FFT 2020: Phase 1 - Stichwahl

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen zum Einsatz von Cookies
    Beachten Sie zudem unsere Datenschutzerklärung: Pirateboard.net - Datenschutzerklärung

    • FFT 2020: Phase 1 - Stichwahl

      Drei Sagen kämpfen noch um den Einzug in die zweite Phase. Zwei werden es schaffen! Wer zieht das unglückliche Los des dritten?

      Die Umfrage wird 18 Stunden laufen und jeder von euch hat eine Stimme. Wählt die Saga, von der ihr meint, dass sie es am meisten verdient hat, in die nächste Turnierphase kommen zu dürfen. Diskutiert auch gerne darüber. Wie immer sind Kommentare gerne gesehen.
      Sollte es erneut zu einem Unentschieden kommen, wird das Umfrageergebnis zur Gesamtsaga als Stichwert genommen. Wenn auch dieser Wert identisch ist, zählt die Häufigkeit des besten Rundenergebnises. So oder so, morgen Mittag stehen die Teilnehmer für die zweite Phase fest!

      Hier noch einmal die drei Sagen, um die es geht:


      Saga: ??? (Farbenspiel - Farbenspiel: Gelb - Farbenspiel: Rot)

      Farbenspiel

      Ein dunkler mondloser Himmel hing über der Marinebasis von Portia Kanali, als eine verhüllte Person mit leisem Zischen über die Mauer glitt. Unbemerkt von den Wachen und an den Quartieren vorbei, eilte der Fremde durch die Schatten zum Trainingsgelände. Vor einer riesigen Mauer hielt er inne, nahm seinen Rucksack ab und begann darin herum zu kramen. Kurz darauf wandte er sich mit einem satten Grinsen der Wand zu. Von sanft klingelnden Klackertönen begleitet schüttelte der Fremde eine Farbdose und begann seine zwielichte Arbeit. Zwei Stunden, Acht Dosen Farbe und zwölf Caps später, bewunderte er befriedigt sein Werk. Doch just in diesem Moment entflammten die Scheinwerfer auf dem Trainingsgelände und mehrere dutzend Marinesoldaten stürmten aus verschiedenen Richtungen brüllend auf ihn zu. "Stehen bleiben oder wir schiessen!"

      Behende griff der Fremde nach seinem Rucksack und zog ein langes Board hervor, sprang auf und begann, unter erneutem leisem Zischen, rasant über dem Boden dahin zu gleiten. Doch noch bevor er entfliehen konnte hatten die Soldaten ihn bereits eingekreist. "Mist!" Er griff in seine Brusttasche und holte eine kleine Muschel hervor. Nach einem kurzen Klicken sprang eine milchweisse Wolkenstrasse aus der Muschel und er schleuderte die Muschel über die Aussenmauer des Geländes. Dann steuerte er sein Board auf die Wolkenstrasse und glitt auf ihr in Richtung Freiheit. Zumindest solange bis vor ihm unvermittelt eine Gestalt erschien und es plötzlich dunkel um ihn wurde. Das nächste woran er sich erinnerte, waren zwei massige Marines die ihm Handschellen anlegten und ihn wegschleiften. Erst am nächsten Morgen und unter starken Kopfschmerzen, wurden ihm die Details der letzten Nacht bewusst. Er erwachte in einer kleinen vergitterten Gefängniszelle und ihm gegenüber, auf einem kleinen Stuhl ausserhalb der Gitter, saß ein älterer Herr mit schütterem silbergrauen Haar.


      Die Hände auf einen Gehstock gestützt und den hängenden Kopf schüttelnd, sagte der alte Mann, "Rowdy, wie oft willst du noch hier landen? Du warst weder bei den Therapiesitzungen, noch hast du dich an die Auflagen gehalten. Und jetzt Das hier! Was hast du dir nur dabei gedacht?"

      Rowdy antwortete lakonisch: "Mann, das ist Kunst und Kunst denkt nicht, sondern sie ist frei!" und dann fügte er kleinlaut hinzu, "Und eigentlich sollte ich das auch sein!"

      Doch der alte Mann sagte enttäuscht: "Daraus wird diesmal nichts, Junge. Der Destriktsrichter hat angeordnet, dass du alle bisher zur Bewährung ausgesetzten Strafen in dem Umerziehungslager auf Des Aponti abarbeiten wirst."

      Bei diesen Worten zeichnete sich Unglaube und Panik in den Augen des jungen Mannes ab. Er sprang auf und griff nach den Gitterstäben. "Das ist ein doch Witz, oder? Des Aponti, das ist doch auf der Grandline? Es war doch nur ein ganz kleines Graffiti?"

      Der alte Mann antwortete traurig: "Eine fünfzehn Meter grosse Aktmalerei der Tochter des Gouverneurs, an der Mauer des Trainingsgeländes der Marinebasis, ist keinesfalls eine kleines Graffiti. Die ganze Stadt kann es dort prangen sehen. Obendrein einen Slogan der Revolutionäre darunter zu setzen, - Free your Mind and the Rest will follow! - hat die Sache nicht besser gemacht. Du kannst froh sein, dass der Marinecommander deswegen darauf bestanden hat, deinen Fall nach militärischen Maßstäben zu ahnden, denn der Gouverneur hatte schon ein Erschiessungskommando für dich bereit stellen lassen."


      Aufgebracht brüllte Rowdy: "Spinnt der? Was ist mit Jugendstrafrecht und so? Ich bin zu jung, hübsch und kreativ, um in ein Arbeitslager zu kommen. Erzählen sie doch einfach wieder von meiner schweren Kindheit, dem Verlust meiner Eltern und der dramatischen Flucht von den Himmelsinseln, ja!?"

      Doch die Antwort ernüchterte ihn: "Tja, Das ging noch, als du gerade einmal vierzehn Jahre alt warst und deine Taten sich auf kleinere Vandalismusdelikte begrenzt haben. Seit du aber Fünfzehn geworden bist greift das Jugendrecht nicht mehr und du bist voll strafmündig. Und mit dem Slogan der Revolutionäre, hast du eine klare Grenze überschritten. Aufrufe zur Revolution werden auch bei Kindern hart geahndet und ich kann dir da nicht mehr helfen."

      Der Erkenntnis folgte die Angst und die Hände des Jungen umklammerten die Gitterstäbe bis seine Knöchel weiss hervor traten. Seine Augen verschwanden unter seiner Kappe und kraftlos sank er zurück auf den blanken Zellenboden. Im Schneidersitz verharrend und eine dunkle Haasträhne aus seinem Gesicht wischend, fragte er düster: "Wie lange werde ich weg sein?"

      Tiefe Furchen auf der Stirn bildend und mit niedergeschlagener Stimme, antwortete der alte Mann, "Drei Jahre und sechs Monate bei guter Führung, ansonsten fünf Jahre in den Schwefelminen. Der Gefangenentransport kommt heute Nachmittag."

      Resignation zeichnete sich in den jungen blauen Augen ab und Rowdy zog sein Cappy tiefer ins Gesicht. "Danke Reverend, danke für Alles!"


      Einige Stunden später, am kleinen Marinehafen. Der Gefangenentransporter lag am Kai und die wenigen Strafgefangenen wurden unter strenger Bewachung an Bord geführt. Rowdys Blick huschte heimlich über die Gesichter der Mitgefangenen. Er war der jüngste in diesem Defilee. Jedes Mal wenn er auf die Blicke der Anderen traf, überkam ihn ein kleiner Schauder, wegen der Aussicht mit ihnen eingesperrt zu werden. Er war kein Verbrecher, nur ein fünfzehn Jahre alter, verwaister Teenager mit einem Autoritätsproblem.

      An Deck stand ein junger Offizier und registrierte die ankommenden Gefangenen. Ohne aufzuschauen fragte er, "Name und Haftnummer?"

      "Rowdy Russel Ramone, Nummer 978-20"

      Ein beistehender Marine sagte mit einem Grinsen: "Leutnant Corby, das ist der Junge der das Gemälde an die Basis gezaubert hat. Talentierter Bursche, aber leider ein kleiner Revolutionär!"

