Wie ihr dem Titel vielleicht schon ablesen könnt, ist die zweite Phase noch nicht komplett abgeschlossen. Auch dieses Mal kommt es wieder zu einer Stichwahl. Dies Begründet sich darin, dass der Autor der Saga "Mein Name ist Sir Crocodile" noch vor der Abgabe des ersten Textes das Turnier freiwillig verlassen hat. Die zwei Texte, die ihr gelesen habt, wurden von der Turnierleitung geschrieben. Was bedeutet das für den Punktestand?
14 Punkte
Den tollwütigen hinterher (4 + 4 + 4 + 2) (1020 + 976)
13 Punkte
Schein und Sein (3 + 3 + 4 + 3) (1081 + 912)
11 Punkte
Der Preis der Wahrheit (3 + 1 + 3 + 4) (497 + 1475)
10 Punkte
Unerwartete Kuma-Saga (2 + 2 + 3 + 3) (993 + 994)
König der Unterwelt (2 + 2 + 2 + 4) (1275 + 719)
8 Punkte
Asche-Trilogie (2 + 1 + 3 + 2) (1009 + 988)
6 Punkte
An Bord der Orphan’s Turf (1 + 3 + 1 + 1) (510 + 587)
0 Punkte
Mein Name ist Sir Crocodile (4 + 4 + 1 + 1)
Wir haben lange überlegt, ob wir den ersten Text der Saga "Mein Name ist Sir Crocodile" aus der Wertung herausnehmen sollen und die anderen Teilnehmer in dieser Gruppe jeweils einen Rang aufsteigen lassen. Wir haben uns jedoch dagegen entscheiden, da der Autor für die Saga "Unerwartete Kuma-Saga" dadurch profitiert hätte und der Autor von "König der Unterwelt" somit ausgeschieden wäre. Wir halten es für am fairsten, wenn die beiden in einer Stichwahl um den Einzug in die dritte Phase kämpfen müssen. Schließlich muss der Sieger dieses Turniers eh gegen alle gewinnen.
Ihr kennt das Prozedere ja bereits aus der ersten Phase. Ihr habt 18 Stunden Zeit (also bis Samstag 15 Uhr), für die Sagaerweiterung zu stimmen, die den besseren Gesamteindruck auf euch gemacht habt. Als gedankliche Stütze hier nochmal die vier Texte, um die es geht.
Unerwartete Kuma-Saga
Unerwarteter Tyrann
Unerwartet liebevoller Tyrann
Die weißen Wolken türmten sich wie Berge aus Schnee um mich. Der vorbeiziehende, blaue Himmel erneuerte immer wieder seinen Glanz. Ich war nie ein König gewesen. Eine Handvoll hatte ich noch aus den Trümmern retten können, hatte ihren Schmerz gelindert, aber es war ein Schatten von dem, was ich hätte erreichen können, wenn ich wachsamer gewesen wäre. Wie sollte ich ihr unter die Augen treten? Ich musste Wiedergutmachung leisten, was auch immer das bedeuten mochte.
Ich erhob mich von dem Tatzenabdruck im Boden und schritt schwerfällig in Richtung des Lagers der Revolutionäre. Meine Mitstreiter begrüßten mich wie einen Bruder. Sie wussten bereits Bescheid, doch ich ignorierte die Respektbekundungen und suchte zwischen all den Menschen nur nach ihr. Doch sie entdeckte mich zuerst, ein gellender Schrei übertönte das Stimmengewaber und wieder einmal schoss sie wie eine rosafarbene Kanonenkugel auf mich zu. Ich wollte nichts mehr als sie in den Arm nehmen. Zu spüren, dass es ihr gut ging. Sie nie wieder loslassen. Doch mein Traum wurde jäh zerrissen, als sie mich erreichte.
„Du mieser Riesenklops!“ Bonneys kleine Fäuste hämmerten wie wild auf mich ein. „Ich hasse dich!“
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Mein Klumpen in mir, der in den letzten Tagen etwas Ruhe gegeben hatte, brodelte wieder wie ein Vulkan auf. Ich blieb stumm, ließ mich nur auf die Knie fallen, unternahm einen zaghaften Versuch sie zu berühren, doch sie ließ ihrer Wut, tränenüberströmt, weiter freien Lauf. Ich hatte es verdient. Irgendwann schwächelte sie und ich sah einen kurzen Lichtblick.
Ich umfasste behutsam ihr Gesicht und blickte in ihre verquollenen Augen. „Bon, es tut mir leid.“
„Warum hast du mich einfach so alleine gelassen?“, schluchzte sie und berührte meine Hände.
„Ich...ich wollte dich beschützen. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.“ Auch ich konnte nicht mehr an mich halten und spürte Tränen auf meinem Gesicht, während ich ihre fürsorglich aus ihrem Gesicht wischte.
Bonney starrte mich nur ungläubig an, sie hatte mich noch nie so gesehen. Der übrig gebliebene Zorn in ihren Augen verblasste und sie umarmte mich. Da war er, der Traum. Ich umschloss sie, wie ein schützender Umhang. Gleichzeitig verdampfte der brodelnde Klumpen für diesen Moment. Alles andere war unwichtig. Nur sie und ich.
Eine gefühlte, wunderschöne Ewigkeit dauerte es an. Dann löste sie sich von mir, lächelte mich kurz an. Mehr brauchte ich nicht, um auch den Rest hinweg zu spülen.
„Komm, ich will dir jemanden vorstellen.“ Sie nahm mich bei der Hand und führte mich weiter ins Lager hinein. Ein blonder Junge saß gedankenversunken auf dem Boden. Seine ernsten Augen hoben sich als wir näher kamen. „Sabo! Das ist Bartholomäus, von dem ich dir erzählt hab.“
Die Augen des Jungen weiteten sich kurz vor Überraschung bei meinem Anblick. Doch es war keine Angst zu sehen, die meine riesige Gestalt normalerweise auslöste.
„Hallo, Sabo“, begrüßte ich ihn freundlich und streckte ihm meine offene Handfläche hin.
„Hi.“ Er starrte wieder auf den Boden, ignorierte meine Hand.
Bonney nahm mich kurz zur Seite und flüsterte hinter vorgehaltener Hand. „Er weiß nicht wer er ist und ist die ganze Zeit traurig. Magst du mir helfen ihn aufzumuntern?“
Ich nickte und beobachtete Sabo interessiert.
„Komm Sabo, wir spielen Tatzenschleuder!“, rief Bonney ihm zu.
Ich wusste genau was ich zu tun hatte, legte mich auf den Rücken und streckte die Arme nach oben. Bonney kletterte auf meine Handfläche. Sabo sah im gebührenden Abstand zu. Ich erzeugte einen kurzen Schub und Bonney wurde in die Höhe getragen. Sie jubelte auf. Ich schleuderte sie mit dem nächsten Schub noch höher. Ihre freudigen Schreie wurden lauter.
„Sabo, komm endlich! Das ist super!“ schrie sie mit verzerrter Stimme.
Der Junge begann, immer noch skeptisch, meine Hand zu erklimmen. Ich wollte zunächst vorsichtig beginnen, überlegte es mir anders und schleuderte ihn ebenfalls hoch in die Luft. Ein überraschter Schrei entfuhr ihm und nach einigen Malen lockerten sich auch seine Gesichtszüge und der Anflug eines Lachens war zu erkennen.
Ein jäher Windstoß trug die beiden Kinder wieder sanft zu Boden. „Hier bist du also. Und schon mit den Kindern am Werk.“ Dragon löste sich grinsend aus dem Hintergrund. „Bonney, darf ich ihn mir kurz ausleihen? Wir bleiben in der Nähe.“
Bonney zögerte kurz und nickte.
Dragons Mimik nahm wieder ernste Züge an. „Ich hab es bereits gehört. Es tut mir leid. Vor allem das mit Breek.“
„Ich konnte nicht mehr tun.“ Meine leeren Augen starrten auf Bonney.
