Der Traum von neuem Glanz (blink) [abgeschlossen (✔) ]

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  • Fortsetzung [Arc V]

    Kapitel 245: Licht und Dunkelheit - Parandeus
    Die Geschichte der Familie Parandeus reicht Generationen zurück. Berühmtheit und Ehrfurcht waren die Dinge, die jeden charakterisierten. Das Antike Königreich war die letzte Bastion, die die größten Individualisten hervor brachte. Ein alter Glanz ging mit seiner Auslöschung verloren, doch diese traurige Gewissheit sollte leider nie die Herzen der Menschen erreichen. Porneglyphe versuchten ihre Leistungen unvergessen zu machen, dennoch zeichnete sich über Jahrhunderte eine Entwicklung ab: Utopia war verloren, tat letzte Atemzüge, da sein Erbe keinen Bestand haben sollte.
    Dies ist die Erklärung, die die gewichtige Rolle der Parandeus zu verstehen gibt. Sie repräsentierten einen neuen Glanz, denn es war bei ihnen undenkbar, nicht im Mittelpunkt zu stehen, nicht die Geschicke, und keine großen Ereignisse zu lenken.

    [vor 150 Jahren]

    Eine weitere Reise fand ihr jähes Ende. In einer Zeit, in der Piraterie noch kein allzu großes Problem darstellte, oblag es dem Großadmiral, die Geschichte aufzuarbeiten. Für die Weltregierung bedeutete dies folgendes: Die Spuren der Vergangenheit zu finden und die letzten Verbindungen in Richtung Utopia zu kappen. Diese Herrschaft konnte nämlich nur Bestand haben, solange die Relikte der Vergangenheit schwiegen, die Legitimität der Weisen unangetastet blieb und sich die Zeit von Philipp III. niemals wiederholen würde. Er war es, der die Regierung beinahe zerschlagen hatte, obwohl er ihr selbst angehörte. Ein Mann, der die alleinige Macht über die Welt besaß, durfte diese nicht freiwillig abtreten. Nicht, nachdem er alle Porneglyphe las. Die Weltregierung lag damals am Boden, und es war das holde Schicksal, dass ihr Ende durch Philipp im letzten Moment verhinderte. So zumindest, sahen es die Weisen. Philipp Parandeus schrieb Geschichte.
    Seine Ära endete vor vielen Jahrzehnten, denn nun war es sein Nachfahre Orphelius, der die Fäden in den Händen hielt. Der Großadmiral galt als großer Stratege, einer, der mehr Akzeptanz besaß als die Weisen selbst. Er war charismatisch, jung, dynamisch, all jene Tugenden, die auch Philipp aufwies. Eines aber war anders. Etwas, dass die ganze Situation kippte. Sein Vorfahre hatte absolut niemanden, der über ihm stand. Orphelius konnte der beste Marineleiter aller Zeiten sein, es war absolut egal. Er war den Weisen unterstellt, die seine Erfolge für sich zu Nutze machten.

    Blutverschmiert trat er ins Hauptquartier ein, nachdem eine weitere Expedition endete. Seine Körperspannung zerriss ihn beinahe, denn das, was er sah, sollte sein Leben für immer verändern. Hundert Männer haben ihn begleitet, neunundneunzig starben. Wochenlang war er fort, und jetzt, wo er zurück kehrte, verfolgten ihn erst die Stimmen seiner gefallenen Kameraden. Orphelius rieb sich die Schläfe, die immer wieder ohne Einwirkung zu bluten begann. Es war, als wenn sein Gehirn wie das Herz pulsierte. Regelmäßig, deutlich spürbar, schmerzhaft. Wahnsinnig schmerzhaft. Selbst der Aufenthalt im Raum des Großadmirals konnte ihn nicht aufmuntern. Die Büsten und Portraits seiner Vorgänger schmückten die Wände, der Geruch von Geschichte lag deutlich spürbar in der Luft. 150 Jahre später sollte sich auch Sengoku in diesem Raum aufhalten, den gleichen Flair von greifbarer Hochleistung und vorbildlichem Tatendrang in sich aufnehmen.

    „Du überragst einfach alles“, murmelte Orphelius Gedankenversunken. Dutzende Männer im Amt des Großadmirals erhielten kleinere Gemälde, die sie hier für alle Zeiten ausstellen sollten. Nur einer setzte dieser großen Ehre die Krone ab, um eine zehnmal größere, hundertmal prunkvollere und tausendmal bedeutsamere Insignie zur Schau zu stellen. Philipp Parandeus´ Gemälde zierte alleine eine ganze Wand, hatte einen Durchmesser von zehn Metern und war als einziges in einem Rahmen eingelassen, der nicht einmal mehr aus Gold bestand. Sein Vorfahre wusste durchaus zu reizen, da sein Bild von einem glänzend schwarzen Gestein eingefasst wurde. Dem gleichen Material, aus dem die Porneglyphen bestanden. Der Legende nach soll er den Rahmen persönlich angefertigt haben, während er sich auf dem Balkon des Schlosses sonnte und schließlich zu langweilen begann.
    Orphelius ballte die Fäuste und schnaubte, obwohl er grinste. Er schüttelte den Kopf und verließ diesen inspirierenden Raum, der ihm etwas Ruhe verlieh.
    „Geht es dir besser?“ Die Hand auf seiner Schulter ließ ihn zusammen fahren. „Gott, hast du mich erschrocken...“ Sein Gefährte blickte ihn erst traurig an, da sie ein gemeinsames schweres Schicksal zu teilen hatten. „Ich habe vor, unsere Reise in eines meiner neuen Werke einzuflechten. Das Leben des Illystus, wie gefällt dir der Titel?“ Der Schriftsteller verzog keine Miene, während sein Gegenüber Blut erbrach. Er war kein bisschen beleidigt „Dieser Tempelfluch setzt dir von Tag zu Tag mehr zu.“ Er klang mehr als besorgt, strich dabei über die Skizze, die drei Brüder, zwei Kinder und einen alten Greis am Abgrund darstellte. Vor ihnen lag die endlos tiefe Schwärze, dahinter ein fruchtbares, strahlendes Tal. „Pass bloß auf, was du in deiner Parabel aussprichst. Die Regierung wird deine Utopia-freundliche Haltung nicht länger hinnehmen.“
    Sanarba strich sich die Falten aus seiner weißen Robe, die ihm ein unmodernes, dennoch klassisches Äußeres verlieh. Er lächelte, strich Orphelius über die Schläfe, deren Blutung stoppte. „Solange wir Freunde sind, kann mir keiner was anhaben. Du bist beliebt und dafür bin ich dir nach jedem meiner Werke zu neuem Dank verpflichtet.“ Der Großadmiral lachte. „Wenn du deinem Werk einen Stempel aufdrücken willst, baue unbedingt den Kontakt zu Geistern ein. Das kommt gut an!“ Der Autor konnte dabei kein bisschen Lachen, wurde immer ernster, als er die unkontrollierten Zuckungen seines Freundes beobachtete. „Wir beide wissen ganz genau, dass Geister existieren. Einer steckt in dir, ich habe ihn gesehen und das weißt du!“ Er packte den Marinechef an den Schultern und drückte ihn mit voller Wucht an die Wand.
    „Du versuchst der Realität noch immer zu entgehen. Auf unserer Reise hat dich etwas verändert, durch deine Hand starben 99 Menschen.“ „Das stimmt nicht“, brüllte Orphelius, dessen Stirn eine tiefe Narbe durchzog. Als hätte jemand von innen ein Messer an seine Schädeldecke gedrückt. Er sank zähneknirschend auf die Knie, hyperventilierte. Nachdem er das Bewusstsein verlor, seufzte sein alter Weggefährte auf.
    „Du kannst nichts dafür, doch es waren leider deine Hände, die Leben auslöschten. Dich trifft keine Schuld.“

    *

    „Bevor Orphelius für die 99 Morde angeklagt werden konnte, tauchte der erste Prophet auf und tötete ihn in einem Duell.“ Dails schnaufte tief durch und blickte dem Vetter in die Augen. Dieser lachte lediglich und applaudierte anerkennend.
    „Orphelius machte das, was für die Familie Parandeus verdammt typisch ist. Er starb in einem heroischen Kampf, wahrte damit sein Ansehen vor der Welt und schuf in seinem inszenierten Kampf eine neue Legende. Den Propheten, einen Mann, dem wir bis heute unmenschliche Stärke nachsagen.“
    „Interessante Information. Das erklärt einiges...“ Der Vetter drehte sich überrascht um und kniff, von grellem Schein geblendet, die Augen zusammen. Im nächsten Moment splitterte der Boden, der von seinem Gesicht zertrümmert wurde. Arina starrte Mind perplex an, der soeben den Lagerraum betrat. Sie wusste jetzt genau wie er, was ihre Reise bedeutete. Sie und Mind hatten das Leben des Illystus zusammen übersetzt. Boundary wollte dieses Werk unbedingt in die Hände bekommen. Es erzählte eine fiktive Geschichte, doch was darin ebenfalls enthalten war: Die ganze Wahrheit über den Yamakuma und die Seelen der drei Brüder, die bis heute tatsächlich existierten.

    „Jetzt verstehe ich endlich, weshalb der Prophet mächtig ist. Alles fußt auf einer Inszenierung, weil ein gebrochener Mann seinem einzigartigen Vorfahren nacheiferte.“ Mind schnaubte verächtlich und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln. „Ich habe zu dir aufgesehen, da du so viel Gutes für die Menschen getan hast.“ Er packte den Vetter an den Haaren und zog ihn hoch. „Dabei bist Du in Wahrheit genauso wahnsinnig.“
    Mind wusste nicht, woran er noch glauben sollte.

    Diese ganze Familie war bis ins Mark verdorben. Der Vetter entriss sich Minds Griff. „Wisst ihr, seit wann Arty Parandeus der beste Mensch ist, der sich jemals für das Wohl der Menschheit einsetzte?“
    Der Vetter lachte, hustete und hielt sich den Bauch vor reinem Vergnügen.

    „Ich bin der Preis, den er zu zahlen hatte. Ich bin Arty Parandeus, die Gestalt, die er niemals sein wollte.“
    „Wie ist das möglich?“
    „Artys innigster Wunsch war es, perfekt zu sein. Aus diesem Grund hat mich der Teufel mit einem Biss in jenen blutroten Apfel erschaffen.“ Der Vetter krümmte sich vor lachen, während er sich in Luft auflöste. Mind und Arina schauten sich um, mussten diese Erkenntnis erst einmal sacken lassen. Der junge Mann wollte sich erst verfluchen, doch Dails hielt ihn davon ab.
    „Mein Bruder ist nach wie vor ein guter Mensch. Jede Teufelskraft hat nun einmal ihren Preis.“ Mind nickte mit glasigen Augen, noch immer nicht realisierend, wie ihm mitgespielt wurde. Sein Glaube an Arty Parandeus war erschüttert, doch nicht verloren. Er wollte mehr als gut für die Menschen sein, wodurch er unwissentlich etwas böses erschuf. Konnte er ihm dafür die Schuld geben?
    „Vielleicht ist es ein Zeichen, dass er nicht über den Berg kommt.“ Dails ohrfeigte Mind für diesen Ausspruch, entsandt eine Druckwelle mit seiner Handfläche, die jedoch die Wände neben Mind einbrechen ließ. Der 25-Jährige rieb sich mit den Fingern die rote Wange, die anderen leuchtete grünlich, waren imstande zu reflektieren.
    „Der Vetter ist ein Produkt des Teufels, daher wird er verschwinden...“
    „...Sobald mein Bruder tot ist.“ Dails seufzte, rieb sich durch die Haare. Er hatte immer ein durchwachsenes Verhältnis zu Arty gepflegt, doch eines wurde ihm jetzt klar. Sein Bruder war mit dafür verantwortlich, dass ihre Eltern starben. Er ermöglichte es dem Propheten einen mächtigen Verbündeten zu halten.
    „Das ist mir zu viel...“ Die Unsicherheit war Dails merklich anzusehen. Er hatte sich erst vor wenigen Stunden ins Delirium getrunken, um die Geschehnisse auf den Wegen der Redline zu verarbeiten. Maylou, Mr. C, es waren zu viele, die unter dem Propheten leiden mussten. Und Arty ermöglichte dies erst durch seinen Wunsch nach Perfektion.

    Je größer das Licht, desto größer ist letztlich der Schatten, den der Mensch warf. Dails stöhnte bei dieser Entscheidung, dieser Bürde, die ihm keiner nehmen durfte. Arina und Mind waren nicht imstande, diese Antwort ohne sein Zutun zu finden. Leben und leben lassen – Licht und Dunkelheit – das war die Familie Parandeus. Und er war ein Teil von ihr.

    „Dein Körper ist stark, mein Bruder. Artys Zeit läuft bald ab, daher bist du genau der Richtige für mich“, flüsterte der Vetter hinter ihm und drang mit seiner Hand in den Rücken von Arinas Vater ein. Dails sank auf die Knie, obwohl sich auf seinem Körper keinerlei Schaden abzeichnete. Er hörte die verzerrte Stimme des lebendig gewordenen Seelenteils seines Bruders.
    „Jeder Parandeus geht seinen Weg. Ich werde deinen bestimmen und ihn bis zum Ende gehen.“
    Kapitel 246: Der letzte Parandeus
    Sie hielt ihn fest, drückte ihn an sich, wollte nicht, dass er sie verließ. Sein ganzer Körper zitterte, er kniete, versuchte den Blickkontakt seiner Ziehtochter gegenüber zu halten. Mind achtete akribisch auf ihre Fingerspitzen, die sich in den Armen des Mannes vergruben. Ihre Augen tränten, während sie versuchte seine Haut aufzureißen. Es blieb keine Zeit.
    „Wehr dich!“, schrie sie ihn traurig an und fühlte das Blut in ihren Händen. Behutsam legte sie einen Finger in die frische Wunde, die darauf von grünen Flammen erfasst wurde. Ihr Gegenüber begann laut zu stöhnen, war aber nicht imstande auch nur ein Wort über seine Lippen zu bringen. Sie ahnte, was gerade in ihm vorging. Er spürte Arina, doch sein Blick galt nicht dieser Welt. Als erfahrener Aparinist wusste er eines ganz genau: Eine Seele erhielt keine Schonfrist. Sobald sie angegriffen wurde, hatte er keine Sekunde, um sich vorzubereiten. Er musste sofort handeln, sich selbst von allem abkapseln, dass sein physisches Leben beeinflussen würde. Dails kämpfte eine Schlacht, die der stärkste Mann der Welt nicht gewinnen konnte. Solange er nicht wusste, wie. Der Mensch überließ es seinem Körper, gegen Krankheiten vorzugehen. Der Aparinist hingegen überließ es sich selbst. Die bösen Gedanken seines Bruders wollten sich in ihm einnisten, ihn kontrollieren und sich nicht vom gebrechlichen Gerüst Artys abhängig machen. Sobald dieses nämlich einstürzte, war es mit dem Vetter zu Ende.

    „Du kannst hier nichts mehr machen.“ Ihr Blick traf Mind, ließ ihn die Fäuste ballen und einen Schritt zurück weichen. Sie beide wussten jetzt, was sie zusammen führte, was sie verband. Sie waren auf der Suche nach Antworten, die ihnen so eben gegeben wurden. Es war letzten Endes der Poker um Macht und Einfluss, dass Finden seiner eigenen Rolle in diesem Spiel. Ganz gleich, was die Welt sah, egal, welche Informationen bis zu ihnen durchgedrungen sind. Sie wussten, dass dieses Spiel gerade erst richtig begonnen hatte. Es war der Zeitpunkt gekommen, an dem die ersten Akteure das Feld zu räumen hatten. War es das, dass jemand von Anfang an für sie vorsah? Oder wollten sie selbst mitspielen, um den großen Coup zu verhindern, der ohne sie definitiv in die Hände des gefährlichsten Spielers übergehen würde? Boundary.
    Sollte Dails den Kampf gegen diese Macht verlieren, würde sehr bald ein neuer Mann das Feld betreten. Arina hatte Recht. Er selbst konnte daran nichts mehr ändern. Wenn ihn jemand retten konnte, dann war es Dails Mädchen. Das war eine Angelegenheit zwischen Vater und Tochter. Der Vetter musste früher oder später ein Risiko eingehen, eines, dass ihm die Existenz kostete – oder sie neu erschuf.
    „Wir werden dich retten, Du und ich, wir werden uns wiedersehen.“ Sie drückte seine Hand, drang mit ihren Kräften in sein Herz ein, sah, wie sich ihr Sichtfeld auflöste und ihr grünes Licht sie durch die Dunkelheit führte. Arina war nicht mehr in dieser Welt, auch ihr Blick galt der Gegenwart, doch genau wie ihr Vater war sie viel weiter. Sah Dinge, die kein normaler Mensch jemals wahrnehmen konnte. Die Apari sahen die Seelen anderer Menschen, lösten sich vom diesseits. Auch sie entschwebte in fremde Sphären, rieb sich überrascht die Augen. Vor ihr funkelte es, ein helles, warmes Licht, rein, die Dunkelheit bändigend. Seine Liebe ihr gegenüber war real, spürbar, sein schlechtes Gewissen schrumpfte immer weiter zusammen.
    Er verließ sie auf der Suche nach Antworten, wer er war, wohin sein Weg ihn führen würde. Ihnen beiden war jetzt klar, wer sie waren. Arina und Dails gehörten der Familie Parandeus an, doch sie waren anders. Ihr Wert lag nicht darin, große Leistungen zu vollbringen. So, wie es Philipp, Orphelius, Arty und in anderer Hinsicht auch Siyajan taten und immer noch tun. Arina erkannte, wonach er sich nach seiner Reise sehnte. Sie war es.
    „Meine Seele ist rein“, entgegnete ihr seine Stimme aus weiter ferne. Es war wunderbar, dies zu hören. Leider hatte sie in den Monaten ein Gespür entwickelt, dass ihr diesen Moment ruinierte. Ihre Flammen loderten stärker denn je. Wo war der Einfluss des Vetters, der sich eben noch am zitternden Körper abzeichnete? Warum wurde seine Seele nicht einmal angerührt?
    Arina beschlich eine furchtbare Erkenntnis. Sie drehte sich um, der ganze Raum war leuchtend hell, dermaßen grell, dass nichts darüber erkennbar war. Der Himmel erschien den Menschen stets in klarem blau, doch jeder von ihnen wusste, dass dies nicht korrekt war. Jene Täuschung zeigte sich auch hier, als ein dumpfer Schlag sie aus der Welt riss.

    Arina war wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, hielt sich stöhnend den Magen. Erst jetzt merkte sie, dass sie blutend an der Wand lag. Ihre Sicht wurde klarer und ihr vorsichtiges Lächeln hielt sie noch zurück, als sie ihren Vater vor sich stehen sah. Sein Blick traf den ihrigen, erwärmte ihr Gemüt und schenkte ihr das Lachen, dass sie so gerne voller Erleichterung zeigen wollte. Seine Augen waren warm und gütig, dennoch von unermesslicher Trauer zersetzt. Es quälte sie, als sie es bei genauerem Betrachten erkannte.
    „Ich liebe dich.“
    Er half ihr auf, wobei sie zitterte. Es war seine Hand, die er gegen sie erhoben hatte. Bevor sie irgendwas sagen konnte, drückte er sie feste an sich. So fest, dass es sie überraschte und ihr auf angenehme Weise weh tat. Er wollte sie nicht gehen lassen, ganz bestimmt nicht. Doch sie wusste wie er, dass es kein Weg zurück gab. Seine Hände strichen über ihr blondes Haar, zitterten dabei unaufhörlich. Sie spürte, wie der Druck auf seiner Hand zunahm, als eine lange schimmernde Klinge in ihr entstand. Er stieß sie sanft von sich.
    „Möchtest Du ein schnelles Ende oder ein gutes?“ Er senkte seinen Hals, nah heran an das scharfe Blatt, suchte ein letztes Mal ihre Augen, die sich mit Tränen füllten. Diese Entscheidung durfte sie nicht bereuen, sonst würde jemand ganz umsonst aus ihrem Leben verschwinden.
    „Es soll alles wie früher werden!“ Sie blickte ihn an, unter größter Anstrengung ließ er seine Waffe fallen, die sich auflöste, ehe ein klirrendes Geräusch das Lager erfüllen würde.
    „Du brauchst jetzt viel Kraft und wir beide wissen, wer sie dir gibt.“ Er strich ihr ein letztes Mal durchs Gesicht und wandte sich ab.
    „Eines Tages werde ich zurück kehren.“ Seine Stimme war weich wie nie, doch genauso weit entfernt. „Dann wird alles wieder beim alten sein.“ Danach löste er sich in Luft auf, verschwand. Erneut aus ihrem Leben.
    Der Vetter hatte nicht über seine Seele triumphiert. Es war die Teufelskraft, die anfällig für das Chaos blieb. Nach und nach würde er sich verändern und zu einem Menschen werden, der er nicht war. Sein wahres Ziel lag eben noch vor seinen Augen und es lächelte unter Tränen.

    Sie hatte einen Vater, der sie liebte. Einen, den sie nicht aufgeben konnte. Genauso wenig wie Ray, der ihr am Ende dieses Tages übers Haar streicheln und ihr Trost spenden sollte. Und das wird er auch getan haben. Es gab Menschen, für die die einen starben, doch es gibt auch Menschen, für die man lebte. Und überlebte.
    Kapitel 247: Genie und Wahnsinn
    An jenem Tage entsandten sich Individuen in die Welt,
    einer war brillant,
    doch beide zeichneten sie die menschlichen Abgründe ihrer Zeit.

    Eine Mutter tötete ihr Neugeborenes. Vor ihrer Verurteilung sagte sie, dass sie in ihm etwas böses erkannte. Wo blieb die Liebe, fragte man sich, wo das Vertrauen, sein Kind später in einer Welt aufwachsen zu lassen, in der es gedeihen hätte können. Verdiente die Frau das Leben, wo sie doch selbst die Entscheidung traf, den Wert eines Menschen durch bloßen Blick zu bestimmen. Fehler zu machen, war menschlich. Machte die Überzeugung, fehlerfrei zu handeln, unmenschlich. Gute Menschen, so sagt man, können Liebe empfinden. Waren sie dann gut, sobald sie ihrem Herzen folgten und sich daher jedweder Schuld entbanden. Arina liebte ihren Vater, glaubte an ihn, an sie beide, gewährte ihm das Leben, dass er in ihre Hände legte. Jetzt war er fort. An diesem Tag war es die Menschlichkeit, die Chaos in die Welt entsandte. Ein Fehler, der menschlich war, und dadurch den Kreis des Handelns zu schließen vermochte. Ursache und Wirkung bedingten sich, ganz gleich, in welchen krassen Gegensätzen sie sich am Ende gegenüberstanden.

    „Wie willst Du dich jetzt nennen?“ Makaveli lehnte an der Tür eines verlassenen Hauses, dass dem Hotel gegenüberstand. Der Krach war ohrenbetäubend, doch dies beeindruckte ihn nicht. Galvis und Vasitas kämpften immer weiter, keiner von ihnen gab nach. Einer konnte, der andere durfte nicht. Es amüsierte, dass dieser Agent Vasitas genau das tat, was ihm aufgetragen wurde. Starfish hebelte die Lineisten aus, die b-times verpfiff Starfish, der Vetter zerschlug die b-times, Vasitas erledigte Starfish und jetzt lag es an Symon und Vasitas, Galvis auszuschalten.
    Alle Konkurrenz schlug sich gegenseitig und wer am Ende übrig blieb, triumphierte. Makaveli wusste genau, dass er derjenige war. Um sein Ziel zu erreichen, musste er nur der lachende Dritte bleiben. Solange niemand gegen ihn vorging, konnte sein Plan gar nicht schief gehen. Er existierte nicht, daher war keine Gefahr zu fürchten. Von niemandem. In den Augen anderer war er tot. Eine Tarnung, die ihre Risiken barg. Wer mit dem Leben spielte, starb daran. Wer aber mit dem Tod spielte. Ja, was passierte mit diesen Leuten. Ein Genie war er, der, der die natürliche Angst des Menschen dafür nutzte, einen neuen Weg zu begehen.
    „Sag, wie nennst du dich?“, fragte Makaveli lachend. Es war nicht das Hotel, dass jeden Moment einzustürzen drohte. In seinen Augen stand die Person vor ihm viel näher an einem Einbruch. Eine Teufelsfrucht konnte sofort töten, sofern sie den falschen Wirt erwischte. Jetzt standen ihm zwei Kräfte gegenüber, die beide mehr als tödlich waren. Dails athletischer Körper wirkte deformiert, er konnte kaum aufsehen, da die Muskeln in seinem Nacken seinen Hals nach unten drückten. Es war kein natürliches Wachstum, sondern reiner unkontrollierter Wucher. Seine Schuhe zerrissen, als seine Zehen gegeneinander drückten und seine Füße von dem anschwellenden Druck fast von vorne aus zerrissen wurden. Er musste sich unter lautem Zähneknirschen anstrengen, seinen Körper unter Kontrolle zu bringen. Die Hormone schossen durch seine Adern, lösten Gefühle in ihm aus, denen er sich nie bewusst wurde. Ein Gefühl, jemanden unter Tränen mit wahnwitzigem Grinsen zu ertränken, überkam ihn, seine Hände zitterten, wie sie den sterbenden Kopf unter Wasser drückten, keine Chance auf Überleben wahrten. Dails blinzelte, er wusste nicht, ob er dies wahrnahm oder er es wirklich tat. Sein Gespür für die Realität existierte nicht, er sah sich längst in einem Strudel, an dessen tiefstem Punkt er in neue Welten sprang. Nachdem kein Lebenszeichen mehr von ihr ausging, ließ er den Kopf der Frau los, strich sich übers Gesicht und rieb sich die Augen, während er aus tiefster Kehle schrie, zwischendurch zu husten begann, als sich seine Stimmlage änderte, ihn in ein Lachen drängte, welches nicht mehr aufhörte. Ihm blieb die Luft weg und er brach kurz darauf zusammen.

    Makaveli betrachtete sein Gegenüber fasziniert. Er konnte unmöglich nachempfinden, was im Körper seines Partners Dails vorging. Doch die Vorstellung dessen war ihm nicht fremd. Schließlich war Arty nicht der erste Mensch, der die Chaos-Frucht verzehrte. Es waren Forschungen an verurteilten Häftlingen, die ihm Aufschlüsse über die Wirkung des Wahnsinns gaben. Die Todgeweihten verfielen Halluzinationen, manche von ihnen veränderten ihren Charakter von Grund auf, wurden neue Menschen. Doch jedes Mal zeigte sich eine Präsenz, ein Schemen, der sich aus der Seele des Wirtes nährte. Der Vetter war nichts weiter als der personifizierte Abgrund des Menschen, der ihn bewirtete. Je höher das Wesen, desto tiefer sein Abgrund. Es gab niemanden, der nur gut sein konnte. Es ist die gleiche Geschichte, wie bei der Mutter, die ihr Kind tötete. Womöglich handelte sie im Sinne der Menschheit, sollte später einmal ein Teufel diese Welt heimsuchen. Doch dieses Handeln nahm ihr die Menschlichkeit, stieß sie in einen Abgrund, obwohl ihre Wirkung am Ende schier unendliches Erbarmen hervorbrachte. Niemand wusste es besser, da Genie und Wahnsinn nahe beieinander lagen.

    Makaveli strich Dails über die Stirn, worauf dieser laut aufschrie, dabei seinen Körper bis auf die Zehen anspannte. Die Deformierung ging zurück, was blieb, war ein Schweißausbruch, mit dem er sich aufrichtete. Seine Augen hatten ihre ursprüngliche Farbe verloren, nahmen ein tiefes dunkles grün an.
    „Du bist nicht mehr Dails Parandeus, jedoch mehr als der Vetter jemals war. Sag mir, wer bist Du?“, fragte Makaveli, der die Geburt eines neuen Wesens miterlebte. Seine Faszination stieg ins unermessliche, da das Chaos endlich Gestalt annahm.

    All die Jahre sprach der Vetter durch Arty zu ihm, ohne dieser jemals zu sein. Es war nicht der richtige Körper, und nicht die richtige Zeit. Arty musste Gutes tun. Ein Prozess, an dem der Vetter wuchs. Arty gilt bis heute als liebenswürdigster, ehrlichster und großzügigster Mensch seiner Zeit. Er war ein Nährboden für die potentiellen menschlichen Abgründe. Wer erst als perfekt galt, dem sah man seine Fehler schneller an, ganz gleich, wie klein sie waren.
    Dails ballte die Fäuste und starrte Makaveli an. Sein Wahnsinn war unterdrückt, doch alles, was er jetzt machte, zog Konsequenzen mit sich. Er verkörperte das Chaos, dass die Teufelsfrüchte mit in die Welt brachten.
    „Du nennst dich jetzt Makaveli?“ Dails fing an zu lachen und blickte in den Himmel, in welchem er etwas interessantes entdeckte. „Die Welten kennen mich unterm Namen...“
    Kapitel 248: Auf vier Augen blind
    Makaveli konnte nicht anders, während er langsam die Wand hinab rutschte. Sobald sein Plan eine weitere Phase einleiten würde, war es um die Zustände der Realität äußerst fraglich bestellt. Er musste auf die Worte eines alten Freundes vertrauen. Ohne diesen Glauben konnte er unmöglich fortfahren.
    Während seiner Gefangenschaft hatte Mars angefangen ihm alles zu erzählen. Der Vater der Zwillinge wusste, wem er trauen konnte, und wem nicht. Nicht einmal der Lehrer genoss das volle Vertrauen jenes Mannes, der nicht in dieser Welt sein Ende fand. Terrence D. Mars erklärte ihm das Konstrukt der Dimensionen, etwas, dass weit komplexer war als angenommen. Der Lehrer schaute auf Utopia, Shawna Gauß auf ihre eigene Traumwelt. Doch das ganze Gerüst erkannte keiner von ihnen.
    Vor über 25 Jahren wurde Terrence von jemandem aus dem Gefängnis des Bangho-Eria-Instituts befreit, kehrte in den Schoß der Organisation zurück. Die Zeit seiner Inhaftierung war zu kurz, um alles in Erfahrung zu bringen. Dies war der Zeitpunkt, an dem sein Doppelleben begann. Aus den Kreisen berühmter Wissenschaftler in den Hort des Verbrechens. In die Nähe jenes Mannes, der ihm schließlich die Wahrheit eröffnete.

    Makaveli folgte dem Blick des Vetters und schaute nach oben, konnte sein andauerndes lautes Lachen aber immer noch nicht in den Griff bekommen. Seine Papiertüte zierten dunkle Ränder, wie sie mit spritzendem Speichel in Kontakt kam.
    „Du willst dich...wie...nennen?“, brüllte er glucksend und klopfte gegen die Hauswand, wobei Tränen seinen Hals hinab liefen. „Sag...sag ihn nochmal!“
    Der Vetter starrte ihn achselzuckend an und strich einen Namen von einem Schmierzettel.
    „Dann heiße ich eben nicht Dr. Monkini!“
    „Mon...ki...ni, ich kann nicht mehr. MONKINI!....Dok...tor MON..ki-ni!“, äffte Makaveli ihn hustend nach und begann sich selbst auf den Rücken zu klopfen.
    Im nächsten Moment wurde er jedoch schlagartig ernst und seine Stimme nahm einen seriösen, jedoch vertrauten Ton an. Ein amüsierter Subtext war dennoch zweifelsohne raus zu hören.
    „Die Zeit ist jetzt reif. Wir können die M-Acht auf Distanz halten, da du Heidi Hoes Aura bei eurem Treffen kopiert hast. Du hast Shawna und D Zera zusammen geführt, wodurch über uns das Zentrum geöffnet wurde. Ein Ort, den der Lehrer für seinen Utopia-Plan erreichen wollte. Solange die M-Acht ihn aber bekämpft, kann er seinen Plan nicht vollenden.“ Makaveli rieb sich die Hände und deutete lächelnd in den Himmel.

    „Genau in diesem Zeitraum greift der Plan.“ Der Maskierte schmunzelte, während er die Wirkungsstätte des Lehrers zusammen mit dem Vetter erreichte. Es war töricht, Utopia und die Erde miteinander verbinden zu wollen. Es war eine riskante Operation, die einzig das Wiederaufblühen des Antiken Königreiches zum Ziel gehabt hätte. Ein Zustand, den ein alter Geist sehnsüchtig erflehte. Eine Illusion, für die ein Mensch nahezu vollständig vereinnahmt wurde. Makaveli kannte den Mann, der unter der Maske des Lehrers steckte. Jeder kannte ihn.
    „Da hat jemand sein Revier markiert.“ Der Vetter deutete ans Ende der Treppe, an der ein gepfählter, mit Kupfer überzogener Leichnam stand. Das Blut zu seinen Füßen war noch frisch, und selbst von der Decke tropfte frische rote Flüssigkeit auf den Kopf des Toten.
    „Kreativ, er hat einen Arm an die Decke geklebt.“
    „Beachtlich“, erwiderte der Vetter, den das Geräusch des auftreffenden Bluttropfen faszinierte. „Das hätte er mit mir vermutlich auch gemacht“, murmelte Makaveli und schluckte kurz. „Doch dafür blieb ihm keine Zeit“, beendete er seinen Gedanken und stieg die Treppe hinab, die zur steinernen Mitte führte.

    Er streckte die Arme aus, seine Stimme hallte im Zentrum, während sich Makaveli im exakten Mittelpunkt des Raumes aufgestellt hatte. Immer wieder drehte er sich um die eigene Achse, nahm jeden einzelnen Steinbogen, der eine versiegelte Dimension darstellte, genauestens in den Blick. „Dass Zentrum des Universums unter meinen Füßen, die Welt, nein, jede Welt in meinen Händen!“ Sein Körper kribbelte voller Ekstase, da es alles Form annahm. Die Leere, die ihm entgegen schlug, verschwand zunehmend. Was eben noch leer war, erschien jetzt in neuem Glanz.
    Utopia, St. Atlantis, Spacefort, Level Acht, alle Orte blitzten zwischen den Bögen in der Ferne auf. „Alles was jemals existierte, alles, dass noch existieren wird. Jede Welt hat ihre eigene Geschichte, eine glanzvoller, düsterer und faszinierender als die andere. Vor 800 Jahren soll mit Utopia alles zu Ende gegangen sein? Die Weltregierung soll die größte Hierarchie sein?“
    Makaveli brach in lautes Gelächter aus.
    „Man muss auf vier Augen blind sein, wenn man nicht erkennt, dass die Geschichte viel weiter zurück reicht.“
    Der Vetter beobachtete Makaveli interessiert, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dieser Mann hatte einen Plan, eine Vision und eine klare Überzeugung. Er starb, um für seinen eigenen Plan zu leben.

    Erzähler: „Makaveli wird alles verändern. Seine Geschichte endet hier mit den folgenden Worten.“

    „Es beginnt.“
    *

    „Wann gibst Du auf?“
    Sein Atem stockte nach dieser mehr als rhetorischen Frage. Galvis durfte nicht aufgeben. Er hatte sich diesem Wahnsinnigen angenommen und musste für diese Entscheidung gerade stehen. Es war offensichtlich, dass hier einerseits auf Zeit gespielt wurde, auf der anderen Seite...
    „Womöglich tot“, entgegnete der Agent, der sich aus einem Berg an Brettern heraus kämpfte.
    „Gear 4th.“
    Der gesamte Boden unter ihren Füßen verwandelte sich in zähes Gummi, in das der Wissenschaftler jedoch langsam einsank. Vasitas stampfte auf, worauf eine gewaltige Vibration Minds Vater aus dem Gummi heraus in die Luft schleuderte und an die Decke knallen ließ.
    „Gear 2nd – jetlag.“ Der Agent verschwand in einer Dampfwolke, griff sich die Beine des fallenden Schwarzhaarigen und riss ihn in die Tischplatte aus Marmor, die durch den blutigen Kopf in Scherben zerschlagen wurde. Die ganze Etage begann einmal mehr zu erbeben, stürzte jedoch wegen des Gummis nicht ein. Alles um sie herum brach nach und nach zusammen, doch ihr Epizentrum blieb intakt.
    „Wer hat dich hierher geschickt?“ Galvis rieb sich die Schläfe, zog sich einen riesen Splitter aus dem Arm.
    Die Ereignisse auf dem Plaza begannen bereits vor dem Auftritt dieses Irren vor ihm. Selbst wenn es sein alter Kollege war, was hatte dieser jetzt davon? Der Lehrer tötete ihn vor den Augen der Welt. Etwas, dass niemandem verborgen blieb. Selbst hier nicht. Galvis kannte ihn lange genug, eines wusste er: dieses Verhalten passte nicht zu Boundary Colant.
    Außer...
    „Sie stellen Fragen, obwohl Sie keine Antworten mehr brauchen.“ Vasitas schnaubte. Seine Wunden verheilten schleichend, etwas, dass mehr als ungewöhnlich war. Normalerweise heilten sie gar nicht, da er keine erhielt. Der CP9-Agent ließ zwei kleine Bälle fallen, die nach und nach im Boden versanken. „Ich habe früher die Träger des Strohhutes gejagt. Wenn es kein Auftrag von oben gewesen wäre, hätte ich sie trotzdem verfolgt.“
    „Des Ruhmes wegen?“, fragte Galvis und wich einen Schritt zurück, als vor seinen Füßen die Bälle aufschlugen und sich in die zähe Masse einließen.
    „Ruhm? Das ist etwas für Schwächlinge. Ich habe sie ganz einfach gehasst. Genauso wie ich Sie verabscheue!“ Er stampfte wütend auf, worauf die Bälle aus dem Boden geschossen kamen und von allen Hindernissen abprallten. Galvis wusste nicht, wo sie sich befanden, zu schnell schossen sie quer durch den Raum. Das Gummi konnte durch seine Konsistenz eine Beschleunigung erzeugen, die jedes Geschoss brandgefährlich machte. Jedes Hindernis erzeugte in seiner Spannung zusätzliche Energie, was in diesem Umfeld eines bedeutete. Sie blieben nicht stehen.
    „Ein netter Trick.“ Minds Vater strich sich über den Arm, der farbig zu schimmern begann. „Er berührt mich trotzdem nicht besonders.“ Er lächelte, was den Agenten in Rage versetzte.
    Dessen Arm begann zu dampfen, als er zähflüssig zu Boden fiel. Es paffte laut, während die Bälle durch den Logiakörper Vasitas' hindurch glitten, dadurch noch einmal schneller wurden und sich langsam in die Wände bohrten. Es war eine Frage der Zeit, bis der gesamte Raum durch einen einzigen dieser kräftiger werdenden Einschläge endgültig zusammen brechen würde.

    Die Technik, die einst Monkey D. Ruffy so berühmt machte, traf auf den heranstürmenden Galvis, der nichts von seiner Gelassenheit fallen ließ. Vasitas schrie auf, dann traf seine Faust auf den Kopf des Wissenschaftlers, glitt aber wirkungslos an diesem entlang. Es war keinerlei Kontakt zwischen den beiden möglich, was den Agenten infolgedessen Richtung Boden beförderte. Überrascht starrte er im Fallen seinem Konkurrenten hinterher, dessen schneller Schritt inzwischen ruhiger wurde.
    „Ich würde sie im Auge behalten“, erklärte Galvis lächelnd und blickte auf die Faust des Agenten, die sich im Gummiboden vergrub. Dieser merkte davon nichts, zu fokussiert war er auf sein Ziel.
    „Wovon reden Sie?“ Der Agent jaulte auf, als dessen eigene Faust zurück sprang und ihm einen schmerzhaften Kinnhaken verpasste. Er begann benommen zu taumeln, spürte danach einen dumpfen Schlag im Rücken, der ihn nach vorne warf. Diese kurze Unaufmerksamkeit kostete ihn jene Konzentration, die er brauchte, um seinen Körper zu entmaterialisieren. Mit jedem weiteren Schlag seiner Gummigeschosse brachte sich der Agent letztlich selbst zur Aufgabe.

    Galvis lächelte lediglich, da er eines erkannte. Solche Menschen mussten selbst erleben, was sie anderen antaten. Dafür musste er selbst keine Hand mehr anlegen. Er ließ sich ins Sofa fallen und verschnaufte. Dieser Agent konnte sich in seinem Wahn nur selbst besiegen. Gesagt. Getan.

    „Ich bin zu alt für diesen ganzen Scheiß“, seufzte der Wissenschaftler und erbrach Blut. Er war eben kein Makaveli. Obwohl sie einst wie Brüder waren.
    Kapitel 249: Die Rache
    Der alte Professor strich sich durchs Haar, dass unlängst zu kleben begann. Seit dem Chemieunfall war die bohrende Nachfrage der Presse an der Tagesordnung. Einer seiner fähigsten Männer kam mit Stoffen in Berührung, die womöglich tödlich sein konnten. Diu Ludus steckte sich eine weitere Zigarre an und ließ sich auf den Stuhl fallen. Er konnte nicht mehr aufhören zu schwitzen, war sich daher in etwa im klaren darüber, was dann erst mit seinem Kollegen und Freund Galvis geschehen musste. Dieser erlebte mit erheblichen Atembeschwerden und willkürlich aussetzendem Herzschlag noch gute Tage. Professor Ludus wischte sich über die Stirn und zwang sich zur Ruhe. Was er durchmachte, war Stress, doch sein Kollege erlebte seit Tagen reinste Folter. Stimulierende Drogen lehnte er zur Behandlung ab. Niemand wusste, wie es mit ihm weiterging.
    „Wäre dies Butch passiert, hätte jede Zeitung herzhaft darüber gelacht...“ Er lächelte müde. Es sollte aber jemanden treffen, der weit größeres Ansehen genoss. Der ehemalige Leiter des Bangho-Eria-Instituts sollte damals nicht den letzten zehrenden Arbeitstag durchstehen. Es kam am nächsten Nachmittag weit schlimmer. In Anwesenheit aller Forscher wurde eine furchtbare Meldung gemacht: „Terrence D. Mars ist auf freiem Fuß.“ Bis heute liegen die Umstände seiner Befreiung im Dunkeln.

    „Über 25 Jahre ist das jetzt her...“ Seine Knochen fühlten sich schwer und belastend an. Ein einfacher Agent hätte ihm ein entnervtes Seufzen entlockt, doch nichts im Leben war einfach, geschweige denn vorhersehbar. Selbst der Piratenkönig hatte diesen Wahnsinnigen im Nacken, es bedeutete einiges. „Irgendwo bist du noch da draußen, stimmt´s?“ Minds Vater richtete sich ächzend auf und beobachtete sein Gegenüber. Die heran rasenden Gummigeschosse wurden von seiner Schläfe aufgesogen, verschwanden, mit ihnen das stampfende Geräusch, dass sie im Zimmer hinterlassen hatten.
    „Ich hasse Sie!“, schnaufte der Mann der CP9 und betrachtete den Boden. „Wenn ich Sie nicht treffen kann...“ Die weiche Ebene unter ihren Füßen begann sich zu bewegen. „...dann treffen Sie eben mich!“ Er schrie auf, worauf sich alles, auf dem sie stehen konnten, an die Decke presste. Während der Agent sich durch sein eigenes Material bewegte, wurde der Wissenschaftler immer weiterem Druck ausgesetzt.
    Vasitas begann zu kichern, als die Decke endlich durchbrochen wurde. Der Agent zitterte am ganzen Körper. Auch ihn hatte es mitgenommen, obwohl die Genugtuung einmal mehr triumphierte. Sein Ziel war eben jener Mann. Dies wurde ihm von seinem Auftraggeber klipp und klar vermittelt. Eben dieser Mensch wusste ganz genau, dass sich sein Opfer in den Vordergrund stellen würde. Ein Duell war das, was Vasitas anstrebte. Mehr wäre selbst für ihn reinste Verausgabung geworden. Er hatte heute hunderte Zivilisten auf dem Gewissen, ein halbes Wohnviertel dem Erdboden gleichgemacht, es war genug. Jetzt hieß es: Ausruhen. Morgen würde ein neuer Tag sein.
    „Eines darf der pflichtbewusste Beamte nicht vergessen.“ Er blickte durch das Deckenloch und rieb sich den steifen Hals. „Tot hat im Protokoll auch tot zu bedeuten.“
    „Spar dir den Papierkram“, zischte eine Stimme hinter ihm. Im nächsten Moment brach der Agent mit gebrochenen Knochen durch mehrere Wände, wurde darauf unter mehreren einstürzenden Zimmern der oberen Stockwerke begraben.

    Es kümmerte ihn nicht mehr, welchen Stellenwert dieses Hotel für das Gemeinwohl hatte. Wie wichtig es für Artys Mission war. Dieses Gutmenschentum hatte keinen Platz in diesem Gemäuer. Sein Weg war deutlich darin, nach und nach von ihm abzukommen. Was bedeutete es jetzt noch, Gutes zu tun? Mind ballte die Fäuste, starrte kühl zu dem Gebäudeteil, der nach und nach in sich zusammen brach. Stabile Wände wurden mit dem Agenten eingerissen, und in wenigen Minuten war Artys Symbol in Mary Joa zerstört. Die Bleibe für Arme und diejenigen, die von schönerem Leben träumen durften. All jene, die etwas Glanz und Schein erstrebten, bekamen ihn.
    Doch was bedeutete Er in diesem ganzen Konstrukt, dass sich Gesellschaft schimpfte? Selbst seine Schwester ging in Gefangenschaft ihrer Passion nach und entwarf Gebäude. Sein Vater konnte jeden Tag tot umfallen, doch er forschte trotzdem aus Überzeugung weiter. Und seine Mutter, sie sah seit Jahrzehnten die Ungerechtigkeit zwischen arm und reich, den Konflikten aller Ethnien dieser unüberschaubaren, verrückten Welt. Dennoch arbeitete sie mit Arty zum Wohle aller.
    Nur er fühlte sich einmal mehr wie dieses Gebäude: mit ihnen verband man so viel Gutes, Menschen verdankten ihnen ihr Leben und doch drohten sie einzustürzen.

    „Du darfst hier dein Leben lang kostenlos leben. Nun, was sagst du zu meinem Angebot?“

    „Unzählige Wochen ist das jetzt her.“ Diese Reserve hatte er sich seine ganze Reise lang warm gehalten. Sommerbärs Angebot, es war sein erster Dank, an den er sich wohlwollend zurück erinnerte. Mit Shadys und Henris Rekrutierung war auch stets einiges an Wehmut verbunden. Sein Vater schluchzte wie ein Schoßhund, als sein Sohn sich nach all den Jahren der Geschichten selbst auf hohe See begab. Shady, der ebenfalls eine Legende werden wollte. Nahe den 30 war es einer seiner härtesten Kämpfe, sich dem Griff seines übertreuen Vaters zu entziehen. Mind lächelte.
    Eigentlich wollten sie diesen verflixten Tag nur überleben, schauen, wie es dann mit ihnen weitergehen würde. Jetzt gab es noch ein, zwei Dinge zu tun, danach konnte er sich immer noch Gedanken über seine unsichere Zukunft machen. So sehr ihn diese Fragen auch seit je her quälten. Wenn bereits zehn Minuten sein Leben von Grund auf umkrempeln konnten, weshalb sollte sich gleich nichts ereignen, dass seine ganzen Zweifel beseitigte? Manchmal zwang das Leben einen zum Handeln, so, wie es bisher geschehen war. Was sollte daran jemals anders sein?, fragte er sich mit zitternder Unterlippe.

