Der Meermann lag nur wenige Meter hinter ihm, begraben unter Spinnenschleim und Weben und Carlas Körper.
      »Whänn Cwal fwragt…whar shie ffunff Medter gwhos. Kay? Shonst wreißt er uns den Awrsch auf… «
      Krill lachte heiser. »Wozu lügen? Callaghan hasst Spinnen.«
      Kapitel 172 - Während sie schlafen

      Aufgebahrt in einem Halbmond aus Krankenbetten schliefen Luca Briatore, der Meermann Krill und die kleine Ondine LeMaire unter den wachsamen Blicken der Weltregierung ihren Sieg aus.
      »Du solltest dich zu ihnen legen. Du blutest.«
      Hastig überflogen Loreleis jadegrüne Augen ihre rotgetränkte Bauchbandage wie eine reißerische Schlagzeile, die der Lektüre nicht wert war. In einer fließenden Bewegung verhüllte sie ihren verbundenen Oberkörper mit dem offenen Krankenhemd, das ihr als wenig modischer Mantelersatz diente, und richtete sich höher, erhabener, gesünder neben ihrem Agenten auf.
      »Sie waren gut.« Die Stimme der Agentin bemühte sich um Contenance, zitterte jedoch mit ihren vernähten Bauchmuskeln im Gleichtakt. Im Gegensatz zu seiner Vorgesetzten, die jedem Menschen seine Schwächen verzieh außer sich selbst, stützte Headshot seine schwarzen Arme auf hölzerne Krücken und atmete jeden Atemzug, als wäre es sein letzter.
      »Sie waren mächtig«, sagte er nach einer Weile und fügte auf die kleine Ondine fixiert hinzu:
      »Sie alle. Lorelei…«
      »Ich habe es schon gehört«, nahm sie seinen Witwenstrauß vorweg, »Der Anruf kam vor wenigen Minuten. Sie haben ihn geborgen. Er ist auf dem Weg.«
      Nickend gedachte Headshot eines weiteren gefallenen Kameraden. Die Leute sagen, Übung mache den Meister. Trauer schien davon ausgenommen zu sein. Plötzlich ließ ein entferntes Klappern hinter verschlossenen Türen seine hündischen Ohrläppchen schaukeln. Noch ehe er ihre Ankunft anzukündigen imstande war, sausten die großen Flügeltüren des OP-Trakts auseinander und bliesen das braune, schweißglasige Gesicht der Dr. Shrimati Dhanvantara Gamisha in den Aufwachraum.
      »Sie kommen durch!«, rief sie mit dieser so chirurgischen Mischung aus präziser Eitelkeit und arroganter Erleichterung, »Aber es war knapp. Sehr knapp. Delacroix wird—«
      »Was ist mit deiner Schulter?«, forderte Lorelei schroff. Kopfschüttelnd überließ Headshot die Frauen ihrer Zweisamkeit und setzte sich an das Bett des Kindes, das sein Leben gerettet hatte. Sanft drückte er ihre winzige weiße Hand zwischen seinen groben, dunklen Finger und lauschte, halb versunken im Piepen der Apparate und Atem der Verletzten, dem Gemurmel seiner Kolleginnen.
      »Scheint, als hätten wir uns beide zu viel auf unsere Unverwundbarkeit eingebildet«, lachte Shrimati nervös. Die Wunde an ihrer Schulter, die Dionisia Lorca mit hakischwarzem Staub in ihren Lehmleib geschlagen hatte, zwickte glücklicherweise kaum ärger als ein aufgeschürftes Knie.
      »Vermutlich«, erwiderte Lorelei nachdenklich, »Ich am allermeisten.«
      Shrimati, dem verlorenen Blick ihrer Freundin nachforschend, nahm sie am Arm. Noch immer schwangen die Flügeltüren vor dem endlosen OP-Gang wie kupferne Waagen, die Tod gegen Leben abwogen.
      »Als ich ging, war sie stabil.«
      Lorelei gönnte sich keinerlei Lächeln. Sie verdiente das salbende Endorphin nicht, dass es über ihr Gehirn ausschütten würde. Shrimati versuchte es erneut:
      »Hörst du, Lorelei? Es sieht gut aus. Sie ist stark. Sie kann es schaffen.«
      »Sie ist die Beste von uns«, fielen die Worte aus Loreleis blassen Lippen, »Und sieh dir an, was geschehen ist. Was ich habe geschehen lassen.«
      Energischst schüttelte Shrimati das schwarze Haupt.
      »Cassiopeia kennt sich selbst und sie kannte das Risiko. Du wusstest, dass du sie schicken musstest, und sie wusste es auch. Niemand von uns hätte ihn aufhalten können.«
      »Aber sie konnte es auch nicht«, hielt Lorelei dagegen.
      »Doch«, beharrte Shrimati, »Konnte sie.«
      Lorelei zögerte. »Aber…zu welchem Preis?«