Dragon packte mich kameradschaftlich am Arm „Ich weiß. Ich kenne diesen inneren Kampf.“
„Wirklich?“
„Ja. Weißt du, ich habe einen Sohn. Er heißt Ruffy und wohnt im Goa Königreich, so wie Sabo.“
Ich riss überrascht die Augen auf. „Das hast du mir nie erzählt.“
Dragon schlug die Beine übereinander. Sein sonst scharfer Blick wandte sich nachdenklich in Richtung der aufsteigenden Sonne. „Das hab ich niemanden erzählt. Aber ich sehe was du für Bonney empfindest und es erinnert mich daran.
„Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?“
Dragon seufzte tief. „Nur als Baby. Er dürfte jetzt ungefähr so alt sein wie Bonney. Als wir im Goa Königreich waren habe ich mit mir gerungen ihn zu Gesicht zu bekommen, aber es war zu schwer. Ich konnte nicht.“
Ich ahnte schon worauf es hinauslief und trotzdem schoss kurz Ärger durch meinen Kopf. „Warum hast du ihn dann überhaupt zurückgelassen?“
Dragon schwieg kurz. Er wandte seinen Blick zu mir, dann zu den spielenden Kindern. „Wegen ihnen. Ich kann weder Ruffy noch allen anderen Kindern eine solche Welt hinterlassen. Diese Welt ist grausam für Kinder. Es ist ein Kriegsschauplatz und Hunderte lassen täglich ihr Leben wegen den Verbrechen der Weltregierung. Du hast es selbst erlebt.“
Ich war nicht überzeugt. „Und trotzdem lässt du ihn im Stich?“
„Bartholomäus, ich bin ein schrecklicher Vater. Aber wenn ich ihn jetzt sehen würde, weiß ich nicht ob ich das hier weiterhin machen könnte. Eines Tages vielleicht. Ich musste mich entscheiden.“ Er drehte sich zu mir. „Das wirst du auch müssen.“
Ich betrachtete Bonneys wehende Haare, wie sie in der Sonne glänzten. Ich mich entscheiden?
König der Unterwelt
Erste Funken
Erloschene Flamme
Sabaody Archipel, Grandline, 1515
Stillschweigend stand er da. Den Blick auf den urgewaltigen Baumstamm gerichtet, der vor ihm in den Himmel ragte. In Gedanken versunken. In Erinnerungen an eine idyllische, fast schon märchenhafte, Zeit schwelgend.
Kaum zu glauben, dass es schon sieben Jahre her ist. Sieben Jahre, drei Monate und zwölf Tage. So viel Zeit ist vergangen, seitdem ich sie hier kennengelernt habe. Ich werde den Tag nie vergessen, an dem wir uns begegnet sind. Den Tag, an dem sich mein Leben für immer verändert hat. Ich habe stets in dem Glauben gelebt, dass ich niemals sesshaft werden würde. Ich log und betrog. Ich mogelte mich durchs Leben. Bis sich unsere Wege kreuzten. Noch Monate später konnte ich nicht verstehen, wieso ich damals das Bedürfnis hatte ihrem Schrei nach Hilfe zu folgen. Das war gar nicht meine Art und doch konnte ich nicht anders. Fast so, als hätte mich eine übernatürliche Macht gepackt und zu ihr gezogen. Fast so, als sei unsere Begegnung vorherbestimmt gewesen.
Schlussendlich fand ich mit ihr etwas, von dem ich nicht geglaubt hatte, dass ich es jemals erlangen würde. Die Liebe. Immer wieder stellte ich mir selbst die Frage, womit ich eine Frau wie Mary eigentlich verdient hatte. Und selbst jetzt beschäftigt es mich noch. Sieben Jahre später.
Der schlaksige Mann im feinen, weißen Zwirn machte ein paar Schritte auf den Grove zu. Der süße Geruch von Lavendel kroch ihm in die Nasenhöhlen. Er schloss die Augen, genoss jeden einzelnen Zug dieses wundervollen Aromas, das ihn umströmte.
Ich weiß, dass es unmöglich ist. Ich weiß, dass sie nicht zurückkehren wird. Und doch, jedes Mal wenn ich diesen Ort betrete, kommt es mir so vor, als stünde sie direkt vor mir. So wie damals. So wie an jenem Tag, an dem ich vor ihr auf die Knie fiel. Mary’s Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen. Eine Mischung aus Glückseligkeit und Ungläubigkeit. Ihre Hände verdeckten augenblicklich ihren Mund, um ihr aufkeimendes Schluchzen zu unterdrücken. Tränen sammelten sich in ihren himmelblauen Augen. Doch keine Tränen der Trauer, sondern Tränen der Freude. Ich wusste immer, dass sie genauso für mich empfand, wie ich für sie. Und doch, diese Reaktion von ihr, noch bevor ich ihr die größte aller Fragen überhaupt stellen konnte, führte mir einmal mehr vor Augen, wie tief unsere Gefühle füreinander waren. Wie stark das Band war, das uns miteinander verband.
Nach einem letzten, tiefen Atemzug schritt Jim weiter auf den Baumstamm zu, achtsam darauf bedacht den wildwachsenden Lavendel nicht zu zertreten. Sanft legte er seine Handfläche auf das warme Holz auf. Und er lächelte. Er lächelte, als er die Markierungen unter seiner Haut spürte. Die Eingravierungen ihrer Namen waren noch da, sie hatten die vielen Jahre überdauert.
Ich erhob mich. Ungestüm fiel sie mir um den Hals, umarmte mich. Keine überraschende Geste, doch die Intensität, die damit einherging, übertraf alles, was ich bis dahin von ihr gewohnt war. So überwältigt war sie von dem Gedanken daran, dass wir uns bald das Jawort geben würden. Unbewusst ließ ich die Schatulle fallen, die ich schon seit einigen Wochen mit mir herumgetragen hatte, als sie sich letztlich von mir löste und mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen drückte. Wir lächelten einander zu. Ich zückte mein Messer. Die einzige Konstante, die ich in meinem Leben hatte, bevor ich auf Mary getroffen war. Hand in Hand näherten wir uns dem Grove, an dem wir uns einst kennengelernt hatten. Behutsam ritzte ich zunächst meinen und dann ihren Namen in das Holz ein. Ich musste diese Geste nicht erklären, Mary erkannte sie sogleich und küsste zärtlich meine rechte Wange.
Sanft touchierte Jim eben jene Stelle seines Gesichts, während er wie gebannt auf die unvollständige Inschrift starrte.
Wie oft wir hier am Stamm gelehnt saßen, den süßen Duft von Lavendel in der Nase. An einem dieser Tage ergriff Mary meine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Zuerst begriff ich nicht, doch als ich ihre freudestrahlende Miene erblickte verstand ich. Ein dritter Name, um unser Glück vollkommen zu machen. Worte brauchten wir nicht, wir lagen uns einfach in den Armen, während ich über ihren Bauch strich und das neue Leben zu erspüren versuchte.
Ein flüchtiges, unscheinbares Lächeln wich ihm über seine Lippen, als er dem Grove schließlich den Rücken zuwandte und davon schritt. Ohne zurückzusehen.
Jim und Mary
Für immer Dein, für immer Mein
Wie gesagt geht es in der Umfrage darum, welche Sagaerweiterung den besten Gesamteindruck bei euch hinterlassen hat. Schaut ihr dabei mehr auf die Atmosphäre? Auf die beste Erweiterung der Originalsaga oder einfach auf die unterhaltsamsten Geschichten? Wir wollen euch dort nicht zu sehr einschränken. Ihr werdet das schon hinbekommen, da sind wir uns sicher!
An alle Teilnehmer gilt wieder striktes Outingverbot bis wir euch morgen den Sagen zugeordnet haben.