    Das Licht am Ende des Tunnels war erreicht. Erneut. Galvis hustete und mit jedem Mal wurde seine Kleidung mit weiteren Blutspritzern befleckt. Sein ganzer Mund füllte sich mit Blut. Wo er verletzt war, wollte er gar nicht weiter in Frage stellen. Er versuchte sich zu drehen, seine Knochen knackten, als er sich über einen kleineren Bretterhaufen zu rollen versuchte. Seine Gliedmaßen waren steif, manche fühlte er nicht mal mehr. Er gurgelte kurz, danach spuckte er alles Blut aus, dass ihn am Atmen hinderte. Seine inneren Verletzungen, sie kümmerten ihn nicht. Er lebte seit über 25 Jahren mit Phantomschmerzen, die ihn aus dem Schlaf reißen konnten. Die ihm eine genüssliche Speise verdarben, bei denen er insgeheim fürchtete, dass jeder Menschenkontakt ein potentieller Mord sei. Es war niemals wichtig, wie er irgendwann sterben würde. Er realisierte jeden Tag, dass es sein letzter sein würde. Ein Gedanke, der ihn nicht einmal mehr ängstigte. Jeden Morgen ärgerte es ihn, an seinen Tod zu denken. Und doch lebte er, darauf wartend, dass ihn irgendetwas von vielem einholen würde.
    „Wie fühlt sich das an?“, fragte eine Stimme, die sehr weit entfernt klang. Bretter knarzten unter seinen Schuhen, als sich der junge Mann neben ihn stellte und den Wissenschaftler mit der Fußspitze auf den Rücken zurück drehte, nur, um selbige sanft auf seinem Brustkorb abzusetzen.
    „Symon, was soll das hier?“, erwiderte Galvis mit glasigem Blick. „SEIT ACHT JAHREN!“, der Agent stupste mit seinem Zeh das fragile Knochengerüst an, dass darunter bereits zu brechen begann. Galvis begann zu schreien, doch seine Stimme fühlte sich anders an. Aus dem geöffneten Fenster fegte lediglich eine eisige Windböe hinein, die dem Wissenschaftler einen Schauer über den Rücken jagte.
    „Seit acht Jahren warte ich auf diesen Tag!“, schrie der Agent, was Galvis lediglich durch den weit aufgerissenen Mund ausmachte. Statt eines Tons begannen die offenen Fensterläden zu wackeln. Trotz dieses Vorgangs wusste er, was der Sohn von Ganzley Hendrumber ihm sagte.
    „Mein Vater starb vor acht Jahren.“ Die Verbitterung in seiner Stimme war für den Wissenschaftler klar zu spüren. Doch hören konnte er sie nicht. Die Kälte, die der Junge ausstrahlte, beunruhigte ihn. Ein Tritt in seine Rippe nahm ihm für eine gefühlte Stunde das Bewusstsein.
    „Ich könnte dich töten, ohne, dass Du mein Gesicht je gesehen hättest.“ Der Agent machte keinen Hehl daraus. Er unterdrückte seine Wut nicht einmal. Rabiat packte er Galvis am Kragen und setzte ihn auf einem der Stühle ab, auf denen sich der Wissenschaftler kaum noch halten konnte. Stöhnend nahm er die Worte des verbitterten Jungen auf. Wer konnte es diesem verübeln? Er würde es sich selbst nicht glauben, auch wenn ihm seine Augen in diesen Momenten keinen Streich gespielt haben. Ganzley Hendrumber starb durch seine eigene Hand. Dass sah er, obwohl unzählige Albträume ihm das Gegenteil zu beweisen versuchten. Aber was war bei seinen Aussetzern noch Realität? Galvis wartete jeden Tag auf den Tod, damit er nicht fähig war ihn zu überraschen. Wer weiß, womöglich musste er sich morgen nicht mehr aufregen.

    „Du hast mir meinen Vater genommen“, brüllte der Agent und trat den Wissenschaftler durch die Stuhllehne.
    Niemand konnte sie hören, denn seine Fähigkeit war wie für diesen einen Moment gemacht. Minuten, in denen jeder Schrei, jede Entschuldigung, jede Lüge, einfach jedes Geräusch in der Ferne verschwand. Das Einzige, was ihnen blieb, war seine Rache.
    Kapitel 250: How I Met Your Mother
    „Kinder, damals vor 36 Jahren lernte ich eure Mutter kennen. Es war ein verschneiter, trüber Tag. Kaum zu fassen, dass ich unter diesen Umständen eben jene Frau kennen lernte. Als ich sie erblickte, begann sich die Sonne durch die dichte Wolkendecke zu kämpfen, zeigte mir, dass mein Weg zu ihr der Richtige sein würde.“ Er hielt inne.
    Der Erzähler lehnte sich nach vorne, rieb sich die Augen und atmete tief ein. Kinder saßen um seinen Sessel verteilt, betrachteten ihn interessiert, lauschten mit angehaltenem Atem seiner Worte, während das Feuer hinter ihnen knisterte. „Wie geht es weiter, Onkel Ernst?“ Die Stimme des Mädchens zitterte, denn sie schien den bloßen Gedanken daran nicht hinnehmen zu können, hier vor einer unvollendeten Geschichte zu stehen. Sein Augenlid zuckte, er räusperte sich verhalten und griff nach dem Manuskript, dass liebevoll Seite für Seite laminiert wurde. Es fühlte sich fremd an. „Nun, es sollte der Start und Wendepunkt einer Suche sein, die vorher nie vom 16-Jährigen in Betracht gezogen worden wäre. Er war noch sehr jung und hätte er sie nicht getroffen, wäre er womöglich...“ Seine Hände verkrampften schlagartig und er warf die Aufzeichnungen ins Feuer, begann zu schreien, sprang auf und lief wild gestikulierend um seinen Sessel herum. „Was macht ihr hier eigentlich?“ Eine Ader über seiner Stirn pulsierte dermaßen stark, dass als Ergebnis eine Kerze auf der Fensterbank erlosch. Er war gereizt, doch er sollte sich fangen, da dies für einen professionellen Erzähler üblich war.
    „Verzieht euch!“
    Fäuste schwingend und laut polternd beförderte er die ungeladenen Gäste mit Fußtritten aus dem Lustzimmer – des Erzählers Bezeichnung für jede Räumlichkeit. Nachdem die Kinder unter Tränen sein Anwesen verließen und zuvor vor den Terminatoren, Alligatoren und Giftmohren fliehen mussten, ließ sich Ernst auf seinem Sessel nieder und strich sich über den Saum seines Mantels. „Du willst mich mit einer falschen Geschichte ablenken und aus dem Geschäft verjagen, heh?“ Ernst klopfte seine Pfeife aus und lachte schnippisch. „Doch ich werde meine heute angesetzte Vertragsverlängerung unter keinen Umständen verpassen.“ Er stand auf, setzte ein Bein auf der Lehne ab und versteifte sich in antiker Denkerpose, die bei den Philosophen eines aussagte: Ich bin voll und ganz auf der Höhe des Geschehens.
    „Beck, Beck, Beck...du willst mich mit einer endlosen Geschichte hinhalten, doch nichts und niemand wird mich heute ablenken!“ Er blickte gen Decke und reckte die geballte Faust in dieselbe Richtung.
    „Ich bin der Herr der Lage!“ Es knarrte an der Tür der hiesigen Villa und eine angestrengte, keuchende Stimme war zu hören. „Schatz, ich bin wieder da!“, rief Ernst' Frau mit letzter Kraft, während sie sechs Körbe voller Bademäntel und bunter Hausschuhe abstellte. „Sex? … Sex!!“, erwiderte dieser trocken.

    *

    „Ich soll dein Vater sein?“ Der Anführer der M-Acht duckte sich unter einem der Tritte hinweg, die ihm bereits eine blutige Nase verpassen konnten. Lywet war kein normaler Marinesoldat. Er war stark. Unmenschlich stark. San Jigen schluckte. Damit war nicht einmal mehr das Attribut der CP9 gemeint. Lywet war wirklich ein Übermensch. Er wollte gerade im Satz abbrechen und sich ducken, doch die Faust seines vermeintlichen Sohnes kam vor seinem Gesicht zum stehen. Heidi Hoe verschnaufte kurz.
    „Soll ich´s erklä...“ Weiter kam er nicht, seine Augen vor Überwältigung weit aufgerissen, als die Druckwelle ihm mehrere Zähne ausschlug und seinen Kopf gegen das nächste feste Hindernis aufschlagen ließ. Sein Schädel dröhnte, nachdem eine einstürzende Hauswand an ihm zertrümmert wurde. Mit einem Wink wurde die Fassade in die Schwebe befördert, sodass sich der Bärtige mühelos erheben konnte. „Besten Dank“, murmelte der Alte dem reichen Kollegen zu, der sich unterdessen immer schwerer auf die Gesteinswesen einstellte. Manche von ihnen wurden von blauer Chemikalie ummantelt. Andere Figuren bestanden nur noch aus dem Stoff mit der Silhouette jener Kolosse, andere wiederum waren flüssig, besaßen dafür riesige steinerne Fäuste. Es war ein Mischung aus zwei Teufelsfrüchten und zwei Aggregatzuständen, etwas, dass in der Entwicklung eigenwilliger Waffen das bislang höchste der Gefühle für Rich²man darstellte. Verbunden mit zwei regenerierenden Eigenschaften blieb ihm nichts anderes übrig, als den Anwender dieser Kraft ausfindig zu machen. Andernfalls würde ihm irgendwann die Luft ausgehen, ganz gleich, wie viele Tage er sich mühte. Was nicht sterben konnte, war sonst unaufhaltbar.

    San Jigen schloss die Augen, ignorierte den Impuls, der in ihm aufkam. Der Junge gehörte zur Marine und sollten seine Worte wahr sein, musste er kühlen Kopf bewahren. Ein Schlag gegen die Schläfe ließ den alten Mann nach hinten taumeln. Wie viele Möglichkeiten blieben ihm jetzt. Konnte er den Tod seines Sohnes in Kauf nehmen oder aber einen Hochstapler zur Strecke bringen? Der Apfel fiel nicht weit vom Stamm, ganz gleich, wie alt und träge der Baum geworden war. Was hatte der Lehrer bloß mit dem Jungen angestellt?
    „Ich tue es aus Überzeugung“, erklärte Lywet kühl und streckte die Arme auseinander. Seine Körperspannung zerriss ihm fast die Kleidung, was sein Vater mit erstauntem und zugleich beängstigtem Blick zur Kenntnis nahm. „Es heißt nur noch Formel 6, weil viele Techniken vor Jahrzehnten verboten wurden.“ Die Arme seines Sohnes begannen zu schimmern. Er sprach lediglich ein Wort aus, dass seit Jahren hängen blieb. Dass er einfach nicht mehr vergessen konnte. „Missmissy!“
    So hieß keine Technik, dachte der Alte grübelnd, sprang aber routiniert nach oben, um dem Luftschnitt zu entgehen, der hinter ihm mühelos und äußerst sauber ein Gebäude zerteilte. „Deine Generation hat so verdammt viel Schaden damit angerichtet, dass diese schönen Künste nie wieder gelehrt werden.“
    Die Stimme des Jungen zitterte leicht. Er musste alles aufbieten, damit Jenna lebte. Alles, wovon er nur Gerüchte hörte, davon beschloss er, es sich selbst beizubringen. Es war egal, wie viel Arbeit ihm von vornherein verbaut wurde. Wie lasch das Training der Marine heutzutage war. Es war nicht einfach das Blut, das in ihm floss, es war der Körper, der ihm gegeben wurde, und der mit dem richtigen Antrieb alles in den Schatten stellen konnte.
    Selbst Martell fing damals klein an, doch was ihm heutzutage nachgesagt wird, entsprach einerseits der Wahrheit, andererseits sollte es selbst seinem Vater noch weitere Falten ins Gesicht treiben. Heidi Hoe galt als der Stärkste, doch eines wusste die Welt nur unter vorgehaltener Hand: William Martell war stärker. Sein einziges Handycap blieb eines: er ist nicht aktiv. Jetzt war es Lywet, der in Gedanken versunken war. Es zählten für ihn zwei Dinge: seine Liebe zu retten und sein Ziel im Blick zu behalten. Zwei Dinge, die sich gegenseitig bedingten. Jenna überlebte, sofern er seinen Vater ins Jenseits beförderte. Martell konnte er erst die Stirn bieten, sofern er einem Kaliber wie seinem Vater ebenbürtig war.
    „Miss Missy war eine Prostituierte.“
    Lywet schreckte auf. Die Hand des alten Mannes ruhte auf seinen Schultern. Etwas Unbehagliches erfasste ihn. Er halluzinierte. Vor seinem inneren Auge tanzte das Blut in den Adern. Es prickelte, als es im Zickzack um eine riesige Feuerstelle hüpfte. Der junge Mann biss sich auf die Lippen. Sein Blutkreislauf pulsierte förmlich, es fühlte sich an, als würde jeder einzelne Tropfen gegen die Haut springen, versuchen, aus ihr hervorzubrechen.
    „Ich kenne diesen Blick.“ Der Alte lächelte. „Bis vor einigen Jahren war mir auch nicht bewusst, was wirklich in meinem Körper vorgeht.“ Plötzlich wurde der Junge ruhig. Er realisierte, dass sein Vater ihn erkannte. Und dass, obwohl sie sich vorher nie bewusst begegnet waren. „Der Tanz ums Feuer ist ein altes Ritual, mit dem vor langer Zeit ein Gott angerufen wurde. Einer, der alles verändern sollte.“ „Wir sind...Götter?“ Es hörte sich komisch an, nachdem er diese Frage gestellt hatte.
    Seine Wurzeln, seine Vergangenheit, bis vor kurzem existierte nichts davon. Er war einfach ein Mann ohne Geschichte. Ein Blatt, dass mit Anerkennung und Ruhm ausgezeichnet, doch in Wahrheit absolut unbeschrieben war. Jeder Mensch brauchte einen Platz, sonst konnte er sich niemals entwickeln. Selbst er, der er das Talent erbte und auch zu nutzen wusste, kannte seine Grenzen. Er hatte bis vor kurzem keinerlei Rückhalt, nichts, wofür es sich wirklich lohnte, zu wachsen. Jenna war die erste Person, die dazu fähig war, ihm diese Bürde zu nehmen. Ihn auszufüllen und einen Hintergrund zu geben. Dafür liebte er sie – und dafür war er bereit, alles zu tun, damit er richtig lebte. Doch jetzt stockte er kurz. Ließ er sich erweichen oder war es lediglich sein unbewusstes Warten, bis sein Gegenüber ihm alles erzählte, endlich dazu bereit war, Platz zu machen und jemandem das Leben zu ermöglichen, dass er ihm jahrelang verwehrte. San Jigen war sein Vater, doch er war niemals dass, was man als Familie bezeichnete. Dass, was ihn lange unvollständig machte und durch ein Mädchen gefüllt werden musste.
    Missy Travers nannte sich deine Mutter. Ich kenne weder ihren richtigen Namen, noch kannte ich sie.“ Der alte Mann bekam einen trockenen Hals und versuchte zu schlucken, was ihm angesichts dieser Situation äußerst schwer fiel. „Ich kann dir nicht sagen, wer deine Mutter ist. Was für eine Person sie wirklich ist. Nur eines.“ Er schmunzelte. „Ich hätte dich niemals bereut.“
    Der Yamakuma steckt nicht in dir.
    Und Nein, sind wir nicht.

    Der alte Mann spürte eine Macht in seinem Rücken und schloss die Augen. Er musste es ihm wirklich abkaufen. Der Lehrer musste ihm glauben, sonst würden sie beide sterben. Vater und Sohn. Dass sie wirklich kämpften, musste überzeugend rüber kommen. Sein Sohn war nicht verwirrt oder fehlgeleitet, dass erkannte er. Es lastete momentan ein ungemeiner Druck auf Lywet. So viel konnte sich der Anführer der M-Acht zusammen reimen. Doch das große Ganze dahinter faszinierte und interessierte ihn wirklich. Sein Junge folgte einer Überzeugung, die ihm in keiner Faser seines Herzens zuwider war.
    Es war beeindruckend. Wie gern hätte er ihn zur richtigen Zeit kennen gelernt.

    San Jigen drückte seine Hand auf Lywets Schulter nach unten und rammte ihm das Knie in die Weichteile, was diesen – wie jeden Mann – dumpf zusammen sacken ließ. Der Lehrer zögerte hinter ihnen und zog die Luft scharf ein.
    Erzähler: „Bro!“ Ein nassblauer Eisbeutel lag auf seinem Schritt, während der Erzähler einige Tränen unterdrückte.
    Kapitel 251: Unberechenbar
    Er hatte einen Sohn, der hoch hinaus will. Der weiter kommen muss, um sich lebendig zu fühlen. Doch dafür musste er ihn übertreffen, was in der Gegenwart des Lehrers eines hieß. Lywet musste seinen Vater töten. Wie konnte er ihn aber all die Jahre übersehen. Es gab genug Anzeichen, die er nie zu deuten vermochte. Vor einigen Jahren fing alles an...

    „Sie wollen in die Marine eintreten.“ Der alte Tevis begutachtete den Jungen von oben herab, ließ die Hände gefaltet und wartete. Aus seinen Knien, die hinter dem Schreibtisch versteckt waren, kamen Wurzeln hervor, die eine der dutzenden Schubladen öffnete und nach dem passenden Formular griff. Der Bürokrat schlug buchstäblich Wurzeln in seinem Job, da er den Ablauf seit Jahrzehnten in und auswendig kannte. Wo welches Dokument lag, welche Stempel und Siegel sie benötigten und wie er Wasser zu sich nahm, ohne auch nur einen seiner Muskeln zu bewegen. Die Zeit, in denen seine Wurzeln blind und dennoch perfekt arbeiteten, nutzte er, um sich von seinem Gegenüber ein genaueres Bild zu machen. Seitdem er diesen Job ausfüllte, konnte die gesamte Belegschaft versetzt werden. Die monotone Arbeit war genau das Richtige für Freytag Tevis. Er hatte genug Abenteuer erlebt. Nun konnte er sich intern nützlich machen, indem er die Arbeit für dreißig Leute machte. Etwas, dass jeden in der gleichen Situation wahnsinnig machen würde.
    „Ihren Angaben ist zu entnehmen, dass sie keine Familie besitzen. Ihre Motivation ist welche?“ Seine Stimme klang beinahe besorgt, da er das Ergebnis jetzt bereits kannte. Wer keinen Hintergrund besaß, durfte nicht eintreten. Zu riskant war es, jemanden nicht zur Verantwortung ziehen zu können. Tevis kniff die Augen zusammen und suchte nach körperlichen Merkmalen, etwas, dass auf Rückstände, wie er es bezeichnete, hinwies. Jene Hinweise, die mit einer Vergangenheit verknüpft waren. Lywet reagierte absolut gar nicht auf die Blicke des alten Mannes. Er hatte seit Betreten des Raumes das Gefühl, dass hier jemand seinen Job wirklich verstand. Wenn dem so war, mussten sie ihn aufnehmen.
    „Kein Tätscheln der Schulter, kein Streichen durchs Haar, ich sehe dir an, dass dir nie etwas wie physische Nähe zuteil wurde.“
    „Dieser Junge besitzt keine Identität, daher will er sich eine kreieren.“ Tevis rückte überrascht an die Stuhllehne heran, um über Lywet hinweg auf den Mann in der Tür zu spähen. Dessen wuschiger Bart zierte das gesamte Gesicht, wollte und konnte jedoch nicht von einem Grinsen ablenken. „Seine Mutter hat ihn nach der Geburt adoptieren lassen, vierzehn Mal wechselte er die Familie, lernte aufgrund dieser Brüche nie ein richtiges Zuhause kennen.“ Der renommierte Psychologe betrat die Amtsstube, in der Hand zwei dicke Mappen, die er vor Tevis auf den Tisch knallen ließ.
    „Unter zwei Bedingungen sollte er in die Marine eintreten dürfen.“ Immer noch veränderte sich die Miene des Jungen kein Stück. Er war verwundert über das Wissen des ihm Fremden. Es waren Informationen, die er selbst zwar wissen musste, sich jedoch kaum noch in Erinnerung rufen konnte. Krueger berührte seine Schulter und hielt danach inne. Er schnappte kurz nach Luft und rückte seine Brille zurecht. Nach einem Räuspern kehrte seine Stimme zurück. „Ich habe in meiner Karriere schon komplizierte Fälle übernommen, doch diesen Jungen werde ich nicht therapieren.“ Er hob abwehrend die Hände und ging einen Schritt rückwärts Richtung Tür.
    „Aber sie sind doch gar nicht wegen ihm hier“, erwiderte Tevis trocken. „Sie haben mich erwischt“, erwiderte der Psychologe gerissen. „Wie haben Sie das angestellt?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen. Er tänzelte förmlich vor den Schreibtisch des Beamten, lehnte sich drüber, um ihm tief in die Augen zu schauen. Der Baummann lehnte sich darauf zurück, um Distanz aufzubauen. „Sie beantragen einen Wechsel ins Impel Down und lagern ihre Krankenakten hier ein.“ Die Brillengläser Kruegers spiegelten, während sich seine Augen verfinsterten. „Wie viel wissen Sie noch?“, fragte er mit drohender Stimme, packte den Alten am Kragen, während er bereits auf dem Tisch kniete. „Ihre Mappen sind beschriftet.“ Vor Schreck fiel der Mann hintenüber und landete kopfüber im Mülleimer. „Tatsache“, murmelte er aufgeweckt.
    San Jigens Sohn beobachtete den verpeilten Chefdoktor der marine-internen Psychiatrie und musste erstmals ein Lächeln unterdrücken. Sein Gesichtsausdruck erstarb jedoch, da ihm soeben seine Zukunft offengelegt wurde. Dinge wurden ausgesprochen, an die er höchstens in seinen Träumen gedacht hatte. Doch so oft er diese Sätze hörte, je öfter er ihre Bedeutung in seinem Hirn wälzte, um so klarer wurde ihm, dass er sie nicht ablehnte. Im Gegenteil.
    „Dieser Junge sucht eine Identität, die ihm die Marine geben kann. Er benötigt Training, damit er sein Potential finden kann und vor allem braucht er Menschen, die ihm Rückhalt geben, damit er“, die Augen des Psychologe funkelten, während sein Grinsen immer breiter wurde, „kein zweiter Martell wird.“

    Aus allen Wolken gefallen, fiel der junge Mann zu Boden und kauerte zitternd auf seinem Gesäß. Gedanken rasten ihm durch den Kopf, unaussprechliches lag auf seiner Zunge. Er wurde doch so eben nicht etwa mit William Martell verglichen? Jenem Mann, der die Redline passierbar machte und aus einer Mangrove ein gigantisches Modellschiff schnitzte, der es ablehnte, für eine Institution zu arbeiten, unter Porneglyphe die Floskel wer das liest, ist doof eingravierte und der als Erfinder des Wortes wuchtig gilt. Es wäre ein Traum, irgendwann einmal mit dieser Legende in einem Atemzug genannt zu werden. Ohne, dass er mit ihm verglichen werden wollte. Albernheiten und ziviler Ungehorsam sollten nicht seine Biographie beeinflussen. Es war ehrbar, doch er musste sich von diesem Mann distanzieren. Ein zweiter Martell wollte er niemals sein. Doch es waren bisher nur Worte, welche, die ihn beeinflussten und das Gespräch verzerrten, dass über seinem Kopf geführt wurde.
    „Die Marine tut sich einen Gefallen, einen dermaßen talentierten Mann unter ihrem Banner stehen zu haben. Irgendwas an seinem Körper ist nicht normal, doch ich weiß nicht, bei wem ich diese Merkmale schon einmal gesehen habe“, erklärte Dr. Krueger dem Bürokraten. Er lächelte aber. „Nicht normal heißt in dem Fall, dass er im Training nahezu keinen Grenzen ausgesetzt sein wird. Wichtig sind zwei Dinge, werter Freytag“, murmelte der Psychologe mit Blick auf seinen Versetzungsantrag. „Ich habe zurzeit einen berühmten Soldaten als Patienten, dessen Psyche nachhaltig beeinflusst wurde. Wenn dieser Junge nicht instabil werden soll, müssen wir seine Gefühle abschirmen.“ Krueger ballte die Fäuste. „Seitdem der Lineismus auf dem Vormarsch ist, gibt es immer wieder schwarze Schafe, die diese Techniken zur seelischen Manipulation benutzen. Genau dagegen müsste ich ihn schützen.“
    Tevis, der die ganze Zeit über kein Wort sagte, blickte dem Psychologen in die Augen und nickte schließlich. „Füllen Sie bitte diese Formulare aus“, erwiderte er nüchtern, dennoch mit einem Lächeln.
    Wenn der Psychiater nicht zu viel versprochen hatte, würde diese ganze Geschichte ihn durchaus reizen. Dieser Job erfüllte ihn zwar, doch er lastete ihn nicht voll und ganz aus. Es wäre ein neues Abenteuer, diesen Jungen unter seine Fittiche zu nehmen. Kapitän Freytag Tevis kehrte heute aus dem Vorruhestand zurück und sollte Sorge dafür tragen, dass aus diesem rohen Diamanten kein Martell wurde.
    Jemand, der in der Jugend noch greifbar war, sich dann aber zum unberechenbaren Titan aufschwang, als der er heute noch gilt. Mächtig, distanziert, doch vor allem eines: Unabhängig von allem.
    Kapitel 252: Yamakuma²
    Nervös saß er hinter seinem Schreibtisch, die Finger klimperten über das Holz. Er war zurückgekehrt. Niemand hätte damit gerechnet, doch es sollte nicht anders sein. Freytag Tevis kehrte in den aktiven Dienst zurück. Raus aus dem Büro und rein in den regen Ausbildungsbetrieb. Jetzt war er allein, da Lywet weitere Sitzungen mit dem Psychologen verbrachte.
    Was es mit dem Lineismus auf sich hatte – er hörte davon, doch genaueres konnte er sich nicht drunter vorstellen. Seit einiger Zeit machte sich ein pinkgekleideter Abt an den Gläubigen zu schaffen. Die Regierung bezeichnete ihn als gewalttätigen Verführer, der das Verständnis für die Welt und ihre Natur verdarb, die Menschen zu heidnischen Ritualen verleitete. Doch wie viel war an diesem Urteil dran.
    Tevis schüttelte nachdenklich den Kopf, da es ausgesprochen selten war, dass ein Verbrecher über 100 Millionen wert war, ohne auch nur ein Todesopfer gefordert zu haben. Er betrachtete den Steckbrief des angeblich religiösen Fanatikers, dessen Kutte ihm bis zum Unterleib reichte. Darunter trug er eine grüne Badehose mit Palmenmotiven, während er auf einer Liege am Strand lag und Cocktails schlürfte. Pope Lines – 150 Millionen .

    „Report!“, rief der junge Rekrut und salutierte. „Haben sie ihn immer noch nicht gefunden?“ Der Beamte blickte missmutig auf die Zettel, die ihm soeben überreicht wurden. „Nein!“, antwortete der Soldat barsch und verschwand genauso schnell wie er gekommen war. „Danke Carl“, schrie der Alte dem späteren Kapitän hinterher. Einsilbig, wortkarg und flott zu Fuß. An ihm sollte sich innerhalb dieses Jahrzehnts absolut nichts verändern haben.
    Tevis schob die Brille zurück und schüttelte erneut den Kopf. Dieses Mal war es reines Mitgefühl für seinen alten Freund. Gemeinsam traten sie vor über dreißig Jahren in die Marine ein, erlebten den kometenhaften Aufstieg von John, den fünffachen Ausbruch der gefürchteten Riesenhaube, die offizielle Aufnahme von Herrn Butch im Bangho-Eria-Institut. Dessen Stuhl brannte während der Zeremonie und als er sich schließlich auf der Wiese hin und her wälzte, erfasste ihn ein plötzlich aufkommender Erdspalt und ließ ihn hunderte Meter in die Tiefe stürzen. Das waren Tage. Und jetzt traf es jenen Gefährten, mit dem er die besten Jahre in dieser Institution verbrachte. Thaddäus Sohn Chester war nach wie vor verschollen. In ein paar Wochen würde er es sein, der die Akten überarbeiten und ihn bürokratisch für tot erklären würde. Ein dicker Kloß hing in seinem Hals. Diese Tage waren wahrlich nicht einfach, Wochen waren vergangen, in denen Lywet mit ihm und Dr. Krueger trainierte. Körper und Geist wurden gestählt, ihm, Tevis, wurde erklärt, dass sich der Junge keinem Traumata aussetzen dürfe. Erst wenn er eine Identität besaß, wäre er dazu imstande einen Rückschlag zu verarbeiten.
    „Ich habe ihn soweit.“ Der Baummensch schreckte auf, als der Psychologe eintrat und sich den Schweiß von der Stirn tupfte. „Seine Sinne sind unterentwickelt, daher wird es ein leichtes, nicht alles an ihn heran zu lassen.“ Tevis zuckte mit den Schultern, nahm dann aber den Ordner an sich, der rummsend auf dem Tisch gelandet ist.
    „Ich werde jetzt ein paar Pillen testen.“ Krueger machte gerade auf dem Absatz kehrt als der Bürokrat ihn mit einer einfachen Frage festhielt. „Durften Sie mir so etwas überhaupt verraten?“ Der Angesprochene kratzte sich am Bart und ging weiter. „Nein, daher sagen Sie es besser niemandem“, war das Letzte, dass Tevis von ihm hörte.
    Nachdem Krueger sie verließ, trat Lywet ein, der sich die ganze Zeit im Eingang befand. „Ich habe eine gute Nachricht für dich. Es erwartet dich ein besonderer Einsatz unter der Leitung von John!“ Wieder war es der Sohn San Jigens, der bei solchen Worten aus allen Wolken fiel. Sein Strahlen vereinnahmte sein ganzes Gesicht, etwas, dass Tevis wohlwollend zur Kenntnis nahm.

    *

    „Sobald ich in die Hände klatsche, werden Sie mir nichts tun“, befahl Krueger seinem Patienten. Dieser zuckte am ganzen Körper, seine Haut brannte und die Anfälle vor seinem inneren Auge wurden immer schlimmer. Sobald er die Augen schloss, sah er Hälse, die unter der Kraft seiner Finger zerquetscht, Haut, die von seinen Nägeln abgerissen, Eingeweide, die mit mehreren Messerstichen vom Leib entnommen wurden. Sein Kriegstrauma wurde in den letzten Wochen unerträglich. Es wurde gesagt, dass man ihm entkam, jedoch nicht für immer. Eines Tages holten den besten Soldaten die Erinnerungen ein, überkamen und zerfraßen ihn. Als er das Klatschen Kruegers hörte, verschwand dieses Bild. Eine grüne Wiese, zwei streunende Hunde, eine große Eiche, Vogelzwitschern, Grillenzirpen, all diese friedlichen Eindrücke prasselten wie Sommerregen auf ihn ein. Der hünenhafte Mann lag ruhig auf dem roten Sessel, während Krueger ihm ein Glas Wasser und eine farblose Pille anreichte. „Cheers!“
    „Prost“, erwiderte der Veteran und nahm das Medikament ohne Nachfrage ein. „Sie assoziieren nun den Geschmack mit den positiven Erinnerungen, die Ihnen soeben durch den Kopf gehen. Sobald Sie denken, nicht mehr Herr der Lage zu sein...“
    „Ich verstehe schon“, erwiderte Hane Jantnis und lehnte sich gelassen zurück.

    Enttäuscht drückte Tevis den Knopf. Keiner von ihnen wusste, wer nun trauriger war. Tevis, der eine erfreuliche Ankündigung nicht wahrmachen, oder Lywet, der den hochverehrten John nicht sehen konnte. Der Lautsprecher der Teleschnecke ging mit einem Klick an und der Baum griff mit den Wurzeln nach dem Hörer. Seine Hände benutzte er nicht, da sie vor Wut bebten. Da wollte er seinem Schüler ein Geschenk machen, und nun so etwas.
    „WO IST JOHN?“, schrie der alte Tevis, der den Mann seit Stunden im Büro erwartete. Am Ende der Leitung hielt der weinende Mann, Agent Cry Senior, die Muschel ans Ohr. Wann immer nach John gefragt wurde, war er der nächste Ansprechpartner. Es passierte ausnahmslos, dass er derjenige war, der den Zorn jener zu spüren bekam, die von John versetzt wurden. Seit Jahren erbat er eine Tonbandaufnahme, die seine Arbeit übernahm, doch niemand wollte ihn aus diesem höllischen Informationsloch befreien.
    „Wo zur Hölle ist John?“, wiederholte Tevis aufgewühlt. Nach einem Schluchzen hörte der Beamte die vier Worte, die Kultstatus bei Ernst und dem Magazin Kirchenhumor besaßen. „Der ist nicht zugegen“, antwortete Cry Senior, legte auf und kugelte sich daumenlutschend unter seinem Schreibtisch. Zum dritten Mal an diesem Tag musste der Baum den Kopf schütteln. „Er ist zwar nicht John, doch als ich ihn vor Jahren kennen lernte, machte er einen freundlichen Eindruck.“ Lywet wusste nicht, was da auf ihn zukam. „Dann gehst du eben zu Starfish, man, den habe ich ewig nicht mehr gesehen.“ Tevis begann zu lachen und wie Lywet später herausfand, war es eine gute Miene zum bösen Spiel, die er seinem ersten Mentor gegenüber zum vorläufigen Abschied entgegnete.
    Immer größere Gedächtnislücken taten sich schließlich unter Starfishs Befehl auf. Etwas, dass den zwei Personen geschuldet war, die Lywet diese Zeit erträglich machten. Darren Levine, der sie mit Stoff versorgte, und Jenna.

    Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte er sich auf. „Ich habe nach einem Leben gesucht.“ Er stürzte auf seinen Vater zu und riss ihn an den Beinen zu Boden. „Das lasse ich mir nicht wegnehmen, von niemandem!“
    Der Lehrer schmunzelte, als er sein Hindernis auf den Pflastersteinen liegen sah. Hatte der alte Knacker ernsthaft gedacht, jemanden mit Worten einlullen zu können? Niemand ist darin besser. Ich bin der König der Einlullenden!, verkündete der Lehrer vor den Kameras der Welt, die noch immer auf die leere Tribüne und deshalb die Kämpfenden ausgerichtet war.
    „Du Bettnässer“, erwiderte San Jigen grölend, ehe er zu seinem Schreck eine schmetternde Kopfnuss erhielt. Er stoppte danach die Fäuste seines Sohnes, hielt sie fest, versuchte, ihn aus dem Liegen heraus die Beine wegzuziehen. Lywet verzog keine Miene, als die Wucht ihn tatsächlich fort riss. Während er geschickt auf den Händen landete und sich abrollte, krümmte sich sein Vater und hielt die Gliedmaßen, die tief aufgerissen wurden. Auch die Hose des Jungen hing in Fetzen herab. Seine Beine waren dünn, nicht breiter als die Knochen, die ihn aufrecht stehen ließen. Sie waren verkrümmt, verformt, schärfer als jede Metallklinge.
    Normalerweise wäre diese Struktur äußerst schmerzhaft und fragil, doch er hatte nicht umsonst trainiert. In diesen Sekunden biss er einfach die Zähne zusammen und ertrug es.

    Der Lehrer hatte inzwischen verstanden, was an seinen Worten zweideutig und zu belächeln war, weshalb er sich selbst eine leichte Ohrfeige gab. Er streckte seine Hand aus, formte eine Lanze und ging auf seinen alten Feind zu, der sich langsam umdrehte und sich aufzurichten versuchte.
    „Lass ihn raus, na komm“, spottete D Zera und stieß mit seiner Waffe in den Boden, deren Wucht den Untergrund aufsprengen und Heidi Hoe durch die Luft fliegen ließ. Lywet sprang ihm mit gekreuzten Armen entgegen. Die Schmerzen in seinen neu formierten Gliedern waren unglaublich, doch er zog es durch. Mit einem blutigen Kreuz auf der Brust, stürzte sein Vater zu Boden, begann laut zu husten.
    „Du weißt wie ich, dass das kein Mensch hier überleben wird!“, raunte San Jigen dem Lehrer zu. Es war reine Entschlossenheit und die Bewusstheit darüber, in über 130 Jahren weit mehr Schmerz mit sich herum geschleppt zu haben, als diese Fleischwunden ihm jetzt zufügen könnten.
    „Das Risiko gehe ich ein“, erwiderte der Lehrer. Seine Stimme verstand zu diesem Zeitpunkt keine Freude mehr.
    „Du bist alt, was hält dich hier noch?“, fragte der verrückte Maskierte und griff nach dem Kopfschmuck seines Gegenübers. Er blickte auf das Gesicht des Bärtigen.
    „Ich weiß es, seitdem es euch gibt.“ Mit einem Ruck demaskierte er Heidi Hoe und riss ihn an den Haaren in Richtung der Kameras. „Eine lächerliche Tarnung, niemand wird davon überrascht sein“, spottete D Zera.
    „Es zählt die Figur, die Heidi verkörpert.“ Ein grimmiges Lächeln zierte das Gesicht des blutenden alten Mannes, der sich indes aufrappelte. Er schnellte mit dem Arm nach vorne, doch der Lehrer duckte sich hinweg.
    „Und wer verbirgt sich wohl unter deiner albernen Holzmaske, die von einem Hippie im Knast geschnitzt wurde?!“, murmelte er süffisant.
    „Auf meiner Veranda!“, setzte der Lehrer zum verbalen Konter an, merkte dann aber sofort, wie albern das klang. Wütend über seine unbedachte Wortwahl fasste er sich an die Brust, spürte dabei seinen Herzschlag, der rapide zunahm.
    Das Biest in ihm wollte raus. Es war zu wenig, um ihn zu töten, doch genug, um seinen Gegner zu quälen.

    Der Lehrer lachte und applaudierte, nachdem Lywet seinen Vater in seiner Unaufmerksamkeit von hinten in einen menschlichen Schraubstock spannte. „Verdam...“ Es tat wirklich weh. Sein Sohn hatte es mit dem Lernen von Verbotenem übertrieben. Selbst er wollte sich das nicht antun, doch nun musste San Jigen für seine mangelnde Achtsamkeit zahlen.
    Lywet hyperventilierte vor Schmerz, was durch die Schreie seines Vaters übertönt wurde. Dessen Organe wurden vom Knochengerüst gepresst, sein Blutkreislauf wurde innerhalb weniger Sekunden fast vollständig abgeschnitten. „Du...“ Weiter kam er nicht.
    „BRICH AUS!“, grollte der Lehrer mit lautem Lachen und hielt das schweißdurchtränkte Gesicht San Jigens in seinen Händen. „Gib uns den Hass, sonst spürst du ihn gleich an eigenem Leib.“ Seine aufgelegte Fingerspitze auf der Stirn San Jigens reichte aus, um die Steine unter dessen Knien durch ihr Zittern in Stücke zu schmettern. Selbst Lywet wurde von diesem körperlichen Impuls zurück geschleudert. Sein Vater zitterte nicht mehr, beben taten seine klappernden Zähne ebenfalls nicht. Er implodierte nahezu, Haare fielen ihm aus als er sich mit den Fingern im Massiv vergrub und ein lautes Geheul ausstieß.

    „Wenn wir ein zweites Leben erhalten, sollten der Yamakuma die gleiche Chance kriegen!“ Des Lehrers Wahnsinn war deutlich heraus zu hören. Gleich war es soweit, sein Feind würde nachgeben und sterben. Endlich, endlich war es soweit. Abrupt explodierte es um den Lehrer herum und er wurde in eine Hauswand katapultiert. Seine Sicht verschwamm und das Rasen seines Herzens ließ stetig nach. Er fühlte sich eigenartig. Schmerzlich, musste er jetzt erfahren, nachdem San Jigen ihn an der Gurgel packte und an die Hauswand drückte.
    „Ich habe den Fehler...“ Er erbrach sich vor den Füßen seines Erzfeindes, wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln. „gemacht...“
    Sie beide wussten nicht, worauf sich der Alte überhaupt noch stützte. Seine Beine waren fast vollständig durchtrennt und auch der Arm übte trotz seiner inzwischen rein knochigen Gestalt einen unmenschlichen Druck aus. „Ich mache ihn nie wieder!“, raunte er.
    Er schaute den Lehrer nicht einmal an. Es ermangelte ihn trotzalledem nicht an Respekt, Heidi Hoe hatte kaum noch fähige Muskeln in seinem Hals, die seine Kopfhaltung mit stützten. Fast hätte es dieser Irre geschafft, dieses Wesen ausbrechen zu lassen.
    „Die M-Acht...wie immer man sie nennt...“ Er lächelte gen Boden. „Ich habe sie für dich aufrecht erhalten. Wegen dir bleibe ich am Leben.“

    „Das wird sich ändern.“ D Zera keuchte. „Das wird sich sehr bald ändern!“
    Kapitel 253: Auf den Spuren eines Monsters
    „Du kannst den Yamakuma nicht ewig zurück halten.“ San Jigen musterte ihn abschätzig. Er versuchte neues Gefühl in seinem eingeschlafenen Arm zu spüren, doch das unangenehme Kribbeln ließ nicht nach. „Dein Wissen...“, der Anführer der M-Acht schloss die Augen, während er den Druck auf den Hals seines Gegners erhöhte.

    [vor 40 Jahren]

    „Aus dem Abgrund geboren, vom Teufel verhüllt, den Hass verzehrend.“ Es stand nicht viel auf dem Porneglyph, was ihn gleichermaßen faszinierte wie auch beunruhigte. So etwas hatte er noch nie gesehen. Ihre Expeditionen führten sie an nahezu alle Orte dieser Welt, doch dies war unheimlich. „Das Carbonerit...“ Der junge Tates wollte sich die Haare raufen, streichelte stattdessen aber seinen dicken Bauch. Der Archäologe, der später als Opa Tattergreis in Hanten Hill leben sollte, starrte das Loch an, dass in die unbeschriftete Seite des Porneglyphs hinein gerissen wurde. „Der Junge war zu Tode verurteilt“, witzelte Hantes und holte das Skelett ohne Zögern aus der Kuhle, die ins Carbonerit gelangte. Der zukünftige Richter deutete auf den Rucksack des Ältesten und bohrte mit den knöchernen Fingern in der Nase des Toten.
    „Seiner Haltung nach hat er sich im Inneren des Porneglyphs verkrochen...“ San Jigen nickte und legte darauf sein Gepäck auf dem trockenen Boden des Dschungels ab, in dem sie sich befanden. Neben den Tempelruinen, die sie hier entdeckten, war es ein kleines Wunder, diesen alten schwarzen Block einfach so gefunden zu haben. Er stand weder im Zentrum, noch hatte man ihn großartig versteckt. Alles, was sie hier sahen, wies auf eine alte Zivilisation hin. Eine Azteken-Kultur auf geweihtem Land. Die Natur war unberührt, während die Tempel regelrecht eingerissen wurden.
    San Jigen fixierte nun das Buch, dass Hantes vor seiner Nase aus der Tasche zog. „Fällt es euch nicht auf? Der Inhalt des Porneglyphs spricht eindeutig vom Yamakuma!“ „A, du Schreck!“, stammelte Hiroid und fiel schäumend in Ohnmacht. Der Jurist blickte seinen jungen Kollegen irritiert an, landete dann jedoch ebenfalls mit dem Gesicht im Dreck. Er spürte einen Stiefel auf seinem Kreuz lasten, versuchte sich aufzurichten, doch sein grimmiger Kollege ließ ihm keine Gelegenheit zum durchatmen.
    „Sag niemals dieses Teufelswort!“ Sein Tritt ließ die Rippen des am Boden liegenden tanzen, wie er scharf die Luft einzog. Hantes biss die Zähne zusammen, bis ihm Gauß die Hand reichte und ihn mit einem Ruck über seine Schulter warf und sein Gesäß fast in Scherben zerspringen ließ. „Unser Freund hat eine Heidenangst vor dem Y-Wort, daher halt...deine Fresse“, zischte der junge Weise. San Jigen schüttelte den Kopf, bemerkte den Blick des Geprügelten. Dessen Augen waren weit aufgerissen. Dies lag jedoch nicht an seinem aggressiven Genossen, sondern den Blickwinkel, den er vom Boden aus einnahm. „Da ist noch was“, stammelte er mit dreckigem Husten.
    „Wie...“ San Jigen ließ seine Kollegen stehen und kletterte in das hohle Porneglyph hinein. Unter dem Skelett befand sich die Erdschicht, auf welcher der Rest des Gesteins fußte. Und in dieser Erde guckten zwei vergrabene, jedoch frische Birnen heraus. Sie strahlten in einem hellen sanften grün, was den künftigen Gründer der neuen M-Acht ein neues Gefühl einimpfte. Nach dieser willkürlichen Tempelanlage auf irgendeiner verlassenen Insel bot sich ihm nun ein zauberhafter Anblick. Er nahm beide Birnen in die Hand und mühte sich rückwärts aus dem eingeschlagenen Loch heraus zu krabbeln. Es war eine Entdeckung, die niemand jemals hätte machen sollen. Die Chance, ihn niemals zu finden, war gering. Doch ihn schließlich zu vernichten, war weit schwieriger.
    „Ein reines Duplikat“, hauchte Tates ehrfürchtig vom Boden aus. Er hatte sich aus Versehen im falschen Winkel geschnäuzt, weshalb sich Gardan Gauß auf eine Fleischwunde seines Rückens stellte. Hantes nickte zustimmend, ebenfalls am Boden fest geheftet, da er innerhalb von zwei Sätzen vier sich reimende Wörter benutzte.
    „Wir müssen prüfen, was das ist.“ San Jigen wog die beiden Früchte in seinen Händen, merkte zwischen ihnen absolut gar keinen Unterschied. Selbst die Schnörkel und der Stiel waren exakt gleich gebogen. „Gibt es jede Teufelskraft nicht nur einmal?“, murmelte er darauf im Anschluss.
    Hantes und Tates atmeten nach diesen Worten erleichtert auf, da Gauß von ihren um gut 30 Jahre gealterten Rücken absprang und San Jigen gegen die Magenkuhle trat. Japsend knallte der Weise in die Überreste eines Gemäuers, bemerkte neben den Schmerzen das Fehlende in seiner Handfläche. „Was machst du da?“, stammelte er perplex, als er den Fuß seines Freundes über ihrem Fund schweben sah.
    „Teufelskräfte sind gemeingefährlich...“ Es spritzte etwas Flüssigkeit zu Boden, wonach der jüngste Weise ein Taschentuch zog und seine Schuhe abtupfte. „Gefahr gebannt“, erklärte er mit einem schiefen Lächeln.
    *

    „Wir haben tatsächlich geglaubt, den Yamakuma umgehen zu können.“ Verträumt starrte der Mann auf die Holzmaske seines Feindes, die keinerlei Regung dahinter abzeichnete. „Du versteckst dein Gesicht...“ Heidi Hoe seufzte.
    „Er hatte sich damals auch versteckt. Der Fluch hatte ihn in den Wahnsinn getrieben.“
    *
    [vor einigen Jahren]

    „Das Institut hat das Skelett untersucht. Demnach hatte der Typ vor Jahrzehnten diese Frucht gegessen.“ Der junge Professor betrachtete das Foto des Porneglyphs, dass sicherheitshalber nur von der Seite abgelichtet wurde, auf der keinerlei Gravur zu erkennen war.
    „Es gibt keinen Stoff, der Carbonerit effektiv zerstören kann. Meiner Vermutung nach ist der Kerl mit diesen Kräften Amok gelaufen.“
    San Jigen betrachtete seine Hände, die bei den bloßen Gedanken an dieses Wesen zu zittern begannen. „Nicht alle Teufelsfrüchte müssen tatsächlich gegessen werden. Da wird sich in Zukunft noch einiges tun...“, kommentierte Ludus den veränderten Körper des Weisen kühl. Er war ein analytisches Naturtalent, schloss die Universität mit 16 ab und hatte ein gutes Auge für sein Team. Ludus stopfte sich eine Pfeife, griff nach einer Zigarette die auf dem Tisch lag und betrachtete die beiden Genussmittel. „Manche Entscheidungen sind wirklich schwer“, flüsterte er mit leisem Klagen. „Da sagen Sie w...“
    Plötzlich bebten die Wände unter einer riesigen Explosion, die einen benachbarten Komplex des Bangho-Eria-Instituts in Luft jagte. Professor Ludus stopfte sich Pfeife und Zigarette in den Mund, um beide Hände vor Entsetzen an die Stirn schlagen zu können. Aus dem Fenster heraus war ein brennendes Gewirr von Brettern und geschmolzenem Stahl zu sehen. Inmitten dieser Flammen stand der ungeschickte Praktikant, dessen starrer Blick pures Entsetzen widerspiegelte.
    Er hustete kurz und drehte sich unbeholfen um die eigene Achse. Während San Jigen sich auf den Boden geworfen hatte, klopfte der Wissenschaftler seine Pfeife aus und lachte.
    „Dieser Job wird mir noch viel Freude bereiten.“
    Praktikant Butch sollte lediglich die Türklinken putzen, doch wie dann so etwas geschah, war eines der größten Rätsel, denen sich der ambitionierte Ludus auch in den kommenden vierzig Jahren Tag für Tag entgegen stellen sollte.
    San Jigen betrachtete seine Robe, die von Schweiß durchnässt war.
    „Meiner nicht, Diu. Mein Job nicht...“
    *

    „Eher werde ich den Yamakuma vernichten, als das die Welt ihn ein weiteres Mal erträgt.“

    Erzähler: „Der Lehrer schwieg, während er sich diese Geschichten anhörte. Sie waren ihm nicht verborgen geblieben. Keiner, der damals auf diesen Expeditionen dabei gewesen war, würde sich noch heute deutlich dazu bekennen. Hiroid van Bogar stürzte in den Tod, Gardan Gauß lag unter der Erde, William Tates führte ein kauziges Rentnerleben in Hanten Hill und Richter Hantes war der erste Jurist, der eine so namhafte Persönlichkeit wie Sankt Nimmerlein verurteilen konnte. All diese Leute waren einst vom gleichen Schlag. Doch ihre Wege sollten mit diesem Fund nach und nach auseinander brechen. Der Gipfel war erreicht, nachdem Gauß das Unaussprechliche tat, die Macht des Yamakuma gezielt gegen einen Menschen einzusetzen. Etwas, dass das Leben Tausender auf einen Schlag hätte vernichten können.