      Als entschied er sich spontan zu einer großen Ansprache an eine Nation, deren Volk er nicht ausstehen konnte, kämpfte sich Headshot plötzlich zurück auf seine Krücken und verkündete:
      »Kampfeinsätze sind nicht euer Ding. Lasst es euch also von jemandem gesagt sein, der nie ein anderes Ding hatte: Cassiopeia ist passiert, was eben mit Soldaten passiert, die den Erfolg ihrer Mission über das eigene Leben stellen. Manche werden verletzt, viele sterben. Wenn sie überlebt, hatte sie mehr Glück als die meisten. Daran solltest du denken, Greenaway.«
      Obwohl seine Worte erbarmungslos gegen die Krankenhauswände schallten und die Verletzten wohl nur dank großzügig verabreichter Morphiumdosen nicht aufweckten, beruhigten sie Loreleis schuldüberladenes Gemüt in besonderem Maße. Gleich Meerwasser, das schrecklich in einer Wunde brennt und sie dennoch heilt, spendete ihr seine Rede unverhofften Trost.
      »Danke.«
      »Geschenkt«, grummelte er mitleidslos, »Aber mit einer Sache hast du recht: Sie ist die Beste von uns — und endete trotzdem als zusammengeprügelter Klump an der Palastmauer. Wenn unser roter Drache kaum gegen den Bastardkönig ankommt, welche Chance haben wir dann gegen die letzte gottverfluchte Lilie von Og MacLarr?«
      Lange brütete Lorelei Greenaway über dieser Frage, während die Geräte piepten und die Schlafenden schliefen und Shrimati unbehaglich an ihrer verarzteten Schulter pulte. Schließlich gestand Lorelei, ungewohnt unprätentiös:
      »Keine.«
      »Also wirst du Behemoth endlich einbeziehen?«, fragte Headshot mit hörbarer Hoffnung in der Stimme. In diesem Augenblick durchbrachen metallene Bettpfosten die Türen wie ein Rammbock ein verbarrikadiertes Schlosstor.
      »Vorsichtig!«, fuhr Shrimati die grobschlächtigen Pfleger an, die ein einzelnes Krankenbett an die Wand gegenüber des Halbmondes schoben. Allein das wilde Haar, dass wie eine blutige Fontäne aus dem Gesichtsverband auf das Kissen sprudelte, wies das reglose rote Ding unter der Decke als Cassiopeia Triagast aus. Ein wahrer Urwald aus baumelnden Schläuchen an eisernen Konstrukten hielt das Innere der Agenten im Inneren und das Äußere in Form. Andächtig, als stünden sie vor einem offenen Sarg, sammelten sich die verbliebenen Mitglieder der Cipherpol 0-Leviathan vor dem Bett.
      »Ich wusste, sie schafft es!«, jubelte Shrimati leise. Headshot zeigte sich weniger euphorisch:
      »Das passiert, wenn wir weiter mit Angelruten nach Haien fischen. Greenaway?«
      Seine Chefin schwieg stoisch, ihre ausgestreckte Hand Millimeter über dem mumienhaften Antlitz der vormals schönen Agentin Triagast schweben lassend. Dann, als hätte die Rothaarige selbst ihr ins Ohr geflüstert, nickte sie plötzlich und sprach in perfekter Ruhe:
      »Cassiopeia hatte…hat…einen Plan. Ich selbst war lange Zeit unentschieden ob seiner Erfolgschancen. Doch sehe ich keinen anderen Weg mehr. Ich weiß um deine Besorgnis, Headshot, doch wisse auch um meine: Ich traue Godzilla Brakes kaum weiter über den Weg als Rexroth selbst und werde weder eure Leben noch unsere Mission auf die Schultern einer Bestie legen, die uns vielleicht bei der nächstbesten Gelegenheit in Stücke reißt. Einen der unseren habe ich bereits auf dem Gewissen. Das darf nicht wieder geschehen.«
      Headshot bebte. »Greenaway, wir können nicht—«
      »Wir nicht«, unterbrach sie ihn höflich, »Nein. Aber sie vielleicht schon.«
      Auf Füßen wie Flügeln wandte sich Lorelei Greenaways langer, schlanker Leib von Cassiopeia ab und glitt durch den Raum an das Bettende der Luca Briatore. »Wenn diese Welt eines zur Genüge hervorbringt, dann sind es Bestien.«
      Selbst Headshots Bluthundsohren schnappten diese gehauchten Gedanken der Schwarzhaarigen nicht auf. Ahnungslos tauschte er einen raschen Blick mit der gleichsam ratlosen Shrimati aus. »Wie war das?«
      »Unsere neuen Freunde haben sich unser Vertrauen weit mehr verdient als umgekehrt, findet ihr nicht?«, sinnierte Lorelei seufzend, »Und doch…Ihre Stärke mag uns gerettet haben, ihre Schwäche aber hätte uns beinahe umgebracht. Sie sind uneins. Zerrissen. Führungslos. Wölfe in einem führungslosen Rudel verhungern einsam…«
      Endlich begreifend trat Shrimati an sie heran.
      »Das wird Machiavelli nicht gefallen.«
      Lorelei lächelte verwegen, das erste Lächeln seit vielen, vielen Stunden. »Wenn sie dafür meinen Kopf will, frage ich nach der passenden Wand. Headshot?«
      »Anwesend.«
      »Wie sehr vertraust du diesem Roars?«
      »Ich verbürge mich für ihn.«
      »Selbst im Auge des Behemoths?«
      »Selbst im Auge Gottes.«
      Zufrieden mit dieser Antwort postierte sich Lorelei Greenaway vor dem Halbkreis aus halbtoten Körpern, wobei ihr Krankenhausleibchen im Wind der abermals aufschwingenden Flügeltüren mit der Macht eines Admiralsmantels flatterte. Auf knarzenden Rädern wurden Mercedes Delacroix und Brian O'Mara herangekarrt und vollendeten so den Zirkel der schlafenden Helden der Schlacht von Nickleby.
      »Arrangiere ein Gespräch«, wies Lorelei den skeptischen Headshot an, »Es wird Zeit, das Rudel wieder zu vereinen.«

      Irgendwo in den Gewässern der Neuen Welt

      In mancher Hinsicht glich der Verstand des jungen Vizeadmirals dem Verstand des Gottes, aus dessen Rippe aus sich geschnitzt fühlte: Beide hielten sie ihre Absichten bedeckt unter ihrem Mantel aus Schweigen und Selbstgenügsamkeit, und beide gaben sie die Tiefen ihrer ach-so-unergründlichen Seele in den Werken ihrer Hände preis. Ajas der Goldene sprach durch seine Kunst wie Gott durch seine Apokalypsen, mit glorreichen und zornigen Pinselstrichen. Obwohl seine Gefangene auf dem Stuhl glatt, dunkel und sonnengeküsst im matten Kerzenschein aufflammte, bannte er ihr vereinnahmendes Antlitz als bösen Doppelgänger auf Papier. In einem Akt ungeheuerlicher Selbstsucht beugte er die Realität zu seinen Gunsten, zu seinem Vergnügen, aus niederen Beweggründen. Während sein blauer Blick die Erinnerung an die schwarzhaarige Schönheit aufsaugen und in einsamen männlichen Momenten würde projizieren können, sollte der Nachwelt einzig der sardonische Dämon aus Graphit mit seinen strähnigen grauen Haaren und sandigen grauen Poren erhalten bleiben. Zerfetzte Entenfüße dienten der grässlichen Kreatur als Ersatz für menschliche Ohren, und aus den vampirisch verzogenen Lippen leckte eine lange, amphibische Zunge einen der tiefschwarzen Augäpfel.
      »Sie hatten Ihre Chance«, reagierte Ajas geistesabwesend auf ihr missmutiges Schnalzen, »Maria oder Sol oder Alba…«
      Mit der freien Hand blätterte er durch einen wahren Ablagestapel aus Kopfgeldpostern. »…Isabella, Veronica, Solidad. Gesucht für jedes Verbrechen unter der Sonne, von Taschendiebstahl bis Raubmord. Die Wahrheit könnte Ihre Seele reinigen. Aber da Sie schweigen…«
      Mit drohendem Finger wies er auf seine garstige Zeichnung. »Da Sie schweigen, bleibt Ihre Seele hässlich und verdorben und jeder Wiedergutmachung unwürdig. Sehen Sie? Große Künstler zeichnen, was sie sehen. Wahre Künstler zeichnen, was sie fühlen. Sie würden sich wundern, wie oft die hübschesten Gesichter die schaurigsten Porträts verdienen.«
      »Wie sieht Ihres aus?«, fragte sie schnippisch, »Ich wette, es hat Hörner und einen Echsenschwanz.«
      Die goldblonden Brauen zu Donnerkeilen knautschend, kritzelte Ajas ihr zur Strafe eine haarige Warze auf die knollige Nase. Sie grunzte schnippisch, just bevor die Kajütentür jäh aus den Angeln sprang und ihr feuriges Gesicht…ausbrannte.
      Breitbeinig und mit kauenden Kiefern polterte Marineheld Garp an den improvisierten Verhörpult seines jungen Kollegen, warf einen missbilligenden Blick auf dessen Kunstwerk — dann auf das Modell, als traute er seinen betagten Augen nicht — und jagte ihn mit wenigen Worten davon.
      »Der Kasper verlangt nach dir.«
      »Mir?«, fragte Ajas mit eher hörbarer denn sichtbarer Überraschung. Unbeirrt arbeiteten seine bronzenen Finger weiter wie die filigranen Mechanismen eines Uhrwerks.
      »Der Kerl ist eine Sackgasse«, malmte Garp auf seinen Kartoffelchips, »Und ich bin zu alt und zu dumm für junge Leute, die sich für schlau halten. Also mach Platz.«
      Leidenschaftslos sah Ajas von seinem missgünstigen Porträt auf, stellte die Karikatur der jungen Frau der Wahrheit gegenüber und kicherte vergnügt. Dann schnappte er Garp sehenden Auges die Chipstüte aus den Händen und schlurfte zur Tür hinaus.
      »Es ist noch nicht zu spät«, lauteten seine letzten Worte an die Gefangene, »Wozu gibt es Radierer?«