14 Punkte
Den tollwütigen hinterher (4 + 4 + 4 + 2) (1020 + 976)
13 Punkte
Schein und Sein (3 + 3 + 4 + 3) (1081 + 912)
11 Punkte
Der Preis der Wahrheit (3 + 1 + 3 + 4) (497 + 1475)
10 Punkte
Unerwartete Kuma-Saga (2 + 2 + 3 + 3) (993 + 994)
König der Unterwelt (2 + 2 + 2 + 4) (1275 + 719)
8 Punkte
Asche-Trilogie (2 + 1 + 3 + 2) (1009 + 988)
6 Punkte
An Bord der Orphan’s Turf (1 + 3 + 1 + 1) (510 + 587)
0 Punkte
Mein Name ist Sir Crocodile (4 + 4 + 1 + 1)
Wir haben lange überlegt, ob wir den ersten Text der Saga "Mein Name ist Sir Crocodile" aus der Wertung herausnehmen sollen und die anderen Teilnehmer in dieser Gruppe jeweils einen Rang aufsteigen lassen. Wir haben uns jedoch dagegen entscheiden, da der Autor für die Saga "Unerwartete Kuma-Saga" dadurch profitiert hätte und der Autor von "König der Unterwelt" somit ausgeschieden wäre. Wir halten es für am fairsten, wenn die beiden in einer Stichwahl um den Einzug in die dritte Phase kämpfen müssen. Schließlich muss der Sieger dieses Turniers eh gegen alle gewinnen.
Ihr kennt das Prozedere ja bereits aus der ersten Phase. Ihr habt 18 Stunden Zeit (also bis Samstag 15 Uhr), für die Sagaerweiterung zu stimmen, die den besseren Gesamteindruck auf euch gemacht habt. Als gedankliche Stütze hier nochmal die vier Texte, um die es geht.
Unerwartete Kuma-Saga
Saga: Unerwartete Kuma-Saga
Ich war zurück. All die Reisen um die Welt und ich war wieder dort gelandet, wo ich begonnen hatte. Was nützt die ganze Freiheit auf der Welt, wenn man nicht einmal die Menschen beschützen kann, die einem so wichtig sind?
Der Thronsaal wölbte sich über mir. Die dumpfen Schreie des Volkes durchdrangen die alten Gemäuer. Ich versuchte sie auszublenden, während ich mich meiner Reisebibel widmete, aber der verzweifelt aufschwallende Lärm warf mich immer wieder zurück.
Seit Monaten hatte mein Volk mit der Hungersnot zu kämpfen und nun war es ihnen zuviel. Die Angst vor dem Tod, der Hunger nach Essen, nun auch nach Vergeltung, trieb sie auf die Straßen. Und sie wanden sich an die einzige Instanz, von der sie noch Hilfe erhoffen konnten. Mich.
Aber was konnte ich schon tun? Ein König der sein Volk für seine Freiheit im Stich lässt, nur um reumütig zurück zu kehren und zu merken, dass ich nichts ausrichten kann.
„Sie werden immer zorniger.“ Breeks Stimme hallte durch den Saal. „Wenn es so weitergeht werden sie das Schloss stürmen.“
Ich blickte meinen alten Freund an. Er war einer von wenigen Menschen, der aus meinem sonst so starren Gesicht eine Regung erkennen konnte. Und er erkannte auch jetzt meine Traurigkeit.
Breek seufzte. „Sie haben den kompletten Palast umstellt. Ich werde versuchen mit ihnen zu reden.“
Ich schwieg, aber hoffte trotzdem er würde meine Dankbarkeit erkennen. Breek ging. Ein pulsierender Klumpen wohnte in mir. Ich sollte gehen und mit ihnen sprechen, aber dafür war ich zu feige. Nie war ich ein Mann großer Worte gewesen und in dieser Situation hätte eine passende Ansprache an ein Wunder gegrenzt.
„Barti! Barti!“ Ein Knäuel wehender, rosa Haare stürzte sich auf mich und klammerte sich an meinen Bauch. „Hier versteckst du dich. Ich hab dich überall gesucht.“
Zögernd streichelte ich sanft Bonneys Kopf. An ihre stürmische Art konnte ich mich nie gewöhnen und trotzdem war sie genau das was mir immer gefehlt hatte. Mein Licht in der einsamen Dunkelheit. Mein leuchtendes Juwel.
Die kleine Bonney ließ von mir ab, kramte hektisch in ihrer Tasche und streckte mir ihre Hand entgegen. „Guck doch mal was ich gefunden hab.“
Ich beugte mich vor und sah in ihrer Handfläche eine Meise, die sich kaum noch regte.
„Irgendwie geht es dem armen Vogeli nicht“, nuschelte Bonney mit traurigen Blick.
„Er ist wohl krank“, murmelte ich. „Wahrscheinlich ist er einfach alt.“
Sofort leuchteten Bonneys Augen auf. „Auja, dann weiß ich was“, krähte sie freudestrahlend und drehte mir den Rücken zu.
„Was machst du...?“ Ich beugte mich noch weiter vor.
„Nicht schummeln! Das ist eine Überraschung...so fertig!“ Sie schleuderte die Arme in die Luft und die Meise flatterte quicklebendig empor.
Erstaunt blickte ich dem Vogel nach. „Wie hast du das denn geschafft?“
Bonney zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht. Wenn ich es mir wünsche, dann werden Sachen jung, oder alt und runzlig.“
Ich wollte schon nachhaken, aber ein Grollen unterbrach mich. Es kam aus Richtung des Haupttors. Ich sprang auf.
„Was war das, Barti?“
„Ich weiß es nicht, Bon. Ich schau mal kurz nach. Bleib du hier, ich bin sofort wieder da.“
„Aber ich will mit!“, verlangte sie und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
„Nein, bitte bleib hier.“
„Na gut...“ Sie hockte sich auf den Boden und schürzte schmollend die Lippen. „Aber komm wirklich!“
„Versprochen.“ Ich entfernte meinen Handschuh, klopfte gegen meine Seite und stand vorm Haupttor. Der Lärm des wütenden Volkes schwoll lautstark an. Ich blickte mich um. Direkt vor dem Tor stand ein Käfig. Ich stapfte hin und blickte hinein. Eine Bombe!
„Grüß dich, Bär.“
Ich wirbelte herum und bemerkte einen maskierten Mann im weißen Anzug. „Wer bist du?“ Ich spannte mich unmerklich an, zur Attacke bereit.
„Sachte, ich will keinen Streit. Ich bin nur der Überbringer dieses Geschenkkorbes und soll dir schöne Grüße von der Weltregierung überbringen. Die Grüße kannst du gleich an deinen guten Freund Dragon weiterleiten. Eine freundliche Erinnerung und auch nur ein Vorgeschmack zu dem was passiert, wenn man sich gegen uns wendet.“
Ich reagierte sofort, stieß meine Handfläche nach vorn und feuerte meine Pad Kanone auf ihn. Doch der Unbekannte verzerrte sich und verschwand so schnell wie er erschienen war.
Ich atmete schwer, wirbelte zur Bombe herum. Ich musste sie so weit weg schaffen wie möglich. Sie hatten schon genug durchgemacht. Sein Volk. Breek. Bonney. Ich schlug mit der Handfläche gegen den Käfig, um ihn fort zu schleudern. Nichts geschah. Nur ein schweres Gefühl, dass mich kurz durchflutete. Seestein. Natürlich hatten sie daran. Ich sackte zusammen, warf die Hände über den Kopf. Der Klumpen in mir wuchs an und füllte mich aus.
„Barti!“
Nein! In Panik riss ich mich hoch. „Bon, bleib weg!“
Sie blieb wie angewurzelt stehen, ihr Gesicht spiegelte Überraschung. „Was ist denn los? Willst du mich etwa wieder ärgern?“
„Bonney, es ist ernst. Verschwinde!“, schrie ich verzweifelt.
Furcht blitzte in ihren Augen auf. Sie rannte auf mich zu und umklammerte verbissen mein Bein.“Nein! Ich will dir bei dir bleiben!“
„Es geht nicht.“
„Warum? Bitte lass mich nicht allein. Ich hasse das!“ Tränen liefen ihr über die Wangen und sie grub ihr Gesicht in meine Hose.
Ich verkrampfte mich. Wie konnte ich sie ihm Stich lassen? Er hatte versprochen sie niemals alleine zu lassen. „Es tut mir leid, liebe Bonney. Ich hole dich.“ Meine Hand senkte sich zu ihrem Kopf.
„Barti, bitte...“ Sie verschwand.
