Eden – It's an Endless World
Kürzlich habe ich Eden beendet und konnte meiner Liste der noch ausstehnden Pflicht-Lektüren um einen Titel kürzen.
Story: Ich sehe bei der Story Licht und Schatten. Vor allem die erste Hälfte des Mangas ist sicherlich serh gut und unterhält den Leser hervorragend. Ganz besondern der Arc im Rotlicht-Mileu hat mir extrem gut gefallen. Dem Autor ist es gelungen eine sehr dichte Atmosphäre zu schaffen.
Leider beginnt der Manga mit Beginn der zweiten Hälfte immer weiter an Qualität zu verlieren. Die Story bewegt sich zwar noch auf recht solidem Niveau, kann aber nicht an die bisher gezeigten Leistungen anknüpfen. Wie bereits von einigen Usern zuvor erwähnt, denke auch ich, dass Hiroki Endo seinen Manga zu einem früheren Zeitpunkt hätte enden lassen sollen. Der "Kristall-Virus" hat der Story – meiner Meingung nach - seine Authentizität genommen. Des Weiteren hatte ich das Gefühl, dass sich Endo in seiner eignenen Story etwas vergallopiert hat. In der ersten Hälfte war das Storygefüge noch recht überschaubar, so dass sich der Leser stets zurechtfindet. Von der zweiten Hälfte kann ich dies leider nicht behaupten. Es werden zu viele unzureichend eingeführte Charaktere in die Story geschmissen. Sobald man das Gefühl hatte, diese korrekt einordnenen zu können, hatten sie auch schon eine Kugel im Kopf. Auch wurde der Umfang der Handlungsorte zu stark ausgedehnt. Zu Beginn bewegte sich die Story in einem recht kleinen Rahmen, in nur wenigen Bänden später ist die komplett Welt insolviert. Die Handlungs springt wild und ohne Konzept hin und her. Endo hat sich selbst eine Aufgabe auferlegt, der er nicht gewachsen war. Er hat seinen roten Faden verloren. Man schaue sich nur die gesamte Sozialkritik an, welche er versucht hat unterzubringen: u.A. reliogöse Unterdrückung, Rassismus, Armut, Meinugsfreiheit, Zensur durch die Regierung, der menschliche Fortschritt und seine Gefahren. Dieses riesige Spektrum in so wenigen Bänden ausreichend zu beleuchten wäre selbst der absoluten Mangaka-Elite schwer gefallen. Sicherlich ist die Idee löblich. Allerdings hapert es an der Umsetzung. Weniger wäre in diesem Falle – meiner Meinung nach – mehr gewesen
Charaktere: Auch hier gibt es Stärken und Schwächen. Wobei die Stärken meiner Meinung nach deutlich überwiegen. Unser Protagonist, Elliah Ballard, ist ein angenehmer Zeitgenosse. Er ist ansprechend ausgearbeitet, zeigt menschliche Schwächen und ist zur Abwechslung kein "Mega-Hyper-Protagonist" mit Superkräften. Generell ist das Verhalten der Charaktere relativ realitätsnahe gehalten. Positiv anzumerken ist vor allem, dass es keine/wenige Charaktere gibt, die nach dem beliebten Schema "gut und böse" aufgebaut sind. Die Charaktere bewegen sich in einem Graustufen-Bereich, so dass der Leser selbst über das Verhalten des einzelnen werten kann. Insgesamt wurde bei den Charakteren gute Arbeit geleistet. Gegen Ende hin hatte ich allerdings das Gefühl, dass neu hinzukommende Nebencharaktere nicht ausreichend beleuchtet und eingeführt wurden. Des Weiteren fand ich es schade, dass es keinen wirklichen Antagonisten gab. Hiermit hätte man sicherlich einen zusätzlichen Spannungsbogen erzeugen können.
Artwork: Das Artwork von Eden befindet sich meiner Meinung nach auf einem recht gutem Niveau. Das Charakterdesign ist ansprechend gehalten und die Hintergründe sind meist detailiert gestaltet. Außerdem wird stets eine stimmige Atmosphäre aufgebaut. Insgesamt sind Endos Leistungen am Zeichenbrett sehr gut, wobei er sich – meiner Meingung nach – hinter den großen Künstlern (Takehiko, Nihei, Yukimura, Boichi, usw..) einordnen muss.
Fazit: Alles in allem ist Eden ein guter Manga, welcher sich deutlich vom Durchschnitt abheben kann. Charaktere, Story und Artwork wissen zu überzeugen. Hätte der Manga das Niveau der ersten Hälfte gehalten, hätte Eden sicherlich einer meiner Favoriten werden können. Durch den Qualitätsverlust und den auftretenden Schwächen in der zweiten Hälfte, würde ich Eden aber nicht mehr als "herrausragend" bezeichnen. Eden ist und bleibt einer der besseren Seinen-Mangas, kann aber nicht an Top-Titel wie 20th Century Boys, Vinland Saga, Monster oder Vagabond heranreichen.