      Die Tür fiel ins Schloss und Garp auf den noch warmen Hocker. Der einfache Holztisch, der die junge Frau vom alten Vizeadmiral trennte, knarzte unbehaglich unter dem Gewicht seiner monströsen Fäuste.
      »Wie nennst du dich dieser Tage?«, fragte Garp lakonisch, »Ist es noch Alba, Alba?«
      »Sol«, antwortete Sol. Er nahm es leidenschaftslos hin. Nicht einmal die Narbe auf seiner Schläfe zuckte, wie sie es üblicherweise tat, wenn Garp bei der Sache war.
      »Ich habe drei Fragen an dich. Beantworte beide, und ich werde deinen Aufenthalt auf diesem Schiff nicht unnötig in die Länge ziehen. Wir wissen beide, dass dich diese Ketten nicht ewig halten werden und dass es angenehmer für dich wäre, würden sie sich in Flugweite einer netten kleinen Insel lösen.«
      Sie nickte verständig, er stellte die erste Frage:
      »Wer ist der Kerl?«
      »Ein Streuner. Kein Schiff im Hafen ließ sich allein steuern. Wir brauchten einander, bis der Seekönig angriff. Dann schipperten wir tagelang dem Ertrinken entgegen und gingen einander auf die Nerven.«
      »Ist er gefährlich?«
      Unschlüssig verzog Sol die Unterlippe. »Gegen den Seekönig war er nutzlos, aber…irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Nichts scheint ihn zu irritieren oder zu überraschen. Als könnte er im Wind riechen, dass ihm in fünf Jahren ein harter Winter bevorsteht und er sich Handschuhe kaufen muss. Wenn du verstehst.«
      Nun war es an Garp, verständig zu nicken. Zweite Frage, streng genommen die dritte — aber wer zählt schon mit?
      »Was ist auf Szcenia Sorovo passiert?«
      »Alkohol.«
      Auch diese Antwort nahm der graue Vizeadmiral gleichgültig hin. Sol ahnte, dass sein berufliches Interesse ihm lediglich als Vorwand dienen sollte, um sich vor der einen entscheidenden Frage zu drücken, vor der es ihr seit dem Moment graute, da er ihre absaufende Schaluppe mit bloßen Händen aus dem Ozean geborgen hatte. Mit einer naseweisen Nervosität, die weder seinem Ansehen noch seiner Frisur guttat, fuhr sich Garp über den ruppigen Schopf und ließ die weißen Zähne wie eine geleerte Schatztruhe auseinanderklaffen. Beinahe flehentlich, das gesamte Felsmassiv seines wuchtigen Rückens vorwölbend, stellte er mit gefalteten Händen und pochender Narbe schließlich seine dritte und dringlichste Frage:
      »Wie geht es meiner Enkelin?«