    Mit dem darauf folgenden Ende der Sieben Weisen endete auch die Zeit des archäologischen Gespanns. Die Zeit für ein neues Projekt war danach angebrochen: Die Gründung der M-Acht. Und der damit verbundene Kampf gegen die Spuren, die die Vergangenheit bis heute hinterließ.
    Kapitel 254: Ein falsches Geschenk
    Weshalb lächelte er
    Wieso bezeichnete er das Geschenk als Segen
    Woher nahm er die Gewissheit
    Sie wusste es nicht

    „Noch brauche ich meine Maske“, flüsterte der Lehrer. Da er sich die ganze Zeit nicht wehrte, näherte sich ihm San Jigen, um besser verstehen zu können. Dies bereute er zugleich, als der Lehrer ihn mit einer Kopfnuss strafte. „Trottel“, blaffte dieser, schleuderte einen Feuerball auf den Coach, der kurz vor seinem Leib explodierte und seine gescholtene Brust in Brand setzte. Ächzend raffte sich der alte Mann auf, der den Erwerb der Formel-6 bis heute nicht bereute. Mit einer schnellen Handbewegung schlug er die Luft um sich herum fort, wodurch das Feuer im Keim erstickte. Als er damit fertig war, sah er bereits einen Lichtstrahl auf seine Schläfe zu rasen.
    „Wie viele Elemente kontrollierst du kleiner Dreckskerl?“, schrie er mit stoischer Nüchternheit und rammte seine Stirn gegen das gebündelte Licht, dass umgehend abgelenkt und in eines der umliegende Häuser einschlug. Keiner der beiden störte sich an dem Krach, den die einstürzende Wand auf dem Platz hinterließ.
    „Jeder Finger enthält eine Überraschung“, erwiderte der Lehrer und ließ flüssiges Kupfer zu Boden träufeln. „Ein Souvenir aus Ishitani.“ Er schleuderte einen Speer auf den Bärtigen, der mit einer gekonnten Limbo-Verbeugung ausweichen konnte. „Aus dem Großen Ereignis“, knüpfte D Zera nahtlos an und ließ glimmende Wölkchen über Mary Joa schweben. „Und natürlich: Punk Hazard!“, kicherte er, worauf er die Luft über ihnen explodieren ließ. Die Dächer der Häuser wurden fein säuberlich pulverisiert, was Heidi Hoe nur bedingt beeindruckte.
    „Du kleiner Räuber, Du.“ Sein Respekt vor seinem Gegenspieler war von intellektueller Natur, da er eines fürchtete. Die Starrheit und Unberechenbarkeit des Lehrers. Seinen Plan würde er selbst im Tod umsetzen wollen. Doch seine Stärke lag in der Manipulation seiner Umgebung und der in ihr lebenden Menschen. Fähigkeiten, die bei einem reinen Kämpfer nicht zogen.
    Der Lehrer ließ seine erschaffene Waffe fallen, als ihm die Luft weg blieb. Das Knie des Alten zermarterte seine Knochen im Leib und ließ ihn bewusstlos zusammen sacken.

    „Willst du dich immer noch mit mir anlegen“, fragte San Jigen, ohne den Lehrer dabei anzusehen. Die Präsenz in seinem Rücken war nach wie vor erhaben und beeindruckend.
    „Geben Sie auf, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür“, brüllte Mr. Cruel, der einem Schlag des Hünen ausweichen musste. Seine Eide nahm der frische Großadmiral trotz dieser angespannten Lage an. Den der M-Acht, und jenen, den er der Marine gegenüber schwören würde, sobald er offiziell in seinem Amt bestätigt werden würde. Die Gorousei hatten ihm diesen Posten bereits zugesichert, doch dies wusste außer ihnen niemand.
    Die Ernennung war ein medienwirksames Spektakel, dem die Spannung nicht von vornherein abgesprochen werden sollte. Doch was daraus wurde, sah er jetzt. Die ganze Welt sah es. Die Reste der M-Acht kämpften gegen die Verbliebenen der Manus-Organisation. Sie schlossen sich zusammen, um den Lehrer und dessen Absichten zu vereiteln. Dies gestaltete sich weit schwerer als erahnt, da er Soldier Jay nicht ohne Konsequenzen töten konnte.
    Er gehörte nicht der Cipherpol an, sodass er ihn nicht per Sofortbeschluss exekutieren durfte. Als Großadmiral in spe durfte er die Hand nicht gegen den vielfach geehrten Hane Jantnis erheben. Zu guter Letzt verbot es ihm der Schwur, ein anderes M-Acht-Mitglied zu töten. Jenem Berserker wich er aus, während seine Stimme lauter wurde. „Ich befehle Ihnen, zu kooperieren“, schrie er erneut und starrte Lywet an, dem die Aufmerksamkeit der beiden galt. Der Lehrer war außer Gefecht gesetzt. Er konnte ihn nicht mehr erpressen.
    „Lass mich dir endlich helfen, ich habe es zu lange verpasst“, sagte San Jigen ruhig und humpelte auf seinen Sohn zu. Als dieser seinen Schritt mit den Händen schützte, blitzte ein Grinsen im flauschigen Gesicht des alten Mannes auf. „Ich habe zu viele Menschen erlebt, die vom rechten Weg abgekommen sind. Lass dich nicht auch noch dazu hinreißen.“
    Er streckte seine Hand aus.
    Ehe Lywet eine Entscheidung traf, unterbrach sie eine gedämpfte Stimme. Rich²man blieb stehen, als der schleimüberzogene Golem vor ihm plötzlich inne hielt und die blaue Masse von diesem abperlte. Vor den Augen der Anwesenden lief die Chemikalie zusammen und sammelte sich.
    Dieser Prozess war für einen Mann besonders verwirrend.

    Kashius Zylinder stand auf einem Tisch, wodurch er durch das geöffnete Fenster auf den nun stillgelegten Platz blickte. Der abgetrennte Kopf grummelte in der Flüssigkeit, die ihn am Leben hielt. „Was ist jetzt los?“ Er legte die Stirn in Falten, doch die Kontrolle über seine verbesserten Steinkreaturen verschwand vollständig.
    Angestrengt keuchte er in dieser süßlichen Lösung, die Mars bei seiner Flucht aus dem Forschungsinstitut mit ins Hauptquartier brachte. Vegapunk war ein Genie, einen Stoff zu entwickeln, der das Gehirn durchgehend stimulierte. Er brauchte damit keinen Sauerstoff mehr, um das Absterben seiner Hirnzellen zu verhindern. In Kombination mit seiner Teufelsfrucht war es möglich, ohne menschlichen Körper weiterzuleben. So interessant es für ihn war, jahrelang in einem Zylinder zu leben, umso erschrockener war er über die Chemikalie, die vor seinen Augen den Tisch entlang kroch. Panisch zog er eine Augenbraue hoch und pustete, was ihn lediglich kurzfristig in einem Schwarm Blubberblasen verschwinden ließ. Nachdem diese schmächtige Tarnung nichts nützte, folgten seine Augen dem Schleim, der langsam sein Gefäß hoch kletterte.
    „Rok´han?...Petrus?...HILFE!“
    Weshalb wandte sich dieses nützliche Geschenk plötzlich gegen ihn? Der Lehrer entsandte extra ein Kaliber wie Shy, um der C-Corp diese Chemikalie abzunehmen. Er versagte. Er verfluchte das Mädchen, dass ihnen dieses Teufelszeug überlassen hatte. Neben weiteren Blubberblasen färbte sich die Lösung im Zylinder in ein tiefes, dunkles rot.

    Die gedämpfte Stimme wurde mit jedem Teil der Chemikalie immer lauter und klar verständlicher. San Jigen strich sich fasziniert durch den Bart.
    'Wie immer deine Abteilung das auch entwickelt hat. Dieser Stoff ist unglaublich, Diu!' Das Königsprodukt des Bangho-Eria-Instituts begann sich zu einem Quader zu verformen, in dessen Mitte ein Bild erschien.
    Rich²man fiel auf den Hosenboden. Er kannte diesen Stoff mehr als gut, da sein Geschäftspartner Carpaccio ihm während ihrer Treffen seine Kräfte präsentierte.
    [vor einigen Monaten]

    „Dieses blaue Wunder misst die Hirnströme und ist in der Lage, diese in antizipierten Bildern darzustellen. Es steckt die Intelligenz der klügsten Köpfe des BE da drinnen.“ Der Mann im lila Anzug strich sich durchs Haar und schnipste in die Finger. „Ich zeige es dir, mein Freund“, verkündete er mit einem Lächeln. Sie sahen den gealterten Professor Ludus, der in seinem Büro saß. „Sehr geehrter Käufer. Sie sehen hier eine Aufnahme, die ich selbst ansah, um die aufkommenden Gedanken auf dieses Wunderwerk zu speichern.“
    Cornelius 'Rich²man' Johnson klatschte beeindruckt in die Hände, erschrak allerdings, als ein Bücherregal auf Ludus Kopf fiel. „Buuuuuuutch!“, brüllte dieser, worauf die Übertragung endete.
    *

    „Was ist mit Mr. C passiert...?!“ Rich²man lief der Schweiß über die Stirn. Sarna Dipa wurde von Maretan beschützt, ehe er im Kampf sein Leben ließ. „Wie kam Manus an diese Chemikalie?“

    Herzlich Willkommen zu meinem Spot“, sagte die Stimme aus der Mitte des blauen Quaders. Die Übertragung kam aus einem luxuriös eingerichteten Appartement, im Hintergrund war der Vollmond durch das Fenster zu erkennen. In der Ferne deutete sich schemenhaft das Schloss der Weisen an, was San Jigen bei näherem Hingucken auffiel.
    „Das kann doch nicht sein.“ Mr. Cruel kannte diesen Platz. Er holte aus und beförderte Jay mit der Handfläche in eines der Gebäude, dass ihn mit Schutt begrub. „Tut mir Leid, doch das ist wirklich interessant.“ An jenem Ort hatte er Thaddäus vor Aka Inu gerettet und dabei geholfen, den Attentätern die Flucht zu ermöglichen.
    „Soll ich auf Patrouille gehen“, fragte eine Frauenstimme im blauen Bild, die ihn von seiner Aufnahme ablenkte. „Sehr gerne, Miss Jenna“, rief er ihr freundlich nach, ehe sie sein Appartement verließ.
    Lywet konnte sich vor Entsetzen kaum auf den Beinen halten. Was hatte dieser Mann mit ihrem Verschwinden zu tun?
    „Ich habe die Chemikalie einst mitentwickelt und weiß, wie sie zu modifizieren ist.“ Er räusperte sich und deutete auf seine Jacke, in der ein Tütchen mit blauem Stoff zu sehen war.
    „Das...“ San Jigen drehte sich um, als er den keuchenden Lehrer an einer Hauswand sitzen sah. Er zitterte noch immer am ganzen Körper und rang nach Atem. „Das Tütchen hat mir dieses Mädchen überlassen...“
    Boundary machte eine kurze Pause, indem er ein Schluck Wasser trank. „Ich gehe davon aus, dass Sie leben und dies jetzt hören, Masken-Lehrer. Manus hat versagt, während ich triumphierte.“
    „Ist das der Mann, der Mr. C einen Teil der Chemikalie klauen konnte?“
    Rich²man raufte sich die Haare und fluchte. „Verdammt, er hatte einen Zwischenfall auf Kythera erwähnt...“
    Boundary redete unterdessen weiter und schaute auf eine Uhr, die auf dem Schreibtisch stand. „Ich werde dafür sorgen, dass du das kriegst, was du wolltest. Nur eben...anders!“
    Er begann zu lachen und ließ sich in die Stuhllehne fallen.
    „Sie wollten Wächter für eine neue, heile Welt. Unsterbliche, gehorsame Wesen. Dafür haben Sie jemandem das Leben verbaut. Jemanden, den ich respektierte.“ Seine Unterlippe zitterte kurz, als er an Shy dachte. Etwas, dass seine Zuschauer aber nicht sahen.
    San Jigen ballte die Fäuste. „Dieser Bastard verrät sich mit keinem Wort. Die ganze Welt sieht ihn und trotzdem kann er nicht überführt werden.“ Er stampfte wütend auf den Boden, was die Chemikalie vor ihnen in Wallung versetzte.
    „Masken-Lehrer, ich habe Vorkehrungen getroffen, um die Welt vor Ihnen zu beschützen.“ Boundary räusperte sich. „Selbst wenn ich mich für diese Welt opfern muss, werde ich sie damit beschützt haben.“ Die Übertragung endete mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen des Mannes, mit dem er nicht mehr rechnete.
    Der Lehrer wollte vor Wut schreien, da dieser spöttische Ton in Boundarys Stimme allzu bekannt war. Einen Tonfall, der eines implizierte. Dass alles nach Plan lief. Alles.

    „Wer so etwas vorbereitet, kann einfach nicht tot sein“, analysierte Heidi Hoe nüchtern und fasste sich an Stirn. „Er hat alles geplant, selbst die Zeit nach seinem Tod.“
    Wütend stampfte er erneut auf, da es nicht mit dem Lehrer zu Ende gehen würde. Selbst, wenn die M-Acht jetzt gewinnen würde.
    „Ich habe ihn unterschätzt, er hat diesen Sieg...“, Heidi Hoe riss die Augen auf, als das Fernsehquader sich wie ein Luftballon aufblähte.
    „Boundary wird leider nicht mehr mein Problem sein“, murmelte San Jigen und ging ein paar Schritte zurück.

    Bis eben wusste sie die Antworten auf ihre Fragen nicht. Ihr Blick galt dem Geschehen, dass sich unter ihren Füßen abspielte. Die Dimension hatte sie seit dem Aufbruch des Lehrers nicht verlassen können.
    Sie sah, wie Lywet um sie kämpfte, seinen Willen, etwas furchtbares zu tun, um ihr die Chance auf das Leben zu wahren. Jenna wusste nicht, was sie denken sollte. Sie schwebte in der Luft und musste mit ansehen, wie die Chemikalie nach der Übertragung hochging.
    Die Explosion schadete ihren Ohren, die unter diesem Lärm fast in Stücke zersprangen, ein lautes Pfeifen quälte ihr Gehör, während ihr Körper in dieser Dimension von den Ausmaßen dieser Katastrophe verschont blieb.
    „Er überließ es nie dem Zufall?“, entsann sie sich, schüttelte ihren Arme vor Ekel, als sie an ihre Arbeit bei Boundary dachte. Sie sollte ihn bloß am Abend vor der Wahl beschützen.

    „Lass..en Sie mich los, bitte!“, flehte das Mädchen und wurde wieder lauter, die Panik, sie war ihr anzusehen. Sie war Opfer einer Gewalttat, wurde vergewaltigt, versuchte, das Schlimmste zu verhindern, doch die Schreie, die sie bisher hervorgebracht hatte, waren ohne Wirkung.
    „HALT DIE...“
    Die Scheibe klirrte, ein Pfeil flog haarscharf an seinem Kopf vorbei. Boundary hielt inne, fühlte den feinen Schnitt an seiner Wange, der sich gut 15 Zentimeter durch sein Gesicht zog. Die Stelle, an der er noch keine Narbe besaß. „Was...zum?“ Er ließ sie los, fühlte sein Gesicht, die offene Haut. Es blutete und schmerzte. Jenna sah die Chance. Sie nahm irgendein Kleidungsstück und rannte damit nach draußen. Sie ließ die Tränen laufen, ihr war es egal, ob sie völlig nackt in die dunkle Nacht lief. Das war egal, sie musste bloß weg von diesem Monster.
    - Kapitel 149, Schändung und Mord.


    „Er wollte, dass ich die Chemikalie mitnehme. Er wollte, dass der Lehrer mich rettet. Und er wusste, dass ich ihm zum Dank das gab, was er wollte.“

    Erzähler: „Nur war es anders. Es war ein falsches Geschenk.“
    Kapitel 255: Demaskiert
    „Ihr sehnt euch alle nach Genugtuung.“ Seine Augen fesselten sie, ohne ihnen Raum zu nehmen. Die Stimme donnerte in einem Singsang, der sie die Realität vergessen ließ. Eben noch flohen sie vor der Marine und dem Agenten, dessen kochender Atem noch Minuten danach für nasse Schultern sorgte. Jetzt war die Jagd vorbei – und sie sicher.
    „Boundary ist zu oft zu weit gegangen, nicht wahr?“ Der Lehrer musterte die drei jungen Leute, die er eben in sein unsichtbares Ferienhaus über Mary Joa brachte. Ihre Wut war dem gleichen Ziel gewidmet, etwas, dass ihm nützte. Ihr Wille, mit Manus zu kooperieren, würde leicht zu erzeugen sein.
    Starr versuchten sie seinen Augen auszuweichen, zu groß war das Unbehagen, dass der Maskierte ausstrahlte. Er bemühte sich nett zu sein. Seine Lautstärke stand im krassen Gegensatz zur Absicht, so hielt er sich die Hände vors Gesicht, um lautstark zu flüstern. Vieles wurde über D Zera erzählt, doch begegnet war ihm in all den Jahren kaum jemand. Lediglich die M-Acht zeigte Interesse daran, seine Aufenthaltsorte in Schutt und Asche zu legen. Ihm sollte kein Raum gewährt sein, ein Grund, dessen taktische Konsequenz eines zur Folge hatte. Der Lehrer bewegte sich jahrelang durch Dimensionen, errichtete sich mit ihrer Hilfe Stützpunkte, die ihm Sprünge ermöglichten. Bewegungen, die kaum zu rekonstruieren waren.
    „Du hast etwas, dass ich haben will“, murmelte er plötzlich und deutete auf den langen Mantel, den Jenna aus dem Appartement mitgehen ließ. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah, als sie sich irgendwas griff, um hinterher nicht nackt auf der Straße landen zu müssen. Obwohl es ihr graute, musste sie zugeben, dass Boundary durchaus Stil besaß. Zitternd folgte ihre Hand dem Blick des Lehrers und verschwand in eine der Felltaschen, in der ein blaues Tütchen verborgen lag.
    „Weiß einer von euch, was das ist?“, fragte der Lehrer, dessen Augen vor Begierde zu funkeln begannen. Was immer auch mit Shy auf Sarna Dipa passierte. Er hatte versagt. Die Probe von Calvin Carpaccio lag trotzdem vor ihm. Daher konnte es ihm egal sein, was mit dem Monster der Nacht geschah.
    „Ich habe euch gerettet, daher schuldet ihr mir was.“ Gewitzt stibitzte er Jenna die Tüte aus der Hand und ging in Richtung Küche. „Gleich geht es los, endlich geht es los!“
    *

    „Welche Ironie“, murmelte er nach dieser frischen Erinnerung.
    Seit Minuten strich er sich die Finger an der Schläfe wund. Im Schneidersitz hockte er inmitten der Menschenmassen, die von San Jigen hierher gebracht wurden. Das Fernsehbild war klar und deutlich, Boundarys Aussage darin verständlich. Er hat den Plan des Lehrers gekannt und sich darauf eingestellt. Der Wunsch, Carpaccios Chemikalie zu verwenden, ging in einem riesigen Feuerball auf. Petrus seufzte.
    Es war ein Segen, dass sie am Rand des Heiligen Landes waren, nicht, dass dies ausgereicht hätte, um dem Explosionsradius zu entgehen. Es gab hier einen Kreis, in dem sich die Evakuierten aufhielten. Alles drum herum war in Schutt und Asche gelegt. - Es war gut, dass Sany bei ihnen war. Der jüngste und kleinste der M-Acht wusste, wie man Schutz bot. Zwar unkonventionell, jedoch effektiv sich in einer Falte eines gigantischen Gesäßes verschanzt zu haben. Aberhunderte verdankten dem Zwerg ihr Leben. Er hatte die Explosion von ihnen abgehalten.
    Seit Minuten beleidigte er nun die Leute und drohte ihnen mit einer saftigen Schlägerei, sofern sie nicht aufhörten, sich bei ihm zu bedanken oder zugleich über seinen schmerzenden Rücken herzuziehen.
    Seine drei M-Acht-Kollegen verstanden dies und hielten sich mit frenetischem Jubel zurück. Vor allem Jay, der einen Bekannten im Kittel in der evakuierten Menschenmenge erblickte. Es bedurfte nur ein fünffaches Zwinkern dieses Mannes, um den tobenden Jay wie ein Baby einschlafen zu lassen. Danach verschwand er und redete jungen Frauen ein, ihre Angst durch kontrollierte Freizügigkeit abzubauen. Mit Erfolg.
    Erzähler: „Das kann ich auch alles, außer dem kleinen Mann nicht zuzujubeln.“ Schmerzend rieb er sich die geschwollene Wange.
    „Lasst mich Kinder“, brüllte er Rentnern, Müttern und Straßenkatzen entgegen, während er hilflos hin und her kugelte.
    „Mach es nochmal“, schrie ihn ein kleiner Junge jubelnd an, dem vor Staunen fast die Augen aus dem Kopf gefallen waren. Von einem aufs andere Mal verwandelte sich der Zwerg in einen Koloss, der einen Riesen wie ein mickriges kleines Etwas aussehen ließ.
    „Halt die Fresse!“, entgegnete der Zwerg fluchend und rollte mühevoll davon. Erst eine Stunde nach seiner Transformation würde er wieder Beine haben, die lang genug waren, um seinen dicken Bauch vom Erdboden fernzuhalten. Solange musste er sich nervenden Menschen aussetzen, die es nicht einfach als selbstverständlich hinnahmen, von ihm gerettet worden zu sein.
    „Aufmerksamkeit ist grausig“, raunte Sany verärgert und kullerte beinahe den Abgrund der Red Line hinunter. Insgeheim war er aber beeindruckt von seiner Leistung. Seine Vorfahren gehörten verschiedensten Rassen an, weshalb er sich je nach genetischer Spur verwandeln konnte. Sein eben imitierter Großonkel Rastafart war weltbekannt für seine Pfannkuchen und der Fellweste in seiner Konfektionsgröße 3010.

    So lustig diese aufgelöste Situation auch schien, er, Petrus, konnte nicht lachen. Nicht seitdem der Schmerz in seiner Schläfe immer heftiger wurde. Seine Haut war beinahe durchgerieben, doch das Stechen ließ nicht nach. Er spürte Jenna in nächster Nähe. Auf der gleichen Höhe jedoch auch zwei Gestalten, die ihm Angst bereiteten.
    Sollte er damit richtig liegen, ist Boundary noch am Leben. Neben ihm befand sich ein instabiles Gemisch in menschlichem Körper, der Vetter. Je öfter er über diese beiden Männer nachdachte, desto größer war die Last, die auf seinen Schulter lag, die Schuld, die er sich für den missglückten Angriff zu geben hatte.
    Er hatte ihn fast.
    Petrus knirschte vor Wut mit den Zähnen, als das Blut an seinen Haaren hinunter über die Stirn floss. Es war ein mentaler Spießrutenlauf, innerhalb weniger Tage zwei Haki-Formen an sich zu entdecken. Der Freund Minds ließ sich nach hinten fallen und sinnierte. Was würde seine geliebte Tara tun? Seine Rachegedanken ablehnen, da sie ihn zu einem weniger liebenswerten Menschen machten? Das Gefühl akzeptieren, alles für sie getan zu haben?
    Petrus wusste es nicht und genau das machte ihm zu schaffen. Boundary zwang ihn in sein Spiel, der Lehrer lieh ihn sich aus dem Feuer, und jetzt, was war jetzt? Jenna war nicht hier, die andere Attentäterin wiederum: verschwunden.

    „Du beherrscht ein ausgeprägtes Kenbunshoku, Junge.“ Petrus neigte interessiert den Kopf, als der Mann hinter ihm aus der Menge förmlich heraus tauchte. Waren sie hektisch und ungestüm, von Gedanken des Todes gepeitscht und gequält, stach er als absoluter Ruhepol heraus. Er machte ein freundliches Gesicht und das war auch so. Keine Maske veränderte ihn. Nichts hielt ihn davon ab, seine Hand auf Petrus Schulter abzulegen.
    „Dein Haki ist viel zu sensibel, daher bekommt es dir nicht“, erklärte der alte Mann und deutete auf die blutende Stirn des 25-Jährigen. Thaddäus wusste, was zu tun war. Dieser Junge musste ihm folgen, ansonsten wären seine Rachegelüste unberechenbar.
    „Boundary lebt, und er verspottet die Welt“, sagte Petrus nur.
    Thaddäus blieb stehen und ließ die Worte auf sich wirken. Zweifel an diesem Mann waren ihm nie in den Sinn gekommen. Es gab keinen Beweis, dass er sich irgendetwas zu Schulden kommen ließ. Auch, wenn er, Thaddäus, beinahe von Aka Inu ermordet wurde, nachdem er sich für die bezeichneten Attentäter einsetzte. Der Vizeadmiral rümpfte die Nase und schaute nach oben.
    „Menschlichkeit kann die schlimmste Maskerade sein, doch das müssen wir jetzt hinnehmen. Wichtig ist, dass wir diesen Tag überleben.“
    Petrus nickte und wischte sich mit rot gefärbtem Ärmel über die Stirn. Er hörte nicht die Stimmen derer, die ihn umgaben, sondern die, nach denen er sich sehnte. Jenna war in einer Dimension des Lehrers, und Boundary, er befand sich in einem Ort, der seine eigene Ausstrahlung besaß. Als würde etwas in Dutzenden, ihm unbekannten Sprachen, auf ihn einreden. Petrus fletschte vor Wut die Zähne, als das Zentrum, in dem Boundary Makaveli und der Vetter sich befanden, in seinen Gedanken spukte.
    „Haki ist eine Veranlagung, doch du scheinst es durch deine Emotionen entwickelt zu haben...“ Thaddäus packte den Jungen am Arm und zog ihn zu sich. „Lass uns ein Stück gehen.“ Er lächelte ihn an. „Danach werde ich wissen, wer du bist und wie ich dir helfen kann.“

    Erzähler: „Nicht alle Menschen besaßen die Kraft, sich eine neue Perspektive zu schaffen. Sie steckten im hier und jetzt, akzeptierten die ihnen gegebene Zeit für ein letztes Unterfangen. San Jigen hatte mehrmals die Kraft, sich zu erheben und einen neuen Schritt zu gehen. War er einst als Coach der Stärkste der Sieben Weisen, so konnte er in ein bürgerliches Leben zurück kehren. Der Weise wurde zu einem Kämpfer, der sich dazu entschied, sein Leben auf dem Schlachtfeld zu beenden. Doch selbst dieser endgültige Weg sollte nicht folgenlos bleiben. Heidi Hoe starb, doch mit einem zweiten Leben erhielt er eine neue Perspektive. Er hatte die Extreme der Macht hinter sich gelassen. Das Wissen um die Wahre Geschichte und der Fund der Antiken Waffe Ares sollte nichts sein, dass ihn großartig veränderte. Ares 'Young Wild' war etwas, dass ihn faszinierte und ihm begreiflich machte, wie klein er letztes Endes war. Er war ein Gigant, doch das Maß aller Dinge lag in der Vergangenheit.
    Die Vergangenheit war eine Quelle, die Makaveli ausfindig machen konnte. Ein böses Omen, dessen sich Heidi Hoe nicht bewusst war. Er wusste eines. Boundary war nicht mehr sein Anliegen. Ein weiteres Mal sollte der alte Mann die Perspektive ändern? Ein neues Ziel ausgeben, nachdem er bereits alle Höhen und Tiefen mehrmals durchschritten hatte?“
    San Jigen raunte. Sein Rücken brannte innerlich. 'Ich bin nur ein Mensch, irgendwann...ist auch für mich Schluss.'
    Sein ganzer Körper schmerzte höllisch, doch eines gab es, dass ihn beruhigte. Er spürte eine angenehme Wärme unter sich, etwas, dass ihm einen Antrieb verschaffte.
    „Bist du okay?“ Der alte Mann raffte sich auf und beäugte den Jungen, den er mit seinem Körper vor der Explosion schützte. Lywet starrte in das Gesicht seines Vaters, dass überall Verbrennungen aufwies. Lediglich sein langer weißer Bart blieb ohne jegliche Schäden.
    „Danke“, stammelte der Junge verblüfft und verfolgte mit den Augen seinen Vater, welcher sich zum Lehrer hinschleppte.

    Das Kapitel der M-Acht konnte geschlossen werden. Bright Larner und Rond Near waren tot, Richard Bankiston in der Schwebe, seine Kollegen angeschlagen und evakuiert. Die Übertragung war hinüber. Wüsste er nicht, dass der Lehrer sein Druckmittel hier irgendwo versteckt hielt, hätte er Lywet ebenfalls ziehen lassen. Doch der Junge war fokussiert auf sein Mädchen. Den Moment des Wiedersehens wollte er ihm als Vater nicht auch noch nehmen.
    Es war ein erster und wichtiger Schritt, ihm das Leben zu retten. Ob es sein jahrelanges Fehlen aufwiegen konnte, wusste San Jigen nicht. Dafür waren die Ambitionen seines Sohnes noch zu schwer einzuschätzen.
    „Töte deinen Vater.“ Der Lehrer machte eine Rolle und sprang auf die Beine. Er hielt sich die Brust vor Schmerzen, da es schien, dass nur noch der Yamakuma seinen Körper zusammen hielt. Unsichtbare Fäden, die seine Gließmaßen zusammen schnürten und einmal mehr bewiesen, was sein Körper wirklich war: ein Gefäß. Eine Zuflucht für eine gebrochene Seele und Splitter eines Monsters, dass er vor seinem ersten Tod gestohlen hatte.
    „Sonst...“, dumpf sackte er zusammen, als San Jigen ihn wortlos ausknockte. Behutsam zog er den Handschuh ab und zog ihn sich an. Die Hand des Lehrers war alt und faltig.
    „Wir waren nie die besten Freunde, doch gut zu wissen, dass tatsächlich du es bist“, murmelte er bei diesem Anblick. San Jigen spürte die Macht der Teufelskräfte durch seinen Körper fließen, jedoch gab es nur eine, die ihn interessierte.
    „Tatsache. Sie ist es.“ Er schaute seinem Sohn in die Augen und deutete gen Himmel. „Spring, wenn ich dir das Zeichen gebe!“ Lywet wusste nicht, was sein Vater von ihm wollte. Doch es musste einen Grund haben, dass er ihn hier bei sich behielt. Der Anführer der M-Acht holte aus und schlug in die Luft, die an einer Stelle plötzlich Risse bekam. Es tat sich ein gewaltiges Loch darin auf. In diesem konnte Heidi Hoe bei genauerem Hinsehen äußerst schicke Möbel ausmachen.
    Doch was weit wichtiger war: Sie war da drinnen. „Hol sie dir, Junge“, rief er lachend und steckte den Handschuh des Lehrers ein. Die Kraft verschwand schlagartig, was ihn faszinierte.
    „Jetzt habe ich für 10 Sekunden die Dimensionen kontrolliert. Interessantes Gefühl.“ Er strich sich durch den Bart und sah Lywet hinterher, der sich aufmachte, um sein Mädchen an sich drücken zu können.
    „Wegen ihr wollte er mich umbringen?“ Er schmunzelte. „Berechtigt.“

    „Du...“
    Heidi Hoe drehte sich um, als er den Lehrer erneut aufstehen sah. Dessen Zittern verschwand schlagartig, als er einen Dolch hervor zog. „Was gibt dir das Recht, eine utopische neue Welt zu verurteilen?“ Blut lief unter seiner Maske hervor und tropfte auf den staubtrockenen Boden. Seine Stimme überschlug sich vor Zorn, wo nur noch sie zwei sich gegenüber standen.
    „Weil die Zeit niemals still steht. Die Welt wird immer eine neue Perspektive finden.“
    Der Lehrer schnaubte lediglich und beobachtete seine leicht fröstelnde Hand. Seine Teufelsfrüchte waren fort. Lediglich der Hass in ihm nährte ihn weiter und wärmte auf angenehme Art und Weise. Sich seinen Gefühlen hinzugeben, war ein Prozess, der ihn abhängig machte. Doch es war befreiend. Die Last der Entscheidung lag seit her nicht auf seinen Schultern. Er tat und konnte alles tun. Das war es, was den Lehrer seit Jahrzehnten zum Mysterium machte. Was ihm den Ruf einbrachte, ein wahnsinniger Psychopath zu sein. Doch was er letzten Endes war, war unbedeutend. Er sah sich als jemand, der die Welt verändern wollte – und konnte. Bis zu diesem Moment. San Jigens Stimme klang erneut in seinen Ohren.
    „Die Vergangenheit war vielleicht anders und prägend, dennoch ist diese Welt etwas, dass sich neu erfindet und zugleich vom Glanz früherer Epochen lernt.“ San Jigen räusperte sich und antwortete weiter bewusst auf diese rhetorische Frage D Zeras. Denn es war der Weg, den er für richtig hielt. Jene Perspektive, die er sich für den Schluss aufhob.
    „Genau diese Koexistenz von Veränderung und Beständigkeit ist es, die diese Welt fehlerhaft macht. Doch genau diese Fehler sind vielleicht das Beste, die uns Menschen jemals passieren konnten. Sie sorgen dafür, dass jeder seinen Weg gehen kann. Und für diesen Weg stehe ich ein.“
    Der alte Mann verschränkte die Arme und wagte es nicht ein weiteres Wort zu sagen. Seine Worte mussten erst auf ihn selbst wirken, bis er anfing zu nicken und zufrieden lächelte.
    Das war ein gutes Schlusswort für dieses Kapitel. Jenes, dass die M-Acht bis zum heutigen Tage geschrieben haben würde. Alles weitere entschied die Zukunft.

    „Du denkst nicht einmal über meine Sichtweise nach, nicht wahr?“
    „Sie ist töricht und falsch“, entgegnete der Lehrer kalt.
    „Du warst schon immer ein Dickkopf... ein gewaltiger Dickkopf!“

    [vor 13 Jahren]

    Das Heulen der gigantischen Kreaturen über ihnen war dumpf und klagend. Mitten im Meer stand eine Festung, die vor Jahrhunderten erbaut wurde. Bis zum Meeresboden erstreckte sich Impel Down, die Insassen von Level 6 saßen mit ihren tauben Hintern auf einer Höhe, die sie nur wenige Meter neben ihren Zellen zerquetschen würde. Das Wasser konnte ihnen in ihrer ewigen Haft nichts antun, der Schrecken der Tiefe war von ihnen genommen, dennoch steckte er praktisch in ihren Köpfen drinnen. Die Hölle existiere unter ihnen. Es war die Bestrafung all jener, die bald vergaßen, wie das Tageslicht aussah. Es war kalt und feucht, nicht mehr und nicht weniger. Für immer. Nur einer hatte es sich verdient gemacht, noch tiefer zu sinken.
    „Vom Weisen zum Ausgestoßenen der Hölle, es ist vorbei, Gardan.“ San Jigen befand sich mit seinem ehemaligen Freund in einer Grube, die am Grund des Meeres gegraben wurde. In dieser wurde eine einzige Zelle eingelassen. Eine direkte Verbindung zum Impel Down existierte nicht. Der tiefste Punkt der Erde befand sich unter seinen Füßen, ein weiteres Extrem, welchem er in seinem Leben begegnete.
    „Als Mitglied der Sieben Weisen ist es uns verboten, dich hinzurichten. Doch die symbolische Strafe von Level 7 sollte dir zeigen, wie tief du gesunken bist.“ Er kehrte seinem alten Kollegen den Rücken zu und hielt inne. „Was wolltest du der Welt sagen?“ Es war ein leises Flüstern, im Bewusstsein, diesen Mann nie wieder zu sehen. Eine letzte Chance beschlich ihn, es in Erfahrung zu bringen. Jene Botschaft, die der Welt ein Rätsel blieb.
    Aus seiner Robe holte er einen zerknitterten Zettel hervor und las dem Häftling die Kombination vor.
    „15-1-G-1-100-3-80-1-100-2-15-1-P!2P!x!1P“ Der alte Gauß lachte lediglich, weitere Emotionen ließ er sich trotz seiner aufbrausenden Art nicht anmerken. San Jigen durfte in seinen Augen keinen moralischen oder körperlichen Sieg mit an die Oberfläche nehmen. Diesen Trotz musste er ihm in dieser Lage entgegen werfen. Eine Provokation, die ihnen beiden zeigte, dass sich Mr. Gauß hier drinnen nicht verändern würde. Das schaffte nicht einmal die Hölle, die er durchqueren sollte.
    „Gedenke dieser Geschichte, sobald du sie verstehst.“ Es folgten seine letzten Worte, ehe er in einen Schlaf versank und den Alten alleine zurück ließ.
    „Vor über 15 Jahren bemerkte ein Mann, Gardan Gauß, einen anderen der über Hundert war, dich, der ein archäologisches Dreigespann mit einem achtzig Jährigen, Hiroid, und einem bald Hundertjährigen, mich, zu zwei Entdeckungen führte, den Yamakuma in zwei Teufelsfrüchten, was fünfzehn Jahre später eine Person übrig lässt. Eine verstarb, die andere sitzt hier und das bin ich. Es geschieht etwas Unbekanntes, x, und eine Person bleibt letzten Endes übrig. Und das bin ich.“
    „Du hast unsere Geschichte von der Vergangenheit bis in die Zukunft kodiert?“
    Eine Antwort bekam er nicht. San Jigen schwieg und verließ den tiefsten Punkt der Erde.
    *

    „Ich habe alles verstanden. Du bist die unbekannte Variable, ein Phantom, dass dafür sorgen will, dass letzten Endes nur einer von uns übrig bleibt.“
    „Wie bitte?“ Der Lehrer tobte, doch das Interesse in seiner Stimme war deutlich heraus zu hören. „Gardan, ich habe jahrelang über diesen Code nachgedacht und jetzt, wo ich sehe, dass nur noch wir beiden übrig sind, da macht der letzte Teil endlich einen Sinn.“
    „Ich habe nicht die Macht, mir dein leidiges Gerede länger anhören zu können.“ Blitzschnell stoch er mit dem Dolch zu, streifte den Alten allerdings nur knapp, da dieser bereits ausholte und seine Faust ins Gesicht des Maskierten vergrub.
    „Willkommen zurück im Sonnenlicht, du altes Gesicht“, grunzte San Jigen und hörte die gebrochenen Knochen, das absplitternde Holz und die Fragmente der geschnitzten Maske, die auf dem Boden landeten.
    Der Lehrer wandte dich vor Schmerzen, doch jetzt war sein letzter Trumpf ausgespielt, sein Geheimnis aufgedeckt. Er starrte in die Augen des alten Mannes, die sich vor Entsetzen weiteten. Den Lehrer amüsierten die Tränen, die Heidi Hoe lassen musste. Dessen Augenlider zuckten keinen Millimeter, da sein ganzer Körper gelähmt war. Jede Faser weigerte sich, eine Bewegung zu ermöglichen. Trotzdem war es der entscheidende Moment, den der Lehrer jahrelang einkalkulierte. Jener Moment, an dem der Wille seines Gegenübers zerbrach.

    Er war sprachlos, voller Trauer. Es war das erste Mal, dass man ihn weinen sah. Das erste Mal, wo er, der große Marine, der große Entdecker, ehrfurchtsvoll der Coach der Marine genannt, seinen Kopf hängen ließ und alle aufmunternden Erfahrungen in seinem langlebigen Repertoire ihre Wirkung verfehlten. Hundert Jahre Glück war nichts wert, angesichts dieser Situation! Er würde hundert Jahre unglücklich sein wollen, um diesen Schmerz rückgängig zu machen.
    „Offenbare mir das Gesicht eines Mannes, der einen Wandel vollzogen hat, diese Welt bereichernd. Das ist das Gesicht des Sommerdorfes!“


    Saen D Best hatte den sterbenden Hiroid so perfekt gespielt. Dessen Schüler Kazuzatu verkörperte den sterbenden Deede van Bogar. Es war der letzte Wunsch jenes Großvaters, der seinen Enkel beschützen wollte. Seine letzte Bitte, ehe seine Seele der Dunkelheit zum Opfer fiel. Hiroid van Bogar ist der Lehrer.
    Kapitel 256: Ihr letztes Gespräch
    „Des is wohrlich dos Poradies.“

    Er genoss es, am Strand zu liegen. Als die Sonne ihn zu blenden begann, schob sich ein Schatten über sein Gesicht und entlastete seine müden Augen.
    „Du wirst Großvater.“ Sie streichelte sich sanft über den Bauch.
    Er holte kurz Luft.

    „Des is scheen! En scheener Tag.“

    Hiroid van Bogar war ein Mann, der die Ruhe genoss. Dieses Gefühl schenkte er der Welt. Der bloße Gedanke daran, sich einfach zurück zu lehnen und selbst zu belohnen, war für viele Menschen befremdlich. Die Welt und alles in ihr befand sich im unaufhaltsamen Wandel. Da drängte sich nicht selten die Frage auf, ob diese Form der Entspannung wirklich angebracht wäre.
    Obwohl Hiroid es verstand, die Menschen träumen zu lassen, blieb er selbst nicht stehen. Er erkannte die Zeichen und passte sich diesen an. Das Sommerdorf wuchs und wurde zu einem immer größeren Hort der Erholung. Er veränderte sein Lebenswerk, blieb nicht stehen – und doch kam alles zu dem Ende, an dem er Cocktail schlürfend im Sand lag. Er vereinte Hektik und Besonnenheit, ruhigen Zeitgeist und futuristischen Fortschritt. Mit diesem Vorgehen betrat er das Herz eines jeden Menschen, wurde zu einer Ikone, deren Schrulligkeit einem tief innewohnenden Genius gegenüber stand. Er hatte die Augen geschlossen, und während die Sonne seinen Körper wärmte, seine Muskeln sich entspannten und der Sand seine Haut berührte, sank er in einen tiefen Schlaf. Etwas, das seit Wochen immer häufiger vorkam.

    Eben noch unterhielt er sich mit einem Gast, im nächsten Moment wurde alles um ihn herum schwarz, ehe er in einer Traumwelt erwachte. Waren es anfangs Inspirationen, wurde es nach und nach immer verwirrender.
    „Jemand hat geschrieben, dass die wahre Heimat hier liegt.“
    Er erwachte und fand sich auf einer Wiese wieder. Sie war endlos weit und so grün, seine Stimme versagte, ein leises Schlucken fuhr durch seine befeuchtete Kehle. Wann immer er den Mund geöffnet ließ, war es, als würde sich eine süße Flüssigkeit auf seiner Zunge absetzen. Er schluckte und begann zu zittern. Sie war köstlich – und unerschöpflich. Sobald er nach ihr verlangte, kriegte er sie. Es war tropisch, doch schwitzen musste er nicht. Hier empfand er es als schlicht und ergreifend schön.
    Eine riesige Eiche stand inmitten dieser Gegend. Sie war der Mittelpunkt von allem, da es ansonsten unmöglich wäre, eine Weite in dieser Welt auszumachen. Vor besagtem Baum gelehnt, saß ein alter Mann. „Ich habe dich lange beobachtet.“
    Dem Genius wurde es etwas unbehaglich, als er das Gesicht des Fremden betrachtete. Es war wunderschön hier und doch wirkte es verbittert und traurig. Unter dessen Füßen war die Erde vertrocknet, als er schließlich aufstand, wurde die eben noch tote Rinde abgestoßen, wonach sich neue bildete und der Eiche ein rundum prächtiges Aussehen verlieh.
    „Die Welt stößt mich seit Jahrhunderten ab“, verriet der Mann.
    „We bis du?“, fragte Hiroid, der zu seinem Entsetzen nur in Badehose herum stand. Der alte Mann ignorierte ihn aber und legte ein größeres Wehklagen in seine Stimme. „Ich hatte eine Heimat, die ich seit Jahrhunderten suche.“ Er schüttelte sich, als die Luftfeuchtigkeit in seinem Mund brannte. „Zwei Brüder, die ihre Ideale vor Augen hatten.“ Seine Augen schmerzten, obwohl er sich von der Sonne abwandte. „Einen Traum, der in weite Ferne rückt.“
    Er blickte Hiroid van Bogar an.
    „Archäologen haben vor einigen Jahren ein zerstörtes Porneglyph gefunden.“ Der werdende Großvater nickte, da es keinen Sinn machte, dies Ganze zu hinterfragen. Sobald er aufwachte, würde er sich vielleicht gar nicht mehr an diesen Traum erinnern.
    „Mit einem Skelett in ihm.“ Ehe Hiroid reagierte, riss der Fremde ihn an den Schultern zu Boden und lachte. „Fliehen konnte ich, doch ich überlebte es nicht.“
    Seine Stimme quietschte bei fast jedem Wort, es war offensichtlich, dass der Mann nach all den Jahren der Einsamkeit nicht mehr normal war. Er redete mehr mit sich selbst, während er an Hiroid vorbei stolzierte. Jeder Schritt tötete den Boden, jedes Verlassen erneuerte ihn.
    „Seit Jahrhunderten sterbe ich, ohne jemals das gefunden zu haben, das mich am Leben erhält. Utopia, nur dies, und Utopia“, er begann zu schreien, ehe er sich heulend zu Boden warf. „Nur Utopia kann meine Seele retten.“
    Hiroid war wie erstarrt, als er dieses zerrissene Geschöpf vor sich liegen sah. Nur auf einen Menschen konnte dieses ganze Verhalten hindeuten. Nach allem, was er mit Sanford und Gauß auf ihren Reisen in Erfahrung brachte. „Sie sin Bruder Jorim!“
    „ICH BIN JORIM“, entgegnete dieser so laut lachend, dass es eher einem Geschrei glich. „Helfen Sie mir?“, fragte er im gleichen Atemzug, wobei sich seine Stimme zu einem Piepsen mauserte und seine ausdruckslosen Augen mit einem unscheinbaren Funkeln versah. Hiroid van Bogar kratzte sich am Kopf, danach zuckte er mit den Schultern. „Wieso nich, es is nur en Traum...“
    „Richtig“, erwiderte der Geist mit angestrengter Ruhe in der Stimme. Seine zitternden Hände beruhigten sich langsam, er atmete tief aus und versuchte für wenige Sekunden nicht die Beherrschung zu verlieren.
    Bald würde er die Welt durch die Augen eines Optimisten sehen, jemanden, der es bereits geschafft hat, Veränderungen herbei zu führen. Hiroid van Bogar war der perfekte Wirt für seine – für Utopias Rückkehr.
    Dann würde Jorim endlich die Bürde ablegen, jenes Verlangen, vor Schmerzen sterben zu wollen. Sobald er Utopia zu neuem Glanz verhilft, würde er die Fehler, die es mit der Erschaffung des Yamakumas machte, wieder bereinigen, und seine Seele endlich vom Fluch dieses Wesens befreien.
    „Lass uns ein Stück gehen.“
    Hiroid war zwar vom Auftreten dieses Mannes entsetzt, andererseits schlief er tief und fest im Sand. Sobald er aufwachte, würde er sich um so mehr freuen, in der wunderbaren Realität zu leben. Ganz ohne Stress und Furcht.
    Am Ende des Gespräches wachte er tatsächlich auf. Er rieb sich den Sand von den Beinen und betrachtete die Wellen, die das Wasser unter seinen Füßen hin und her bewegte. Obwohl es ein angenehmes Gefühl war, konnte er nicht lächeln. Es war bereits jetzt klar, dass sich Körper und Geist sehr bald verändern würden. Etwas, dass Hiroid van Bogar niemals wollte. Aus seinem Traum wurde bittere Realität. Er unterlag einer Täuschung. Der erste Lineist hatte ihn verändert.

