Und weiter geht die wilde Fahrt der Abschlussgeschichten. Spannende Stories und mysteriöse Geschichten wurden uns bis jetzt geliefert, die mit diesem Text ihren hoffentlich würdigen Abschluss finden. Ohne große Umschweife beginnen wird die nächste Runde und Umfragen. Die zwei Kriterien sind bekannt: Bester Text und beste Anbindung, wobei die beste Anbindung eine doppelte Gewichtung in der Wertung erhält. Die Umfrage läuft bis zum 18.11.21 um 22 Uhr.
Der letzte Kampf - Die Geräusche im Wind
Text 1: Das Lied am Feuer
Text 2: Das Gebet am Wasser
Das Klingen der Waffen halte über Wald, Klippe und Meer während der Vollmond langsam am Himmel emporstieg. Ingrimm schwarz gefärbte Axt prallte auf Holbrigs Schwert, nur um direkt danach Vidals Speer aus dem Weg zu schlagen. Während sich Sigi immer noch zitternd hinter ihm am Rand der Klippe zusammenkauerte.
„Komm zur Vernunft alter Mann“, keuchte Vidal. „Du beschützt einen Dämon.“
„Nein“, wiederholte Ingrimm ruhig, während der die erneuten Angriffe der beiden ohne größere Probleme abwehrte. „Ich schütze einen Unschuldigen“.
In diesem Moment stürmten angelockt durch den Kampfeslärm Hunik und Bronn in einer Wolke von aufgewirbeltem Schnee aus dem Wald.
„Was ist hier los", verlangte Born zu wissen.
„Der alte Mann hat seinen Verstand verloren.“, keuchte Holbrig „Er will das Monster, diesen Gestaltwandeler, schützen, der Yoki getötet hat.“
„Er ist kein Monster“, beharrte Ingrimm, „er ist ein Kind, welches durch Hels vergiftete Früchte getäuscht wurde!“
„Ich sehe nur ein Monster und selbst wenn es ein Kind wäre, das war bei Halsfjord nicht anders“, entgegnete Bronn „Ein Monster muss vernichtet werden, egal was es ist!“
Hunki und Bronn zückten nun ebenfalls Speer und Axt, um sich am Kampf zu beteiligen.
Ingrimm seufzte leicht, während er ebenfalls wieder seine schwarzgefärbte Axt hob, „Dann muss es wohl so sein.“
War da ein leises gräulich im Wind zu hören? Die Laute von Hufen?
Die vier Krieger drangen nun gemeinsam auf Ingrimm ein, aber er schaffte es weiterhin, gegen sie zu bestehen und verhinderte, dass sie zu Sigi durchdrangen. Zwar war Ingrimm nicht mehr so jung und stark wie die anderen Krieger, aber er hatte bei weitem mehr Kampferfahrung. Er schaffte es, die diversen Angriffe mit seiner Axt abzuwehren oder ihnen auszuweichen und das wenige, was doch mal zu ihm durchdrang, wurde von seiner schwarzen Rüstung abgefangen. Die vier waren zwar nicht schlecht, aber er und seine alten Kameraden waren in ihrem Alter damals, vor so vielen Jahrzehnten, um einiges besser gewesen.
War das nicht das Wiehern von Pferden?
Hunik stürzte mit erhobener Axt auf Ingrimm zu, dem es dabei gelang, diese samt seiner Hand abzuschlagen, worauf hin Hunik seinen Kopf senkte und wirklich versuchte, ihn mit den Hörnern an seinem Helm aufzuspießen. Ingrimm konnte es kaum glauben und mit einem gezielten Schlag auf den Helm spaltete er diesen und mit ihm Huiks Kopf.
Klang in dem Windstoß nicht das Klappern von Rüstung und Zaumzeug?
Die verbliebenen drei Riesen heulten auf, als sie ihren Kameraden in den Schnee fallen sahen und begannen, noch stärker auf Ingrimm einzudringen. Aber seine schwarze Rüstung hielt weiterhin stand, auch wenn er so langsam fühlte, wie seine Kräfte erlahmen. Er war halt doch zu alt um sich so lange gegen so viele durchzusetzen. Früher hätte ihm so etwas keine Probleme bereitet. Aber noch jagte genug Adrenalin durch seinen Körper, um ihn aktiv zu halten.
Woher kam das verdammte Wiehern her?
Plötzlich spürte Ingrimm einen Schmerz in der Seite. Ein kurzer Blick genügte, um ihm zu zeigen, dass es Bronn mit seinem derzeit leicht schwarzen Speer nicht nur geschafft hatte, Ingrimms schwarze, sondern auch seine normale Rüstung zu durchdringen.
Das zufriedene Schnauben Bronns ging in ein leichtes Stöhnen über, als Ingrimm sich mit einer gespaltenen Brust bei Bronn für den Treffer revanchierte, woraufhin dieser ebenfalls in den Schnee sank und diesem einen noch kräftigeren Rotton verlieh als er ohnehin schon durch Hunki angenommen hatte
Die Geräusche der Pferde, welcher der Wind zu ihm trug, scheinen lauter zu werden.
Damit blieben noch Vidal und Holbrig übrig und auch wenn der Kampf nicht spurlos an ihnen vorübergegangen war, Ingrimms alter Körper zusammen mit der frischen Wunde forderten nun ihren Tribut. Ingrimm merkte, wie er Zusehens langsamer wurde und seine beiden Gegner immer häufiger einen Treffer landeten und dabei auch das eine oder andere mal seine schwarze Rüstung überwanden. Zwar waren diese Treffer alle nicht so ernst wie der von Bronn, aber so langsam bereiteten sie ihm ebenfalls Probleme. Aber er war noch lange nicht geschlagen und jeder ihrer Treffer wurde mit mindestens einem von ihm vergolten, auch wenn ihm derzeit kein entscheidender Treffer mehr gelingen wollte.
Neben den Geräuschen schien jetzt auch der Himmel immer wieder in Regenbogenfarben zu leuchten.
Während der Wind weiter über die Klippe pfiff, färbte sich der zusehens platt getrampelte Schnee auf ihrem Kampflatz nicht mehr nur durch das Blut der beiden gefallenen Krieger rot. Mittlerweile waren alle drei mehr als minder angeschlagen und Ingrimm konnte seine schwarze Rüstung nicht mehr aufrechterhalten. Eine Chance witternd, stürzte Holbrig sofort mit erhobene Schwert auf ihn zu. Aber trotz seiner nachlassenden Kraft gelang es Ingrimm den Angriff zu parieren und Holbrig im Gegenzug einen tödlichen Hieb in den Unterleib zu versetzten.
Somit war nur noch der ebenfalls sehr angeschlagene Vidal übrig geblieben. Aber seine Kräfte hatten Ingrimm mittlerweile verlassen. Während sein Blick sich zu trüben begann, sank er langsam auf die Knie und seine Streitaxt rutschte ihm aus der Hand.
Jetzt war er sich ganz sicher, da war eine Reiterschar zu hören.
„Auch wenn du am Ende das Monster schützen wolltest, war dies ein würdiger Kampf, ich respektiere dich“, sagte Vidal, während er an Ingrimm vorbei humpelte, um an Sigi zu kommen, der immer noch wie ein Häufchen elend an er Klippe hockte und sich während des gesamten Kampfes kaum bewegt hatte.
Ingrimm konnte förmlich spüren wie der Speer gehoben wurde, um Sigi den letzten Stoß zu versetzen. Zwar hatte er heldenhaft gekämpft, aber am Ende konnte er den Kleinen doch nicht schützen
Sein Blick trübte sich weiter, als plötzlich in einer weißen Wolke aus Schnee ein weiteres Wesen aus dem Wald geschossen kam. Ein riesiger grauer... nein... weißer….. Wolf...
> Fenris!< schoss es Ingrimm durch den Kopf >was machte dieses Monster hier?<
Er versuchte ein letztes Mal seine Kraft zu sammeln und nach seiner Axt zu greifen, die direkt neben ihm lag, aber da war das Monster schon an ihm vorbei und er hörte nur noch das Stöhnen von Vidal.
Während seine Sinne weiter schwanden, erklang er eine erstaunlich freundliche, aber doch leicht wütende Stimme hinter ihm „Das ist aber nicht sehr Riesenhaft, sich an einem Kind vergreifen zu wollen!
Ingrimms Sinne trübte sich weiter... jetzt konnte er ganz deutlich das Donnern von Hufen hören, während Nordlichter über den Himmel zogen.
„Der alte Krieger hat gut gekämpft, aber…“ die freundliche Stimme verlor sich, während Ingrimms Wahrnehmung immer weiter schwand... tauchte plötzlich ein riesiges Pferd neben ihm auf, auf dem eine wunderschöne, riesige Kriegerin saß.