      Der Offizer hob kurz den Blick und musterte Rowdy eingehend, bevor er sagte, "Bringt ihn unter Deck!"
      Farbenspiel - Gelb

      Die Vormittagssonne über der kleinen Sommerinsel Des Apontia, brannte erbarmungslos auf die Kolonnen der Sträflinge herab. Das Lager lag in einer kleinen Senke, die gerade flach genug war um die Sonne nicht zu behindern, aber eine stetige Dunstglocke zu produzieren. Der Geruch von fauligen Eiern begleitete den allgegenwärtigen Schwefelstaub und das monotone "Klang-Klang" der Spitzhacken hämmerte im Takt der aus Lautsprechern dröhnenden Marine-Propaganda. Der Schweiss lief Rowdy gelblich durch sein Gesicht und ran seinen durchnässten Mundschutz hinab. Er hätte sich das sinnlose Ding nur zu gerne herunter gerissen, aber der beissend faulige Gestank der Luft erinnerte ihn stets daran tunlichst darauf zu verzichten. Von seinem Platz aus konnte Rowdy den Gefängnisfriedhof gut sehen, der voll mit den Gräbern all Jener war, die es gewagt hatten ihre Masken abzunehmen und die Schwefeldämpfe direkt einzuatmen. In den ersten Tagen dachte er noch viel über seine Gespräche mit Corby nach, der ihn öfters unter Deck besuchte und ihn überreden wollte der Marine beizutreten, um seiner Strafe zu entgehen. Aber Rowdy war kein einfacher Verbrecher oder Pirat, sondern galt trotz seiner Jugend als Revolutionär. Sein Gnadengesuch wurde trotz Corbys Hilfe postwendend abgelehnt und Corbys Besuche endeten an diesem Tag ebenso. Jetzt nach drei Monaten, erschien ihm das wie eine ferne Vergangenheit aus einem anderen Leben.

      Und jetzt war er hier im Arbeitslager. Rowdys Kolonne bestand in der Hauptsache aus Jugendlichen und Kindern. Die meisten von ihnen waren verrohte Waisen, die auf der Strasse aufgewachsen waren und wegen mehrfachem Raub oder Diebstahl verurteilt wurden. Die Jüngste unter ihnen war Reign, ein neun Jahre altes Mädchen, das Rowdy schon am ersten Tag aufgefallen war, weil sie derart deplaziert wirkte wie ein Farbtupfer auf einer leeren Leinwand. Ihre schmalen Ärmchen wirkten so, als könnten sie die Spitzhacke kaum heben und dennoch war jeder einzelne ihrer Schläge von einem massiven Geräusch begleitet, als wenn ein Schmied zornig auf seinen Amboss drischt. Er hatte sich in den ersten Tagen oft in den Pausen zu ihr gesetzt und erfolglos versucht sie in ein Gespräch zu verwickeln. Er hatte ihr sogar aus Sorge und Mitleid ein wenig von seinem Wasser und Brot angeboten, aber sie hatte ihn nur seltsam angelächelt und stumm den Kopf geschüttelt. Seitdem sassen sie täglich zusammen und Rowdy erzählte er ihr ab und zu ein wenig aus seinem Leben, wobei er dazu mit einem Stein Bilder auf den Boden malte.


      Die Sirene verkündete die obligatorische Wasserpause und Rowdy ging wie üblich an ihren gemeinsamen Stammplatz, nachdem er seine Wasser- und Brotzuteilung erhalten hatte. Er klopfte sich den gelben Staub aus den dunklen Haaren und nahm ein wenig von seinem Trinkwasser, um sein Gesicht provisorisch zu waschen, bevor er sein Brot vom Wachspapier befreite. So sassen sie wieder schweigend zusammen bis Reign begann ihr restliches Brot zu zerbrechen und eine nahe Krähe damit zu füttern. Ihre Augen leuchteten dabei und versprühten eine Unbeschwertheit, die hier ebenso fehl am Platz war, wie eine neunjährige in einem edlen schwarzen Tüllkleid. Rowdy griff nach ihrem Arm und wollte sie davon abhalten ihr karges Brot zu verfüttern, aber ein mild strafender Blick aus Reigns wundervollen dunklen Augen stoppte ihn in der Bewegung. Sanft schob sie seinen Arm beiseite, bevor sie sich wieder der Krähe zuwandte. Und gerade als die Sirene das Ende der Pause verkündete, begann sie leise zu sprechen ohne aufzusehen, "Bleib in meiner Nähe!" Rowdy war so verwundert über diese ersten Worte von ihr, dass er gar nicht daran dachte sie zu fragen warum. Er griff irritiert nach seiner Picke und folgte ihr geistesabwesend.


      Einige Zeit später, Rowdy und Reign arbeiteten dicht beieinander, als plötzlich eine Explosion die Monotonie zerriss. Alarm erklang aus den Lautsprechern, Befehle wurden gebellt und einige Soldaten rannten zur gegenüber liegenden Seite des Lagers. Binnen weniger Momente zerbrach der Gleichklang und von weitem waren Gewehrschüsse und weitere Explosionen zu hören. In diesem Moment griff Reign nach seiner Hand und begann in Richtung des Aussenzaunes zu laufen. Mit unglaublicher Geschwindigkeit erreichten sie den Zaun. bevor die abgelenkten Wachen sie bemerkt hätten. Nur ein einzelner Marinesoldat stand ihnen noch im Wege. Fast schon zu gekonnt schwang Reign ihre Spitzhacke und fällt mit einem einzigen Streich und lautem Knall den Wachturm vor den Augen des verblüfften Soldaten und noch bevor er reagieren konnte, rannte Reign auf die Trümmer des Turmes zu und sprang geschickt wie eine Katze auf den zerstörten Holzbalken in Richtung Freiheit. Der verblüffte Marine gewann seine Fassung wieder und wollte gerade sein Gewehr anlegen, als ihn von hinten eine kräftige Faust in den Boden prügelte. Hinter ihnen war eine Stimme zu hören, "Wartet auf mich, ich will mit!" Die Stimme gehörte dem stämmigen Olly der mit seinen siebzehn Jahren bereits die zwei Meter Höhe erreicht hatte und dessen plumpe Muskeln sich in Bergen auftürmten.

      Als die Drei einen kleinen Hain mit dichten trockenen Sträuchern erreicht hatten, verlangsamte Reign ihre Schritte. Plötzlich kamen mehrere Gestalten aus dem Unterholz auf sie zu und in Reigns Augen zeichnete sich Freude ab. Einer der Fremden verbeugte sich tief vor ihr und sagte, "Eure Majestät, endlich haben wir euch gefunden! Lang lebe die Revolution!" Und Reign antwortete, diesmal aber mit klarer und fester Stimme, "Lang lebe die Revolution!" Reign schaute ihn und Olli kurz an und es wurde wieder einmal dunkel um Rowdy.

      Als Rowdy erwachte, fand er sich erneut in einer Zelle unter Deck eines Schiffes wieder, nur dass er diesmal keine Kopfschmerzen hatte und bereits saubere Kleidung und Essen bereit standen.
      Farbenspiel - Rot

      Das Schwanken des Bootes und das Knarren der Spanten waren fast schon betäubend ruhig und gleichmässig. Eine leichte Sommerbrise drang frisch durch einige Luken und trieb die diversen Gerüche von Meer, Salz, Holz, Teer und ehemaliger Ladung durch das stickige Unterdeck. Rowdy lag auf einer kleinen aber durchaus gemütlichen Pritsche und schaute gedankenverloren zur Holzdecke empor. Von Weitem hörte man einige heisere Möwenrufe und nur Ollys aufgebrachte Stimme bildete einen Missklang zu dieser ansonsten idyllischen Szene. Rowdy erhob sich von der Pritsche und wand sich Olly zu, der gerade dabei war sich lautstark bei Reign über die Gefangenschaft an Bord zu beschweren. "Wir sind doch nicht mit dir geflohen, damit wir jetzt als deine Gefangenen hier unter Deck vergammeln! Was soll der Mist und wieso nennen diese komischen Typen dich Majestät?" Bei der letzten Frage mischte sich ein wenig Unischerheit in Ollys Worte. Denn für ihn war eine Prinzessin oder gar Königin bisher immer etwas gewesen, dass man aus der Ferne bewunderte, dem man aber nie nahe kam. Konnte es sein, dass "die Kleine" eine derart wichtige Person war und warum war sie in einem Arbeitslager? Reign beobachtete Rowdy eingehend. Dann zog sie unvermittelt einen Schlüssel hervor und schloss die Zelle, zur Verwunderung von Olly, einfach auf. Sie wandte sich zum Gehen und sagte,"Kommt mit, ich werde euch Alles erklären, wenn die Anderen da sind." und dann verliess sie den Laderaum. Olly schaute verwundert auf die offene Zellentür, ganz so als würde er erwarten erneut niedergeschlagen zu werden, bevor er die Tür vorsichtig prüfend öffnete um Reign zu folgen. Doch gerade als Olly den Raum verlassen wollte fragte Rowdy, "Willst du bei den Revos mitmachen?" Olly hielt kurz inne und drehte sich zu Rowdy um, während sich auf seiner Stirn tiefe Furchen der überraschenden Erkenntnis bildeten. "Mitmachen? Lassen die uns nicht einfach wieder frei?" Rowdy wartete nicht das Ende dieses naiven Gedanken ab, sondern erhob sich und folgte Reign, während Olly sich noch immer nachdenklich am Kinn kratzte. Dann sagte Rowdy, "Na komm, Grosser, hier unten werden wir nicht erfahren was man sich für uns gedacht hat, aber ich habe einige Fragen auf die ich gerne Antworten hätte." und riss damit Olly aus seinen Gedanken.