    „Deswegen konnte ich die Dimensionsfrucht für Hiroid bestellen und Mars aus dem Gefängnis befreien.“ Der Lehrer lachte, als er Heidi Hoe seinen Dolch in die Brust rammte. Dessen Starre hatte sich kein Stück verändert. Seine Augen bewegten sich nicht, nur die Tränen brachen in Sturzbächen aus ihm heraus. „Ich habe dich jahrelang durch seine Augen studiert.“ Er griff sich den Dolch und drückte ihn nach oben. Langsam schnitt er sich durch das Fleisch des Ex-Weisen, den er von Anfang an als letztes Hindernis ausmachte. Ein Lächeln huschte im Gesicht des Lehrers auf. „Findest du, dass mir die Überraschung gelungen ist?“ Er trat ihm in die Rippen, die wie Streichhölzer zerbrachen. San Jigen tat überhaupt gar nichts, wehrte sich nicht, als sein Bart gegriffen und Teile von ihm raus gerissen wurden. Mit ihm einiges an Haut, sein Kinn begann ungehemmt zu bluten, was den Lehrer faszinierte. Er beobachtete schweigend den Prozess, in welchem der strahlend weiße Bart mit Blut durchtränkt wurde. Seine Augen folgten den Blutstropfen, die bis zum Ende hinunter liefen und schließlich auf dem Boden landeten.
    Platsch.
    Genießen, er musste diesen Moment genießen. Seit Jahrhunderten fesselte ihn der Wahnsinn des Yamakumas, eine Qual, die Shawna Gauß Minuten, der Verräter Freddy sogar nur wenige Sekunden durchleben musste. Unsterblichkeit hatte ihren Preis. Seine Seele konnte nur Ruhen, um Frieden zu finden. Doch jene Erlösung war nicht in Sicht. Die Reise dahin würde aber endlich bald beendet sein.
    Platsch. Ein Mann wie Heidi Hoe durfte nicht einfach sterben, er musste das Leben nach und nach aushauchen. Bis absolut nichts mehr übrig bleiben würde. Eine Gnade, die Jorim damals nicht zuteil wurde. Er existierte weiter.

    Platsch.

    Der Regen hätte das Blut von den weiten Feldern gespült. Doch es gab kein Blut mehr. Sein ganzer Körper fühlte sich ungemein leicht an, während die riesigen Tropfen auf seinem Kopf landeten. Platsch, war er frisch geduscht. Hinter ihm lag ein Berg, den er so nur schemenhaft in Erinnerung hatte. Sein Magen knurrte, er bekam Hunger. Kythera, einfach alles hier, hatte er anders in Erinnerung. Er hauchte seine Hand an, hielt sie sich unter die Nase und schnüffelte daran. Betrunken war er nicht, einen Kater verspürte er ebenfalls nicht. Sehr gut, dachte er und warf sich eine seiner geliebten Schnapspralinen in den Mund.
    „Was ist das nur für ein Zustand“, hörte er eine ihm bekannte Stimme hinter sich jammern. Richard versuchte sich auf den Beinen zu halten, bemerkte dann aber zu seinem Entsetzen, dass er komplett nüchtern war. Dies machte ihm Angst. Die übrigen seiner Gefährten rafften sich auf, ein jeder von ihnen war neu eingekleidet und frei von Verletzungen. Auf einem Hügel, nicht weit entfernt, stand ihr Kamerad, der bereits dort war, ehe der Erste von ihnen aufwachte.
    „Was gibt es denn zu sehen?“, fragte Heidi Hoe und beschritt den Hügel im strömenden Regen. Bright Larners Gesichtszüge waren hart und kalt. Lediglich ein zufriedenes Lächeln zeigte jene Emotion, die er bis in alle Zeiten mit sich nehmen würde. Bright Larner hatte sie gerettet. Er gab jedem eine neue Chance. Und starb dafür. Selbst der Lehrer erhielt ein neues Leben. Endlich verstand er, weshalb.

    „Hiroids Leben darf nicht so enden.“ Ehe der Lehrer reagieren konnte, plätscherte das Blut regelrecht zu Boden, als sich Heidi Hoe aus seiner Starre riss und dem Lehrer in die Brust schlug. „Du schlägst...“, D Zera sackte zusammen, erbrach Blut. „...Du schlägst den Menschen, den du Freund nennst!?“ Das Entsetzen war deutlich aus seiner Stimme zu hören. Er hätte sein Leben darauf gesetzt, dass er San Jigen gebrochen hatte. Etwas, was niemand vor ihm schaffte.
    Heidi Hoe grinste. „Bis zu seinem Tod war Hiroid glücklich.“
    Er trat dem Lehrer in die Rippen. „b.L musste dir ein neues Leben geben, doch er bereute es nicht.“ Jetzt packte er D Zera am Kragen und blickte in sein verfallenes Gesicht.
    „Endlich habe ich verstanden, weshalb. Damit Hiroid van Bogar nicht als Täter in die Geschichte eingeht.“ Er rotzte dem Lehrer vor die Füße. „Hätte die Welt vor vier Jahren erfahren, wer du bist... Hiroid verkörpert das Gute und das wird auch so bleiben.“ D Zera zitterte, als San Jigen ausholte.

    Platsch.

    Nun stand er da, wieder im strömenden Regen. Neben ihm lag die Leiche von Hiroid van Bogar. Dessen Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Es vergingen Sekunden, die ihm wie Stunden vorkamen. Lywet tippte seinem Vater schließlich an die Schulter. Der stand regungslos vor dem Lehrer. Das frische Blut tropfte von seinen Fingern, aus seinem ganzen Gesicht, von überall, während der Lehrer vor ihm lag. „Wer war er?“, fragte Lywet, während Jenna sich angewidert abwandte.
    Sie bekamen keine Antwort und würden auf diese Frage niemals eine erhalten.

    Erzähler: „Hiroid van Bogar war eine Legende, ein Zeichen des Guten. San Jigen liebte ihn, jeder liebte ihn. Jetzt war gewährleistet, dass dies für immer so bleiben würde. Der Lehrer war nichts weiter, als ein Verrückter. Eine Auflösung, mit der die Welt sehr gut leben würde – und musste. Denn es war die Wahrheit für die Zukunft. Eine, die Bright Larner nicht bereute, eine, die auch San Jigen mit einem Lächeln im Regen stehen ließ.“
    Kapitel 257: Er - der in die Geschichte eingehen will
    Seine Arme ruderten in einem See aus Blut, hilflos, immer hektischer und verzweifelter suchten sie nach rettendem Auftrieb, doch alles schien vergebens, da der Körper immer tiefer versank, um von einer metallisch schmeckenden Hülle eingeschlossen zu werden. Als er die Augen kurz aufriss, erkannte er nichts außer den Rottönen, die ihn umgaben. Verzweiflung machte sich breit, denn die Ironie seiner Lage war nicht mehr von der Hand zu weisen. Blut hielt den Menschen am Leben, doch er ertrank darin. Immer tiefer versank er, bis die Hoffnung auf einen erlösenden Lichtstrahl erstarb.
    Er riss die Augen auf und verdammte sich. Wie oft sollte er zurückkehren, nur, um festzustellen, dass sein Leid immer größer wurde. Galvis war eines der größten Genies der Gegenwart, doch sein eigenes Ende zu bestimmen, genau dies blieb ihm verwehrt. Er mochte ein Egoist sein, nicht um jeden Preis für sein Überleben zu kämpfen, doch diese Eigenschaft hatte er sich über Jahrzehnte verdient. Er hatte alles erreicht und mit dem Bangho-Eria die Forschung revolutioniert. Er hatte längst Geschichte geschrieben, jeder kannte seinen Namen, obwohl es ausreichte, ihn mit Galvis anzureden. Sein Augenlid zitterte, da seine Erwartung ihn quälte. Selbst, wenn sein Sohn wusste, wo er war, konnte Symon dessen Eingreifen verhindern. Es gab eine Faustregel, die sich der Wissenschaftler in Erinnerung rufen musste. Alles aus Utopia kann mit allem aus Utopia konkurrieren. Doch ihre Teufelskräfte entstammten nicht dem Antiken Königreich. Wie er es drehte und wendete, die Angst blieb in seinen Knochen. Wann würde Hendrumber ihn ein weiteres Stück Richtung Abgrund drängen? Die Tat selbst war nichts, was er fürchtete. Er hätte sich wenigstens von seiner Familie verabschieden wollen. Sterben war eines, damit musste er jahrelang leben. Fehlen allerdings, dies war ein Zustand, den er seinen Mitmenschen so verständlich wie möglich gestalten wollte. Also, wann würde Symon ihm endlich zeigen, was ihm noch im Leben möglich gemacht wird? Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, denn dass er noch am Leben war, musste einfach bemerkt werden. Sein lautes, stoßhaftes Keuchen glich immerhin einem Aufschrei. Hätte er sich aufrichten können, wäre ihm diese Frage erspart geblieben. Er schloss die Augen, strampelte und ruderte vergeblich weiter. Lernen würde er es nie. Leider.

    „Man sieht sich immer mehrmals im Leben.“ Seine Augen wanderten behäbig über ihren Körper, ob es Auf- oder Erregung war, wusste er nicht, doch seine Nase lief trotzdem, während sein Grinsen breiter wurde und seine Veränderung deutlich unterstrich. „Du hast dich verändert.“ Ihre Stimme klang äußerst kalt, ihr Blick huschte durch das in die Länge gezogene Zimmer, entdeckte allerdings nichts, was sie beunruhigte. Der Einzige, der störte, war er. Der Mann, der ihr den Himmel schenkte und die Hölle überreichte. Wie konnte sie auch vergessen, dass er sie im Sommerdorf um ein Haar umgebracht hätte? Sie spürte seine Hände auf ihren Schultern, nur er massierte auf diese besondere Art und Weise. Sie biss sich unbewusst auf die Lippe, riss jedoch die Augen auf, um zu erkennen, dass er einige Meter von ihr entfernt war. „Du warst schon immer ein Spätzünder“, dabei schaute sie ihm ins Gesicht, auf dem sich sein wahnwitziges Lächeln nur vergrößerte. „Gebracht habe ich es trotzdem“, erwiderte er. Ihre starr gewordene Mimik nutzte er, um die Frage zu stellen, die ihn seit ihrer Ankunft beschäftigte. „Wie hast du mich gefunden?“ Seine Hände verbrannten sich plötzlich an ihren Schultern, was ihn aufschrecken ließ. Ihre Präsenz hatte sich verändert, sie war nicht mehr das unschuldige Mädchen, das er vor drei Jahren kennen lernte. Ihre Beziehung würde keine Zukunft haben, das war eindeutig. „Es ist endgültig aus, nicht wahr?“
    „Ich habe deine Seele aufgespürt“, erwiderte sie ruhig und atmete aus. Es existierten keine Gefühle für ihn. Sie suchte bereits ein zehntes Mal ihr Gewissen ab. Symon war die Vergangenheit, Ray ist die Zukunft, doch jetzt schien sie die Vergangenheit mit seinem Auftreten einzuholen. Sie hätte längst kurzen Prozess gemacht, sobald sie sich sicher war, dass dem nicht so ist. „Es hat keine Zukunft“, erwiderte er nur. Arina nahm seine Worte gar nicht war, da ein zufriedenes Lächeln ihr Gesicht zierte. Sie hatte sich weiter entwickelt und aus einem verzweifelten Mädchen, das sich nach Zuneigung und Nähe sehnte, ist eine geborgene Frau geworden, die wusste, wo sie stand. Aus einer Einzelgängerin wurde ein Teamplayer. Sie konnte sich ihrer Angst stellen und Shy besiegen. Dass sie nicht mehr abhängig von jemandem war, erfüllte sie mit Stolz. Selbst die körperliche Nähe war ein Spiel und kein reines Verlangen geworden. „Bedauerlich“, murmelte Symon.
    Erzähler: „Emanzipation ist fürchterlich! Einem gehörten Mann den Rücken zuzukehren ist wiederum fahrlässig!“

    Ein Mind war nicht da, der sie im letzten Moment retten würde. Es bedurfte keiner Worte, um ihn wie im Sommerdorf zu provozieren. Ihr Blick reichte, die Pausen, die sie im Gespräch machte, um ihre Gefühle zu begreifen, die Tatsache, dass sie ihm gegenüber keine klare Linie fuhr und ihn im Ungewissen ließ, er seine eigenen Schlüsse ziehen und von selbst auf die unbequeme Wahrheit stoßen sollte. All dies verabscheute er an sich, an ihr, an dem, was sie mal miteinander gehabt haben. Sie war attraktiv, genau sein Typ, doch es passte ihm nicht, dass sie sich weiter entwickelte. Wie seine geplante Rache war auch die Liebe für ihn etwas, das klaren Regeln unterworfen war. Etwas, was er kontrollieren und in dem er die Zügel in den Händen halten musste. Er konnte sie nicht einmal mehr berühren, ohne sich im wahrsten Sinne die Finger an ihr zu verbrennen. War es das Adrenalin, das ihm durch den Körper gejagt wurde, der Blutrausch, den er im Inneren spüre, seitdem er sein Opfer nach jahrelanger Suche endlich seiner gerechten Strafe zuführen konnte? Er wusste es nicht, doch zu seiner Erleichterung war es ihm völlig egal, als er auf sie zustürzte. Erneut verschwand er hinter ihrem Rücken, erneut tauchte er von hinten auf und ließ seiner Wut freien Lauf.

    Ein markanter Schrei hallte durch das ganze Hotel, was einem Mann besonders gefiel. Dessen Marschrichtung war wie eingemeißelt, nur kurz hielt er vor wenigen Minuten inne, als die Explosion der Chemikalie ihn überraschte. Doch weit mehr war er davon fasziniert, dass das geschundene Gemäuer von ihr verschont blieb. Als stünde es nicht im Radius der Explosion. „Eine interessante Fähigkeit.“ Er wollte gerade in den Saal eintreten, doch eine laute Stimme hielt ihn davon ab. „Wollen Sie jemanden besuchen oder ein Zimmer reservieren?“, fragte die junge Frau an der Rezeption. Dass das Hotel noch stand, verwunderte sie weniger als die Tatsache, dass sie jetzt trotzdem noch ihre Schicht beenden sollte. Der Mann zögerte keine Sekunde und stellte seinen Rucksack vor dem Tresen ab. Er blickte die Dame mit seinen lila farbenen Augen an und begann zu lächeln. „Möchten Sie sich nicht gleich eine Pause nehmen.“
    Als er ihre aufkommende Unsicherheit erkannte, zückte er einen Kugelschreiber. „Checken Sie mich bitte unter Parandeus ein, Vorname Siyajan, oberste Etage mit Blick auf die Kurgärten!“ Ihr Gesicht verkrampfte bei der Nennung seines Namens, was er mit einem schelmischen Lächeln erwiderte. „Sie haben Recht, ganz oben zu wohnen, ist bei all den Treppen verdammt anstrengend.“ Er zückte seine Brieftasche und kritzelte seine Signatur nebenher ins Gästebuch.
    „Wollen Sie sich nicht vertreten lassen? Dann können wir in zehn Minuten einen Kaffee trinken gehen.“ Noch immer schwieg sie bei der puren Angst, die sie in Gegenwart des Massenmörders packte. Seine charmanten Worte nahm sie kaum wahr, erst als er sich von ihr entfernte, atmete sie erleichtert aus. „Moserier, ich mach gleich Pause!“, brüllte sie dem Praktikanten zu, der in der Küche die Teller abwusch. Dass seine Vorgesetzte äußerst herrisch und dominant sein konnte, überraschte ihn weniger als der Senffleck, der sich nicht abreiben ließ. „Heiliges Lieschen“, seufzte der Okama.

    „Ich muss doch noch nicht auflegen“, erklärte er erfreut und lauschte der melodischen Stimme am anderen Ende des Hörers. „Wie bitte, er hat die Hose im Turm einer Sandburg eingeschlossen?“ Das Lachen auf beiden Seiten war herzlich, aber bestimmt. „Ja, ich passe drauf auf, kann aber für nichts garantieren“, antwortete er nun etwas energischer. Sein Mentor lag zwar mit Badehose und hochroter Brust am Strand, doch obwohl er sich mit jeder Faser entspannen wollte, konnte er seine Besorgnis nicht ignorieren.
    Pater Erigal seufzte und legte schließlich auf. Sein Schüler war ein wahres Talent, doch theoretisch sahen seine Überlebenschancen während der Prüfung mit gut 50% wesentlich rosiger aus. Es war aber kein Test mehr, sondern der Ernst des Lebens. Trotz dieser Anspannung und seinem kühlen Charakter brach er in tosendes Gelächter aus, als Pope Lines beim Surfen von einer riesigen Welle erfasst wurde. „Darf es noch etwas sein“, fragte Carry den besonderen Gast und schüttelte betrübt den Kopf, als Sommerbär sich aus Versehen in seiner eigenen Sandburg einsperrte und seine Gefangenschaft beklagte. Es war wunderbar, ihn wieder hier zu haben. Und noch schöner, dass er sich seinem ganz eigenen Schicksal hingab. Nämlich mit allen daraus resultierenden Katastrophen er selbst zu sein und zu bleiben. „Ich hätte gerne eine Schüssel voller Zitronen.“ Die Sekretärin zuckte mit den Schultern und erfüllte dem Lineisten den verhältnismäßig gewöhnlichen Wunsch.

    Er atmete ein letztes Mal tief durch, spürte Jorim in seinem Körper. „Der Lehrer ist tot“, analysierte er kühl und blickte in seine Seele. Jorim in ihm war wieder vollständig, etwas, was er seit Wochen einkalkulierte. Daher war es ein leichtes, diesen neu gewonnenen Einfluss unter Kontrolle zu bringen. „Sobald du uns zusammen bringst, kannst du es zu Ende bringen. Doch was danach mit dir passiert. Ich weiß es ehrlich nicht.“
    Er vertraute diesen Worten und sah in ihnen den Schlüssel. Der Prophet besaß eine starke Seele, etwas, woraus er seine Macht bezog. Er besaß jetzt ebenfalls zwei Seelen, eine weitere auf Abruf. Ungeduldig schwenkte er das kleine Gefäß, in welchem sie Shiura aus Sarna Dipa mitnahmen. „Arina kommt ohne mich aus“, flüsterte er grinsend, als er Symons Schreie vernahm. „Doch jetzt ist es Zeit, einen Traum zu leben.“
    Er verließ das Nebenzimmer ein zweites Mal, in welchem er sich letzte Ratschläge geben ließ, riss die Tür auf, grüßte Arina dieses Mal. Die junge Frau horchte bei seinem Gruß kurz auf, nahm Symon jedoch weiter gnadenlos in die Mangel.

    Alles war in die Wege geleitet. Der Butler würde seinen Instruktionen folgen und Galvis versorgen. Shady sprang durch das Loch ins Erdgeschoss. Er wollte seinen Traum leben und Geschichte schreiben. „Lass es uns zu Ende bringen“, schmetterte er dem Propheten entgegen, der nicht einmal die Türe hinter sich geschlossen hatte. Drei Menschen, drei Brüder in einem Raum. Dieses Aufeinandertreffen würde in die Geschichtsbücher eingehen. Allerdings...
    Kapitel 258: Die es zu Ende bringen
    Aufgeregtes, ungläubiges Seufzen. Dann herrschte Ruhe. Es war einmal mehr geschafft. Mr. Shadner hatte seinen Sohn zurücklassen können, während dieser ruhig in seinem Bettchen schlief. Hatte er sich anfangs erschrocken, als er das Geschichtsbuch in der Eile weglegte und sein Sohn die darin enthaltenen Bilder sah, um so erstaunter war er inzwischen über dessen Interesse an den Legenden dieser - und jener Zeit. Bereits mit acht Jahren verschlang er einen Roman, der die Bluttaten des Propheten mystifizierte. Später hörte er von William Martell und dem legendären John. Als er das Wissen um diese beiden Ikonen in ihrer Blüte aufsog, alles Wissen über sie in Phantasien und Theoreme fasste, wünschte er nur eines, nachdem er begriff, wie sich Faszination auf die Menschen auswirkte. Sie tat gut, ohne Erwartungen zu zerstören. Eine Legende blieb eine Legende, und wenn auch nur ein einziger Gedanke sie erfasste, lebte sie. Ein ewiges Leben ohne Bindung und Bürde.
    Ohne diese Ansicht des Denkens hätte er sich nie zu diesen Schritten entschlossen.

    „Ich bin du und du bist ich!“, erzählte die Stimme noch vor wenigen Minuten. Des Lehrers Jorim hatte geglaubt, Shady mit psychischen Spielereien zu beeinflussen. Doch für solches Warten war er nicht mehr bereit. Dafür war er nicht mehr er. Der Lineist hatte die Muskeln angespannt, sich den Wirrkopf gepackt und ihn ohne Worte absorbiert.
    Nachdem der Lehrer starb, war ein Seelenteil rastlos umhergewandert, auf der Suche nach einem neuen Wirt. Jirain Shadner, der in seiner Lineistenprüfung auf die fehlende Hälfte jener Seele traf, war das Ziel. Naheliegend, aber in jeder Hinsicht die falsche Station.

    Mind blickte seinen Freund an, der seine Augen nach innen drehte und sich auf die Lippe biss. „Mein Arbeitstag endet, darf ich bitten?“
    Den Propheten hatte er völlig vergessen, was diesem allerdings nicht anzusehen war. Er legte nicht einmal mehr Wert auf seine Maske. Seine Gesichtszüge standen im Kontrast zur Kälte, die seine Präsenz ausstrahlte, unglaublich weich und von jungem Teint. Kaum zu glauben, dass jemand, der nur wenige Jahre älter war, solchen Ruf auf seinen Schultern trug – und diesen problemlos tragen konnte.
    Mind erkannte gar keine Zweifel, das Lächeln war echt, obwohl es bedeutete ein Glücksgefühl zu spüren. War es für manche ein Stückchen Schokolade, war es für Siyajan das Leben, das er mit seinem Wirken in den Händen hielt. Weicher warmer Sand, der durch die Hand zu Boden rieselte. Rein, während, existent, er blieb nämlich da. Er musste nur zugreifen. Genauso wie jedes Leben, welches endete, aufzeigte, wie viele noch waren. Der Prophet entspannte sich, er respektierte sie alle in gewisser Art und Weise.
    Er musste sterben, damit sie es nicht tun. Manche Prozesse im Leben waren einfach, obwohl sie schwerste Last versprachen. Der Prophet sah ein, dass Shady mit sich kämpfte, ein Umstand, der ihm einen unaussprechlichen Vorteil gewährte. Doch er nutzte ihn nicht. Er hatte keine Lust darauf, er musste es nicht. Zwei Dinge, die seine Prinzipien verraten hätten. Niemand unterwarf, niemand forderte. Nicht mehr benötigte er, um seine Art von Freiheit auszuleben.
    „Der alte Mann ist tot.“
    Mind zuckte mit den Schultern. Verunsicherung wies er von sich ab. Sie würde für sein Scheitern letzten Endes verantwortlich sein. Vielleicht nicht heute, doch er gestand sich eines ein. Fehler werden bestraft. Ray hatte womöglich einen begangen. Gutes im Sinn gehabt und doch, was war jetzt mit ihm. Mind öffnete seine unbewusst geballte Faust, die von einem Kälteschauer erfasst wurde. Sie zuckte unter der Hitze in seinen Adern und dem Frost, der sich über seine Fingerspitzen zog. Ein unsichtbarer Film zog sich über seine Extremitäten, alle schmerzten sie.
    „Alle die, die zarte Bande knüpften, die deinen Augen die Unsicherheit angesehen haben – und dachten“, Siyajan senkte die Stimme auf ein monotones, aber klar verständliches Flüstern, „gebt ihm die Zeit, er wird es mit jedem Atemzug zurück geben. Faszinierend. Ich blieb neugierig...“ Seine ausgestreckte Hand ballte sich zur Faust, was den Schock in Minds Gliedmaßen verstärkte. „Keiner ihrer letzten Blicke schien irgendetwas zu bedeuten.“ Der Schlag traf die Luft, Minds Brust, bohrte sich in sein Herz, ließ ihn den scharfen Windzug des Todes in der Seele spüren. Er streifte umher, legte sich wie eine Schlinge um seinen Hals, raubte ihm die Luft und sollte ihm eines zeigen. Er ist machtlos. Er war es immer, und jeder Tote bis zu dieser Sekunde hatte an ein Potential geglaubt, das nicht existent gewesen war - und ist. Ehe er seinen Job erledigte, war es ein anstimmendes Vergnügen den Geist des Gegners zu brechen.
    Seine Schuhe tappten unter seinem filigranen Körper, eine Eisschicht füllte die Risse aus und seine Hand griff zum Reißverschluss seines Rucksacks, den er sich wieder umgeschnallt hatte. Sie wählte einen breiten Holzstiel, welcher nicht ertastet, sondern gekonnt gegriffen und mit einem Ruck unter lautem Scheppern herausgezogen wurde. Dampf schoss aus seiner Nase, die Augen glühten kurz unter dem Einfluss des Devolismus auf. Physis war ein unproblematisches Thema, als er die Waffe mit drei Fingern hielt und auf dem Eis aufkommen ließ. Risse sprengten den gefrorenen Untergrund in kleine Stücke. Zufrieden musterte der Prophet die kühle Umgebung, Wölkchen bildeten sich unter seinem Atem, der Blick auf die erstarrten Feinde gerichtet. Einer war in sich gekehrt, meldete seinen Leib vorerst von dieser Welt ab, der andere hielt sich das Herz und hielt den Blick trotz gesenktem Kopf dem Richter entgegen. Ehe dieser zuschlug, war das Opfer verschwunden, sodass er den Kopf des Hammers wenige Zentimeter vor dem Boden abbremste und mit brachialer Geschwindigkeit das Werkzeug um die eigene Achse schleuderte.
    Sein Instinkt würde ihn nie im Stich lassen, nicht einmal der gezielte Blick in Richtung Eingangstür, neben der Mind vom Hammer an die Wand gepresst wurde. Der laute Knall hatte das Brechen seiner Knochen vollständig überdeckt, selbst der Schrei verhallte im Nichts. Interessiert betrachtete der Prophet das Blut, das in die Eisrisse hinein, bis hin zu seinen Füßen floss und mit den Farben seiner Schuhe harmonierte.
    „Kriegst du das überhaupt mit?“ Er streichelte Shady lächelnd durchs Haar, zuckte dabei überrascht zusammen und fasste sich verdutzt an den Hinterkopf. „Du bist kalt...“ Seine Scharfsinnigkeit hatte er nicht eingebüßt, da er es war, der die gefühlte Kälte mit seiner Aura beeinflussen konnte. Kälte und Tod, beides bedeutete letztendlich Stillstand. Ehe er darüber nachdachte, folgten seine Pupillen automatisch der Blutspur Minds, die ungewöhnliche Wege auf sich nahm. Sie quoll entgegen der Schwerkraft aus den Spuren heraus und änderte ihre Richtung.
    „Blutmagie?“ Er musste beim Gedanken an diesen Hokuspokus grinsen, doch dieses blieb ihm tatsächlich im Halse stecken, als er die Eingangstür erneut betrachtete. Dort war kein Anfang. Siyajan schrie vor Entsetzen, seine Augen schlossen sich, er sank auf die Knie und erkannte mit letztem Blick. Mind war nicht da. Er war alleine.

    Ein Lichtbogen blitzte auf, schüttelte seinen Körper und ließ ihn langsam aufstehen. Ein markerschütternder Schrei hallte durch seine Ohren, ein gewaltiger Knacks ertönte hinter ihm. Erst schleichend, dann immer schneller, was ihm unbeschreibliche Qualen zufügte. Der Prophet griff sich an die Schläfe, suchte nach Balance, schaute sich um, erblickte hinter sich einen rot gezogenen Kreis, dahinter eine durchsichtige Barriere. Seine Faszination stieg ins Unermessliche. Hinter ihm befand sich eine gigantische Skulptur seiner selbst mit einem feinen Riss im Unterleib.
    „Es soll mehr als der Tod sein?“
    Siyajan holte die Liste hervor und zerknüllte sie vor Minds Augen. Keiner von ihnen war überrascht, die fehlende Überraschung im Gesicht des Gegenüber wahrzunehmen. Es stand nur noch ein Name drauf, jemanden, den er nicht töten würde. Ihre Körper hatten sich aus diesem Kampf entfernt, lediglich ihre Seelen blieben übrig, ein direkter Kampf um die Existenz selbst. Viel mehr, als ein einfaches, begrenztes Leben jemals wert sein würde.
    Shady stand mit verschränkten Armen vor seiner Statue, die im Vergleich zum Propheten klein – damit immer noch um ein vielfaches größer als das dürftige Etwas, das hinter Mind positioniert war. „Das Seelenvolumen sagt nichts über unsere mentale Stärke aus“, versicherte der Lineist seinem Freund und drückte ihm die Phiole in die Hand. Mind zögerte kurz, danach riss er sie an sich und begann zu lächeln. „Du hast alles perfekt vorbereitet.“
    Shady reagierte nicht darauf. Jorim innerhalb von Minuten perfekt zu assimilieren, es bedeutete nur eines. Der beste Lineist agierte hier und jetzt.

    Siyajan verstand, welche Täuschungen ihm bis hierhin widerfahren waren. Vermutlich wurde sein Verstand bereits beim Betreten des Hotelzimmers mit falschen Bildern gefüttert, während seine Seele an diesen Ort gebracht wurde. Einer Zwischenwelt, in der Körper und Geist voneinander getrennt werden. Ein Prozess, der äußerst schmerzhaft war.
    Rigald Harris hatte bereits versucht, seine Seele zu zerstören. Doch zum Glück beherrschte er keine der Religionen perfekt. Der Prophet atmete tief durch, seine Augen funkelten.
    „Jorim und Shiura.“ Er wanderte von Shadys Körper zur Phiole in Minds Hand, in der sich die dritte Seele befand. Sein Blick verfinsterte sich, seine Lippen umspielte ein süffisantes Lächeln.

    „Ein Familientreffen wird es nicht geben.“

    Siegreich entriss er sich mit letztem Akt seines Seins. Ohne Körper, ohne Geist, ohne Seele existierte niemand. Er war der Erste, der weit weniger ermöglichte. Dafür war er in den Köpfen all jener präsent, die diesem Fehlen gedenken würden. Er war damals weniger als Nichts, doch dies machte ihn zu Allem, was es jemals gab. – Würde diese Geschichte jemals einen wahren Kern besitzen? - Oder wie jede Sage einem Ursprung entspringen, der weniger zu greifen war als alles, was wir uns jemals erträumten? Wir werden es womöglich niemals erfahren.
    Kapitel 259: Risse ins Nichts
    Wellen spülen Teile eines Schiffswracks an Land. Sie liefern damit eine Geschichte, da sich niemand sonst mit dem Unglück auseinander gesetzt hätte. Fragen, die gestellt werden, entstehen auf natürliche Art und Weise. Viele Veränderungen beeinflussen das Leben aller, Zufälle begründen Unerklärliches.

    Nicht alles konnte so funktionieren. Manches unterlag dem Einfluss Einzelner, um so gewaltiger ist die Macht im direkten Vergleich zu Mutter Natur. Es war nicht sein Schicksal, dem Lehrer gegenüber zu treten. Er war der Konflikt einer vergangenen Generation, und nur wenige Fäden zogen sich tatsächlich durch seine Seele. Anderes war wichtig. Das Leben seines Vaters, worauf er von vornherein keinen Einfluss nehmen konnte. Boundary, der zwischen ihm und dem Lehrer gestanden hat. Der Prophet, eine Projektion seiner Generation, ein Abbild eines distanzierten, jedoch bindenden Ursprungs. Er ging den Weg seines Vaters, übertraf ihn, erzeugte das, was ihm immer fehlte. Eine Identität. Jahrzehnte war der Prophet ein Synonym. Heute hatte er einen Namen: Siyajan Parandeus. Er war jener Mensch, der ihm zeigte, ob sein Weg hier zu Ende war. Ob es tatsächlich sein musste. Der Wille, jemanden zu haben, der einen schätzt, ist ein Zustand. Ein Spiegelbild der Seele, des Herzens, eine Momentanaufnahme. So sehr er es sich einzureden versuchte, nichts an oder in ihm war eine Garantie. Er lebte im Moment, doch besaß keinen Grund, um auch nur eine Minute in der Zukunft verbringen zu dürfen. Mit Sally. Oder Henri. Bei seiner Mutter. Niemand war der Anker, der sein Schiff daran hinderte, davon zu schwimmen, sich aus dem Jetzt zu verabschieden und als sein eigenes Wrack angespült zu werden. Geschichten schrieb die Welt und die Personen, die auf ihr lebten. Nicht mehr, nicht weniger. Der Lehrer formulierte den Traum von neuem Glanz als Aufleben einer idealen Kultur. Mind hingegen wollte einfach leben, dessen Wert besser zu schätzen lernen. Für ihn war der Glanz nichts weiter als der Hoffnungsschimmer. Dass es einen nächsten Tag geben – er von weiteren zu träumen imstande war.


    War es Shiura in seiner Hand oder die Abwehr jener Kälte, die ihn noch immer fest umschlang. Mind hatte einmal geblinzelt, dabei waren all diese Gedanken durch seinen Kopf gerauscht. Sie befanden sich auf einer geistigen Ebene, da war es klar, dass Gedanken und Gefühle schneller schalteten. Blutfluss, Muskelkontraktion, nichts dergleichen unterwarf sie hier. Die Seele in seiner Hand suchte lange nach einer Formel für Glück und inneren Frieden, etwas, wonach er sich immer stärker sehnte, je eher er seinem Ungewissen entgegen steuerte, manchmal schon panisch einlenkte. Er hatte getötet. Aus Wut. Die Situation hatte es verlangt. Er tötete nicht, um zu leben. Er überlebte. Er war ein Mensch. Menschen wollen überleben. Keine der Toten konnte er vergessen, um so mehr graute es ihm vor den kommenden Momenten. Er konnte nichts gewinnen, nur noch mehr, alles, verlieren. „Ich habe Jahrhunderte nach wahrem Frieden geforscht.“ Shiura war klar und deutlich zu hören. Der alte Mann mit Bart und Gehstock erschien ihm mit klarer Stimme. Er war bereit, sonst wäre er auf Sarna Dipa geblieben. Da, wo es am sichersten für ihn war. Der vernünftigste Bruder lächelte kurz, etwas, was Mind nicht auf seinem Gesicht ausmachte. Es wirkte lediglich friedlich und gefasst. „Innerer Frieden ist nichts weiter als ein Weg. Ich habe nie nach einer wahren Antwort gesucht.“
    Wie aufs Stichwort begann der Prophet zu lachen. Seine Schmerzen waren wie verflogen. Sein Körper hatte sich verändert, da ein glänzend silberner Schleier auf ihm lag. Er spreizte Daumen und Zeigefinger auseinander, worauf die Atmosphäre über ihnen zu flimmern begann. Die durchsichtigen Mauern, die sie umgaben, dehnten sich aus, vergrößerten die Fläche unter ihnen, was sich im Farbton der Luft spiegelte. Außen wirkte es jetzt blau und klar wie der Himmel, innen drinnen wiederum nebelig grün und kalt. Sonnenstrahlen, die sie wärmten, verschwanden nach und nach, brachen fast ausschließlich an den Wänden, trennten die äußere Lichtquelle vom immer dunkler werdenden Raum, in dem sie sich befanden. Das grüne Flackern brachte sie unwillkürlich zum zucken, die Kälte erschwerte es, ihre grundsätzlichen Eindrücke zu ordnen. Froren sie, reagierten ihre Nerven auf die beißenden Lichtreize. Der Prophet stand im wahrsten Sinne seelenruhig da und bewies ihnen eines. Physisch war er stärker, mental ein Level weiter. Im Gegensatz zu Shiura suchte und fand er seine Antworten – und war zufrieden. Der Tod war keine schöne, doch sie war eine Lösung.

    Ein Windstoß fegte sie von den Beinen, schnell stieß er sich ab, um seitwärts davon zu rollen. Stören tat es Siyajan nicht, da sein Flammenschwert trotzdem zu Boden sauste. Obwohl er mehrere Meter zurück legte, spürte Mind den Angriff aus direkter Nähe. Getroffen blieb er am Boden liegen. Seine Haut brannte nicht, sein Zittern wurde einfach stärker, bis es kurz aussetzte, ihn schreiend zurück ließ. Die Kälte verschwand schlagartig, wurde durch einen beißenden Schmerz ersetzt. Kopfschmerzen, auf einen Punkt seines Kopfes fixiert. Keine gleichmäßig, berechenbar wirkenden. Seine Augen tränten, verschwommen sah er seine Statue, ohne hinzusehen. Sie bröckelte. Wut kam in ihm auf, die er noch verspürt hatte, seine Hände verfärbten sich und verschlagen das Grün in der Atmosphäre. Seine Seele und damit seine Gefühle, bekamen einen Knacks. Das war die Konsequenz dieser Ebene. Gedanken rasten schneller durch den Kopf, zugleich aber auch die Emotionen, sobald sie gereizt wurden. Der Prophet lächelte. Diese Umgebung würde dem Kampf neue Akzente aufzwingen. Sein Opfer zog alle Kraft aus den Gefühlen, jene Quelle, die hier als allererstes geschädigt wurde. Draußen folgte der Geist den Schmerzen des Körpers. Hier war es anders. Der Prophet verpasste der Luft eine Kopfnuss, beobachtete vergnügt, wie die Schläfe Minds zu Beben begann. Blut. Fehlanzeige. Es knackte und erneut sahen sie drei die Seele Minds, die einen weiteren Riss erhielt. Dieser Ort war perfekt, um den Willen eines Menschen zu brechen. Er war einzigartig, um den Zustand einer Seele neu zu formen. Es war der Punkt, an dem selbst der respektvollste Pazifist in einen blutrünstigen Massenmörder gewandelt – die eigene Seele sich nicht wehren konnte. Sofern man nicht wusste, wie.
    Siyajan beobachtete den sich bildenden Schaum auf Minds Mundwinkeln, erwartete den Schrei des jungen Mannes, griff mit der freien Hand den Hammer, um mit zwei Waffen gegen diese geweckte Wut vorzugehen. Schmunzelnd registrierte er Shadys zitternden Körper. Als Lineist musste er genau wissen, was hier vor sich ging. Je mächtiger die Seele, desto mehr Auswirkung hatte sie hier. Distanz spielte bei seinen Angriffen daher eine zweitrangige Rolle. Siyajan lächelte über beide Ohren. „Du bereust deine Platzwahl, nicht wahr?“ Er verstärkte den Griff um seinen Hammer, holte aus, als Shady plötzlich auf ihn zugelaufen kam. „Du bereust es!“, dachte er erneut, doch sein Griff lockerte sich vollständig, er ließ den Hammer fallen, als ihn ein Kinnhaken aus dem Stand holte. Laut knallend landete die Waffe vor ihm auf dem Boden, doch der Schmerz in seinen Füßen traf ihn wie ein Blitz. Direkt. Shady blieb vor seinen Füßen stehen, dabei stand er jetzt hinter ihm und trat ihm in den Rücken, was den strauchelnden Propheten zu Boden warf.
    Der Lineist war talentiert, denn er täuschte seine Seele und nicht den Kopf, mit dem er nach wie vor zu taktieren hatte. Er blinzelte zu Mind, der sich die Schläfen hielt. Statt dessen Unaufmerksamkeit zu nutzen, packte er Shady am Kragen und stieß ihn an die Wand. Die Wucht trieb ihm die Luft aus den Lungen.
    „Selbst wenn du meine Gedanken kennst, kannst du sie nicht alle verhindern!“ Hinter Shadys sich windendem Körper stand Siyajans Statue. Eine große Beschädigung war trotz des Schmerzes nicht zu sehen, dafür war es zu wenig. Tausende mussten an den Qualen verenden, die nötig wären, um hier siegreich hervorzugehen.
    „Ob ihr euch duelliert – wie immer ihr wollt, es bedeutet letztlich nichts.“ Die Kälte ummantelte den Lineisten, der Siyajans Seele spürte. Von Basel hingegen war nichts zu bemerken. Er war da, allerdings nicht existent. „Der fähigste Lineist, der beste Arzt, der kühnste Leibwächter“, Siyajan blickte Shady tief in die Augen. „Letzten Endes, so banal, ist es immer zu Ende.“ Er spürte den Atem auf seiner Haut, hörte das Knacken im Hintergrund.
    „Wie viel Kraft brauchtest du für die Assimilation der Seelen? Wie viel, um uns dann hierher bringen zu können?“ Er ließ Shadys Hals los, wonach dieser kraftlos an der Wand zu Boden sank. „Du ermöglichst euch einen Sieg, doch was ist dein Ziel?“
    „Der Weg ist das Ziel.“ Shady hauchte, blinzelte. „Das Ziel selbst ist nicht die Antwort, sondern die Antwort der Weg, den wir gehen.“ Mehr wollte er nicht. Ein Weg benötigte es, um überhaupt ein Ziel ins Auge zu fassen. „Er hat es verstanden.“, flüsterte Shiura anerkennend. „Du langsam auch? Deine Zweifel, deine Fragen, alles gehört zu deinem Weg dazu. Ein Mind zweifelt, weil es seiner Natur entspricht, so, wie die Natur selbst etwas ist, was Einfluss und Veränderung erschafft.“

    Mind nickte. Die Stimme tief in ihm verstummte, der Bruder in seinem Herzen nickte, die Phiole, die vor wenigen Minuten noch in seinen Händen lag, war zerstört. Shiura und er waren eins. Die vielen kleinen Risse verschwanden, hinterließen einen einzigen großen. Dieses Risiko musste eingegangen werden. Es war letztlich irrelevant, da nichts einen neuen Tag garantierte. Das war natürlich, dass war Mind.
    Kapitel 260: Wende
    Dieser Plan beinhaltete keine Ewigkeit. Keine Endlichkeit. Nicht einmal eine Richtung war gegeben. Es durfte einmal weitergehen, und weil sich die Welt verändert, war es für ihn jene richtige Entscheidung, diesem Wandel zu begegnen – eine zweite Chance zu geben, einen Moment der Unsicherheit nicht bestrafen zu lassen. Weise ist, der aus Fehlern lernt, töricht der, der den Fehler lehrt. Sein Wille geschehe, er bereute nichts. Er sah sich selbst sterben. In einem Moment, in dem das Leben blühte, endete seines.

    Er streckte seine schimmernde Hand aus. Seine Augen sagten alles, seine Stimme nichts. Danach war er fort, es war vorbei. Sie blickte dem Staub nach, in den der Raum zerfiel, blinzelte zu Boden, sah sich auf leergefegtem Platze einem Leichnam gegenüber kniend. Bevor sie bei diesem Anblick schreien konnte, zuckte sie unbewusst, was ihren Blick in Richtung Firmament lenkte. Die Häuser Mary Joas wurden pulverisiert. Diese sinnlose Zerstörung bot ihr freie Sicht auf den rötlich gefärbten Himmel. Rot war seine, ihre gemeinsame Lieblingsfarbe. Ihr Herz wurde durch den Anblick zutiefst beruhigt. Cube war für immer fort. Was blieb, waren die Gedanken an ihre Zeit. Alles begann in ihrer Gefangenschaft und endete in Freiheit. Sie konnten tun und lassen was sie wollten, niemand hatte die Kontrolle über ihr Leben. Zumindest hatte sie es geglaubt. Chester Darne genoss ein Leben auf Kredit. Und jener wurde soeben verbraucht. Sein Plan ging in Erfüllung. Es war sein Glück, dass ein Toter ihn zu Ende bringen musste. Andernfalls hätte sie es ihm nie verziehen. Shira blickte das letzte Opfer des Propheten an. Cube hatte gewusst, wie es ausgehen würde. Am Ende blieb sein Lächeln, Wärme und Gewissheit.
    Ein Zittern erfasste seinen Körper, er begann zu husten. Behutsam half sie ihm ihm auf die Beine, nahm ihn in ihre Arme und hielt ihn ganz fest. Er sollte bei ihr bleiben. Tränen flossen auf beiden Seiten. Eine zweite Chance zu erhalten. Wie oft sollte sie dies noch aus erster Hand miterleben?

    Brüche auf beiden Seiten lähmten sie zunehmend. Shiura hatte keine Spur von seinem Bruder entdecken können. Es war kein Hilferuf da, nichts wies auf ihn hin. Die Verbissenheit, die der Prophet an den Tag legte, war der einzige Beweis für ihre Koexistenz.
    Hämmer zerbrachen, da es dort nur einen Meister geben durfte. Ein Mann, der der Legende nach ein Loch ins Meer geschlagen haben soll. Später entdeckte man einen anderen gigantischen Krater und erbaute über ihm Enies Lobby. Der Prophet erkannte seine mangelnde Handhabung und verwarf diese Waffe nach einigen erfolglosen Attacken. Er wollte seinen Auftrag um jeden Preis zu Ende bringen, aber William Martell zu beleidigen, lag ihm fern. Dessen Vorruhestand war immerhin die Garantie für seine erfolgreiche Arbeit.
    Diese Gedanken rasten genauso schnell durch seinen Kopf wie Mind. Lachend verschwand der Prophet im Boden, tauchte ab. Sein Opfer blickte diesem knurrend nach, versenkte gedankenschnell seine Fußspitze im Untergrund, schaffte es mit etwas Druck, diesen aufzureißen und mit lautem Aufschrei den Lichtstrahlen zu entgegnen, die plötzlich von unten auf ihn zugeschossen kamen. Die grelle Energie fesselte seinen Körper, drang wie Wasser durch ein Leck in den Rumpf. Unter seinen Füßen bebte es, immer mehr Energie, die die durchsichtige Wand von ihnen fernhielt, drang von außen durch den fragil gewordenen Boden ein. Übersättigte ihn. Seine Seele wurde dadurch regelrecht aufgepumpt.
    Das Lachen des Propheten dröhnte in seinen Ohren, als er neben ihm auftauchte und mit einem Tritt gegen die Wand schleuderte. Die Energie, die seine Füße erfasste, pustete er einfach weg. Interessiert beobachtete er, wie der Riss in Minds Seele zu vibrieren begann. Bald würde sie von innen heraus platzen. Diese doppelte Abfertigung amüsierte ihn. Das bedeute nämlich, dass das Unterbewusstsein der Seele selbige zerstört, wodurch der Körper wiederum von innen heraus ausstirbt und die leere Hülle übrig ließe. Der Mensch starb dadurch nicht, existierte allerdings auf keinerlei geistiger Ebene weiter.
    „Es würde mir persönlich reichen, dich meinem Ebenbild gleich zu formen.“ Er holte aus und schlug in die Luft, die um Minds Kopf herum zersprang und ihn zu Boden warf. Blitze knisterten unter seinen Füßen, durchbohrten sein Herz, was er nur mit lautem Schrei aufnahm. Er spürte die Macht auf seinen Schultern, diese schier unendliche Last, die ihn zur Kapitulation zwang. Dann erst wäre Siyajan imstande, seine Psyche nach Belieben zu verändern.
    Es blutete und zuckte zwischen seinen Zähnen, die er zeigte, um mit aufgerissenen Augen sein durchtriebenstes Lächeln zu präsentieren. Nichts anderes wollte er mehr, während er sich mit den Fäusten am Boden stützte. „Dann nehme ich die Folter halt an“, nuschelte er und packte mit beiden Händen in den offen gelegten Untergrund. Die Energie strömte durch seinen Körper, die Ladung zerfetzte seine Adern, jeder Schritt entlud einen mächtigen Impuls im Raum. Die Schmerzen nahm er mit einem Grinsen an, welches er im wahren Leben nie zeigte – und hoffentlich nie zeigen würde. Anstatt vor Schmerzen zu schreien, presste er die Zähne zusammen, atmete tief ein und grinste. Sein echter Körper würde keinerlei Schäden behalten und solange er diese Qualen ertragen konnte, würden sie ihn stärker machen. Seine Nerven fühlten sich seltsam an, seine Haltung krümmte sich.
    Er preschte nach vorne, zwischen seinen knochigen Fingern knisterte die Spannung, die Energie, die er dem Raum selbst entzog, die seine Seele bis aufs äußerste anspannte, die ihn auslöschen konnte. Kurz schloss er die Augen und dachte an Johannes Alber, der sich für sie einsetzte. Tot. Die Wut über dessen grausames Ende umhüllte seine ohnehin schon entstellten Arme mit einer roten Ummantelung. In seinem Zorn bemerkte er nicht einmal den Morgenstern, der vor seinen Augen geschwungen wurde. Ehe sein Kopf zermatscht wurde, schmolz das Eisen in den Händen des Propheten, der Holzgriff selbst ging in Flammen auf, den er darauf vor Schmerz fallen ließ. Siyajan sah die Faust, umhüllt von Energie und aufgepeitschter entmenschlichter Wut.
    Je stärker seine Seele litt, desto stärker wirkte seine Teufelskraft. Der Prophet tauchte in den geschlossenen Boden ein, fand dort allerdings keinerlei Sicherheit mehr. Unbehelligt griff Mind in diesen, riss den Propheten am Kopf heraus und schleuderte ihn gegen die Wand. Benommen lehnte er dort, öffnete ein Auge und verschwand.