„Ich bin gekommen, um dich abzuholen Ingrimm, du wirst vom Allvater bereits in Drachenheim erwarte“, sprach sie und half dem alten Ingrimm auf die Beine, der sich plötzlich wieder so jung und kraftvoll fühlte wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch wenn er eigentlich nichts mehr um sich herum wahrnahm, meinte er weitere Kriegerinnen … nein Walküren zu erkennen, die Vidal, Holbrig, Bronn und Hunik auf die Beine halfen. Seine schien aber definitiv die Mächtigste und Schönste von ihnen zu sein. Während er frohen Herzens mit ihr auf ihr Pferd stieg, meinte er schon in der Ferne die Geräusche eines großen Gelages zu hören und die Stimmen seiner alten Kameraden.
verfehlte Ambitionen - Der Vater und der Prinz
Text 1:Die Mutter und der Prinz
Text 2:Die Tochter und der Prinz
Die Hochzeitsgesellschaft verfiel in Chaos. Für einen außenstehenden Beobachter ergab sich ein bizarres Bild. Kuchenstücke mischten sich mit abgetrennten Gliedmaßen und Zuckerguss verschmolz mit Blut. Loki kämpfte sich durch Lebkuchenhäuser und Soldaten gleichermaßen, verfiel geradezu in einen Rausch. Er leckte sich die Lippen. Ein merkwürdiger Geschmack, eine seltsam metallische Süße, welche irgendwo zwischen Tod und Festmahl verordnet werden konnte, legte sich auf seine Zunge. Er blickte um sich. Die Zeit hielt für den Bruchteil einer Sekunde an und Loki nahm seine Umgebung erstmals seit Beginn des abscheulichen Täuschungsversuches wieder wirklich wahr.
Seine Kameraden waren alle in kleinere Gefechte und Zweikämpfe verwickelt. Diesmal war zwar seine gesamte Crew mit auf die Insel gekommen, aber ihre Chancen auf Sieg waren nichtsdestotrotz verschwindend gering. Die Übermacht der monströsen Kaiserfamilie war greifbar. Riesen liebten zwar den Kampf und gar den Tod durch den Zweikampf, wer aber glaubte, dass sich Riesen blind in den Tod stürzen, der irrte gewaltig. Zumindest solange ihr Anführer Prinz Loki hieß.
Der adelige Riese nahm einen scharfen Atemzug und brüllte mit der gesammelten Wut und Frustration eines versetzten Bräutigams zum Rückzug:
„Brüder! Erhört mich! Die Zeit einen heldenhaften Tod zu sterben ist noch nicht gekommen. Wir ziehen uns zum Schiff zurück, lasst uns dieses Tor zur Hölle mit der gesammelten Macht Elbans erneut betreten!“
*
Loki betrat den Thronsaal des Königs. Bereits das unnatürlich schwere und massive, vergoldete Eingangstor wäre für einen normalen Menschen, nein auch für einen normalen Riesen, unmöglich zu öffnen. Zwei gigantische Krieger, Angehörige der persönlichen Leibwache Odins, flankierten den Prinzen auf beiden Schulterseiten. Beide Krieger sprachen keine Silbe. Die Bevölkerung Elbans munkelte, dass die Leibwache sich bei Eintritt in ihre Profession die Zunge herausschneiden ließ, dies hielt Loki jedoch für ein Gerücht. Dennoch, er hatte noch nie ein Mitglied ein Wort auch nur hauchen hören.
Sie schritten gemeinsam den langen Weg zum Thron entlang. An den Wänden hingen verschiedene Banner der größten Clans der Riesen. Man konnte verschiedene Tiere auf ihnen erkennen: Bären, Wölfe und auch mittlerweile ausgestorbene Arten. Auch von den Clans waren mittlerweile einige ausgestorben. Wenige existierten noch, die meisten Banner riefen nur schmerzhafte Erinnerungen an eine bessere Vergangenheit hervor. Eine Zeit in der die Riesen sich nicht nur auf ihrer Heimatinsel verkrochen, sondern die Weltmeere bereisten und beherrschten. Letzteres war zumindest der romantisierte und verklärte Gedankenstrang an den Loki sich immer noch klammerte.
Sie erreichten den Aufgang zum Thron. Die Treppenstufen reichten etwa ein halbes dutzend Riesenlängen hinauf. Am Ende der Treppe befand er sich. Der Thron des Königs von Elban. Ein gewaltiges Monument der Weltgeschichte. Ein Konstrukt, welches so manchem Lebewesen als Palast hätte dienen können. Gefertigt war der Thron aus einer Kombination des Holzes von sowohl Adam als auch Eve. Eine Kombination, welche Lokis Wissens nach einzigartig war.
Doch die wirkliche Ehrfurcht produzierte nicht der Thron, sondern der darauf sitzende König.
Odin war selbst für Riesenverhältnisse immens. Seine Statur ähnelte der von Urzeitriesen. Seine Größe war vergleichbar mit dem Treppenaufgang zum Thron und seine Haut gleichsam voller Narben wie der Thron voller Kerben.
Unmittelbar vor dem Treppenaufgang tat sich eine unsichtbare Wand auf. Reines Königshaki formte eine spürbare Barriere, welche die Atmosphäre im Thronsaal erdrückte. Bei Loki äußerte sich der unbändige Herrscherwille seines Vaters in einem Vorschlaghammer der immer wieder ins innere seines Kopfes hämmerte. Sich zu konzentrieren verlangte dem Prinzen alles ab. Die Leibwache wirkte unbeeindruckt, vermutlich weil sie diesem Einfluss beinahe ihr gesamtes Leben lang ausgesetzt waren.
Der Thronerbe hingegen konnte an beiden Händen abzählen wie oft er seinem Vater so nah gekommen war. Odin hatte nicht viel übrig für die Zukunft und die Zukunft beinhaltete auch seinen Nachkommen.
„Sohn.“
„Vater, ich bin gekommen um dir von unserem Besuch bei Charlotte Linlin zu berichten. Es war eine Katastrophe. Wir wurden betrogen! Unsere Ehre wurde wiedermal von dieser Monstrosität beschmutzt! Meine Braut wurde ausgetauscht. Wo meine Liebe nun steckt ist ungewiss, vermutlich wurde sie eingesperrt, wir müssen…“
„Schweig!“
„Aber Vater…“
„Öffnest du deinen Mund nochmals ungefragt, werden dir meine Leibwächter mit Gewalt die Sprache nehmen. Geri, Freki?“
Die Beiden stummen Riesen nickten kommentarlos.
„Loki, mein Sohn. Wie alt bist du nun? Fünfzig? Du bist noch ein Kind. Wie kannst du von Liebe sprechen? Liebe dein Schwert, deine Axt, deine Kameraden. Liebe den Kampf und die Aussicht auf einen ehrenvollen Tod. Liebe nicht die Ablenkung einer Frau. Die Versuchung eines bequemen Lebens. Noch dazu einen Abkömmling der Teufelin höchstpersönlich! Habe ich dir gar nichts gelehrt? Habe ich als Vater und König so sehr versagt?“
Loki verkniff sich die Erwiderung, dass sein Vater in seinem Leben zuvor vielleicht insgesamt genauso viele Worte mit ihm gewechselt hatte, wie in der letzten Minute.
„Vater ich weiß, dass du dir diese Ehe nicht gewünscht hattest. Aber wir wurden betrogen! Wenn du dich nicht um mich und Lola kümmerst, dann sei es so. Aber dieses abartige Konglomerat einer Süßigkeitenhölle muss endgültig von der Grandline gefegt werden!“
Odin zögerte. Loki erkannte wie sein Vater zum sprechen ansetzte, dann aber doch noch in sich kehrte. Erst eine gefühlte Ewigkeit später setzte der König der Riesen abermals zum Wort an:
„Charlotte Linlin und ihre gesamte Gefolgschaft ist von uns Riesen von Elban auf ewig zum Todfeind erklärt worden. Allein dein Versuch dich in diese Familie zu integrieren, sollte dich ebenfalls dein Leben kosten. Aber du bist mein Sohn. So ungern ich es auch zugebe, du bist mein Erbe. Ich wandele nunmehr ein halbes Millennium auf dieser Welt. Meine Zeit findet bald ihr Ende. Deshalb verzeihe ich dir diesen Fehltritt. Du wirst die nächsten fünfzig Jahre im Gefängnis verbringen, um über diesen Fehler nachzudenken. Ich werde dir weiterhin deine Kriegerausbildung ermöglichen, keine Angst. Aber solltest du noch ein einziges Mal von der Liebe zu dieser Lola sprechen, dann wird Elban eine neue Herrscherlinie finden müssen, denn diese wird dann mit mir enden.“
Loki erstarrte. Sein Vater konnte das unmöglich ernst meinen. Loki hatte seine Männer zum Rückzug gezwungen, um mit einer geeinten elbanischen Armee mit Big Mum aufzuräumen. Sie zu vernichten. Nun sollte er ein halbes Jahrhundert im Gefängnis verrotten?
„Und noch etwas. Rajdin berichtete mir von eurem Rückzug. Mehrere deiner Krieger fühlten sich eines ehrenhaften Todes beraubt. Du hast die Ehre der Insel beschmutzt. Dass du einer Todesstrafe entkommst, ist nur deinem Blut zu verdanken. Meinem Blut.“
Loki fühlte sich wie in einer Theatervorstellung. Würde gleich das Publikum applaudieren? Der Prinz horchte auf. Doch statt freudigem Klatschen der Massen ertönte nur ein einziges vom Thron und dieses bedeutete den Leibwächtern den Thronerben abzuführen.