      Als sie an Deck kamen, begrüsste sie ein strahlend blauer Himmel und ein Hauch von Freiheit. Das Schiff, eine kleine Handelskaravelle, lag ruhig im Wind und an Deck tummelten sich nur wenige Matrosen. Reign stand auf dem Vordeck und ihr Blick war in die Ferne gerichtet. Rowdy brauchte ihre Augen nicht zu sehen denn er kannte diesen Blick aus ihren Arbeitspausen im Lager. Es war ein Blick der so abwesend und sehnsüchtig wirkte, als würde sie ein fernes Ufer suchen. Bei ihr stand jener ältere Herr, der auch schon bei ihrer Befreiung zuvorderst dabei war. Als Rowdy und Olly in Hörweite kamen richtete er sich steif auf und sagte laut: "Wie ihr wünscht meine Königin!" Anschliessend verschwand er steif und mit düsterer Mine. Reign stand noch einen kurzen Moment von ihnen abgewandt und es wirkte so als zögere sie, bevor sie sich mit einem aufgesetztem Lächeln zu ihnen umdrehte. Sie setzte gerade an um zu sprechen, aber Rowdy kam ihr zuvor. "Gibt es ein Problem Reign?" und mit einem etwas spöttischen Tonfall fügte er hinzu, "Oder heisst es jetzt eure Majestät?" Dazu machte Rowdy eine derart steife Verbeugung, dass Olly schallend zu lachen begann und selbst Reigns Gesichtzüge verdächtig zuckten. Doch dann sie wurde schnell wieder ernst. "Wir haben ein Problem und es betrifft auch euch Beide. Wir haben letzte Nacht, während ihr geschlafen habt, haben wir uns mit einem speziellen "Freund in Nöten" getroffen. Deswegenkönnen wir euch nicht wie geplant absetzen, zumal wir sind schon in der Neuen Welt sind und es gibt hier nur wenige sichere Häfen für euch gibt." Und im Gehen sagte sie noch zu Rowdy, komm bitte gleich zu meiner Kabine, ich muss mit dir reden."

      Einige Minuten später stand Rowdy bereits vor ihrer Tür und klopfte. Als er eintrat sass Reign gerade an einem kleinen Tisch auf dem diverse Karten und Blaupausen ausgelegt waren. Ihr gegenüber sassen ein junger Mann mit blondem lockigem Haar, dass unter einem Zylinderhut unbändig hervor schaute und ein Mädchen mit langen blauen Haaren, die sie mühevoll unter einem grauen Umhang zu verbergen suchte. Reign winkte Rowdy an den Tisch und stellte ihn den Beiden vor. "Rowdy, das hier sind sehr gute Freunde und sie brauchen dringend deine Hilfe. Wärst du bereit dich unserer Sache anzuschliessen und in einer extrem wichtigen und gefährlichen Sache zu helfen?" Rowdy zögerte kurz bevor fragte: "Warum ich?" Der blonde Mann antwortete ihm: "Weil du unbekannt bist und dich mit heimlicher Flucht auskennst! Leider sind aber die halbe Marine und jede Menge CP-Agenten hinter mir her und ich kann es nicht riskieren sie dort hin zu führen, sonst hätte ich es selbst gemacht. Genügt das als Antwort?"


      Mit der Marine im Nacken und keinem sicheren Hafen in Sicht, blieb Rowdy nichts anderes übrig, als sich der Revolution anzuschliessen. "Ok, ich bin dabei! Was soll ich machen?" Der Blonde Mann entspannte sich merklich und ein feistes Grinsen trat in sein Gesicht. "Du müsstest dieses kleine Paket zu einem Kontaktmann bringen, der es dann in das Hauptquartier bringt." "Darf ich wissen was Das ist?" fragte Rowdy als er das Paket entgegen nahm. "Das hier ist ein Chip und er enthält die Erinnerungen und gesamten Informationen eines guten Freundes, der die Marineforschung ausspioniert hat."


      Saga: Unerwartete Kuma-Saga (Unerwartet - Unerwartet einsam - Unerwartet einsamer Körper)
      Unerwartet

      Hätte mir jemand gesagt, dass ich im Leben über 29 Inseln bereise, dass das alles Teil eines großes Plans sein würde. Damals hätte ich nicht einmal reagiert. Weil ich nichts war. Doch gehen wir ein paar Tage zurück.


      25 Jahre zuvor.


      Gesiegeltes Papier, weich in der Hand liegend, doch in der innewohnenden Rhetorik um so schärfer. Nervös rümpfte er die Nase, als er die Worte vernahm, die der leidvoll klingenden Bekundung eine unangemessene Note hinten anschob. Sein Blick suchte das einstige Kind, das er schon immer kannte. Stets auf Wanderschaft gewesen, um Berge und Wälder dieses Königreiches kennenzulernen, stand er nun vor ihm. Nicht wie sonst in zerlumpter, abgetragener Kleidung, die der König in aller Regelmäßigkeit zu beanstanden wusste. Nein, heute waren es andere Rollen, die jeder hier zu spielen hatte. Dieser inzwischen 22 jährige Knabe war zu einem Manne herangewachsen. Als er mit seinen von Neugierde getriebenen Reisen durch die hiesigen Ländereien begann, maß er die Größe eines Welpen. Jetzt aber warf er Schatten, die auf die Höheeines Turmgesims schließen ließen. Mindestens das war zu erwarten, war sich der königliche Berater sicher, der er in seinen üblichen Übertreibungen völlig aus den Augen verlor, dass er allein mit dem Königssohn im Saal stand.

      „Ist alles in Ordnung?“, rang sich der Hüne einen kontrolliert gesprochenen Satz ab. Da waren sie. Der treue Diener seines Vaters, seit 51 Jahren in diesem Hause tätig, und er, der Königssohn, der jetzt König werden sollte, ohne auch nur einen Tag Erfahrung gesammelt zu haben. Der alte Diener blickte ihn an, realisierte, dass der Brief in seiner Hand real war, schwer wog und sein Nervenkleid strapazierte.

      „Junger König“, begann er förmlich und eröffnete den Inhalt des Schreibens.

      „Die Weltregierung bedauert das unerwartete Ableben Ihres Vaters.“

      Der wandernde Koloss von Mann stockte.

      „Unerwartet?“, fragte er bestimmt ruhig.

      Wenn in diesem Sorbet-Königreich eines unerwartet war, dann, dass sein Vater ihn anscheinend als seinen Nachfolger anerkannte. Ihn, der er kaum einen Tag in diesen Gemäuern verbrachte. Ihn, den es nach draußen in die Wildnis, nach oben an die Spitze der hier ansässigen Berge gezogen hatte. Er war freiheitsliebend. Schon immer war er das.

      „Junger König, ich kenne Sie seit dem Tag Ihrer Geburt“, nahm sich der treue Diener den Mut, um den ausgesprochenen Zweifel des Thronerben zu greifen.

      „Bald jährt sich der Vorfall mit ihr. Wenn Sie der Bekundung der Weltregierung keinen großen Wert beimessen können, ist das verständlich“, sagte er.

      Verständlich? Sein großer Körper zitterte. Was hieß das für ihn?

      Er war jetzt König, ohne es zu wollen, für ein Reich, das er bis auf den letzten Grashalm erkundet hatte, aus einem Grund, den er nicht nachvollziehen konnte. Woher nahm die Regierung die Gewissheit, auf welche Weise sein Vater starb? Das alles, dieser Moment übermannte ihn.

      „Ich...muss kurz raus an die Luft“, probierte er seine Fassung auf irgendeine Art und Weise aufrecht zu erhalten. Ein Versuch, der kläglicher nicht sein konnte. Dessen Kläglichkeit seinem lebenslangen Weggefährten ein von Müdigkeit gezeichnetes Lächeln abrang.

      „Wieso muss es morgen vier Jahre her sein?“

      Langsam aber bestimmt suchte der trübe Blick ein Gemälde an der Wand, das, als es erfasst wurde, einen Seufzer in den allein besetzten Saal entweichen ließ.

      „Ich vermisse sie auch.“

      Stille.

      Allein stand er da in seinem schwarzen Trauergewand.

      Es blieb noch weitere Sekunden still.

      Die er alleine blieb.

      Dann riss es ihn von den Beinen, als es seinen Körper unkontrolliert im Raum zusammensackte. Nichts war möglich, kein Schrei, kein Gefühl, nichts. Das Schloss wurde von einer Erschütterung erfasst, die ihm keine Möglichkeit ließ, auf irgendeine Art und Weise zu reagieren. Doch der Alte war nicht der Einzige, den es an den Rand des Abgrunds schmetterte.