    Der nächste Schlag seines Opfers stoppte mit dumpfem Geräusch. Seine Knöchel schmerzten höllisch, er biss sich beinahe die Zähne durch, doch er konnte nicht mehr ablassen. Alles, was er bis zu diesem Zeitpunkt durchmachte, es war kein Vergleich. Als würde er auf Granit schlagen. Er blickte nach vorne, sah kein Anfang und Ende seines Widerstandes, seine Augen wanderten nach oben und er erkannte schließlich, dass er die Statue des Propheten berührte.
    Er berührte seine Seele, die Kälte, die in ihr innewohnte und es ihm unmöglich machte, abzulassen. Seine Knöchel froren an dem harten Material fest, brannten und froren zugleich, während sein Innerstes von den Herzenswünschen Siyajans zersetzt wurde. Mord und Gräber, Schreie und Tränen, Befriedigung und Macht, alle Extreme, die der Prophet verkörperte, verbanden sich mit seiner eigenen Seele. Noch nie war Mind dem Propheten so nahe, nie verstand er besser, was in diesem vorging. In jenem Moment waren sie miteinander verbunden, waren sie ein und die selbe Person.
    „Zusammen können wir ein neuer Prophet sein“, erklärte Siyajan, außerhalb der Barriere stehend.
    „Ich könnte...“ Mind rüttelte an seiner pulsierenden Faust, war aber nicht mehr in der Lage, sie von der Statue zu lösen. Er übte stattdessen Druck aus, der sich in seinen Körper hinein brannte. „Ich könnte deine Seele hier und jetzt zerstören.“
    Der Prophet lachte lediglich und lehnte sich an die Kuppel, was Mind allerdings nicht sah. „Jetzt, wo wir eins sind, würdest du dich Stück für Stück mit zerstören.“ Der junge Mann drehte sich verkrampft um, sah die Risse in seiner eigenen Statue, je mehr Druck er beim Propheten ausübte. „Ich habe den längeren Atem“, erwiderte Siyajan gelassen und entfernte sich mit einigen Schritten. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich mir deine Seele einverleibt habe.“ Der Prophet blickte in den Kampfkreis, entlang an seiner riesigen Statue, auf seinen schwarzen Rucksack. Mit zwei Fingerbewegungen landete er neben seinen Füßen.
    „Ich habe jetzt ein Date, mach´s gut mein Freund!“
    Vor seinen Augen öffnete sich im Nichts ein Portal, welches in die Freiheit führte. Verwundert hielt sich der Prophet die Hand vors Gesicht, als die Sonnenstrahlen im lichtfreien Bereich eindrangen. Eine Silhouette zeichnete sich in der Tür ab, die vor seinen blinzelnden Augen auf ihn zukam.
    „Manche Pläne gehen wirklich die einzigartigsten Wege.“
    Irritiert verzog Siyajan seine gelassene Mimik zu einer verstimmten Grimasse. „Laut meiner Liste solltest du nicht mehr leben.“
    „Wie gesagt, manches ist einzigartig“, erwiderte Ray schulterzuckend.
    Kapitel 261: B. Larner - Aufbruch ohne Rückkehr
    Die Situation hatte sich verändert. Zu seinem Ungunsten – er wusste es nicht. Darüber einen Gedanken zu verschwenden, entsprach nicht seinem Wesen. Er und Mind waren hier und jetzt vereint, nachdem der letzte Widerstand gebrochen sein würde, waren sie eins, war er allein ihre Existenz. Die Ungewissheiten, die sein Opfer seit je her verfolgten, wären vergangen, fort, aus allem Weltlichen getilgt. Jetzt. Jetzt allerdings überwog die Überraschung.
    Er selbst konnte dem Tod entkommen, doch wäre dies einmal misslungen, hätte sein Körper ein einziges Mal den Geist aufgegeben, bliebe dies bestehen. Sein Leben zu verlängern war eines, es aber wiederzuerlangen – darin lag seine tiefste Angst, wie er sich erstmals eingestehen musste. Hypnotisch fesselte das bläulich leuchtende Schwert seines ehemaligen Mordopfers sein Sichtfeld. Seine Konzentration lag darauf, bewusst, unbewusst, er konnte es nicht erklären.
    „Manches im Leben hat einfach keinen Plan.“
    Sie blickten einander an. Von beiden hätten diese Worte kommen können. Siyajan sprach sie aus. In allem, was er tat und weswegen er den einzigen Propheten verkörperte, steckte der Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung. Er tat alles und er bekam alles. Geld, Macht, Kontrolle, Verantwortung, gerade jene über anderer Menschen Leben. Nichts davon war eine Last, obwohl es eine Bürde darstellte. Die, die er trug, um als der Prophet in aller Munde zu sein. In den Köpfen der Menschen zu existieren. Ein Phänomen zu sein. Nichts davon war planbar oder zwingend. Nur eines hob sich dort jemals heraus: der Tod selbst. Was er in Ray sah, war eines. Der Plan im Leben ging nicht auf. Es gab keine Regeln und doch waren sie gebrochen.
    Verwundert über seine Worte, erkannte er, was sie zusammenführte. Das Schwert in Rays Händen zitterte, fiel zu Boden – zeigte Bilder, die ihnen bekannt vorkamen. Jenes Teil, welches ihr Puzzle vervollständigte. Mind rieb sich die Augen, da die Statue vor ihm durchsichtig wurde, sodass auch er zu sehen bekam, was sie sich auf ihrer Reise oftmals gefragt hatten. Worauf sie nie eine Antwort erhielten. Die Wahrheit um Bright Larners Tod...

    [vor vier Jahren]

    Diese Stille, sie war anders. Er spürte die Wut in seinem Rücken, jedoch auch Versöhnliches im Herzen. Als er erkannte, dass es zu Ende ging und der Traum von neuem Glanz ausgeträumt war, legte er die letzte Barrikade nieder. Er riss sie nicht ein, dies verwehrte ihm sein Stolz. Doch in seinem letzten Zug gedachte er seiner Kinder. Die, die er zurück ließ, damit sie ihren eigenen Weg finden konnten.
    Bright Larner verließ die fremde Dimension. Blutend. Ausgelaugt. Müde. Es war eine Befreiung. Er machte keinen Fehler. Sein Kontrahent Mars war ein Monster im Ideal, fanatisch, kalt. Aber auch Vater. Identifikation auf beiden Seiten.
    Nichts außer seinen eigenen Atem vernahm er. Stille. Und doch regte sich etwas in ihm. Kämpfe, Mord, Sterben, alles machte Geräusche, Momente, die einfach durch seinen Kopf rauschten, ihm zeigten, dass etwas geschehen war. Hier jagte es ihn. Es war sinnlos dem zu entfliehen. Seine Erfahrung ließ ihn stehen, die Situation auf ihn wirken, die Gedanken fließen. Er brauchte sich nicht umschauen, um zu wissen, dass er der einzige Überlebende ist. Die Insel war tot, Teile von ihr in den Fluten des Meeres verschwunden. Er atmete erleichtert aus, setzte sich und legte seinen Kopf in die vertrockneten Grasbüschel, die übrig geblieben waren. Der Himmel über ihm war dunkel, obwohl der prasselnde Regen nach und nach weiterzog. Wenn nicht einmal die Natur ihm ein Zeichen gab, was bewies ihm nun, dass dies alles Sinn machte. Helden starben, Tote blieben. Die M-Acht hatte heute gesiegt und niemand wusste es. Ein stilles Streben, um der lauten Verschwendung entgegen zu springen. Es war paradox. Menschen trafen aufeinander, die weit mächtiger waren als jeder Krieg, der diesen Planeten jetzt heimsuchte. Irgendwo floss Blut für eine Revolution, einen Interessenkonflikt oder weil Macht da war, um sie zu demonstrieren.
    Bright Larner kniff die Augen zusammen. Er sehnte sich nach Frieden und war nicht imstande in dessen Antlitz zu blicken. Die Dunkelheit war trostlos und beruhigend. Die aufkommende Sonne ehrlich, aber verletzend. Nichts würde sich ändern, wenn Gut und Böse sich gegenseitig entdeckten, nichts war anders, sobald sie sich gegenseitig auslöschten.
    Manches musste in aller Stille beendet werden. Die Sonnenstrahlen brannten in seinen Augen, die in der Ferne der Dimensionen kein natürliches Licht zu spüren bekamen. Er sah Welten, vor denen es es ihm graute, die tief im Zentrum verborgen lagen, die aus gutem Grund vom Rest der Erde abgeschnitten wurden. Manche Kapitel der Menschheit sollten einfach nicht aufgeschlagen werden. Ihre Erkenntnisse waren Fehler, Lösungen Fallen, Wahrheiten die einzigartige Bestialität jener Monster, die sich einst Menschen nannten. Vor achthundert Jahren herrschten andere Regeln. Jede von ihnen würde heute das Ende einläuten. Manches endete still und unerkannt, nicht aber das Ende der M-Acht. Dies hatte diese Einheit nicht verdient.
    Seine Hand griff nach dem, was vom Kopf des Lehrers übrig blieb. Zermatschte Pampe floss förmlich aus dem offenen Hals hervor. Der Yamakuma hatte das Gesicht nicht einfach entstellt oder verformt, es war im wahrsten Worte entformt. Vor Ekel angewidert, suchte Rays Vater seine letzten Rationen an Leben, die irgendwie an ihm hingen und betrachtete, wie sich die klumpige Masse in ein Gesicht zurück verwandelte. Das Gesicht von Hiroid van Bogar blickte ihn tot und mit geschlossenen Augen an. Er ließ den Kopf fallen, der darauf in die zähflüssige Form zurück fiel. „Damit hätte ich nie gerechnet“, seufzte das letzte M-Acht-Mitglied, dessen Kräfte sich dem Ende entgegen neigten. Er nahm sein Schwert in die Hand, fasste sich an die Schläfe.
    Seine Waffe hatte ihn jahrelang begleitet, jetzt hieß es, ihr die letzten Befehle einzuflößen. Er konnte nicht in die Zukunft sehen, doch ein Ereignis in dieser würde seine Aura über den Tod hinaus tragen. Er schrieb vier Worte auf ein Stück Papier, steckte es dem toten Heidi Hoe in die Tasche und ging seine letzten Meter. Die Ruhe starb in seinen Schritten, mit denen er auf den Rand der Insel zusteuerte.
    „Jeder lebt den Moment, in dem er nicht dazu gehört.“ Er blickte auf seine Uhr, schloss die Augen, genoss das Geräusch des Zeigers. Es hörte sich anders an. Jede Sekunde auf einer Taschenuhr hatte ein einziges, klares Geräusch. Jeder kannte es. Jeder wusste, was es bedeutete. Seine Ohren waren höchst sensibel, da seine Augen nichts mehr wahrnahmen, sein Mund trocknete aus. Die Haltung versteifte sich, während die Wellen unter ihm nicht einmal entstanden sind. Der Wind entfernte sich aus seinen Haaren, alles drehte sich im Kreis, kehrte sein Inneres nach Außen und umgekehrt. Je näher er dem Tod kam, desto mehr versagten seine Sinne, seine Ohren hingegen wurden immer schärfer und präziser.

    kcaT

    kciT

    kcaT

    kciT

    Jeder kannte es, doch nur er nahm es war. Die Zeit lief nicht ab, er befand sich davor. Das Ticken seiner Uhr drehte sich im erzeugten Geräusch um – und er hörte den feinen Unterschied. Er hörte, wie sich alles um ihn herum mit Leben füllte, zu dem Zeitpunkt zurück kehrte, an dem der Tod noch nicht eingetreten war. Er bestimmte, wann es zu Ende ging.

    Ihre Zeit war noch nicht gekommen. Seine hingegen, war vorherbestimmt. Am 11. November um 17:43 in der 33. Sekunde endete das Leben von Bright Larner. Seitdem er jene Frucht gegessen hatte, war sein Schicksal besiegelt. Nicht aber das seiner Kameraden und schon gar nicht das seines Antriebes, jener Person, wegen der er sich noch einmal in diese Welt zurück kämpfte.

    Bright Larner liebte seinen Sohn.

    Kapitel 262: Sein Ende

  • Stop! Panda-Time!
    Im ersten Teil meines Kommentares gehts es um den Trinker, der wie sich herausstellt Dails ist. Kam überraschend. Nach einem kräftigen Power-Nüchtern kann der Gute wieder klar reden und denken, muss er ja auch, schließlich kommt er Vetter! BAM! An dieser Stelle muss ich ehrlich gestehen, das ich mich gefreut habe Shys Namen zu lesen und dann enttäuscht feststellte das es doch nur wieder der Vetter war, schade eigentlich. Aber nun ja, dafür gibts ein paar Infos über den Vetter, er scheint eine, durch die Teufelsfrucht, selbständig gewordene gespaltene Persönlichkeit zu sein und zwar die von Arty. Kam überraschend.
    Zwischen durch kam noch was über den Parandeus-Clan, aber richtig vertieft wird dieser Stoff erst im nächsten Kapitel, indem es um die Entstehung des Tisches von Philip, den Propheten und das Leben des Illystus geht. Alles sehr interesante Info, auch wenn sie nur wenig Stoff zum spekulieren geben, da es sich ja schließlich um aufklärenden Stoff handelt.
    Und dann trat wieder mal Mind in Aktion und bashed den Vetter, der Arty ist. Kam überraschend. Was jedoch die Frage aufwirft, ist der Vetter ein komplett selbstständiges System, oder übernimmt er einfach nur den Körper Artys? Falls ersteres Zutrifft, was geschah mit den Leuten die sich um Arty kümmerten? Tötete der Vetter sie oder verschwand er einfach nur, hier wäre zweiteres logischer da Mind sich danach auf den Weg gemacht hätte um den Vetter im Lagerraum aufzuhalten. Jedoch wäre ersteres auch möglich, da Mind auch rein aus der Intention heraus, vorrzeitig sich zum Lagerraum aufmachte. Aber die noch viel größere Frage ist, wo zum Teufel ist Shady? Wo ist er, verdammt?
    Weiter im Text, der Vetter will Dails Körper übernehmen. Kam überraschend. Im gesamten Kapitel ging es eigentlich nur um den Kampf zwischen Dails und dem Vetter und dem Einwirken Arinas. Schlussendlich scheint der Vetter verloren zu haben, oder doch nicht, hat nur die TF gewonnen? Sehr kompliziert das Ganze. Jedoch kann man davon ausgehen, das der Vetter wohl wieder kommen wird, irgendwie, vielleicht anders, vielleicht unter einem anderen Namen, aber auch Dails hat einen Abgrund, der sich durch die Teufelskraft selbständig machen wird.
    Zu guter Letzt noch zum Mini-Chapter, das jedoch trotz der Länge nicht vernachlässigt werden sollte, immerhin gehts es wieder um Makaveli. Von der Aussage Dails kann man schließen das Makaveli ein Synonym für jemanden ist, der als Tod gilt. Tja, in deiner Geschichte trifft diese Beschreibung auf verdammt viele Charaktere zu. Die einzigen Anhaltpunkte die ich hier noch habe, ist das ich "Maka" und "Veli" aus ein paar Sprachen übersetzt habe, auch wenn ich nicht wirklich glaube, das du bei der Namenwahl auf so ein Mittel zurückgreifst um uns einen wahren Hinweis zu geben, auf jeden Fall bin ich dabei auf die Wörter "Ehegatte" und "Elternteil" gekommen, auch wenn es verschiedene Sprachen waren und auch noch andere, weniger sinnigen Wörter, wie zum Beispiel "Mohn", herauskamen, könnte es doch vielleicht ein Anhaltspunkt sein, auch wenn es die Suche kaum einschränkt.

    Phew~, das wars mal wieder mit der Panda-Time und ich verabschiede mich wieder,
    MfG Panda Lee


    Im neuesten Kapitel geht es wieder um Makaveli, der sich mit Dr. Monkini zum Zentrum von Allem begibt. Tja, was die beiden nun wieder vorhaben ist fraglich, natürlich gibt es überall Anzeichen. Wollen sie auch Utopia? Das dürfte noch spannend werden! Aber was mich viel mehr interessiert sind die paar Hinweise auf Makavelis Identität. Er hat was mit dem Forschungsinstitut zu tun und war ein sehr guter Freund von Galvis, wer könnte es sein? Butch? Ist es Butch? DER Butch? Der ganze Flashback liegt schon eine Weile zurück und ich kann mich leider nicht mehr an Details erinnern, aber IST ES BUTCH!? Ich wills wissen ;(. Aber Mr. Hendrumber könnte es auch sein, ich weiß jetzt nicht mehr ob Butch als tot gilt, aber bei Hendrumber (schreibt man das überhaupt so) bin ich mir zumindest sicher das er als tot galt.
    Aber ansonsten ging es dann auch noch kurz um Vasitas vs. Galvis, der Kampf wurde endlich beendet, auch wenn ich mir mehr Badass-Action von Galvis gewünscht hätte, ich meine "ihn-seine-eigene-Kraft-spüren-lassen", tzzzz, er hätte ihm in diesem Moment auch einfach kräftig eine verpassen können, damit er von der Redline runterfliegt, aber wenigstens ist es jetzt vorbei und wir sind (höchstwahrscheinlich) Vasitas für diese Geschichte los, eine Heyho darauf!

    Ehm... tja, es ist spät, also
    MfG Panda Lee

    Oh, klasse während ich hier so rumschreibe, gibts schon einen neuen Post, und... Shy :3 Yeay!

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  • Statement [Stand: #248]

    Statement
    • [quote=Panda Lee]Du gibst uns hier einen kurzen Überblick über das M-Acht Schlachtfeld. Das kann ja heiter werden, obwohl auch wieder die Vermutung nahe liegt, dass der Kampf irgendwie abgebrochen, beziehungsweise gar nicht gezeigt wird.[/quote]
      Nope. Diese Kämpfe werden gezeigt, doch da indes Zeit vergangen ist, werde ich beim aktuellen Zwischenstand einsetzen. Dies habe ich im aktuellen Kapitel 248 genauso gemacht, da das Ergebnis selbst nach Ende nicht in Stein gemeißelt steht. Stichwort: Rache.
    • Befindet sich Petrus bei Kashiu?
      Nein, er wurde mitsamt den Attentätern von Rich²man des Kampfplatzes verwiesen, sodass der Kopf weiterhin aus dem Hintergrund, bzw. aus dem Haus heraus agieren kann.
    • Hat sich der Vetter als Boundary ausgegeben
      Ja. Bislang sind alle Illusionen, die auf der größten Angst des Charakters beruhen, ein Produkt des Vetters, bzw. der Chaos-Frucht.
    • Weshalb wurde Alexis mit dem Lösegeld beschenkt?
      Makaveli benötigt kein Geld und wollte ihr etwas Gutes tun. Trotz seines Plans ist und bleibt er ein Mensch, der Wärme und Mitgefühl kennt. Bis dato seine einzige namhafte Schwäche.
    • Hat der Lehrer etwas befürchtet und eine Art Sicherung eingebaut, die ihn alarmiert, sobald Freddy etwas verräterisches sagt?
      Ja. Er hat Nejiro beauftragt, Freddy zu observieren. Nachdem jener sich auf die Seite seiner Schwester schlug, rief Nejiro den Lehrer an, der ad hoc San Jigen mit Lywet zurückließ.
      [quote=Kapitel 228: Massakermann]„Meister, willst du dich nicht langsam für deinen großen Auftritt vorbereiten?“
      Der Lehrer schaute in einen großen Spiegel und nickte.
      „Ich bin jederzeit dazu bereit...“ Er zögerte kurz und drehte sich zum Krähenmenschen. „Doch um eines möchte ich dich vorher bitten!“ Nejiro spürte die Hand des Lehrers auf seinen Schultern. „Du bist ein guter Spion, darum möchte ich, dass du Frederik im Auge behältst.“
      Der junge Mann schreckte überrascht auf. „Wieso das? Er ist für den Plan absolut unerlässlich!“
      D Zera legte den Kopf in den Nacken.
      „Du hast absolut Recht, doch ich zweifle an seiner Loyalität. Wenn sich mein Verdacht dir gegenüber bestätigen sollte, dann sehe ich mich gezwungen, den Plan selbst umzusetzen.“
      Nejiro bekam es mit der Angst zu tun, als der Lehrer den Spiegel ohne eine Bewegung zerspringen ließ. Es war schwer, diesem Druck Stand zu halten...

      „Wer mich hintergeht, wird diesen Tag nicht überleben!“
      [/quote]
    • Ist Gardan Gauß der Lehrer
      Der Lehrer ist jemand, der [wieder] lebt. Gardan Gauß lebt.
    • Was passiert mit dem Yamakuma nach dem Tod seines Wirts?
      Das weiß niemand, der noch lebt.
    • Ist Lywets Mutter bekannt?
      Ja, sie ließe sich genau zuordnen und wurde mal beiläufig von San Jigen selbst erwähnt. Der alte Mann wird sich wundern.
    • Hat der Vetter Shauns Sehkraft blockiert?
      Ja. Er nahm die Sicherheit raus, die sich Jonathan und sein Schützling in dieser minutiös geplanten Übergabe aufbauten.
    • Kann der Vetter Vivre-Karten manipulieren?
      Nein. Boundarys Vivrecard ist unumstößlich und vollständig verbrannt.
    • Wofür war das vom Entführer erwähnte Wurmloch gut?
      Im dritten Arc wurden zwei vom Bangho-Eria-Institut entwickelte - und von Rancid gestohlene - Zylinder eingeführt, zwischen denen ein Wurmloch entstehen konnte. Alexis nahm einen der Zylinder nach ihrem Überfall auf Boundary an sich. Durch den Zweiten konnte sie schließlich entführt und als Köder für Shaun genutzt werden. Die Zylinder wurden schließlich von Makaveli zerstört, da er sie lediglich brauchte, um Alexis zu entführen.
    • Wie konnte Shaun als Mr. Gold identifiziert werden? - Wie erklärt sich sein in Kapitel 210 erwähnter "tödlicher Fehler"?
      Auf dem Treffen der Geschäftsmänner, auf welchem auch Arty anwesend war, sprach Shaun durch den Roboter Silver mit seiner echten Stimme zu Maylou, um sich ihr gegenüber zu erkennen zu geben, und ihr somit zu zeigen, dass er damals auf Ishitani Shys Überfall überleben konnte. Doch da Arty Shauns Stimme bereits aus dem Waisenhaus kannte - er unterhielt sich mit ihm - konnte er schließlich Shaun als Mr. Gold identifizieren, weshalb ihm und Boundary bekannt war, wie man Shaun letzten Endes aus der Reserve locken würde.
    • Was bezweckt der Vetter mit seinem eigens inszenierten Treffen?
      Der Vetter wollte Dails treffen, da er dessen starken Körper benötigt. Nachdem Arty von Vasitas tödlich verwundet wurde, sah sich der Vetter zur Handlung gezwungen, da er ebenfalls verschwinden würde, sollte Arty vorzeitig sterben.
    • Wird Mind gegen den Propheten antreten?
      Ja. Es wird einer der letzten Kämpfe dieser FF. Wenn nicht sogar DER Letzte.
    • Wird Makaveli innerhalb dieser FF abgehandelt?
      Ja und Nein. Im Prinzip fußt die ganze FF auf seinen Planungen, weshalb die ganze Saat im aktuellen Kapitel gelegt wurde. Er reist in die neu aktivierten Dimensionen. Welche Spuren er dort hinterlassen haben wird, zeigt - unter anderem - die neue FF, in der Makaveli bereits eine gewichtige Rolle erhalten haben wird.
    • Ist Mind ausgetauscht / beeinflusst worden?
      Nein. Wenn Mind erwähnt wird, steckt dahinter immer Mind. Er grübelt darüber nach, wo Symon steckt.
    • [b]Wo zur Hölle ist Shady?
      Der braucht seine Ruhe, da er sonst nichts versteht.
    • Wieso ist das Hotel noch nicht eingestürzt?
      Vasitas hat den Kampfort [Wände, Decke, Boden] mit Gummi überzogen, wodurch etwaige Energieentfaltung ausgehebelt wird. Gleiches Prinzip wie von einem in Wackelpudding eingeschlossenen Gegenstand, der sich im Inneren nicht bewegen kann.
    • Wie kam der Betrunkene in den Lagerraum?
      Er stolperte im wahrsten Sinne durch die Wand in den Keller. Dails musste erst einmal seine Nahtoderfahrung an der Redline alkoholisch verarbeiten. Immerhin hat er Maylou beinahe verloren, während sich Carpaccio mit dem Vetter ins Meer stürzte. Kein guter Tag für den Aparinisten und Ziehvater Arinas.
    • Gehört Siyajan zur Familie Parandeus?
      Ja. Siyajan ist der Cousin [= Vetter] von Arty und Dails. Sein Hippie-Onkel Hetaou wurde von Arty / dem Vetter ermordet. Der Vetter war es auch, der Siyajans Vater im Familiengrab auf Sindt beerdigte. Dieses wurde in Kapitel 234 erwähnt:
      [quote=Kapitel 234: Chancenlos]Alles um ihn herum war in schummriges helles Licht getaucht. Eine Erfahrung, die selbst für ihn völlig neu war. Er war der Herr seiner Seele, doch die neue Macht löste wohl etwas in ihm aus. Der Dschungel um ihn herum war von einem Steinpfad durchzogen, jenem Weg, der einen über die brodelnden Sümpfe zum einzigen Haus der Insel führte. Er wusste genau, dass er auf Sindt, der Heimat des Propheten war. Dort, wo alle seine Vorfahren begraben wurden.
      Diesen Pfad war er schon hunderte Male begangen, doch nie fiel ihm der abzweigende Weg hinter dichtestem Dickicht auf. Diese Insel war eine der kleinsten in der gesamten Neuen Welt, mehr als schwer zu erreichen und doch schien selbst auf ihr etwas Neues verborgen zu sein. Der Geruch von Stahl lag in seiner Nase, während seine Stirn zu brennen begann. In der Ferne blitzte eine Steintreppe auf, an deren Ende ein riesiger Marmorblock thronte. Die einzelnen Buchstaben O P S P waren unter vielen Wörtern zu erkennen, der Rest war unscharf oder von Ranken überwuchert. Ihm kam es bekannt vor, da es etwas mit dem Tod zu tun hatte. Er war es nicht, der seinen Vater beerdigte. Er tötete ihn lediglich. Jemand anderes meißelte den Namen seines Vaters in den Grabstein.
      [/quote]
      O P steht für Orphelius Parandeus. S P steht für Seth Parandeus. "Jemand anderes" bezieht sich auf den Vetter / Arty.
    • Woher wusste Makaveli, dass Shaun die Frucht seiner Begierde in sich trägt?
      Siehe oben, "Shauns tödlicher Fehler".
    • Hat Makaveli Kontrolle über den Vetter?
      Schwer zu sagen. Wer kann einen Zustand wie Chaos kontrollieren?
    • Hat der Lehrer einen back-up Plan?
      Ja, doch er wird unter Umständen nicht mehr nötig sein, da sich gerade Makaveli und der Vetter an den Dimensionen zu schaffen machen. Die Kraft des Yamakumas würde ebenfalls für den Plan funktionieren, da dieser ein Relikt aus jeder zeitlichen Epoche ist. Er ist immerhin nichts weiterhin als gebündelter Hass.
    • Würde sich Ernst als Mind verkleiden, um einen Dreier zu erleben?
      Selbstverständlich! Das liegt im Sinne der Sache selbst.
      [quote=Panda Lee]...indem es um die Entstehung des Tisches von Philip, den Propheten und das Leben des Illystus geht.[/quote]
      Um den Tisch ging es nicht einmal. Wie dieser entstanden ist und welche Besonderheit dieser verfolgt, steht noch aus. Jedenfalls ist der Begriff "Verhandlungstisch von Philipp Parandeus" ein wichtiger, den ihr euch merken solltet. Gerüchten zufolge soll er der Macht einer Antiken Waffe in nichts nachstehen.
    • Was ist der Vetter nun?
      Der Vetter ist eine Art Avatar. Sobald Arty als Vetter handelte, war er sich dessen nicht bewusst. Weder vor- noch nachher. Er weiß nicht, was er mit dem Verzehr der Chaos-Frucht erschuf. Der Vetter kann sich zwar frei von Artys Körper lösen, benötigt diesen jedoch, um zu existieren.
    • Konnte der Vetter Dails übernehmen?
      Ja. Dails fragte Arina, ob er sich selbst richten sollte, um den Vetter zu vernichten. Sie verneinte dies. Die Problematik wurde in Kapitel 247 in übertragenem Sinne ausgeführt. (Zudem lebt Arty zu dem Zeitpunkt noch, weshalb ein Tod Dails noch nichts verändert haben wird.) Indes ist Dails ein neues Wesen, wie Makaveli beobachtete und skizzierte. Das personifizierte, noch namenlose Chaos.
    • Welche Bedeutung hat "Makaveli"?
      Wie Google zeigt, ist der Name an Tupac Shakur angelehnt. Tupac geht, Makaveli erscheint. Eine Person stirbt, eine andere taucht unter neuem Synonym wieder auf. Genauso ist es mit dem FF-Makaveli, dessen alte Identität als tot gilt.
    Safed (Spoilergefahr!)

    Die folgende unvollständige Liste enthält Charaktere, die in der neuen FF auftauchen, ergo, überleben, werden. Der folgende Spoiler sollte nur geöffnet werden, sofern diese Geschichte auf aktuellsten Stand [Kapitel 248] gelesen wurde.


    Spoiler anzeigen
    • Arina
    • Bürgermeister Deede 'Sommerbär' van Bogar
    • Dails Parandeus
    • Dr. Ryan Jay Krueger
    • Makaveli
    • Rufus Beck
    • Sally Mars
    • Shawna Gauß
    • Shy
    • Siyajan Parandeus Jr.
  • In den letzten Kapiteln haben wir eine Menge erfahren. Wir haben mit Makaveli einen neuen (alten) Feind und wir haben die Identität des Vetters kennen gelernt.
    Meine Reaktion war übrigens der von Makaveli gleich, als ich Dails neuen Namen gehört hab. Dr. Monkini ist wirklich nicht sehr ernst zunehmen. Was für ein Doktor ist er überhaupt? Das würde mich noch interessieren. Jedenfalls macht sich das neue Traumpaar deiner FF zum Zentrum der Dimensionen auf. So wie ich Makaveli einschätze und seiner Aussage nach, dass er gerne alles wissen möchte, denke ich, dass ihm das Wissen unserer Dimension nicht genug ist. Deshalb der kleine Abstecher zum Zentrum. Richt es dort eigentlich nach Genf? Jedenfalls sollten die beiden aufpassen, dass sie nicht in eines der Dimensionslöcher fallen, dass könnte unangenehm werden.
    Was ich noch zur Identität des Vetters sagen wollte, so gefällt mir die ausgesprochen gut. Um komplett gut zu werden, musste Arty etwas vollkommen böses erschaffen. Ich glaub ja das Arty sterben wird und Mind möglicherweise seinen Platz einnehmen könnte. Immerhin ist das sein großer Traum, wobei die Safe Liste ja auch andeutet, dass dein Hauptcharakter deine FF möglicherweise nicht überlebt. Trotzdem würde ich es Mind gönnen, dass er überlebt um dann einen heißen Dreier mit Sally und Shawna zu erleben.

    Kommen wir nun zum letzten Teil des aktuellen Kapitels. Schön wie Vasitas auf die Fresse bekommt. Auch wenn ich eigentlich immer für wahnsinnige Psychopathen und Mörder bin. Ich glaube aber nicht, dass er sterben wird. Eher ziemlich übel zugerichtet und kaputt geschlagen. Von sich selbst.^^
    Galvis scheint es ja auch, trotz des kurzen Kampfes, ziemlich mitgenommen zu haben. Die Aussage, dass er zu alt für diesen Scheiß und eben keine Makaveli sei, interessiert mich aber noch. Makaveli und Galvis sind doch in etwa gleich alt. Makaveli ist ja schon einmal gestorben. Kann es sein, dass sein derzeitiger Körper gar nicht sein richtiger ist? Hat er sich womöglich in einen neuen jüngeren Körper übertragen um seinen Plan jetzt weiter verfolgen zu können? Oder interpretiere ich hier einfach nur zu viel hinein?
    Und wo ist eigentlich Minds Schwester zurzeit?

    mfg
    Dillian
    ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
  • Tjaa, es wird Zeit, dass auch ich mich hier wieder zu Wort melde... Ich weiß, ich habe wahnsinnig lang für diesen einen Kommentar gebraucht, das tut mir wirklich sehr, sehr leid! :( Aber da ich gerade etwas Zeit habe und keine Möglichkeit, meine eigene Geschichte weiterzuschreiben (soll heißen ich nutze meinen Arbeits-PC *hust*), werde ich sie mal sinnvoll verwenden. ;D

    Zuallererst möchte ich dir sagen, dass du bescheuert bist. Wie kommst du eigentlich dazu, alle geilen Charaktere eiskalt umzubringen? -.-` Chester, Shy, Ray, Shaun... Okay okay, meinetwegen, Ray wird bald wieder zurückkehren, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass du ihn kaltblütig ermordet hast! D:< Ich hab ja meine Theorie, dass du das nur machst, um mich zu ärgern, aber du wirst garantiert das Gegenteil behaupten, also weiter im Kontext. ;P
    Dass der Vetter Dails Körper übernommen hat und dass Arty (den ich eigentlich nur wegen seinem Namen mag) sterben wird, stört mich übrigens auch! :P
    Dails Verwandlung war absolut bedenklich, sein neuer Name unglaublich lächerlich. Monkini... auf so was kommst auch nur du. Da geht noch mehr.
    Makavelis Geschichte ist dafür scheinbar mal vorübergehend beendet, aber das ist schon mal ne schöne Vorschau auf die neue FF! Makaveli und Dails, direkt vor den Toren zwischen den Welten, na wenn das nicht schön ist... Bietet auf alle Fälle jede Menge Stoff für die neue FF!
    Ich denke ja, dass die aktuelle Welt untergehen wird, dass allerdings einige ausgewählte Charaktere entkommen können. Hoffentlich mehr als die, die auf der Liste stehen, denn solch eine Massenvernichtung gefällt mir nicht! :P

    Der Kampf zwischen Vasitas und Galvis gefiel mir sehr, das Ende war allerdings etwas unfair (außerdem versteh ich nicht, wo da auf einmal ein Sofa herkommt...). Symon? Nein, ehrlich? :P Es war zwar zu erwarten, ist aber trotzdem ziemlich gemein. Als Nächstes wird wohl ein Kampf Symon vs. Mind bevorstehen, da beide ihren Vater verloren haben. (dass Symon Galvis tötet ist logisch und sowieso schon fast passiert) Im Endeffekt werden sie sich vermutlich zusammentun, um gegen Siyajan zu kämpfen. Meiner Meinung nach klingt das wahnsinnig logisch... xP

    Ich habe mich übrigens auch sehr mit der Theorie angefreundet, dass Makaveli Butch ist. Ich find das gut, ich stimme dafür, Änderungen sind nicht erwünscht. Es würde theoretisch auch passen, Butch wird schließlich nicht umsonst in den letzten Kapiteln extra nochmal erwähnt.

    Als Letztes möchte ich noch auf die Namen eingehen, die in der neuen FF wieder auftauchen werden.
    Spoiler anzeigen
    Sommerbärchen find ich gut, etwas Positives müssen deine Geschichten ja bieten. (wage es nicht, das falsch zu verstehen! :P dieser Kommentar ist rein auf die Drama-Ebene bezogen, und Sommerbärchen verkörpert Ruhe, Frieden und Sonnenschein – Dinge, die mit dem unfairen Tod diverser cooler Charaktere verloren gegangen sind)
    Warum Arina unbedingt wieder auftauchen muss versteh ich nicht, die kann doch im Prinzip nichts... Außer heulen. Ja, ich mag keine unfähigen Frauencharaktere! :P Aber du kannst mir gern das Gegenteil beweisen und mir zeigen, dass Arina etwas Sinnvolles tun kann. Ich meine, wirklich sinnvoll, und cool!
    Der Psychologe kommt auch wieder, ist gut, da fehlt sowieso noch was.
    Rufus wurde auch noch nicht von Ernst ermordet, das ist gut... Warte... Ernst findet in deiner Liste gar keine Erwähnung! D: OMG, du kannst doch nicht Ernst ermorden!! O.O Rufus bringt Ernst um? Wirklich? Musst du so tief sinken? :’(
    Siyajan überlebt auch, mhm, okay... Wie blöd.

    Mehr möchte ich dazu jetzt gar nicht sagen, im Prinzip kann man sich unter der neuen Story schon etwas vorstellen. ;) Hoffentlich wird sie so gut wie die jetzige!

    PS.: YEAH, nen relativ langen Kommi geschrieben UND Zeit rumgebracht! :D Was bin ich doch gut... B)

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  • Howdy!
    Letzte Woche blieb der Kommi aus, also starten wir gleich bei der 249:
    Ist es Butch? BUTCH!? Ist es jetzt Butch, oder nicht? Diese und noch viele weitere Fragen wirren in deiner FF herum, doch es scheint sich hie und da das Blickfeld etwas zu klären. Aber nun zum eigentlichen Inhalt, Vasitas wird nun endlich still gelegt. Aber dann kommt schon der Nächste der Galvis an die Gurgel will, obwohl dies wohl kaum nötig wäre, der scheint es ohnehin nicht mehr lang halten zu können. Das Symon jetzt so drauf ist, war irgendwie zu erwarten, schließlich ist Galvis schuldig, ist er doch oder? Oder war es ein Unfall? Details in diese Richtung sind etwas verblast, deswegen bin ich etwas wegen dem Hendrumber-Vorfall verwirrt.

    Im neuesten Kapitel geht es um meine Lieblingscharaktere San Jigen, Lywet und Ernst, na, wenn das nichts ist. Das Travers Frau Lywets Mutter ist hatte ich bereits vermutet, hab es aber wohl aus Faulheit nicht gepostet ;P. Ansonsten war der Kampf ganz gut, auch wenn ich mich Frage, was sich das Gerede um die "verbotene Formel 6+" gebracht hatte, wenn Lywet dann nur 1-2 Techniken eingesetzt hatte, da hätte man nicht extra so eine "sagenumwogene Technikensammlung" einführen müssen. Aber naja, das Gespräch zwischen Vater und Sohn, war etwas verwirrend, ich dachte einfach immer das San Jigen einfach nur OP ist und nicht das mehr dahinter steckt, zwar negierte (?) er Lywets Frage ob sie Götter sind, aber dennoch bleibt die Frage ob die Beiden nun wirklich menschlich sind. Falls Heidi Hoes Kraft vom Yamakuma kommt, wieso ist dann Lywet auch so stark, oder ist die Yamakuma-Frucht auch wieder so eine die vererbt wird? Nach einer ziemlich unmännlichen Attacke Jigens geht Lywet also zu Boden und damit endet auch wieder das Kapitel und es bleibt die Frage ob es nun wirklich Butch ist.

    Howdy How!
    Kapitel 251 ein Kapitel in dem nur meine drei Lieblinge Krueger, Lywet und Trevis vorkamen, wunderbar. Jedoch bot das Kapitel nicht soviel Hintergrundinformation wie uns im NewsLetter versprochen wurde. Was wissen wir denn nun mehr? Lywet wurde von Krueger "gecheckt" und von Trevis trainiert. Und das Lywet Martell ähnelt. Klar gibt uns das ein wenig einblick darauf, warum Lywet so ist, wie Lywet eben ist. Mit seiner abgeschirmten Art die in schon damals auf Kytheria vor den Linesisten schützte, jedoch was gab es dann denn noch? Es ergibt sich nur mehr eine Spekulation darauf das Martell mit San Jigen verwandt ist, aber das wars auch schon wieder. Vielleicht liegen die von dir versprochene Zusammenhänge in diesem Absatz
    „Aber sie sind doch gar nicht wegen ihm hier“, erwiderte Tevis trocken. „Sie haben mich erwischt“, erwiderte der Psychologe gerissen. „Wie haben Sie das angestellt?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen. Er tänzelte förmlich vor den Schreibtisch des Beamten, lehnte sich drüber, um ihm tief in die Augen zu schauen. Der Baummann lehnte sich darauf zurück, um Distanz aufzubauen. „Sie beantragen einen Wechsel ins Impel Down und lagern ihre Krankenakten hier ein.“ Die Brillengläser Kruegers spiegelten, während sich seine Augen verfinsterten. „Wie viel wissen Sie noch?“, fragte er mit drohender Stimme, packte den Alten am Kragen, während er bereits auf dem Tisch kniete. „Ihre Mappen sind beschriftet.“ Vor Schreck fiel der Mann hintenüber und landete kopfüber im Mülleimer. „Tatsache“, murmelte er aufgeweckt.
    Hier blicke ich persönlich gar nicht durch, wer hier über was redet. Aber da geht es vermutlich nur mir so xD. Das wars nun wieder mit der recht kurzen Panda-Time, also


    MfG Panda Lee

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  • Statement [Stand: #251]

    Statement
    Ist Dr. Monkini der endgültige Name für den Vetter?
    Nein. Eine Liste mit Vorschlägen liegt jetzt auf den Straßen Mary Joas.
    Besitzt der Vetter einen Doktortitel?
    Er ist zwar ambitioniert und intelligent, doch es hat ihn nicht interessiert.
    Betreten Makaveli und Dails die Portale im Zentrum?
    Ja, das haben sie vor. Sie werden da nicht einfach rumstehen und die schöne Aussicht genießen.
    Ist es gefährlich, die Dimensionen zu betreten?
    Ja. Unter Umständen ist es dann nicht mehr möglich, diese zu verlassen. Jene Welten besitzen ihre eigenen Parameter und Charakteristika, die sie inzwischen von der existenten Erde unterscheiden.
    Wird Mind Artys Rolle einnehmen?
    Nein, diesen Weg begeht bereits seine Mutter. Mind wird sehr bald sein eigenes Schicksal erfahren. Ob er es will oder nicht.
    Wird Vasitas sterben?
    Nein. Er ist zäh. Wirklich verdammt zäh.
    Wie oft ist Makaveli bereits gestorben?
    Noch nie. Er ist dem Tod einige Male von der Schippe gesprungen, was nicht immer nachvollziehbar war.
    Wieso 'ist Galvis zu alt für diesen Scheiß'?
    Aufgrund seiner genetisch veränderten Struktur seines Körpers. Makaveli hingegen erlebt trotz fortgeschrittenen Alters ein Gefühl der Jugend. Man ist so alt, wie man sich fühlt. Wie Brüder waren Makaveli und Galvis damals, da sie zusammen im Bangho-Eria-Institut forschten und zuvor bereits schulische und universitäre Bahnen zusammen durchliefen. Makaveli hingegen hat sich stets in Form gehalten, weshalb er durchaus als gut 30-Jähriger durchgehen könnte.
    Wo ist Shira?
    Sie war noch bei Cube, doch das wird das letzte Mal gewesen sein.
    Wurde Makaveli zu kurzfristig abgehandelt?
    Definitiv nicht, da im Prinzip alle Arcs ihn direkt und indirekt behandelt haben.
    Wird die Welt untergehen?
    Das Ende steht seit Anfang an fest.
    Wo kommen die Möbel im Kampf zwischen Vasitas und Galvis her?
    Sie kämpfen die ganze Zeit in einem Zimmer im Erdgeschoss, dessen Möblierung seit Monaten bekannt ist.
    Werden sich Mind und Symon gegen den Propheten verbünden?
    Die Frage ist eher, ob sie sich überhaupt noch sehen werden. Letztlich wüsste Mind ganz genau, nach wem er zu suchen hat. Leider. Rache ist Gift.
    Wird Arina was cooles machen?
    Sie wird sich revanchieren.
    Was reitet Symon?
    Er hat sein ganzes Leben nach dem Tod seines Vaters auf Rache aufgebaut, weshalb sein Verhalten durchaus als krankhaft getrieben bezeichnet werden muss. Ob Galvis wirklich seinen alten Kollegen umgebracht hat, weiß er selbst nicht. Durch seine Aussetzer ist es durchaus möglich. Ich als Autor bestätige, dass Galvis kein Mörder ist, jedoch ist es sein Laster, dass er diese Gewissheit durch seine Psyche niemals erhalten kann. Er ist seit Jahrzehnten dem Tod geweiht und besitzt manchmal nur eine begrenzte Kontrolle über sein Handeln, weshalb er zwar ein guter Charakter ist - einer, dem Mind wieder in die Augen sehen kann, dennoch ein gefallener Held mit tragischem Schicksal. In dem Fall ist er nicht durch sein eigenes Unvermögen gefallen. Das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm.
    Was sollen die verbotenen Kampftechniken?
    Die werden für die kommende Geschichte wichtiger. Während hier viele Techniken auf den drei Religionen aufbauen, habe ich damit einen Vorgriff auf weitere Felder vorgenommen. Es bedarf einiger körperlicher Voraussetzungen, um überhaupt das Potential dafür aufzubringen. Daher spielen Leute wie San Jigen, Lywet oder William Martell in anderen Ligen. Sie heben sich dadurch noch einmal heraus, während die Religionen von jedem erlernt werden können, ebenso, wie die meisten Teufelsfrüchte problemlos von jedem konsumiert werden können. Jemand wie Dr. Krueger besaß aus gutem Grund eine solch exotische Kraft, wie die, die er Shy verabreichte. Für normale Menschen wären die Voraussetzungen nicht gegeben, weshalb sowohl TFs, als auch Physis von Mensch zu Mensch ganz anders sein können.
    Wieso ist Lywet so stark?
    Er trägt den Yamakuma zwar kein Stück in sich, jedoch hat San Jigen erkannt, dass sein Sohn das Potential dazu besäße, diesen in sich zu tragen, ohne daran zu sterben. [Dies wurde metaphorisch durch den Tanz ums rituelle Lagerfeuer von Heidi Hoe erläutert.] San Jigen und Lywet sind beides Menschen, jedoch mit Körpern gesegnet, die sich problemlos sehr weit entwickeln lassen. Um es verallgemeinernd zu sagen: Sie haben ausgesprochen gute Gene. Götter sind die, die für welche gehalten werden - und welche sind. Selbst William Martell ist kein Gott im eigentlichen Sinne, auch, wenn er rein physisch nahe dran ist.
    Ist der Kampf zwischen Lywet und San Jigen beendet?
    Nein.
    Mit wem ist William Martell verwandt?
    Mit der Familie Martell. Ein eigener, unverfälschter Familienname.