In Loki keimte an diesem Tag etwas heran. Ein Bedürfnis, ein Wille. Ein Wille so stark, dass sich selbst Odin noch beim Abgang seines Sohnes kurz wunderte, ob er nicht einen Fehler begangen hatte.
Ragnarök
Text 1: Kleine Wölfin
Text 2: Skalli
"Wachen!"
Noch einen Augenblick zuvor wirkte die Riesin bloß wie ein weiterer Sklave. Ihr Körper jämmerlich zusammengefallen, ihre Augen hoffnungslos ins Nirvana starrend. Ihr Wille war gebrochen, ihre Seele tot. Fast hatte sie menschlich gewirkt. Doch nun ragte ihr monströses Antlitz in den Himmel und sie schaute auf die vor Angst erstarrten Adeligen hinab als sei sie der Göttervater höchstselbst. Ebenso wie die Ketten, die nun nutzlos an ihren Händen baumelten und nicht den Eindruck erweckten, sie seien aus massivem Eisen gefertigt, waren auch die Ketten um ihr Herz gesprengt worden. Die Ketten der Sklaverei und Unterdrückung hatten sich immer enger um sie geschlungen und beinahe den letzten Hauch Leben aus ihr herausgepresst. Doch nun war ihr Herz frei. Es raste in einem unaufhaltsamen Stakkato und der Ausdruck auf ihrem Gesicht war Beweis ihrer grenzlosen Entschlossenheit. Niemand würde sich ihr in den Weg stellen können.
Irgendwo unterhalb von Mary Joa
Das metallische Stakkato des Wasserrohrs hallte unablässig durch das Innere der Höhle, prallte von den Wänden ab, nahm dabei Fahrt auf wie ein unaufhaltsamer Tsunami und brachte so die ohnehin schon angespannte Atmosphäre zum Überkochen.
„Jetzt setzt dich endlich hin, verdammt noch mal!“
Doch Sabo marschierte weiter auf und ab. Es war keine Aufregung vor dem bevorstehenden Kampf, keine Angst vor dem Tod, die sein Innerstes aufwühlte.
„Wie kannst du bei Anblick dieses menschenverachtenden Unrechts nur ruhig bleiben, Karasu?“
Die Zähne gebleckt, die Kiefer fest zusammengepresst fuhr der Generalstabschef der Revolutionsarmee herum und schritt hastig auf seinen Gefährten zu. Dieser erwiderte die aggressive Geste, indem er von seinem steinernen Sitz aufsprang und sich bedrohlich zu voller Größe vor seinem Vorgesetzten aufbaute.
Doch noch eher die beiden Streithähne aneinandergeraten konnten, ging Morley mit seinem massigen, ballonförmigen Körper dazwischen.
„Spart eure Kräfte für später auf, ihr werdet sie brauchen“, mahnte Lindbergh. Doch Sabo zog sich bereits zurück und auch Karasu entspannte sich wieder, wirkte fast schon erfreut über das kleine Scharmützel. Seine Blutlust war geweckt.
Gerade, als die Gruppe sich wieder entspannt hatte, erschütterte ein Erdbeben die Höhle. Was eben noch wie ein dysfunktionaler Haufen wirkte, arbeitete nun wie eine gut geölte Maschine
„Was in drei Teufels Namen war das?“
„Ein Angriff auf das Schloss?“
„Aber von wem?“
„Karasu!“
„Bin schon dran!“
Durch eine Öffnung in der Decke flatterte eine Krähe auf den Hünen mit der Vogelmaske zu.
„Und?“
„Da oben herrscht das reinste Chaos. Jemand greift das Schloss an.“
„Wer?“
„Keine Ahnung, ich konnte nicht näher ran. Alles voller Marine und Agenten.“
Alle schauten nun erwartungsvoll zu Sabo. Dieser umfasste die Stange in seiner Hand noch fester, während ein Ausdruck grimmiger Vorfreude über sein Gesicht huschte.
„Wir greifen an!“
In völliger Raserei stürmte Ylvie durch den Innenhof des Schlosses, das Eingangstor lag in Trümmern hinter ihr. Wie ein Raubtier im Blutrausch kämpfte sie sich durch die Reihen der Wärter, die es wagten, sich ihr in den Weg zu stellen. Sie hatte eine Fährte aufgenommen und diese Fährte stank nach Korruption, Verachtung und Boshaftigkeit. Und sie führte Ylvie zum Reverie. Der Innenhof des Schlosses glich inzwischen einem apokalyptischen Schlachtfeld. Ein Brunnen, der Ylvie im Weg gestanden hatte, war kurzerhand um etliche Meter verschoben worden und hatte dabei eine Handvoll bedauernswerter Wachen unter sich begraben, deren komisch verdrehte Extremitäten unter den Trümmerhaufen aus Marmor hervorlugten. Die nun freigelegten Wasserrohre pumpten weiterhin unerlässlich, sodass das Wasser den Vorplatz schwemmte und mit dem Blut der Gefallen einen scharlachroten Teppich bildete. Marinesoldaten und Wachen versuchten Ylvie zu stoppen, doch ihre Raserei wurde mit jedem weiteren Feind nur noch wilder. Ziellos schleuderte sie Felsbrocken in Richtung des Schlosses, dessen Wände beim Aufprall unter einer Explosion aus Staub und Mörtel zerbarsten und den Blick auf die Räumlichkeiten dahinter preisgaben – einen großen Konferenzraum voller Menschen, auf deren Häuptern lächerliche, edelsteinbesetzte Kronen prangten. Ylvie stieß einen Schrei aus, mehr ein mordlüsternes Brüllen, das die Umstehenden in Mark und Bein erschütterte. Die Wachen im Saal zückten ihre Waffe und richteten sie auf die Riesin, doch diese ließ sich nicht beirren, ging in die Hocke und setzte, die Zähne gefletscht, zum Sprung an. Doch plötzlich, gerade als Ylvie den höchsten Punkt ihrer Flugbahn erreicht hatte, stoppte sie. Sie fiel nicht einfach zu Boden, sondern schwebte in der Luft. Es war, als hätte die Schwerkraft ausgesetzt. Ylvie strampelte wie wild, doch sie war machtlos. All ihre Kraft verpuffte nutzlos. War das die Macht der Götter? Ylvie schaute hinauf zum Himmel, hinauf nach Asgard. Was sie sah, ließ ihre Raserei abebben, ihren Zorn auf die Welt verstreichen. Asgard stand in Flammen und ließ brennende Sterne auf die Erde niederfallen. Ihren Angriff auf die Götter dieser Welt wurde erwidert von den Göttern aller Welten. Während die Luft um Ylvie immer heißer wurde und die brennenden Brocken unaufhaltsam näherkamen, entspannte sich Ylvie. Sie hatte ihre Aufgabe, ihr Schicksal erfüllt. Die Vorhersehung war eingetroffen. Heute, das war nun unumstößliche Gewissheit, würde diese Welt für immer Untergehen. Ylvie schloss die Augen, als die Hitze immer glühender wurde. Dann schlug es ein.
"Mama, was ist Ragnarök?"
"Jedenfalls keine Geschichte, die eine Fünfjährige vor dem Einschlafen hören sollte."
Doch der entschlossene Blick in Ylvies Augen ließ keinen Widerspruch zu: "Ihr Alten redet doch ständig darüber! Wenn es so wichtig ist, dann will ich es auch wissen."
Seufzend gab sich ihre Mutter geschlagen: "Wie du willst. Aber komm nicht wieder zu uns in Bett gekrochen, wenn du nicht schlafen kannst."
"Abgemacht!"
Die Mutter überlegte, wie sie die Geschichte am besten beginnen sollte.
"Ragnarök ist Anfang und Ende zu gleich. Ein Versprechen. Es ist der Tag, auf den wir alle Warten. Nicht nur wir Riesen, die ganze Welt wird an diesem schicksalhaften Tag neugeboren. Es ist das Ende der Unterdrückung durch die Götter und der Beginn einer neuen Ordnung. Ragnarök ist der Tag, an dem alle Lebewesen frei sein werden."