      »Was ist sie Ihnen wert?«, fragte Kako mit der Selbstsicherheit des reichsten Mannes der Welt, ohne einen einzigen Berry sein Eigen zu nennen. Mit dem Lächeln eines jungen Sultans und dem Hüftschwung seiner Konkubine flegelte er sich auf dem sperrigen Holzhocker von einer Gesäßbacke auf die andere, als störten ihn weder Seegang noch Seestein.
      »Was ist mir was wert?«, fragte Ajas desinteressiert.
      »Die smaragdene Stadt«, verhieß Kako mit der Stimme eines Barden und dem Lächeln eines Zuhälters, »Sinnbildlich, natürlich. Ein randvoller Topf am Ende des Regenbogens, ein gelobtes Land, das One Piece. Was darf es sein?«
      Eine hypnotische Leichtigkeit funkelte in den braunen Augen wie goldene Münzen am Boden eines Wunschbrunnens, oder Piratengold am Grunde des Ozeans.
      »Du willst mich mit dem One Piece bestechen?«, fragte Ajas erheitert, einen einzigen von Garps Kartoffelchips wie eine ganze Mahlzeit mampfend.
      »Nicht dem One Piece«, ruderte Kako zurück, »Ihrem One Piece, Vizeadmiral. Jeder Mann und jede Frau und alles dazwischen jagt einen sagenumwobenen Schatz. Diese eine Sache, deren Fund jede noch so verzweifelte Suche und alle Opfer auf dem Weg rechtfertigt. Die Beförderung, die wir so sehr zu verdienen glauben. Der Geldsegen, der sämtliche Probleme zu lösen imstande wäre. Die wahre Liebe, die bisher unerreichbar schien…jenseits der klebrigen Seiten einschlägiger Schnulzen, zumindest.«
      Als hätte er soeben köstlichsten Kuchengeruch geschnuppert, lehnte sich Kako gen Ajas vor, bis der grobe Seestein an seinen Handgelenken rebellierte. In einem eindeutigen Wimpernaufschlag richtete er sich das fleckige rotbraunblonde Mischlingshaar und flüsterte:
      »Ich kann Ihnen den Weg weisen. Der alte Griesgram ist zu stur und besessen von der Vergangenheit. Er ist dem Tod zu nahe, als dass er seine Zukunft noch in seiner Hand glaubt. Sie aber…Sie haben eine Mission. Mit Ihnen kann ich arbeiten. Ich kann Sie zum Ziel führen.«
      Ajas lachte sein goldenes Lachen. »Was bist du, ein wandelnder Logport?«
      »Ein Logport ist ein kalter Apparat«, erwiderte Kako minimal ungeduldig, »Ein technisches Ding, das Magnetströme erfasst. Meine Kräfte gehen weit tiefer als jede Physik. Machen Sie mich los und ich beweise es Ihnen. Ich bringe Sie zu der Person, die Sie suchen.«
      Unwillkürlich verengten sich Ajas' butterweiche Augen und die Chipstüte landete auf dem Boden.
      »Nein«, präzisierte Kakao daraufhin rasch, »Sie sind nicht auf der Suche. Sie sind auf der Jagd. Lassen Sie mich helfen, Ihre Beute zu erlegen.«
      Unschuldig wie ein gestutzter Papagei auf der Stange ließ sich Kako zurück auf den Hocker fallen. »Was haben Sie zu verlieren? So wie ich das verstehe, sitze ich auf dem Schlachtschiff einer waschechten Marinelegende in der Falle. Wo sollte ich schon hin? Und was ausrichten gegen den großen Monkey D. Garp? Und gegen Sie natürlich, wobei ich von Ihnen noch nie gehört habe. Nichts für ungut.«
      Noch lange nach diesem Gespräch sollte Ajas mutmaßen, ob ihn ein naiver Aberglaube oder eine naturgegebene Neugier nach dem Unerwarteten seinen zweiten Maat herbeirufen ließ.
      »Was steht an?«, fragte Flottillenadmiral Minze mit einem Argwohn, der im kruden Kontrast zu allem stand, was sie ausmachte und ausstrahlte. Wie ein Kolibri, der flatterhaft von Blume zu Blume schwirrt, scharwenzelte die grünhaarige Offizierin mal hierhin, mal dorthin und in jedes Eck des winzigen Verhörraumes, bis sie schließlich direkt neben ihrem Vorgesetzten rastlose Ruhe fand.
      »Wenn er sich bewegt«, befahl Ajas mit unmissverständlicher Nachdrücklichkeit, »enthauptest du ihn.«
      Minze, einen ganzen Schwarm neurotischer Tiere in ihren wuselnden Fingerspitzen beherbergend, ließ sich nicht zweimal bitten.
      »Keine Einwände?«, fragte Kako die junge Soldatin, während Ajas den Schlüssel zückte.
      »Sie hat an der Tür gelauscht«, murmelte Ajas, was Minze mit einem handzahmen Lächeln bestätigte. Die Handschellen klickten im Gleichklang mit dem scharfen Surren des gezogenen Katanas in der Hand des Flottillenadmirals und Kako war so frei, wie es ein Mann mit einer Klinge an der Kehle nur sein konnte.
      »Bereit?«, fragte er mit dem zweifelhaften Charme und der ausgestreckten Hand eines Zirkusdirektors. Ajas zögerte, abwägend, seine makellosen Finger wirklich den blassen Griffeln eines windigen Trickbetrügers auszuliefern. Doch schließlich schlug er in das Angebot ein und alles änderte sich, für immer.
      Ein Neuron aus Licht knospte vor seinen Augen, spulte gleißende Fäden wie Milchstraßen aus seinem Inneren und verknüpfte sich mit unzähligen weiteren Lichtblitzen zu einem Kosmos aus Gold und Silber und Kupfer und Rubin — und das Zentrum dieses Universums aus Glanz bildete er selbst, Ajas, umschlungen von Fasern aus allen Farben des bekannten Spektrums. Während Kako finster und schattenhaft im Kaleidoskop aus Sternenstaub unterging, erstrahlte Ajas wie ein Apollon auf seinem Streitwagen. Mit den Augen eines Kindes und den Fingern eines talentlosen Musikschülers zupfte er an einem der Fäden, der glänzend-golden aus seiner Brust spross und zum Bullauge hinaus ein Loch in den nächtlichen Horizont glühte. Silbrige Schlieren waberten aus seiner Stirn, ein violettes spiralförmiges Wetterleuchten kreiselte durch die Tür in die Gedärme des Schiffes.
      Eine Galaxie jedoch überstrahlte sie alle. Rot wie ein Blutmond, rot wie eine kriegsbringende Abendsonne, rot wie die Rubine des Maharadschas von Desiddherata brannte sich dieser strahlendste aller Strahlen aus seinem Herzen direkt durch den Rumpf des Schiffes.
      »Du jagst also wirklich einen Menschen«, hörte Ajas die Stimme des mysteriösen Kako aus dem Farbenspiel sprechen, »Menschen sind immer rot.«
      Minze, die das Wunderwerk vor den Augen des Vizeadmirals nur an dessen ehrfürchtiger und faszinierter Miene abzulesen vermochte, wippte vor treibender Ruhelosigkeit auf ihren Hacken. Als Kako auch ihr die Hand reichte, um in den Kosmos seiner Kräfte einzutauchen, haderte sie keine Sekunde. Dasselbe Spektakel aus Lichtern und Formen explodierte vor ihren Augen, erblühte wie Blumen auf ihrer Haut und pflanzte Arabesken in alle Himmelsrichtungen. Sie sah, was Ajas sah; und Ajas sah, was sie sah. Kako sah beide und alles und lächelte siegessicher mit der Macht eines Kaisers. Der gleißendste Faden, der aus Minzes Körper emanierte, durchdrang ihren Bauch und führte hinauf zu Ajas. Nicht jedoch zu seinem Gesicht oder seinem Gemächt; sondern zu seinen Epauletten, dem machtverheißenden Mantel der Marine mit dem eingestickten Kanji der Gerechtigkeit. Minze begehrte nicht ihn, sondern seinen Posten. Ajas lachte, ehe sie ihre Hand verschreckt entzog, Kako auch von Ajas abließ und der Zauber verflog.
      »Unfassbar«, hauchte der Vizeadmiral aufgeregt. Minze hingegen druckste sich auf leisen Sohlen zur Tür, verschämt und unsicher, ob er ihre Karriereambitionen meinte oder das vergangene Schauspiel.
      »Habe ich zu viel versprochen?«, grinste Kako aus vollen, gelben Zähnen. »Ich bringe Sie zu ihm. Dem Jungen, den sie suchen. Sie geben mir meine Freiheit, und ich gebe Ihnen den Jungen. Abgemacht?«
      Ajas nickte herrschaftlich, als hätte er soeben einen großen Triumph errungen, und kommandierte mit Gold in der Stimme:
      »Minze! Wir ändern den Kurs!«
      Minze zauderte. »Öhm. Von mir aus gern, aber…das ist Vizeadmiral Garps Schiff, Sir.«
      Ajas zuckte zusammen, als hätte er eine schallende Ohrfeige kassiert.
      »Von mir aus«, seufzte er genervt, »Dann frage beim Vizeadmiral an, ob er willens wäre, den Kurs ändern zu lassen. Bitte.«
      »Aye, Sir…«