Ich schüttelte wild den Kopf, brüllte auf. Konzentrier dich! Ich musste warten. Nicht alle konnte ich retten. Den Schaden minimieren, nur das ging. Ich presste die Luft zusammen. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Meine Fäuste pulsierten. Warten. Warten auf die Explosion. Eine gefühlte Ewigkeit...ein tosendes Inferno. Eine riesige Flammenwand. „Ursus Shock!“ Die beiden Druckwellen prallten aufeinander. Die Mauern zerbarsten. Keine Todesschreie, nur sofortige Asche. Und mir kam es zu spät. Breek! Nein! Rauchschwaden. Stumm stand ich im Dunst. Hunderte meines Volkes...Breek...ich hatte versagt.
Big News Morgans überflog die Trümmer und verkohlten Leichen. Dieses Chaos. Wie grausam. Das war das Werk eines Tyrannen!
Ich war zurück. All die Reisen um die Welt und ich war wieder dort gelandet, wo ich begonnen hatte. Was nützt die ganze Freiheit auf der Welt, wenn man nicht einmal die Menschen beschützen kann, die einem so wichtig sind?
Der Thronsaal wölbte sich über mir. Die dumpfen Schreie des Volkes durchdrangen die alten Gemäuer. Ich versuchte sie auszublenden, während ich mich meiner Reisebibel widmete, aber der verzweifelt aufschwallende Lärm warf mich immer wieder zurück.
Seit Monaten hatte mein Volk mit der Hungersnot zu kämpfen und nun war es ihnen zuviel. Die Angst vor dem Tod, der Hunger nach Essen, nun auch nach Vergeltung, trieb sie auf die Straßen. Und sie wanden sich an die einzige Instanz, von der sie noch Hilfe erhoffen konnten. Mich.
Aber was konnte ich schon tun? Ein König der sein Volk für seine Freiheit im Stich lässt, nur um reumütig zurück zu kehren und zu merken, dass ich nichts ausrichten kann.
„Sie werden immer zorniger.“ Breeks Stimme hallte durch den Saal. „Wenn es so weitergeht werden sie das Schloss stürmen.“
Ich blickte meinen alten Freund an. Er war einer von wenigen Menschen, der aus meinem sonst so starren Gesicht eine Regung erkennen konnte. Und er erkannte auch jetzt meine Traurigkeit.
Breek seufzte. „Sie haben den kompletten Palast umstellt. Ich werde versuchen mit ihnen zu reden.“
Ich schwieg, aber hoffte trotzdem er würde meine Dankbarkeit erkennen. Breek ging. Ein pulsierender Klumpen wohnte in mir. Ich sollte gehen und mit ihnen sprechen, aber dafür war ich zu feige. Nie war ich ein Mann großer Worte gewesen und in dieser Situation hätte eine passende Ansprache an ein Wunder gegrenzt.
„Barti! Barti!“ Ein Knäuel wehender, rosa Haare stürzte sich auf mich und klammerte sich an meinen Bauch. „Hier versteckst du dich. Ich hab dich überall gesucht.“
Zögernd streichelte ich sanft Bonneys Kopf. An ihre stürmische Art konnte ich mich nie gewöhnen und trotzdem war sie genau das was mir immer gefehlt hatte. Mein Licht in der einsamen Dunkelheit. Mein leuchtendes Juwel.
Die kleine Bonney ließ von mir ab, kramte hektisch in ihrer Tasche und streckte mir ihre Hand entgegen. „Guck doch mal was ich gefunden hab.“
Ich beugte mich vor und sah in ihrer Handfläche eine Meise, die sich kaum noch regte.
„Irgendwie geht es dem armen Vogeli nicht“, nuschelte Bonney mit traurigen Blick.
„Er ist wohl krank“, murmelte ich. „Wahrscheinlich ist er einfach alt.“
Sofort leuchteten Bonneys Augen auf. „Auja, dann weiß ich was“, krähte sie freudestrahlend und drehte mir den Rücken zu.
„Was machst du...?“ Ich beugte mich noch weiter vor.
„Nicht schummeln! Das ist eine Überraschung...so fertig!“ Sie schleuderte die Arme in die Luft und die Meise flatterte quicklebendig empor.
Erstaunt blickte ich dem Vogel nach. „Wie hast du das denn geschafft?“
Bonney zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht. Wenn ich es mir wünsche, dann werden Sachen jung, oder alt und runzlig.“
Ich wollte schon nachhaken, aber ein Grollen unterbrach mich. Es kam aus Richtung des Haupttors. Ich sprang auf.
„Was war das, Barti?“
„Ich weiß es nicht, Bon. Ich schau mal kurz nach. Bleib du hier, ich bin sofort wieder da.“
„Aber ich will mit!“, verlangte sie und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
„Nein, bitte bleib hier.“
„Na gut...“ Sie hockte sich auf den Boden und schürzte schmollend die Lippen. „Aber komm wirklich!“
„Versprochen.“ Ich entfernte meinen Handschuh, klopfte gegen meine Seite und stand vorm Haupttor. Der Lärm des wütenden Volkes schwoll lautstark an. Ich blickte mich um. Direkt vor dem Tor stand ein Käfig. Ich stapfte hin und blickte hinein. Eine Bombe!
„Grüß dich, Bär.“
Ich wirbelte herum und bemerkte einen maskierten Mann im weißen Anzug. „Wer bist du?“ Ich spannte mich unmerklich an, zur Attacke bereit.
„Sachte, ich will keinen Streit. Ich bin nur der Überbringer dieses Geschenkkorbes und soll dir schöne Grüße von der Weltregierung überbringen. Die Grüße kannst du gleich an deinen guten Freund Dragon weiterleiten. Eine freundliche Erinnerung und auch nur ein Vorgeschmack zu dem was passiert, wenn man sich gegen uns wendet.“
Ich reagierte sofort, stieß meine Handfläche nach vorn und feuerte meine Pad Kanone auf ihn. Doch der Unbekannte verzerrte sich und verschwand so schnell wie er erschienen war.
Ich atmete schwer, wirbelte zur Bombe herum. Ich musste sie so weit weg schaffen wie möglich. Sie hatten schon genug durchgemacht. Sein Volk. Breek. Bonney. Ich schlug mit der Handfläche gegen den Käfig, um ihn fort zu schleudern. Nichts geschah. Nur ein schweres Gefühl, dass mich kurz durchflutete. Seestein. Natürlich hatten sie daran. Ich sackte zusammen, warf die Hände über den Kopf. Der Klumpen in mir wuchs an und füllte mich aus.
„Barti!“
Nein! In Panik riss ich mich hoch. „Bon, bleib weg!“
Sie blieb wie angewurzelt stehen, ihr Gesicht spiegelte Überraschung. „Was ist denn los? Willst du mich etwa wieder ärgern?“
„Bonney, es ist ernst. Verschwinde!“, schrie ich verzweifelt.
Furcht blitzte in ihren Augen auf. Sie rannte auf mich zu und umklammerte verbissen mein Bein.“Nein! Ich will dir bei dir bleiben!“
„Es geht nicht.“
„Warum? Bitte lass mich nicht allein. Ich hasse das!“ Tränen liefen ihr über die Wangen und sie grub ihr Gesicht in meine Hose.
Ich verkrampfte mich. Wie konnte ich sie ihm Stich lassen? Er hatte versprochen sie niemals alleine zu lassen. „Es tut mir leid, liebe Bonney. Ich hole dich.“ Meine Hand senkte sich zu ihrem Kopf.
„Barti, bitte...“ Sie verschwand.
Ich schüttelte wild den Kopf, brüllte auf. Konzentrier dich! Ich musste warten. Nicht alle konnte ich retten. Den Schaden minimieren, nur das ging. Ich presste die Luft zusammen. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Meine Fäuste pulsierten. Warten. Warten auf die Explosion. Eine gefühlte Ewigkeit...ein tosendes Inferno. Eine riesige Flammenwand. „Ursus Shock!“ Die beiden Druckwellen prallten aufeinander. Die Mauern zerbarsten. Keine Todesschreie, nur sofortige Asche. Und mir kam es zu spät. Breek! Nein! Rauchschwaden. Stumm stand ich im Dunst. Hunderte meines Volkes...Breek...ich hatte versagt.
Big News Morgans überflog die Trümmer und verkohlten Leichen. Dieses Chaos. Wie grausam. Das war das Werk eines Tyrannen!