      „Was...zur...“

      Kuma hatte die Chance, einen flüchtigen Gedanken zu packen und festzuhalten. Zwei Worte.

      Sein gesamter Körper, eben noch zitternd, brach unter der Wucht, die ihn erfasste, beinahe zusammen. Vor seinen Augen spielte sich nämlich etwas Irreales ab. Keine Stimme war zu hören, bis die geballten Körpermassen zeitgleich dumpf auf dem Boden aufschlugen und ein kurzes aber lautes Klopfen auslösten. Eben standen sie noch, die königlichen Garden, Spalier, nachdem das letzte Mitglied der Königsfamilie und der höchste Bedienstete des Hofstaats eingetreten waren. Und jetzt, kurz nachdem er sie in Augenschein nahm, stand keiner mehr auf den Beinen.

      „Du stehst, Junge!“, platzte es nonchalant aus dem lachenden Gesicht heraus. Dem Verursacher von zumindest dieser Misere. Damit hatte er gar nicht gerechnet. Das war es, dass er als unerwartet ansehen musste. Kuma wusste nicht, was er sagen sollte. Vor ihm stand der Piratenkönig und grinste ihn einfach an. Einfach so.

      „Bin gerade auf Durchreise, meine Liebste besuchen oder suchen“, begann der freieste Mann der Welt ungefragt zu erzählen und stieg über die ohnmächtigen Soldaten hinweg.

      „Mir bleibt nicht viel Zeit, daher penne ich hier nur 'ne Nacht“, erläuterte Roger der Form halber, während er bereits an Kuma vorbei ins herrenlose Schloss spaziert war.

      „Das ist ein schöner Krug.“

      Dies waren die Worte, die Kuma im Hintergrund vernahm. Es zuckte um seine Mundwinkel herum. Das war Freiheit. Das, genau das wollte er. Tun, was man wollte, wann man es wollte, wo man es wollte. Dann hörte er, wie sich sein Gast plätschernd ins Familienerbstück erleichterte und schließlich in den Tiefen dieser Gemäuer verschwand.


      Friedlich, auf dem kalten Steinboden seines Schlafgemachs liegend, lauschte Kuma später dem Schnarchen des freiesten Menschen, der wie ein Stein in sein Bett geplumpst war.
      Unerwartet einsam

      Heute vor vier Jahren wurde sie mir weggenommen. Wo sie ist? Ob ihr Mut sie begleiten wird? Mitgehen oder sterben – die Wahl war einfach, die Folgen umso schwerer. Ich vermisse sie.


      Der Piratenkönig hatte wie ein kleines, betrunkenes Baby geschlafen und war eigentlich guter Dinge gewesen. Aufstehen, Schnurrbart kämmen, Hut aufsetzen. Doch ein merkwürdiges Gefühl zog ihn kurzerhand aus dem Schlafgemach. Näher gesagt war es eine grässliche Stimme, die ihn durch die verlassenen Gänge in den Thronsaal lockte. Dort lag, noch immer bewusstlos, der alte Diener, neben ihm der Ursprung des mentalen Ungemachs.

      „Dieser Brief...“, murmelte Roger. Jetzt, wo er unbeobachtet war, konnte er sich ein Gefühl der Besorgnis eingestehen. In dem Schreiben stand, dass die Weltregierung den Tod des Königs betrauerte. Das las Kuma, das las der Diener und das las nun auch der Piratenkönig. Was der Unterschied war: Gol D. Roger hörte die Stimme des Briefs, hörte die Verlogenheit, die den Worten innewohnte. Dieser Brief war alles andere als aufrichtig.

      „Das ist eine Kriegserklärung!“, raunte der Pirat, der indes weitaus schlechteren Dingen zugetan war. Die Weltregierung, er hatte bereits genug über sie erfahren. Hätte er die Zeit, das alles selbst zu einem Ende zu führen. Doch leider hatte er diese Zeit nicht mehr. Aus dem Grund nutzte der Piratenkönig die Gunst der Stunde, um einem jungen Mann einige Flausen in den Kopf zu setzen. Grinsend zerknüllte Roger den Brief, stieg über den Ohnmächtigen hinweg und war drauf und dran, dem frischen König einen mentalen wie physischen Arschtritt zu verpassen.


      Ich sollte nie erfahren, weshalb mich der Piratenkönig mit einem Stiefel weckte und weshalb er mein Bild von der Regierung dunkler zeichnete, als es das ohnehin bereits war. Doch mein Entschluss, die Welt zu bereisen, war stärker denn je. Der Abschied war an der Zeit.


      „Machen Sie es gut, junger König. Falls Sie auf Ihrer Reise meinem Bruder begegnen, grüßen Sie ihn lieb. Vor Jahren war er nämlich ebenfalls in einem Königshaus tätig.“

      „Das werde ich machen.“

      „Ich habe Ihnen ein wenig Proviant eingepackt“, ergänzte der Diener fürsorglich und verwies auf einen Rucksack, der, sollte er jemals umfallen, den alten Mann mit Sicherheit erschlagen hätte.

      „Machen Sie es gut, Breek.“

      „Ich habe auch etwas eingepackt“, murmelte Roger ungewohnt leise in seinen Bart hinein und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.


      Keiner musste sofort wissen, dass meine Bestrebungen nicht darin lagen, mein Reich unter dem Dach der Weltregierung zu repräsentieren. Meine Gedanken kreisten hier um eine entscheidende Frage: Wie sollte ich mich von der Regierung lossagen, ohne deren Zorn auf meine Heimat zu lenken?


      Fünf Jahre später, Dezember 1504.


      November 1503, Eintrag

      Was mich an zunehmender Langeweile aus meiner Heimat trieb, hatte sich über die Zeit ins Gegenteil gewandelt. Zum Glück! Euphorie strömte durch meinen Körper, während ich mit weisen Männern hoch oben auf einer Wolke plauderte, mich an Köstlichkeiten satt aß, während uns die ungezügelte Natur verschlingen wollte und der Drang nach Wissen sich sogar aus der dichtesten Schneedecke an meinen frierenden Körper wandte. Die Welt war aufregend.


      Kumas Hand zitterte, während er seine Gedanken Revue passieren ließ. Die Situation, die sich jetzt gerade abspielte, war alles andere als einfach. Er blätterte und blätterte in seine Notizen, um die passende Antwort zu finden.



      Oktober 1501, Eintrag

      Auf dich! Ein Jahr ist es her, seitdem du die Welt in einem Spektakel verlassen hast. Unsere Begegnung werde ich niemals vergessen. Danke für alles, was du mir im wahrsten Sinne mitgegeben hast. Auf dich, Roger!


      „Und...kannst du mir...kannst du uns helfen?“, ihre Geduld war hörbar strapaziert. Ihr Gesicht, von Angst verzerrt, konnte den innewohnenden Stolz trotz alledem nicht ablegen. Sie war stark. Diese Frau erinnerte ihn an sie. Doch ihr Name war ein anderer…


      September 1502, Eintrag

      Dieses Bauwerk ist abstoßend und unbegreiflich. Ein Bauwerk, das sich in dieser Länge über die Meere erstreckt, es ist unbegreiflich. Ein betrunkener Wärter sagte mir, dass man sich einen Spaß daraus macht, die müden Arbeiter ins Meer zu stoßen. Meine Reaktion schreibe ich hier bewusst nicht hinein.


      „Gibt es einen sicheren Ort für die beiden?“, fragte nun der Mann mit ruhiger Stimme. Sein Blick war von seiner Frau zu Kuma gewandert. Stoisch, felsenfest.

      „Du sagst, dass du viele Inseln bereist hast. Welche ist der sicherste Ort?“, wiederholte der Mann, der die Ruhe in seinen Worten in keiner Silbe entweichen lassen wollte. Doch seine Augen waren stechend scharf.


      Kuma wusste, dass er es sich nicht verzeihen würde, sollte er der Frau und ihrem ungeborenen Kind nicht helfen. Was brachte ihm die Vielfalt der Welt, wenn sie im Kern verdorben war?

      Der Mann wiederholte seine Frage ein drittes Mal, forderte eine Position ein.

      Kuma blätterte und blätterte. Zum ersten Mal verabscheute er seine gesammelten Erfahrungen. Es waren gerade zu viele. Zu viele, um im entscheidenden Moment eine richtige Antwort zu finden.


      August 1504, Eintrag

      Offen gegenüber dem zu sein, was mir die Welt zu bieten hatte. Das war es, was mich bisher angetrieben hatte. Je mehr ich sah und je mehr Menschen ich begegnete, umso bewusster wurde es mir: Ich war allein. Alles war schön, alles war aufregend und berauschend. Doch zugleich war es alles...flüchtig. Ein Handschlag, ein Abschied. Und ich war wieder allein.