      West-Kokochma Archipel, Neue Welt

      Sein Rausch war so miserabel wie seine Laune und die Träume, die ihn erneut heimgesucht hatten. Nacht für Nacht zerstäubten sich Callaghan und Mirabell in der hohlen Hölle der Miskatomax, Nacht für Nacht schlug sich Buffalo Crook die Pranken an den heißen Hängen blutig und vermochte doch nicht, das hohe Plateau rechtzeitig zu erklimmen. Jeder Meter auf seinem Weg riss ihm die Hände auf und pulverisierte das Gestein unter seinen Füßen, trieb ihm den trockenen Staub in die Augen und entfesselte Schuttlawinen, die ihn in den Abgrund zu zerren drohten. In manchen Versionen dieses wiederkehrenden Albtraumes kann er bereits das Braun ihrer Augen im Dämmerdunkel ausmachen und die Finger nach ihr ausstrecken.
      »Nimm meine Hand«, brüllt er ihr dann zu. Flehend, bittend, weinend. Doch Callaghan tat es ihm stets gleich, und ebenso stets wählte sie ihn. Händchenhaltend nahm er sie mit in das abscheuliche schwarze Loch des Berges, aus dem die Bestie von Compeyson allein wieder hervortreten sollte. Denn Callaghan war das schwarze Loch, das alles Licht verschlingt.
      »Erhebe dich, fetter Sünder«, drang plötzlich ein unbeschreibliches Flüstern in Buffalos Ohren, »Die Zeit der Lese ist gekommen.«
      In einem Atemzug fischte er Pistole und das Buschmesser unter seinem Kissen hervor und sprang aus dem Bett.
      »Wer da?!«, lallte er in die Finsternis und horchte nach dem Ursprung dieser lästerlichen Laute, zu denen keine moderne menschliche Kehle imstande sein sollte. Sein machtvoller Bierbauch hob und senkte sich angespannt unter den prächtig beharrten Brustmuskeln. »Zeig dich!«
      Doch das kleine Herbergszimmer lag seelenruhig unter seiner Decke aus Nacht. Schnaubend vor Trunkenheit und Unbehagen schnitt sich Buffalo einen Weg durch die dicke Schwärze und drängte zur offenen Tür hinaus. Hatte er sie in seinem Rausch tatsächlich angelehnt gelassen? Vor seinen glasigen Augen verschwammen die Schatten im großen Speiseraum mit den dunklen Flecken, die seine Augen seit Callaghans Attacke auf Walleyman Junction heimsuchten. Seit jenem sonnenverbrannten Tag in der Wüste verlor der alternde Kopfgeldjäger zunehmend die Kontrolle über seine Finger, seine Augen und seinen Verstand. Ein zerbrochener Mann, der allein vom unerschütterlichen Glauben seiner treuen Gefährten in einem Stück gehalten wurde. Selten war Buffalo Crook für diese grausame Wahrheit empfänglicher gewesen als in den verhängnisvollen Momenten, da er sich blinzelnd die Treppenstufen hinabtastete und die Blutflecken auf dem Boden nicht von den Blindflecken in seinen Augen zu trennen vermochte. Erst, als sich seine löchrigen Socken mit dem dunklen Saft vollsaugten, schrak der feiste Hüne auf und sondierte seine Lage wie ein Hirsch das Rascheln im Unterholz.
      »Bastarde…!«, grummelte er gedämpft, »Was ist hier los? BILLY!«
      Nacheinander rief er nach seinen Kumpanen. »Splinter?! Mari-Sol!«
      Plötzlich ein Knarzen auf den Dielen im ersten Stock, das ihn aufscheuchte. Mit geladener Pistole hielt er den herabgleitenden Schemen auf Abstand.
      »Keine Bewegung!«
      Wortlos hob die Frau in Weiß beide Hände. Ein einfaches Leinentuch überdeckte ihr leichenweißes Gesicht. Langsam, bedächtig, führte sie ihre blutverschmierten Finger an den Saum ihrer Kapuze und entblößte ihr schneeweißes Haar. Augenblicklich erkannte Buffalo Crook mit einem entsetzten, spitzen Schrei die Hure der Ausgeburt der Hölle und feuerte drei Salven seines Revolvers in ihre Brust ab. Unter einem plumpen Poltern fiel der tote Körper Stufe um Stufe, bevor er dumpf auf den Dielen aufschlug.
      »Scheiße!«
      Soeben wollte sich Buffalo die Erschossene bei Nahem besehen, da schob sich eine grässliche Pranke vor sein Sichtfeld und zerkratzte ihm die Nase. Grollend wie ein herausgeforderter Löwe stach und schoss Buffalo um sich, ehe er endlich ein klaffendes in seinem Gesicht öffnete, durch das die scharfen Krallen hindurch griffen. In diesem Momentum der Überlegenheit öffnete Buffalo Crook die zerschlissenen Augen. Riesige, spitze Fischzähne grinsten unter dem lampenartigen weißen Licht einer fleischigen Glühbirne. Der Anglerfisch lachte so manisch wie schon vor 13 Jahren und Buffalo zerstach seine Kehle und spachtelte den Adamsapfel heraus, wie er es schon vor 13 Jahren hätte tun sollen. Blutgurgelnd sackte der monumentale Leib vor Buffalo zusammen, den Blick freimachend auf den widerwärtigen Buckelkönig höchstselbst im hereinscheinenden Mondlicht. Noch ehe der Hungerdämon ein einziges vergiftetes Wort durch seine dünnen, lügenden Lippen hätte pressen können, hob Buffalo seinen Revolver und schoss ihm durchs Auge. Der missgestaltete Rumpf zuckte kurz, bevor er unter dem Fensterkreuz zusammenbrach.

      Atemlos sackte der alte Kopfgeldjäger auf dem pelzüberzogenen Diwan vor dem Kamin zusammen. Erst jetzt bemerkte er, dass noch immer schwache Glut in der Kohle züngelte und ein entfernter Duft nach geröstetem Schwein im Holz oszillierte. Obwohl seine Gedanken einzig seinen vermissten Gefährten galten, rührte sich sein klobiger Körper um keinen Millimeter. Für einen Moment meinte Buffalo, eine weitere Nachwehe des Kampfes mit Callaghan zu durchleben, doch dann öffneten sich seine Augen und er erwachte in einen weiteren Albtraum.
      Niemand in dem kleinen Handelsposten sollte den markerschütternden Schrei dieses Mannes hören, der binnen weniger Minuten alles verloren hatte. Gebrochen, verlassen von Gott und dem Glauben an dessen großen Plan, kauerte Buffalo Crook schuh- und hoffnungslos im Blut seiner geschlachteten Kumpanen. Mari-Sol lag verdreht am Fuße der Treppen, der junge Splinter mit herausgeschnittener Kehle vor dem Kamin. Billy Grit lehnte gegen den Fenstersims und starrte aus einem toten Auge bis in Buffalos Seele.
      »Warum?«, schien der Tote zu fragen. »Warum?«
      »Verfaulet ein Finger, so trenne dich von ihm. Verfaulet ein Bruder, so tue dasselbe. Denn nichts vergiftet den Leib wie die Fäulnis, mein Bruder.«
      Buffalo Crook schluckte seinen Schmerz und seine Trauer, als er die außerweltliche Stimme wie einen pervertierten Chorus durch die Schenke spuken hörte. Ohne aufzusehen erkannte er am arhythmischen, schleppenden Gang den »Grünen König« Columban DeBráz auf seinen verwachsenen Füßen und knorpeligen Knien.
      »Ich bin gekommen, um zu strafen, fetter Sünder. Fühlst du dich gestraft?«
      Buffalo schnaufte und prustete wie ein heranstürmender Bär.
      »Ich fühle mich wütend!«, brüllte er, sprang auf, verschoss sein verbliebenes Arsenal und versenkte sein Buschmesser tief in der vernarbten Brust des dreckigen Hungerdämons. Plötzlich, als drängte ein starker Wind den Nebel fort, lichtete sich die Finsternis und tagheller Sonnenschein tünchte das einfallende Mondlicht golden. Vögel sangen, eine sanfte Brise wehte und Buffalo Crooks Messer steckte im Körper der wahren Precious Armonika. Ihre blutroten Albinoaugen blickten zu ihm hinauf, wie ein Kind zu einem unerklimmbaren Baum hinaufschauen würde, bevor sie seinen massiven Leib in einem explosionsartigen Wolkenbruch quer durch den Raum direkt durch die Wand der Herberge schleuderte. Ein gleißender Sonnenstrahl blendete den ächzenden Kopfgeldjäger, der zu spät erkannte, dass er sich der Reflexion in seinem eigenen gewetzten Messer gegenübersah. Augenblicklich sauste die Klinge herab, erdolchte jedoch nur durch ein langes Loch in Buffalos Brust das warme Gras unter ihm. Sofort holte Buffalo aus. Seine felsenharte Faust traf ein brechendes, blutendes Ding.
      Als hätte Buffalos Schlag eine alte Zauberlampe zertrümmert und den Dschinn befreit, erbrach sich galliges Gelächter über ihn.
      »Bahahaha! Das Grüne Zeichen ward getan, fetter Sünder, die Reiter überziehen das verkommene Antlitz dieser verhurten Welt mit Hunger und Tod, Kriegen und Seuchen!«
      Ohne Mühe packten die missratenen hakischwarzen Hände des Hungerdämons Buffalo am Saum seines schweißvergilbten Unterhemdes und klaubten den zentnerschweren Kopfgeldjäger aus dem Gras. Die bernsteinfarbenen Schakalsaugen brannten wie heiße Glut im Sonnenlicht und das übelerregende Feuermal des Buckligen glänzte fettblasig auf seiner unförmigen, schiefen Fratze.
      »Wer. Ist. Sie?!«, keifte der Grüne König begleitet von drei donnernden Leberschlägen. Buffalo schrie auf, nutzte seinen Schmerz jedoch für einen zünftigen Kopfstoß gegen Columbans verkommene Visage. Zu seinem Entsetzen ließ der Wahnsinnige nicht locker. In einer erratischen Geste wischte sich DeBráz das Nasenblut aus dem Zinken und verteilte es in seinem fettigen braunen Haar, bevor er lachend nachsetzte:
      »Wer ist sie, fetter Sünder? Wer ist die Frau aus Metall?!«
      »Mercedes?«, entfuhr es Buffalo unwillkürlich. Ehe er sich versah, fand er sich auf dem Boden wieder, wo ihm Columban DeBráz mit den nackten, dreckigen Mauken die Schläfen eintrat.
      »Mercedes!«, rief jener mit jedem Tritt, als tanzte er zur Melodie seiner eigenen Stimme, »Mercedes! Mercedes! Mercedes!«
      Aus dem Augenwinkel sah der gepeinigte Buffalo, wie sich der monströse Anglerfisch Grotto Cargo an der Leiche eines geschlachteten Dorfbewohners gütlich tat. Niemand hatte den Morgen überlebt. Auf den staubigen Straßen flossen rote Rinnsale wie nach einer Plage.
      »Wer…«, spürte er DeBráz plötzlich in dreckiger Komplizenschaft in sein Ohr sabbern, »Wer ist Mercedes?«
      »Verrecke in einem Graben, du hässliche Arschgeburt!«
      Wieder das schallende, dumme Lachen des Grünen Königs. »Der Prophet kam zu den Kindern von Carthas und sie lechzten, lechzten! Nicht nach seinen Worten, denn seine Worten waren das saubere Wasser und ihr Gott war der Eiter und die Verderbtheit und sein Name war Pestilenz!«
      Mit unbeschreiblicher Stärke zerrte der Hungerdämon den geprügelten Buffalo auf den Rücken, wo jener Zeuge einer grauenerregenden Transformation wurde. Die spitzgefeilten gelben Zähne des Grünen Königs wichen diabolisch klackernden roten Maulzangen, die kniffen und wetzten und in einem Bissen einen fetten Brocken aus Buffalos Bauchhöhle rissen.
      »Fick diiiiiich!«, schrie Buffalo gegen den unerträglichen Schmerz an, schüttelte seine Beine und Arme und war der überwältigenden Dominanz des Hundertfüßers doch machtlos ausgeliefert.
      »Wer ist sie?!«, fauchte das grässliche Insekt wie ein Drache. Buffalo erwiderte nur »FICK DICH!« mit jedem marternden Malmen der abscheulichen Kieferklauen, bis ein barmherziger Schuss den Qualen des Kopfgeldjägers ein jähes Ende bereitete.