Der Übergang in die neue Welt war nicht plötzlich. Das Gefühl von Raum und Zeit war vollkommen abhandengekommen, aber das war nicht weiter wichtig. In der neuen Welt hatten alte Gesetze ohnehin keine Bedeutung mehr. Bilder flackerten wie Irrlichter vor Ylvies innerem Auge auf. Ein Mann in grünem Anzug, über sie gebeugt, das Schwert erhoben. Ein blonder Junge mit besorgtem Gesichtsausdruck. Plötzliche Dunkelheit und der Geschmack von Erde im Mund. Der Geruch salziger Meeresluft. Ein sanftes Hin- und Herwiegen. Mühsam öffnete Ylvie ihre Augen, die wie zugenäht schienen, und blickte sich um. Sie befand sich auf einem Boot, das kaum größer war als sie selbst. Vollkommen allein. Umgeben von schwarzem Wasser. Das also war der Fluss, auf dem die Sterbenden in die neue Welt übergingen. Mit letzter Kraft versuchte Ylvie sich an der Reling hochzuziehen, doch sie konnte ihren Körper nicht mehr spüren. Kraftlos ließ sie sich zurückfallen und lächelte. Selbst die stärksten Kriegerinnen waren machtlos gegen das Ende allen Lebens. Sie betrachtete das Firmament, an dem kein einziger Leuchtpunkt zu sehen war. Und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Ylvie nicht das Gefühl, von den Göttern beäugt zu werden. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, frei zu sein. Es war geschafft. Die Sonne war ein letztes Mal untergegangen und mit ihr die Götter dieser Welt. Kraftlos sank ihr schwerer Arm an den Holzplanken des Bootes hinunter, bis er mit einem lauten Platschen auf dem Meer aufschlug.
Saga der Geschichtenerzähler und Krieger - Blut
Text 1:Ankunft auf Elban
Text 2: Auf zum Turnier
Der furchterregende Riese der ihnen als Ragnar vorgestellt wurde hatte einen blutroten Bart, in diesen eingeflochten waren unzählige Knochen und menschlich erscheinende Schädel. Man konnte förmlich spüren wie es kälter geworden war, obwohl die Sonne nach wie vor in ihrem Zenit stand.
Björn wandte sich je ab und stampfte davon, Eduart und die anderen folgten ihm unschlüssig, nachdem sie bedrückt einige Minuten gelaufen waren drehte sich Björn wieder zu ihnen um: "Es tut mir leid, aber ihr solltet euch von Ragnar fernhalten, er ist der Anführer des Berserker-Klans, sie leben nur für den Krieg und Blutrausch, sie lassen sich von nichts und niemanden aufhalten wenn sie einmal kämpfen.“ Er unterbrach seine Erzählung um eine abergläubische Schutzbewegung zu vollführen, dann sprach er weiter: „Er und ich teile eine gemeinsame Vergangenheit, wir wurden als die jeweilige Erben unserer Väter und Klan-Jarls ausgewählt dem Prinzen als Knappen zu dienen, so lernten wir uns kennen, uns alle drei.“
Wieder unterbrach er die Geschichte und schaute sich verschwiegen um, als wollte er sicher gehen das sie niemand belauschte: „Wir dienten dem Prinz über 20 Jahre und wurden unzertrennlich, natürlich immer im Wetteifer miteinander doch stets freundschaftlich, bis Ragnar von seinem Vater in die Heimat gerufen wurde, es war damals an der Zeit ihn in die Berserker Traditionen einzuführen, grausame Rituale und Prüfungen muss man dafür bewältigen und die wenigsten kommen unverändert zurück, so auch Ragnar. Als ich ihn das nächste Mal sah und begrüßen wollte, erkannte er mich erst nicht, dann funkelten seine Augen als würde er mich wieder erkennen, doch keine Freundschaft war in dem Funkeln zu erkennen, nur Hass. In dem Moment wusste ich das ich meinen Freund auf immer verloren hatte, die Berserkerwut hatte ihn mir genommen.“ Seine Erzählung nahm ihr trauriges Ende und alle fühlten den Verlust Björns.
Nach einer Weile platzte es aus Melanie heraus: „Aber was ist aus dem Prinzen geworden? Kommt er auch hierher zum Turnier?“ Eduart wollte schon protestieren, als Björn nur meinte: „Alles gut Edi, das liegt jetzt viele Jahre zurück und ich habe mich damit abgefunden. Die Geschichte des Prinzen endete leider auch nicht glücklich, nachdem Ragnar zuerst gegangen war, wurde es kurze Zeit später auch für mich Zeit wieder zu meinem Klan zurückzukehren, der Prinz sollte wohl verheiratet werden, aber seit diese Hochzeit geplatzt war, verließ der Prinz nicht mehr sein Heim, niemand hat ihn seit gesehen oder etwas von ihm gehört.“
„Ach Schade, ich hätte so gern einen Riesenprinz gesehen.“
„Da habe ich vielleicht etwas Besseres, es wird gemunkelt der Schwarze Krieger wird auch dieses Turnier wieder erscheinen, niemand weiß wer er ist oder woher er kommt." erwiderte Björn, „Den Namen haben ihm die Zuschauer nach seinem ersten Turnier gegeben da er eine komplett schwarze Rüstung samt Helm trägt, auch sein Schild ist komplett schwarz und weist kein Wappen oder Zeichen aus an denen man etwas ableiten könnte. Nur eins weiß man, er kann kämpfen. Es geht das Gerücht um es wäre...“
Björn wurde mitten im Satz unterbrochen als plötzlich die Menge rings um sie herum anfing zu jubeln: „Oh, scheinbar geht es los, ich muss mich auch bereit machen für meinen Kampf, bis später, lasst euch nicht zerquetschen.“
Ehe sie sich versahen hatten standen sie zu dritt alleine unter all den Riesen: „Na gut“, meinte Eduart, „dann wollen wir uns mal einen guten Schauplatz suchen.“ Sie liefen in Richtung des meisten Lärms und auch wenn es immer enger wurde, war für sie so weit unten doch genug Platz zwischen all den Beinen sodass sie bis nach vorne gelangen konnten.
Vor ihnen befand sich nun direkt der Kampfplatz, ein großer Ring, der Boden mit Sand bedeckt, rechts und links riesige Zelte aus denen die gegnerischen Kämpfer wohl kommen würden und geradeaus vor ihnen eine riesige Tribüne auf der die Klan-Jarls und Lords saßen.
Ein Riese neben ihnen sah auf einmal runter und gröllte: „He, ihr da unten, ihr seht ja kaum war, wa.“ Eduart und die anderen wussten nicht was sie darauf erwidern sollten, aber der Riese sprach schon weiter: „Kommt ihr könnt bei mir auf die Schulter, dann sehr ihr doch viel besser.“ Er reichte seine Hand herunter und nachdem sich die drei angeschaut hatten und Mel mit einem Schulterzucken auf die Hand stieg, sprangen auch die beiden anderen darauf.
Der Riese stellte sich als Tjure vor und war ein netter Gesprächspartner zwischen den Kämpfen, er erklärte ihnen die Klan Zeichen und Wappen, auch erzählte er ihnen viel über die Hintergründe der jeweiligen Krieger und Klans.
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, als endlich Björn aufgerufen wurde, er schritt in voller Rüstung in die Arena und selbst Mel musste zugeben das er einen gefährlichen Eindruck machte, ganz anders als sie ihn kennengelernt hatten, als sein Gegner ausgerufen wurde, erkannten sie auch woher die Veränderung in Björn kam: Ragnar.
Ein Monster in blutroter Rüstung betrat die Arena, jeder konnte den Blutdurst in seinen Augen erkennen, das Monster machte einen Schritt in Richtung seiner vermeintlichen Beute, doch Björn trat dem blanken Hass furchtlos entgegen, die beiden Kontrahenten standen nun Kopf an Kopf in der Mitte des Kreises. Ohne auf ein Zeichen zu warten sprang der Blutrote Krieger zur Seite und die Axt in seiner rechter Hand zischte nach oben, Björn konnte gerade noch seinen Schild heben um die Axt abzufangen, doch noch während die rechte Axt vom Schild abprallte, schnellte die Axt in seiner linken Hand vom oben Richtung Kopf, Björn schaffte es erneut rechtzeitig zu reagieren und er wehrte den Hieb mit dem Schwert ab, Björn versuchte nun selbst in die Offensive zu gehen, er schwang sein Schwert weit von außen und zielte auf den Unterleib seines Gegners und traf, Blut rann an seinem Schwert herunter.
Doch er hatte die Berserkerwut Ragnars unterschätzt, wie ein wildes, verletztes Tier stürzte er sich auf Björn, mit bloßen Fäusten hämmerte er auf ihn ein, niemand brachte einen Ton heraus beim Anblick dieses grausamen Anblicks, gerade als Mel sich endlich wieder gefangen hatte und etwas unternehmen wollte, schoss auf einmal ein großer, schwarzer Blitz durch die Arena und stieß Ragnar von Björn.
Die Menge erkannte ihn sofort, der Schwarze Krieger war gekommen, doch Ragnar dachte nicht daran aufzuhören und stürzte vorwärts, in seinem Rausch war ihm egal wer oder was sich ihm in den Weg stellte, doch der schwarze Krieger wich elegant aus, wie ein in die Ecke getriebenes Tier umkreiste Ragnar nun langsam seine neue Beute, er hob eine seiner Äxte wieder auf und stürmte erneut los, doch diesmal wich der Schwarze Krieger nicht aus, er hatte auf einmal ein langes, schwarzes Speer in der Hand und richtete es dem Angreifer entgegen, Ragnar erkannte noch seinen Fehler, doch es war zu spät, wie ein Eber sprang er in die Speerspitze und getrieben von seiner Wucht spießte ihn der Speer fast gänzlich auf.