      Es war kein Zufall, dass sie hier nun zu dritt, nein, zu viert standen. Hier sollte ihr aller Weg eine neue Wendung nehmen.
      Unerwartet einsamer Körper

      Warnung. Kapazitäten erschöpft. Warnung. Kapazitäten erschöpft.

      Was mit mir los ist, wollt ihr wissen? Nun, ich sterbe.


      Zwei Jahre zuvor.


      Er war gerade dabei, eine gehörige Schimpftirade über sich ergehen zu lassen, doch Kuma konnte den wütenden Speichelregen des Großadmirals mit stoischer Ruhe ertragen. Nach einem polternden „RAUS HIER!“ verließ er Sengokus Büro und stapfte nachdenklich durch die Gänge des Hauptquartiers. Die Gedanken waren seine. Es war sein Wille, den Jungen zu retten. Wie bereits vor 17 Jahren zögerte er keine Sekunde.

      „Du bist ein Buch mit sieben Siegeln, bwahahaha!“

      Genüsslich kauend schlenderte Garp am Hünen vorbei, der sich in dem Moment seltsam ertappt vorkam. Kuma wusste ganz genau, wer sich hinter diesem unbedarften Mann verbarg. Beinahe überkam ihn bei dem Gedanken ein Schmunzeln, da sich der Vizeadmiral nicht genötigt sehen musste, etwas zu verbergen.

      „Wenn du es für richtig hältst, ist es gut so, oder nicht?“, raunte Garp zwischen den Bissen. Er war stehen geblieben, stand mit dem Rücken zum Samurai der Meere. Obwohl Kuma es nicht sehen konnte, so glaubte er eines der breitesten Grinsen vor seinem inneren Auge zu sehen. Zwei, drei Sekunden vergingen, während die Krümel von Garps Reiscrackern zu Boden rieselten. Kaum etwas war zu hören.

      „Es ist gut so“, murmelte der freieste Marine und stapfte durch die knackenden Essensreste, die sich in seinen Sohlen festsetzten. Für ein paar Momente war der Gang mit knuspernden Geräuschen erfüllt, und Kuma? Der stand da und fühlte sich ein klein wenig verloren.


      Warnung. Kapazitäten erschöpft.

      Roger, Garp, Dragon, jeder hatte die Freiheit im Sinne. In dem, was sie taten, in dem, was sie dachten. Sei es ein Kind zu zeugen, ein Kind tun zu lassen, ein Kind in die Sicherheit zu entsenden.


      „Es ist mein Weg“, sagte Kuma endlich.

      Zu sich selbst, denn niemand hörte ihn.


      Protokoll, AT 17. Zweite Hirnhälfte.

      - Testobjekt pünktlich in Forschungseinrichtung erschienen. Schäden in Schulterpartie entdeckt. Keine tiefere Reparatur notwendig.

      - Vorbereitung des Eingriffs erforderte drei Tage. Übergang zur mechanischen Entität finalisiert.

      - Elektrische Stimuli zu einhundert Prozent kodierbar. Technische Herausforderung von Testobjekt, ehemals Testperson K, aufgenommen und erfolgreich umgesetzt. Probebefehl nach Muster umgesetzt.

      - Teufelskraft aktiv. Keine Übertragung in neues Gefäß erfolgt. Revision Theorie erforderlich.

      Forschungseinrichtung II, Neue Welt. Kürzel: Vp.


      Zwei Jahre später.


      Dass ich ihn wiedersehe. Ich wollte sie schützen, weil ich meinen Appetit wieder nicht zügeln konnte. Verdammter Mist! Was war das für eine große Scheiße.

      Da saß sie, versteckt in einem gebrechlichen Körper. Alt und freundlich, innerlich aber so fragil, wie sie äußerlich aussah. Faltig grinsend schlich sie durch das Heilige Land als wäre es das Normalste auf der ganzen Welt. Bonney wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. Wie lange hatten sie sich nicht mehr gesehen? Sie hielt sich das Handgelenk. Es schmerzte.


      Vor 28 Jahren.


      „Es ist mir eine Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen“, säuselte der König des Sorbet-Königreiches und fuhr sich durchs schwarzgelockte Haar. Heute war es soweit, endlich würde sich Fortuna gütig zeigen und ihn entlohnen.

      „Holt das Geld“, befahl der Vertreter der Cipherpol ruhig und schob Kumas Vater einen Zettel vor die Nase.

      „Mit dieser Gabe wird Ihr Reich nie wieder einen Tribut zu zahlen haben.“

      Das Grinsen des Königs verzerrte sich ins schmerzhaft anzusehende, konnte er mit seiner Freude kaum noch hinterm Berg halten.

      „Das ist das Mindeste. Reichtum, und Reichtum, den ich behalten kann. Was gibt es schöneres?“, frohlockte der König und musterte seinen Diener, der den ganzen Handel ohne ein Wort beobachtete.

      „Breek“, bellte der Herrscher. „Hol die Teufelsfrucht!“

      „Selbstverständlich“, antwortete dieser lakonisch. Seine Gedanken nahmen, wie seine Schritte, mit denen er den Thronsaal verließ, immer weiter zu. Was es schöneres gäbe?

      „Verdammt viel“, murmelte der ergraute Diener. Was danach geschah, hätte er sich nicht im Entferntesten ausmalen können.



      In der Gegenwart.

      Der Arm, an dem sie aus ihrem Schlafgemach gerissen wurde, er schmerzte jeden Tag. Sie konnte die Zeit verändern, doch was sie nicht konnte: Sie rückgängig machen. Jetzt zu leben, ohne Rast auf der Flucht zu verweilen, das war es, was sie seit je her spürte.

      „Gebt ihn uns zurück!“

      Die Piratin erschrak, als sich die Erde auftürmte und urplötzlich brüllende Gestalten auf ihren Kuma zusprangen. Was war hier los?


      Zwei Jahre zuvor.

      Die sandigen Winde zerfurchten sein Gesicht, doch das war nichts, was ihn nach all den Jahren noch beunruhigte. Er spürte das Metall, er spürte den Fremdkörper in ihm. Überhaupt war er froh, dass er in diesem Moment keine Schmerzen mehr spürte. Es war der 13. Arbeitstag, wie es der Chefwissenschaftler nannte. Der Eingriff, der bisher am schmerzhaftesten war. Er spürte, dass sein Körper an seine Grenzen stieß.

      „Du tust es, weil du es für richtig hältst“, sagte Dragon, dessen Stimme bereits vor 17 Jahren eines vermittelte. Entschlossenheit. Unabdingbare Entschlossenheit. Selbst wenn es bedeutete, loszulassen. Das war der Lauf der Dinge, das Einzige, was selbst die Freiheit nicht beeinflussen konnte. Sie besaßen nur die Fähigkeit, damit umzugehen. Das war es, was ihm jeder dieser Leute mit auf den Weg gab.

      „Du tust es nicht, weil ich es dir befehle“, unterstrich sein Anführer. Sein Weggefährte.

      „Eines noch.“

      Kuma war nie ein Mann vieler Worte gewesen. Das war es, was selbst Dragon ein leichtes Grinsen aufs Gesicht zauberte.

      „Findet sie für mich und gebt ihr diesen Brief.“

      Dragon musterte das Papier und er brauchte es nicht lesen, um jede darin enthaltene Emotion zu spüren.

      „Du bist nicht allein.“

      Diese Emotionen, sie kamen für beide unerwartet.


      Saga: An Bord der Orphan's Turf (Ohne Ausweg - Blutrausch - Auf Schnurstrakse Art und Waise)

      An Bord der Orphan’s Turf: Ohne Ausweg

      Ihre Schuhe klapperten im hellen Rhythmus auf das Gestein der Mauer, über welches sie hinweg sprintete. Ihr gehetzter Blick fiel nach hinten, ein begleitender Schatten neben ihr, eine schemenhafte Gestalt weiter hinten. Mako legte an Tempo zu und ihrer Kehle entsprang ein ungestümes Lachen, als sie das wütende Brüllen von Flottillenadmiral Dankig hinter sich hörte:„Ihr dämlichen Rotzgören! Das ist Marinegelände!“

      Mako und ihr Begleiter Raks sprangen auf die Zinnen der Mauer und wirbelten herum. Schwerfällig kam das tiefrote Fischgesicht Dankig näher.

      „Wenn er uns erwischt gibt es ordentlich was auf den Hintern“, bemerkte Mako mit Seitenblick zu Raks. Dieser setzte nur sein üblich dümmliches Grinsen auf und plärrte dem Marinesoldaten entgegen: „Pass auf, dass du dich nicht verschluckst, Forellenadmiral Ranzig!“

      Dieser wollte wohl gerade keuchend etwas erwidern, doch schon wandten sich die beiden Zwölfjährigen um und sprangen mit einem waghalsigen Satz von der Mauer.