      Wie ein Hund, der beim Fressen gestört worden war, schreckte Grotto Cargo von seinem kannibalistischen Mahl zurück und schwang den blutverschmierten Schlund von einer Richtung zur anderen. Auch Precious Armonika, die auf lautlosen Wolkenschleiern aus der Herberge geschwebt war, besah sich das umliegende Land — jedoch eher entrückt, als deute sie abstrakte Kunst. Einzig Columban DeBráz selbst hatte die Quelle der tödlichen Kugel sofort ausgemacht.
      »So komm herunter«, rief er dem Mann in der Baumkrone zu, »Komm herunter und folge ihm in das Reich des Todlosen!«
      »Schauen wir mal«, rotzte der Fremde schnodderig und sprang aus der Astgabel. Mit einer Hand in der Jeanstasche und das Scharfschützengewehr lässig geschultert — ein beeindruckendes handverarbeitetes Unikat mit blauschwarzem Lauf, doppelverstellbarem Visier und dunkellackiertem Holzschaft — schlurfte der graue Mann vor den selbsternannten Heiland der Apokalypse und dessen mordende Akolythen.
      »N'Tag«, nuschelte er unverfroren. Die Schweißperlen, die sich wie Morgentau in seinem dunkelgrauen, zur Spitze weiß auslaufenden Vollbart und den ungekämmten grauen Haaren sammelten, galten offensichtlich allein dem tropischen Wetter.
      »Alter Mann«, dröhnte der außerweltliche Singsang des grünen Königs durch das Dorf aus Leichen, »Mit welchem Recht störst du unsere Messe?«
      »Alter Mann?«, grinste sich der Fremde in den Bart, ehe er weniger lustig anfügte:
      »Mit welchem Recht? Mit dem Recht des Gläubigers, du armer Irrer. Ich habe euch aus dem Impel Down holen lassen.«
      Naserümpfend betrachtete er sich die drei überraschten Sträflinge und den toten Buffalo zu ihren Füßen. »Was ich tat, im Übrigen, damit ihr Callaghan und dessen Gefährten erledigt und nicht hier am pickeligen Arsch des Ozeans irgendwelche Hinterwäldler foltert.«
      Mit dem seelenlosen Blick eines Aasvogels legte DeBráz das deformierte Haupt schief, wobei sich eine tumorfette Sehne wie die Hand eines Ungeborenen unter seinem Nacken hervortat. Offensichtlich stand er kurz davor, den Eindringlich an Ort und Stelle seinem dunklen Gott zu überantworten.
      »Nicht überzeugt?«, hielt der Fremde ihn schulterzuckend auf Abstand, eine kleine graue Teleschnecke aus seiner Hosentasche fischend.
      »Das kleine Biest hier kommuniziert auf einer gesonderten Frequenz, die mit einem scharfen Sprengkörper in der Nähe eurer Herzbeutel korrespondiert. Ein Fingerdruck und selbst deine kleine Mätresse da könnte nicht schnell genug Wölkchen spielen, bevor du ihren Dickdarm als Schal trägst.«
      Precious Armonika reagierte nicht, Grotto Cargo aber kratzte sich unwillkürlich die winzige Narbe auf der nackten, schwarzgeschuppten Brust.
      »Mein König«, begann er — doch Columban verbat ihm mit einer simplen Handgeste jedes weitere Wort.
      »Du willst also der sein…«, blies er dem Fremden seinen stinkenden Atem ins Gesicht, »…den die Grünlippige den Prediger nannte?«
      »Jep«, antwortete der Prediger lax und hob demonstrativ die Teleschnecke, »Und jetzt nimm deine verpestete Fresse weg.«
      Wenige Sekunden hielt Columban dem unbeweglichen Blick der dunkelgrauen Wolfsaugen stand, ehe er mit einem verrotteten Lächeln abrückte. »Du bist nicht, was ich erwartet habe.«
      »Was hast du denn erwartet«, gähnte der Prediger, »Irgendein Schäfchen deiner kleinen Sekte? Da steht dir eine Enttäuschung bevor. Die vermodern alle unter der Erde oder in der Klapse, wo sie hingehören.«
      »Gräuel dem Gottlosen!«, blaffte DeBráz getroffen.
      »Und Tod dem Häretiker«, setzte der Graue Mann knapp entgegen — zum sichtbaren Schock des Grünen Königs und dessen Gefolge. Selbstzufrieden schob er sich an Columban vorbei, wobei er dessen deformierte Schulter in einem leichtfertigen Akt der Dominanz anrempelte.
      »Mitkommen.«
      Misstrauisch und elektrisiert zugleich schleppte DeBráz seine hinkenden Beine hinterher, Grotto Cargo und Armonika zum Warten anweisend.