Die weißen Wolken türmten sich wie Berge aus Schnee um mich. Der vorbeiziehende, blaue Himmel erneuerte immer wieder seinen Glanz. Ich war nie ein König gewesen. Eine Handvoll hatte ich noch aus den Trümmern retten können, hatte ihren Schmerz gelindert, aber es war ein Schatten von dem, was ich hätte erreichen können, wenn ich wachsamer gewesen wäre. Wie sollte ich ihr unter die Augen treten? Ich musste Wiedergutmachung leisten, was auch immer das bedeuten mochte.
Ich erhob mich von dem Tatzenabdruck im Boden und schritt schwerfällig in Richtung des Lagers der Revolutionäre. Meine Mitstreiter begrüßten mich wie einen Bruder. Sie wussten bereits Bescheid, doch ich ignorierte die Respektbekundungen und suchte zwischen all den Menschen nur nach ihr. Doch sie entdeckte mich zuerst, ein gellender Schrei übertönte das Stimmengewaber und wieder einmal schoss sie wie eine rosafarbene Kanonenkugel auf mich zu. Ich wollte nichts mehr als sie in den Arm nehmen. Zu spüren, dass es ihr gut ging. Sie nie wieder loslassen. Doch mein Traum wurde jäh zerrissen, als sie mich erreichte.
„Du mieser Riesenklops!“ Bonneys kleine Fäuste hämmerten wie wild auf mich ein. „Ich hasse dich!“
Meine Augen füllten sich mit Tränen. Mein Klumpen in mir, der in den letzten Tagen etwas Ruhe gegeben hatte, brodelte wieder wie ein Vulkan auf. Ich blieb stumm, ließ mich nur auf die Knie fallen, unternahm einen zaghaften Versuch sie zu berühren, doch sie ließ ihrer Wut, tränenüberströmt, weiter freien Lauf. Ich hatte es verdient. Irgendwann schwächelte sie und ich sah einen kurzen Lichtblick.
Ich umfasste behutsam ihr Gesicht und blickte in ihre verquollenen Augen. „Bon, es tut mir leid.“
„Warum hast du mich einfach so alleine gelassen?“, schluchzte sie und berührte meine Hände.
„Ich...ich wollte dich beschützen. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.“ Auch ich konnte nicht mehr an mich halten und spürte Tränen auf meinem Gesicht, während ich ihre fürsorglich aus ihrem Gesicht wischte.
Bonney starrte mich nur ungläubig an, sie hatte mich noch nie so gesehen. Der übrig gebliebene Zorn in ihren Augen verblasste und sie umarmte mich. Da war er, der Traum. Ich umschloss sie, wie ein schützender Umhang. Gleichzeitig verdampfte der brodelnde Klumpen für diesen Moment. Alles andere war unwichtig. Nur sie und ich.
Eine gefühlte, wunderschöne Ewigkeit dauerte es an. Dann löste sie sich von mir, lächelte mich kurz an. Mehr brauchte ich nicht, um auch den Rest hinweg zu spülen.
„Komm, ich will dir jemanden vorstellen.“ Sie nahm mich bei der Hand und führte mich weiter ins Lager hinein. Ein blonder Junge saß gedankenversunken auf dem Boden. Seine ernsten Augen hoben sich als wir näher kamen. „Sabo! Das ist Bartholomäus, von dem ich dir erzählt hab.“
Die Augen des Jungen weiteten sich kurz vor Überraschung bei meinem Anblick. Doch es war keine Angst zu sehen, die meine riesige Gestalt normalerweise auslöste.
„Hallo, Sabo“, begrüßte ich ihn freundlich und streckte ihm meine offene Handfläche hin.
„Hi.“ Er starrte wieder auf den Boden, ignorierte meine Hand.
Bonney nahm mich kurz zur Seite und flüsterte hinter vorgehaltener Hand. „Er weiß nicht wer er ist und ist die ganze Zeit traurig. Magst du mir helfen ihn aufzumuntern?“
Ich nickte und beobachtete Sabo interessiert.
„Komm Sabo, wir spielen Tatzenschleuder!“, rief Bonney ihm zu.
Ich wusste genau was ich zu tun hatte, legte mich auf den Rücken und streckte die Arme nach oben. Bonney kletterte auf meine Handfläche. Sabo sah im gebührenden Abstand zu. Ich erzeugte einen kurzen Schub und Bonney wurde in die Höhe getragen. Sie jubelte auf. Ich schleuderte sie mit dem nächsten Schub noch höher. Ihre freudigen Schreie wurden lauter.
„Sabo, komm endlich! Das ist super!“ schrie sie mit verzerrter Stimme.
Der Junge begann, immer noch skeptisch, meine Hand zu erklimmen. Ich wollte zunächst vorsichtig beginnen, überlegte es mir anders und schleuderte ihn ebenfalls hoch in die Luft. Ein überraschter Schrei entfuhr ihm und nach einigen Malen lockerten sich auch seine Gesichtszüge und der Anflug eines Lachens war zu erkennen.
Ein jäher Windstoß trug die beiden Kinder wieder sanft zu Boden. „Hier bist du also. Und schon mit den Kindern am Werk.“ Dragon löste sich grinsend aus dem Hintergrund. „Bonney, darf ich ihn mir kurz ausleihen? Wir bleiben in der Nähe.“
Bonney zögerte kurz und nickte.
Dragons Mimik nahm wieder ernste Züge an. „Ich hab es bereits gehört. Es tut mir leid. Vor allem das mit Breek.“
„Ich konnte nicht mehr tun.“ Meine leeren Augen starrten auf Bonney.
Dragon packte mich kameradschaftlich am Arm „Ich weiß. Ich kenne diesen inneren Kampf.“
„Wirklich?“
„Ja. Weißt du, ich habe einen Sohn. Er heißt Ruffy und wohnt im Goa Königreich, so wie Sabo.“
Ich riss überrascht die Augen auf. „Das hast du mir nie erzählt.“
Dragon schlug die Beine übereinander. Sein sonst scharfer Blick wandte sich nachdenklich in Richtung der aufsteigenden Sonne. „Das hab ich niemanden erzählt. Aber ich sehe was du für Bonney empfindest und es erinnert mich daran.
„Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?“
Dragon seufzte tief. „Nur als Baby. Er dürfte jetzt ungefähr so alt sein wie Bonney. Als wir im Goa Königreich waren habe ich mit mir gerungen ihn zu Gesicht zu bekommen, aber es war zu schwer. Ich konnte nicht.“
Ich ahnte schon worauf es hinauslief und trotzdem schoss kurz Ärger durch meinen Kopf. „Warum hast du ihn dann überhaupt zurückgelassen?“
Dragon schwieg kurz. Er wandte seinen Blick zu mir, dann zu den spielenden Kindern. „Wegen ihnen. Ich kann weder Ruffy noch allen anderen Kindern eine solche Welt hinterlassen. Diese Welt ist grausam für Kinder. Es ist ein Kriegsschauplatz und Hunderte lassen täglich ihr Leben wegen den Verbrechen der Weltregierung. Du hast es selbst erlebt.“
Ich war nicht überzeugt. „Und trotzdem lässt du ihn im Stich?“
„Bartholomäus, ich bin ein schrecklicher Vater. Aber wenn ich ihn jetzt sehen würde, weiß ich nicht ob ich das hier weiterhin machen könnte. Eines Tages vielleicht. Ich musste mich entscheiden.“ Er drehte sich zu mir. „Das wirst du auch müssen.“
Ich betrachtete Bonneys wehende Haare, wie sie in der Sonne glänzten. Ich mich entscheiden?