      Es war nur ein kurzer Fallrausch, bis die beiden sicher im Dickicht unter der Mauer landeten, der sie gleichzeitig vor den suchenden Glubschaugen des Basisleiters schützte.

      Kurz verharrten sie und als sie sich sicher fühlten kletterten sie weiter im Schutz des Gebüsches zu ihrer Lieblingshöhle, die zum Leiden der Erwachsenen nur über die Mauer der Marinebasis erreichbar war und sich in Richtung des Meeres wandte. Die Beiden setzten sich an der angehenden Klippe zum Eingang und ließen die Beine baumeln, während sich ihre Atmung langsam wieder beruhigte.

      „Musstest du unbedingt noch eins draufsetzen, Knollenkopf?“, tadelte Mako ihren Freund mit einem Lächeln.

      Raks leicht unförmiger Schädel wandte sich ihr zu und er blies die Backen auf. „Das einzige wo man noch etwas draufsetzen könnte wäre sein sowieso schon fetter Hintern.“

      Mako lehnte sich zurück und schüttelte lachend den Kopf. Wie hätte sie bei diesem Gemüsehirn auch eine produktive Antwort erwarten können. Seit sich die beiden Waisenkinder in der Küche der Marinebasis im North Blue als kleine Zwerge kennengelernt hatten war aus Raks Mund kaum mal etwas Anständiges herausgekommen.

      Die Sonne ging langsam unter und tauchte das ruhige Meer in ein wunderschönes Rot. Mako lauschte dem Rauschen der Wellen, dem leichten Brausen des Windes, dem hellen Pfeifton aus der Ferne, der näher kam...


      Beklemmende und schwere Dunkelheit umgab sie...ein Tosen in den Ohren...Wirbelsturm im Kopf. Mit einem verzweifelten Schrei zerriss sie den Schleier, der sie umfasste und kehrte zurück in die Helligkeit. Geröll türmte sich auf ihr. Entferntes Dröhnen, gefolgt von leichten Beben.

      Mako sah sich um, erkannte Raks neben ihr. „Knolle! Wach auf!“

      Sie versuchte ihn zu erreichen, doch ihr Unterkörper steckte fest. Sie stieß ihn gerade so mit ihrer Hand an, während sie nach ihm rief. Er erwachte mit plötzlichen Husten und Blut im Gesicht. Ohne Pause rappelte er sich auf, erblickte Mako und ihre Situation und versuchte sofort die Felsbrocken von ihr zu schieben. Ohne Erfolg rackerte er sich ab, brüllte vor Anstrengung. Und ohne Vorwarnung verdeckte eine hünenhafte Figur die letzten Sonnenstrahlen am Eingang.

      „Was haben wir denn hier?“, grollte eine tiefe Stimme durch die Reste der Höhle.

      „Bitte hilf uns! Sie steckt fest“, krächzte Raks. Stumm schritt der Fremde auf sie zu beugte sich über sie und wischte die schweren Felsbrocken mit einem Schlag beiseite, schulterte die beiden Kinder und trat hinaus.

      Eine kurze scharfe Brise schnitt durch das Gesicht der Beiden und schon befanden sie sich zurück auf der Mauer. Doch der Begriff Mauer war nur noch ein Echo. Trümmer von Holz und Stein, dunkle Rauchschwaden, der scharfe Geruch von Verbranntem. Mako hob den Kopf. Es war beängstigend still, nur leichtes Knacken und vielleicht Ächzen, wo sie nicht wusste ob sie es sich einbildete. Ihr Kopf war noch immer benebelt von der Explosion in der Höhle, doch als ihre Sinne klarer wurden, hörte sie Stimmen. Gröhlen und Schreie näher und entfernt hallten über die frische Ruine der Marinebasis.

      Dazu kamen Bewegungen zwischen den Überresten, doch nicht etwa das Schneeweiß und Blau der Marine war zu erkennen, dunkle Schemen huschten umher. Es war Mako zunächst unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen, doch schließlich konnte sie ein Wort in ihrem Kopf greifen und sich daran festkrallen. Piraten! Und er hämmerte sich fest.


      Sie verließen auffallend schnell den Ort, den sie ihre Heimat genannt hatten, beinahe solange sie denken konnten. Der Hafen lag vor ihnen und mit ihm ein gigantisches schwarzes Schiff mit roten Segeln und einem Bisonkopf als Galionsfigur, dass durch untere Kufen vom Wasser getrennt war. Der Mann betrat das Schiff und die Kinder wurden unsanft auf das Deck geworfen. Nun erblickten sie endlich sein zerfurchtes Gesicht gekrönt von wuchernden, hellen Haaren und einem schmutzigen Bart. „Willkommen auf der Orphan’s Turf, ihr frischen Rekruten. Eine neue Heimat für alle ohne Heimat.“ Er blickte über die Schulter auf den rauchenden Schutt. „Also auch für euch. Und ich bin der Kapitän: Willensräuber Borkas.“

      Ein zehrendes Gefühl erfasste Mako wie eine Welle, weder ausgelöst durch die Worte oder der furchterregenden Erscheinung des Piraten.

      Es war der Ort, das Schiff unter ihr, welches sie in Schrecken versetzte und sie spürte durch Raks Zittern, dass dieselbe Empfindung durch ihn pulsierte. Instinktiv sprangen beide auf, um diesem Schiff zu entkommen. Mako‘s Verletzungen brannten auf, doch sie schafften es auf den Steg...wo sie beide urplötzlich nach Luft röchelnd zusammenbrachen. Nur kurz wanden sie sich am Boden und konnten sich nicht lange fragen welche Kraft sie dort erfasst hatte, da wurden sie bereits aufs Deck zurückgezerrt. Borkas schüttelte sie und fletschte belustigt die Zähne. „Immer dasselbe. Es gibt keinen Ausweg. Ihr seid nun gebunden, so wie alle anderen.“


      An Bord der Orphan‘s Turf: Blutrausch

      Die Welt brannte. Dumpfes Grollen durchschnitt die prasselnden Flammen. Bleiche Hände umklammerten das blutgetränkte Messer, Leichen verteilt auf knorrigen Brettern, dahingerafft von ihr, ohne es zu merken. Grelle Schreie von Kindern und animalisches Brüllen...Mako riss sich schweißgebadet aus dem Traum heraus und blickte sich hektisch keuchend um. Sie war immer noch in ihrer Koje. Stripes, der junge Tigermink, lag unruhig schlafend neben ihr. Langsam erhob sie sich von ihrem Schlafplatz und trat heraus an das Deck. Die See war ruhig und leichte Wellen schaukelten die Orphan’s Turf vor sich hin. Was für ein grausam ironischer Name für ein Schiff, das sich als Heimat für Waisen ausgab, diese aber nur gefangen hielt und noch schlimmer in manchen Fällen erst zu Waisen machte.

      Mako’s Hände klammerten sich an die Reling, als sie auf das finstere Meer hinaus starrte. Seit mehr als nun vier Jahren schlief sie beinahe jede Nacht unruhig. Von Anfang hatte man sie ohne Rücksicht in das Piratenleben hineingeworfen und die ersten Schritte zum Rauben und Vernichten waren schnell getan. Die darauf folgenden Albträume und körperlichen Schmerzen dieser Tortur jedoch waren ganz und gar nicht leicht abzuschütteln. Doch was für eine Wahl hatten sie?

      Sie warf einen schnellen Blick zu Borkas, der wie immer am Steuerrad stand. Nie war er unter Deck, um zu ruhen, sondern hing allzeit wie ein wachender Schatten über ihnen mit seiner Präsens. Eine fortwährende Warnung für ihr Schicksal. Die Kräfte seiner Bindungsfrucht machten es jedem unmöglich ohne sein Einverständnis das Schiff zu verlassen, wenn man es einmal betreten hatte. Doch Borkas war nicht dumm und überließ der etwa fünfzig Kopf starken Crew immer wieder Landgang. Ob es nun ein Funken Menschlichkeit war, oder doch nur ein Mittel zum Zweck, um die Verzweiflung unter den Waisen nicht überhand nehmen zu lassen und eine Meuterei zu riskieren, war unmöglich zu sagen.

      Doch das bedeutete nicht, dass es nicht trotzdem regelmäßig zu Fluchtversuchen kam, die jedoch allesamt kläglich scheiterten, da die drohende Erstickung jeden erfasste, der versuchte zu fliehen, oder den Willensräuber über die Klinge springen zu lassen. Mako hat es nach kurzer Zeit aufgegeben und konzentrierte sich darauf den Neuankömmlingen einzubläuen, es ihr gleich zu tun, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.