Während die Menge noch wie gebannt war, sprang Mel zu Björn, er atmete zum Glück noch, doch seine Verletzungen sahen schlimm aus. Sie war nun recht nah am Schwarzen Krieger und etwas kam ihr komisch vor, zu elegant waren seine Bewegungen, geradezu grazil.
Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hörte sie eine Stimmte hinter dem schwarzen Helm, so leise, nur sie konnte es hören: „Mein armer Ragnar.“
Text 1: Das Lied am Feuer
Text 2: Das Gebet am Wasser
Das Klingen der Waffen halte über Wald, Klippe und Meer während der Vollmond langsam am Himmel emporstieg. Ingrimm schwarz gefärbte Axt prallte auf Holbrigs Schwert, nur um direkt danach Vidals Speer aus dem Weg zu schlagen. Während sich Sigi immer noch zitternd hinter ihm am Rand der Klippe zusammenkauerte.
„Komm zur Vernunft alter Mann“, keuchte Vidal. „Du beschützt einen Dämon.“
„Nein“, wiederholte Ingrimm ruhig, während der die erneuten Angriffe der beiden ohne größere Probleme abwehrte. „Ich schütze einen Unschuldigen“.
In diesem Moment stürmten angelockt durch den Kampfeslärm Hunik und Bronn in einer Wolke von aufgewirbeltem Schnee aus dem Wald.
„Was ist hier los", verlangte Born zu wissen.
„Der alte Mann hat seinen Verstand verloren.“, keuchte Holbrig „Er will das Monster, diesen Gestaltwandeler, schützen, der Yoki getötet hat.“
„Er ist kein Monster“, beharrte Ingrimm, „er ist ein Kind, welches durch Hels vergiftete Früchte getäuscht wurde!“
„Ich sehe nur ein Monster und selbst wenn es ein Kind wäre, das war bei Halsfjord nicht anders“, entgegnete Bronn „Ein Monster muss vernichtet werden, egal was es ist!“
Hunki und Bronn zückten nun ebenfalls Speer und Axt, um sich am Kampf zu beteiligen.
Ingrimm seufzte leicht, während er ebenfalls wieder seine schwarzgefärbte Axt hob, „Dann muss es wohl so sein.“
War da ein leises gräulich im Wind zu hören? Die Laute von Hufen?
Die vier Krieger drangen nun gemeinsam auf Ingrimm ein, aber er schaffte es weiterhin, gegen sie zu bestehen und verhinderte, dass sie zu Sigi durchdrangen. Zwar war Ingrimm nicht mehr so jung und stark wie die anderen Krieger, aber er hatte bei weitem mehr Kampferfahrung. Er schaffte es, die diversen Angriffe mit seiner Axt abzuwehren oder ihnen auszuweichen und das wenige, was doch mal zu ihm durchdrang, wurde von seiner schwarzen Rüstung abgefangen. Die vier waren zwar nicht schlecht, aber er und seine alten Kameraden waren in ihrem Alter damals, vor so vielen Jahrzehnten, um einiges besser gewesen.
War das nicht das Wiehern von Pferden?
Hunik stürzte mit erhobener Axt auf Ingrimm zu, dem es dabei gelang, diese samt seiner Hand abzuschlagen, worauf hin Hunik seinen Kopf senkte und wirklich versuchte, ihn mit den Hörnern an seinem Helm aufzuspießen. Ingrimm konnte es kaum glauben und mit einem gezielten Schlag auf den Helm spaltete er diesen und mit ihm Huiks Kopf.
Klang in dem Windstoß nicht das Klappern von Rüstung und Zaumzeug?
Die verbliebenen drei Riesen heulten auf, als sie ihren Kameraden in den Schnee fallen sahen und begannen, noch stärker auf Ingrimm einzudringen. Aber seine schwarze Rüstung hielt weiterhin stand, auch wenn er so langsam fühlte, wie seine Kräfte erlahmen. Er war halt doch zu alt um sich so lange gegen so viele durchzusetzen. Früher hätte ihm so etwas keine Probleme bereitet. Aber noch jagte genug Adrenalin durch seinen Körper, um ihn aktiv zu halten.
Woher kam das verdammte Wiehern her?
Plötzlich spürte Ingrimm einen Schmerz in der Seite. Ein kurzer Blick genügte, um ihm zu zeigen, dass es Bronn mit seinem derzeit leicht schwarzen Speer nicht nur geschafft hatte, Ingrimms schwarze, sondern auch seine normale Rüstung zu durchdringen.
Das zufriedene Schnauben Bronns ging in ein leichtes Stöhnen über, als Ingrimm sich mit einer gespaltenen Brust bei Bronn für den Treffer revanchierte, woraufhin dieser ebenfalls in den Schnee sank und diesem einen noch kräftigeren Rotton verlieh als er ohnehin schon durch Hunki angenommen hatte
Die Geräusche der Pferde, welcher der Wind zu ihm trug, scheinen lauter zu werden.
Damit blieben noch Vidal und Holbrig übrig und auch wenn der Kampf nicht spurlos an ihnen vorübergegangen war, Ingrimms alter Körper zusammen mit der frischen Wunde forderten nun ihren Tribut. Ingrimm merkte, wie er Zusehens langsamer wurde und seine beiden Gegner immer häufiger einen Treffer landeten und dabei auch das eine oder andere mal seine schwarze Rüstung überwanden. Zwar waren diese Treffer alle nicht so ernst wie der von Bronn, aber so langsam bereiteten sie ihm ebenfalls Probleme. Aber er war noch lange nicht geschlagen und jeder ihrer Treffer wurde mit mindestens einem von ihm vergolten, auch wenn ihm derzeit kein entscheidender Treffer mehr gelingen wollte.
Neben den Geräuschen schien jetzt auch der Himmel immer wieder in Regenbogenfarben zu leuchten.
Während der Wind weiter über die Klippe pfiff, färbte sich der zusehens platt getrampelte Schnee auf ihrem Kampflatz nicht mehr nur durch das Blut der beiden gefallenen Krieger rot. Mittlerweile waren alle drei mehr als minder angeschlagen und Ingrimm konnte seine schwarze Rüstung nicht mehr aufrechterhalten. Eine Chance witternd, stürzte Holbrig sofort mit erhobene Schwert auf ihn zu. Aber trotz seiner nachlassenden Kraft gelang es Ingrimm den Angriff zu parieren und Holbrig im Gegenzug einen tödlichen Hieb in den Unterleib zu versetzten.
Somit war nur noch der ebenfalls sehr angeschlagene Vidal übrig geblieben. Aber seine Kräfte hatten Ingrimm mittlerweile verlassen. Während sein Blick sich zu trüben begann, sank er langsam auf die Knie und seine Streitaxt rutschte ihm aus der Hand.
Jetzt war er sich ganz sicher, da war eine Reiterschar zu hören.
„Auch wenn du am Ende das Monster schützen wolltest, war dies ein würdiger Kampf, ich respektiere dich“, sagte Vidal, während er an Ingrimm vorbei humpelte, um an Sigi zu kommen, der immer noch wie ein Häufchen elend an er Klippe hockte und sich während des gesamten Kampfes kaum bewegt hatte.
Ingrimm konnte förmlich spüren wie der Speer gehoben wurde, um Sigi den letzten Stoß zu versetzen. Zwar hatte er heldenhaft gekämpft, aber am Ende konnte er den Kleinen doch nicht schützen
Sein Blick trübte sich weiter, als plötzlich in einer weißen Wolke aus Schnee ein weiteres Wesen aus dem Wald geschossen kam. Ein riesiger grauer... nein... weißer….. Wolf...
> Fenris!< schoss es Ingrimm durch den Kopf >was machte dieses Monster hier?<
Er versuchte ein letztes Mal seine Kraft zu sammeln und nach seiner Axt zu greifen, die direkt neben ihm lag, aber da war das Monster schon an ihm vorbei und er hörte nur noch das Stöhnen von Vidal.
Während seine Sinne weiter schwanden, erklang er eine erstaunlich freundliche, aber doch leicht wütende Stimme hinter ihm „Das ist aber nicht sehr Riesenhaft, sich an einem Kind vergreifen zu wollen!
Ingrimms Sinne trübte sich weiter... jetzt konnte er ganz deutlich das Donnern von Hufen hören, während Nordlichter über den Himmel zogen.
„Der alte Krieger hat gut gekämpft, aber…“ die freundliche Stimme verlor sich, während Ingrimms Wahrnehmung immer weiter schwand... tauchte plötzlich ein riesiges Pferd neben ihm auf, auf dem eine wunderschöne, riesige Kriegerin saß.
„Ich bin gekommen, um dich abzuholen Ingrimm, du wirst vom Allvater bereits in Drachenheim erwarte“, sprach sie und half dem alten Ingrimm auf die Beine, der sich plötzlich wieder so jung und kraftvoll fühlte wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch wenn er eigentlich nichts mehr um sich herum wahrnahm, meinte er weitere Kriegerinnen … nein Walküren zu erkennen, die Vidal, Holbrig, Bronn und Hunik auf die Beine halfen. Seine schien aber definitiv die Mächtigste und Schönste von ihnen zu sein. Während er frohen Herzens mit ihr auf ihr Pferd stieg, meinte er schon in der Ferne die Geräusche eines großen Gelages zu hören und die Stimmen seiner alten Kameraden.