König der Unterwelt
Saga: König der Unterwelt
Sabaody Archipel, Grandline, 1508
Das rötliche Licht der aufsteigenden Morgensonne spiegelte sich in den umherschwirrenden Luftblasen. Vereinzelte Strahlen bahnten sich ihren Weg durch die dichten Baumkronen der urgewaltigen Mangroven. Es schien ein friedlicher Tag im Grove 23 zu werden, doch sollte die idyllische Stille alsbald enden. Flink hechtete ein schlaksiger Mann aus einem offenen Fenster im dritten Stock eines unscheinbaren Gebäudes. Unkontrolliert stürzte er hinab und krachte in den Stand eines ansässigen Gemüsehändlers. Postwendend befreite er sich aus den Trümmern, klopfte sich den aufgewirbelten Staub von seinem weißen Hemd ab, ehe er sich dem Händler zuwendete, dessen Geschäft er unbeabsichtigt beschädigt hatte. Er griff sich in seine linke Hosentasche und holte einen kleinen, klimpernden Geldbeutel hervor, den er seinem Gegenüber sogleich zuwarf. Es war sein letztes Geld, doch wusste er aus eigener Erfahrung, wie schwer es war sich als einfacher, schuftender Arbeiter durchs Leben zu schlagen. Der Gedanke, dass ein ehrlicher Mann seinetwegen finanziell leiden müsste, behagte ihm nicht.
„Für Eure Umstände, werter Herr”, fügte er seiner noblen Geste schließlich hinzu, bevor er sich entschuldigend vor ihm verbeugte. Indes stand ein grimmiger Mann mittleren Alters an eben jenem Fenster, aus dem er zuvor gesprungen war.
„Jim, du verdammter Hurenbock! Dieses Mal bist du endgültig zu weit gegangen!” brüllte der wutentbrannte Mann zu ihm hinab, bei dem er jedoch nur mutmaßen konnte, wie zornig er wohl dreinblicken musste, da sein Gesicht fast vollständig von einem grauen, dichten Bart verdeckt wurde.
„Es tut mir leid, wenn ich Euch verärgert haben sollte. Seid versichert, dass das nicht meine Absicht war”, entgegnete er ihm nur mit schelmischem Unterton.
„Nicht deine Absicht? Du hast mit meiner Frau geschlafen!”
„Ich sagte ja auch nicht, dass es nicht meine Absicht war mit Eurer Frau zu schlafen, sondern nur, dass es nicht meine Absicht war Euch zu verärgern”, hielt Jim exzentrisch dagegen, während ihm ein flüchtiges, unscheinbares Grinsen über die Lippen wich. Er war es längst gewohnt, dass sein lockerer Lebensstil und sein loses Mundwerk ihn in Schwierigkeiten brachten.
„Wachen! Ergreift ihn!” ertönte schlussendlich die lautstarke, verärgerte Stimme des Mannes, dessen Frau er die ganze, letzte Nacht über beglückt hatte. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Jim einige Schatten, die gen Ausgang eilten. Schnurstracks spurtete er davon, um sein Glück nicht unnötig herauszufordern. Er sah nicht zurück, wusste nicht, ob er verfolgt wurde oder nicht. Dennoch zog er es vor sich durch enge Gassen und abgelegene Seitenstraßen zu zwängen, um nichts dem Zufall zu überlassen.
„Das war selbst für meinen Geschmack zu knapp“, brabbelte er schließlich in sich hinein, während er verschnaufend um eine Häuserecke lugte und dabei fast schon verzweifelt nach Luft hechelte.
Entspannt und fröhlich vor sich hin summend, schlenderte Jim am Mangrove 27 entlang, als er plötzlich durch den grellen Schrei einer Frau aus seiner Ausgelassenheit gerissen wurde. Ein Ruf nach Hilfe, der ihn augenblicklich aufhorchen ließ. Normalerweise scherte er sich nicht um die Probleme anderer, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund zog es ihn zu eben jener, hohen Stimme.
Weit war es nicht, es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er die hilfsbedürftige Frau ausfindig gemacht hatte. Und nicht nur sie. Drei großgewachsene, schmierige Männer standen um sie herum. Schnell hatte er die Lage analysiert, hielt sich dabei zunächst noch hinter der gewaltigen Wurzel vom Grove versteckt. Arme und Beine der Dame hatte man mit je einem Strick zusammengebunden, eine der obskuren Gestalten hatte indes einen Sack hervorgeholt, in dem man sie offenbar hineinzwängen wollte.
„Verdammte Menschenhändler”, flüsterte er leise vor sich her. Er zögerte und überlegte, was er tun könnte. Er war kein großer Kämpfer, führte lediglich ein kleines Messer für Notfälle mit sich. Doch gegen drei Männer auf einmal hatte er keine Chance. Das wusste er.
„Bitte entschuldigt, aber wärt ihr wohl so freundlich und würdet die Dame gehen lassen? Sie hat doch wohl mehr als deutlich gemacht, dass sie mit keinem von euch anbandeln will”, ertönte plötzlich eine ihm vertraute Stimme, die sogleich die Aufmerksamkeit der Menschenhändler auf sich zog. Ihre Blicke richteten sich postwendend auf ihn, wodurch Jim realisierte, dass jene Worte soeben seinen eigenen Lippen entwichen waren. Auch seine Deckung hatte er unlängst verlassen, konnten sie ihn doch genauso gut sehen, wie er sie zuvor zu erspähen gewusst hatte.
Irritiert von seiner eigenen Geste, blickte er sich kurz verdutzt um, zuckte einmal verächtlich mit den Schultern und bewegte sich dann auf die kleine Gruppe zu, deren Blicke noch immer auf ihn gerichtet waren. Vereinzelte Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Es gab kein Zurück mehr, ihm blieb nichts Anderes übrig als zu hoffen, dass ihn sein vorlautes Mundwerk einmal mehr zu retten wusste. Er musste improvisieren.
Die Gesichtsausdrücke der Menschenhändler erschienen indes so unterschiedlich, wie es die Gezeiten waren. Verblüffung, Entrüstung und Irritation. Und auch die Frau kam nicht umhin den Mann, der sich für sie einsetzte, desorientiert zu mustern.
„Für wen hältst du dich eigentlich, du Knilch!?” fuhr ihn einer der Kriminellen schlussendlich an. So lautstark, dass er kurz glaubte ein wildes Tier würde ihm ins Gesicht brüllen.
„Ich halte mich für einen Geschäftsmann und daher würde ich euch gerne ein Angebot unterbreiten. Ich nehme mal an ihr wollt diese Frau auf der Human Auction verkaufen, richtig? Was glaubt ihr, wie viel sie euch einbringen wird? 500, vielleicht 600 Tausend Berry? Doch was, wenn ich euch von einer Lieferung erzählen würde, die hier sogleich ankommen wird und euch mehr Geld einbringen könnte, als ihr je ausgeben könntet? Würdet ihr sie dann gehen lassen?” versuchte er den Geiselnehmern eine wacklige, notdürftige Lüge aufzutischen, die, wenn Jim ihre Mimik richtig zu deuten wusste, sogar die fremde Frau sogleich durchschaut hatte. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Seine Glieder begannen vor Nervosität zu zittern.
„Wir sind interessiert”, entgegnete ihm einer der leichtgläubigen Männer schlussendlich, was Jim aus seiner fahrigen Gedankenwelt riss. Seine innere Anspannung löste sich.
„Macht sie los und schickt sie zu mir rüber, dann gehören die Informationen euch.”
Sie taten, wie von ihnen verlangt. Noch immer verwundert darüber, was vor sich ging, versteckte sich die junge Frau hinter ihrem namenlosen Retter, der ihr nur wohlmeinend zunickte.
„In zwei Stunden läuft ein Schiff im Mangrove 55 ein, das eine besondere Fracht an Bord haben soll. Angeblich handelt es sich dabei um eine Teufelsfrucht. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr die Lieferung abfangen, bevor die Marine davon Wind bekommt.”
Die arglosen und leicht dümmlichen Menschenhändler sahen einander zunächst nur verdutzt an, bevor sie eilig davon stürmten. Dies erschien ihnen wie eine einmalige Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen wollten.
„Unfassbar, dass diese Schwachmaten auf so eine offensichtliche Lüge reingefallen sind. Es stimmt wohl, was man über die hiesigen Menschenhändler sagt … Die hellsten Kerzen im Leuchter sind die nicht“, redete Jim vor sich her, bis er sich schlussendlich der noch immer leicht verängstigten Frau zuwendete. Jene Dame ignorierte indes, dass ihr Beschützer ihr Leben, wie auch sein Eigenes, offenbar durch mehr Glück, als Verstand gerettet hatte.