      „Kannst du wieder mal nicht schlafen?“ Raks trat neben sie. Mako schüttelte als Antwort nur stumm den Kopf. „Wir kommen näher. Bald ist es wieder soweit.“

      Mako musterte ihren Freund mit traurigen Blick. Das Flackern in Raks Augen, dass sie immer so sehr gemocht hatte und ihr auch in schweren Zeiten Hoffnung gegeben hatte, war verschwunden. Zurück war nur Leere geblieben. Dabei war es er gewesen der zu Anfangs unerbittlich versucht hatte zu fliehen, aller Konsequenzen trotzend. Er hatte sich auch von Anschlägen auf Borkas nicht abhalten lassen, dieser hatte sie jedoch jedes Mal lachend beiseite gewischt, wie eine lästige Fliege. Und nun war Raks seinem Willen für Freiheit beraubt und er fokussierte sich auf das Einzige was es noch gab. Der Morgen graute.

      „Mach dich bereit, da sind sie.“ Raks Körper spannte sich und er wirkte geladen wie eine Pistole, die nur auf das Abfeuern wartete. Borkas befehlende Stimme grollte über das Deck, welches sich mit der Crew füllte, die ein erzitterndes Kriegsgeheul anstimmte. Das Schiff der Hadespiraten erschien neben ihnen. Die Kanonen donnerten. Wieder begann es.

      Mako stand wie angewurzelt da. Ein Fels in der Brandung des Getümmels. Ein riesiger Pirat stürmte seinen Dreizack schwingend auf sie zu. Ein kurzer Block, die Klinge surrte an ihr vorbei und sie hämmerte dem Gegner blitzartig den Fuß gegen das Kinn. Ein unheilvolles Knirschen und er sackte lautlos zusammen. Stripes jagte an ihr vorbei. Wieder entfaltete sich das Potenzial der Waisen im Kampf, so wie beim ersten Mal. Der feindliche Kapitän plusterte sich auf, verwandelte sich in einen Zerberus und schleuderte Stripes quer über das Schiff der Hadespiraten. Raks markerschütterndes Brüllen übertönte den Lärm. Das schwarze Fell aufgesträubt stürzte er sich von hinten auf den Zerberus und drosch mit scharfen Klauen auf seine Schädel ein. Für Mako war dieser Anblick faszinierend und doch furchterregend, als sich Raks unkontrolliert seinen Instinkten ergab. Der dreiköpfige Hund verbiss sich in die Schulter des jungen Mannes, dieser schlug unbeirrt auf den Kapitän ein, bis dessen zerfetzte Köpfe erschlafften. Der Feind verlor den Mut.


      Mako fiel erschöpft auf die Knie und betastete vorsichtig eine Wunde am Kopf. Ein weiteres Mal überlebt. Jedes Mal verloren sie ihre Kräfte, wenn der Rausch vorbei war. Das zerstörte Schiff ächzte. Langsam rappelte sie sich auf. Es blieb nicht viel Zeit bis ihnen die Luft abgeschnürt wurde. Sie schleppte sich zu Raks, der reglos am Boden lag, noch immer verwandelt. Doch plötzlich erwachte der Kriegszustand wieder. Ein Kugelhagel prasselte auf die Waisen ein, einige fielen ihm zum Opfer, der Rest floh zurück auf die Orphan’s Turf. Gewehrläufe blitzten im Rauch auf, auf sie gerichtet. Mako‘s Augen weiteten sich, sie fing noch Raks Blick auf. „Knolle, ich...“ Gleißendes Licht, ein tiefer schwarzer Schlund.
      „Wir haben sie, Konteradmiral Dankig.“ Für Raks schallte es aus unendlicher Ferne. Der rote Vorhang fiel. Er bäumte sich als monströse Gestalt auf, weitere Kugeln surrten doch er sah sie voraus, entkam ihnen. Spaltete Schädel, zerriss Leiber, bestrafte die Mörder. Eine fischhafte Gestalt vor ihm. „Erstick daran, Ranzig!“ Blut spritzte auf. Sein Blutrausch versiegte.

      Plötzliche Klarheit. Schon rang er nach Luft, aber er wurde zurück in die befreiende Gefangenschaft geschleift. Borkas beugte sich über ihn. „Willkommen Zuhause, Waise.“

      Raks Blick haftete auf ihm. Du wirst niemanden mehr berauben. Die Planken des schwarzen Schiffes knarrten unheilvoll.

      An Bord der Orphan’s Turf: Auf Schnurstrakse Art und Waise

      Knolle, ich brauche dich! Knolle, ich weiß nicht was hier passiert! Knolle, ich liebe dich! Was hatte sie ihm sagen wollen? Nie würde er es erfahren...Diese Erkenntnis trug Raks wie einen brodelnden Knoten in seiner Brust. Er hatte sich in seinem Blutrausch eingesperrt, sich von Mako abgeschottet und jeder dumme Fluchtversuch hatte ihn nur noch weiter in seine Gier zum Kampf getrieben. Das war das Resultat seiner blinden Wut. Sie war weg, für immer, wegen ihm. Sein letzter Anker.

      „Also nur ein Paar? Darf ich fragen wofür du das benötigst?“ Die Worte des Händlers, rissen ihn aus seinem Gedankenstrudel.

      Raks starrte weiterhin auf den Boden. Seine Fingernägel gruben sich in seine Handinnenfläche. „Ich will einfach, dass es endet“, murmelte er. „Zuviele sind gestorben.“ Der Händler lehnte sich zurück und kaute nachdenklich auf einem Grasbüschel herum. „Was auch immer damit gemeint ist.“

      Sein Blick fixierte Raks. Der Drang ihn zu zerfetzen pulsierte durch seinen Körper. Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte mit Mühe den Instinkt, der ihn Borkas Einfluss eingebracht hatte.

      „Gut, dann wäre das hier abgeschlossen.“ Der Schwarzmarkthändler warf eine Seesteinhandschelle auf den Tisch zwischen ihnen. „Viel Spaß damit.“

      Wie im Traum bahnte sich Raks seinen Weg durch die Stadt zurück zur Orphan’s Turf. Wochenlang hatte er in der neuen Welt bei jedem Landgang nach einem Kontakt zum Schwarzmarkt gesucht und ihn nun endlich gefunden. Tagelang hatte er gebraucht Mako’s Tod zu realisieren durch den dichten Nebel aus Hass, der ihn stets umwaberte. Stundenlang würde er nun warten bis er diesem Schrecken endlich ein Ende setzen konnte. Ende? Stumme Tränen liefen ihm über die Wangen. Der nun lodernde Knoten pumpte Lava durch seinen Leib. Nichts war dann zu Ende für ihn. Er hatte Mako im Stich gelassen, als sie ihn am Meisten brauchte. Diese Schuld fand kein Ende!

      Die Orphan’s Turf lief wieder aus. Nun galt es abzuwarten, Die Stunden zogen sich wie zäher Gummi, doch tatsächlich am Abend war es soweit und zwei Marineschiffe erschienen. Ein Angriff stand definitiv bevor, jedes Schiff war ein Ziel, ohne Plan, ohne Ausnahme, ohne höheres Ziel. Die Schiffe kamen näher. Seine Klauen wuchsen. Das tiefschwarze Fell türmte sich auf. Seine unbekannte Teufelsfrucht entfesselte ihn. Das Deck war leer und dort war er.

      Raks kalte Augen fixierten ihr Ziel. Borkas sah ihn kommen und lachte wieder nur abfällig. „Du lernst wohl nie dazu. Also gut, es ist lange her und du brauchst wohl eine besondere Lektion. Keine Tricks diesmal.“

      Das hier war kein Plan. Es war ein Himmelfahrtskommando. Ein letztes verzweifeltes Aufbäumen eines eingesperrten Tieres. Raks sprengte die letzten Ketten, die ihn zurückhielten und das schwarze Ungeheuer stürmte los, nach Blut geifernd verlangte es Tod. Doch all der aufgestaute Hass nützte ihm nichts, im Gegenteil, sie waren zu Borkas nutzen. Seine Klauen berührten ihn kaum, schon schmetterte dieser ihn mit gewaltigen Faustschlägen zu Boden. Sein Kopf dröhnte, die Sinne schwanden. Nur mit Mühe hing er an einem Faden seines Bewusstseins.

      Die Seesteinhandschellen klickten und er schrumpfte. Willensräuber Borkas ragte über ihn wie ein unbezwingbarer Berg, begutachtete ihn kurz und wandte sich geringschätzig ab.

      Doch mit den kalten Fesseln schmolz auch sein Hass dahin. Eine Mauer in seinem Kopf wurde durchbrochen. Die Marinebasis...die Höhle...der Sonnenuntergang...ein hell lachendes Gesicht...Mako...sein altes Ich. Die Gefühle seiner Kindheit durchfluteten ihn. Er richtete sich langsam auf. Seine Augen flackerten. Kein Monster, nur ein Junge.