      »Du kennst die Schriften des Apokrpyphen«, bemerkte der Grüne König in einem veränderten, degenerierteren Dialekt als zuvor. Der pastorale Gesang war einem bäuerlichen Blöken gewichen, aus dem mehr Schaf als Hirte sprach.
      »Jaja«, erwiderte der Prediger mit einem beiläufigen Blick auf die toten Kopfgeldjäger, die die Herberge säumten. »Ich bin vertraut mit eurer kleinen Pfadfinderfibel.«
      »Dann…weißt du, warum ich hier bin. Du weißt, was getan werden muss!«
      »Nah«, murmelte der Prediger geistesabwesend, während er über den abgestochenen Wirt hinter der Bar stieg, um sich und dem Grünen König einen zünftigen Humpen Bier zu zapfen. »Eure kranken Rituale interessieren mich einen Scheiß.«
      DeBráz bäumte sich wie eine Raubkatze vor, wobei sein grässlicher Buckel schwarzes Gift durch seine Muskeln zu pumpen schien. »Du bist kein Prediger!«
      »Nein«, stimmte der graue Mann bierzapfend zu, »Aber mein Vater war einer. Ich weiß also, welch nützliches Feuer blinder Glaubenseifer in den Ungebildeten und Unterbemittelten entfachen kann.«
      Erschöpft von der Hitze und dem Gestank seines Gegenübers ließ sich der falsche Prediger auf einen der Barhocker sinken und knöpfte sich den roten Hemdkragen auf. »Ich hab nur zu viel Effizienz von Leuten erwartet, die wegen einer 3000 Jahre alten Schauergeschichte auf Meeresfrüchte verzichten.«
      Jener blinde Glaubenseifer, den der Prediger angeblich so schätzte, stieg Columban DeBráz nun bis in den Hals. Kehlige, würgende Laute spuckte er in seinem Zorn und belegte den Ungläubigen vor sich mit unaussprechlichen Flüchen jenseits jeder heiligen Schrift.
      »Komm runter«, murmelte der Prediger nur über den Bierschaum hinweg, »Trink was. Machen die fetten Prälaten doch auch.«
      DeBráz trank tatsächlich, wenn auch widerwillig, während der Mann in Grau ihn wie ein Wolf belauerte.
      »Eines sollte euch klar sein«, erklärte jener schließlich in einer selbstgefälligen Manier ohne jede Hast, »Soweit es mich betrifft, bist du kein Heiland. Schonmal einen ehrlichen Blick in den Spiegel geworfen? Wenn der Bote Gottes aussieht wie du, will ich den großen Meister gar nicht erst kennenlernen. Nein. Du bist kein Auserwählter, kein König und ganz sicher nicht der Bringer der letzten Stunde der Menschheit. Wir brauchen keinen alten Gott, um uns ins Grab zu befördern. Das kriegen wir schon ganz gut allein hin.«
      Anders als DeBráz genoss der Fremde sein kaltes Bier in vollen Zügen, bevor er fortfuhr:
      »Ich geb dir nichtmal die Schuld. Dein Gehirn ist weich von zu viel Inzest. Wer auch immer dir eingetrichtert hat, dieser sogenannte Apokryph hätte vor tausenden Jahren den Plan der Schöpfung geknackt und dich als seinen Vollstrecker prophezeit, hat dir übel mitgespielt. Das Buch, dass du für heilig hältst? Eine Fieberfantasie, mehr nicht. Dein selbsterklärter Prophet war ein verwahrloster Trunkenbold, der zerfressen von der Syphilis seine wirren Halluzinationen in Holzscheite geschnitzt hat. Und dann kam irgendein gieriger kleiner Priester zur letzten Weihe und sah in diesem obskuren Gekritzel seine Chance, vom zölibatären Kirchenlakaien zum Herren der Orgien aufzusteigen.«
      »Falschsprecher«, zischte DeBráz, »Gottloser Narr!«
      »Betrachte es so«, palaverte der graue Mann wie ein alter Freund, obwohl seine Augen dunkel und rasiermesserscharf wie die Klauen eines Raubtiers glänzten, »Ich muss dir diesen ganzen Schwachsinn nicht abkaufen, sondern nur zulassen, dass du ihm ungestört frönen kannst. Du wartest auf Zeichen?« Effekthaschend schlug er sich auf die Brust. »Hier sitze ich und halte dir die Regierung vom Leib. Du hältst dich für Ritter Schwanzelot auf heiliger Mission? Die kannst du haben, denn nichts hat sich geändert: Finde Callaghan und reiße ihm das Herz aus dem Leib, bevor ich deines als sauren Regen niedergehen lasse.«
      In einem langen letzten Schluck leerte der Prediger seinen Humpen, knallte ihn auf den Tresen und schwang sich vom Hocker. »Noch Fragen? Nein? Gutes Gespräch.«
      Eben wollte er die Herberge des Todes durch das Hauptportal verlassen, da hielt ihn die unbeschreibliche, nervenzersetzende Stimme des Hungerdämons zurück:
      »Augen auf den Himmel, falscher Prediger. Die roten Sterne gehen auf, und ihr Bannstrahl wird trennen die Spreu vom Weizen und den Heuchler vom Sehenden.«
      Der graue Mann lachte laut auf.
      »Sterne sind sterbende Körper im luftleeren Raum«, antwortete er souverän, »Sieh besser zu, dass du nicht genauso endest.«


    • so mein 800. beitrag soll gleich mal den ersten kommentar zu deinen neuen kapitel formen .

      dieses kapitel hat es wirklich insich aber gut fangen wir von vorne an .

      der kampf o'mara gegen carla

      wie du schon sagst wird der kampf nicht durch kraft entschieden ,den so viel kraft besitzt o'mara nicht .
      ich finde es aber gut wie du den kampf darstellst , ein kleiner schlagabtausch gefolgt von einen duell im geiste . finde ich gut so
      die dynamik stimmt hier auch super und ich bin gespannt wie du diesen kampf am ende beendest .

      wir bekommen dann einen einblick in den kampf von uylsses gegen Cassiopeia

      auch dieser kampf wird von dir super dargestellt . beide schenken sich nix und der kampf wird immer intensiver .
      beide müssen alles geben um sieger zu sein , tja am ende sind bei dem tode nah und dann taucht debarra auf noch schlechter kann es ja nicht laufen für die agentin und die königin ^^ .

      ich find die passage von dir richtig gut als du die ansprache von o'mara und die ansprache von debarra zusammen schreibst .
      war richtig stark gemacht , die wendung am ende hab ich nicht ganz so erwartet aber hatte ein verdacht das die königin noch nicht stirbt
      das ausgerechnet uylsses da einschreitet war erst überraschend aber wenn man sich den kampf nochmal vor augenführt macht es sinn .
      würde er katarine nur tod sehen wollen , hätte er sie schon so oft töten können aber er hats nicht da er anscheind bei ihr was bewirken will .

      er weis anscheind das ihr tod nix ändern würde an der akutellen lage sondern ein neuanfang vllt das bessere wäre . das wäre mein gedanke dazu ^^^

      ich freue mich auf das nächste kapitel mal sehen ob es dieses jahr noch was wird ^^
    • So, Freunde.