Text 1:Die Mutter und der Prinz
Text 2:Die Tochter und der Prinz
Die Hochzeitsgesellschaft verfiel in Chaos. Für einen außenstehenden Beobachter ergab sich ein bizarres Bild. Kuchenstücke mischten sich mit abgetrennten Gliedmaßen und Zuckerguss verschmolz mit Blut. Loki kämpfte sich durch Lebkuchenhäuser und Soldaten gleichermaßen, verfiel geradezu in einen Rausch. Er leckte sich die Lippen. Ein merkwürdiger Geschmack, eine seltsam metallische Süße, welche irgendwo zwischen Tod und Festmahl verordnet werden konnte, legte sich auf seine Zunge. Er blickte um sich. Die Zeit hielt für den Bruchteil einer Sekunde an und Loki nahm seine Umgebung erstmals seit Beginn des abscheulichen Täuschungsversuches wieder wirklich wahr.
Seine Kameraden waren alle in kleinere Gefechte und Zweikämpfe verwickelt. Diesmal war zwar seine gesamte Crew mit auf die Insel gekommen, aber ihre Chancen auf Sieg waren nichtsdestotrotz verschwindend gering. Die Übermacht der monströsen Kaiserfamilie war greifbar. Riesen liebten zwar den Kampf und gar den Tod durch den Zweikampf, wer aber glaubte, dass sich Riesen blind in den Tod stürzen, der irrte gewaltig. Zumindest solange ihr Anführer Prinz Loki hieß.
Der adelige Riese nahm einen scharfen Atemzug und brüllte mit der gesammelten Wut und Frustration eines versetzten Bräutigams zum Rückzug:
„Brüder! Erhört mich! Die Zeit einen heldenhaften Tod zu sterben ist noch nicht gekommen. Wir ziehen uns zum Schiff zurück, lasst uns dieses Tor zur Hölle mit der gesammelten Macht Elbans erneut betreten!“
*
Loki betrat den Thronsaal des Königs. Bereits das unnatürlich schwere und massive, vergoldete Eingangstor wäre für einen normalen Menschen, nein auch für einen normalen Riesen, unmöglich zu öffnen. Zwei gigantische Krieger, Angehörige der persönlichen Leibwache Odins, flankierten den Prinzen auf beiden Schulterseiten. Beide Krieger sprachen keine Silbe. Die Bevölkerung Elbans munkelte, dass die Leibwache sich bei Eintritt in ihre Profession die Zunge herausschneiden ließ, dies hielt Loki jedoch für ein Gerücht. Dennoch, er hatte noch nie ein Mitglied ein Wort auch nur hauchen hören.
Sie schritten gemeinsam den langen Weg zum Thron entlang. An den Wänden hingen verschiedene Banner der größten Clans der Riesen. Man konnte verschiedene Tiere auf ihnen erkennen: Bären, Wölfe und auch mittlerweile ausgestorbene Arten. Auch von den Clans waren mittlerweile einige ausgestorben. Wenige existierten noch, die meisten Banner riefen nur schmerzhafte Erinnerungen an eine bessere Vergangenheit hervor. Eine Zeit in der die Riesen sich nicht nur auf ihrer Heimatinsel verkrochen, sondern die Weltmeere bereisten und beherrschten. Letzteres war zumindest der romantisierte und verklärte Gedankenstrang an den Loki sich immer noch klammerte.
Sie erreichten den Aufgang zum Thron. Die Treppenstufen reichten etwa ein halbes dutzend Riesenlängen hinauf. Am Ende der Treppe befand er sich. Der Thron des Königs von Elban. Ein gewaltiges Monument der Weltgeschichte. Ein Konstrukt, welches so manchem Lebewesen als Palast hätte dienen können. Gefertigt war der Thron aus einer Kombination des Holzes von sowohl Adam als auch Eve. Eine Kombination, welche Lokis Wissens nach einzigartig war.
Doch die wirkliche Ehrfurcht produzierte nicht der Thron, sondern der darauf sitzende König.
Odin war selbst für Riesenverhältnisse immens. Seine Statur ähnelte der von Urzeitriesen. Seine Größe war vergleichbar mit dem Treppenaufgang zum Thron und seine Haut gleichsam voller Narben wie der Thron voller Kerben.
Unmittelbar vor dem Treppenaufgang tat sich eine unsichtbare Wand auf. Reines Königshaki formte eine spürbare Barriere, welche die Atmosphäre im Thronsaal erdrückte. Bei Loki äußerte sich der unbändige Herrscherwille seines Vaters in einem Vorschlaghammer der immer wieder ins innere seines Kopfes hämmerte. Sich zu konzentrieren verlangte dem Prinzen alles ab. Die Leibwache wirkte unbeeindruckt, vermutlich weil sie diesem Einfluss beinahe ihr gesamtes Leben lang ausgesetzt waren.
Der Thronerbe hingegen konnte an beiden Händen abzählen wie oft er seinem Vater so nah gekommen war. Odin hatte nicht viel übrig für die Zukunft und die Zukunft beinhaltete auch seinen Nachkommen.
„Sohn.“
„Vater, ich bin gekommen um dir von unserem Besuch bei Charlotte Linlin zu berichten. Es war eine Katastrophe. Wir wurden betrogen! Unsere Ehre wurde wiedermal von dieser Monstrosität beschmutzt! Meine Braut wurde ausgetauscht. Wo meine Liebe nun steckt ist ungewiss, vermutlich wurde sie eingesperrt, wir müssen…“
„Schweig!“
„Aber Vater…“
„Öffnest du deinen Mund nochmals ungefragt, werden dir meine Leibwächter mit Gewalt die Sprache nehmen. Geri, Freki?“
Die Beiden stummen Riesen nickten kommentarlos.
„Loki, mein Sohn. Wie alt bist du nun? Fünfzig? Du bist noch ein Kind. Wie kannst du von Liebe sprechen? Liebe dein Schwert, deine Axt, deine Kameraden. Liebe den Kampf und die Aussicht auf einen ehrenvollen Tod. Liebe nicht die Ablenkung einer Frau. Die Versuchung eines bequemen Lebens. Noch dazu einen Abkömmling der Teufelin höchstpersönlich! Habe ich dir gar nichts gelehrt? Habe ich als Vater und König so sehr versagt?“
Loki verkniff sich die Erwiderung, dass sein Vater in seinem Leben zuvor vielleicht insgesamt genauso viele Worte mit ihm gewechselt hatte, wie in der letzten Minute.
„Vater ich weiß, dass du dir diese Ehe nicht gewünscht hattest. Aber wir wurden betrogen! Wenn du dich nicht um mich und Lola kümmerst, dann sei es so. Aber dieses abartige Konglomerat einer Süßigkeitenhölle muss endgültig von der Grandline gefegt werden!“
Odin zögerte. Loki erkannte wie sein Vater zum sprechen ansetzte, dann aber doch noch in sich kehrte. Erst eine gefühlte Ewigkeit später setzte der König der Riesen abermals zum Wort an:
„Charlotte Linlin und ihre gesamte Gefolgschaft ist von uns Riesen von Elban auf ewig zum Todfeind erklärt worden. Allein dein Versuch dich in diese Familie zu integrieren, sollte dich ebenfalls dein Leben kosten. Aber du bist mein Sohn. So ungern ich es auch zugebe, du bist mein Erbe. Ich wandele nunmehr ein halbes Millennium auf dieser Welt. Meine Zeit findet bald ihr Ende. Deshalb verzeihe ich dir diesen Fehltritt. Du wirst die nächsten fünfzig Jahre im Gefängnis verbringen, um über diesen Fehler nachzudenken. Ich werde dir weiterhin deine Kriegerausbildung ermöglichen, keine Angst. Aber solltest du noch ein einziges Mal von der Liebe zu dieser Lola sprechen, dann wird Elban eine neue Herrscherlinie finden müssen, denn diese wird dann mit mir enden.“
Loki erstarrte. Sein Vater konnte das unmöglich ernst meinen. Loki hatte seine Männer zum Rückzug gezwungen, um mit einer geeinten elbanischen Armee mit Big Mum aufzuräumen. Sie zu vernichten. Nun sollte er ein halbes Jahrhundert im Gefängnis verrotten?
„Und noch etwas. Rajdin berichtete mir von eurem Rückzug. Mehrere deiner Krieger fühlten sich eines ehrenhaften Todes beraubt. Du hast die Ehre der Insel beschmutzt. Dass du einer Todesstrafe entkommst, ist nur deinem Blut zu verdanken. Meinem Blut.“
Loki fühlte sich wie in einer Theatervorstellung. Würde gleich das Publikum applaudieren? Der Prinz horchte auf. Doch statt freudigem Klatschen der Massen ertönte nur ein einziges vom Thron und dieses bedeutete den Leibwächtern den Thronerben abzuführen.