      „Hey, Bazillenschleuder Torfarsch!“ Er sprang Borkas von hinten an, schlang die Handschellen um dessen Kehle und drückte mit aller Kraft zu. „Du hast uns unsere Freiheit geraubt!“ Borkas Arme wirbelten verzweifelt umher. „Du hast uns unseren Atem geraubt!“ Borkas rang nach Luft. „Und du hast mir Mako geraubt!“ Borkas ging in die Knie. Raks entriss den Schlüssel aus seiner Hand. Borkas taumelte. „Nein, ich bin gebunden,“ ächzte er noch, fiel über die Reling ins Wasser und trieb dort reglos in den Wellen.

      Es war vorbei. Raks entledigte sich der Fesseln, sprang hinüber auf das Marineschiff. Der Kampf dort war vorüber. Er keuchte schwer, das Blut im Gesicht blendete ihn. Er wollte einen tiefen Atemzug nehmen, doch ein bebendes Grollen hallte über das Meer.

      Seile umschlangen die Waisen wie Tentakel eines Krakens zerrten an ihnen. Der Atem wurde ihnen abgeschnürt. Raks fuhr herum. Die Orphan’s Turf bäumte sich auf, ein erneutes Grollen, die Takelage zum Leben erwacht. Die Kufen des lebendiges Schifes richteten sich Die Augen des Bisonskopf leuchteten rot.

      Natürlich! Borkas war nicht untergegangen. Er war nur eine weitere Marionette, eine Manifestation des Willens des Schiffes, durch die Bindungsfrucht zum Leben erwacht. Raks röchelte. Das konnte nicht so zu Ende gehen! Er kämpfte sich zu einer Kanone und riss sie aus der Verankerung, lud sie mit den Handschellen. Ihm wurde fast schwarz vor Augen, doch er richtete sie auf das schwarze Schiff und feuerte. Der Seestein durchschlug das Gewand des Schiffes. Der Atem kam zurück. Ein ungestümes Lachen entsprang Raks Kehle. Er sprang auf den Mast des Marinesschiffes und wirbelte zur Orphan’s Turf herum. „Alte Orphan’s Turf, du bist lang genug auf dem Ozean gesurft.“ Weißes Fell umhüllte ihn und er sprang auf die Kufen und riss sie lachend in Stücke. Wieder brüllte das Schiff, ein letzter verzweifelter Schrei. Das Meerwasser umgab sie und das pechschwarze Schiff wurde in die Tiefe gezogen und verschwand.

      Er durchschritt die Ruine. Sprang in das Gebüsch, arbeitete sich durch. Stand vor der verschütteten Höhle. Raks setzte sich und ließ die Beine baumeln, während er den Sonnenuntergang beobachtete. Er würde hier kurz bleiben, bis es auf die Suche nach einer neuen Heimat ging. Tränen der Freude strömten über sein Gesicht. Danke, Mako! Er konnte wieder frei atmen.

    • Die erste Umfrage war fälschlicherweise als öffentlich eingestellt. Das heißt, man konnte sehen, wer für welche Saga gestimmt hat. Da man das im Nachheinein nicht mehr ändern kann, habe ich eine neue Umfrage erstellt. Diese geht nun bis morgen 13 Uhr. Sorry für die Umstände.
    • Oh oh, Leo, niemand hat was gesehen :P

      Ich schreibe trotzdem schon mal meine Meinung zur Stichwahl, in der Hoffnung, dass diese nach Abschicken wieder online sein wird:

      Es kann hier mMn nur einen Gewinner geben, und das ist die Unerwartete Kuma-Saga. Ja, ich bin großer Fan der Saga, von Anfang an gewesen. Aber auch objektiv betrachtet sehe ich sie stärker.

      1.) Die Saga hätte es ohne Minuspunkte auch so geschafft, was ja eigentlich schon für die Qualität spricht.

      2.) Seit dem (in meinen Augen unverdienten) letzten Platz in Runde 1 räumt diese Saga reihenweise Punkte ab. Sie hat einen starken (von vielen als stärksten) bezeichneten Schreibstil. Man sieht Komplexität in der Handlung.

      3.) Beide andere Sagen hatten auch ihre Höhen und sind vor allem gut ins Turnier gestartet. Das Level konnte aber jeweils nicht gehalten werden. Über alle 3 Teile sehe ich bei den anderen beiden Sagen doch deutlich mehr Schwächen.

      4.) Zuletzt finde ich auch, dass abseits der Qualität, auch einfach der eigene Stil, den die Autorenschaft der Kuma-Saga zeigt, das weitere Turnier bereichern wird, da eigentlich niemand sonst einen ähnlichen Stil aufs Papier gebracht hat.

      Na gut, so objektiv war das jetzt auch nicht. Aber ich glaube dennoch, das Ergebnis wird deutlich. Dann wiederum lag ich dieses Turnier auch schon öfter mit so einer Einschätzung falsch :D
    • Was ich groß schreiben soll weiß ich auch nicht, aber ein paar kleine Punkte gibt es dann doch noch:

      Farbenspiel-Saga:
      Das Ende war bedauerlich, nicht mal zu einem Titel hat es gereicht. So rein vom Gefühl her hat sich das Unheil schon ein bisschen in Text 2 angebahnt (die Einführung von Reign, ihre adelige Herkunft) und Text 3 ist dann an einer befriedigenden Auflösung gescheitert. Das hängt nach, vor allem in Verbindung mit einem Minuspunkt (nicht fristgerechte Abgabe von Text 3?). Die Quittung ist jetzt allerdings ziemlich heftig, vor allem nachdem es doch gut losging. Aber Minuspunkt ist Minuspunkt, ist bei mir einfach ein Minuspunkt.

      An Bord der Orphan's Turf:
      Auch hier ging es besser los als es geendet hat. Speziell das Ende von Text 2 hat wohl gekostet, auch wenn der Abschluss durchaus kontrovers betrachtet wurde. Ein Comeback hier fände ich durchaus verdient, obwohl die Saga mir nach Text 1 eher weniger zugesagt hat. Ein Weiterkommen fände ich insbesondere gut (Achtung subjektive Ansicht!), weil die Saga sich keinen Minuspunkt eingehandelt hat.

      Unerwartete Kuma-Saga:
      Hab ich meinen Teil ja schon zu geschrieben und will ich nicht wieder durchkauen. Sauer stoßen mir aber gleich 2 Minuspunkte auf. Fände es eigentlich fast schon angemessen, wenn es ein Tiebreakkriterium gegeben hätte und sich das auf Strafpunkte bezieht, wobei man natürlich nicht sicher sagen kann wofür es denn die Minuspunkte gab. So rein vom subjektiven Gefühl her gefällt mir die Saga am Besten, aber wie gesagt stören mich die Minuspunkte. Da ich aber weder weiß warum und ob es nicht noch eventuelle Gründe gab, will ich mir hier auch nicht so sehr aufregen.

      Ehrlich gesagt finde ich es ziemlich schade, dass hier eine Saga ausscheiden wird, aber was kann man machen?
      "Well, let's begin"
      Meine FF: Erlebnisse eines Meisterdiebes (abgeschlossen)
      Langeweile? Lust auf etwas Neues? Komm nach Düsterwald in unsere Gemeinschaft! Wir freuen uns immer über neue Mitspieler!
    • Eldrail schrieb:

      So rein vom subjektiven Gefühl her gefällt mir die Saga am Besten, aber wie gesagt stören mich die Minuspunkte. Da ich aber weder weiß warum und ob es nicht noch eventuelle Gründe gab, will ich mir hier auch nicht so sehr aufregen.
      Gerne bringen wir ein wenig Licht ins Dunkel an dieser Stelle. Sämtliche Minuspunkte in der ersten Phase des Turnieres resultieren aus verspäteten Abgaben. blink hat zweimal verspätet abgegeben und dafür jeweils einen Strafpunkt kassiert und Disabled gab leider in Runde 3 verspätet ab, wofür wir ebenfalls einen Strafpunkt vergeben haben. Beide haben dies von uns bei Abgabe direkt gesagt bekommen. Es ist natürlich für beide Teilnehmenden sicherlich ärgerlich, aber manchmal nimmt das Reallife einen so sehr in Beschlag, dass es leider nicht anders geht. Disabled hat sich dazu ja an anderer Stelle bereits geäußert. Wir hoffen für blink, dass sich bald alles wieder soweit normalisiert, dass er in Runde 2 die Ruhe und Muse findet mit vollem Elan weiter zu machen. Disabled möchten wir wiederum danken, dass er trotz des ganzen Stresses sämtliche Texte eingereicht hat und wir dadurch in Phase 1 keinen einzigen Textausfall beklagen mussten.
      Beschreibe dich selbst in vier Klassifizierungen:
      1) Desillusionierter Buchhändler
      2) Podcastjunkie
      3) Erbauer eines Videospiel Pile of Shame
      4) Pen&Paper Spieler mit multipler Charakterpersönlichkeit