      Kapitel 170 ist endlich da und kann an alter Stelle gelesen werden. Es bildet den ersten Teil eines Double Features unter dem ziemlich selbsterklärenden Titel "Carla". Ganz recht, endlich geht es um den Big Bad des Arcs. Viel Spaß wünsche ich. Ich versuche, den nächsten Teil schnellstmöglich hinterher zu schieben. Allerdings warten auch noch drei Hausarbeiten und zwei mündliche Prüfungen auf mich, also habt Gnade. :D

      David



      Monkey D. David schrieb:

      so mein 800. beitrag soll gleich mal den ersten kommentar zu deinen neuen kapitel formen .
      Glückwunsch! :D

      Monkey D. David schrieb:

      wie du schon sagst wird der kampf nicht durch kraft entschieden ,den so viel kraft besitzt o'mara nicht .
      ich finde es aber gut wie du den kampf darstellst , ein kleiner schlagabtausch gefolgt von einen duell im geiste . finde ich gut so
      die dynamik stimmt hier auch super und ich bin gespannt wie du diesen kampf am ende beendest .
      Dieses Duell im Geiste wird im neuen Kapitel fortgesetzt. Ich sagte ja, dass diese Kampf nicht durch rohe Kraft entschieden werden wird. Zumindest nicht vordergründig. Also mal schauen, wie diese Auseinandersetzung enden wird. Auf jeden Fall habe ich mir so meine Gedanken gemacht.^^

      Monkey D. David schrieb:

      auch dieser kampf wird von dir super dargestellt . beide schenken sich nix und der kampf wird immer intensiver .
      beide müssen alles geben um sieger zu sein , tja am ende sind bei dem tode nah und dann taucht debarra auf noch schlechter kann es ja nicht laufen für die agentin und die königin ^^ .
      Deswegen hatte ich in einem der letzten Kapitel auch eingeworfen, dass sich Cassiopeia gegen Lorca zurückgehalten hat. Cassiopeia befindet sich (mehr oder weniger) auf einem Level mit Naturgewalten wie Lorca, Ulysses und eben den Kopfgeldjägern. Das dürfte dieser Kampf eindrücklich bewiesen haben. Allerdings hätte auch sie nichts gegen Beatrix ausrichten können, weshalb ihr Einsatz von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Aber das konnte sie natürlich nicht voraussehen.

      Monkey D. David schrieb:

      ch find die passage von dir richtig gut als du die ansprache von o'mara und die ansprache von debarra zusammen schreibst .
      Danke, das freut mich. Ich habe allmählich gefallen an solchen filmähnlichen Montagetechniken gefunden, die solche parallelen Szenen irgendwie auf der Schriftebene zusammenführen und eine Art "Voice-over"-Effekt imitieren (sollen). Freut mich, wenn es in diesem Fall funktioniert hat. Manchmal kommt es für den Leser ja anders oder weniger cineastisch rüber, als man es sich selbst vorstellt.^^

      Monkey D. David schrieb:

      war richtig stark gemacht , die wendung am ende hab ich nicht ganz so erwartet aber hatte ein verdacht das die königin noch nicht stirbt
      das ausgerechnet uylsses da einschreitet war erst überraschend aber wenn man sich den kampf nochmal vor augenführt macht es sinn .
      würde er katarine nur tod sehen wollen , hätte er sie schon so oft töten können aber er hats nicht da er anscheind bei ihr was bewirken will .
      Ulysses hat im Grunde die ganze Zeit mit sich gehadert. Deswegen wollte er Catherine auch überzeugen, freiwillig auf ihren Thron und die Krone zu verzichten. Im Grunde wollte er sie nie verletzen oder gar töten, aber sah dies als letzte Maßnahme an, um seine "Pflicht" der Sache gegenüber zu erfüllen. Cassiopeia hat ihm ja ebenso noch einmal vor Augen geführt, wie uneins er mit seinen eigenen Gefühlen ist und wie wenig Catherine eigentlich verdient hat, was er sich ihr anzutun gezwungen sieht. Aber diese divergierenden Einstellungen und Ziele von Ulysses, Beatrix und dem Rest der LIA werden im Kommenden natürlich noch eine Rolle spielen müssen. Immerhin hat sich Ulysses gerade bewusst gegen seine Anführerin aufgelehnt, um den "Erzfeind" seines Landes zu retten. Das wird noch spannend.

      Monkey D. David schrieb:

      er weis anscheind das ihr tod nix ändern würde an der akutellen lage sondern ein neuanfang vllt das bessere wäre . das wäre mein gedanke dazu ^^^
      Es ist etwas komplizierter, als das. Aber mehr Details folgen, sobald die Kampfphase vorbei ist. Was bald sein wird.^^


    • so da kommen wir zur allgemeinen routine zurück , es ist nachtschicht und was gibts besseres als ein kapitel menschenjagt zu lesen .
      nix genau das wäre die antwort ^^ .
      das du den zweiten teil noch nicht fertig hast ist ja halb so wild , deine leser rennen dir noch nicht weg und falls doch kannst du sie dir beim FT vorknüpfen ^^ . ne spaß beiseite ich werde mal das kapitel in 3 parts unterteilen .


      part 1
      carla und o´mara

      hier zeigst du wieder einmal was deine stärken so richtig sind .
      du schreibst kleine kampfpassagen und dazwischen würzt du sie mit dem was du noch besser kannst die wort gefechte zwischen carla und o´mara
      ich hab den teil mal wieder sehr geliebt und hatte richtig spaß dabei das zu lesen .
      o´mara hat da einen wundenpunkt getroffen und das könnte für ihn zum vorteil werden sollte sich carla nicht behersschen dann könnte das ihr untergang sein .

      part 2

      nach dem wunden punkt den o´mara angesprochen hat , schickst du uns in den nächsten carla FB .
      wie erwarten wird der FB um den vater von carla gehen , wo die beziehung zu carla weiter thematisiert wird .
      ich fand den part sehr gut geschrieben und du hast die stimmung gut eingefangen fand ich , das ende war dann zu erwarten , es musste ja was mit den vater passieren und du hast den vorfall gut genutzt um nochmal zu zeigen , wieso carla ihre mutter nicht mochte , den für sie war ihre mutter nicht gut und ihr vater war alles für sie . gut das er die mutter von carla missbraucht ist auch nicht schön aber das verstand carla ja nicht deswegen war der schock am anfang verständlich .

      part 3

      carlas mutter hat also wieder geheiratet und hat carla eine schwester geschenkt ,
      ich fand diesen part auch sehr intressant geschrieben und bin da gespannt wie das enden wird . wer wird noch sterben und wo führt die reise von carla noch hin .
      das sie eine teleschnecke bekommen hat wird bestimmt noch eine rollen spielen da bin ich mir sicher .
      das carla sich da verlieben konnte fand ich auch sehr intressant und wie du es geschrieben hast war auch sehr gut .eine gute dynamik war da vorhanden und ich freue mich auf den zweiten teil .


      so fazit für dieses kapitel
      ich fand es sehr gut gemacht , du hast einige punkte besser beleuchtet und intressante neue sachen hinzugefügt die im zweiten teil dann wahrscheinlich ausgeweitet werden .