In Loki keimte an diesem Tag etwas heran. Ein Bedürfnis, ein Wille. Ein Wille so stark, dass sich selbst Odin noch beim Abgang seines Sohnes kurz wunderte, ob er nicht einen Fehler begangen hatte.
Text 1: Kleine Wölfin
Text 2: Skalli
"Wachen!"
Noch einen Augenblick zuvor wirkte die Riesin bloß wie ein weiterer Sklave. Ihr Körper jämmerlich zusammengefallen, ihre Augen hoffnungslos ins Nirvana starrend. Ihr Wille war gebrochen, ihre Seele tot. Fast hatte sie menschlich gewirkt. Doch nun ragte ihr monströses Antlitz in den Himmel und sie schaute auf die vor Angst erstarrten Adeligen hinab als sei sie der Göttervater höchstselbst. Ebenso wie die Ketten, die nun nutzlos an ihren Händen baumelten und nicht den Eindruck erweckten, sie seien aus massivem Eisen gefertigt, waren auch die Ketten um ihr Herz gesprengt worden. Die Ketten der Sklaverei und Unterdrückung hatten sich immer enger um sie geschlungen und beinahe den letzten Hauch Leben aus ihr herausgepresst. Doch nun war ihr Herz frei. Es raste in einem unaufhaltsamen Stakkato und der Ausdruck auf ihrem Gesicht war Beweis ihrer grenzlosen Entschlossenheit. Niemand würde sich ihr in den Weg stellen können.
Irgendwo unterhalb von Mary Joa
Das metallische Stakkato des Wasserrohrs hallte unablässig durch das Innere der Höhle, prallte von den Wänden ab, nahm dabei Fahrt auf wie ein unaufhaltsamer Tsunami und brachte so die ohnehin schon angespannte Atmosphäre zum Überkochen.
„Jetzt setzt dich endlich hin, verdammt noch mal!“
Doch Sabo marschierte weiter auf und ab. Es war keine Aufregung vor dem bevorstehenden Kampf, keine Angst vor dem Tod, die sein Innerstes aufwühlte.
„Wie kannst du bei Anblick dieses menschenverachtenden Unrechts nur ruhig bleiben, Karasu?“
Die Zähne gebleckt, die Kiefer fest zusammengepresst fuhr der Generalstabschef der Revolutionsarmee herum und schritt hastig auf seinen Gefährten zu. Dieser erwiderte die aggressive Geste, indem er von seinem steinernen Sitz aufsprang und sich bedrohlich zu voller Größe vor seinem Vorgesetzten aufbaute.
Doch noch eher die beiden Streithähne aneinandergeraten konnten, ging Morley mit seinem massigen, ballonförmigen Körper dazwischen.
„Spart eure Kräfte für später auf, ihr werdet sie brauchen“, mahnte Lindbergh. Doch Sabo zog sich bereits zurück und auch Karasu entspannte sich wieder, wirkte fast schon erfreut über das kleine Scharmützel. Seine Blutlust war geweckt.
Gerade, als die Gruppe sich wieder entspannt hatte, erschütterte ein Erdbeben die Höhle. Was eben noch wie ein dysfunktionaler Haufen wirkte, arbeitete nun wie eine gut geölte Maschine
„Was in drei Teufels Namen war das?“
„Ein Angriff auf das Schloss?“
„Aber von wem?“
„Karasu!“
„Bin schon dran!“
Durch eine Öffnung in der Decke flatterte eine Krähe auf den Hünen mit der Vogelmaske zu.
„Und?“
„Da oben herrscht das reinste Chaos. Jemand greift das Schloss an.“
„Wer?“
„Keine Ahnung, ich konnte nicht näher ran. Alles voller Marine und Agenten.“
Alle schauten nun erwartungsvoll zu Sabo. Dieser umfasste die Stange in seiner Hand noch fester, während ein Ausdruck grimmiger Vorfreude über sein Gesicht huschte.
„Wir greifen an!“
In völliger Raserei stürmte Ylvie durch den Innenhof des Schlosses, das Eingangstor lag in Trümmern hinter ihr. Wie ein Raubtier im Blutrausch kämpfte sie sich durch die Reihen der Wärter, die es wagten, sich ihr in den Weg zu stellen. Sie hatte eine Fährte aufgenommen und diese Fährte stank nach Korruption, Verachtung und Boshaftigkeit. Und sie führte Ylvie zum Reverie. Der Innenhof des Schlosses glich inzwischen einem apokalyptischen Schlachtfeld. Ein Brunnen, der Ylvie im Weg gestanden hatte, war kurzerhand um etliche Meter verschoben worden und hatte dabei eine Handvoll bedauernswerter Wachen unter sich begraben, deren komisch verdrehte Extremitäten unter den Trümmerhaufen aus Marmor hervorlugten. Die nun freigelegten Wasserrohre pumpten weiterhin unerlässlich, sodass das Wasser den Vorplatz schwemmte und mit dem Blut der Gefallen einen scharlachroten Teppich bildete. Marinesoldaten und Wachen versuchten Ylvie zu stoppen, doch ihre Raserei wurde mit jedem weiteren Feind nur noch wilder. Ziellos schleuderte sie Felsbrocken in Richtung des Schlosses, dessen Wände beim Aufprall unter einer Explosion aus Staub und Mörtel zerbarsten und den Blick auf die Räumlichkeiten dahinter preisgaben – einen großen Konferenzraum voller Menschen, auf deren Häuptern lächerliche, edelsteinbesetzte Kronen prangten. Ylvie stieß einen Schrei aus, mehr ein mordlüsternes Brüllen, das die Umstehenden in Mark und Bein erschütterte. Die Wachen im Saal zückten ihre Waffe und richteten sie auf die Riesin, doch diese ließ sich nicht beirren, ging in die Hocke und setzte, die Zähne gefletscht, zum Sprung an. Doch plötzlich, gerade als Ylvie den höchsten Punkt ihrer Flugbahn erreicht hatte, stoppte sie. Sie fiel nicht einfach zu Boden, sondern schwebte in der Luft. Es war, als hätte die Schwerkraft ausgesetzt. Ylvie strampelte wie wild, doch sie war machtlos. All ihre Kraft verpuffte nutzlos. War das die Macht der Götter? Ylvie schaute hinauf zum Himmel, hinauf nach Asgard. Was sie sah, ließ ihre Raserei abebben, ihren Zorn auf die Welt verstreichen. Asgard stand in Flammen und ließ brennende Sterne auf die Erde niederfallen. Ihren Angriff auf die Götter dieser Welt wurde erwidert von den Göttern aller Welten. Während die Luft um Ylvie immer heißer wurde und die brennenden Brocken unaufhaltsam näherkamen, entspannte sich Ylvie. Sie hatte ihre Aufgabe, ihr Schicksal erfüllt. Die Vorhersehung war eingetroffen. Heute, das war nun unumstößliche Gewissheit, würde diese Welt für immer Untergehen. Ylvie schloss die Augen, als die Hitze immer glühender wurde. Dann schlug es ein.
"Mama, was ist Ragnarök?"
"Jedenfalls keine Geschichte, die eine Fünfjährige vor dem Einschlafen hören sollte."
Doch der entschlossene Blick in Ylvies Augen ließ keinen Widerspruch zu: "Ihr Alten redet doch ständig darüber! Wenn es so wichtig ist, dann will ich es auch wissen."
Seufzend gab sich ihre Mutter geschlagen: "Wie du willst. Aber komm nicht wieder zu uns in Bett gekrochen, wenn du nicht schlafen kannst."
"Abgemacht!"
Die Mutter überlegte, wie sie die Geschichte am besten beginnen sollte.
"Ragnarök ist Anfang und Ende zu gleich. Ein Versprechen. Es ist der Tag, auf den wir alle Warten. Nicht nur wir Riesen, die ganze Welt wird an diesem schicksalhaften Tag neugeboren. Es ist das Ende der Unterdrückung durch die Götter und der Beginn einer neuen Ordnung. Ragnarök ist der Tag, an dem alle Lebewesen frei sein werden."
Der Übergang in die neue Welt war nicht plötzlich. Das Gefühl von Raum und Zeit war vollkommen abhandengekommen, aber das war nicht weiter wichtig. In der neuen Welt hatten alte Gesetze ohnehin keine Bedeutung mehr. Bilder flackerten wie Irrlichter vor Ylvies innerem Auge auf. Ein Mann in grünem Anzug, über sie gebeugt, das Schwert erhoben. Ein blonder Junge mit besorgtem Gesichtsausdruck. Plötzliche Dunkelheit und der Geschmack von Erde im Mund. Der Geruch salziger Meeresluft. Ein sanftes Hin- und Herwiegen. Mühsam öffnete Ylvie ihre Augen, die wie zugenäht schienen, und blickte sich um. Sie befand sich auf einem Boot, das kaum größer war als sie selbst. Vollkommen allein. Umgeben von schwarzem Wasser. Das also war der Fluss, auf dem die Sterbenden in die neue Welt übergingen. Mit letzter Kraft versuchte Ylvie sich an der Reling hochzuziehen, doch sie konnte ihren Körper nicht mehr spüren. Kraftlos ließ sie sich zurückfallen und lächelte. Selbst die stärksten Kriegerinnen waren machtlos gegen das Ende allen Lebens. Sie betrachtete das Firmament, an dem kein einziger Leuchtpunkt zu sehen war. Und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte Ylvie nicht das Gefühl, von den Göttern beäugt zu werden. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, frei zu sein. Es war geschafft. Die Sonne war ein letztes Mal untergegangen und mit ihr die Götter dieser Welt. Kraftlos sank ihr schwerer Arm an den Holzplanken des Bootes hinunter, bis er mit einem lauten Platschen auf dem Meer aufschlug.