„Danke, danke, dass du mir mein Leben gerettet hast! Und dabei weiß ich noch nicht mal, wie du heißt”, wandte sich die junge Frau nunmehr freudestrahlend ihrem Retter zu.
„Jim... Jim Richbrook“, stotterte der auf einmal all seiner Schlagfertigkeit beraubte Hafenarbeiter. Ehe sich das Schweigen ausbreiten konnte, erinnerte er sich daran, welche Worte als Nächstes über seine Lippen kommen sollten:
„Und wie heißt du?”
„Mein Name ist Mary.”
Normalerweise war dies der Zeitpunkt, in dem er mit einem flotten Spruch das Eis zu brechen versuchte, doch in seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Bis auf die überraschende, aber feste Überzeugung, dass dies ein unglaublich wichtiger Moment in seinem Leben sein musste.
„Freut mich dich kennenzulernen, Mary”, brachte Jim schließlich etwas lahm hervor.
„Gleichfalls, Jim.“
Sie standen einfach nur da, betrachteten einander und lächelten.
Sabaody Archipel, Grandline, 1508
Das rötliche Licht der aufsteigenden Morgensonne spiegelte sich in den umherschwirrenden Luftblasen. Vereinzelte Strahlen bahnten sich ihren Weg durch die dichten Baumkronen der urgewaltigen Mangroven. Es schien ein friedlicher Tag im Grove 23 zu werden, doch sollte die idyllische Stille alsbald enden. Flink hechtete ein schlaksiger Mann aus einem offenen Fenster im dritten Stock eines unscheinbaren Gebäudes. Unkontrolliert stürzte er hinab und krachte in den Stand eines ansässigen Gemüsehändlers. Postwendend befreite er sich aus den Trümmern, klopfte sich den aufgewirbelten Staub von seinem weißen Hemd ab, ehe er sich dem Händler zuwendete, dessen Geschäft er unbeabsichtigt beschädigt hatte. Er griff sich in seine linke Hosentasche und holte einen kleinen, klimpernden Geldbeutel hervor, den er seinem Gegenüber sogleich zuwarf. Es war sein letztes Geld, doch wusste er aus eigener Erfahrung, wie schwer es war sich als einfacher, schuftender Arbeiter durchs Leben zu schlagen. Der Gedanke, dass ein ehrlicher Mann seinetwegen finanziell leiden müsste, behagte ihm nicht.
„Für Eure Umstände, werter Herr”, fügte er seiner noblen Geste schließlich hinzu, bevor er sich entschuldigend vor ihm verbeugte. Indes stand ein grimmiger Mann mittleren Alters an eben jenem Fenster, aus dem er zuvor gesprungen war.
„Jim, du verdammter Hurenbock! Dieses Mal bist du endgültig zu weit gegangen!” brüllte der wutentbrannte Mann zu ihm hinab, bei dem er jedoch nur mutmaßen konnte, wie zornig er wohl dreinblicken musste, da sein Gesicht fast vollständig von einem grauen, dichten Bart verdeckt wurde.
„Es tut mir leid, wenn ich Euch verärgert haben sollte. Seid versichert, dass das nicht meine Absicht war”, entgegnete er ihm nur mit schelmischem Unterton.
„Nicht deine Absicht? Du hast mit meiner Frau geschlafen!”
„Ich sagte ja auch nicht, dass es nicht meine Absicht war mit Eurer Frau zu schlafen, sondern nur, dass es nicht meine Absicht war Euch zu verärgern”, hielt Jim exzentrisch dagegen, während ihm ein flüchtiges, unscheinbares Grinsen über die Lippen wich. Er war es längst gewohnt, dass sein lockerer Lebensstil und sein loses Mundwerk ihn in Schwierigkeiten brachten.
„Wachen! Ergreift ihn!” ertönte schlussendlich die lautstarke, verärgerte Stimme des Mannes, dessen Frau er die ganze, letzte Nacht über beglückt hatte. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte Jim einige Schatten, die gen Ausgang eilten. Schnurstracks spurtete er davon, um sein Glück nicht unnötig herauszufordern. Er sah nicht zurück, wusste nicht, ob er verfolgt wurde oder nicht. Dennoch zog er es vor sich durch enge Gassen und abgelegene Seitenstraßen zu zwängen, um nichts dem Zufall zu überlassen.
„Das war selbst für meinen Geschmack zu knapp“, brabbelte er schließlich in sich hinein, während er verschnaufend um eine Häuserecke lugte und dabei fast schon verzweifelt nach Luft hechelte.
Entspannt und fröhlich vor sich hin summend, schlenderte Jim am Mangrove 27 entlang, als er plötzlich durch den grellen Schrei einer Frau aus seiner Ausgelassenheit gerissen wurde. Ein Ruf nach Hilfe, der ihn augenblicklich aufhorchen ließ. Normalerweise scherte er sich nicht um die Probleme anderer, doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund zog es ihn zu eben jener, hohen Stimme.
Weit war es nicht, es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er die hilfsbedürftige Frau ausfindig gemacht hatte. Und nicht nur sie. Drei großgewachsene, schmierige Männer standen um sie herum. Schnell hatte er die Lage analysiert, hielt sich dabei zunächst noch hinter der gewaltigen Wurzel vom Grove versteckt. Arme und Beine der Dame hatte man mit je einem Strick zusammengebunden, eine der obskuren Gestalten hatte indes einen Sack hervorgeholt, in dem man sie offenbar hineinzwängen wollte.
„Verdammte Menschenhändler”, flüsterte er leise vor sich her. Er zögerte und überlegte, was er tun könnte. Er war kein großer Kämpfer, führte lediglich ein kleines Messer für Notfälle mit sich. Doch gegen drei Männer auf einmal hatte er keine Chance. Das wusste er.
„Bitte entschuldigt, aber wärt ihr wohl so freundlich und würdet die Dame gehen lassen? Sie hat doch wohl mehr als deutlich gemacht, dass sie mit keinem von euch anbandeln will”, ertönte plötzlich eine ihm vertraute Stimme, die sogleich die Aufmerksamkeit der Menschenhändler auf sich zog. Ihre Blicke richteten sich postwendend auf ihn, wodurch Jim realisierte, dass jene Worte soeben seinen eigenen Lippen entwichen waren. Auch seine Deckung hatte er unlängst verlassen, konnten sie ihn doch genauso gut sehen, wie er sie zuvor zu erspähen gewusst hatte.
Irritiert von seiner eigenen Geste, blickte er sich kurz verdutzt um, zuckte einmal verächtlich mit den Schultern und bewegte sich dann auf die kleine Gruppe zu, deren Blicke noch immer auf ihn gerichtet waren. Vereinzelte Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Es gab kein Zurück mehr, ihm blieb nichts Anderes übrig als zu hoffen, dass ihn sein vorlautes Mundwerk einmal mehr zu retten wusste. Er musste improvisieren.
Die Gesichtsausdrücke der Menschenhändler erschienen indes so unterschiedlich, wie es die Gezeiten waren. Verblüffung, Entrüstung und Irritation. Und auch die Frau kam nicht umhin den Mann, der sich für sie einsetzte, desorientiert zu mustern.
„Für wen hältst du dich eigentlich, du Knilch!?” fuhr ihn einer der Kriminellen schlussendlich an. So lautstark, dass er kurz glaubte ein wildes Tier würde ihm ins Gesicht brüllen.
„Ich halte mich für einen Geschäftsmann und daher würde ich euch gerne ein Angebot unterbreiten. Ich nehme mal an ihr wollt diese Frau auf der Human Auction verkaufen, richtig? Was glaubt ihr, wie viel sie euch einbringen wird? 500, vielleicht 600 Tausend Berry? Doch was, wenn ich euch von einer Lieferung erzählen würde, die hier sogleich ankommen wird und euch mehr Geld einbringen könnte, als ihr je ausgeben könntet? Würdet ihr sie dann gehen lassen?” versuchte er den Geiselnehmern eine wacklige, notdürftige Lüge aufzutischen, die, wenn Jim ihre Mimik richtig zu deuten wusste, sogar die fremde Frau sogleich durchschaut hatte. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Seine Glieder begannen vor Nervosität zu zittern.