    Kapitel 251 schrieb:

    „Aber sie sind doch gar nicht wegen ihm hier“, erwiderte Tevis trocken. „Sie haben mich erwischt“, erwiderte der Psychologe gerissen. „Wie haben Sie das angestellt?“, fragte er mit zusammengekniffenen Augen. Er tänzelte förmlich vor den Schreibtisch des Beamten, lehnte sich drüber, um ihm tief in die Augen zu schauen. Der Baummann lehnte sich darauf zurück, um Distanz aufzubauen. „Sie beantragen einen Wechsel ins Impel Down und lagern ihre Krankenakten hier ein.“ Die Brillengläser Kruegers spiegelten, während sich seine Augen verfinsterten. „Wie viel wissen Sie noch?“, fragte er mit drohender Stimme, packte den Alten am Kragen, während er bereits auf dem Tisch kniete. „Ihre Mappen sind beschriftet.“ Vor Schreck fiel der Mann hintenüber und landete kopfüber im Mülleimer. „Tatsache“, murmelte er aufgeweckt.

    Panda Lee schrieb:

    Hier blicke ich persönlich gar nicht durch, wer hier über was redet. Aber da geht es vermutlich nur mir so xD.
    Das ist ein Gag-moment, weil Krueger denkt, dass er hier handeln und eingreifen muss. Er fühlt sich in seinem Bestreben, dass er sich selbst einredet, ertappt, obwohl er weder ein Geheimnis hat, noch irgendwas damit zu tun hat. Er ist gekommen, um seine Krankenakten und seinen Versetzungsantrag abzugeben. Doch anstatt dies einfach zu tun, verstrickt er sich selbst in unnötig paranoide Gedanken.
  • Krüger ist also wahnsinnig. Zumindest hat er in den letzten Kapitel genau diesen Eindruck auf mich hinterlassen. Zum Glück wissen wir, dass er uns erhalten bleibt und in deiner neuen FF vorkommen wird. Ihn komplett verstehen, werden wir ja eh erst in der neuen FF. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass bei ihm wirklich der Forscherdrang im Vordergrund steht. Er will einfach jede Ecke des menschlichen Geists verstehen. Er will alles wissen. Genauso kommt er mir vor. Deshalb nimmt er diese "hoffnungslosen" Fälle an. Er sucht die Herausforderung und das Ungewöhnliche, dass Shy oder Lywet ihm bieten. Er hat auch niemals irgendwelche Anzeichen dafür durchblicken lassen, dass er seine Patienten irgendwie kontrollieren will. Bis jetzt wollte er immer das Beste für sie.

    San Jigen und Lywet sehe ich persönlich als so eine Zwischenstufe. Sie mögen für normale Menschen wie Götter erscheinen, jedoch sind sie im Grunde immer noch menschen. Das sieht man deutlich an Lywet. Sie werden immer noch von menschlichen "Fehlern" geplagt. Jenna ist seine einzige klare Schwäche. Er ein Mensch mit göttlicher Kraft, aber immer noch ein Mensch. Was ich nicht verstanden habe, ist die "Transformation" von ihm und seinem Vater. Wieso scheinen die zwei nur noch aus messerscharfen Knochen zu bestehen? Wieso hat San Jigen keinerlei Muskeln mehr am Körper? Saugt der Yamakuma das ganze auf? Braucht er so viel Kraft um das göttliche Biest zurückzuhalten, das er quasi nur noch Haut und Knochen ist? Bei Lywet scheint es ja ähnlich zu sein. Seine Beine werden ja auch als quasi Streichhölzer beschrieben. Was hat es mit diesen seltsamen Körpern auf sich? Möglicherweise stammt San Jigen ja ursprünglich aus einer anderen Dimension? Dort kann immerhin alles fundamental anders sein. Der Dimensionsaspekt ist sowieso einer der interessantesten Teile deiner neuen FF. Auf die Reisen von Makaveli und Dr. Monkini durch die Dimensionen freue ich mich schon. Und wenn sie nicht stattfinden, werde ich ganz einfach eine Fanfiction zu deiner Fanfiction schreiben, in der das passiert. Hah was sagst du jetzt dazu?
    Beim Lehrer bleibe ich bei meiner Theorie, dass es sich bei ihm um Gardan Gauß handelt. Er kam mir früher wie ein Konkurrent von San Jigen vor und er ist es jetzt immer noch. Jedoch frage ich mich wo der Rest von Manus und der M-Acht sind. So wie ich es verstanden habe, stehen sich auf dem Schlachtfeld nur der Lehrer, Lywet und San Jigen gegenüber. Wo sind aber z.b. Rich-Man und Mr. Cruel? Und wer wird jetzt der neue Großadmiral? Lebt Maylou noch und was ist aus ihr geworden, jetzt da Dails als Vetter durch die Dimensionen purzelt. Antworten auf diese Fragen erhalten wir hoffentlich in deinem nächsten Statement :D

    Beim Kampf Mind gegen Symon kann ich mir noch gut vorstellen, das Mind hier hauptsächlich mit seinen Gefühlen zu kämpfen haben wird. Mit Hass wird er nichts erreichen. Selbst wenn er gegen den Mörder seines Vaters kämpft. Hass verursacht immer noch mehr Hass. Nein Symons Weg der Rache wird nicht Minds Weg sein. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er den Weg seines Vater beschreitet und Forscher wird. Es könnte aber auch alles mögliche sein. Mir kommt es zurzeit so vor, als könnte Mind jedweden Weg beschreiben. Er steht an einer Kreuzung mit vielen Abzweigungen und ich bin schon sehr gespannt, welche er nimmt. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass er auch in deiner neuen FF seinen Platz haben wird. Immerhin ist sein Gegner noch nicht bezwungen. Und solange er nicht tot ist, möchte ich Mind auch noch auf der Bildfläche sehen.

    mfg
    Dillian

    Wird Vasitas sterben?
    Nein. Er ist zäh. Wirklich verdammt zäh.

    Man könnte sagen, dass er zäh wie Gummi ist.
    ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
  • Guten Abend , werter Herr blink,
    wieder einmal hab ich mich etwas ziehen lassen, bis ich diesen Kommentare schrieb, jedoch gab es einen guten Grund: Ich bin faul! Sooo, nun geht es aber zum eigentlichen Kommentar der dort aufhört, wo ich das letzte Mal abgesetzt habe: Kapitel 252
    Dort geht es Anfangs weiter mit Lywets Training, an sich nichts bahnbrechendes für die aktuelle Handlung, doch wie immer treten zwei Fragen auf: Wo ist John? Und ist es Butch!? Ich wills wissen -.- . Schließlich gab es dann noch ein bisschen Gefühlsdusseligkeit und Gewalt zwischen Vater und Sohn, auch hier ist fraglich, wie der Lehrer plante den Yamakuma zu befreien, nur mit Lywet, ich meine gilt da nicht die allgemeine Faustregel Vater > Sohn? Wie erwartet bricht der Yamakuma also nicht aus und wir bekommen einen Flashback serviert und ich konnte alle Archäologen bis auf Hantis sofort zuordnen! BAM! Jedenfalls geht es darum, wie sie die Doppelte Teufelsfrucht gefunden haben, irgendwie fraglich wer die beiden Birnen eingegraben haben, wenn sie doch offenbar zuvor aus dem Typen irgendwie rausfallen mussten, ergo erst nach seinem Tod, aber naja, wird schon irgendeine sinnige Erklärung dafür geben, oder auch nicht. Ansonsten war das Reden unter den Archäolgen wieder ein bisschen wirr, ich habe keine Ahnung wer wen aus welchen Grund in den Boden gestampft hat, ich weiß nur das es passiert ist.
    Dann ging es noch weiter mit Ludus und Butch, da kam mir wieder die Frage in den Sinn: Ist es BUTCH!? Hatte ja schon damals Anzeichen von Zerstörungswahn, wenn er beim Türklinken putzen, das Nebengebäude sprengt. Auf jeden Fall endet dann auch schon wieder das Kapitel mit der Information das das BE-Institut die Teufelsfrucht von Mr. C entwickelt hat, wussten wir das nicht schon vorher? Kann mich nicht mehr so gut daran erinnern.
    Im neuesten Kapitel ging es dann wieder um... Boundary!? Dafuq? Ich hoffte den sind wir los, aber es war irgendwie schon klar, das da nochmal was kommt, aber das war unerwartet. Nebenbei ist dann noch Kashiu gestorben (?), naja, jedenfalls nicht der größte Verlust in deiner Geschichte. Wo ist eigentlich Petrus? Wurde das mal erwähnt? Vermutlich schon und ich habs nur vergessen ^^. Nun aber wieder zurück zu Boundary, der doch tatsächlich all das geplant haben soll, wirklich erstaunlich, auch wenn ich Boundary nicht mag, fasziniert mich immer diese Angewohnheit seinerseits allwissend zu sein. Die Einzigen die in diesem Gebiet über ihm stehen sind eignetlich nur Ernst und du. Ach ja und Butch kam auch wieder vor, so oft wie er vorkommt, könnte man schon fast der Meinung sein, das er in der Gegenwart mit einer Papiertüte auf dem Kopf durch die Dimensionen reist.

    Also, alles im allen bleibt es weiterhin spannend und ich hoffe das bald die drei größten Mysterien deiner Geschichte gelöst werden, PCT Ende
    MfG Panda Lee
    Die drei großen Mysterien
    1
    Warum ist John nie zugegen und wann wird er es sein?
    2
    IST ES BUTCH!!??
    3
    Wie schafft es Ernst jeden Tag so awesome zu sein?
    Ich hoffe doch, dass diese drei Mysterien bald mit einem epischen DON!-Moment geklärt werden!
  • Und nun um Panda Lee zu widersprechen. Boundary rockt und ist der bester Char der FF.
    Beinahe alle Big Player in seinem Schlag auszulöschen, nachdem man gestorben ist, hat schon verdammt viel Stil. Wobei ich zumindest denke, dass der Leher überlebt hat, da sonst der Titel des nächsten Kapitels nicht viel Sinn machen würde. Ich bleibe ja bei meiner Theorie, dass sich hinter der Maske Gardan Gauß befindet. Er, der mit San Jigen Teil des Archäologengespanns war und damals anscheinend schon die Erwähnung des Namens Yakmakuna harsch bestraft hat. Was hat ihn zu so einer Transformation bewogen? Er hat immerhin seine eigene Tochter der Kraft des Monsters ausgesetzt. Etwas, dass zum Bruch mit San Jigen geführt hat. Wenn man die paar Dinge, welche wir über ihn wissen, betrachtet so ist er zurzeit der wahrscheinlichste Kandidat für die Identität des Lehrers. Innerhalb des Archäologischen Gespanns wirkte er wie das Gegenteil von San Jigen und Manus und der M-Acht haben wir zwei Kräfte, welche sich auch gegenüberstehen, also wiederholt sich das Spiel. Passt also. Nächste Woche wissen wir, dann aber mehr, wenn eine weiter große Demaskierung innerhalb kürzester Zeit über die Bühne gegangen ist. Zumindest ist es bei dir nicht Obito :D

    Kommen wir aber nun zu Boundary. Ich liebe den Kerl einfach... no homo. Kein anderer Char hat diese FF in solch einem Umfang geprägt. Der Prophet kommt fast an ihn dran, aber auch nur fast. Und nein ich habe Ernst nicht vergessen, aber Ernst prägt diese Geschichte nicht. Er ist die Geschichte!
    Jedenfalls dürfte es nun klar sein, dass Boundary noch irgendwie vorkommen muss. Selbst San Jigen sieht ein, dass er diese Bürde der jüngeren Generation überlassen muss.
    Generell haben wir im letzten Kapitel viele kleine Randinformationen bekommen. Mr. Cruel ist also der neue Großadmiral, Kaishou stirbt anscheinend (er hätte sich wie Nixon in Futurama nen Roboterkörper zulegen sollen) und Jenna schaut aus von einer anderen Dimension aus zu. Jetzt das der Lehrer Freddy nicht mehr hat, kann er ja nicht mehr so einfach auf die Dimensionen zugreifen oder? Steckt Jenna jetzt dort fest bis sie durch Zufall von Sally oder Shawna gefunden wird?
    Und zu guter letzt noch die Frage. Wann klärst du endlich Makavelis Identität? Ich bin es leid nicht darüber schreiben zu dürfen ;)

    mfg
    Dillian
    ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
  • Endlich ist es passiert…allen Widrigkeiten zum Trotz, sogar den Zweifeln an meinem Versprechen, habe ich das Monstrum bezwungen und bin am aktuellen Stand deiner Geschichte angelangt. Wie abgemacht werde ich mich nicht in Details verbeißen, sondern versuchen das große Ganze meinem Kommentar zugrundezulegen. Zu beachten ist dabei vielleicht nur, dass ich bei Kapitel 100 ungefähr eine Pause gemacht und erst im Sommer weitergelesen habe, sollte ich also etwas nicht mehr richtig wiedergeben können wirst du mir das hoffentlich nicht übel nehmen (zumal du ja zum Zwischenstand mal ein Feedback bekommen hattest).
    Genug von dem Gerede, jetzt heißt es ran an den Speck:

    Ich habe zuerst lange herrum überlegt ob ich mit dem positiven oder negativen anfangen soll aber im Endeffekt versuche ich mal das positive fürs Ende zu lassen und hoffe damit einen nicht ganz so kritischen Eindruck zu hinterlassen.

    1. „zu wenig“ Tiefe:
    Wie ich es dir schon einmal gesagt hatte gab es Bereiche die ich persönlich zu grob abgehandelt fand bzw. wo man mehr hätte draus machen können. Ganz klar der Arc mit dem zweigeteilten Dorf war von dem Dorf an sich und seiner Geschichte nicht weiter storyrelevant, für mich aber kein Grund da nicht auch etwas mehr draus zu machen. Ich für meinen Teil hatte da jetzt mit einer tiefergehenden Story gerechnet die vielleicht schon mehrere Generationen zurückliegt.
    Ein anderer Fall der mir einfällt wäre der Vater von Shy/David der ein klassischer Stereotyp ist. Er war zumindest bisher nicht von weiterer Bedeutung darum kann man es verschmerzen, dennoch hätte ich dir da eindeutig mehr zugetraut, weil man doch am Rest der Story sieht, dass du ausreichend Kreativität hast.
    Später hat sich das dann in den meisten Fällen gebessert, was auch daran lag, dass sich die Zusammenhänge langsam verdichtet haben (entsprechend wurden die Arcs ja auch länger).
    Das ist jetzt natürlich eine rein persönliche Einschätzung die auf meiner Vorliebe zu Details beruht. Du hast da die Gewichtung anders gelegt was ich respektiere aber ab und an eben schade fand.

    2. „zu viel“ und nicht realistisches Gerede:
    Klingt jetzt vielleicht etwas komisch – vorallem gleich als nächster Punkt – aber zumindest in der ersten Hälfte kam man sich als Leser manchmal so vor, als würde man für schwer von Begriff gehalten werden. Da wurden Handlungsmotive die glasklar waren erklärt von den Personen selber und so würde keiner handeln. War ein großer Minuspunkt der sich glücklicherweise gebessert hat.
    Um es zu verdeutlichen – falls du nachlesen möchtest, man hat ja nicht mehr alles im Kopf -habe ich mir da 2,3 notiert.
    Kap 107 „Na komm, sag es mir einfach, vielleicht fühlst du dich dann besser“
    Kap 107 sagt Maylou „Wie? Ich war etwas weggetreten…“ das muss man niemandem mitteilen der einen erlebt hat
    Kap 108 Anagramm von Rond Near = Dr. Narone würde eindeutig zu oft erklärt (ich glaube vom Erzähler und von Rond Near und gezeichnet…)
    Kap 132 Rückblende mit Ray am Grab hat mir supergut gefallen, einer der Teile in denen du die Atmosphäre sehr schön umgesetzt hast (was ich ja ab und an vermisst habe) und auch der Inhalt des Gesprächs war perfekt getroffen nur leider gab es einen Minuspunkt der der Perfektion im Wege stand; kein 7-jähriger redet so wie Ray in diesem Moment…

    3. Redewendungen, „Wortwahl“:
    Du schreibst gut oft sogar besser als gut weshalb ich dir die Schnitzer in dem Bereich auch mehr übel nehme als jemandem der nicht so gut mit Worten umgehen kann wie du vielleicht. Kann jetzt unfair gewertet werden aber bei unterschiedlich guten Schreibern sind unterschiedliche Maßstäbe anzusetzen und das wirst du sicherlich verstehen. Mit der Zeit ist es besser geworden nur passieren dir da noch immer Fehlgriffe die einfach nicht sein sollten und die du sicherlich vermeiden kannst. Ich rechne es dir hoch an, dass du so regelmäßig schreibst und auch immer nur „kurz“ vorm Hochladen also eine gute Leistung erbringst ohne viel Zeit dafür, dennoch denke ich, dass sich ein Teil dieser Fehler vermeiden ließe, wenn einige Stunden/eine Nacht zwischen dem Schreiben und dem erneuten Lesen vorm Hochladen liegen würden.
    Falls du das jetzt schon so handhabst - so genau habe ich dich ja nie gefragt – hab ich keinen anderen Vorschlag wie mans vermeiden könnte.
    Auch hier ein paar Beispiele was ich meine:
    Kap 107 „am Tod ihrer Eltern hing“ man hängt an etwas das einem im positiven Sinne viel bedeutet, unter dem Tod der eigenen Eltern leidet man eher als das man daran hängt
    Kap 108 „traurige Facette“ traurige Farce eher
    Kap 223 Maylous Ahnung die sie nicht als Gewissheit wahrhaben will etwas ungünstig formuliert, da sich Ahnung und Gewissheit beißen
    Kap 228 „Chaos behielt der Tag noch bereit“ heißt „hielt der Tag noch bereit“

    Meiner Meinung nach Flüchtigkeitsfehler da ich weiß, du kannst sehr wohl korrekt schreiben und eben mit Worten umgehen, somit eben unnötige Sachen die den Lesefluss stören da man nochmal zurückspringt weil man sich ja vielleicht verlesen hat oder etwas gar überlesen hat.

    4. X-Leben:
    Einige Charas sterben mir zu oft ohne zu sterben. Ray bisher 2 Mal glaub ich, es ist ok den Anschein zu erwecken, dass der gebrachte Einsatz jemandem das Leben gekostet hat aber dann bloße Andeutungen dahingehend verwenden und klare Aussagen. Die Dramatik bleibt dadurch noch immer erhalten und man ist nicht vor den Kopf gestoßen wenn jemanden von den vermeintlich Toten wieder aufersteht.

    5. Personenvielfalt:
    Ich muss gestehen, die Biografien habe ich nicht gelesen. Nachdem ich bei Sommerbär durch die Biografie relativ früh vom Auftragsmord erfahren musste (Spoiler bljak) habe ich keine mehr aufgemacht, das sage ich aus einem einfachen Grund: sollte sich dadurch an meinem Problem etwas ändern diesen Abschnitt entsprechend verstehen.
    Ich liebe deine Charaktervielfalt und beneide dich dafür, dir so viele unterschiedliche Leute ausgedacht zu haben die – sofern sie wichtig genug waren – eigene, besondere Eigenschaften und Hintergründe haben und somit natürlich entsprechend sympathischer oder unsympathischer für den Leser werden. Das fördert natürlich auch die Bindung zur Geschichte, je besser man einen Char kennt, je ausführlicher die Interaktionen zwischen einzelnen Charas beschrieben werden umso mehr kann man sich für diese, für ihr Handeln oder Nichthandeln begeistern und dieses nachvollziehen.
    Überwiegend war es gut, hin und wieder aber geschwächelt weshalb ich es als Mittelding ansehe und weder komplett negativ noch komplett positiv werte.
    Ein Nachteil hierbei, der auch an der Länge der Story lag und den Verknüpfungen die Schritt für Schritt ans Licht kamen, waren die vielen Pseudonyme die gleich bei mehreren Personen vorkamen, ebenso (umfangbedingt) das lange Nichtvorkommen einer Person. So dachte ich mir zB bei Sally in Kap 162 „Ok halt, wer war das nochmal…?“ im weiteren Verlauf ist es mir dann wieder eingefallen und war dann auch gleich alles wieder da aber ein kleiner Hint früh genug wäre in solchen Fällen (lange nicht vorgekommen) ganz praktisch. Anders war das beim Propheten mit seinen markanten Attributen (Schuhe, Rucksack, Maske) war er so gut und einzigartig ausgebaut, so leicht zu erkennen sobald eines der Attribute genannt wurde, dass es keinerlei Problem wäre, nach 500 Kapiteln Abwesenheit von einem Mann mit roten Schuhen zu lesen und sofort zu wissen der Prophet ist wieder da.

    5a. Personeneinführung:
    Möchte ich gesondert hervorheben, da es dir überaus gut gelingt. Leider habe ich hierbei jetzt kein Beispiel notiert -.- aber die grundsätzliche Art wie du jemanden vorstellst und auch später, wenn er/sie wieder vorkommt einbaust gefällt mir richtig gut. Weder nennst du denjenigen gleich beim Namen, noch hältst du dich lange mit einer Beschreibung auf (von der man sich die Hälfte nicht merkt), sondern schreibst die Handlung einfach nieder wie sie gerade von statten geht und lässt dann den Namen der Person oder einen Hinweis auf deren Identität fallen und gut ist.
    Größter Vorteil an dieser Umsetzung ist die Handlung die nicht unterbrochen oder mit unnötigen Informationen gestört wird. Gehört zu den schreibtechnischen Sachen die mir besonders gut gefallen haben.

    6. Der Erzähler:
    Ich liebe und hasse ihn. Besser kann man das gar nicht erfassen, die Idee an sich gefiel mir ganz gut und er sorgt auf alle Fälle für Lacher plus er wächst einen mit den Charas ans Herz. Somit ist er eigentlich wirklich positiv zu sehen, nur ab und an war er ein Stimmungskiller -.- der größte Fauxpas in meinen Augen war seine Anspielung auf einen Flotten Dreier nachdem Sallys Bruder gestorben ist. Schon bei Rays erstem Tod in den Armen von Mind war ich nicht ganz zufrieden mit der Dramatik und Tragik aber hier dann so ein Joke killt die ganze Stimmung die durch den Tod einer Person eigentlich aufgebaut wird.


    Wenn der folgende Teil kürzer ausgeführt wird, nimmst du mir das hoffentlich nicht übel aber was gut ist kann man auch nicht besser reden :)

    7. Storyaufbau:
    Umwerfend! Das ganze Konstrukt ist genial aufgebaut, nicht nur Geschehnisse der Vergangenheit haben gewisse Bedeutung, sondern auch kleine und große Handlungen, Personen und Verbindungen zueinander in denen wir mittendrin gelandet sind klären sich x-Kapitel später erst auf, Handlungen erscheinen in einem neuen Licht, Beweggründe werden klarer und immer wieder kommt es zu einem AHA-Effekt. Genau so muss eine kompakte Geschichte aufgebaut werden um spannend zu sein.
    In den letzteren Kapiteln hast du immer wieder mal Passagen aus vorangehenden angeführte was mir ganz besonders zusagt. Ohne großartig um den heißen Brei zu reden und die Sache zäh zu gestalten kann man die Erinnerung der Leser auffrischen was überaus gut funktioniert und bei mir, wie gesagt, super ankommt.

    8. Kräfte:
    Gewagter Schritt eine Teufelskraft mehreren Personen zukommen zu lassen, du hast ihn aber gut und nachvollziehbar erklärt und auch wenn es zuerst etwas gewöhnungsbedürftig war kann ich mittlerweile mit dem Umstand ganz gut leben und finde ihn ziemlich interessant. Insbesondere wenn man die Gründe wie es zu diesen kam (super Backgroundstory) und die moralische Zwickmühle (Familie töten um stärker zu werden) bedenkt hat es sich als genialer Einfall herausgestellt.
    Die Auren sind ganz interessant aber für mich nicht so greifbar, was nicht an deiner Umsetzung hierzu liegen muss, denn auch das Haki ist für mich noch immer nicht immer ganz klar, also kann es auch einfach an mir liegen.
    Der Oberclou schlechthin: die Fähigkeiten der 3 Religionen – der Hammer. Es hat ein wenig gedauert bis ich mich hierfür begeistern konnte (die Lineisten und Pope Lines sind mir zu Beginn ziemlich nervig gewesen und ich dachte zuerst sie wären nur Arcbedingt) aber heute bin ich begeistert davon. Nicht bloß neue Fähigkeiten einführen und diese erklären, nein sie bekommen auch gleich eine Gruppierung und nicht, dass es damit vorbei ist alle drei Gruppierungen bekommen auch noch eine gemeinsame Geschichte mit Ursprung in einer Familie – welche dann wiederrum in einem Buch niedergeschrieben ist, welches Mind findet (Storytelling kann man da nur loben). Für sich alleine betrachtet sind die 3 Religionen einfach eine nette Idee, im großen Ganzen mit allen Facetten ist es eine wunderbar ausgearbeitete Geschichte!

    9. Hintergründe:
    Flashbacks gehören zu den Dingen die ich ganz gerne habe. Ohne ein langweiliges, lineares Storytelling kann man den Lesern die Geschichte von Personen anhand wichtiger, prägender Ereignisse nahebringen. Ist dir bei Shy übrigens ganz besonders gut gelungen indem du den FB aufgesplitet und durcheinander erzählt hast wurde er noch packender.
    Die Geschichte der drei Brüder war ebenso einer der Teil der mir besonders gut gefallen hat, durch die Erzählung in Etappen bliebt damit auch die Spannung aufrecht, ein paar Situationen die den Umgang der Brüder etwas mehr beleuchten hätte ich noch ganz nett gefunden, da sie eben so unterschiedlich waren, aber gut das Haar in der Suppe muss man auch nicht suchen.
    Mind hat mich nicht immer begeistern können (seine Entscheidungsprobleme bzgl. seiner Zukunft sind etwas zu trivial finde ich, es ist eine wichtige Entscheidung und ich kann mir gut vorstellen, dass sie ihm in seinem Umfeld sehr belasten vorkam aber da gibt’s Leute die schlimmere Probleme haben -.-) aber auch seine Geschichte hast du gut rübergebracht, der ganze FB zu seinen Eltern war gut gemacht.
    Neben Shy gehört die Geschichte des Propheten zu meinen Favoriten, der Chara ist dir überaus gut gelungen und der ganze Mythos um den Propheten (bis hin zum wahren Propheten) ist umwerfend. Solltest du da Infos vorenthalten freue ich mich jetzt schon drauf noch mehr über diesen Psycho zu lesen gg
    Und zu guter Letzt das Massaker in dem Dorf und die drei Überlebenden deren Leben so unterschiedliche Wege eingeschlagen hat nachdem sie adoptiert wurden, da weiß man gar nicht wo man mit den Verknüpfungen anfangen soll.

    10. Kämpfe:
    Durch die guten Hintergrundgeschichten und die Variation an Fähigkeiten die es gibt gestalteten sich die Kämpfe als sehr unterhaltsam. Es waren keine leicht vorhersehbaren Angelegenheiten und durch die große Anzahl an Möglichkeiten musstest du dich nicht auf Bewegungsabläufe beschränken. Klarerweise kann man sich Fähigkeiten wie die der Lineisten nicht so leicht bildlich vorstellen, dafür blieb die ganze Sache aber interessant und das ist dir auf alle Fälle hoch anzurechnen – Kämpfe darzustellen gelingt den wenigsten.

    11. Schreibtechnische/Erzähltechnische Glanzstücke:
    Oben habe ich es kritisiert, weil ich wusste du kannst es besser und ich sollte damit Recht behalten. Es ist kein lyrischer Text in dem jede Passage eine Symbolik aufweisen muss oder sonstige große Kunststücke, dennoch haben sie mir zu Beginn gefehlt und wenn ich schon dabei rumgenörgelt habe, wäre es eine Gemeinheit die Erfüllung meiner Wünsche nicht hervorzuheben.
    Kap 150 ein umwerfendes Ende mit den Schüssen von Boundary und dem Schwenk zu den Vögeln – sowas würde ich gerne öfter sehen, natürlich nur wo ausreichend bedeutsame Ereignisse sind, dass sie es auch verdienen so in Szene gesetzt zu werden
    Kap 155 Albers Tod von Anfang bis Ende perfekt; der „Szenenwechsel“ zum Brief, die Trauer in der Stadt und zum Schluss der Kopf im/auf dem Brunnen – WUNDERVOLL (weniger natürlich von der Handlung an sich als von der Umsetzung :P)


    Wie man sieht, gleichen sich die Plus- und Minuspunkte rein zahlentechnisch ungefähr aus, die Pluspunkte sind aber zT mehrere zusammengefasst und wiegen insgesamt schwerer als die Minuspunkte die eher als Abstriche zu werten sind, welche teils an der subjektiven Empfindung liegen.
    Das große Ganzen ist durchwegs positiv angekommen, umso mehr je weiter man in der Geschichte kommt, für mich persönlich fehlt stellenweise eine genauere Betrachtung des Zwischenmenschlichen und ab und an etwas mehr Drama/Tragik was zumindest beim zweiten auf alle Fälle eine subjektive Vorliebe ist.

    Nunmehr freue ich mich mein Wort gehalten zu haben und hoffentlich das ein oder andere Mal auch ein aktuelles Kapitel kommentieren zu können. Ich hoffe du nimmst mir die Kritikpunkte nicht übel und verzeihst mir Tippfehler & Co (nach so einem Umfang, entsprechendem Zeitaufwand und Mangel an Schlaf die letzte Zeit kann ich mich zum Korrekturlesen nicht aufraffen…) bei Gelegenheit lese ich nochmal drüber.

    Lg B


    PS: Endlich kann ich die NL und die Kapitelüberschriften darin lesen ohne Spoiler fürchten zu müssen :)

    PPS: Ich merke gerade, dass ich einzelnes nicht erwähnt habe (die Wahl des neuen Großadmirals, Boundary‘s Megaplan, den Lehrer und und und) aber dazu kann ich dann meinen Senf abgeben, wenn es im aktuellen Kapitel aufgegriffen wird oder ähnlichem. Ich befürchte schon die ganze Zeit, dass der Beitrag zu lang wird…
    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."
  • Warte, warte, warte, warte, warte.... blink das ist nicht mein Gardan Gauß.
    Da hast du uns ja alle vortrefflich in die Irre geführt. Sowohl uns Leser, als auch die Charaktere deiner Geschichte. Ich konnte es selbst, genauso wie San Jigen nicht glauben. Bis zum Schluss war ich der festen Überzeugung, das wir nun Gardan Gauß unter der Maske des Lehrers sehen würden, und dann verpasst du mir einen solchen Haken in die Magengrube.
    Spoiler anzeigen
    Hiroid stand für mich, genauso wie das Sommerdorf, für etwas gutes. Etwas, dass es wert ist beschützt zu werden. Jedoch machen leider nun rückblickend gesehen, viele Handlungen des Lehres durchaus sinn. Er rettete seinen Enkel Sommerbär vor dem Propheten. Etwas was für Gauß keinerlei Bedeutung gehabt hätte, aber für Hiroid anscheinend noch wichtig war. Interessant ist nun wie du uns diese Wandlung erklärst? Wie kam Hiroid mit der Seele Jorims in Verbindung?
    Was lies ihn zu diesem kaltherzigen Monster hinter der Maske werden? Eigentlich wissen wir schon viel über seine Vergangenheit. Also was ist ihm nach seinem Tod wieder fahren? Die Auflösung der Identität des Lehrers war eine Bombe, doch ob sie wirklich zündet, steht und fällt mit deiner Erklärung. Noch kannst du es versemmeln (was du nicht wirst), also gib jetzt im Schlusssprint noch einmal richtig Gas.

    Kommen wir nun zu ein paar Ausblicken auf deine nächste FF. Gardan sitzt also in Level 7 des Impel Downs. Da diese Anstalt mit ihrem Leiter Kruger im Anfangskapitel deiner nächsten FF eine wichtige Rolle spielt, denke ich das Gauß zumindest in deiner neuen Story eine Rolle spielen wird. Wenn er schon nicht der Lehrer ist, kann er zumindest dort eine Rolle einnehmen. Immerhin hat er dieses unaussprechliche Verbrechen an Shawna begangen und da sie zu den Charakteren zählt, welche safed sind, können wir hier sicher noch auf eine Auflösung bauen. Hierzu kurz zwei Fragen? Auf wie viele Personen wurde der Yamakuma aufgeteilt? Du hast es schon einmal erwähnt, aber ich hab es vergessen. Und kann es sein, dass etwas des Yamakumas auf Shawna abgefärbt hat?

    Letzer Punkt Boundary. Respekt. Einfach nur Respekt. Einen Antagonisten aufzubauen, welcher sich über 200 Kapitel zieht, alle anderen Feinde in deiner FF aussticht, seinen eigenen Tod überlebt und dessen Geschichte sich über zwei FFs spannt. Respekt. Ich denke Boundary hat uns mit seinen Aktionen endgültig bewiesen, dass die Devise Hirn triumphiert über Muskeln bei ihm voll ins Schwarze trifft. Wann haben sich Boundary und der Vetter eigentlich zum ersten Mal getroffen? Jedenfalls erfreut sich unser Liebhaber immer noch bester Gesundheit, während San Jigen und der Lehrer aus dem letzten Loch pfeifen. Er beendet also quasi die alte Ära der M-Acht und von Manus und stößt somit die Türen auf für ein Kapitel, welches nur er und er allein schreibt. So jetzt aber genug der Boundary Schwärmerei.
    Ich freue mich nun auf die Erklärung rum um Hiroid.
    Liege ich eigentlich richtig mit der Annahme, dass der letzte Kampf deiner FF Mind vs Prophet heißen wird?

    Awesome!
    Gut da nun das gesagt wurde, kann ich ja auch noch etwas mehr sagen. Das Kapitel hatte irgendwie alles und war somit der perfekte Abschied für San Jigen, Hiroid van Bogar und den Lehrer. Du hättest diese FF mit diesem Kapitel enden lassen können und es wäre auch noch ein perfekter Abschluss gewesen. Ja einige Fragen sind immer noch unbeantwortet und du wirst uns sicher noch die Antworten liefern, aber der Tod San Jigens und des Lehrers, das Ende von Manus und der M-Acht, wären ein wirklich würdiger Abschluss für diese FF gewesen. Somit ist also nun endgültig das Zeitalter von Mind und Co. (und vor allem von Boundary) eingeleitet. Doch was passiert jetzt eigentlich mit dem Yamakuma? Wird er wieder ein eine Teufelskraft zurücktransformiert? Geht er nun vollends in Gardan Gauß über, der ja noch einen Teil der Bestie in sich trägt? Oder übernimmt vielleicht Lywet die Bürde seines Vaters?
    Jorim kann einem aber auch leid tun. Shawna wäre an den wenigen Minuten, in denen sie dem Yamakuma ausgesetzt war, beinahe zerbrochen und er muss das ganze für Jahrhunderte über sich ergehen lassen. Wundert mich das er nicht zum Alkoholiker wurde. Soll zumindest helfen habe ich gehört.^^ Mit diesem Kapitel hast du ihn auch in ein etwas sympathischeres Licht gerückt. Er ist nur eine gequälte Seele, welche nach Erlösung strebt. Das er dabei die ganze Welt zerstören will, ist natürlich ein doofer Nebeneffekt.
    Das einzige was ich nicht so ganz verstanden habe, war Bright Larners Auftritt. Es ist nun klar, wieso er damals auch den Lehrer gerettet hat, aber wieso ist er jetzt noch einmal erschienen? War dies ein Rückblick? Etwas woran San Jigen sich erinnert hat, bevor er vom Lehrer den Gnadenstoß erhalten konnte? In diesem Moment konnte es ja nicht stattfinden, da Rich2Man noch lebt oder? Oder wurde er auch bei der Explosion der blauen Chemikalie getötet und deshalb trafen sich die M-Acht Mitglieder in so etwas wie einem Nachleben wieder? Sehr verwirrend.
    Das tut diesem Kapitel jedoch keinen Abbruch. Es war wirklich klasse. Also erhebe ich jetzt noch einmal mein Glas für Hiriod und Sanford.


    mfg
    Dillian
    ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~

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  • Statement [Stand: #256]

    Statement
    Was hat Dr. Krueger vor?
    Er ist tatsächlich jemand, der alles über die menschliche Psyche erfahren will. Es geht soweit, dass er sich den Lineismus angeeignet hat, um besser auf die Gedanken seiner Patienten eingehen zu können. Jedoch hat er innerhalb der Handlung trotz seiner unkonventionellen Methoden kein tabu gebrochen. Seine einzige Schwäche zeigte er gegenüber Davids Mutter, indem er mit ihr ein Kind zeugte. Doch eine ungewiss lange Zeit miteinander verbringen zu müssen, kann zwei Menschen verständlicherweise näher gebracht haben. Sie sind auch nur Menschen, beide mit der berechtigten Sorge um Davids Leben.
    Was hat es mit Lywets transformiertem Körper zu tun?
    Er hat sich verbotene Techniken neben der Rokushiki angeeignet. Diese wurden aus dem Trainingsplan der Marine gestrichen, da sie den Körper irreparabel schädigen können. Während Kumadori beispielsweise seine Haare kontrollieren kann, ist Lywet imstande, seinen eigenen Knochenbau zu beeinflussen, wodurch Schärfe- und Härtegrad verändert werden.
    Wieso hat San Jigen körperlich abgebaut?
    Zum einen durch die Wunden, die ihm Lywet, der Lehrer und die Explosion zugefügt haben. Zum anderen durch den Yamakuma, der stärker an ihm zehrt, je weniger Energie er besitzt. Da San Jigen seine Seele schützen muss, um seine Teufelsfrucht unter Kontrolle zu behalten, baut stattdessen seine Physis ab. Nicht aber seine Psyche und sein Geist, der, wie der Lehrer erkannte, dadurch bisher noch nie gebrochen werden konnte.
    Kommt San Jigen aus einer anderen Dimension?
    Nein. Mit Ausnahme der drei Brüder und dem Yamakuma, die aus Utopia stammen, kommt kein bislang aufgetretener Charakter aus einer der Dimensionen, die im Zentrum - dies ist ein fester Eigenbegriff [!] - verankert sind. Alle Dimensionen außerhalb des Zentrums sind entweder temporär existierende Orte, die keine in sich aufgebaute Welt sind, oder eben Bindeglieder zum Zentrum, wie das versiegelte Utopia, in welchem Shawna Gauß das erste Mal aktiv aufgetreten ist.
    Was ist mit Maylou?
    Sie ist bei den Evakuierten und sucht nach einem letzten Strohhalm. Denn dass Shaun gestorben ist, dürfte ihr ganz und gar nicht gut tun.
    Wo befindet sich die M-Acht?
    Ebenfalls bei den Evakuierten, da San Jigen nur sich und Lywet beim Lehrer zurück ließ. Sein Sohn sollte bei ihm bleiben, um Jenna zu retten. Dadurch konnte sich San Jigen sicher sein, etwas bei ihm gut zu machen. Auch sorgte Jennas Rettung dafür, dass es nur San Jigen sein würde, der die Wahrheit um Hiroid erkannte - und entsprechend in die richtigen Bahnen lenken konnte.
    Wer ist der neue Großadmiral?
    Mr. Cruel. Letzten Endes konnte Soldier Jay - als Hane Jantnis - ein überzeugenden Eindruck bei den Fünf Weisen hinterlassen.
    Wie wird der Kampf zwischen Mind und Symon ablaufen?
    Wer sagt denn, dass sich die beiden noch einmal begegnen werden? Es gibt durchaus Bezugspersonen, mit denen Symon ebenfalls interagieren kann.
    Ist Symon der Mörder von Minds Vater?
    Bisher nicht. Denn Galvis lebt, wenn auch spärlich.
    Welchen Weg wird Mind beschreiten?
    Letzten Endes denjenigen, der am Besten zu ihm passt. Er verkörpert mit Boundary nicht umsonst eine neue Generation an Gegenspielern.
    Ist Butch Makaveli?
    Selbstverständlich nicht. Er würde nämlich das Gefüge von Raum und Zeit innerhalb von Augenblicken durch unglücklichstes Handeln zerstören. Es ist ein Segen, dass Butch bisher kein Schurke ist.
    Hat das Bangho-Eria [BE] Carpaccios TF entwickelt?
    Ja. Alle künstlichen Teufelsfrüchte oder TF-bezogene Gegenstände wurden vom BE entwickelt. Minds & Galvis TF, die TF der Familie Mars, Carpaccios TF, die beiden Teufelsfrucht-Zylinder, den Handschuh, der TFs speichern und absorbieren kann. Die Zylinder wurden nach der Entführung von Makaveli zerstört, der Handschuh befindet sich in San Jigens Besitz. Dies wurde bereits öfters gesagt, doch ich erinnere gerne daran.
    Vater > Sohn
    Ja, doch Lywet hat keine Hemmungen gegen Heidi Hoe vorzugehen, während selbiger sich schwerer damit tat. Der Lehrer hat geplant, Heidi Hoe mit dieser Konfrontation zu zermürben, was geklappt hat. Den entscheidenden Schritt, um San Jigens Willen zu brechen, konnte er nicht umsetzen, da Heidi Hoe sich in Erinnerung rufen konnte, dass Hiroid und der Lehrer zwar den gleichen Körper haben, der Hass allerdings nur von Jorim ausgehend ist. Daher hatte er die letzte Kraft schöpfen können, um den Lehrer zu töten. Hiroid gilt in den Augen der Welt schon seit Jahrzehnten als tot, eine Wahrheit, die San Jigen aufrecht erhalten wollte. Dadurch würde Hiroid nicht nachträglich in die Rolle eines Psychopathen gerückt werden.
    Wieso ist Ernst so geil?
    Weil er sich jede Woche mit Flamingo trifft, um die neuesten Pimp-Philosophien auszutauschen.
    Wo ist John?
    Der ist nicht zugegen.
    Ist Kashiu tot?
    Ja. Die Chemikalie, die Boundary präparierte, hat ihn getötet. Never trust a gift.
    Hat Boundary alle töten können?
    Nein. Doch das Zeichen, welches er damit setzte, war für die ganze Welt zu sehen. Er wollte die Welt um jeden Preis beschützen, selbst, wenn er dabei ums Leben kommen würde. Wenn ihm das nicht den geplanten Heldenstatus einbringt. Er hat sich damit zu einer Legende stilisiert, eine Reputation, die ihm durchaus in den Plan passt.
    Hiroid stand für mich, genauso wie das Sommerdorf, für etwas gutes.

    Dafür steht er nach wie vor, da San Jigen nicht zuließ, dass eine fehlgeleitete Seele dieses Symbol nachträglich zerstört. Hiroid hat keinerlei Schuld an den Aktionen des Lehrers, da er darauf - bis auf die Rettung seiner Familie - keinen Einfluss ausüben konnte.
    Wird Gauß in der neuen FF eine Rolle spielen?
    Ja, da er wie beispielsweise Krueger, Davids Familie und Martell ein Charakter ist, der in der Gegenwart noch kein Wort gesagt hat, bzw. direkt aufgetreten ist.
    Auf wie viele Personen wurde der Yamakuma aufgeteilt?
    Zwei. Es gab zwei identische Teufelsfrüchte. Der Yamakuma war für Utopia zu mächtig, weshalb es nicht ausreichte, seine Kraft in lediglich eine TF zu übertragen. Er ist damit der Vorläufer des Teufelsfrucht-Modells, welches Freddy und Sally mit ihrer Tsukiru [= geteilte Kraft] vertreten. Der feine Unterschied besteht einzig und allein darin, dass Freddy und Sally Zwillinge sind, weshalb sich ihre Kraft auf genetischer Ebene aufteilte.
    Wie kam Hiroid mit Jorim in Kontakt?
    Er war mit Sanford und Gauß zur falschen Zeit am falschen Ort [= beim Skelett im zerstörten Porneglyph].
    Wann haben sich Boundary und der Vetter erstmals getroffen?
    Da Arty keine 30 alt ist und der Vetter bereits vor acht Jahren Symons Vater in den Selbstmord trieb, liegt ihr erstes Treffen schon einige Zeit zurück. Als Forscher wusste Boundary ganz genau, was mit der Seele des Wirtes passieren würde. Daher ist es kein Zufall, dass gerade ein Mensch mit dem herausragend guten Standing eines Arty die Chaosfrucht gegessen hat.
    Übernimmt Lywet die Bürde seines Vaters
    Er wird weder den Yamakuma in sich tragen, noch eine neue M-Acht gründen.
    Was passiert mit dem Yamakuma?
    Siehe Teufelsfrüchtekategorien.
    Wieso traten Bright Larner und Richard plötzlich in Kapitel 256 auf?
    Es war eine Rückblende, in der San Jigen den Tod von Bright Larner und dessen Taten realisiert hat. Es wird Kythera als Standort erwähnt, was auf den Kampf zwischen Manus vs. M-Acht von vor vier Jahren verweist. Aus verschiedenen Gründen trug #256 daher den Titel 'Ihr letztes Gespräch'.
  • Phew, Mr. Blink,
    da sind jetzt endlich ein paar BAM-Momente, so wie von mir gefordert, aufgetaucht, das freut mich. Weswegen ich auch ohne weitere Umschweife mit meinem Kommentar beginne:
    255:
    Das Kapitel in Extralänge hält den BAM Moment schlechthin bereit, das hätte ich als letztes vermutet, da war ich bei der Hälfte des Kapitels schon fast davon überzeugt es zu wissen und dann fährst du mit dem Zug drüber. Unglaublich diese Entwicklung, dennoch durchaus schlüssig, aber immer noch unglaublich. Hiroid war es also. Und was für eine Blasphemie, San Jigens Bart wurde beschädigt, das ist doch bekanntlich unmöglich. Ein weiterer BAM Moment in der 255. Ich kann dich für diesen ultimativen BAM-Moment nur loben, das war das größte Ding überhaupt.
    Aber hab ich das richtig verstanden, hat Kazuzatu sich umbringen lassen? Wie sehr man sich doch dem Schauspielertum verschreiben kann, das man sogar dafür starb. Aber wie auch immer Kazuzatu war sowieso nie Teil meiner Liste, also was solls.

    256:
    Hier der Fall Hiroids beschrieben, sehr schön im Detail, wie sehr Jorim einen an der Klatsche hat. Mich hat es ja immer gewundert, warum der Lehrer schon nicht richtig tickte, aber das hier erklärt die Sache ganz gut. Was mich jedoch noch stutzig macht ist, wie lange lebte Jorim als Hiroid, bevor Saen als Hiroid starb? Schließlich hätte Jorim ein paar Jahre als Hiroid leben müssen, da ja Deedee auf der Beisetzung schon ein gewisses Alter gehabt hatte, und die Darstellung im Kapitel es so aussehen ließ als wäre Jorim vor Deedees Geburt ins Geschehen getreten. Da stellt sich doch die Frage ob Jorim tatsächlich Hiroid "spielen" hätte können, ohne das es jemand auffiel (alleine schon der Dialekt). Lebt jetzt Jorim eigentlich noch? Das tut er ja in Form des einem Teil der in Shady steckt, aber der Teil der in Hiroid war, müsste der nicht eigentlich immer noch herum schwirren, schließlich zeichneten sich die Brüder dadurch aus, das die Seelen nach dem Tod einfach die Körper verlassen konnten. Naja, wird wahrscheinlich noch kommen.