Text 1:Ankunft auf Elban
Text 2: Auf zum Turnier
Der furchterregende Riese der ihnen als Ragnar vorgestellt wurde hatte einen blutroten Bart, in diesen eingeflochten waren unzählige Knochen und menschlich erscheinende Schädel. Man konnte förmlich spüren wie es kälter geworden war, obwohl die Sonne nach wie vor in ihrem Zenit stand.
Björn wandte sich je ab und stampfte davon, Eduart und die anderen folgten ihm unschlüssig, nachdem sie bedrückt einige Minuten gelaufen waren drehte sich Björn wieder zu ihnen um: "Es tut mir leid, aber ihr solltet euch von Ragnar fernhalten, er ist der Anführer des Berserker-Klans, sie leben nur für den Krieg und Blutrausch, sie lassen sich von nichts und niemanden aufhalten wenn sie einmal kämpfen.“ Er unterbrach seine Erzählung um eine abergläubische Schutzbewegung zu vollführen, dann sprach er weiter: „Er und ich teile eine gemeinsame Vergangenheit, wir wurden als die jeweilige Erben unserer Väter und Klan-Jarls ausgewählt dem Prinzen als Knappen zu dienen, so lernten wir uns kennen, uns alle drei.“
Wieder unterbrach er die Geschichte und schaute sich verschwiegen um, als wollte er sicher gehen das sie niemand belauschte: „Wir dienten dem Prinz über 20 Jahre und wurden unzertrennlich, natürlich immer im Wetteifer miteinander doch stets freundschaftlich, bis Ragnar von seinem Vater in die Heimat gerufen wurde, es war damals an der Zeit ihn in die Berserker Traditionen einzuführen, grausame Rituale und Prüfungen muss man dafür bewältigen und die wenigsten kommen unverändert zurück, so auch Ragnar. Als ich ihn das nächste Mal sah und begrüßen wollte, erkannte er mich erst nicht, dann funkelten seine Augen als würde er mich wieder erkennen, doch keine Freundschaft war in dem Funkeln zu erkennen, nur Hass. In dem Moment wusste ich das ich meinen Freund auf immer verloren hatte, die Berserkerwut hatte ihn mir genommen.“ Seine Erzählung nahm ihr trauriges Ende und alle fühlten den Verlust Björns.
Nach einer Weile platzte es aus Melanie heraus: „Aber was ist aus dem Prinzen geworden? Kommt er auch hierher zum Turnier?“ Eduart wollte schon protestieren, als Björn nur meinte: „Alles gut Edi, das liegt jetzt viele Jahre zurück und ich habe mich damit abgefunden. Die Geschichte des Prinzen endete leider auch nicht glücklich, nachdem Ragnar zuerst gegangen war, wurde es kurze Zeit später auch für mich Zeit wieder zu meinem Klan zurückzukehren, der Prinz sollte wohl verheiratet werden, aber seit diese Hochzeit geplatzt war, verließ der Prinz nicht mehr sein Heim, niemand hat ihn seit gesehen oder etwas von ihm gehört.“
„Ach Schade, ich hätte so gern einen Riesenprinz gesehen.“
„Da habe ich vielleicht etwas Besseres, es wird gemunkelt der Schwarze Krieger wird auch dieses Turnier wieder erscheinen, niemand weiß wer er ist oder woher er kommt." erwiderte Björn, „Den Namen haben ihm die Zuschauer nach seinem ersten Turnier gegeben da er eine komplett schwarze Rüstung samt Helm trägt, auch sein Schild ist komplett schwarz und weist kein Wappen oder Zeichen aus an denen man etwas ableiten könnte. Nur eins weiß man, er kann kämpfen. Es geht das Gerücht um es wäre...“
Björn wurde mitten im Satz unterbrochen als plötzlich die Menge rings um sie herum anfing zu jubeln: „Oh, scheinbar geht es los, ich muss mich auch bereit machen für meinen Kampf, bis später, lasst euch nicht zerquetschen.“
Ehe sie sich versahen hatten standen sie zu dritt alleine unter all den Riesen: „Na gut“, meinte Eduart, „dann wollen wir uns mal einen guten Schauplatz suchen.“ Sie liefen in Richtung des meisten Lärms und auch wenn es immer enger wurde, war für sie so weit unten doch genug Platz zwischen all den Beinen sodass sie bis nach vorne gelangen konnten.
Vor ihnen befand sich nun direkt der Kampfplatz, ein großer Ring, der Boden mit Sand bedeckt, rechts und links riesige Zelte aus denen die gegnerischen Kämpfer wohl kommen würden und geradeaus vor ihnen eine riesige Tribüne auf der die Klan-Jarls und Lords saßen.
Ein Riese neben ihnen sah auf einmal runter und gröllte: „He, ihr da unten, ihr seht ja kaum war, wa.“ Eduart und die anderen wussten nicht was sie darauf erwidern sollten, aber der Riese sprach schon weiter: „Kommt ihr könnt bei mir auf die Schulter, dann sehr ihr doch viel besser.“ Er reichte seine Hand herunter und nachdem sich die drei angeschaut hatten und Mel mit einem Schulterzucken auf die Hand stieg, sprangen auch die beiden anderen darauf.
Der Riese stellte sich als Tjure vor und war ein netter Gesprächspartner zwischen den Kämpfen, er erklärte ihnen die Klan Zeichen und Wappen, auch erzählte er ihnen viel über die Hintergründe der jeweiligen Krieger und Klans.
Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu, als endlich Björn aufgerufen wurde, er schritt in voller Rüstung in die Arena und selbst Mel musste zugeben das er einen gefährlichen Eindruck machte, ganz anders als sie ihn kennengelernt hatten, als sein Gegner ausgerufen wurde, erkannten sie auch woher die Veränderung in Björn kam: Ragnar.
Ein Monster in blutroter Rüstung betrat die Arena, jeder konnte den Blutdurst in seinen Augen erkennen, das Monster machte einen Schritt in Richtung seiner vermeintlichen Beute, doch Björn trat dem blanken Hass furchtlos entgegen, die beiden Kontrahenten standen nun Kopf an Kopf in der Mitte des Kreises. Ohne auf ein Zeichen zu warten sprang der Blutrote Krieger zur Seite und die Axt in seiner rechter Hand zischte nach oben, Björn konnte gerade noch seinen Schild heben um die Axt abzufangen, doch noch während die rechte Axt vom Schild abprallte, schnellte die Axt in seiner linken Hand vom oben Richtung Kopf, Björn schaffte es erneut rechtzeitig zu reagieren und er wehrte den Hieb mit dem Schwert ab, Björn versuchte nun selbst in die Offensive zu gehen, er schwang sein Schwert weit von außen und zielte auf den Unterleib seines Gegners und traf, Blut rann an seinem Schwert herunter.
Doch er hatte die Berserkerwut Ragnars unterschätzt, wie ein wildes, verletztes Tier stürzte er sich auf Björn, mit bloßen Fäusten hämmerte er auf ihn ein, niemand brachte einen Ton heraus beim Anblick dieses grausamen Anblicks, gerade als Mel sich endlich wieder gefangen hatte und etwas unternehmen wollte, schoss auf einmal ein großer, schwarzer Blitz durch die Arena und stieß Ragnar von Björn.
Die Menge erkannte ihn sofort, der Schwarze Krieger war gekommen, doch Ragnar dachte nicht daran aufzuhören und stürzte vorwärts, in seinem Rausch war ihm egal wer oder was sich ihm in den Weg stellte, doch der schwarze Krieger wich elegant aus, wie ein in die Ecke getriebenes Tier umkreiste Ragnar nun langsam seine neue Beute, er hob eine seiner Äxte wieder auf und stürmte erneut los, doch diesmal wich der Schwarze Krieger nicht aus, er hatte auf einmal ein langes, schwarzes Speer in der Hand und richtete es dem Angreifer entgegen, Ragnar erkannte noch seinen Fehler, doch es war zu spät, wie ein Eber sprang er in die Speerspitze und getrieben von seiner Wucht spießte ihn der Speer fast gänzlich auf.
Während die Menge noch wie gebannt war, sprang Mel zu Björn, er atmete zum Glück noch, doch seine Verletzungen sahen schlimm aus. Sie war nun recht nah am Schwarzen Krieger und etwas kam ihr komisch vor, zu elegant waren seine Bewegungen, geradezu grazil.
Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, hörte sie eine Stimmte hinter dem schwarzen Helm, so leise, nur sie konnte es hören: „Mein armer Ragnar.“
Keks alter!!!!!
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