„Wir sind interessiert”, entgegnete ihm einer der leichtgläubigen Männer schlussendlich, was Jim aus seiner fahrigen Gedankenwelt riss. Seine innere Anspannung löste sich.
„Macht sie los und schickt sie zu mir rüber, dann gehören die Informationen euch.”
Sie taten, wie von ihnen verlangt. Noch immer verwundert darüber, was vor sich ging, versteckte sich die junge Frau hinter ihrem namenlosen Retter, der ihr nur wohlmeinend zunickte.
„In zwei Stunden läuft ein Schiff im Mangrove 55 ein, das eine besondere Fracht an Bord haben soll. Angeblich handelt es sich dabei um eine Teufelsfrucht. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr die Lieferung abfangen, bevor die Marine davon Wind bekommt.”
Die arglosen und leicht dümmlichen Menschenhändler sahen einander zunächst nur verdutzt an, bevor sie eilig davon stürmten. Dies erschien ihnen wie eine einmalige Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen wollten.
„Unfassbar, dass diese Schwachmaten auf so eine offensichtliche Lüge reingefallen sind. Es stimmt wohl, was man über die hiesigen Menschenhändler sagt … Die hellsten Kerzen im Leuchter sind die nicht“, redete Jim vor sich her, bis er sich schlussendlich der noch immer leicht verängstigten Frau zuwendete. Jene Dame ignorierte indes, dass ihr Beschützer ihr Leben, wie auch sein Eigenes, offenbar durch mehr Glück, als Verstand gerettet hatte.
„Danke, danke, dass du mir mein Leben gerettet hast! Und dabei weiß ich noch nicht mal, wie du heißt”, wandte sich die junge Frau nunmehr freudestrahlend ihrem Retter zu.
„Jim... Jim Richbrook“, stotterte der auf einmal all seiner Schlagfertigkeit beraubte Hafenarbeiter. Ehe sich das Schweigen ausbreiten konnte, erinnerte er sich daran, welche Worte als Nächstes über seine Lippen kommen sollten:
„Und wie heißt du?”
„Mein Name ist Mary.”
Normalerweise war dies der Zeitpunkt, in dem er mit einem flotten Spruch das Eis zu brechen versuchte, doch in seinem Kopf herrschte gähnende Leere. Bis auf die überraschende, aber feste Überzeugung, dass dies ein unglaublich wichtiger Moment in seinem Leben sein musste.
„Freut mich dich kennenzulernen, Mary”, brachte Jim schließlich etwas lahm hervor.
„Gleichfalls, Jim.“
Sie standen einfach nur da, betrachteten einander und lächelten.
Sabaody Archipel, Grandline, 1515
Stillschweigend stand er da. Den Blick auf den urgewaltigen Baumstamm gerichtet, der vor ihm in den Himmel ragte. In Gedanken versunken. In Erinnerungen an eine idyllische, fast schon märchenhafte, Zeit schwelgend.
Kaum zu glauben, dass es schon sieben Jahre her ist. Sieben Jahre, drei Monate und zwölf Tage. So viel Zeit ist vergangen, seitdem ich sie hier kennengelernt habe. Ich werde den Tag nie vergessen, an dem wir uns begegnet sind. Den Tag, an dem sich mein Leben für immer verändert hat. Ich habe stets in dem Glauben gelebt, dass ich niemals sesshaft werden würde. Ich log und betrog. Ich mogelte mich durchs Leben. Bis sich unsere Wege kreuzten. Noch Monate später konnte ich nicht verstehen, wieso ich damals das Bedürfnis hatte ihrem Schrei nach Hilfe zu folgen. Das war gar nicht meine Art und doch konnte ich nicht anders. Fast so, als hätte mich eine übernatürliche Macht gepackt und zu ihr gezogen. Fast so, als sei unsere Begegnung vorherbestimmt gewesen.
Schlussendlich fand ich mit ihr etwas, von dem ich nicht geglaubt hatte, dass ich es jemals erlangen würde. Die Liebe. Immer wieder stellte ich mir selbst die Frage, womit ich eine Frau wie Mary eigentlich verdient hatte. Und selbst jetzt beschäftigt es mich noch. Sieben Jahre später.
Der schlaksige Mann im feinen, weißen Zwirn machte ein paar Schritte auf den Grove zu. Der süße Geruch von Lavendel kroch ihm in die Nasenhöhlen. Er schloss die Augen, genoss jeden einzelnen Zug dieses wundervollen Aromas, das ihn umströmte.
Ich weiß, dass es unmöglich ist. Ich weiß, dass sie nicht zurückkehren wird. Und doch, jedes Mal wenn ich diesen Ort betrete, kommt es mir so vor, als stünde sie direkt vor mir. So wie damals. So wie an jenem Tag, an dem ich vor ihr auf die Knie fiel. Mary’s Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen. Eine Mischung aus Glückseligkeit und Ungläubigkeit. Ihre Hände verdeckten augenblicklich ihren Mund, um ihr aufkeimendes Schluchzen zu unterdrücken. Tränen sammelten sich in ihren himmelblauen Augen. Doch keine Tränen der Trauer, sondern Tränen der Freude. Ich wusste immer, dass sie genauso für mich empfand, wie ich für sie. Und doch, diese Reaktion von ihr, noch bevor ich ihr die größte aller Fragen überhaupt stellen konnte, führte mir einmal mehr vor Augen, wie tief unsere Gefühle füreinander waren. Wie stark das Band war, das uns miteinander verband.
Nach einem letzten, tiefen Atemzug schritt Jim weiter auf den Baumstamm zu, achtsam darauf bedacht den wildwachsenden Lavendel nicht zu zertreten. Sanft legte er seine Handfläche auf das warme Holz auf. Und er lächelte. Er lächelte, als er die Markierungen unter seiner Haut spürte. Die Eingravierungen ihrer Namen waren noch da, sie hatten die vielen Jahre überdauert.
Ich erhob mich. Ungestüm fiel sie mir um den Hals, umarmte mich. Keine überraschende Geste, doch die Intensität, die damit einherging, übertraf alles, was ich bis dahin von ihr gewohnt war. So überwältigt war sie von dem Gedanken daran, dass wir uns bald das Jawort geben würden. Unbewusst ließ ich die Schatulle fallen, die ich schon seit einigen Wochen mit mir herumgetragen hatte, als sie sich letztlich von mir löste und mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen drückte. Wir lächelten einander zu. Ich zückte mein Messer. Die einzige Konstante, die ich in meinem Leben hatte, bevor ich auf Mary getroffen war. Hand in Hand näherten wir uns dem Grove, an dem wir uns einst kennengelernt hatten. Behutsam ritzte ich zunächst meinen und dann ihren Namen in das Holz ein. Ich musste diese Geste nicht erklären, Mary erkannte sie sogleich und küsste zärtlich meine rechte Wange.
Sanft touchierte Jim eben jene Stelle seines Gesichts, während er wie gebannt auf die unvollständige Inschrift starrte.
Wie oft wir hier am Stamm gelehnt saßen, den süßen Duft von Lavendel in der Nase. An einem dieser Tage ergriff Mary meine Hand und legte sie auf ihren Bauch. Zuerst begriff ich nicht, doch als ich ihre freudestrahlende Miene erblickte verstand ich. Ein dritter Name, um unser Glück vollkommen zu machen. Worte brauchten wir nicht, wir lagen uns einfach in den Armen, während ich über ihren Bauch strich und das neue Leben zu erspüren versuchte.
Ein flüchtiges, unscheinbares Lächeln wich ihm über seine Lippen, als er dem Grove schließlich den Rücken zuwandte und davon schritt. Ohne zurückzusehen.
Jim und Mary
Für immer Dein, für immer Mein
Wie gesagt geht es in der Umfrage darum, welche Sagaerweiterung den besten Gesamteindruck bei euch hinterlassen hat. Schaut ihr dabei mehr auf die Atmosphäre? Auf die beste Erweiterung der Originalsaga oder einfach auf die unterhaltsamsten Geschichten? Wir wollen euch dort nicht zu sehr einschränken. Ihr werdet das schon hinbekommen, da sind wir uns sicher!
An alle Teilnehmer gilt wieder striktes Outingverbot bis wir euch morgen den Sagen zugeordnet haben.