    257:
    Das neueste Kapitel zeigt ein paar alte Gesichter und Symon bekommt endlich sein Fett weg, nur sehr wenige Charaktere sind bisher so schnell in meinem Ranking gefallen, er hat es sich redlich verdient. Aber was jetzt genau mit Galvis los ist, hab ich nicht verstanden, liegt er irgendwo blutend unter den Trümmern und keiner findet ihn, oder hat das mit einer Teufelskraft zu tun? Dann noch einen kurzen Teil über Deedee und einen anderen Typen, an den ich mich nicht mehr erinnern kann ^^. War so ganz amüsant aber viel wichtiger ist nun der Kampf zwischen den drei Brüdern, wobei wieder die Frage aufkommt ob jetzt der andere Teil Jorims noch dazustößt oder nicht, wer ja irgendwie blöd, wenn sich die drei gegenseitig vernichten und er bleibt dann noch übrig. Aber meine Erwartungen für diesen Kampf sind hoch, außer es gibt gar keinen Kampf, was ich aber anzweifle, irgendwie muss ja Shady schlussendlich mal sterben ^^ (auch wenn ich das nicht hoffe, aber noch öfters kannst du ihn nicht in den "sicheren" Tod schicken). Also, meine Erwartungen für das Grande Finale sind hoch und werden höchstwahrscheinlich auch getroffen werden, also verabschiede ich mich,

    258:
    Das neueste Kapitel läutet den Kampf schlechthin ein. Hätte persönlich auf viel Explosion und Blut gehofft, aber das der Kampf nun auf "Seelenebene" geschieht scheint irgendwie logischer zu sein, da der Prophet seinen Kontrahenten physisch immer überlegen zu sein scheint. Aber wie wird dieser Kampf nun von statten gehen? Wie ein normaler, nur ebenhald in dieser seltsamen Zwischenwelt? Es bleibt spannend, vor allem das Ende, da du ja in deiner "Safed"-Spoilerbox bereits verraten hast, das der Prophet überlebt (insofern er Siyajan Jr. ist). Und so kompliziert wie du das Kapitel im NL beschrieben hast, fand ich es jetzt nicht, am Anfang hatten wir einen kleinen Rückblick auf Shadys Faszination für Legenden, dann die Absorbation von Jorim #2 und dann hat der Prophet eine Illusion gesehen, in der er Mind erledigte. Dann kam auch schon diese Zwischenwelt, also da waren unter den älteren Kapitel mehr dabei, die ich weniger verstanden habe ^^. Abschließend noch einen Daumen für den Seitenhieb auf Dillian (Blutmagie ^^) und die gewohnte Abschlussformel


    MfG Panda Lee

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  • Nachdem du deine lange Pause bei mir schon beendest hast, will ich nun bei dir nachziehen.

    Zum Ende deiner FF erwartet uns also kein klassischer Showdown mit Blut und Verderben sondern ein Kampf der Seelen. Naja Kampf bleibt Kampf und ich denke auch, dass dies die einzig sinnvolle Erklärung ist, wie Mind und Shady gegen den Propheten bestehen können. Körperlich ist er ihnen ja deutlich überlegen, wobei das beim Blick auf die Statuen in der "Seelenwelt" auch dort der Fall zu sein scheint. Schön fand ich den Schluss von Kapitel 259. Du hast den alten Grundsatz "Der Weg ist das Ziel" gut rüber gebracht. Ohne Kitsch und dergleichen. Interessant ist auch, dass Mind und Shiura die Einzigen sind, welche anscheinend "fusioniert" sind. Shady und Siyajin haben die Seelen der Brüder, die in ihnen sind, ja assimiliert. Bei Mind passierte es ja, das er seinen Weg erkannt hat. Den großen Riss, der sich am Schluss auftut, interpretiere ich jedenfalls so, dass Mind alles auf eine Karte setzt. Anstatt vieler kleiner Risse, welche ihn auf lange Sicht, zerspringen lassen, setzt er alles in einen Großen. Bei diesem ist die Gefahr zwar größer, jedoch lässt er sich auch leichter wieder reparieren. Ob es sich beim Riss jetzt um eine Metapher für den Kampf, welcher jetzt entschieden werden muss, da weglaufen nichts bringt, Minds Identität, welche er vielleicht an Shiura verlieren könnte, oder um einen tatsächlichen Riss in Minds Seele handelt, kann ich jetzt nicht sagen. Vielleicht liege ich mit dieser Annahme aber auch komplett falsch. Soll ja auch schon vorgekommen sein.
    Da Siyajin ja auf deiner Safed Liste steht, stellt sich jetzt aber auch die Frage, wie du den Kampf noch interessant gestalten willst. Quasi jedesmal wenn der Prophet etwas einstecken muss, interessiert mich das überhaupt nicht, da ich eh weiß das er überleben wird. Oder handelt es sich bei Siyjajin Parandeus Jr. um das Kind des Propheten? Könnte natürlich auch sein. Vielleicht präsentierst du uns ja am Ende des Kampfes einen lebenden, aber seelisch verkrüppelten Clint Torino Propheten.
    Wenn Shady überlebt, sehe ich ihn übrigens als Nachfolger von Pope Lines. Als bester Lineist steht ihm dieses Amt zu. Sieht momentan aber nicht gut für ihn aus, da er viel Kraft beim Assimilieren von Jorims Seele verloren hat.
    An manchen Stellen fand ich den Kampf übrigens ein wenig unübersichtlich und ich musste mehrmals lesen bis ich wusste, was da eigentlich gerade passiert ist. Vor allem bevor die Drei die Seelenebene betreten haben.
    Den Seitenhieb auf die Blutmagie hab ich übrigens registriert :D Blutmagie ist keine Hokus-Pokus. Nur damit du es weißt.

    Ein Glück, dass du das Finale deiner FF noch etwas aufgeschoben hast, so habe ich noch ein letztes Mal davor die Gelegenheit mich zu melden. Bright Larnes Tod war etwas verwirrend, aber dafür emotional und einfach schön beschrieben. Sehe ich es richtig, dass der Kampf zwischen M-Acht und Manus, welchen wir in Arc in einem Rückblick von Shy gesehen haben, in einer der anderen Dimensionen stattgefunden hat? Ich nehme jetzt auch einfach mal an, das Larner nicht steuern konnte, wen er wiederbelebt, sondern einfach die Zeit für alle zurückgedreht hat. Viel hat uns dieses Kapitel aber auch nicht verraten, wie ich finde. Vielleicht übersehe ich auch nur einfach etwas. Es zeigt aber deutlich das Bright Larner den Traum vom neuen Glanz an die nächste Generation weitergegeben hat. Genau wie Heid Hoe Boundary der Verantwortung der Jugend übergeben hat.
    Was ich aber immer noch nicht verstehe, ist wie Ray jetzt noch am Leben sein kann? Es hat bestimmt etwas mit den Kräften seines Vaters zu tun, aber trotzdem blicke ich da nicht wirklich durch. Auch interessant ist jetzt zu sehen, ob Mind und Syjajin noch unbeschadet und als Individuen davonkommen, oder ob sie nicht vielleicht zu einer Person verschmelzen. Immerhin ist ja keiner der Beiden auf deiner Safeliste.



    mfg
    Dillian
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  • Kapitel 262: Sein Ende
    Ein Mythos braucht den, der ihn in die Welt trägt. Der die Wahrheiten definiert und gleichsam verzehrt, sie formt und füllt. Dann stirbt er.
    Alles was ihn betraf, verschwindet. Wenn der Mensch eine Geschichte nährt, wird er zur Legende. Entzieht er sich erst einmal der Legende, wird er zum Mythos. Lebt er trotz alledem den Mythos, berührt er Gottes Antlitz. Auf der Suche nach Leben gehen Menschen die komischsten Wege. Den wenigsten Leuten, über deren geschundene Rücken der Weg führte, war zum Lachen zumute.


    „Woran denkst du?“
    Seine Hände fühlten sich nicht stärker, der Widerstand lediglich kraftloser an. Beunruhigt starrte er die Arme an, die sich in ein totes Grau verfärbt hatten. Er erwartete bremsende Taubheit, doch der Schmerz wollte einfach nicht erstarren, in ein nicht bewertbares Schweregefühl übergehen. Der Geist in Minds Brust murmelte in seinen dichten Bart hinein, sank auf die Knie, während der junge Mann zu zittern begann. „Solange der Prophet unkonzentriert ist, will ich eure Seelen voneinander trennen“, erklärte der alte Sonderling. Er hob seine dünnen Arme, was bei seinem gebrechlichen Körper äußerst schmerzhaft aussah.
    Das war nicht die Antwort auf seine Frage, doch damit musste er sich zufrieden geben.

    Erscheint die Welt dir nichtig in Händen, machst du alles richtig.

    Blut rann aus seinen Mundwinkeln, als der Prophet ihm mit einem schnellen Schwertstreich begegnete. Die Vision, die ihnen das Schwert veranschaulichte, war nicht einmal abgeklungen. Ray verstand, weshalb er lebte. Sein Schwert drehte die Zeit auf den Punkt zurück, an welchem sein Körper zuletzt intakt war. Die Kopfschmerzen, die ihn seit seiner Rückkehr plagten, nahmen allerdings mit keiner Sekunde ab. Sie waren verantwortlich für seine schläfrige Haltung. Sein Grinsen blieb dennoch bestehen, da er Genugtuung empfand.
    Die aufgebrachte Miene des Propheten täuschte nicht über seine Irritation hinweg. Alles, wonach er in seinem Werk strebte, war die Perfektion. Eine, die er auf unterschiedlichste Art und Weise hervorbringen konnte. Ob Tornados, Strohhalme oder Pistolenläufe, der Weg zum Tod war kreativ und experimentell, solange das Ergebnis stimmte.
    Es wunderte ihn gar nicht mehr, dass seine Maske nicht mehr konsequent getragen wurde. Je länger er der Vervollständigung seiner Liste nacheilte, desto deutlicher wurden ihm seine Emotionen. Waren es Freude und Souveränität, die er seinen Opfern mitteilte, begann er immer ehrlicher zu werden. Hier und jetzt war er verärgert, er verhehlte es nicht. Ray konnte seine emotionsgeladene Maske sehen, ehe sie ihm den Kopf gegen den Hals rammte.
    „Wer hat dich hier rein gelassen?“, fragte der Prophet interessiert und beäugte den röchelnden Schwertkämpfer, dem mehr und mehr Blut aus dem Mund floss.

    Sofern jede Sekunde kostbar ist, gehe immer weiter, sobald es zu spät.

    „Es ist Zeit für den letzten Schritt.“ Der Lineist faltete die Hände, ignorierte die Gedanken, die der Geist seit kurzer Zeit immer und immer wieder aufsagte. Er packte Mind an den Schultern, sah, wie das Grau aus dessen Gliedern entwich, spürte, wie der kniende Shiura nach der Hand Jorims griff. Im nächsten Moment wurde Mind schwarz vor Augen, er sackte zusammen, wusste nicht, wie ihm geschah. Dann war er frei.

    Siyajan drehte sich um, nachdem er ein Stechen in seiner Brust spürte. Mind war verschwunden, der Lineist ebenso. Es blieben so viele Fragen. Wären sie hier nicht auf einer tieferen Ebene gelandet, hätte er längst alles um sich herum zerstören können. Doch die Gefahr, seine eigene Seele zu beschädigen, war hier um ein Vielfaches größer. Bevor der Prophet sich kurz durch die Haare zu raufen begann, vernahm er eine Stimme, die nie sicherer geklungen hatte. Während ihrer letzten Bewegung sah er die Selbstzweifel in den erlöschenden Augen des Jungen. Jemand, der akzeptierte, dass er nicht die Macht besaß, um etwas zu ändern. Der Prophet schluckte. Etwas war anders.
    „Die Frage ist nicht, weshalb Shady mich hier rein gelassen hat...“ Aus Rays Genugtuung wuchs der Glaube an einen Plan, den der Lineist ausgebrütet hatte. Der Boden unter ihren Füßen verschwamm augenblicklich.

    Ist der Zeitpunkt erst gekommen, war er zu oft zu spät. Am Ende zählt, ob der Anfang vom Ende des Anfangs einem Start gerecht geworden ist.

    Ihre Füße standen ruhig auf dem Gestein, die Dunkelheit war verschwunden, da das Sonnenlicht durch eine breite Öffnung in den Raum hinein fiel. Das Mahnmal in Form von Freddys Leichnam verstörte den Anblick auf die Mitte des kreisrunden Raumes. Würden sie die Treppen hoch gehen, wären sie in der Lage aus hunderten Metern ins durch die Explosion geebnete Mary Joa hinein zu springen. Sie befanden sich im Zentrum, hinaus aus dem Seelenhort, der nur einem weiteren Vorbereitungsschritt dienlich war.
    Sein Plan ging auf, doch dafür mussten einige Risiken eingegangen werden, bevor es endete.

    Sein Blick ruhte auf Ray, der auf den untersten Stufen der Treppe lag. „Ich konnte dich nicht vorbereiten.“ Während Mind, Siyajan und er nur mit ihren Seelen vertreten waren, landete der junge Schwertkämpfer mit Körper und Geist in den Armen des Propheten. Daher blutete er und spürte, wie seine Seele einen gewaltigen Knacks erlitt. Ray schloss die Augen, ließ sich fallen und akzeptierte die Rolle, die ihnen Shady und Mind aufbürdeten.
    „Ray hat dich abgelenkt.“
    „Ihr habt seinen Tod in Kauf genommen?“, entgegnete Siyajan sofort mit hochgezogener Augenbraue. Ray konnte ihn ablenken, weil er sein Leben ausgehaucht hatte. Die beiden konnten nicht wissen, dass er zurück kehren würde.
    Siyajan lächelte, als er in die kühlen Gesichter von Shady und Mind blickte. Sie hatten sich verändert, die Gewissheit des Todes härtete ihre Gemüter ab, eine Einstellung, die verbunden mit Rationalität eine Form der Grausamkeit hervorrief, die ihn, den Propheten, zum Mythos erhob.

    Der Tod ist für jede List gebräuchlich, solange sie kein Brauch wird.

    Shady holte tief Luft, nicht, um der Frage des Propheten zu antworten, sondern um selbst den letzten Anstoß zu geben.

    vor einigen Wochen
    Kythera

    „Pater Erigal hat nicht zu viel versprochen, nicht wahr?“ Der bunte Abt lachte in seinen pinken Schleier hinein, beobachtete den frischen Lineisten, dessen Gliedmaßen mit Stricken ans Bett gefesselt wurden. Pope Lines hielt kurz inne. Der Herzschlag des Jungen war im ganzen Zimmer hörbar, nachdem er aus der Prüfung zurück kehrte. Jorim hatte sich ihm gezeigt, seine Seele bis aufs Äußerste strapaziert. Die Geister der Vergangenheit waren in der Lage so manchen Menschen zu verschonen. Doch die meisten gingen an ihnen zu Grunde, wurden wahnsinnig, schrien minutenlang, erstickten dabei ohne es zu merken. Shady kehrte aus der Lineisten-Prüfung zurück, die sein Lehrer Erigal als äußerst riskant einstufte. Zurecht, wie sich die wahnhaften Zuckungen am Körper von Jirain Shadner abzeichneten. Doch jetzt hatte es sich gelegt.
    „Du bist versessen nach Anerkennung. Du willst deinen Mitmenschen helfen, doch insgeheim willst du auch mehr sein!“ Die Gedanken des Jungen waren noch durchschaubar. Pope Lines genoss es in ihnen zu stöbern, ehe sich die Gedanken der Lineisten immer weiter voreinander verbergen würden.
    „Wenn der Mensch eine Geschichte nährt, wird er zur Legende!“, entgegnete Shady forsch. Der Anführer der Lineisten beobachtete das sich abzeichnende Grinsen im Gesicht des Neulings. Diese Worte, diese Gedanken. Er wollte nicht mehr erfahren, sondern sehen, wie der Junge auf den Mythos jenes Mannes reagierte, dessen Gedanken er wortgleich wiedergab. „Jirain, lass mich dir von einem jungen Mann erzählen, der die gleiche Form von Ehrgeiz besaß. Als die drei Brüder vor Jahrhunderten nach ihrer Heimat suchten, da gab es...“
    *

    „Hast du jemals vom Prinzen gehört?“, fragte Shady abrupt. Der Prophet reagierte nicht, sondern zog einen Dolch, mit dem er auf den Lineisten stürzte. Dieser rammte sich zur Wehr die Faust in die Brust und sackte unter lautem Klirren zusammen, was Siyajan erst verwundert aufnahm, ehe er im gleichen Moment aufschrie und inne hielt. Etwas in ihm zerbrach, seine Seele büßte an Stabilität ein. Er wich einen Schritt zurück, war allerdings nicht mehr in der Lage Minds Angriff zu entgehen, der ihn gegen eines der Portale schleuderte.
    Angeschlagen richtete sich der Prophet auf, der die Ruhe des alten Shiura in sich spürte. Sein Zorn legte sich, indem sein Blutdruck Normalwert erreichte. Im tiefsten Innern aber brodelte es gewaltig. „Was habt ihr angestellt?“, fragte der Prophet mit zitternden Augenlidern. Shady, der sich an Minds Schulter stützte, blickte ihn nur mit vollster Aufmerksamkeit an.

    „Du wolltest Minds Seele, daher habe ich dir stattdessen Shiura und einige Teile meiner Seele eingeflößt.“ Die Kühle auf Minds Gesicht verschwand schlagartig, er blickte bestürzt auf den Freund, der ihnen allen ohne größeren Emotionen begegnete. Seine Kälte nahm mit jeder Sekunde zu, in der er seine eigene Seele verstümmelte. Die Sorge in Minds Körper stieg in unerträgliche Ausmaße, doch er musste dies akzeptieren.
    „Dafür habe ich uns in die Zwischenwelt gebracht, damit ich unsere Körper währenddessen an diesen Ort bringen konnte. Für Lineisten gibt es dafür Mittel...“, erzählte er in Erinnerung an die Kugel, mit der die Lineisten in Boundarys Spielfeld eingedrungen waren.
    Shady wollte bei der Enthüllung seiner Strategie lächeln, doch er konnte es nicht mehr. Irgendwas fehlte dafür. Er wusste, dass er zufrieden war, doch er war nicht imstande dies zu zeigen. Die Seele sprach tatsächlich mehr, als der Körper auszudrücken vermochte. Krampfhaft klammerte er sich an Mind fest, der die Selbstopferung seines Freundes hinnahm. Es war immerhin dessen größter Wunsch.

    [vor 20 Jahren]

    „Es ist noch einmal alles gut gegangen“, murmelte Mr. Shadner mit Blick auf das verbrannte Dach. Piraten hatten es einmal mehr auf ihre Insel abgesehen. Seine Mutter war längst schlafen gegangen, immerhin waren sie heute alle mit dem Schrecken davon gekommen.
    Es war reines Glück, dass sie aufgetaucht waren. Oder war es Schicksal?
    Jener Mann mit langem weißen Bart und Kilt, der es schaffte, dem Piraten mit einer schwarzgefärbten Praline ein sauberes Loch in den Wanst zu werfen. Ein anderer, der Mr. Cruel gerufen wurde, hob besagte tödliche Süßigkeit auf, deren knisternde Verpackung mit dem Blut des Kapitäns getränkt war. Er öffnete sie, entnahm die Schokolade und leckte einzelne Tropfen des Blutes von ihr ab. Man sah ihm an, dass er den Geschmack der roten Flüssigkeit in Verbindung mit Milchschokolade zutiefst genoss.
    Diese Männer waren in ihrer Art und Weise zutiefst verstörend, doch zugleich faszinierten sie ihn zutiefst. Shady musste lachen, als der alte Mann mit „Sanford“ gerufen wurde, worauf dieser unter seiner Maske, die das Gesicht des Weisen Bob zeigte, den Zeigefinger anlegte und ein lautes „Pssssssst, Diskretion!“ hervorbrachte. Die M-Acht hat einen der vielen Überfälle in seiner Heimat im Keim erstickt und ihm gezeigt, was es hieß berühmt berüchtigt zu sein.
    Es gab viele faszinierende Geschichten, die sein Vater ihm Nacht für Nacht vorlas. Doch es machte einen Unterschied, sie aus nächster Nähe erlebt zu haben.

    Solche Menschen wie die M-Acht, es sollte sie für jede Ära geben.

    *

    „Diese Erinnerung...wie oft willst du sie mir noch zeigen?“, fragte Mind zitternd.
    Shady ließ ihn los und es klang kurz danach, als ob er Zufriedenheit ausstrahlte. „Unsere Entscheidungen lagen doch von Anfang an auf der Hand, mein Freund.“ Er taumelte auf den Propheten zu und schlug sich erneut auf die Brust. Es war irrelevant, wie mächtig die Seele Siyajans im Vergleich zu seiner war. Sie waren jetzt miteinander verbunden. Mind verkörperte zuvor das Bindeglied.
    Der Prophet biss sich auf die Zähne, da selbst kleine Schäden sein komplexes Seelengerüst ins Wanken brachte. Seine Seele war mächtiger als der Körper, daher war es ihm möglich, dem Tod mehr als einmal auszuweichen. Doch dieser Vorteil erwies sich zugleich als fatalste Schwäche. Sein Körper war gelähmt, sobald seine Seele sich zu stabilisieren versuchte.
    Shady war ihm unterdessen gegenüber getreten.
    „Um auf den Anfang zurück zu kommen. Der Prinz hat den drei Brüdern einst versprochen, sie in ihre Heimat zurück zu führen.“ Er fasste dem Propheten auf die Schulter, was sie beide in Ekstase versetzte. Jorim in der einen, Shiura und Basel in der anderen. Das Portal hinter ihnen begann zu ächzen.
    „Den Geschichten zufolge, die mir Vater früher erzählte, war der Prinz ein äußerst raffinierter Mann!“ Der Prophet spürte einen kalten Zug in seinem Rücken, als das Portal hinter ihnen nachgab, sich öffnete.
    „Du willst doch nicht...?“ Er schüttelte seinen Ärmel, aus dem ein Messer hervor schnellte. Panisch trennte er dem Lineisten die Kehle durch, der ohne einen Ausdruck zu Boden sank. Die Hand, die den Propheten eben noch berührte, landete mit einem Blutschwall auf dem Boden, nachdem sie fein säuberlich vom Arm abgetrennt wurde.

    Der eisige Luftzug aus dem Portal schmerzte in Siyajans Rücken, doch er sollte nicht weiter stören, da es sich alles wieder normalisieren würde, sobald die drei Seelen nicht mehr länger vereint blieben. Ehe Mind und Ray ihren Schock überwanden, setzte sich der Prophet auf die untersten Treppenstufen, wischte sich über die Stirn und begann schallend zu lachen.
    „Der legendäre Prinz...Basel hat mir von ihm erzählt. Die Ansichten des Prinzen schienen mir heute so präsent wie nie... Jetzt verstehe ich wieso“, er blickte beiläufig zum verblutenden Shady. „Der Prinz hat einen Ort erschaffen, in die er die Unmöglichkeiten dieser Welt bündelte.“ Das Rauschen des Windes erfasste das gesamte Zentrum, riss Mind von den Beinen, der mit dem Rücken auf den geschwächten Ray knallte.
    „Die Welt des Prinzen war dermaßen gefährlich, sodass sie mit Teufelskräften versiegelt wurde. Enttäuscht über die Schmähung seines Werkes suchte er ein Mittel, um diese Macht zu brechen. Er stieß auf die Energie der Seelen, die eng mit den Teufelskräften verknüpft waren.“
    Siyajan wusste nicht, ob seine baldigen Opfer ihn überhaupt verstanden, doch die Wahrheit sollte sie vorbereiten, ehe er sie zerbrach.
    „Auf der Suche nach langlebigen Seelen stieß er nach und nach auf die drei Brüder, der Rest ist Geschichte.“
    „Welche Geschichte?“ Ein Klirren erfasste den Raum. Siyajan erbrach sich auf den Stufen, schüttelte benommen und abwehrend den Kopf, als eine Hand ihn unter den Schultern packte und mühevoll die Treppe hoch zog.

    Die Blicke seiner Freunde verfolgten Shady, der in seiner Ausstrahlung kaum noch einen Funken Menschlichkeit besaß. Alles, was er bis hierhin tat, zerstörte seine Seele, seine Emotionen, alles, was ihn zum Menschen, zum Begleiter und zu einem Freund gemacht hatte und Tag für Tag aufs Neueste machte. Mind war das Ziel des Propheten. Siyajan das Ziel von Jirain Shadner. Einem Mann, der eines wollte: Geschichte schreiben.
    Der Prophet brabbelte unverständlich vor sich hin, er wusste momentan nicht, wo und wer er war. Sein Bewusstsein schwankte mit dem Seelenkonstrukt, welches Shady nach und nach mit zerstörte.
    „Welche Geschichte!“, riefen Mind und Ray, die sich mühevoll am Fuße der Treppe nebeneinander aufbauten und ein letztes Mal in Shadys Gesicht blickten. Sein Plan musste einfach so weit reichen, gerade, wenn es solche Konsequenzen mit sich trug. Der Traum eines Freundes erfüllte sich vor ihren Augen, indem er in die Geschichte eingriff und sich so selbst unsterblich machte.

    Shady lächelte, wohl wissend, dass seine Freunde erkannten, was es bedeutete, während er die Bedeutung von Zufriedenheit mit seiner letzten Tat vergessen hatte. Mit dem letzten Ruck, den er in Körper und Geist besaß, stürzte er sich mit dem Propheten in die Welt des Prinzen. Ein lautes Ächzen. Minuten vergingen. Schließlich schloss sich das Portal und was ihnen blieb war eine Erinnerung. Jene, die in die Geschichte eingehen wird.

    Jirain Shadner, der Lineist. Sein Ende.

    Kapitel 263: Epilog

  • Wow... tolles Ende... und dann wieder doch nicht. Immerhin nicht ganz. Viele Fragen verbleiben noch und so hat dieses Ende vor allem eines erreicht. Mich richtig heiß auf deine Nachfolge FF zu machen.
    Shady opfert hier mehr als nur sein Leben. Er opfert seine Seele, seine Menschlichkeit, quasi sein gesamtes Sein für ein höheres Ziel. Der Prophet kann nicht getötet werden. Dafür ist er anscheinend zu mächtig. Stattdessen wird er verbannt. Die Dimension des Prinzen ist eine andere als Utopia oder? Jedenfalls lässt du somit offen ob wir den Propheten vielleicht in deiner nächsten FF im Rahmen der "Dr. Monkini und Boundary Tour durch die Dimensionen" wiedersehen.
    Mit dem Tod des Lehrers und Freddies, mit der Zerschlagung von Manus und der M-Acht, mit dem erstmaligen Versagen des Propheten ist der Traum vom neuen Glanz jetzt wohl endgültig ausgeräumt. Was werden Mind und Ray nun tun? Werden sie zu ihren Liebsten zurückkehren und ein normales Leben führen? Können sie so etwas wie ein normales Leben überhaupt noch führen? Ich denke ja, das wir zumindest Mind in deiner nächsten FF noch einmal sehen werden. Er wird die Position von Arty einnehmen. Das halte ich am wahrscheinlichsten. Bei Ray und Arina könnte ich mir vorstellen, dass sie sich auf Sarna Dirpa niederlassen. Im 4ten Arc haben sie sich dort zumindest ziemlich wohl gefühlt.
    Shadys Ende fand ich passend. Du hast über das ganze Kapitel seinen Wunsch immer stärker aufgebaut. Denn Wunsch, welchen er sich schlussendlich erfüllte. Ich denke Shady ist ohne Reue gestorben. Hätte er noch Gefühle gehabt, so wär er sicher glücklich gewesen. Und ja ich denke er ist wirklich tot. Hätte er überlebt, würde alles für mich einen licht bitteren Nachgeschmack bekommen. Dann würde sich sein Opfer irgendwie hohl anfühlen.
    Wurde der Prinz eigentlich schon früher einmal erwähnt? Kann mich jetzt nicht so wirklich daran erinnern. Was ist das Gefährliche an der Welt, die alle Unmöglichkeiten bündelt? Da deine nächste FF wohl das Thema der Dimensionen behandeln wird, setzte ich diesen Punkt einfach mal auf die Liste: "Dinge, welche hoffentlich später noch aufgeklärt werden"
    Wie viel vom Ende stand eigentlich von Anfang an Fest? Wusstest du, dass es genau so enden würde? Und wann hast du eigentlich beschlossen eine Nachfolge FF zu schreiben?
    Alles in allem bleibt ein würdiges Ende für die längste FF des Forums. Und eines, welches die monumentale Anforderung erfüllt, zufriedenstellend zu sein. Shadys Opfer wirkte zu keiner Zeit unnötig oder theatralisch. Beim Lesen habe ich mich selbst dabei erwischt, leicht zu nicken. Jirain Shadners Ende und damit das Ende dieser FF waren toll.

    mfg
    Dillian
    ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~
  • Hiermit raffe ich meinen alten Panda-Körper wieder einmal auf um einen pandastischen Kommentar abzugeben. Also satteln wir die Pferde und legen gleich los:

    Das Ende war episch gestaltet und mit dem Opfer eines Hauptcharakteres verziert. Hier schließe ich mich auch der Meinung Dillians an, dass Shady tot ist und ein Wiederauftreten dieses Charakteres irgendwie, diese abschließende Epicness im Nachhinein zerstören würde. Aber leider gibt es auch ein wenig Kritik an diesem Ende: Dieser Kampf auf der tiefsten Ebene war sehr schwer zu verstehen, da dort ja ziemlich seltsame Sachen abgegangen sind. Aber schlussendlich zählt nur der Ausgang, Shady hat es irgendwie geschafft zum Mittelpunkt aller Dimensionen zu kommen und schleifte dort den Propheten in eine andere Dimension. Dabei kam mir die Vorstellung des Prinzen ein wenig aprupt vor, da ich mich ebenfalls nicht an eine Erwähnung eines solchen Adeligen erinnern kann. Auch stell ich mir die Frage wie sich Shady schlussendlich mit dem Propheten in das Portal stürzen konnte, wurde nicht seine Kehle durchtrennt? Natürlich liegt die Vermutung nahe, das Shady nicht sterben konnte, da er nur mit seiner Seele dort anwesend war. Aber was hätte es dann für einen Sinn für den Propheten gehabt einen solchen Angriff zu starten, wenn er sowieso niemanden töten konnte? Naja, eine Erklärung dafür wirst du schon haben, also lassen wir das jetzt einmal~

    Und kommen lieber zu der Geschichte im Großen und Ganzen. Ich habe diese Geschichte von Anfang mitverfolgt, war bei allen ihren Höhen und Tiefen dabei und habe auch alle Auflösungen der dreifach verdrehten Mysterien miterlebt, daher kann ich sagen, sie ist klasse! Das Storytelling und die Charaktere wiesen eine ziemlich gute Qualität konstant auf. Kaum zu glauben, das sie, laut deiner eignene Aussage, gar nicht von A-Z durchdacht war, da eigentlich kaum irgendwelche Fehler aufgetreten sind. Was mir natürlich besonders gefallen hat, ist das ich teilweise davon überzeugt bin, maßgeblich an manchen Ereignissen in deiner Geschichte beteiligt gewesen zu sein. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl das ohne mich der arme Jackson für immer in dieser Grabkammer vergessen worden wäre ;). Einzige Mankos die mir jetzt spontan einfallen würden, wären einerseits der Verschleiß toller Charaktere, während du den Tod von unnützen und gehassten Charakteren hinausgezögert hast und andererseits das teilweise fast schon lächerliche Recycling mancher Charaktere, Gerald Stappler, der finanziell orientierte Hafenwächter von Hanten Hill als Manus Mitglied war dann fast schon irgendwie zuviel (insofern ich das richtig im Gedächtnis habe).

    Naja, irgendwie hätte ich geplant gehabt, mehr zu dem Ende dieser Geschichte zu schreiben, aber was wäre denn noch zu erwähnen? Dinge, die noch offen stehen, werden vermutlich in deiner nächsten Geschichte erörtert, also hilft es hier nicht wirklich wild Rätsel zu raten. Aber gut, bleiben wir gleich bei diesem Thema: Deine nächste Geschichte. Bin schon gespannt was dort thematisiert wird und vor allem freu ich mich auch manche Charaktere, die ja angeblich wieder vorkommen sollen (Shy, yea~y). Ich persönlich denke nicht, das du dieses Jahr noch mit dieser Geschichte anfangen wirst, du wirst vermutlich erstmal ein wenig die Füße hochheben oder du kritzelst schon fanatisch Charakterdesigns, Twists und Plots für dein nächstes Werk. Vermutlich ein Mix aus Beidem :). So, phe~w, jetzt fällt mir nichts mehr ein, was ich schreiben könnte. Naja, ich könnte noch ein bisschen Brainstormen bevor ich mich verabschiede

    A Storm is Coming!

    • Wann wird John endlich zugegen sein?
    • Deine nächste Geschichte startet mit einem Marine-Soldaten!
    • Shy, yea~y!
    • In deiner nächsten Geschichte werden mehr Weltaristrokraten, als in dieser Geschichte sterben
    • Dr. Monkini wird Gagmäßig keinen cooleren Namen bekommen
    • Jede Menge Referenzen auf dieses Werk
    • Shy, yea~y!
    • Affe im Anzug!
    • Tatsächlich mal ein paar Piraten
    • Wird es einen neuen Erzähler geben?
    • Wird Ernst in deinem nächsten Werk einen richtigen Auftritt haben?
    • Wo war Ernst am Ende?
    • Was ist der Unterschied zwischen einer Ente?
    • Shy rules!



    MfG Panda Lee
  • Das Ende dieser Geschichte

    Epilog
    Erzähler: „Tage, an denen Menschen gehen, Momente, in denen klar wird, dass sie bleiben. Sekunden, in denen der Wille stets aufs Neueste beschworen wird. Alles wird getan, um am Leben zu bleiben, um es ohne schlechten Gefühls als solches bezeichnen zu dürfen. Die Ruhe vor dem Sturm währte ewig. Doch solange es ruhig blieb...“

    *
    [Isktar]

    Der Stützpunkt der M-Acht glich einmal mehr einer heulenden Gruft. Dort wo die Schiffe anlegten, führte ein riesiger Steinbogen auf eine ebene Fläche. Nicht mehr als ihre Grabsteine und ein Marmortisch befand sich auf der Insel. Keine Bäume, keine Tiere, nichts. Eine Stätte auf hoher See, die jeder zu betreten imstande war.
    Ihre Boote schaukelten leicht, während sie stumm vor seinem Grab warteten. Es mochte unbehaglich erscheinen den eigenen Namen in unzerstörbarem Carbonerit eingraviert zu sehen, doch ein jeder musste diesen Gedanken akzeptieren. Der Tag, an dem sie sich vor über 30 Jahren hier versammelten, war der Tag, an dem es mit ihnen anfing. Jene Veränderung, die bis seinem Ende bestand haben sollte. Ihre Namen, ihre Funktion, alles wurde ein für alle mal festgelegt. b.L. Manyame. Heidi Hoe.
    Sie wurden vom Schwur entbunden. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten verband sie nichts mehr. Erinnerungen. Das war alles. Lediglich gemeinsame Erinnerungen.
    Stille
    „Wer füllt eigentlich das letzte Grab – und wie?“ Der neue Chef der Marine grunzte bei diesem Gedanken.
    Manus war Geschichte.
    Jede M-Acht hatte eine einzige Aufgabe. Nebenbei das Elend zu bekämpfen war lediglich eine Geste. Zwingen konnte sie keiner dazu.
    „Ist mir egal“, erwiderte Rich²man, er lehnte seufzend am Tisch. Alles zog an ihm vorbei. Sein Meister lag aufgebahrt vor ihm. Friedlich, still. - Lebendig.
    Doch Cornelius war mit den Gedanken woanders. Bei seinem Bruder Don Vittorio. Er, war sein echter Bruder.
    San Jigens Augen waren weit geöffnet und sie zitterten. Niemand vermochte zu sagen, was in seinem toten Körper vorging. Der Yamakuma.
    Erst jetzt zeichnete sich seine ganze Wirkung vor ihren Augen ab. Es dauerte bereits Minuten, in denen die Teufelskraft ihren Wirt verließ. Darauf bereitete er sie zu Lebzeiten vor.
    Seufzen
    Verträumt starrte Sany auf die leere Frucht, die auf dem Tisch lag. Er wollte nicht mit ansehen, wie sein guter Freund selbst im Tod noch keinen Frieden fand. Erst wenn die Prozedur abgeschlossen war, würde er ihm wieder ins Gesicht schauen, ihm die Augen schließen, ihm alles Gute für den weiteren Weg wünschen.
    Ein Blick in weite Ferne
    Niemand von ihnen wusste den Namen des Lehrers und gegen wen sie all die Jahre kämpften. Dieses Geheimnis nahm der Alte mit auf die Insel. Dreimal betraten sie sie erst. Viel änderte sich ja doch nicht...
    Sany. Rich²man. Mr. Cruel. Derzin.
    Richard Bankiston blieb fern. Sein erstarrter seelenloser Körper stand seit dem Kampf auf Sarna Dipa in dessen Forum. Unversehrt, poliert, ehrerbietend. Er war das letzte verkörperte Relikt des Aparinismus. Ein Wahrzeichen für das Leben in Freiheit. Einem Gedanken dieser Ära.
    Ihn hier zu beerdigen...selbst dieser Ort wäre ihm nicht gerecht geworden. Sie schauten auf ihre Vivrecard. Bankinston alias Burn-hard dürfte hier ohnehin nicht begraben werden. Der Tod war die einfache Voraussetzung dafür.
    Sein falscher Puls verstummte
    Manche von ihnen zogen die Mundwinkel hoch, nachdem in Heidi Hoe die letzte Ruhe einkehrte. Der Yamakuma war verschwunden.
    Sany atmete tief ein, drehte sich um und sprang auf Mr. Cruel, der freiwillig einen Buckel machte. Nickend stand der Zwerg auf dem menschlichen Hocker und strich seinem Freund über die Augenlider. Frieden war in dessen Gesicht eingekehrt. Er starb in hohem Alter. Vieles erreichte er. Leben, Sterben, Versöhnung und Vergebung. Es würde dauern, um die Geschichten, die dieser Mann erlebte, in allen Einzelheiten durchzugehen. Darum beließ es der Kleine dabei und kehrte mit einem Sprung zum Tisch zurück. Das leere Obst inspizierend.
    Zittern
    „Der Yamakuma ist immer noch da draußen“, er schüttelte enttäuscht den Kopf. „Sonst hätte sich die Frucht verwandelt.“ Seine bald ehemaligen Mitstreiter taten das, was er nicht hoffte, jedoch insgeheim erwartete. Sie zuckten mit den Schultern.
    „Das lag im Rahmen der Möglichkeiten“, analysierte Mr. Cruel kühl. Er betrachtete seine blitzenden Abzeichen, lächelte.
    „Wenn sich wer darum kümmern will...“ Der Flottenadmiral klopfte dem Toten mit der Faust auf die Schulter und schritt ohne weiteres in die Richtung seines Schiffs. Seine Besatzung harrte während der Zeremonie unter Deck aus. Diskretion war der Befehl.
    „Du willst einfach so gehen?“ Der flehende Unterton in Sanys Stimme war klar herauszuhören.
    Konnten diese gemeinsamen Jahrzehnte so enden? Ein Abschied zwischen den Zeilen?
    „Auf mich wartet nun einmal verdammt viel Arbeit!“, antwortete Walt Anderstan alias Mr. Cruel geschäftig, während er im gehen auf seine Taschenuhr blickte. „Meine Bürotür steht euch immer offen – außer montags.“
    Mit einer Prise Humor betrat er das Schiff, den Arm sowohl zum Gruße als auch Abschied angelegt.
    Drei verblieben
    „Ich habe weitere Gräber zu pflegen.“
    Ein Handschlag und ein bemüht gefasster Blick des reichen Cornelius „Rich²man“ Johnson reichte diesem aus. Danach schwebte er gedankenverloren davon, durch den Bogen hindurch, über sein von Schildkröten gezogenes Boot hinweg. Ehe Sany über dieses für ihn unwürdige Ende klagen konnte, legte sich eine große Hand auf seine Schulter.
    die letzten zwei
    „Die M-Acht kommt und geht wie es ihr gefällt. Wir waren nicht die Ersten und sind nicht die Letzten.“
    Die ganze Zeit mit ausschweifendem Blick gen Unicon ließ Soldier Jay die letzten Minuten schweigend auf sich wirken. Als mehrfacher Doppelagent vertrauten ihm die wenigsten. Das war okay, da San Jigen an ihn geglaubt hat. Das reichte.
    „Ich habe mich nie für eine Seite entschieden.“
    „Ich weiß“, murmelte der Kleinwüchsige.
    Es war schön, doch noch ein längeres Gespräch zu führen. Derzin hatte Zeit für ihn, den Jüngsten, der einen klaren Schlussstrich ziehen wollte. Seiner Meinung nach gehörte es zu ihrem Auseinander gehen dazu.
    „Heidi Hoe kannte mein seelisches Laster, akzeptierte Schwarz und Weiß in mir.“ Er verbeugte sich vor dem großen Mann, in dessen Gegenwart er sich trotz seiner drei Meter immer wie ein kleines Kind gefühlt hatte.
    „Er hat mir versichert, dass es ohne Manus keine M-Acht geben kann... Ohne ihn wäre ich nicht hier, nicht zerrissen.“
    „Er akzeptierte dich...“
    „Er hätte mich brechen müssen...“, Jay lächelte. „Doch solche Treue wünschte er sich nicht.“
    warten
    Ihre Blicke trafen sich auf dem Tisch. „Du hattest gefragt, wer sich darum kümmert...“ Derzin nahm die Frucht. „Heidi Hoes letzter Wille ist meine Verpflichtung.“ Er verstaute das Gefäß. „Meine Entscheidung ist klar...“
    Dann schritt er in Richtung des Torbogens. „Ich trage meinen Teil bei“, er nickte dem Zwerg zu, „und sorge dafür, dass der Yamakuma verschwindet.“
    Ohne rot zu werden stieg er in das Boot, dass Rich²man in seinem Gemütszustand einfach zurück ließ.
    „In drei Stunden muss ich bei Doktor Krueger sein, also beeilt euch!“, brüllte Jay, der so eben aus seiner einstigen 'Einheit 43' gedanklich die 'Einheit 430' formte. Er schmunzelte. Die Zahl stand nämlich für das Durchschnittsalter der krächzenden Kampfschildkröten, die mit Irokesenschnitt, Haartolle und Goldkette einen gefährlichen Eindruck machten.
    Sie waren ein frühes Geschenk vom dahin geschiedenen Don Vittorio, der die vier auf die Namen Blutspurst, St. Dying, Elvis Pressleid und Fridolin taufte.
    Von diesem Gespann wird in Zukunft noch vieles zu hören sein.
    Erzähler: „An diesem Tag trennten sich die Pfade der vier Männer. „Der Flottenadmiral“, „der Zwerg“, „der Soldat“ und „der Reiche“. Denn jeder lebte ab sofort sein und nicht „ihr“ Leben.
    *
    [Sarna Dipa]

    „Bis ein neuer Geschäftsführer eingesetzt wird, lassen wir es uns gut gehen!“ Der Wirt lächelte und schob einen weiteren Krug über die Theke.
    Alles ging drunter und drüber, seitdem die überlebenden Söldner vertrieben worden waren. Die Leichen der Kannibalenmumie, dem verstoßenen Aristokraten Eydge Kaahn und dem verrückten Musikanten brachten gutes Geld ein. Niemand hier legte Hand an sie an, daher hatte keiner ein Problem mit dem finanzierten Neuaufbau der zerstörten Gegend. Der hier sesshaft gewordene und kürzlich verstorbene Ex-Admiral Maretan wurde neben dem Standort von Richard Bankiston und Graf „Alpha“ Finch von Alpersi begraben. Diese drei waren die Helden und zugleich die Aushängeschilder der Insel geworden.
    „Kaum zu glauben, dass dieser Typ sich hier noch einmal blicken ließ.“
    Trotz der guten Ausgangslage herrschte ein kühler Ton in der belebten Bar. Ein jeder hier fürchtete um sein Leben, während das Monster der Nacht, der alte Maretan und andere Kaliber ihre Mächte demonstrierten. Es war für sie ein Wunder, dass die Insel nicht von der Landkarte getilgt wurde. So etwas passierte immerhin nicht selten.
    „Meinst du wirklich, dass er es war?“, fragte der Wirt verdutzt und trocknete eines der Gläser ab. Alle Blicke trafen sich beim Dicken, der das Glas am Henkel hin und her drehte. Er nahm einen tiefen Schluck, alle warteten gespannt.
    „Meine Augen lügen nicht...der Junge half nachts beim Wiederaufbau mit. Es war mein Haus...“ Missmutig bohrte er in den Ohren, als das Gelächter seiner Kollegen langsam anklang. Sie warteten scheinbar nur auf seine Pointe. Der Abschluss eines Trunkenbolds.
    „Bei Tagesanbruch...war er verschwunden!“ Er konnte nicht einmal atmen, da begannen bereits alle Dämme zu brechen. Die ganze Bar tobte vor Lachen, niemand glaubte an diese Geschichte. Zu absurd waren die letzten Nächte, zu abstrakt war dann das, was danach folgen sollte. Nachdem alles wieder zur Normalität überging...
    Der Wirt fing sich als erster wieder, nüchtern genug war er, um der Wirklichkeit ins Auge zu blicken: Calvin Carpaccio, der Geschäftsführer der C-Corp, weit und breit größter Arbeitgeber, wurde nach der Ermordung von „Don“ Johnson auf dem Archipel als Schwerverbrecher klassifiziert. Die Firma wurde vor Tagen auf Eis gelegt.
    All dieses Gelächter, so dachte der Wirt, würde nur kaschieren, dass tausende Jobs mit einem Streich verloren waren. War es überhaupt machbar, Carpaccio zu beerben? Es würden harte Zeiten anbrechen.
    *
    [Kythera]

    Das ehemalige Versteck der Organisation sollte unter der eingestürzten Höhle kein gewöhnlicher Mensch mehr finden. Doch das war ab dem heutigen Tag auch nicht mehr notwendig. Bald würde die Insel wieder so sein wie früher. Unscheinbar.
    Vor vier Jahren wurden bereits große Teile von ihr im Meer versenkt. Eine Zäsur, die niemand mitkriegte. Bright Larner richtete es – und kein Einwohner würde wissen, was hier für unglaubliche Dinge abliefen. Sie leben auf einer legendären Insel.
    Ein Spiel fand hier statt. Eines auf Leben und Tod, eines, in dem sich zwei Namen erstmals gegenüber standen: Mind und Boundary „Makaveli“ Colant.
    Zwei Männer, die das begannen, was der Lehrer und Heidi Hoe beendet haben. Eine Jagd um die Welt – über die ganze Welt. Und darüber hinaus.
    Stille.
    Dampf schoss zwischen den Felsspalten hervor. Vor jenem Eingang, an dem sich Mind und Carpaccio das erste Mal begegneten, materialisierte sich eine Person. Alles an ihm verwandelte sich in Dampf. Nicht nur er. Alles, was er an sich trug, war unbeschadet aus den Tiefen des alten Versteckes geborgen worden. Der Lineist zog eine merkwürdig geformte Zigarre aus der Hosentasche, schmunzelte.
    „Vollste Konzentration dafür!“, murmelte er, sah hinter den passierten Trümmerhaufen und nahm einen tiefen Zug, blies grünlichen Rauch aus. Und die Welt um ihn herum veränderte sich. Levine begann zu schwitzen, lehnte sich neben den zugeschütteten Eingang und begann zu lachen.
    „East you ess?“, schallte es verschwommen aus der ebenso benommenen Teleschnecke. Darren Levine rutschte langsam die Wand hinab, ließ sich auf den Boden nieder und beäugte die tanzende zweiköpfige Schnecke, die die gesprochenen Schallwellen seines Meisters in merkwürdigen Hieroglyphen auf ihn warf. Eine in der Form eines Hammers prallte gegen Levines Stirn, worauf er erschrocken aufstieß.
    „Küaffst you yda?“, wiederholte sie in tranigem Singsang. Jetzt bekam es der benebelte Lineist mit der Angst zu tun, Dampf schoss aus jeder seiner Poren, alle Stoffe der Droge wurden aus seinem Körper verdrängt. Er ernüchterte schlagartig. Klar wurde: Die Teleschnecke hatte nur einen Kopf, eine blonde Haartolle und die Stimme von Pope Lines hatte sein Hirn lediglich visualisiert.
    „Ja, ich bin hier in Kythera und ja, ich habe wieder gekifft!“, antwortete Levine und salutierte in die mangelnde menschliche Präsenz des Waldes hinein. Pope Lines murmelte etwas unverständliches, danach widmete er sich wieder dem Kopfgeldjäger.
    „Hast du Visionen gehabt?“, kam es klar und deutlich zum Ausdruck.
    „Die ihn betraf, war die letzte.“ Die Enttäuschung hörte der bunte Abt deutlich heraus. Lines wartete keine Sekunde, um diese nicht aufflammen zu lassen.
    „Manchmal ist der Geist ausgelastet. Dann braucht er etwas Erholung“, ermutigte er seinen Schützling. „Hast du die Tafel gefunden? War sie noch heile?“
    „Ja, die Mitgliedertafel von Manus befand sich in der Halle...Genauso wie die Überreste von Tiaran und Shien Shikai.“
    Levine legte die Tafel vor sich auf den Boden und wartete auf die Anweisung von Pope Lines. „Mach sie kaputt und schau ins Innere“, sagte dieser nun. Als ob er eine künstlerische Pause einlegen wollte, trat Schweigen ein.
    „Es ist das drinnen, was Sie vermutet haben, oh bunter Abt!“
    Erzähler: „Sehr interessant!“
    *
    [Hanten Hill]

    „Ich kann es immer noch nicht begreifen, dass er tot ist...“ Opa Tattergreis raufte sich die Haare. Um sich zu beruhigen, nahm er einen Schluck Tee zu sich, betrachtete über den Tassenrand hinweg den älteren Herrn, der ihm gegenüber saß. Unter der schwarzen Robe konnte er – zu seinem Glück – noch eine geblümte Badehose erkennen. Richter Hantes überschlug die Beine und grummelte in seinen frisch gewachsenen Bart hinein.
    „Wie gern hätte ich diesen Lehrer verknackt...“ Er seufzte. „Bald ist es nicht mehr nötig bei so viel Selbstjustiz ein gutes, gerechtes Urteil auszusprechen.“ Der Opa begann zu lachen. „Weil alle Verbrecher sterben? Keine Angst...“ Er rührte süffisant grinsend in seiner Tasse und schloss die Augen. „Bald hast du genug zu tun. Immerhin wurde das Gefängnis in die Luft gejagt.“ William Tates sah seinem alten Freund an, wie dessen Robe jetzt die sommerlichen Urlaubsshorts verbarg. Bald würde nämlich nicht mehr sonderlich viel Freizeit für den Richter – und Hobbysurfer – übrig bleiben.
    „Es war kurzsichtig eine Bombe in der Nähe eines Gefängnisses hochgehen zu lassen.“
    „Der Junge hatte es doch gut gemeint. Der Lehrer hat ihn umgebracht. So etwas kann man eben nicht besser planen“, erzählte Tattergreis fasziniert. Der Richter brummte und setzt zur gleichen Tonlage an.
    „Wie ich schon sagte. Selbstjustiz, die nicht mehr anzuklagen ist...“ Er wartete kurz. „Aber es sei Boundary Colant verziehen...“ William Tates hob die Tasse. „Auf Sanford und Boundary.“ „Auf die beiden“, prostete der Richter zurück, während er nebenher auf seine Uhr linste. Sein wunderbarer Urlaub würde schon in 18 Stunden zu Ende sein. Hoffentlich kehrten die Flüchtigen des Mary Joa Gefängnisses freiwillig zurück. Dann könnte er ein paar Tage dranhängen. Was waren das schon für gehegte Wünsche dieses Richters? Immerhin verurteilte er Sankt Nimmerlein. Mit diesem erlangten Ruhm würde er auch in Zukunft kaum noch Ruhe finden. Welch gute, gerechte Grausamkeit, die ihn plagte. Und das schlimmste war: Wegen der neuen Hafenbediensteten würde er sogar beim Verlassen der Insel zahlen. Welch komplizierte Visite.

    „Ich habe die Position des Hafenmeisters neu besetzt. Wie es aussieht, wird der Ehemalige Gerald Stappler noch in dieser Woche verurteilt werden.“ Ians Affäre, Enkelin Cally, legte dem Bürgermeister den Dienstplan auf den Schreibtisch.
    Seitdem die drohende Eskalation durch Doktor Nimbus Eingreifen eingedämmt wurde, genoss es Iderif Ross wieder. Er genoss alles. Das Leben, das Verlassen seines Büros, selbst die Handpuppe seines Bruders bereitete ihm Freude. Die Vorhänge seines lange abgedunkelten Büros hatte er verbrannt, nachdem das Versteckspiel endlich ein Ende nahm. Der Bürgermeister von Hanten Hill war endlich wieder glücklich.
    „Vielen Dank, Miss Tates.“
    Ihm kam ein verrückter Gedanke. Er hob die Hand und gebot ihr zu schweigen. Lächelnd ging er zur Tür und lauschte der Stille des Korridors.
    „Hören Sie das, Cally?“
    Die junge Frau wartete kurz, legte ein Ohr ans Holz. Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Ich bin mir sicher, dass da nichts ist, Sir!“
    Ross hob jubelnd die Arme, erstmals konnte man sehen, dass sein Hemd darunter keinerlei Schweißflecken aufwies. Die Tage des Stresses und der Angst waren nämlich vorüber.
    „Richtig! Ist das nicht wunderbar?“ Er öffnete die Tür, zeigte seiner Sekretärin per Fingerzeig an ihm zu folgen und schritt über den leeren Korridor.
    „Wissen Sie noch? Vor wenigen Wochen wollten die Menschen meinen Kopf, Scharen drängten sich vor mein Büro. Parolen, Klagen, alles musste ich mir da drinnen anhören. Dutzende Fensterscheiben gingen bei den Räumungen zu Bruch...“
    „Wegen Sani, der die Leute raus warf?“ Iderif winkte schmunzelnd ab. „Ach, der kleine Mann tat seine Pflicht. Trotzdem kosteten er und das Idioten-Kommando jede Menge Nerven.“
    „Deswegen sollte ich die Männer der Hanten Hiller Polizei als wechselnde Hafenmeister einsetzen?“ Iderif nickte, doch dann hob er belehrend den Zeigefinger.
    „So Leid es mir tut, doch Idioten-Kommando ist die offizielle Bezeichnung für unsere Polizei. Daher gebrauchen Sie den Namen bitte in Zukunft.“ Cally seufzte.
    „Notiert, Sir. Doch wieso heißen sie eigentlich so?“ Der Bürgermeister ballte die Fäuste hinter seinem Rücken und senkte die Stimme. Jeden Moment würde sie die Wahrheit über diesen bescheuerten Namen erfahren. Sie zitterte, auch wegen des eintretenden Luftzuges.
    „Es war einst eine lange Nacht. Sie wählten den Namen selber.“
    Geplättet sank die Frau zu Boden, zweifelte an der menschlichen Intelligenz. „Ging mir anfangs genau so“, murmelte der Bürgermeister und kehrte zufrieden in sein Büro zurück.
    „Ich werde meinen Bruder gleich im Krankenhaus besuchen“, rief er seiner Bediensteten noch beim eintreten zu.
    „Das ist nicht nötig“, erwiderte die Handpuppe auf dem Schreibtisch. Iderif kratzte sich irritiert an seiner Halbglatze und näherte sich seinem Stuhl. Er erschrak nicht, als eine Person unter dem Tisch hervor sprang. Dennoch war Iderif überrascht. Sein Bruder griff nach der Puppe, die ihn während seiner Amnesie tagtäglich begleitete.
    „Wie geht es dir, Harve?“, fragte Iderif und schaute voller Routine ins Puppengesicht, mit dem er während der Kindheitsphase seines Bruders überwiegend zu sprechen hatte. Dann aber schüttelte er den Kopf und sein Blick blieb an der gestrickten Mütze hängen.
    „Es geht mir gut, Bruder!“, antwortete Harve freundlich. Seine ehemals hohe Piepsestimme hatte sich verabschiedet. Seine Kopfverletzung schien verheilt. Dementsprechend redete er wieder mit seiner normalen Erwachsenenstimme. Iderif umarmte seinen Bruder, fasste an dessen Hinterkopf.
    „Wozu trägst du noch die Mütze? Du bist brüllend heiß“, registrierte der Zwilling lachend. „Es ist mein Markenzeichen.“
    „Wie bitte?“
    „Eine rote Strickmütze wird mein Markenzeichen sein“, korrigierte sich Harve, nachdem er den erhobenen Zeigefinger seines Bruders sah. Sein Lächeln war nicht verschwunden. Doch Iderif wirkte geschockt.
    „Erinnerst du dich noch an unseren Streit?“ „In Teilen.“ Harve zögerte erst, doch dann umgriff er den Zettel in seiner Hosentasche.
    Er wurde erwartet. Es war Zeit zu gehen.
    „Du wolltest gehen, dein Amt niederlegen.“, erklärte Iderif, dessen Hände zu zittern begannen. „Du wolltest unbedingt hier weg, zusammen mit dem Schatz der Insel.“ Iderif schluckte. „Ich wollte dich nicht gehen lassen, du wurdest laut, und ich, ich geriet in Panik.“ Harves Lächeln verschwand in keiner Sekunde. Langsam wurde es unheimlich für den eben noch so unglaublich gelassenen Iderif.
    „Was hast du vor?“, flüsterte dieser.
    „Jahrelang habe ich den alten San Jigen hier beobachtet. Schau. Ohne ihn ist es nicht mehr das selbe. Ich will einfach mal woanders hin.“
    Iderif erhob die Hände zu einer ausladenden Geste, ehe er zu sprechen begann. „Beim letzten Mal hast du das sehr viel Lautstärke zum Ausdruck gebracht.“ Harve grinste. „Danach hast du mir auch einen Schlag auf den Kopf mitgegeben.“
    „Es tut mir...“ Der Mann mit der Mütze tätschelte seinem kleinlaut gewordenen Bruder die Schulter. „Ist schon okay, wenn wir Angst haben, bauen wir alle mal Mist.“ Er reichte seinem Bruder die Hand. Dieser wiederum zögerte erst. Danach willigte er schließlich ein und geleitete Harve zur Tür.
    „Du packst das hier alleine...und gib auf die Puppe acht.“ Schließlich gab Iderif endlich nach. Noch so einen Streit wollte er nicht vom Zaun brechen.
    Harve stiefelte mit einem Abschiedswort an der am Boden liegenden Cally vorbei, die – durch die unglaubliche Geschichte – noch immer benommen zu ihrem Chef blickte.
    „Bin ich die Puppe?“, stammelte sie geehrt. Iderif schüttelte schmunzelnd den Kopf, schloss die Tür, während die beleidigte Cally Tates erneut in Ohnmacht fiel. Wo blieben die charmanten Prinzen auf ihren Gäulen sofern sie gebraucht wurden?

    Draußen auf der Straße entfaltete Harve das Papier in seiner Hosentasche. Sein Lächeln wich einer starren Maske, mit der er wortlos an den jubelnden Mengen vorbei hastete. Alle erfreuten sie sich an seiner Genesung. Zulange hielt sich das hartnäckige Gerücht seines Todes, verursacht durch Iderif. Doch Gedächtnisschwund und Scham waren das Einzige, was die beiden Brüder zu diesem unglücklichen Missverständnis stilisierten. Eines, das brutale Straßenschlachten zur Folge hatte. Harve Ross interessierte es nicht, was sich hier während seines Verschwindens abgespielt hatte.
    Wäre Richter Hantes nicht anwesend, so hätte er seinen Bruder jetzt mit unlauteren Mitteln verlassen. Die junge Tates hätte er beim Rausgehen ebenfalls nicht verschont.
    Harve Ross begann zu lächeln, da sein Ausfall zum Glück nicht all zu schwer wog.
    Er war nämlich ursprünglich als „der Gelbe“ ausgewählt worden. Er, Harve Ross, sollte mit Tiaran, Cube und Kazuzatu das Spiel leiten. Doch ehe er nach Kythera aufbrechen konnte, schlug ihn sein Bruder im Streit nieder. Dieser starrköpfige Iderif. Harve stapfte an den Hafenbediensteten vorbei, die ihm eben noch Geld abnehmen wollten. Er ignorierte sie und bestieg sein Boot.

    Er knurrte, während er an der Leine des Motors hantierte. „Ein Niemand namens William Tender musste mich ersetzen...Ian konnte ich keine Instruktionen mit auf den Weg geben.“
    Harve Ross drückte seine Faust ans Kinn. Er war aufgeregt. Doch gleichzeitig machte sich in ihm auch eine gewisse Zufriedenheit breit. Immerhin konnte er seinen Teil zum Spiel beitragen. Er war es, der Capanolis Leichnam an Boundary weitergab, und er war es, der San Jigen all die Jahre auf Hanten Hill observierte. Immerhin galt es als hohes Risiko, sollte sich dieser alte Mann unerwartet aus seinem angeblichen Ruhestand verabschieden. Harve starrte auf den Zettel, der ihm den Treffpunkt für den heutigen Tag anzeigte.
    „Kaum zu fassen, dass dieser Zeitpunkt seit Monaten geplant wurde. Du bist ein wahres Genie...Boundary Makaveli!“
    *
    [Mary Joa]

    „Ist da jemand?“
    Der helle Schein der Fackel kämpfte sich durch die eingestürzten Gänge. Es waren zwar verurteilte Verbrecher, andererseits aber auch Menschen. Es war klar, dass alles Mögliche unternommen werden musste.
    „Hilf mir mal!“, rief der Wärter, als ein Haufen Schutt den Weg blockierte. „Diese armen Schweine. Noch in ihren Zellen von den Wänden erschlagen...“
    Dieses Gefängnis wurde für politische Verbrecher und Kleinkriminelle genutzt. Verbrecher, bei denen es nicht lohnen würde, sie ins Impel Down zu überführen. Nach der Explosion wurden manche Wände zerstört und damit der Weg in die Freiheit geebnet, die meisten hatten allerdings weniger Glück.
    „Hilfe!“
    Sofort reagierte der ältere der beiden Beamten und bahnte sich einen Weg durch das Hindernis. „Da vorne ist ein Überlebender, beeile dich!“ Sein Kollege blieb darauf kurz stehen und verschränkte die Arme. „Haben wir denn wirklich etwas gehört?“ Ein unscheinbares Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des zweiten Wärters aus. Entsetzt starrte ihn sein Vorgesetzter an. „Hören Sie auf damit!“
    „Womit denn? Haben es die Typen hier wirklich verdient?“ Schockiert wandte sich der Ältere ab. „Jeder Mensch hat das!“
    „Korrekt. Sie verhalten sich vorbildlich“, sagte eine Stimme hinter ihnen. Wie aus dem nichts war Thaddäus erschienen und reichte dem Gelobten die Hand, während er mit der anderen das Geröll wegdrückte. Krachend breitete es sich auf den Gang aus, der dadurch begehbar gemacht wurde.
    „Suchen Sie sich einen neuen Beruf“, meinte er beiläufig zum zweiten. Dieser echauffierte sich mit rudernden Gesten. „Ein Vizeadmiral kann mir das nicht befehlen!“, erwiderte er zornig.
    „Der stellvertretende Flottenadmiral ist jedem Beamten in diesem Land überstellt“, reagierte Thaddäus gelassen und suchte die Zelle, aus der der Hilferuf gekommen war. „Aber ich...“ Thaddäus wandte sich dem Querulanten sofort zu. „Helfen Sie beim Aufbau der Stadt, hier verlangt es nun einmal Fingerspitzengefühl...“ Beleidigt zog der junge Wärter ab, während der Ältere verdutzt in die beschriebene Gefängniszelle starrte. Thaddäus war genauso verblüfft.
    Vor ihnen stand ein völlig unversehrter Mann, der Teile der eingestürzten Decke an die Zellwände aufgetürmt hatte. Hinter ihm befand sich ein riesiges Loch in der Wand, durch welches das Tageslicht der Oberfläche in den Raum trat.
    „Ich habe gerufen, weil sie mich so am schnellsten entdecken würden.“ „Sie sind nicht verletzt?“, fragte Thaddäus prompt. Der Mann schüttelte seinen weiten Mantel, aus dem kein einziger Krümel zu Boden fiel.
    „Warum sollte ich? Mir geht es prächtig, das Essen war köstlich.“
    „Wieso tragen Sie denn einen braunen Mantel?“, fragte Thaddäus.
    „Weil mir schwarz-weiß-gestreifte Hemden nicht stehen“, entgegnete der Mann und steckte sich eine Zigarette an. Er drehte sich weg, um den Männern vor seinen Gitterstäben nicht den Rauch entgegen zu blasen. Ehe ihm jemand etwas entgegnen konnte, deutete der Hutträger auf seine Pritsche, auf der seine Kleidung fein säuberlich zusammen gelegt lag. Selbst die schmalen Halbschuhe waren poliert. Unter seiner grauen Hose trug der vermeintliche Häftling nämlich die eigenen Slipper.
    „Sie sind doch dieser Detektiv“, erinnerte sich der alte Wärter und fuhr mit dem Finger über ein mitgeführtes Klemmbrett. Der hagere Mann nickte und legte ein Geldbündel in den leergegessenen Teller. „Ich werde dieses Hotel wärmstens weiter empfehlen“, murmelte er freundlich nickend.
    Thaddäus blickte diesen verwirrt an. „Sie befinden sich hier im Inneren einer Gefängniszelle!“ Der Detektiv lachte und klopfte an die Gitterstäbe.
    „Das gibt Extra-Trinkgeld für köstlichen Humor“, rief er mit sonorem Charme. „Gefängnisse kann ich nicht einfach verlassen, ipso facto ist dies hier keines“, erklärte er und spazierte seelenruhig durch das Loch nach draußen. „Ciao ciao!“
    Danach war er verschwunden und ließ einen eingelullten Thaddäus zurück.
    „So etwas erlebt man nicht alle Tage“, murmelte der Wärter, vom natürlichen Charme des Detektivs begeistert. „Was hat er alles angestellt?“, fragte Thaddäus und schnappte sich mit schnellem Griff das Klemmbrett. Der Wärter winkte seelenruhig ab.
    „Nichts. Er war vor Wochen freiwillig hierher gekommen. Er ist 43 Jahre und so sauber wie sein Mantel.“ Thaddäus schlug sich die Hände vors Gesicht. Unzählige Häftlinge kamen bei der Explosion und ihren Folgen ums Leben. Und der Typ hat nichts besseres zu tun, als sich hier abzumelden?
    „Woher wissen Sie das?“, fragte Thaddäus, seine Gedanken ordnend. „Es steht auf seiner Visitenkarte.“ Der Wärter entnahm Thaddäus daraufhin das Brett und schob ihm stattdessen ein kleines Stück beschriebenes Papier zu. Detektiv „Huge“, 43 Jahre, so sauber wie sein Mantel
    „Das muss ganz schön aufwendig sein, jedes Jahr neue Karten herzustellen“, bemerkte der Wärter schmunzelnd. Thaddäus raufte sich die Haare bei so viel Zeitverschwendung und wandte sich zum gehen ab.
    „Ich wollte mich eigentlich vergewissern, was mit dem Häftling Sankt Nimmerlein passiert ist. Aber das hat sich wohl erledigt“, raunte Thaddäus und schritt an dessen leerer Zelle vorbei nach draußen.
    Seine neuen Schützlinge warteten auf ihn. Jenna, Lywet und Petrus wurden ihm unterstellt, nachdem John erneut nicht zugegen war. Alles in Mary Joa, der Regierung und der Marine würde noch einigen Wirbel erleben. Ein Grinsen breitete sich auf Thaddäus Gesicht aus. Ihn reizte die Herausforderung.

    *
    [Halle der Weisen]

    Die Aufregung war ihren Gesichtern noch immer anzusehen. Neuanfänge wurden beschlossen, überall wurden Positionen getauscht, während sie selbst nach wie vor unbehaftet in ihrer Stellung ausharrten.
    „Impel Down, Marine, b-times. Überall sind Veränderungen zu erwarten!“, murmelte Bob, der kerzengerade im 90°-Winkel auf einer der Säulen stand.
    „Diese Zeitung saß zu lange wie ein Schalk im Nacken...manche Geheimnisse sollten solche bleiben.“ Al Ghandi nickte zufrieden und kratzte sich an der Schläfe.
    „Aber den Tod hat Mr. Gold auf keinen Fall verdient, dazu war er zu professionell.“ „S tws sllt gwrdgt wrdn!“, pflichtete Ludwig bei.
    „Golds Angestellte sind von überall abgezogen. Manche wollen sogar diesen „Huge“ um eine Einstellung bitten...“ Alle begannen sie bei der Erwähnung dieses Namens zu lachen. Al Gandhi fasste sich nach einer Sekunde wieder und schlug mit der Faust auf die heutige Zeitung. Adam East überflog kurz die Überschrift des Hauptartikels und meldete sich ebenfalls zu Wort.
    „Die C-Corp hat keinen Inhaber. Der ehemalige Besitzer Johnson, der Jüngere, nimmt eine Auszeit und der eingetragene zweite Inhaber, Boundary Colant, ist leider Gottes verstorben.“
    „Weshalb ließ Mr. Carpaccio diesen Mann erst vor wenigen Wochen nachträglich eintragen?“ Al Ghandi grübelte und seine starre Miene verhieß eines: Er hinterfragte diese Tatsache. Dies verlangte ihm sein analytischer Geist ab. Er war immerhin der heimliche Kopf der Weisen.
    „Carpaccio muss ihm vertraut haben.“
    „Es ist eine Schande, wie sich dieses Genie selbst in den Abgrund manövrierte.“ Al Gandhi seufzte. Er hielt große Stücke auf Calvin Carpaccio, einen brillanten Kopf.
    „Wie schaut es mit Familie oder Vertrauten der Geschäftsführer aus? Hatte Carpaccio Familie?“ Jospeh klopfte an die Lehne seines Stuhls, da er es war, der die Verträge einst unterzeichnete.
    „Herr Carpaccio hat seinen engsten Freunden die Freiheit gekauft. Er hat für seine Leute gebürgt und dafür wurde ihr Kopfgeld ausgesetzt.“ Seine Kameraden schauten ihn fragend an. „Die Zeitungen stellten diese freigekauften Männer aber nach wie vor als gesuchte Köpfe aus. Ist unglücklich geregelt.“ Joseph zuckte die Schultern und rettete seine peinliche Lage mit schiefem Lächeln.
    „Du bist ziemlich schräg, Joseph“, spottete Bob, der die Säule auf und ab spazierte.
    „Es sei beschlossen. Lassen wir nach dem Ausschlussprinzip Herr Colants Angehörige anfragen. Den Statuten nach sind sie die nächsten Ansprechpartner!“
    Bob nickte und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
    „Neben San Nicolas Wolfram Jigen sollte auch Boundary Colant ein Denkmal gesetzt werden.“
    Al Gandhi blickte Bob fragend an. Diesem Blick schlossen sich die übrigen drei Weisen an. Bob schloss die Augen und schritt die Säule hinab. Ehe er den marmornen Boden berührte, erschien er bereits am Fuße der nächsten Säule, an der er wiederum schnurstracks nach oben wandelte.
    „Sie sind beides Helden. Die Menschen lieben sie! Außerdem ist er ein angenehmeres Gesprächsthema für uns.“
    „Es sei beschlossen“, lenkte Al Gandhi ein. Seine fragende Haltung war in diesem Moment abgeperlt. Während er jede Menge von Carpaccio hielt, war es Boundary, der in der Gunst aller Fünf stand.

    Trauernd kniete sie vor den pulverisierten Resten ihres Sandkastenfreundes. Sie stank fürchterlich, nachdem sie aus der Kanalisation gekrochen kam. Alexis Colant wollte nach ihrer Freilassung nur sicher gehen, dass sich die Entführer wirklich von diesem Ort entfernt haben würden. Ihre Angst trieb sie in ein Versteck, kurz darauf war die Bombe hochgegangen. Sie hielt sich die Ohren, die noch immer dröhnten. Sicher war sie, doch der Knall hallte da unten um ein vielfaches.
    „Wieso musste es so früh enden?“ Mit Tränen in den Augen vergrub sie ihre Hände in der Asche und schaufelte sie in ihren Pullover. Sie war schockiert. Wie in Trance grub sie in der dreckigen Erde. Ob tatsächlich noch etwas von Shaun übrig blieb. Es war ungewiss. Doch an der Stelle, an dem sie ihn sterben sah, wollte sie das mitnehmen, was eben da war. Und sei es nur ein Haufen Dreck.
    „Mühe dich nicht weiter, Kleines!“
    Auf den Knien drehte sie sich um und erblickte ein rundes Glas. „Diese...Asche...ist hier drinnen doch viel besser aufgehoben“, sagte eine bemüht sanfte Stimme. Das Mädchen leerte ihren schmuddeligen Pulli in ihm aus und nahm es aus der Hand des Fremden.
    „Danke“, flüsterte sie müde. „Harhar, sie riecht wahrhaft furchtbar“, polterte der zweite Mann.
    „Travers, schweigen Sie“, murmelte der füllige Fremde gelassen und nahm einen tiefen Zug der Luft, die ihn umgab. „Ich bin nicht länger vermögend, daher muss ich mich wohl oder übel mit ihr abfinden.“
    „Meinen Sie mich?“, fragte Alexis irritiert.
    „Aber Nein, ich bin diesen Sauerstoff nur nicht gewohnt. Nach meiner Geburt setzten mir meine Eltern einen gläsernen Helm auf.“
    Er deutete auf ihre Hände. „Den du jetzt in den Händen hältst.“
    Alexis betrachtete den Fremden nun genauer.
    „Sie sind Sankt Nimmerlein!“ Sie trat einen Schritt zurück.
    „Keine Angst, das Gefängnis hat mich verändert“, reagierte dieser sofort.
    Alexis blickte an ihm vorbei auf die Ruinen, die von der Marine inspiziert wurden.
    „Sie saßen doch nur ein paar Wochen ein“, entgegnete sie schlagfertig. Der sonst so dünnhäutige Adlige konterte darauf nicht einmal. Er riss sich zusammen, da er hier keinen Aufstand gebrauchen konnte. Die Marine befand sich in unmittelbarer Nähe.
    „Kleines, mein Hab und Gut wurde mit meinem Haftantritt enteignet...“ Er seufzte und zeigte auf ihre Hosentaschen. „Ich muss neu anfangen und es wäre mir eine Freude, sofern du mich mit deinem Kapital unterstützen würdest.“
    „Woher wissen Sie...“
    Sankt Nimmerlein lachte.
    „Ich habe mehr Geld gehabt als du dir jemals vorstellen könntest.“ Er schnippte in die Finger, worauf Travers ihm die Zeitung anreichte.
    „Ich kenne Boundary und seine ganze Familie“, er unterdrückte ein Knurren, nachdem er seinen Namen aussprach. Stattdessen verzog sich sein falsches Lächeln zu einer erregten Fratze. Er deutete auf die Titelseite.
    „Diese Firma könnte dir gehören und wir beiden könnten mit unserer Erfahrung deine Berater werden!“ Travers raunte, als er den Artikel und die Darstellung seines alten Freundes Carpaccio näher überflog.
    „Ich hoffe, du hattest einen brillanten Abgang, Bruder!“ Er strich über das Foto und widmete seine Aufmerksamkeit danach wieder der jungen Frau.
    Sie würde die Firma übertragen bekommen und ihnen damit einen Ausweg aus ihrer Misere ermöglichen.
    „Wieso sollte ich sie beide unterstützen?“
    Das geschenkte Lösegeld in ihren Taschen wog plötzlich schwerer als ihr lieb war. Sie war erneut zur falschen Zeit am falschen Ort. Sankt Nimmerlein legte sein bemühtes Lächeln schließlich ab und strich sich durchs schüttere Haar.
    „Kleines, als ob dir eine Alternative bliebe!“
    Erzähler: „Da bahnt sich etwas gefährliches an!“
    *
    [Impel Down]

    Freudentrunken schlenderte der neue Leiter des Impel Downs aus dem Fahrstuhl heraus. Er fuhr einmal quer durchs Gebäude. Einfach weil es ihm ab sofort möglich ist. Lachend stolzierte in Richtung seines neuen Büros, dass er extra in den Eingangsbereich verlegen ließ. Wenn jemand ausbrechen würde, musste er erst an ihm und seinem Schreibtisch vorbei. Er schlug die Tür auf und betrachtete den Fremden, der sich auf seinem Schreibtischstuhl niedergelassen hatte.
    „Hallo David“, begrüßte Dr. Krueger seinen langjährigen Patienten ohne eine Spur der Überraschung.
    Shy sagte nichts und stand auf. Krueger bedankte sich und ließ sich in seinen Stuhl fallen.
    „Dein Bruder wird hier bald als Wärter anfangen!“ Shy reagierte nicht, da er nur aus einem Grund hier war. Krueger betrachtete ihn kurz.
    „Kein Smalltalk?“ Der Psychologe zog eine Phiole aus seiner Kitteltasche und überreichte sie seinem Stiefsohn.
    „Mit besten Grüßen von Dr. Henri Nolivan!“ Shy betrachtete die klare Flüssigkeit. Er zögerte.
    „Du hast versucht ihn umzubringen, nicht wahr?“ Krueger begann zu lachen. „Und jetzt hast du Angst seine Medizin zu nehmen?“
    Shy wollte nicht an die Vergangenheit denken. Es war furchtbar, was er alles anstellte, zerstörte und mit Füßen getreten hatte.
    „Im Herzen bist du ein guter Junge, nicht wahr?“ Krueger war ganz ruhig geworden. Er legte seine Hand auf die glühende Stirn des Junggebliebenen, zuckte kurz, als er sich an ihm verbrannte. Shy blickte seinen Retter und Mentor an. Er war tatsächlich auch zu Gutem fähig. Erst vor kurzem half er beim Wiederaufbau von Sarna Dipa mit. Nachts, anonym, erst nachdem er sicher war, dass Manus Geschichte sein würde.
    „Henri Nolivan ist Arzt. Vertraue ihm!“, sagte der Leiter und stieß mit seinem Glas Wasser gegen die Phiole, die David zögerlich anschaute, dann schließlich mit einem Schluck ausleerte.
    Er begann am ganzen Körper zu zittern, könnte er schreien, hätte er es getan. Dr. Krueger aber reagierte gar nicht darauf, sondern schritt in aller Seelenruhe auf eine Truhe zu, die er hinter seinem Schreibtisch aufbewahrte. Vorsichtig öffnete er den Deckel, zuckte nicht einmal als Shy mit den Fäusten auf den Schreibtisch schlug.
    „Ich wollte eh einen Neuen“, kommentierte der Psychologe ohne hinzusehen und öffnete den Deckel der Truhe. Auf der darin liegenden Frucht bildeten sich tatsächlich kleine Kringel.
    „Der Arzt ist ein wahres Genie.“ Ryan J. Krueger strahlte übers ganze Gesicht. „Die Krankheit T4Z und deine Teufelsfrucht werden gemeinsam im Körper gebunden und als ein Virus abgetötet.“ Er nahm Shy an die Hand.
    „Prüfen wir meine Vermutung und gehen ins Sonnenlicht.“ Seine Stimme überschlug sich beinahe vor Euphorie. „Nach über 20 Jahren wirst du endlich geheilt sein, deine Krankheit ist passé!“ Er blickte Shy schelmisch an. „Oder du kommst dabei um. Alles wie gehabt!“ Während Krueger laut zu lachen begann, verdrehte David, angesichts dieses schrägen Humors, die Augen.
    *
    [Sommerdorf]

    „Darf es noch ein Getränk sein?“, fragte Sommerbär mit weinerlicher Stimme. Das kleine Mädchen, das seine vor Tränen aufgequollene Visage sehen musste, lief schreiend davon. Seitdem ihm gesagt wurde, dass der Sekretär starb, war Deede van Bogar ein größeres Häufchen Elend als er ohnehin schon war. Seine Sekretärin – und Verlobte – beachtete ihn nicht weiter, da sie ganz nüchtern die vorgefertigten Gehaltsabrechnungen zerreißen konnte. Mit den Worten: „Jeder stirbt eben, auch SIE!“ hatte ihre harte Schale einen Haken drunter gesetzt.

    Der Hausmeister hingegen bastelte seit der Todesnachricht an einer Skulptur. Inspiriert wurde er von eben jener Statue, die König Archibald, der Peinliche, für Johannes Alber aufstellen ließ. Bei der Präsentation trug der König seine Krone falsch herum und nach Beendigung seiner Rede hing Archibald im Nasenloch der überdimensionierten Statue fest. Bis heute.
    Der Hausmeister hatte bereits eine zündende Idee für die Namensgravur. Anstelle des bürgerlichen Namens des Sekretärs wollte er in dicken Lettern darauf verweisen, wer eben jener handwerkliche begabte Künstler sein würde, der diese Statue gefertigt haben wird.
    Gefertigt vom ehemaligen Bürgermeister, Vizebürgermeister Hausmeister.
    Er warf dem Felsen einen Handkuss zu und begann mit Hammer und Meißel zu arbeiten. Es würde ein Meisterwerk werden.
    Erzähler: „Wurde es nicht, doch für eine verrückte Idee durchaus gelungen! Entschuldigt mich kurz...“

    Mind hingegen hatte alles satt. Er lag gefesselt auf dem Bett und harrte aus. Umsonst durfte er hierher, hatte man ihm versichert. So war es auch. Nur, hätte er nie geahnt, dass die Frauen ihre Worte wahr machten. Sally und Shawna kamen aus dem Badezimmer. Die laufende Dusche war eben noch zu vernehmen. Die Vorfreude quälte ihn beinahe. Ihre Bademäntel rutschten zu Boden und wie sie es sich versprachen, warfen sie sich auf ihn.
    Selbst Ernst war nicht imstande dazu etwas zu sagen. Mind würde die versaute Liste so eben zerrissen und in laszivem Treiben verbrannt haben.
    Aus Rücksicht und Diskretion...zartere Banden.

    Nebenan lagen Ray und Arina, ausgesprochen, ausgesöhnt, allen Widrigkeiten zum Trotz konnten sie endlich daliegen.
    „Ich habe eben beim Duschen gehört, was die beiden mit ihm vorhaben.“ Sie ließ die Schnur ihres Bademantels hin und her sausen, wartete auf seine Reaktion.
    „Und was willst du jetzt?“, fragte er und erwartete, nein erflehte, dass sie es ihnen gleich tun und sich ausziehen würde. Er war ein Mann. Er brauchte das, was ein Mann brauchte. Seine Augen folgten ihren Händen, die sich die Mantelschnur bis zum Knoten hinauf tasteten. Er stieß ein inneres Ja aus, kuschelte sich an sie heran. Endlich war es soweit. Bloß nichts falsch machen. Ihre zweite Hand tastete sich zur kleinen Schleife, strich diese glatt.
    „Du willst kuscheln?“ Sie lächelte. „Dann machen wir das!“ Sie zog den Knoten fester und schmiss sich an ihn.
    Während sich seine warme, angezogene Freundin an ihn schmiegte, zerbrach in Ray irgendetwas. Mit offen stehendem Mund und zitternden Augenlidern war er zum Schmusebären abkommandiert, während er eine Wand weiter zischende Peitschenhiebe hörte.
    Erzähler: *Sprotzen. Unterdrücktes hämisches Lachen*

    „Du hast wirklich ein großes Herz.“ Sie wischte sich mit den Händen über die Augen und hielt kurz inne.
    „Ich wusste sofort, dass es die Lösung war!“ Henri legte sich an die Lehne der Bank. Während des Spiels war sie Maylou erstmals begegnet. Es begann eine freundliche Unterhaltung, die sie hier und jetzt fortsetzen endlich konnten. Ruhig und friedlich.
    „Ein Monster tötet ein anderes Monster. Ein Mensch hilft einem anderen Menschen.“
    Er übte sich in Philosophie, da er endlich die Zeit dafür hatte. „Eben weil es...in ihrer Natur liegt.“ Maylou musste über dieses geistreiche Erzeugnis lachen. „War das nicht gut?“, schmunzelte Henri. „Es war furchtbar!“, spottete sie und boxte ihm in die Seite. „Arty war gut und zugleich zerrissen. Bei Shy war es sicher das gleiche.“ Er zögerte erneut. „Niemand ist abgrundtief schlecht, jeder hat lediglich einen Abgrund vor Augen.“ Nach diesem Satz stürzte er mit schmerzenden Rippen von der Bank und krümmte sich.
    „Sag einfach, dass du Artys Blut für dein Gegenmittel genommen hast.“ „Es...war...so...einfach! Sein...letzter...Wunsch“, bestätigte Henri unter lautem Stöhnen.

    „Symon ist verschwunden und mein Vater liegt im Koma...“ Mind ächzte erneut, während er sich mit Pope Lines unterhielt. Der bunte Abt cremte sich erneut den Bauch ein. Nur noch sein Kopf war unter der pinken Haube bedeckt. Dabei stieß er mit dem Ellenbogen eines seiner zahlreiche Gläser um, das im Gesicht des schlafenden Pater Erigal landete.
    „Manchmal benutzen wir sein Gesicht auch als Dartscheibe“, sprotzte der Abt. Er schaute Mind ins Gesicht, der sich von diesem Spaß nicht erweichen ließ. „Komm endlich runter, du hast alles gemacht, was du tun konntest.“ Mind schüttelte den Kopf.
    Dann lächelte er.
    „Damit habe ich mich abgefunden. Nur...diese Pause hier wird nicht ewig dauern.“
    „Es wäre dir aber möglich“, erwiderte der Lineist. „Sie sprachen mit Levine über Visionen...“ Pope Lines verschluckte sich beinahe an seinem Eiswürfel, während Mind sich aus seinen T-shirt schälte. Es war angenehm, als die Sonne seine weiße Haut berührte. Ob Sally etwaige Bräune attraktiv finden würde? Wer tat es nicht, dachte er, worauf Pope Lines ihn aus seinen menschlichen Gedanken zurück ins Analytische riss.
    „Levine ist ein wahres Juwel. Seine Vision hat uns gezeigt, wo wir dein Team in der Höhle finden würden. Sein Dampf treibt auch die Kugel an, mit der wir durch die Luft fliegen können.“
    „Was ist mit den Visionen“, unterbrach Mind ungeduldig, und entschuldigte sich umgehend mit einer Handgeste. Pope Lines störte sich nicht daran, da er der Erzählung in regelrechtes Schwärmen verfiel.
    „Darren Levine sieht in den Halluzinationen seines Drogenkonsums Dinge, die sich auf die Realität übertragen lassen. Jeder Mensch würde so etwas nach dem Rausch vergessen.“ Pope Lines beobachtete beim reden, wie sein Glas von der Stirn des schlafenden Erigals rollte.
    „Da er seinen Körper von innen heraus reinigt, setzt keinerlei Schwund ein. Sein Gehirn verwischt keine Spuren, die sein Unterbewusstsein mithilfe der Drogen bildet...“
    „Und auf Kythera barg er eben die Beweise...“ Pope Lines nickte sofort. „Die Manus-Tafel enthält in ihrem Innern Vivre-Karten. Es ist Lebensenergie in Papierformat...leicht aufzuspüren.“
    „Das heißt also, dass Boundary noch am Leben ist.“
    „Boundary lebt“, bestätigte der Abt. Mind grübelte, während im Hintergrund bereits Schritte zu hören waren.
    „Ihr habt Shady unterstützt, weil ich Teil einer Vision bin?“ Pope Lines haderte. Der Scharfsinn dieses Jungen beunruhigte ihn. Es war ein Ding der Unmöglichkeit ihn rasten zu lassen. Sein Geist war immer mehrere Schritte weiter. Vermutlich dachte er sich bereits an den übernächsten Ort, den er betreten würde – oder seiner Ansicht nach musste. Pope Lines seufzte nach diesen Gedankenspielchen. Mind akzeptierte nur die Wahrheit.
    „Es war uns bewusst, dass du Boundarys natürlicher Gegenspieler bist. Ihr werdet euch nicht in dieser Welt wiedersehen, mehr aber hat auch Levine nicht gesehen.“ Er klopfte Mind auf die Schulter. „Ganz ehrlich, wir hätten dich auch ohne Vision unterstützt. Jirain zur Liebe!“
    „Ein Hoch auf diesen Mann!“, entgegnete Mind und lächelte. „Hoch, hoch“, prostete ihm Lines zu.

    Er wusste was zu tun war. Mind kannte seine Antwort. Eine, die es ihm ermöglichte hier auszuspannen und die Füße hochzulegen. Dass hatten sie sich versprochen, sofern sie alles bis hierhin überlebten. Dies taten sie.
    Sally, Shawna und Arina, Shira, Ray und Henri, in memoriam: Jirain Shadner. Mit Mind zusammen waren sie, wie es das Schicksal wollte: Acht Leute.

    Mind erinnerte sich an Shadys Wunsch, die Geschichten, die er von ihm hörte. Es war beschlossene Sache.
    Sie werden die neue M-Acht. Minds Acht. Ein M, dessen Bedeutung der zukünftige Begründer nicht vergessen würde.
    Doch dies hatte noch Zeit. Jetzt wollte er ausspannen.
    „Was geht dir jetzt noch durch den Kopf“, fragte Sally und umarmte ihn von hinten. „Vieles“, entgegnete Mind grinsend.
    „Dass du nach dem Ding noch klar denken kannst...“, frotzelte Shawna, deren Kennenlernen ihm schmerzhafte Erinnerungen bereitete. Sie verstand es, einem Mann in die fruchtbare Gegend zu treten. Verbal – und auch anders.
    „Ich war die ganze Zeit hier und habe mich unterhalten“, erwiderte er und prostete seinem Trinkcompagnon zu.
    „Wie bitte?“ Die Frauen schauten sich seinen Körper an. Er war völlig unversehrt und gar nicht blutüberströmt. Sein Bein schien auch nicht gebrochen zu sein. „Scheiße...“
    Die ausgelaugten Frauen blickten sich gegenseitig an, ein ungutes Gefühl machte sich in ihnen breit.
    Erzähler: „Das...war...es...wert“, ächzte der Erzähler und riss sich die Mysterious Mind Maske vom Gesicht. „Das war...es...absolut...wert“, stöhnte er und fiel bewusstlos aus seinem Sessel heraus.

    „Und was möchten Sie noch?“, wimmerte Sommerbär, der den Gast mit dem eigenartigen Schnurrbart an der Saftbar begrüßte. Der Mann hatte den Sekretär angeblich beim Angeln gefunden und danach hierher gebracht. Zur Belohnung erhielt er den Schatz von Hanten Hill, den Mind dem Bürgermeister überließ: Ein schmackhaftes Rezept für die aromatischste Brotstulle der Welt. Das Brot, das Hanten Hill noch vor San Jigens Eintreffen berühmt gemacht hat.
    „Ich habe momentan einiges um die Ohren“, sagte der neue Besitzer des Rezepts und schlug die Zeitung zu. „Ich möchte mir daher eine Auszeit im besten Hotel nehmen!“
    „Das Great Blue wäre dies“, verkündete Sommerbär. „Bei drei Wochen Aufenthalt erhalten Sie einen erstaunlichen Rabatt“, fügte er hinzu und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Doch es ist zugleich auch der teuerste Aufenthalt hier“, ergänzte Sommerbär ehrlich.
    „Zwei Jahre dürften ausreichen. Dann sollte sich der ganze Trubel gelegt haben.“
    Sommerbär, eben noch ernüchtert, fiel angesichts dieser künftigen Einnahmen in eine gnädige Ohnmacht. Unter der Theke sprang die Sekretärin hervor, die bereits ein vorbereitetes Formular auf den Tisch knallte.
    „Unter welchem Namen bucht der edle Gast?“, fragte sie berufsbedingt freundlich. Der angesprochene Mann strich sich über den Schnurrbart, der beinahe in sein Getränk hinein fiel. Die Gläser seiner Sonnenbrille spiegelten das Sonnenlicht.

    „Calvin Cappuccino!“

    Erzähler: „Ob ihr es glaubt oder nicht. Dieser Tag endete friedlich. Denn nach jeder dunklen Wolkenfront kehrte stets ein neuer Glanz zurück.“

    Ende.
  • Mit dem Epilog ist nun wohl endgültig ein Schlussstrich gezogen worden und nur knapp 3 Monate später habe ich es auch endlich gelesen.
    Einziger Kritikpunkt wäre, dass ich die Szene in der sich Shawna und Sally an Mind Ernst vergehen, gerne genauer beschrieben gehabt hätte.
    Ansonsten zeigst du uns alle möglichen Orte überall auf der Welt und stellst damit klar, dass diese Geschichte zwar zu Ende ist, die Story aber noch weiter geht. Wer sich von dem Epilog das Zusammenführen der letzten offenen Enden erhofft hat, wird sicher enttäuscht sein. Der Rest von uns freut sich aber, dass wir deine Figuren bald wiedersehen. Sei es nun Jays Jagd nach dem Yamakuma oder die Erkenntnis das Boundarys Spiel wohl noch lange nicht vorbei ist. In dem Epilog hast du die Grundsteine für fünf weitere FF's gelegt. ;)
    Wir wurden Zeuge von Bedeutungsschwangeren Ereignissen wie der Gründung der M(ind)-Acht oder der Nennung der neuen Vorsitzenden der C-Corp. ...Arme Alexis
    Die Konversation auf Sarna Dirpa deute ich so, dass Shy anscheinend noch aktiv ist. Anscheinend baut er jetzt nachts Häuser um Buße zu tun. Ob das hilft, bezweifle ich aber.
    Da Mind nun weiß, dass Boundary noch lebt, wird er wohl nicht mehr lange still sein. Hier möchte ich mal die Frage stellen. Ist Mind auch der Hauptcharakter der Nachfolge-FF? Oder ist es jemand anderes Bekanntes oder womöglich ein vollkommen neues Gesicht. Jedenfalls bleibt uns das Dream Team Mind vs Boundary ganz sicher erhalten und ich freue mich schon auf ihr nächstes Zusammentreffen.
    Zwei Mysterien tischst du uns auch noch auf. Erstens: Wer ist "Detektiv Huge"? Anscheinend ja der neue Inhaber der b-times, aber wie geht das, wenn er die letzten Wochen freiwillig im Gefängnis gesessen hatte. Shaun wirkte bei seinem Dahinscheiden nicht wirklich so, als hätte er einen Backup Plan gehabt, also glaube ich das Huge die Kontrolle über die b-times irgendwie an sich gerissen hat. Was er vorhat und was seine Ziele sind kann man jetzt noch nicht sagen, aber ich vermute mal, dass er eher eine Antagonisten Rolle einnehmen wird.
    Kommen wir aber nun zum Schlussknüller. Nein nicht Ernsts SM-Abenteuer mit Sally und Shawna oder das Ray zum Kuscheltier degradiert wurde, sondern das Carpaccio anscheinend überlebt hat. Darauf kann ich mir überhaupt keinen Reim machen. Seine Rolle war eigentlich gut abgeschlossen und ich weiß nicht, was er in der Nachfolge-FF für eine Stellung einnehmen soll. Seine Aussagen deuten darauf hin, dass er sich erstmal aus allen Geschäften heraushalten will. Vielleicht ist das aber auch nur eine Andeutung darauf, dass die Nachfolge-FF nach einem Zeitsprung von 2 Jahren spielen wird. Oder womöglich will er sich einfach nur in der Heimat seines Liebsten zur Ruhe setzen. Ich hab keine Ahnung.
    Jedenfalls kannst du jetzt, da ich endlich kommentiert habe, ja mit dem ersten Kapitel der neuen Story rausrücken. Ich freu mich übrigens schon auf den Auftritt des Lehrers von Gardan Gauß. Er wird bei der Jagd nach dem Yamakuma sicher noch eine zentrale Rolle spielen und als böser Mensch bin ich auch schon auf sein Zusammentreffen mit Shawna gespannt.

    mfg
    Dillian
    ~dilliansthoughthub.blogspot.co.at~